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Hartmut Traub - Die Drei

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renommierten Steiner-Forschern (Lindenberg/<br />

Zander) ignorierte Bekenntnis Steiners zu I. H.<br />

Fichte einzusetzen (T, 901f.). Ehret wird von<br />

mir als die löbliche Ausnahme geschätzt, von<br />

der aus eine Grundlegung der Anthroposophie<br />

aus dem Geist der Philosophie I. H. Fichtes<br />

nachvollzogen werden kann (T, 974).<br />

Mit Bezug auf Aristoteles und Thomas von Aquin<br />

kritisiert Wood: »<strong>Traub</strong>s Studie zu den Wurzeln<br />

der Anthroposophie reicht jedoch nur bis zu<br />

I. H. Fichte und Troxler und verzichtet völlig<br />

auf eine Diskussion dieser beiden frühen Denker«<br />

(W2, 49). Wer sich die Mühe macht, über<br />

das Namensregister meines Buches die Stellen<br />

aufzusuchen, an denen ich auf Aristoteles<br />

und Thomas mit Bezug auf die Entstehungsgeschichte<br />

der Anthroposophie eingehe, wird<br />

feststellen, dass dies bereits ausdrücklich im<br />

Vorwort geschieht (vgl. T, 22). Darüber hinaus<br />

wird zu Thomas und »Steiners Neugründung<br />

der Theologie/Theosophie« mit einigen anthroposophischen<br />

Autoren eine ausführliche Diskussion<br />

über diesen epochalen theologischen<br />

Anspruch geführt (T, 857ff.). Dass ich auf eine<br />

Diskussion über die Bedeutung von Aristoteles<br />

und Thomas im Blick auf die Grundlegung von<br />

Steiners Anthroposophie »völlig verzichtet«<br />

hätte, kann man wohl nicht behaupten. Was<br />

die Textstelle betrifft, auf die sich Wood bezieht,<br />

so ist festzustellen, dass auch an ihr eine<br />

Fundamentalkritik des »völligen Verzichts« auf<br />

Aristoteles und Thomas nicht angebracht ist.<br />

Denn auf derselben Seite, auf der der Satz steht,<br />

den Wood gegen mich verwendet, wird sowohl<br />

der Einfluss »nichtphilosophischer, das heißt<br />

mystischer und esoterischer, europäischer wie<br />

asiatischer Quellen auf die spezifische Ausprägung<br />

der Anthroposophie Steiners« als auch<br />

die Bedeutung von Aristoteles und Thomas<br />

von Aquin erwähnt: »Für die Beurteilung von<br />

Steiners Anthroposophie als philosophische<br />

Position sind sie [Aristoteles und Thomas von<br />

Aquin] – etwa was den Aufbau der Seelenlehre<br />

oder die Theorie von Form und Materie betrifft<br />

– gleichwohl wichtige Referenzpunkte« (T,<br />

905). Woods Kritik, ich hätte auf die Einbettung<br />

der in die europäische und asiatische Geistesgeschichte<br />

sowie auf die spezifischen Referenzen<br />

zu Aristoteles und Thomas »völlig verzichtet«,<br />

halte ich daher für ziemlich überzogen.<br />

Ernst Haeckel: Zu Beginn des zweiten Teils<br />

seines Essays trägt Wood seine Einschätzung<br />

zu Steiners »originellster und dauerhaftesten<br />

philosophischen Errungenschaft« vor. <strong>Die</strong>se<br />

besteht nach Wood darin, Haeckels »materialistische<br />

Evolutionstheorie« mit der »idealistischen<br />

Philosophie von menschlicher Freiheit<br />

und Moral« in Einklang gebracht zu haben (W2,<br />

47). Auf dieses Argument kann ich mich an<br />

dieser Stelle nicht ausführlich einlassen. Dass<br />

ich starke Bedenken gegen die »Krönungszeremonie«<br />

habe, der zufolge Steiners ethischer Individualismus<br />

die Krone dessen sein soll, was<br />

die Evolutionstheorie Darwins und Haeckels<br />

für die Naturwissenschaften angestrebt haben<br />

(GA 4, 200), 4 ist im Kapitel 7.6 des dritten Teils<br />

meines Buches unter dem Titel »<strong>Die</strong> Philosophie<br />

der Freiheit am Abgrund« (T, 766ff.) ausgeführt.<br />

Entscheidend ist Woods Kritik an meiner<br />

»unbegründeten Spekulation« (W2, 48), nämlich,<br />

dass sich Steiner mit seiner Philosophie<br />

der Freiheit dem Haeckelschen Materialismus<br />

auch deswegen angenähert habe, weil er sich<br />

von dem berühmten Professor Unterstützung<br />

für die eigene akademische Karriere versprach.<br />

Wood behauptet nun, es existiere für diese<br />

These keinerlei »Textgrundlage und <strong>Traub</strong> liefert<br />

auch keine« (W2). Zunächst einmal gilt es<br />

festzuhalten, dass ich nicht behauptet habe,<br />

Steiners Karrieredenken sei das einzige Motiv<br />

für seine Annäherung an Haeckel (vgl. T, 792).<br />

Den Vorwurf, dass es für die Stützung dieser<br />

karrierestrategischen Seite der Beziehung von<br />

Steiner zu Haeckel keine Textgrundlage gäbe,<br />

wie Wood behauptet, kann ich nicht nachvollziehen.<br />

Denn, wie ich im Text (S. 792) belege,<br />

bringt Steiner in seinem Brief vom 21. März<br />

1894 5 gegenüber Pauline Specht nicht allein seine<br />

Hoffnung zum Ausdruck, dass er im Kampf<br />

gegen religiöse Vorurteile, sondern dass er auch<br />

persönlich, mit seinen »eigenen Bestrebungen«,<br />

4 GA 4: Rudolf Steiner: <strong>Die</strong> Philosophie der Freiheit<br />

(1894/1918; GA 4), Dornach 1995.<br />

5 Rudolf Steiner: Briefe Band II: 1890-1925 (GA 39),<br />

Dornach 1987, S. 207ff.<br />

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