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wirklich - Verband Geschlossene Fonds

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Ausgabe 1/2013<br />

<strong>wirklich</strong><br />

Das Magazin für Sachwertinvestition<br />

Herausgegeben vom BSI BUNDESvERBaND SachwERTE und InvESTMENTvERMöGEN e. V.<br />

—<br />

GESTERN<br />

Die Geschichte<br />

der Geldanlage<br />

—<br />

HEUTE<br />

Lateinamerika<br />

unter Strom<br />

—<br />

MORGEN<br />

Der Flughafen<br />

der Zukunft


editorial<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

PS: Das Titelbild zeigt<br />

übrigens einen frühlingshaften<br />

Buchenwald – zu erkennen<br />

an den Buschwindröschen,<br />

die vom nährstoffreichen<br />

Boden am Wurzelwerk des<br />

Baumes profitieren.<br />

sonst heißt es immer „alles neu macht<br />

der Mai“. Bei uns ist es in diesem Jahr der<br />

Juli geworden. Mitten im Sommer bricht<br />

für die unternehmerischen Beteiligungen<br />

und ihre Branche eine neue Zeit an.<br />

Sie wird bestimmt von einem neuen Gesetz,<br />

dem Kapitalanlagegesetzbuch, das<br />

zum ersten Mal überhaupt Investmentfonds<br />

und Sach wertbeteiligungen gleichermaßen<br />

regelt – zusammen und auf<br />

einem einheitlichen Niveau.<br />

Der Frühling steht für Erneuerung,<br />

der Sommer für Wachstum und Ertrag.<br />

So ist es auch mit unserem Magazin. Und<br />

mit unserem <strong>Verband</strong>.<br />

Vor Ihnen liegt die aktuellste Aus -<br />

ga be unseres Magazins. Das Kind hat<br />

einen neuen Namen: „Wirklich“. Der<br />

neue Titel beschreibt, was Sachwertanla<br />

gen sind, nämlich real, nichts Hybrides,<br />

nichts Syn thetisches, sondern eben<br />

wirk lich. Zum Anfassen, zum Besichtigen,<br />

zum Mit fah ren, zum Staunen (wer<br />

je mals vor einem Airbus A380 stand,<br />

weiß was ich meine).<br />

Wenn am 22. Juli das Sachwert-<br />

In vestmentvermögen das Licht der Welt<br />

erblickt, wird aus dem „alten“ VGF<br />

Ver band <strong>Geschlossene</strong> <strong>Fonds</strong> auch der<br />

neue BSI Bundesverband Sachwerte und<br />

Investmentvermögen. Unsere Sachwertewelt<br />

erweitert sich durch das Kapitalanla<br />

gegesetzbuch. Unsere Mitglieder wer -<br />

den zu künf tig von der Finanzaufsicht<br />

kon trol liert. Sie können über geschlossene<br />

<strong>Fonds</strong>, die sie bisher konzipiert und<br />

an ge bo ten haben, nun auch neue Produkte<br />

und Vehikel anbieten.<br />

Diese Investmentvermögen stehen Privat -<br />

anlegern und semi- wie profes sio nellen<br />

Anlegern offen. Der „neue“ <strong>Verband</strong> BSI<br />

wird all jene vertreten, die direkt oder<br />

indirekt mit dem Management der nach<br />

dem KAGB zugelassenen Investmentvermögen<br />

zu tun haben.<br />

Der Sachwert bleibt dabei der rote<br />

Faden. Sachwerte sind echte Werte, keine<br />

virtuellen. Sie investieren in realen Wirt -<br />

schaftskreisläufen, sie operieren in echten<br />

Märkten und wirtschaftlichen Zu sammen<br />

hängen. Sie sind, wie schon gesagt,<br />

„<strong>wirklich</strong>“.<br />

Mit dem neuen Namen läuten wir<br />

auch in diesem Magazin den Wandel<br />

ein. Stück für Stück werden wir die<br />

Sachwertanlagen in die neue regulierte<br />

Welt begleiten. Wir werden neue Rubriken<br />

schaffen und andere Geschichten<br />

für Sie entdecken. Was bleibt, ist die<br />

Neugier auf die Welten hinter der Sachwert-Kapitalanlage.<br />

Denn mit Sachwert-<br />

Investmentvermögen können Sie nicht<br />

nur Erträge generieren, sondern auch<br />

bleibende Werte schaffen.<br />

Ich hoffe, dass Sie weiterhin Freude<br />

mit unserem Heft haben, und wünsche<br />

Ihnen eine interessante Lektüre.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Eric Romba,Hauptgeschäftsführer<br />

BSI BunDESvERBand für SacHWERTE<br />

und InvESTmentvERmögen e. v.


01/2013<br />

aus dem Inhalt<br />

ASSETKLASSEN<br />

ICH KAUFE EIN O<br />

Energie<br />

FLUGZeuge<br />

DIE SACHE MIT DEM WERT<br />

DER FORTSCHRITT MIT<br />

<strong>Geschlossene</strong>n Sachwert-<br />

Investmentvermögen<br />

Ob Hollywood-Zeichen, Kölner Dom<br />

oder Oper von Sydney – einige der<br />

berühmtesten Wahrzeichen der Welt sind<br />

durch den finanziellen Einsatz vieler<br />

entstanden<br />

Seite 18<br />

SONNE, FEUERRINGE<br />

UND VULKANE<br />

DER NEUE TRAUM VOM FLIEGEN<br />

In 40 Jahren sollen Menschen deutlich<br />

schneller zum Ziel kommen als jetzt. Das<br />

stellt Flughäfen vor Herausforderungen<br />

Seite 38<br />

Viele Menschen denken bei „Sachwerten“<br />

an Goldbarren, manche an Immobilien,<br />

wieder andere an Aktien. Was also ist<br />

eigentlich ein Sachwert?<br />

Seite 47<br />

Ein spielerischer Blick auf eine Landschaft<br />

ohne und mit Sachwertanlagen, die wir<br />

täglich erleben<br />

Seite 6<br />

Immobilien<br />

AUF EINEN ÄPPLER<br />

IN MAINHATTAN<br />

Das Einmaleins der<br />

Infrastruktur<br />

Ob bei Kitas, Schulen oder Seniorenzentren<br />

– die Anforderungen an die<br />

infrastrukturelle Erneuerung steigen.<br />

Dadurch ist privates Engagement<br />

gefragter denn je<br />

Lateinamerika erschließt das Potenzial<br />

der erneuerbaren Energien. Solarstadien<br />

zur Fußballweltmeisterschaft in Brasilien<br />

sind da nur der Anfang<br />

Seite 30<br />

PriVATE EQuitY<br />

Idee sucht kapital sucht idee<br />

Investmentvermögen<br />

EXPERTEN UNTER SICH<br />

Wie wäre es, wenn wir die historischen<br />

Protagonisten der Investmentgeschichte<br />

noch einmal versammeln könnten? Verfolgen<br />

Sie ein nicht ganz ernst gemeintes<br />

Protokoll einer fiktiven Tv­Debatte<br />

Seite 48<br />

IDEEN BRAUCHEN KAPITAL<br />

Für Innovationen sind private Investoren<br />

unabdingbar. Ein Gastbeitrag von<br />

Dr. Axel Nawrath, Mitglied des Vorstandes<br />

der staatlichen Förderbank KfW<br />

Seite 52<br />

Seite 22<br />

NO RISK, NO FUN<br />

In Frankfurt am Main kann man die<br />

Hektik einer Metropole genauso erleben<br />

wie hessische Gemütlichkeit. Erinnerungsskizzen<br />

an einen Tag im Finanzzentrum<br />

Seite 14<br />

COntainer<br />

DIE BLECHKISTE DENKT MIT<br />

Das erfolgreichste Transportmittel der<br />

Welt wird intelligent. Wissenschaftler<br />

haben ihm beigebracht, sich Gedanken<br />

über den Inhalt zu machen<br />

Seite 25<br />

Das Internet ist eine Spielwiese für<br />

neue Ideen. Doch wer eine Idee zum<br />

Erfolg machen will, braucht vor allem<br />

eins: Kapital<br />

Seite 36<br />

Risiken eingehen und Verantwortung übernehmen<br />

macht Spaß – findet der Berliner<br />

Buchhändler Kurt von Hammerstein<br />

Seite 42<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

BSI BunDESvERBand SacHWERTE und<br />

InvESTmentvermögen e. V.<br />

T +49 (0)30 . 31 80 49 00 | F +49 (0)30 . 32 30 19 79<br />

kontakt@bsi-verband.de<br />

www.sachwerteverband.de<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Rechtsanwalt Eric Romba<br />

BSI BunDESvERBand SacHWERTE und<br />

InvESTmentvermögen e. V.<br />

eingetragen beim Amtsgericht Charlottenburg,<br />

VR 23527 Nz<br />

Gestaltung www.ressourcenmangel.de<br />

BildnacHWEIS<br />

David Pinzer (Titel), Roland Brückner (S. 7 f),<br />

JamESTown (S. 8), Paribus (S. 10), Getty<br />

Images (S. 12), Matthias Heyde (Illustrationen<br />

S. 14–17), Ross Halfin (S. 18), Britta Leuermann<br />

(S. 21), RSM/Anna Härlin (S. 23), Buss<br />

Group (S. 25f), Buss Capital/Gilbert Palale<br />

(S. 27 f), Michael Trapp/Alfred-Wegener-<br />

Institut für Polar- und Meeresforschung (S. 29),<br />

iStockphoto (S. 30, 32, 33, 39), SOWITEC<br />

group (S. 31), Botschaft der Republik Chile<br />

in Deutschland (S. 35), Larry Ewing/GIMP<br />

(S. 37), RSM/Oliver Kandale (S. 40), RSM/<br />

Franziska Söhner (S. 42–45), RSM/Robert<br />

Albrecht (S. 50 f), KfW Bankengruppe (S. 53)


assetklassen<br />

Der Fortschritt<br />

durch Sachwertinvestitionen<br />

Wir fliegen gerne in ferne Länder, mögen es, wenn der<br />

Arbeitsplatz im Stadtzentrum liegt und erwarten, dass<br />

die Atomkraft von erneuerbaren Energien abgelöst wird.<br />

Hinter vielen Dingen, die für uns selbstverständlich sind, verbirgt<br />

sich geschlossenes Sachwert-Investmentvermögen.<br />

Ein spielerischer Blick auf eine Landschaft ohne und mit<br />

Sachwertanlagen, die wir täglich erleben<br />

Hier investieren geschlossene Sachwert-Investmentvermögen<br />

Erneuerbare Energien: Energieeffizienz, Windenergie, Wasserkraft, Solarenergie Immobilien: Wohn- und Bürogebäude, Seniorenzentren,<br />

Studentenwohnheime, Hotels, öffentliche Liegenschaften, Gewerbe-, Logistik- & Einzelhandelsimmobilien, Parkhäuser<br />

Private Equity: Beteiligungen an KFZ-Zulieferern, Herstellern von Badarmaturen, Computern, Schienenfahrzeugen<br />

Flugzeuge: Großraumflugzeuge, Langstrecken- & Mittelstreckenflugzeuge, Turbinen Schiffe: Container & Containerschiffe,<br />

Massengutfrachter, Öltanker, Spezialschiffe Spezialitäten: Wälder, Agrarflächen & Agrarprodukte<br />

6


Aus dem leben eines sachwerts<br />

Folkston. Unendliche Weiten mit<br />

großer Zukunft: Diese jungen, zierlichen Setzlinge der Elliot-<br />

Kiefer im US-Bundesstaat Georgia werden in einigen Jahren zu<br />

amerikanischen Häusern, Dächern und Brücken. Dazu brauchen<br />

sie nicht viel mehr als Zeit. Kaum Hege und Pflege, nicht<br />

einmal nährstoffreiche Böden sind nötig, um sie zu Bauholz zu<br />

machen. Dessen Qualität ist so hoch, dass rund 95 Prozent der<br />

Forstbetriebe im Südosten der USA Kiefern anbauen. Und die<br />

finden sich dann nicht nur in Brücken und Häusern, sondern je<br />

nach Art auch in amerikanischen Wohnzimmern.<br />

*


kiel. Die Gravita 10 BB setzt sich in Bewegung.<br />

Ganz langsam, denn schnelles Anfahren ist trotz ihrer 1.360 PS<br />

schlicht unmöglich: Rund 80 Tonnen bringt die Rangierdiesellok<br />

auf die Gleise, das ist etwa so viel wie ein Triebwagen eines<br />

ICE 2. Dieses Eigengewicht braucht sie, um ganze Güterzüge<br />

auf andere Gleise zu schieben oder einzelne, voll beladene<br />

Wagen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Dabei ist zentimetergenaues<br />

Arbeiten gefragt, weshalb die Gravita 10 BB<br />

genauso gesteuert werden kann wie die Modelleisenbahn im<br />

heimischen Keller: per Fernbedienung.<br />

*<br />

Aus dem leben eines sachwerts


Aus dem leben eines sachwerts<br />

Singapur. Dieses Bild zeigt nicht<br />

etwa die Rushhour an einem Montagmorgen. Denn Tag und<br />

Uhrzeit spielen in der Singapore Strait keine Rolle, wenn es<br />

um die Anzahl der Schiffe geht, die die Meerenge zwischen<br />

Indonesien und Singapur durchkreuzen. Die „Straße von<br />

Singapur“ ist der meistbefahrene Wasserweg der Welt. Denn<br />

Singapur liegt so verkehrsgünstig, dass Massengutfrachter,<br />

Tanker und Containerschiffe zwischen Europa und Asien hier<br />

zwangsläufig vorbeikommen. Und nur ein Teil von ihnen legt<br />

in einem der Frachthäfen Singapurs an: immerhin 120.000 pro<br />

Jahr nämlich. Das sind zwölfmal so viele Frachtschiffe wie im<br />

Hamburger Hafen.<br />

*


IMMOBILIEN<br />

Auf einen ÄPPler<br />

in Mainhattan<br />

In Frankfurt am Main kann man die Hektik einer Metropole genauso<br />

erleben wie hessische Gemütlichkeit. Mittendrin prägen auch geschlossene<br />

Sachwert-Investmentvermögen Skyline und Stadtbild.<br />

Eine Erinnerung in Bildern an einen Tag in Europas Finanzzentrum<br />

Finanzen im Westend<br />

In jeder anderen deutschen Stadt wären die zwei Türme der<br />

Deutschen-Bank-Zentrale den Wolken am nächsten. Nicht so<br />

in „Mainhattan“. Dessen berühmte Skyline ist mit Wolkenkratzern<br />

so gespickt, dass das gigantische Hochhaus mit seiner<br />

155-Meter-Glasfassade gerade einmal Platz zehn der höchsten<br />

Gebäude belegt.<br />

Grünes in Niederrad<br />

Südlich des Mains, unweit von Commerzbank-Arena und<br />

Flughafen, befindet sich die Frankfurter Bürostadt in Niederrad.<br />

Wer dort etwa vom Dach des „Prisma“ in Richtung Norden<br />

blickt, hat eine wunderbare Sicht auf die Frankfurter Skyline.<br />

Im Süden hingegen sieht man den riesigen Stadtwald. Dort ist<br />

von geschäftigem Treiben keine Spur.<br />

Neuland im Europaviertel<br />

Ein überraschender Anblick: Im Europaviertel, mitten in der Stadt, liegt<br />

eine etwa 90 Hektar große Brachfläche. Noch. Denn wo sich früher<br />

der Frankfurter Güterbahnhof befand, entsteht bis 2019 ein neues<br />

Stadtviertel mit Wohnhäusern, Bürogebäuden, Park und Hotels. Südlich<br />

davon, an der Grenze zum Gallusviertel, liegt die Bahnpyramide,<br />

Heimat des Geschäftsbereiches „Personenverkehr“ der Deutschen Bahn.<br />

14 15


FürsTLIches im Bahnhofsviertel<br />

Schon seit dem Mittelalter ist Frankfurt eine wirtschaftlich bedeutsame<br />

Stadt. Dennoch wurde das heutige Bahnhofsviertel erst zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts vollständig bebaut. Ab 1902 gingen<br />

Bankiers im edlen Hotel Fürstenhof ein und aus. Heute steht das<br />

neobarocke Gebäude längst unter Denkmalschutz und beherbergt<br />

den Privatkundenbereich – wen überrascht es – einer Bank.<br />

Speckgürtel im Nordwesten<br />

Frankfurt wächst. Das gilt sowohl für die Einwohnerzahl als auch für<br />

die Zahl der Unternehmen, die sich hier ansiedeln. Davon profitiert<br />

auch der sogenannte Speckgürtel um die Stadt herum. Das nordwestliche<br />

Eschborn beispielsweise hat sich zu einem gefragten Standort für<br />

Finanzdienstleister entwickelt, die markante Gebäude wie „The Cube“<br />

beziehen. Dort hat die Verwaltung der Deutschen Börse ihre Heimat.<br />

16 17


Immobilien<br />

Ich kaufe<br />

ein O<br />

Ob Hollywood-Zeichen, Kölner Dom oder Oper von Sydney –<br />

einige der berühmtesten Wahrzeichen sind durch den<br />

finanziellen Einsatz vieler entstanden. Manche von ihnen gelangten<br />

allerdings unbeabsichtigt zu Weltruhm<br />

Es ist ein Uhr morgens. Bei<br />

Alice Cooper klingelt das<br />

Telefon. Der Schockrocker<br />

selbst geht ran. „Ich kann<br />

nicht schlafen“, sagt eine<br />

Stimme, „komm rüber.“ Die Stimme<br />

gehört Groucho Marx, zu Lebzeiten lus -<br />

tigster Mann Hollywoods. Immer, wenn<br />

er nicht schlafen konnte, rief er Alice<br />

Cooper an. Der eilte daraufhin ins Haus<br />

der Hollywood-Legende, um ihm Gesellschaft<br />

zu leisten. Die enge Freundschaft<br />

endete erst, als Groucho Marx im<br />

Sommer 1977 starb. Kurze Zeit später<br />

nutzte Alice Cooper die Gelegenheit,<br />

seinem engen Freund ein Denkmal<br />

zu setzen: Er beteiligte sich an einer<br />

Spendenaktion, die das weltberühmte<br />

„Holly wood Sign“ vor dem Verfall retten<br />

sollte. Mit Erfolg. Mit 27.000 US-Dollar<br />

finanzierte Cooper die Restauration des<br />

zweiten „O“ in „Hollywood“ – zu Ehren<br />

seines Freundes Groucho Marx.<br />

HAT EIN O GEKAUFT<br />

Rocksänger Alice Cooper investierte in den Erhalt<br />

des „Hollywood Sign“ in Los Angeles<br />

i<br />

Anleger investieren mit geschlossenen<br />

Sachwert-Investmentvermögen gemeinsam<br />

in Immobilien. Diese erwirtschaften<br />

Rendite durch Mieteinnahmen. Im Jahr<br />

2012 belief sich das Platzierungsvolumen<br />

der Assetklasse in Deutschland und im<br />

Ausland auf rund 4,34 Milliarden Euro.<br />

Ohne diese gemeinsame Finanzierungsaktion<br />

wäre das „Hollywood Sign“ heute<br />

nicht mehr das Wahrzeichen von Los<br />

Angeles und das Symbol für Träume,<br />

die Wirklichkeit werden. Auch an dere<br />

Sehenswürdigkeiten würden ohne den<br />

Einsatz verschiedener Finanziers schlicht<br />

nicht existieren.<br />

Ortswechsel. Wenn sich jedes Jahr<br />

zu Ostern weltweit die Aufmerksamkeit<br />

auf den päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“<br />

richtet, wissen wohl die wenigsten, dass<br />

der Petersdom nicht nur ein religiöses<br />

Zeugnis für die Herrlichkeit Gottes auf<br />

Erden ist – sondern auch ein gemeinsames<br />

Immobilieninvestment internationalen<br />

Ausmaßes. Bevor die Kathedrale<br />

mit der gigantischen Kuppel im Jahr<br />

1506 geweiht werden konnte, stellten<br />

Gläubige aus aller Welt Geld für den<br />

Bau zur Verfügung. Teilweise geschah<br />

dies durch den sogenannten Peterspfennig<br />

– eine Geldsammlung, mit der<br />

bis heute die Verbundenheit zum Papst<br />

zum Ausdruck gebracht wird.<br />

DIE KIrche IM DORF Lassen<br />

Für den Bau von Deutschlands Sehenswürdigkeit<br />

Nummer eins waren die<br />

rheinischen Bauherren besonders einfallsreich.<br />

20.000 Menschen besuchen<br />

täglich den Kölner Dom. 632 Jahre hat<br />

es gedauert, ihn zu bauen. Schon die<br />

Bauzeit deutet darauf hin, dass die Finanzierung<br />

im wohlhabenden Köln zu<br />

Zeiten des Mittelalters kein Selbstläufer<br />

war. Aus Geldmangel stand die „ewige<br />

Baustelle“ lange Zeit praktisch still, bis<br />

Spender im In- und Ausland tief in die<br />

eigene Tasche griffen und zahlreiche<br />

Hilfsorganisationen gegründet wurden –<br />

was allerdings ebenfalls nicht ausreichte.<br />

18 19


Deshalb lockten die Bauherren private<br />

Geldgeber mit dem Anreiz, aus einem<br />

kleinen finanziellen Einsatz einen großen<br />

Gewinn zu machen: Sie erfanden die so<br />

genannte „Prämien Collecte“, eine Dombaulotterie,<br />

in die Bürger umgerechnet<br />

eine Milliarde Euro investierten. Damit<br />

finanzierten sie die Vollendung des im<br />

Jahre 1880 höchsten Gebäudes der Welt.<br />

Nicht nur am Rhein, sondern auch<br />

in Down Under gelang es, ein<br />

bauliches Großprojekt mit Hilfe<br />

der Öffentlichkeit zu finanzieren. Dort<br />

wurden die ursprünglich veranschlagten<br />

Baukosten der Oper von Sydney<br />

von sieben Millionen australischen Dollar<br />

vollständig durch eine Lotterie eingespielt.<br />

Den Teilnehmern ging es dabei<br />

nicht nur darum, ihren finanziellen Einsatz<br />

zu vergrößern, sondern in einer konzertierten<br />

Aktion am Bau ihres eigenen<br />

neuen Wahrzeichens mitzuwirken.<br />

Grosse InvesTITIon,<br />

RIesIGE WIrkunG<br />

Auch wenn Großprojekte wie diese schon<br />

durch die Dimension nicht leicht zu<br />

finanzieren sind – die Einnahmen, die<br />

durch den Bau direkt und indirekt in öffentliche<br />

und private Kassen geflossen<br />

sind, lassen sich kaum beziffern. Denn<br />

spektakuläre Bauwerke erhöhen die Anziehungskraft<br />

einer Stadt, was im besten<br />

Falle Massen von Besuchern anlockt. Und<br />

davon profitieren Gastronomie, Handel<br />

und weitere Wirtschaftszweige vor Ort.<br />

Ganz abgesehen davon haben viele<br />

Wahrzeichen einen unbezahlbaren Symbolcharakter.<br />

So zum Beispiel die Freiheitsstatue,<br />

die die Republik Frankreich<br />

den Vereinigten Staaten von Amerika<br />

auch in<br />

Down UnDer<br />

gelang es,<br />

ein bauliches<br />

GroSSprojekt<br />

mit<br />

Hilfe der<br />

Öffentlichkeit<br />

zu<br />

finanzieren<br />

zum Geschenk machte, um deren Anspruch<br />

an die Freiheit des Einzelnen und<br />

die Unabhängigkeit des ganzen Landes<br />

zu würdigen. Was aber nicht heißt, dass<br />

der französische Finanzminister seinerzeit<br />

seine Goldschatulle öffnete und ein<br />

kolossales Abbild der römischen Freiheitsgöttin<br />

Libertas hat bauen und über<br />

den Atlantik verschiffen lassen.<br />

Die Vereinbarung war: Frankreich<br />

finanziert den Sockel, die USA die Statue,<br />

während beides im jeweils anderen<br />

Land Gestalt annehme. Allerdings kam<br />

der Bau durch wirtschaftliche Engpässe<br />

beinahe zum Erliegen – bis man das<br />

Bauwerk auf beiden Seiten des Atlantiks<br />

durch wohlhabende Geldgeber finanzieren<br />

ließ. In den USA wurde eine private<br />

Spendenkampagne gestartet, während<br />

in Frankreich ein Senator das notwendige<br />

Kleingeld einsammelte. Mit diesem<br />

Geld schließlich konnte das Symbol der<br />

amerikanischen Unabhängigkeit fertiggestellt<br />

werden.<br />

unerWarTETer RUHM<br />

Nur wenige Meilen nordöstlich beschlossen<br />

die New Yorker Industriellen Pierre S.<br />

du Pont und John J. Raskob 1930, das<br />

höchste Gebäude der Welt in Midtown<br />

Manhattan zu bauen. Gesagt, getan: Nach<br />

nicht einmal zwei Jahren überragte das<br />

Empire State Building mit 381 Metern<br />

auch das nur wenig ältere Chrysler Building,<br />

das von 2001 bis 2008 selbst einmal<br />

ein geschlossener <strong>Fonds</strong> war.<br />

H<br />

eute gehört das berühmteste<br />

Gebäude New Yorks zwar zum<br />

Großteil einer Unternehmerfamilie,<br />

ein Teil aber wurde kürzlich An -<br />

legern zugänglich gemacht. Sie können<br />

Aktien am „Empire“ und elf weiteren<br />

Gebäuden in Manhattan und Umgebung<br />

erwerben und von den Einnahmen profitieren,<br />

die erwirtschaftet werden.<br />

Doch nicht jedes Bauprojekt muss erfolgreich<br />

verlaufen, um zu einer Sehenswürdigkeit<br />

zu werden. Im Los Angeles<br />

der 1920er Jahre zum Beispiel suchte<br />

ein Zeitungsverleger Investoren für ein<br />

Immobilienprojekt namens „Hollywoodland“.<br />

Das Projekt scheiterte und nicht<br />

ein Stein wurde auf den anderen gesetzt.<br />

Was davon blieb, ist ein unübersehbarer<br />

Schriftzug, der das Projekt bewerben<br />

sollte. Die Werbung sollte sogar so legendär<br />

werden, dass sich mehr als 50 Jahre<br />

nach ihrer Errichtung ein gewisser Alice<br />

Cooper an seiner Rettung beteiligte und<br />

ein O kaufte.<br />

*<br />

FRÜHER WERBUNG, HEUTE WELTBERÜHMT<br />

Das Hollywood Sign wurde 1978 mit dem Geld<br />

prominenter Spender restauriert<br />

20 21


Immobilien<br />

Das Einmaleins<br />

der Infrastruktur<br />

Ob bei Kitas, Schulen oder Seniorenzentren – die Anforderungen<br />

an infrastrukturelle Erneuerung steigen in vielen Gesellschaftsbereichen.<br />

Privates Engagement ist gefragter denn je<br />

i<br />

Auch geschlossene Investmentvermögen<br />

finanzieren infrastrukturelle Immobilien<br />

wie Schulen, Studentenwohnheime<br />

und Seniorenzentren. Im Jahr 2012<br />

investierten rund 1.300 Anleger durch -<br />

schnittlich etwa 20.000 Euro in Infra -<br />

strukturfonds. Insgesamt beläuft sich<br />

das in Infrastruktur investierte und ver -<br />

waltete Volumen auf bislang knapp<br />

2,29 Milliarden Euro.<br />

Die Fakten sind bekannt.<br />

Deutschland wird immer<br />

älter, immer mehr Menschen<br />

werden immer<br />

mehr Altenpflege benötigen.<br />

Gleichzeitig sind die öffentlichen<br />

Kassen alles andere als prall gefüllt.<br />

Was nicht nur Senioren, sondern auch<br />

Kinder und Jugendliche zu spüren bekommen.<br />

Bundesweit gibt es zu wenige<br />

Kitaplätze und kaum günstigen Wohnraum<br />

für Studierende, und nicht wenige<br />

Schulen platzen aus ihren renovierungsbedürftigen<br />

Nähten.<br />

Klingt nach einer ausweglosen Situation<br />

– ist sie aber nicht. Denn dass<br />

Infrastrukturmaßnahmen privatwirtschaftlich<br />

finanziert werden, ist nicht<br />

neu. Man nehme beispielsweise das<br />

Gesundheitssystem. Die private Krankenversicherung<br />

ist so alt wie die gesundheitliche<br />

Vorsorge selbst. Nicht<br />

der Staat war es, der im Mittelalter<br />

Bürger in gesundheitlichen Notsituationen<br />

unterstützte. Es waren Zünfte,<br />

die mit ihrem Vermögen aus den Beiträgen<br />

ihrer Mitglieder in Notfällen, zum<br />

Beispiel bei Krankheit oder Invalidität,<br />

einsprangen.<br />

Auch die medizinische Forschung<br />

ist ohne private Mittel undenkbar. Medikamente<br />

und Wirkstoffe werden in<br />

den Laboratorien der Pharmaindustrie<br />

erforscht. Zum Beispiel haben unlängst<br />

die privaten und gesetzlichen Krankenkassen<br />

gemeinsam mit der Deutschen<br />

Krebshilfe 25 Millionen Euro in die bisher<br />

größte klinische Langzeitforschung<br />

zu Prostatakrebs investiert.<br />

Klar ist: Deren Ergebnisse werden<br />

sich auf die medizinischen Behandlungsmethoden<br />

aller rund 67.600 Patienten<br />

auswirken, die nach Schätzungen<br />

des Robert-Koch-Instituts jedes Jahr in<br />

Deutschland an Prostatakrebs erkran -<br />

ken. Doch ebenfalls klar ist: Auch die<br />

Krankenkassen werden profitieren, wenn<br />

durch neue Methoden die Be hand lungs -<br />

kosten für sie sinken. Hier finden Profit<br />

und Nutzen für die Allgemeinheit zu<br />

einer Einheit.<br />

Der Wandel<br />

ist demograFIsch<br />

Seniorenzentren entsprechen damit dem<br />

steigenden Bedürfnis vieler Investoren,<br />

ihr Geld möge sich nicht bloß vermehren,<br />

sondern darüber hinaus auch noch<br />

Gutes tun. Die Nachfrage nach mehr<br />

und nach besseren Pflegeeinrichtungen<br />

für die Ältesten der Gesellschaft ist so<br />

groß wie nie zuvor. Das Angebot von<br />

seniorengerechten Immobilien und betreuten<br />

Wohnformen entspricht angesichts<br />

einer immer älter werdenden Gesellschaft<br />

zudem einer sozialpolitischen<br />

Notwendigkeit.<br />

Dass InfrastrukturmaSSnahmen<br />

privatwirtschaftlich<br />

finanziert<br />

werden, ist<br />

nicht neu<br />

Das belegen auch die Zahlen des Statistischen<br />

Bundesamts. Es hat errechnet,<br />

dass der Anteil älterer (zwischen 65 und<br />

85 Jahren) und ältester (über 85 Jahre)<br />

Menschen in den nächsten 50 Jahren in<br />

Deutschland stark ansteigen wird – die<br />

Altersgruppe Ü85 soll im gleichen Zeitraum<br />

sogar um 300 Prozent wachsen.<br />

Dazu kommt, dass mit dem zunehmenden<br />

Alter auch die Wahrscheinlichkeit<br />

altersbedingter Erkrankungen wie Demenz<br />

und die Notwendigkeit professioneller<br />

Betreuung steigen.<br />

Begleitend zeichnet sich eine weitere<br />

gesellschaftliche Entwicklung<br />

ab: Der Anteil der älteren<br />

Menschen, die privat und zuhause gepflegt<br />

werden, nimmt stetig ab. Immer<br />

häufiger leben die Kinder nicht mehr in<br />

der gleichen Stadt wie die eigenen Eltern.<br />

22 23


Container<br />

Männer<br />

Alter in Jahren<br />

100<br />

Frauen<br />

Die<br />

Blechkiste<br />

denkt mit<br />

2060<br />

2008<br />

90<br />

2060<br />

2008<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Am Anfang war der Container einfach eine schlaue Idee.<br />

Jetzt wird das erfolgreichste Transportmittel der Welt auch noch intelligent.<br />

Wissenschaftler der Uni Bremen haben der Blechkiste beigebracht,<br />

sich Gedanken über den Inhalt zu machen<br />

30<br />

Immer weniger Frauen bleiben zu Hause<br />

und haben genug Zeit, um die eigenen<br />

Eltern oder Großeltern im privaten Umfeld<br />

zu pflegen. Studien gehen allein bis<br />

zum Jahr 2030 von einem Bedarf von<br />

6,1 Milliarden Euro an Investitionen in<br />

Pflegeimmobilien aus – ein finanzieller<br />

Rahmen, den viele kommunale und<br />

gemeinnützige Betreiber schlicht nicht<br />

aufbringen können. Zumindest nicht<br />

ohne die Zusammenarbeit mit privaten<br />

Unterstützern.<br />

VorteILe<br />

für beide SeITen<br />

Wer früher am Ende einer langen<br />

Warte liste tatsächlich einen Platz in<br />

einem „Altenheim“ bekam, fand sich<br />

nicht selten in eher tristem Krankenhauscharme<br />

wieder als in freundlicher<br />

Wohnungsatmosphäre. Damals war die<br />

Nachfrage nach Pflegeplätzen stets größer<br />

als das Angebot, die Auslastung der<br />

Betten in den betreffenden Einrichtungen<br />

nahe 100 Prozent. Pflegebedürftige<br />

mussten bisweilen Jahre warten, ehe<br />

sie einen ihrem persönlichen Bedarf<br />

entsprechenden Pflegeplatz überhaupt<br />

bekamen.<br />

0<br />

1000 750 500 250 0 0 250 500 750<br />

20<br />

10<br />

PyraMIDE war einmal<br />

Der Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland<br />

am 31.12.2008 und am 31.12.2060<br />

1000<br />

Seitdem hat sich viel verändert.<br />

Das Angebot ist gestiegen, die<br />

Häuser sind zunehmend moderner<br />

und auch der Standard hat sich<br />

verbessert. Neben klassischen Altenheimen<br />

entstehen neue Wohn- und<br />

Le bensraumkonzepte, die auf unterschiedliche<br />

Bedürfnisse und Bedürftigkeiten<br />

abgestimmt sind, beispielsweise<br />

eigenständige Wohnungen und Wohngemeinschaften<br />

mit individueller Betreuung<br />

rund um die Uhr. Gerade für<br />

immer mehr Menschen mit Demenz,<br />

die oftmals keine zusätzliche medizinische<br />

Versorgung benötigen, bedeutet<br />

das, in persönlicher, freundlicher Atmosphäre<br />

leben zu können.<br />

Die Entwicklung hin zu mehr privat -<br />

wirtschaftlichem Engagement im infrastrukturellen<br />

Bereich ist längst nicht<br />

mehr auf die Alten und Pflegebedürftigen<br />

begrenzt. Auch die Betreuung der<br />

Jüngsten und die Unterbringung von Stu -<br />

denten könnte in Zukunft immer häufiger<br />

von privaten Initiativen übernommen<br />

werden. Auch hier sprechen die Zahlen<br />

des Statistischen Bundesamtes eine<br />

deut liche Sprache: Demnach fehlen bundes<br />

weit 220.000 Kitaplätze für Kinder<br />

unter drei Jahren. Ein Bedarf, den viele<br />

Kommunen und Gemeinden trotz Rechts -<br />

anspruch auf einen Kitaplatz nicht erfüllen<br />

können.<br />

Recht ähnlich ist die Situation<br />

für angehende Studierende:<br />

Bis 2015 kommen laut Kultusministerkonferenz<br />

allein wegen der Verkürzung<br />

der Schulzeit von 13 auf 12 Jahre<br />

275.000 Studienanfänger hinzu. Das<br />

Deutsche Studentenwerk fordert von<br />

Bund und Ländern bereits 21.000 zu -<br />

sätzliche Plätze in Wohnheimen. Da<br />

auch das kaum zu leisten ist, haben<br />

privat wirtschaftliche Interessengemein -<br />

schaften bereits reagiert: In Greifswald,<br />

Karlsruhe, München und Frankfurt am<br />

Main haben sie attraktiven Wohnraum für<br />

Studenten geschaffen.<br />

*<br />

1962 Als es noch keine Container gab:<br />

Hafenarbeiter in der Pause.<br />

Ganz rechts: Stauerviz Erwin Seeler,<br />

der Vater von Uwe Seeler<br />

R<br />

und 29 Millionen Container<br />

sind derzeit weltweit<br />

im Einsatz. In ihren Bäuchen<br />

steckt alles, was die<br />

Welt braucht: Kleidung,<br />

Elektronik, Maschinen, Lebensmittel,<br />

Rohstoffe, Halbfertigwaren und fertige<br />

Produkte. Selbst das Silvesterfeuerwerk,<br />

das jedes Jahr Millionen von Deutschen<br />

erfreut, wäre ohne die genormten Stahlkisten<br />

undenkbar: 175 Millionen Böller<br />

und Raketen lässt Deutschlands größter<br />

Feuerwerksimporteur Comet jährlich<br />

nach Deutschland bringen. „Dafür<br />

benötigen wir 600 Seecontainer“, sagt<br />

Comet-Chef Richard Eickel. Mit herkömmlichem<br />

Stückgut, also einzeln<br />

verladenen Kisten und Paletten, wären<br />

die Mengen kaum zu bewältigen. „Bei<br />

einem Jahresumsatz von rund 50 Millionen<br />

Euro geben wir allein für die Seefracht<br />

fünf Millionen Euro aus“, betont<br />

Eickel die Bedeutung der Containerverkehre<br />

für sein Unternehmen.<br />

Dass der Container einmal das tragende<br />

Element des Welthandels<br />

werden würde, dürfte der USamerikanische<br />

Transportunternehmer<br />

Malcom McLean kaum geahnt haben,<br />

als er Ende der 1930er Jahre das erste<br />

Mal mit Transportkisten experimentierte.<br />

McLean saß seinerzeit noch selbst am<br />

Steuer eines seiner Lastwagen – und ärgerte<br />

sich maßlos über die Zeit, die er<br />

während des Be- und Entladens des Lkw<br />

mit Warten verbrachte. Schließlich entwickelte<br />

er ein System, bei dem sich der<br />

gesamte Laderaum vom Fahrzeug abschrauben<br />

und auf dem Fabrikhof oder<br />

auch auf einem Schiff abstellen ließ.<br />

Zwei Jahrzehnte später ließ der mittler-<br />

24 25


1990 Ob Silvesterböller, Bananen oder<br />

auch mal eine Giraffe: Kaum etwas, das<br />

nicht per Seefracht transportiert wird<br />

weile zum Reeder avancierte McLean<br />

ein Tankschiff zum ersten Containerfrachter<br />

der Welt umbauen. 58 Boxen<br />

transportierte die „Ideal X“ von Boston<br />

nach Houston. Weitere zehn Jahre<br />

später kam die Containeridee auch in<br />

Deutschland an: Die „Fairland“ der<br />

von McLean gegründeten Reederei Sea-<br />

Land setzte am 6. Mai 1966 im Bremer<br />

Überseehafen erstmals containerisierte<br />

Ladung an Land.<br />

Seither sind 20 Fuß das Maß aller<br />

Dinge. 20 x 8 x 8,5 Fuß oder<br />

6.058 x 2.436 x 2.591 Millimeter<br />

lang, breit und hoch ist nach Definition<br />

der International Standard Organisation<br />

eine „Twenty Foot Equivalent Unit“<br />

Bald kann<br />

man die<br />

Container<br />

aus dem<br />

Weltall<br />

sehen<br />

(kurz TEU genannt), die im Containergeschäft<br />

als Standardeinheit gilt. Bis zu<br />

40 Tonnen Gewicht kann ein TEU erreichen,<br />

mit Sondergenehmigung können<br />

es auch mehr sein. Die Kräne der großen<br />

Containerterminals sind deshalb so aus -<br />

gelegt, dass sie auch 60 Tonnen schwere<br />

Kisten mühelos an ihren knapp 70 Meter<br />

langen Brückenauslegern schweben las -<br />

sen können. Gerade 300 TEU konnte die<br />

„Fairland“ ihrerzeit tragen. Auf das derzeit<br />

größte Containerschiff der Welt – die<br />

396 Meter lange „Marco Polo“ des fran zö -<br />

sischen Reedereikonsortiums CMA CGM –<br />

passen dagegen 16.000 TEU. Mindestens:<br />

Denn die wahre Tragfähigkeit der Riesenschiffe<br />

gilt als gut gehütetes Geheimnis<br />

auch für Brancheninsider.<br />

M<br />

it den Schiffsgrößen wächst<br />

potenziell auch der Bedarf<br />

an Containern. Logistiker<br />

kalkulieren nach einer einfachen Faustregel:<br />

Für jeden rechnerischen Stellplatz<br />

an Bord werden mindestens zwei<br />

Container benötigt – einer befindet sich<br />

an Land zum Be- oder Entladen, der<br />

andere wird gerade über die Weltmeere<br />

geschippert. Für einen Riesen wie die<br />

„Marco Polo“ sind also rund 32.000 Kisten<br />

im Gesamtwert von fast 60 Millionen<br />

Euro erforderlich. Selbst Großreede reien<br />

wie CMA CGM oder die noch größere<br />

dänische Maersk-Lines verfügen aber<br />

nicht über das Kapital, die Kisten wie<br />

in früheren Zeiten zu kaufen. Deswegen<br />

erfreut sich Container-Leasing mittlerweile<br />

einer konstant wachsenden und<br />

krisenfesten Beliebtheit.<br />

Ausgerechnet<br />

Bananen<br />

Auch wenn die Erfolgsgeschichte des<br />

Containers vor allem auf dessen Rationalisierungseffekt<br />

in der Transportwirtschaft<br />

beruht, gilt immer noch ein altes<br />

Motto: Nichts kann so gut sein, dass es<br />

sich nicht noch verbessern ließe. Dieser<br />

Gedanke steckt in dem „Intelligenten<br />

Container“, den das Institut für Mikrosensoren,<br />

-aktoren und -systeme (IMSAS)<br />

der Universität Bremen entwickelt. Der<br />

„Intelligente Container“ steht für neue<br />

i<br />

Container werden vielfach durch geschlossene<br />

Investment-Kommanditgesellschaften<br />

finanziert. In den Jahren 2008<br />

bis 2012 haben rund 16.000 Anleger<br />

350 Millionen Euro Eigenkapital in die<br />

Assetklasse investiert.<br />

dicht gedrängt<br />

Container wie dieser werden häufig<br />

für Hilfslieferungen genutzt<br />

Bananen<br />

sind<br />

sensibel<br />

und<br />

nehmen<br />

vieles<br />

krumm<br />

Transportsysteme, die nicht nur einfach<br />

Waren aufnehmen, sondern deren<br />

Zustand auch fortlaufend überwachen<br />

und gegebenenfalls beeinflussen. In dem<br />

vom Bundesforschungsministerium mit<br />

neun Millionen Euro geförderten Projekt<br />

suchen die Wissenschaftler in enger<br />

Zusammenarbeit mit Transportunternehmen,<br />

Logistikern, Lebensmittelimporteuren,<br />

Softwareentwicklern und Kommunikationsspezialisten<br />

nach Wegen,<br />

die Ladung so schnell und so effizient<br />

wie möglich zum Ziel zu bringen.<br />

26<br />

27


weit gereist (oben)<br />

In diesem Container wurde<br />

medizinisches Gerät, <strong>Verband</strong>smaterial<br />

und Mobiliar für eine<br />

Klinik nach Sambia verschifft<br />

glücklich (unten)<br />

„Ein Container für Sambia“ ist<br />

ein bescheidenes Hilfsprojekt,<br />

das für die Bevölkerung vor Ort<br />

sehr viel bedeutet<br />

Kiste mIT<br />

ForschungsauFTrag<br />

Wenn diese Kisten sprechen könnten,<br />

hät ten sie eine ganze Menge zu erzählen.<br />

Denn in Containern werden nicht nur<br />

Waren von A nach B und von Kontinent<br />

zu Kontinent verschifft. Manche erfüllen<br />

einen ganz besonderen Zweck: Sie<br />

reisen zum Beispiel auf der „Polarstern“<br />

um die ganze Welt.<br />

Das Forschungs- und Versorgungsschiff<br />

der Bundesrepublik Deutschland verfügt<br />

neben fest installierten Laboren über<br />

die Möglichkeit, die wissenschaftliche<br />

Ausstattung durch Containerlabore zu<br />

erweitern. Das war beispielsweise der<br />

Fall, als der Eisbrecher im Jahr 1991 als<br />

erstes Schiff mit herkömmlichem Antrieb<br />

den Nordpol erreichte. Inzwischen hat<br />

die Polarstern mehr als 50 Expeditionen<br />

in die Arktis und in die Antarktis auf dem<br />

Buckel. Container sei Dank.<br />

D<br />

ass sich die Bremer Forscher<br />

für ihren Modellversuch ausgerechnet<br />

Bananen als Ladegut<br />

ausgesucht haben, hat gute Gründe. Die<br />

sensiblen Früchte, die im halbreifen<br />

Zustand aus Costa Rica mit dem Containerschiff<br />

nach Hamburg gebracht werden,<br />

nehmen es krumm, wenn auch nur<br />

geringfügig etwas schief läuft und sie<br />

beispielsweise in einem etwas höheren<br />

Reifegrad in die Kühlbox gepackt werden.<br />

Der „Intelligente Container“ überwacht<br />

deswegen mit Hilfe von 20 Spezialsensoren<br />

nicht nur den Zustand jeder<br />

einzelnen Palette, sondern beobachtet<br />

auch den fortlaufenden Reifeprozess –<br />

und greift gegebenenfalls in die Logistikkette<br />

ein.<br />

Frische<br />

per Funk<br />

Werden die Bananen schneller reif als geplant,<br />

sorgt der Computer im Container<br />

per Funkinformation an den Importeur<br />

dafür, dass die betroffene Palette schneller<br />

und damit im optimalen Zustand<br />

in den Handel kommt. „Gewinner der<br />

neuen Lösungen sind die Verbraucher<br />

durch bessere Lebensmittelqualität, die<br />

Lebensmittel- und Transportindustrie<br />

und die Umwelt, da Verlust vermieden<br />

und weniger Transporte notwendig werden“,<br />

sagt Professor Walter Lang, der<br />

Initiator des Projekts.<br />

Krisensicherheit ist auch das<br />

Stichwort für die Experten des<br />

Bremer Satellitenherstellers<br />

Astrium. Das Raumfahrtunternehmen<br />

stattet Container mit Alarmsensoren und<br />

Ortungsgeräten aus und verfolgt aus dem<br />

Weltall die jeweilige Kiste bei ihrem<br />

Weg um die Welt auf Schritt und Tritt.<br />

Sollte jemand die Boxentür ohne Berechtigung<br />

öffnen, gibt das System sofort<br />

Alarm. Allerdings: Das aufwendige System<br />

lohnt sich nur für besonders hochwertige<br />

oder gefährdete Fracht. Für den<br />

Normalfall können Warenversender und<br />

-empfänger auf die Stabilität der Container<br />

vertrauen.<br />

Dass eine der Kisten mal verloren<br />

geht, gilt als Ausnahmefall, schließlich<br />

sind Logistikketten derart durchorganisiert,<br />

dass Transporteinheiten<br />

dieser Größenordnung nicht einfach<br />

so verschwinden können. Viel wahrscheinlicher<br />

ist es hingegen, dass die<br />

Container in Würde alt und rostbraun<br />

werden. Selbst wenn sie so viele Jahre<br />

auf dem Buckel haben, dass sie für den<br />

kommer ziellen Transporteinsatz nicht<br />

mehr genutzt werden dürfen, finden sie<br />

zumeist eine neue sinnvolle Aufgabe.<br />

Ob als Materiallager bei Sportvereinen<br />

oder als Transportmittel für humanitäre<br />

Hilfslieferungen nach Afrika – stets<br />

tun die Container das, was sie einmal<br />

gelernt haben: Waren jeder Art sicher<br />

verwahren.<br />

*<br />

29


Energie<br />

Sonne,<br />

Feuerringe und<br />

Vulkane<br />

plaTZ IST genug (links)<br />

Die chilenische Atacama-Wüste gilt als trockenste<br />

Wüste der Welt und bietet genug Platz, um ganz<br />

Südamerika mit Solarstom versorgen zu können<br />

Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien wird sonnig.<br />

Man muss kein Meteorologe sein, um das vorauszusagen.<br />

Solarstadien sind erst der Anfang: Lateinamerika erschließt<br />

das Potenzial der erneuerbaren Energien<br />

W<br />

enn ein Experte für<br />

erneuerbare Energiequellen<br />

das ideale<br />

Land beschreiben<br />

müss te, würde er<br />

wahrscheinlich sagen: „Viele Sonnentage<br />

pro Jahr wären toll. Vielleicht auch<br />

noch lange Küstenstreifen für Gezeitenkraftwerke.<br />

Richtig gute Windverhältnisse<br />

könnten auch nicht schaden. Und<br />

wenn es irgendwo noch ein wenig Geothermie<br />

dank einer Vulkanlinie gäbe,<br />

wäre ich wunschlos glücklich.“ Er könnte<br />

auch einfach sagen: „Südamerika.“<br />

Uns Mitteleuropäern scheint der<br />

süd amerikanische Kontinent als das<br />

Para dies für Solarenergie. Im argentinischen<br />

Santa María del Yocavil hat es an<br />

360 Tagen im Jahr pralle Sonne. In Porto<br />

Alegre, das für brasilianische Verhältnisse<br />

schon beinahe ein Schlechtwettergebiet<br />

ist, gibt es immer noch mehr<br />

Son neneinstrahlung als im für unsere Ver -<br />

hältnisse wetterverwöhnten München.<br />

mehr POTenzIALE<br />

erschLIessen<br />

Doch mit Solarenergie ist das Potenzial<br />

noch längst nicht ausgeschöpft. Chile<br />

wird von einem Teil des pazifischen<br />

Feuerrings durchzogen, eines Vulkangürtels<br />

mit besonders guten Voraussetzungen<br />

für Energiegewinnung aus<br />

Geothermie. Argentinien, Brasilien und<br />

Chile verfügen über insgesamt mehr als<br />

15.000 Kilometer Küstenstreifen, vor<br />

denen Gezeitenkraftwerke gebaut werden<br />

könnten. Und von den Windverhältnissen<br />

können europäische Windexperten<br />

nur träumen. Für sie wird es in den<br />

i<br />

Ob Wind, Sonne, Wasserkraft oder<br />

andere alternative Energien – die Ener -<br />

gie wende ist in vollem Gange. Ge -<br />

schlossene Sachwert-Investmentvermögen<br />

begleiten sie. 2012 betrug das Volumen<br />

von Energiefonds in Deutsch land rund<br />

1,5 Milliarden Euro. Nicht nur hierzulande<br />

denkt man um: Auch in Lateinamerika<br />

spielen erneuerbare Energien<br />

eine zunehmend größere Rolle.<br />

kommenden Jahrzehnten viel zu tun<br />

geben, denn vor allem die lateinamerikanischen<br />

Länder entdecken derzeit das<br />

Potenzial, das in ihnen steckt. Das müssen<br />

sie auch: Ihre Wirtschaft boomt, ihre<br />

Bevölkerung wächst und ihr Stromverbrauch<br />

steigt. Laut Schätzungen hat sich<br />

die Bevölkerungszahl Lateinamerikas<br />

seit 1970 verdoppelt, der Energieverbrauch<br />

allerdings vervierfacht. Allein<br />

in Chile geht man von einer jährlichen<br />

Bedarfssteigerung von bis zu sieben Prozent<br />

aus.<br />

Noch dazu sind die traditionel -<br />

len Hauptenergiequellen nahe -<br />

zu erschöpft oder unzuverlässig.<br />

Argentinien, das über die Hälfte<br />

seines Energieverbrauchs durch Erdgas<br />

deckt, hat nur noch Vorräte für acht<br />

Jahre. Und Großwasserkraft, das zweite<br />

Energiestandbein vieler Länder, ist zu<br />

anfällig für lange Dürreperioden. „2001<br />

gab es dadurch zahlreiche Blackouts in<br />

Brasilien“, sagt Dirk Aßmann von der<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ). „Sie führten zu einem<br />

richtigen Wirtschaftseinbruch.“<br />

Aßmann hat fünf Jahre in dem lateinamerikanischen<br />

Boomland verbracht.<br />

Seine Aufgabe war es, Brasilien auf dem<br />

Weg zu anderen erneuerbaren Energien<br />

zu begleiten und deutsches Know-how<br />

zur Verfügung zu stellen: „Heute klingt<br />

31


das alles sehr simpel, aber als wir 2007<br />

dort anfingen, war das ein Nicht-Thema.<br />

Wir hörten immer: ,So preiswert wie Was -<br />

serkraft kann das gar nicht sein.’“<br />

DIE KAPAZITÄTEN<br />

Wachsen<br />

Aßmann und die GIZ unterstützten daraufhin<br />

eine staatliche Institution, welche<br />

die erste Probeauktion für Windenergie<br />

durchführte. Derjenige Stromversorger be -<br />

kam den Zuschlag für bestimmte Kapazitäten,<br />

der den niedrigsten Preis anbot.<br />

„Es gab viel Skepsis in der gesamten<br />

Szene“, erinnert sich Aßmann, „aber die<br />

Auktion führte zu deutlich günstigeren<br />

Stromgestehungskosten. Danach kamen<br />

Windenergie<br />

ist<br />

keine<br />

Alternative,<br />

sondern ein<br />

Standard<br />

weitere Auktionen und daraus resul -<br />

tierte der Boom.“ Derzeit seien Anlagen<br />

mit einer Kapazität von sieben Giga watt<br />

im Bau, ein guter Teil davon auch über<br />

die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)<br />

finanziert. Bis 2020 sollen es 20 Gigawatt<br />

sein. Brasilien ist damit schon jetzt<br />

einer der größten Märkte weltweit. „Das<br />

muss man erst einmal schaffen“, sagt<br />

Aßmann ein bisschen stolz. Seit der letz -<br />

ten Auktion ist die Windkraft nach der<br />

Großwasserkraft „die preisgünstigste<br />

Strom erzeugungsoption, sogar noch<br />

preisgünstiger als fossile Energieträger.<br />

Wind ist für die Brasilianer keine Alternative<br />

mehr, sondern eine Standardform<br />

der Stromerzeugung.“<br />

Der Rest Lateinamerikas ist dabei<br />

nachzuziehen. Prognosen zufolge soll<br />

allein die installierte Windkraftkapazität<br />

von zwei Gigawatt in 2010 auf 60 Giga -<br />

watt im Jahr 2020 ausgebaut werden.<br />

Immer mehr Länder verpflichten die<br />

Stromversorger, Strom aus erneuerbaren<br />

Energiequellen anzubieten. In Argentinien<br />

soll ihr Anteil bis 2016 bei acht<br />

Prozent liegen, Chile schreibt derzeit<br />

fünf Prozent vor, die bis 2025 stufenweise<br />

auf zehn Prozent erhöht werden.<br />

In Mexiko war bereits für 2012 ein Anteil<br />

von 7,6 Prozent anvisiert.<br />

E<br />

ntsprechend sehen die Investi -<br />

tionsvolumina aus. In Argentinien<br />

wur den 2010 in Windanlagen, Etha -<br />

nol- und Biomassekraftwerke 740 Millio -<br />

nen US-Dollar investiert, knapp sieben<br />

Mal mehr als im Jahr davor.<br />

In Chile waren es im selben Jahr<br />

960 Mil lionen Dollar, die in Kleinwasserkraft,<br />

Windparks und Biomasseanlagen<br />

ge steckt wurden, zum Teil finanziert durch<br />

eine Zwangsabgabe der Energieversorger<br />

in Höhe von einem Prozent ihres Um -<br />

satzes. 2014 soll hier das erste Gezeiten -<br />

kraftwerk entstehen. Chile biete sich durch<br />

seine Lage außerdem für Geothermie<br />

an, heißt es in einem Bericht des Global<br />

Energy Network Institute (GENI). In dem<br />

lateinamerikanischen Land befinden sich<br />

zehn Prozent der aktivsten Vulkane. Die<br />

National Petroleum Company schätzt,<br />

dass auf diese Weise über drei Gigawatt<br />

an Strom produziert werden könnten.<br />

Der GENI-Bericht schwärmt weiter<br />

von dem enormen Potenzial: „In Chile<br />

gibt es eine Vielzahl von Energiequellen,<br />

darunter Wind, Solar, Gezeiten, Geothermie,<br />

Biomasse und Wasserkraft. Mit<br />

seiner einzigartigen Geografie und der<br />

Mannigfaltigkeit seiner Ressourcen hat<br />

Chile das Potenzial, weltweit führend<br />

zu werden.“<br />

Das, wovon Lateinamerika am<br />

reichlichsten hat, birgt noch das<br />

größte Ausbaupotenzial. In der<br />

chilenischen Atacama-Wüste wäre laut<br />

Berechnungen der GIZ genug Platz und<br />

Sonnenkraft, um ein Solarkraftwerk zu<br />

bauen, das ganz Südamerika mit Strom<br />

versorgen könnte. Bis dieser Traum in<br />

Erfüllung geht, arbeitet die GIZ in etwas<br />

kleinerem Maßstab weiter. In Brasilien hat<br />

sie im Auftrag des Bundesministe riums<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktor -<br />

sicherheit das „1.000-Dächer-Projekt“ ins<br />

Leben gerufen, das auf Hausdächern<br />

sonnenbeheizte Wassertanks für die<br />

Warmwasserbereitung installiert.<br />

Photovoltaik müsse in Brasilien allerdings<br />

„erst einmal bekannt werden“,<br />

sagt Dirk Aßmann. „Da wurden wir<br />

noch vor drei Jahren ausgelacht.“ Dank<br />

des Preisverfalls der Solarzellen und<br />

der hohen Stromkosten wird diese<br />

Technologie aber sogar für Endkunden<br />

immer attraktiver. „Ich habe 20 Eurocent<br />

für die Kilowattstunde gezahlt“,<br />

erinnert sich Aßmann. „Dafür kann ich<br />

mir schon eine PV-Anlage auf dem Dach<br />

installieren.“ Seit April 2012 gibt es das<br />

sogenannte Net-Metering-Modell, bei<br />

dem der heimische Zähler für ins Netz<br />

eingespeisten Strom quasi rückwärts<br />

läuft. „Man bekommt also genau seinen<br />

eigenen Tarif vergütet.“<br />

FussBALL UND<br />

DIE KRAFT DER SONNE<br />

U<br />

nd nicht zuletzt ist es einem raffinierten<br />

psychologischen Trick<br />

zu verdanken, dass Brasilien<br />

seinem Ziel einer „green economy“ einen<br />

weiteren großen Schritt näher gekommen<br />

ist. „Vor ein paar Jahren gingen wir<br />

zu einem Fußballmatch im Stadion von<br />

Maracanã in Rio“, erzählt Aßmann. „Das<br />

Spiel war nicht so <strong>wirklich</strong> interessant,<br />

sodass wir ins Grübeln kamen: Sonne,<br />

kaltes Bier, Fußball, Stadien – lasst uns<br />

WO DER WIND WEHT (oben)<br />

Auch in der nordbrasilianischen Küstenregion<br />

Ceará trägt Windenergie entscheidend<br />

zur Deckung des Strombedarfs bei<br />

WO DIE SONNE SCHEINT (links)<br />

Am berühmten Ipanema Strand wird<br />

Solarenergie für die Versorgung Rio de<br />

Janeiros genutzt<br />

das Thema Solarstadien beackern! Wenn<br />

ein Stadion wie Maracanã eine Solaranlage<br />

auf dem Dach hat, dann – so war<br />

unsere Vermutung – zieht das Menschen<br />

mit.“ Aßmann hatte richtig vermutet.<br />

Jeder war, auch in Hinblick auf die Fußball-WM<br />

2014, begeistert. „Wir haben<br />

dann gemeinsam mit der KfW für einige<br />

Entscheidungsträger eine Reise zu Solarstadien<br />

in Deutschland und der Schweiz<br />

organisiert“, sagt Aßmann. „Am Ende<br />

dieser Tour saßen wir in Berlin bei einem<br />

Bierchen zusammen. Da fing dann der<br />

Erste an: ,Das ist genial, wir machen zur<br />

WM das erste Solarstadion Brasiliens.’<br />

Da meinten die anderen: ,Nein, wir<br />

machen das!‘ Und dann haben sie mit -<br />

einander gewettet.“<br />

*<br />

32 33


Energie<br />

„Nachhaltigkeit<br />

ist kostspielig“<br />

Lateinamerika befindet sich im Aufwind. Bremsen kann die aufstrebenden<br />

Wirtschaftsnationen eigentlich nur eins: ihr Hunger nach Energie.<br />

Ein Gespräch mit dem chilenischen Botschafter Jorge Eduardo O'Ryan Schütz<br />

über ein Land unter Strom<br />

Wir Deutschen halten uns ja für Vorreiter<br />

in Sachen Umweltschutz. Wie würden<br />

Sie die Einstellung der chile nischen Be -<br />

völkerung zu diesem Thema beschreiben?<br />

In Chile steigt das Umweltbewusstsein<br />

stetig, auf Regierungsebene, bei den Unter -<br />

nehmen und in der Bevölkerung. Wir sind<br />

weit davon entfernt, die gleiche Posi tion<br />

einnehmen zu können wie Deutschland,<br />

aber wir befinden uns auf dem richtigen<br />

Weg. Es ist schön zu sehen, wie beispiels -<br />

weise am Wochenende die Recycling con -<br />

tainer in den Straßen genutzt werden. Inzwischen<br />

gibt es Recyclingunternehmen,<br />

die Elektroschrott wiederverwerten und<br />

recycelte Komponenten u. a. nach Deutsch -<br />

land verkaufen.<br />

Wie unterscheidet sich Chile in dieser<br />

Hinsicht vom Rest Lateinamerikas?<br />

Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind<br />

kostspielig. Nachvollziehbarerweise ha -<br />

ben in Lateinamerika andere Herausforde<br />

rungen Priorität: der Kampf gegen<br />

Armut etwa, bessere Bildung und Gesund -<br />

heitsversorgung, Vollendung des Wieder -<br />

aufbaus nach dem letzten Erdbeben 2010<br />

u. a. Trotzdem sind wir in Chile diesbe -<br />

züglich etwas weiter. Es gibt ein Umwelt-<br />

Wir<br />

wollen<br />

den Anteil<br />

der<br />

Erneuerbaren<br />

an der<br />

Grundlast<br />

erhöhen<br />

ministerium, das in den Bereichen Bio -<br />

vielfalt, Luftreinheit, Abfall wirt schaft und<br />

Recycling arbeitet. Außer dem kümmern<br />

wir uns darum, das Umwelt bewusstsein<br />

der Menschen zu stärken.<br />

Ein wichtiges Thema in Deutschland ist<br />

die Energiewende. Wie wichtig ist diese<br />

Frage in Chile?<br />

Keine Frage: Chile benötigt mehr Energie.<br />

Wachstumsprognosen sprechen davon,<br />

dass bis zum Jahr 2020 8.000 Megawatt<br />

zusätzliche Kapazität entstehen müssen,<br />

um die wachsende Nachfrage befriedigen<br />

zu können. Die Energiestrategie ENE<br />

unserer Regierung trägt diesem Umstand<br />

Rechnung: Saubere, sichere und bezahlbare<br />

Energie ist die Voraussetzung für die<br />

weitere Entwicklung des Landes. Dabei<br />

sind die Preise für Elektrizität bei uns<br />

mit die höchsten in ganz Lateinamerika.<br />

Sie liegen über dem Durchschnitt der<br />

anderen OECD-Länder. Welche Energie<br />

wollen wir? Sie soll sauber und erneuerbar<br />

sein und in ausreichender Menge<br />

zur Verfügung stehen – Wasserkraft beispielsweise.<br />

Wir wollen den Anteil der<br />

erneuerbaren Energien an der Grundlast<br />

stetig erhöhen.<br />

Ihr Land ist gesegnet mit Sonneneinstrah<br />

lung, langen Küstenlinien, die<br />

man für Gezeitenkraftwerke nutzen<br />

könnte, sowie Bodenwärme für Geothermie.<br />

Wie sollen diese Energieformen<br />

erschlossen werden?<br />

Es gibt vielfältige Pläne zur Förderung<br />

der erneuerbaren Energien. Beispielsweise<br />

führt das chilenische Energieministerium<br />

zusammen mit der Gesellschaft für<br />

Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein<br />

gemeinsames Projekt zur Messung der<br />

Sonneneinstrahlung im Norden Chiles<br />

durch. Auf diese Weise erhalten wir eine<br />

solide Datengrundlage für konkrete Projekte.<br />

Hinsichtlich der Nutzung von Geothermie<br />

unternehmen wir Anstrengungen,<br />

die Konzessionsvergabe durch den<br />

Staat zu beleben. Mit Erfolg: Viele Unternehmen<br />

haben mit Studien und technischen<br />

Entwürfen begonnen. Für die<br />

Entwicklung der Solartechnologie CSP<br />

wurde eine Ausschreibung durchgeführt,<br />

die die Errichtung eines Kraftwerkes in<br />

der Größenordnung von zehn Megawatt<br />

finanziert. Mittels Wärmespeicherung<br />

kann das Kraftwerk auch zu Zeiten arbeiten,<br />

in denen es keine direkte Sonneneinstrahlung<br />

gibt.<br />

Derzeit gibt es eine Einspeisungspflicht<br />

von fünf Prozent für Stromversorger.<br />

Sind weitere Förderungsmaßnahmen<br />

geplant?<br />

Eines der größten Hemmnisse für die Entwicklung<br />

erneuerbarer Energien in Chile<br />

ist der Zugang zu einer Finanzierung<br />

über die Banken. Daher werden Instrumente<br />

entwickelt, die die finan ziellen<br />

Risiken solcher Projekte mindern – bei -<br />

spielsweise ein Instrument zur Übernahme<br />

von Mehrkosten, die beim Bau<br />

entstehen können, oder die Vergabe<br />

Zur Person<br />

Jorge Eduardo O'Ryan Schütz hat Rechtswissenschaften<br />

studiert. Nach einer Tätigkeit<br />

als Anwalt trat er in den Auswärtigen<br />

Dienst ein und arbeitete an der Botschaft<br />

in Bonn. Nach einer Tätigkeit als Rechtsberater<br />

des Sonderbotschafters James<br />

Holger Blair in Moskau wechselte er in die<br />

Privatwirtschaft. Im März 2010 wurde er<br />

zum Botschafter in Deutschland berufen.<br />

„weicher Kredite“ über internationale<br />

Finanzierung.<br />

Zudem geht es darum, die Entscheidungsfindung<br />

für Projekte zu beschleunigen.<br />

Mit Unterstützung der KfW<br />

haben wir eine Ausschreibung zur Unterstützung<br />

von Initiativen in der Phase<br />

vor der Investition durchgeführt, um die<br />

Entscheidung für eine Investition zu erleichtern.<br />

44 Initiativen haben ihre Projekte<br />

eingereicht, in der Mehrzahl Windparks.<br />

Nun stehen wir bereits kurz vor<br />

der Vergabe.<br />

Ferner wird an einer georeferenzierten<br />

Plattform natürlicher Ressourcen gearbeitet.<br />

Investoren können sich damit<br />

über alle Potenziale natürlicher Ressourcen<br />

informieren. Für Wind und Solar<br />

gibt es ein solches System bereits, Plattformen<br />

für Meeresenergie, Kleinstwasser -<br />

kraftwerke und Biomasse folgen.<br />

Laut der GIZ könnte ganz Südamerika<br />

mit einem Solarkraftwerk im Norden<br />

Chiles versorgt werden. In einem Bericht<br />

des Global Energy Network Institute<br />

heißt es sogar, Chile hätte das Potenzial,<br />

zu einem weltweiten Vorzeigeland für<br />

erneuerbare Energien zu werden. Könnte<br />

der Energietransport nicht sogar zu<br />

einem weiteren Industriezweig werden?<br />

Die Erfahrungen, die Chile im Bereich<br />

internationaler Energieintegration hat,<br />

sind begrenzt. Die Gründe dafür sind<br />

zahlreich, eine fehlgeschlagene Integration<br />

der Gasversorgung mit Argentinien<br />

war nicht gerade ermutigend. Doch mittelbis<br />

langfristig trägt eine regionale Integra -<br />

tion der Elektrizität nicht nur zu einer<br />

höheren Versorgungssicherheit bei, sondern<br />

senkt auch die Preise. Weitere As -<br />

pekte sind die bessere Nutzung der Infra -<br />

struktur und geringere Emissionen von<br />

Schadstoffen und Treibhausgasen.<br />

Wichtig für Investoren sind verlässliche<br />

Rahmenbedingungen. Wie steht es<br />

damit in Chile?<br />

Der rechtliche Rahmen in diesem Sektor<br />

soll im Rahmen eines Aktionsplans über -<br />

prüft werden. Es geht darum, den Zugang<br />

neuer Akteure zum System zu fördern.<br />

Zudem ist es wichtig, die Vergabe von Aus -<br />

schreibungen zu erleichtern. Das Ziel<br />

ist ein wettbewerbsfähigerer und effizienterer<br />

Energiemarkt mit Tarifen, die<br />

auch dem Endverbraucher die Wahl zwischen<br />

Alternativen ermöglichen. Auch<br />

wollen wir mit Einspeisetarifen Anreize<br />

für den Endverbraucher schaffen, selbst<br />

Energie zu erzeugen.<br />

*<br />

34 35


Private Equity<br />

Idee sucht Kapital<br />

sucht Idee<br />

Es ist schnell, es verbindet die Welt und jeder kann mitmachen:<br />

Das Internet ist eine Spielwiese für neue Ideen. Doch wer eine Idee zum Erfolg<br />

machen will, braucht vor allem eins: Kapital<br />

L<br />

inus Torvalds hat in seinem<br />

Leben viel Zeit am Computer<br />

verbracht. Sehr viel Zeit.<br />

Der Finne erfüllte in den<br />

1980er Jahren alle Klischees<br />

eines „Nerds“, wie er selbst später einmal<br />

gesagt hat: unsportlich, blass, tendenziell<br />

uninteressiert an Mädchen, dafür<br />

mit immenser Begeisterung für elektronische<br />

Datenverarbeitungsgeräte. Doch<br />

im Gegensatz zu den meisten anderen<br />

Nerds hatte Linus Torvalds ein überdurchschnittliches<br />

Talent für Einsen und<br />

Nullen. Er stieg tief in den Programmcode<br />

ein, analysierte den Aufbau von<br />

Betriebssystemen – und deren Fehler.<br />

Schließlich schrieb er sein eigenes Betriebssystem:<br />

Linux.<br />

Heute, rund 20 Jahre nach Veröffentlichung<br />

der Version 0.01, geht im Internet<br />

nichts mehr ohne Linux. Vor allem<br />

Server, aber auch viele Notebooks und<br />

sogar Smartphones laufen mit Linux.<br />

Eine Grundlage für diesen Erfolg: Als<br />

Linus Torvalds 1991 für umgerechnet<br />

3.300 Euro seinen ersten PC bestellte, um<br />

i<br />

Wer über geschlossene Investment-Kommanditgesellschaften<br />

in Private Equity<br />

investiert, beteiligt sich gemeinsam mit<br />

vielen anderen Anlegern an Unternehmen,<br />

die den Fortschritt in unterschiedlichen<br />

Wirtschaftszweigen vorantreiben.<br />

Im Jahr 2012 investierten Anleger rund<br />

218 Millionen Euro Eigenkapital in<br />

Private-Equity-<strong>Fonds</strong>.<br />

weiter an Linux arbeiten zu können,<br />

wurde ihm ein Großteil davon von<br />

Spendern zur Verfügung gestellt. Und<br />

ohne diesen PC kein Linux.<br />

Kleiner Fisch,<br />

grosser Fang<br />

Die Geschichte von Linus Torvalds und<br />

„seinem“ Betriebssystem ist ein Paradebeispiel<br />

dafür, dass zweierlei zusammenkommen<br />

muss, wenn etwas Bleibendes<br />

entstehen soll: jemand mit Ideen – und<br />

jemand, der die Idee mit dem nötigen<br />

Kleingeld ausstattet.<br />

Torvalds damaliger Kapitalbedarf<br />

von 3.300 Euro klingt heute nach einem<br />

kleinen Fisch. Dabei war die Größenordnung<br />

typisch für viele Unternehmen<br />

aus den Anfängen des „Digital Business“,<br />

die heute Big Player sind. Da wären<br />

Steve Jobs und Apple, Bill Gates und<br />

Microsoft, Larry Page, Sergey Brin und<br />

Google oder Marc Zuckerberg und Facebook.<br />

Sie alle hatten eine verrückte Idee,<br />

deren Umsetzung im ersten Schritt<br />

nicht viel gekostet hat. Sie benötigten<br />

weder eine teure Produktionsstätte noch<br />

Maschinen und Personal, um die Dinge<br />

zum Laufen zu kriegen.<br />

In so manch frühem Unternehmensstadium<br />

reicht es noch, wenn Vater<br />

und Mutter ihre Geldbörse ein Stück<br />

öffnen und dem Sprössling mit ein paar<br />

Hundertern oder Tausendern unter die<br />

Arme greifen. Ist diese erste Runde erfolgreich<br />

überstanden, geht es dann allerdings<br />

so richtig los: Ausreichend technisches<br />

Equipment muss her, mehr Mitarbeiter<br />

und Arbeitsraum. Im Idealfall setzt sich<br />

damit eine Aufwärtsspirale in Gang. In<br />

dieser Phase muss ein junges Unternehmen<br />

zunächst einmal investieren, bevor<br />

die ersten Einnahmen beginnen, die Ausgaben<br />

zu decken.<br />

eIn deutsches<br />

sILIcon Valley?<br />

Was für die Nerds galt, die einst die<br />

Weichen für die Internetwelt von heute<br />

gestellt haben, ist heute nicht anders.<br />

Unlängst forderte sogar der deutsche<br />

Wirtschaftsminister Philipp Rösler ein<br />

deutsches „Silicon Valley“ – ein Pendant<br />

jenes kalifornischen Ballungszentrums<br />

also, in dem schon vor 20 Jahren<br />

Ideen und Kapital verschmolzen. Zusammen<br />

prägten sie nicht nur die digitale<br />

Welt entscheidend, sondern schufen<br />

auch einen scheinbar grenzenlosen<br />

Wirtschaftsraum.<br />

A<br />

n verrückten Ideen herrscht kein<br />

Mangel. Ob sie auch so innovativ<br />

sind, wie sie zunächst klingen,<br />

zeigt sich dann erst nach einiger Zeit:<br />

Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass es<br />

je Konkurrenz zu iTunes und Co geben<br />

könnte? Doch Online-Streaming-Anbieter<br />

wie Spotify, Simfy und Deezer verändern<br />

den Handel mit Musik noch einmal<br />

grundlegend. Mymuesli verkauft Frühstückszerealien<br />

übers Internet, chocotique<br />

edle Pralinen, die man im ört lichen<br />

Einzelhandel schwerlich bekommt. Clipdealer<br />

stellt lizenzfreie Musik für Filmproduktionen<br />

zur Verfügung. Die Liste<br />

ließe sich endlos fortsetzen, denn die<br />

Gründerszene boomt.<br />

ERFOLGREICH UND ZUFRIEDEN<br />

Seit 1996 ist der Zwergpinguin Tux das<br />

Maskottchen des Betriebssystems Linux<br />

Idee sucht Geld<br />

Und diese Szene wird einfallsreicher,<br />

was ihre Finanzierung angeht. Denn herkömmliche<br />

Kapitalmärkte mögen gut für<br />

die Schraubenfabrik im Sauerland sein.<br />

Doch visionäre Geschäftsmodelle, die<br />

sich ihre Märkte unter Umständen noch<br />

schaffen müssen, werden beim Aktienbesitzer<br />

oder in der Kreditabteilung einer<br />

Bank auf wenig Gegenliebe stoßen.<br />

So entstehen außerbörslich ganz<br />

neue Möglichkeiten, Kapital in verschiedenen<br />

Größenordnungen einzuwerben.<br />

Flattr zum Beispiel ist ein sogenannter<br />

Social-Payment-Service, bei dem Benutzer<br />

jeden Monat auf freiwilliger Basis<br />

einen Betrag an Medienmitarbeiter spen -<br />

den können, die mit Flattr kooperieren.<br />

Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter<br />

ermöglichen Kreativen, ihre Ideen zu<br />

präsentieren und so freiwillige Unterstützer<br />

für ihre Projekte zu finden.<br />

Beides sind populäre Wege, um frische<br />

Ideen zum Leben zu erwecken, die<br />

eine kleinere Summe X benötigen und<br />

diese konkret benennen können.<br />

Geld sucht Idee<br />

Ohne Zweifel: Es gibt auch Ideen, die<br />

von vornherein größer sind. Für umfang -<br />

reichere und langfristige finanzielle Unterstützung,<br />

die Ideen auch prozessabhängig<br />

begleitet, bedarf es anderer Finan -<br />

zierungsmodelle. Hinzu kommt: In vielen<br />

Unternehmen des „Digital Business“<br />

stehen die Zeichen auf Wachstum. Aus<br />

heutiger Sicht war es wohl nur eine Frage<br />

der Zeit, dass sich das Internet zu einem<br />

der größten realen Marktplätze der Welt<br />

entwickeln würde.<br />

Und so wundert es nicht, dass Beteiligungsgesellschaften<br />

das Kapital ihrer<br />

Anleger gewinnbringend in junge Unternehmen<br />

der Internet- und Telekommunikationstechnologie<br />

investieren. Durch<br />

sie wurden im Jahr 2012 laut Bundesverband<br />

Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften<br />

rund 252 Start-up-Unternehmen<br />

mit einer Summe von rund<br />

240 Mil lionen Euro finanziert. Und viel -<br />

leicht ist es ja der Beginn eines deutschen<br />

Silicon Valley.<br />

D<br />

as bedeutet allerdings keineswegs,<br />

dass andere Wirtschaftsbereiche<br />

für Private Equity<br />

un interessant wären. Doch die Wachstumsmöglichkeiten<br />

von IT-, Internetund<br />

Software-Unternehmen lässt so<br />

man chen branchenfernen Unternehmer<br />

schlicht vor Neid erblassen. Jedenfalls<br />

ist kein Fall bekannt, in dem ein<br />

Schraubenhersteller aus dem Sauer land<br />

es allein auf Basis einer 3.300-US-Dollar-<br />

Spende zu einem millionenschweren<br />

Unternehmer mit internatio naler Bedeutung<br />

geschafft hätte. Ein programmierverrückter<br />

Nerd aus Skandinavien<br />

hingegen schon.<br />

*<br />

36 37


Flugzeuge<br />

Der neue<br />

Traum<br />

VOm Fliegen<br />

In 40 Jahren werden fünf Mal so viele Menschen das Flugzeug<br />

benutzen wie heute. Und sie sollen deutlich schneller zum<br />

Ziel kommen als jetzt. Das stellt vor allem die Flughäfen vor rasant<br />

wachsende Herausforderungen<br />

Der Himmel über<br />

Deutschland<br />

Wohin aus Deutschland? Woher nach<br />

Deutschland? Die Passagierzahlen im Jahr 2012<br />

sehen innereuropäische Flüge klar vorn<br />

Ziel-/ passagiere Passagiere<br />

Herkunftsgebiet in 1.000* in %<br />

Europa 119.516 66,95<br />

Deutschland 23.457 13,14<br />

Asien 15.022 8,42<br />

Amerika 14.415 8,07<br />

Afrika 6.014 3,37<br />

Australien/Ozeanzien 91 0,05<br />

Gesamt 178.514 100<br />

*2012; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2013<br />

Der Flughafen der Zukunft<br />

ist kreisrund und befindet<br />

sich draußen auf dem<br />

Meer. Die Flugzeuge starten<br />

und landen auf dem<br />

äußeren Rand der Anlage, während<br />

sich im Zentrum die Docks für das Beund<br />

Entladen befinden. In den Stockwerken<br />

darunter erfolgt die Abfertigung<br />

von Passagieren, Gepäck und Fracht.<br />

Schnellfähren verbinden den Airport<br />

mit dem Festland.<br />

Diese futuristische Skizze ist Teil<br />

einer Studie zur Zukunft der Luftfahrt<br />

in 30 oder 40 Jahren. 50 Wissenschaftler<br />

aus der Europäischen Gemeinschaft<br />

der Luftfahrt-Forschungsinstitute (EREA)<br />

i<br />

<strong>Geschlossene</strong> Sachwert-Investmentvermögen<br />

spielen in der Finanzierung<br />

von Flugzeugen eine bedeutende<br />

Rolle. 2012 investierten Anleger rund<br />

158 Millionen Euro in Flugzeugfonds.<br />

Insgesamt wurde ein <strong>Fonds</strong>volumen<br />

von 356 Millionen Euro in diesem<br />

Bereich platziert. Insgesamt sind etwa<br />

14,5 Milliarden Euro investiert.<br />

haben sie zusammengestellt. Die visionär<br />

anmutende Ideensammlung hat einen<br />

konkreten Hintergrund: Bis 2050 soll<br />

die Zahl der Flüge in Europa von derzeit<br />

knapp zehn Millionen auf rund 25 Mil -<br />

lionen Flugbewegungen anwachsen.<br />

Das weltweite Passagieraufkommen soll<br />

sich auf 16 Milliarden Fluggäste verfünffachen.<br />

Die Kreisform der Start- und<br />

Landebahnen ermöglicht mehr Starts<br />

und Landungen als auf herkömmlichen<br />

sich kreuzenden Bahnen.<br />

Doch nicht nur die steigenden Zahlen<br />

bringen neue Herausforderungen. In<br />

Zukunft soll fliegen auch zeitlich optimiert<br />

werden. In ihrem Strategiepapier<br />

„Flight Path 2050“ formuliert die Europäische<br />

Kommission konkrete politische<br />

Ziele für den innereuropäischen Luftverkehr<br />

der Zukunft. „Ab 2050 sollen die<br />

Passagiere bei 90 Prozent aller Flüge<br />

innerhalb Europas in vier Stunden von<br />

Haustür zu Haustür kommen“, sagt<br />

Klaus Lütjens vom Institut für Lufttransportsysteme<br />

des Deutschen Zentrums<br />

für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg.<br />

Er leitet ein Projekt, das sich mit<br />

konkreten Schritten auf dem Weg zur<br />

Erfüllung der Vision des „Flight Path<br />

2050“ beschäftigt.<br />

An kreisrunde Landebahnen denkt<br />

Lütjens dabei nicht. „Die Geneh -<br />

mi gung von infrastruk turellen<br />

Aus bau vorhaben für die existierenden<br />

Flug häfen ist schon jetzt eine schwie rige<br />

Herausforderung“, sagt er. „Deswegen<br />

müssen die Abläufe im Rahmen der bestehen<br />

den Infrastruktur optimiert werden.“<br />

Die Experten konzentrieren sich<br />

dabei auf die Abläufe im Abfertigungsbereich,<br />

auf dem Vorfeld und bei den<br />

Starts und Landungen.<br />

PassaGIere gehen auf<br />

Nummer sicher<br />

Derzeit sind die Passagiere von dem<br />

Vier-Stunden-Ziel noch weit entfernt.<br />

„In der Regel sind sie ein bis zwei Stunden<br />

vor dem Abflug auf dem Airport,<br />

um sicher zu sein, dass sie ihren Flug<br />

erreichen“, sagt Andreas Deutschmann<br />

vom DLR-Institut für Flughafenwesen<br />

und Luftverkehr in Braunschweig, das<br />

ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist.<br />

Diese Vorlaufzeit ist vor allem ein Si -<br />

cher heitspuffer für Unvorhergesehenes.<br />

Tatsächlich ist sie für die Abläufe in der<br />

Abfertigungslogistik nicht unbedingt er -<br />

forderlich. Doch nur wenige Passagiere<br />

sind so risikofreudig, auf den letzten<br />

Drücker am Flughafen einzu treffen. „Fluggäste<br />

möchten Sicherheit“, ist Deutsch -<br />

mann überzeugt.<br />

Sicherheit ließe sich gewinnen,<br />

wenn die Passagiere zielsicher<br />

durch die Abfertigungsprozesse<br />

geleitet würden. Der Braunschweiger<br />

Experte arbeitet darum an einem Indoor-<br />

38 39


ZUKUNFTSMUSIK<br />

In 30 bis 40 Jahren könnten Flughäfen aus einer kreisrunden,<br />

endlosen Landebahn bestehen – zumindest laut einer Studie<br />

der Europäischen Gemeinschaft der Luftfahrt-Forschungsinstitute<br />

(EREA)<br />

Navigations- und Informationssystem,<br />

das die Fluggäste immer auf dem Laufenden<br />

halten soll: Wie lang ist die Warteschlange<br />

vor ihnen? Wann müssen sie<br />

wo sein? Ein solches System könnte beispielsweise<br />

als App auf Smartphones<br />

oder mit optimierten Anzeigetafeln im<br />

Terminal arbeiten.<br />

Basis sind die grundlegenden Flug -<br />

informationen, die heute schon<br />

verfügbar sind und um weitere<br />

Daten, wie beispielsweise über die Länge<br />

der Schlange vor den Sicherheitskontrollen,<br />

ergänzt werden. Versuchsweise werden<br />

solche Daten bereits erfasst: Anhand<br />

der Bluetooth-Signale aus eingeschalteten<br />

Smartphones lässt sich hochrechnen,<br />

wie viele Leute wo warten. „Am besten<br />

wären natürlich bi-direktionale Informationen“,<br />

sagt Deutschmann. Denn für<br />

die Airlines und die Abfertigungsgesellschaften<br />

wäre es auch interessant zu<br />

wissen, wo die Passagiere stecken, um<br />

sie direkt ansprechen zu können. „Hier<br />

stoßen wir allerdings an die Grenzen<br />

des Datenschutzes“, meint Klaus Lütjens<br />

– automatisierte Bewegungsprofile<br />

von Fluggästen wird es auch in ferner<br />

Zukunft kaum geben dürfen.<br />

DatenvieLFaLT<br />

opTImieren<br />

Ein zusätzliches Problem auf dem Weg<br />

zu einem umfassenden und effizienten<br />

Informationssystem steckt in der<br />

Vielzahl der potenziellen Datenquellen<br />

und den damit verbundenen Zuständigkeiten.<br />

Airline, Bundespolizei, Flughafengesellschaft,<br />

Gepäckbearbeiter und<br />

viele andere mehr – sie alle wissen für<br />

ihren jeweiligen Bereich, wo sich wie<br />

viele Passagiere aufhalten oder wie<br />

lange die Abfertigung dauert. Aber sie<br />

tauschen ihr Wissen kaum untereinander<br />

aus. „Letztlich ist es auch eine<br />

Frage, wem der Passagier gehört“, meint<br />

Deutschmann.<br />

Mehr InformaTIon,<br />

wenIGer PuFFerzeiten<br />

Die Datenvielfalt auf der Terminal-Seite<br />

wird noch übertroffen von dem Informationsgemenge<br />

im Vorfeld-Bereich. Dort<br />

versuchen Michael Röder und seine Kollegen<br />

aus dem DLR-Institut für Flugführung,<br />

Ordnung ins System zu bekommen.<br />

Derzeit bewegt sich der Informationsaustausch<br />

zwischen den dort tätigen Unternehmen<br />

„auf der Basis des kleinsten<br />

gemeinsamen Nenners“, meint Röder.<br />

Schließlich stehen nicht nur die<br />

Airlines im Wettbewerb zueinander,<br />

sondern auch die Gepäckabfertiger,<br />

Betanker, Caterer und andere<br />

Serviceunternehmen. Während in den<br />

USA die einzelnen Terminals zumeist in<br />

allen Details von einer einzelnen Fluggesellschaft<br />

betrieben werden, herrscht auf<br />

den europäischen Flughäfen ein buntes<br />

Miteinander von verschiedenen Firmen,<br />

die zum Teil nach dem Willen der EU<br />

auch noch im Wettbewerb stehen. Das<br />

Ergebnis: „Keiner will sich in die Karten<br />

gucken lassen und gibt dem ande ren<br />

nur so viele Informationen wie gerade<br />

eben notwendig“, sagt Röder. Stattdessen<br />

schlägt jeder auf die Zeitspanne für<br />

seine Dienstleistung noch einen Sicherheitspuffer<br />

auf, um Fehler aus anderen<br />

Bereichen ausbügeln zu können.<br />

Ein Flug,<br />

der eigentlich<br />

eine<br />

Stunde und<br />

15 Minuten<br />

dauert, ist<br />

in den Flugplänen<br />

zumeist mit<br />

eineinhalb<br />

Stunden<br />

einkalkuliert<br />

Dieses Problem lässt sich nach Röders<br />

Überzeugung nur durch ein „Total Airport<br />

Management“ lösen. Röder arbeitet<br />

an Informationssystemen, die in Echtzeit<br />

alle wesentlichen Informationen<br />

über die Arbeit auf dem Flughafen und<br />

an den einzelnen Flugzeugen liefern. In<br />

einer Art Leitstand werden alle beteiligten<br />

Unternehmen über den Status der<br />

Ab fertigung einer Maschine unterrichtet.<br />

So wissen sie exakt, wann ihre eigene<br />

Aufgabe erledigt werden muss, und können<br />

die jetzt noch üblichen Pufferzeiten<br />

deutlich minimieren.<br />

Allerdings, so macht Röder deutlich,<br />

reicht es nicht aus, wenn<br />

einzelne Flughäfen ihre internen<br />

Abläufe optimieren. In das System<br />

müssen auch alle anderen Airports und<br />

die Flugkontrolle einbezogen werden.<br />

„Heute bekommen die Zielflughäfen<br />

erst dann eine exakte Information über<br />

den Start des Flugzeuges, wenn dieses<br />

abgehoben hat. Eine exakte Ankunftszeit<br />

kann aber erst 20 Meilen vor der<br />

Landebahnschwelle errechnet werden“,<br />

erläutert Röder. Bis dahin laufen alle<br />

Vorbereitungen am Boden so, als würde<br />

die Landung pünktlich erfolgen – selbst<br />

wenn die Maschine noch gar nicht gestartet<br />

ist. Entsprechend häufig müssen<br />

die Pläne auf dem jeweiligen Zielflughafen<br />

über den Haufen geworfen werden,<br />

zudem planen die Fluggesellschaften<br />

auch für die daraus resultierenden denkbaren<br />

Verzögerungen Puffer ein: „Ein<br />

Flug, der eigentlich eine Stunde und<br />

15 Minu ten dauert, ist in den Flugplänen<br />

zumeist mit eineinhalb Stunden einkalkuliert“,<br />

sagt Röder.<br />

Bei einer einzelnen Maschine mag<br />

das akzeptabel sein. Allein in Frankfurt<br />

starten und landen jedoch durchschnittlich<br />

1.400 Flugzeuge am Tag. Für die<br />

DLR-Experten unterstreicht diese Zahl,<br />

dass der Optimierungsbedarf bereits<br />

heute und nicht erst in 30 oder 40 Jahren<br />

besteht. Deswegen wollen sie auch nicht<br />

ab warten, bis die Vision vom kreisrunden<br />

Flughafenneubau auf dem Meer Wirklichkeit<br />

wird. Ergebnisse ihres Modell -<br />

projektes soll es bereits im kommenden<br />

Jahr geben.<br />

*<br />

40<br />

41


Unternehmertum<br />

No risk, no fun<br />

Unternehmer sein – das bedeutet vor allem: Risiken eingehen,<br />

Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Und das macht Spaß?<br />

Ja, findet der Berliner Buchhändler Kurt von Hammerstein.<br />

Dabei spricht er aus eigener Erfahrung<br />

K<br />

urt von Hammerstein woll -<br />

te Bier verkaufen. Es ist<br />

das Jahr 2004, sein Studium<br />

ist beendet, seine<br />

Zukunft kann beginnen.<br />

Am besten in Berlin, dachte sich von<br />

Hammerstein damals. „Ich habe ja Literatur<br />

und irgendwas mit Medien studiert“,<br />

erzählt er heute, der Mann, der<br />

die schlaksige Figur eines Skateboarders<br />

aus den Neunzigern hat, mit von<br />

Wintermützen zerzaustem Haar. Jugendlich<br />

sieht er aus, obwohl schon fast vierzig.<br />

„Aber in Berlin bekommt man mit<br />

diesem Studium keinen Job“, erzählt er<br />

weiter, ohne Trauer, ohne Bedauern.<br />

Kurt von Hammerstein beschloss<br />

mit Anfang dreißig, Unternehmer zu<br />

werden, ohne zu wissen, was das bedeutet.<br />

Ohne die Risiken zu kennen. Er<br />

wollte nicht arbeitslos sein und nicht<br />

den klassischen Weg eines Angestellten<br />

mit planbaren Perspektiven gehen.<br />

Er wollte sein eigener Chef sein. „Und<br />

was macht man dann? Man macht eine<br />

Kneipe auf.“ Seine Freundin Cecily von<br />

Hundt ist dagegen. „Kneipe kann jeder.<br />

Lass uns doch eine Buchhandlung eröffnen.“<br />

Doch das Jahr 2004 ist zu angehenden<br />

Buchhändlern nicht freundlich.<br />

Der Internetriese Amazon macht 588 Mil -<br />

lionen Dollar Gewinn, der Einzelhandel<br />

ächzt unter dem sinkenden Willen der<br />

Kunden, in die Läden zu gehen. Die großen<br />

Buchhandelsketten verlassen die<br />

Center, Malls und Plazas dieses Landes.<br />

i<br />

Wer in geschlossene Sachwert-Investmentvermögen<br />

investiert, wird auch Mitunternehmer.<br />

Denn bei der Anlageform<br />

handelt es sich um eine Beteiligung an<br />

einem Unternehmen, dem zum Beispiel<br />

eine Immobilie, ein Windpark oder ein<br />

Flugzeug gehört. Entsprechend teilen<br />

sich die Anleger nicht nur die Rendite,<br />

die es erwirtschaftet. Sondern auch das<br />

unternehmerische Risiko.<br />

stolzes Angebot, stolzer<br />

Buchhändler (oben und rechts)<br />

Als Kurt von Hammerstein seinen Laden eröffnete,<br />

fühlte er sich nicht als Buchhändler. Das hat sich<br />

inzwischen geändert<br />

Keine rosigen Zeiten für selbstständige<br />

Buchhändler. Aber von Hammer stein und<br />

von Hundt ist das egal. Sie er öffnen im<br />

selben Jahr ihre Buchhandlung „Hundt<br />

Hammer Stein“ in der belebten Alten<br />

Schönhauser Straße in Berlin-Mitte.<br />

„Ich bin kein gelernter Buchhändler, aber<br />

heute kann ich mir nichts anderes mehr<br />

vorstellen“, sagt von Hammerstein.<br />

Während von Hammerstein für<br />

zwei Stammkundinnen in das<br />

Hinterland des Geschäfts läuft,<br />

um Tee und Kaffee zuzubereiten, bleibt<br />

Zeit, die Buchhandlung zu beo bachten.<br />

Eine schmale Treppe führt in das Ladengeschäft,<br />

schlichte Möbel, alles in Weiß<br />

gehalten. Einzig unzählige Bücher, fachmännisch<br />

auf Kante, gut sortiert, geben<br />

mit ihren bunten Buch rücken dem Geschäft<br />

eine warme Leben digkeit. Überhaupt<br />

ist das Geschäft liebe voll eingerichtet,<br />

alles passt hier zueinander. Das<br />

Sortiment modern, kunstvoller Tinnef<br />

an der Kasse, eine große englischsprachige<br />

Abteilung.<br />

Das deutsche Sortiment – fast nur<br />

Bücher, die dem Buchhändler gefallen –<br />

werden sortiert zu einer persönlichen<br />

Bestsellerliste. „Kunden vertrauen meinem<br />

Geschmack. Wenn ich die Spiegel Best -<br />

sellerliste auslege, glaubt mir sowieso<br />

niemand, dass es persönliche Empfehlungen<br />

sind.“ Bücher, die hier verkauft<br />

werden, sind Herzensangelegenheiten.<br />

Sind Empfehlungen, die nach ausdauernder<br />

Prüfung ins Sortiment übernommen<br />

werden. Und genau so funktioniert<br />

es für von Hammerstein, Unternehmer<br />

zu sein. „Es geht darum, die Kunden an<br />

sich zu binden.“ Und das mache ihm<br />

sehr viel Spaß.<br />

Die Getränke sind fertig, von Hammerstein<br />

unterhält sich kurz, aber freund -<br />

lich. Die Kundinnen erzählen von ihren<br />

Lieblingsbüchern, loben den Laden. Von<br />

Hammerstein bleibt bescheiden. „Der<br />

Grund, warum ich Unternehmer gewor<br />

den bin, trotz Krisenzeiten, war für<br />

mich die Freiheit, selbstbestimmt sein<br />

zu können.“<br />

L<br />

eicht war es trotzdem nicht, die<br />

ersten Jahre in der Buchhandlung<br />

waren mühselig. Der Umsatz<br />

reichte für ein Leben am Existenzminimum.<br />

„Ich musste lernen: Nur weil ich<br />

einen Laden eröffne, heißt das nicht,<br />

dass die Leute mir hier die Bude einrennen.“<br />

Als Unternehmer muss man Ausdauer<br />

beweisen, das war von Hundt und<br />

von Hammerstein bewusst. Wer aufgibt,<br />

gibt auch einen Traum auf.<br />

Während er am Computer sitzt,<br />

Bestellungen sortiert, über die neuen<br />

Marketingmöglichkeiten des Internets<br />

nachdenkt, erklärt der Buchhändler,<br />

was das Wesentliche sei. „Du musst lieben,<br />

was du tust. Und auch, wenn es<br />

wie eine doofe Floskel klingt. Es ist einfach<br />

wahr.“ Liebe, das sei eben genau<br />

das, was einem Betreiber eines Einzelhandelsgeschäfts<br />

auch über dürre Zeiten<br />

hinweghilft. Motto: Es wird schon<br />

besser werden.<br />

42 43


dIe Uhr des Unternehmers<br />

Der Tag hat 24 Stunden<br />

51 % Liebe 49 % Arbeit<br />

Bei einem geschlossenen Sachwert-<br />

Investmentvermögen handelt es sich um<br />

eine Beteiligung an einem Unternehmen.<br />

Ein Anleger ist somit Gesellschafter, sprich:<br />

Mitunternehmer. Damit sind Rechte und<br />

Pflichten verbunden, die sich allerdings<br />

von denen beispielsweise eines selbstständigen<br />

Buchhändlers unterscheiden.<br />

Was gleich ist<br />

Unternehmer profitieren im Erfolgsfalle<br />

von den Erträgen, die ein Geschäft abwirft.<br />

Das ist beim Buchhändler genauso<br />

wie beim Anleger von Sachwert-Investment -<br />

vermögen. Der Ertrag, den die Immobilie<br />

oder das Flugzeug während der Laufzeit<br />

zum Beispiel durch Mieteinnahmen erwirtschaftet,<br />

wird anteilig an die Anleger ausgeschüttet.<br />

Wird der Sachwert am Ende<br />

Anleger gleich Unternehmer?<br />

der Laufzeit veräußert, werden die Erlöse<br />

ebenfalls anteilig auf die Anleger verteilt.<br />

Wie erfolgreich man ist, hängt davon<br />

ab, wie sich der Markt entwickelt, auf<br />

dem sich das Investitionsobjekt bewegt.<br />

Das damit verbundene Risiko teilen sich<br />

die Anleger wie die Gesellschafter eines<br />

gemeinsamen Unternehmens.<br />

Was anders ist<br />

Der größte Anteilseigner im Leben eines Unternehmers ist immer<br />

die Liebe. Denn wer sich selbstständig macht, ver<strong>wirklich</strong>t sich einen<br />

Traum. Er hat eine Vision, die er lebt und für die er eine Menge<br />

investiert. 49 Prozent, um genau zu sein. Die sind es wert, auch<br />

wenn sie zu einem großen Teil aus lästigen Pflichten und sorgenvollen<br />

Stunden bestehen. Denn was tut man nicht alles für die Liebe?<br />

Ein Unternehmer investiert finanziell,<br />

geht ein Risiko ein und profitiert vom<br />

wirtschaftlichen Erfolg. Darüber hinaus<br />

trifft er Entscheidungen selbst – sowohl<br />

strategisch als auch im unternehmerischen<br />

Alltag. Außerdem investiert der Unternehmer<br />

seine eigene Arbeitsleistung.<br />

Er baut Arbeitsstrukturen selbst auf und<br />

passt sie wenn nötig an. Er macht je<br />

16 % Papierkram und lästige Pflichten<br />

13 % Entscheidungen, Entscheidungen, Entscheidungen<br />

7 % schlaflose Nächte, Sorgen und Ängste<br />

6 % Einkauf<br />

5 % privater Haushalt<br />

2 % Ärger mit dem Vermieter<br />

nach Unternehmensgröße die Buchhal -<br />

tung und kümmert sich um das Sortiment<br />

und den Einkauf. Er führt seine Mitarbeiter,<br />

bildet sie aus und kümmert sich<br />

darum, dass seine Kunden zufrieden<br />

sind. Sprich: Alles, was im Unternehmen<br />

passiert, liegt bei ihm selbst und ist an<br />

seine Person gebunden.<br />

Anleger geschlossener Sachwert-Investmentvermögen<br />

hingegen investieren<br />

keine Arbeitsleistung. Für ihren unternehmerischen<br />

Erfolg reichen der Einsatz<br />

finanzieller Mittel und die Mitentscheidung<br />

beim Verkauf des <strong>Fonds</strong>objektes aus.<br />

Den Rest erledigt der Assetmanager –<br />

und gibt damit den Anlegern auch die<br />

zusätzliche Freiheit, sich nicht selbst um<br />

alles kümmern zu müssen.<br />

Immer agil<br />

bleiben,<br />

immer umsehen,<br />

wie es<br />

in Zukunft<br />

weiter gehen<br />

soll<br />

Unterstützung von einer Bank haben die<br />

beiden Gründer der Buchhandlung nie erhalten.<br />

„Wer gibt denn schon Buchhänd -<br />

lern einen Kredit?“, fragt von Hammerstein.<br />

Er ging einen anderen Weg – ins<br />

Fernsehen, auf den Sessel einer Quizsen<br />

dung auf Sat.1. „35.000 Euro habe ich<br />

gewonnen – das war mein Startkapital“,<br />

sagt er stolz. Denn so konnte er ein finan -<br />

zielles Risiko eingehen, ohne seine<br />

Existenz zu gefährden. „Dafür bin ich<br />

zu vorsichtig.“<br />

M<br />

it dem Geld aus dem Fernsehen<br />

war es möglich, die<br />

Buchhandlung durch die ers -<br />

ten umsatzschwachen drei Jahre zu führen.<br />

Mit Erfolg: Der Umsatz stieg, eine<br />

Mitarbeiterin und eine Auszubildende<br />

konnten angestellt werden. „Über die<br />

Jahre wurde mir allerdings klar, wie ich<br />

meine Freiheit im Job bezahle: nämlich<br />

mit meiner Zeit. Ich hatte irgendwann<br />

einfach keine mehr.“ Von Hammerstein<br />

musste die Notbremse ziehen. Für ihn<br />

sei dies fast die wichtigste Eigenschaft<br />

eines Unternehmers: Die Entscheidung<br />

treffen zu können, Geld nicht zu sparen,<br />

sondern zu benutzen, um Menschen damit<br />

zu beschäftigen. Menschen Arbeit<br />

zu geben, die von Hammerstein ermöglichen,<br />

mehr Freiheiten zu haben.<br />

„Mir persönlich war es irgendwann<br />

wichtig, dass ich mir Freiräume erkaufe.<br />

STIMMIGES KONZEPT<br />

Zufriedene Kunden empfehlen den Laden auch per<br />

Einkaufstasche weiter. Grundlage dafür sind Sortiment,<br />

Beratung und freundliche Atmosphäre<br />

Nur so kann ich ein guter Geschäftsmann<br />

sein.“ Denn was nütze es ihm, nur noch<br />

müde und erschöpft die Buchhandlung<br />

zu betreten. Es schade nicht nur ihm,<br />

sondern auch langfristig dem Geschäft.<br />

„Kunden sind sehr sensibel. Wenn ich<br />

sie erschöpft anblaffe, kommen sie nicht<br />

wieder.“ Von Hammerstein arbeitet jetzt<br />

nur noch drei Tage in der Woche im<br />

Laden. Aber faul geworden ist er nicht.<br />

Er beherzigt die wichtigste Eigenschaft<br />

eines Unternehmers. „Immer agil bleiben,<br />

immer umsehen, wie es in Zukunft<br />

weiter gehen soll.“<br />

Schließlich trägt er als Unternehmer<br />

nicht mehr nur Verantwortung für<br />

seine eigene wirtschaftliche Zukunft.<br />

Sondern auch für die seiner Firma<br />

und der eigenen Mitarbeiter. Richtungsentscheidungen<br />

gehören zu seinem Alltag,<br />

damit „Hundt Hammer Stein“ auch<br />

noch in fünf Jahren existiert. Um sich<br />

Spielräume und Abwechslung zu verschaffen,<br />

nutzt von Hammerstein seine<br />

freien Tage, um in einem kleinen Verlag<br />

als Lektor auszuhelfen. „Das macht mir<br />

Spaß, und ich lerne jetzt auch die andere<br />

Seite des Geschäfts kennen.“<br />

Ein Kunde betritt den Laden, mit<br />

auf dem Rücken verschränkten Händen<br />

mustert er die Auslagen, bleibt vor dem<br />

Berlin-Regal stehen und nimmt sich ein<br />

Buch über den Prenzlauer Berg. „Als<br />

Geschenk?“ Der Kunde nickt. Oranges<br />

Papier, 29,90 Euro, dann wird ein „Ex<br />

libris“-Logo auf die Verpackung gestempelt.<br />

Mit durchsichtiger Tüte verlässt<br />

der Kunde den Laden über die Treppe.<br />

Kurt von Hammerstein bleibt zurück,<br />

ohne verlassen zu wirken. Unternehmer<br />

sein, das war sein Traum. Jetzt lebt<br />

er ihn.<br />

*<br />

44 45


Sachwert- Investmentvermögen<br />

Sachwert- Investmentvermögen<br />

Was sich<br />

langfristig<br />

lohnt<br />

Die Sache<br />

mit dem<br />

Wert<br />

Bis aus der Idee einer Dampfmaschine die erste Eisenbahnstrecke Deutschlands entstand,<br />

wurden viel Mut und Ausdauer investiert – und Geld. Doch wie wurde daraus eine Assetklasse?<br />

Und wer hat sie dazu gemacht?<br />

Sachwerte sind gefragt. Denn Tagesgeld oder Sparbücher bringen aktuell kaum Rendite.<br />

Doch viele Menschen denken bei „Sachwerten“ an Goldbarren, manche an Immobilien,<br />

wieder andere an Aktien. Was also ist eigentlich ein Sachwert?<br />

A<br />

ls der Engländer William<br />

Wilson am Morgen des<br />

7. Dezember 1835 die<br />

Loko motive mit dem<br />

schmuck vollen Namen<br />

„Adler“ im Nürnberger Vorort Gosen -<br />

hof in Richtung Fürth in Gang setzte,<br />

wusste er zwar, dass er damit die erste<br />

Eisenbahnlinie in Deutschland eröffnete.<br />

Welche Bedeutung der Schienenverkehr<br />

einmal haben sollte, konnte er allerdings<br />

nicht ahnen.<br />

Das ist meistens so bei Pionierleistungen.<br />

Sie sind immer auch risikoreiche<br />

Unterfangen. Bevor die Eisenbahn<br />

zum Motor der Industrialisierung<br />

werden konnte, war auch sie eine ausgefallene<br />

Idee. Viele, darunter der bayerische<br />

König Ludwig I., setzten damals<br />

auf die Schifffahrt als Transportmittel<br />

und sahen im Schienenverkehr keine<br />

Zukunft. Dennoch gründeten einige<br />

Unternehmer eine gemeinsame Aktiengesellschaft<br />

und finanzierten die Eisenbahnlinie<br />

durch die Erlöse aus dem<br />

Aktienverkauf.<br />

Am Anfang ist immer eine Vision.<br />

Wenn sie realisiert wird, sinnvoll ist<br />

und von anderen nachgeahmt wird,<br />

entsteht Schritt für Schritt ein neuer<br />

Wirtschaftsbereich – vorausgesetzt, die<br />

Innovation wird auch finanziell auf ein<br />

solides Fundament gestellt.<br />

Wer ein Haus oder eine Wohnung<br />

kaufen möchte, wird mit einer Bank<br />

über eine Finanzierung sprechen. Investitionen<br />

in Großprojekte, die das Volumen<br />

eines Einfamilienhauses übersteigen,<br />

können durch eine Vielzahl anderer Mög -<br />

lichkeiten finanziert werden. In jedem<br />

Falle gilt: Für jede finanzielle Größenordnung,<br />

jeden Wirtschaftszweig und<br />

jedes Objekt gibt es eine Finanzierung,<br />

die am besten dazu passt.<br />

Wirtschaftlich denken,<br />

fortschrITTLIch handeln<br />

Zum Beispiel geschlossene Sachwert-<br />

Investmentvermögen. Mit ihnen tun<br />

sich Anleger zusammen, um ein Wirtschaftsgut<br />

zu finanzieren, dass für jeden<br />

einzel nen von ihnen alleine nicht bezahlbar<br />

wäre. Dies kann ein Windpark<br />

sein, ein Bürogebäude oder ein Airbus<br />

A380, der an eine Airline vermietet<br />

und nach etwa 15 Jahren verkauft wird.<br />

Durch die laufenden Erlöse und den<br />

Verkauf am Ende der Laufzeit entsteht<br />

Rendite. Bevor ein Wirtschaftszweig<br />

allerdings zu einer Assetklasse wird,<br />

müs sen sich Experten intensiv mit seinen<br />

Risiken und Renditechancen beschäf<br />

tigen. Ob etwa eine Immobilie für<br />

Anleger tatsächlich attraktiv ist, hängt<br />

immer auch von ihrer Lage, ihren Kosten<br />

und ihrer Gewinnprognose ab.<br />

Auf diesem Wege sind erneuerbare<br />

Energien zu einer erfolgreichen<br />

Assetklasse geworden.<br />

Inzwischen helfen Sachwert-Investment -<br />

vermögen mit Windrädern, Wasserkraftwerken<br />

oder Solarparks, die Energie wende<br />

unseres Landes zu gestalten, so wie sie<br />

mit Containerschiffen, Flugzeugen und<br />

auch mit Lokomotiven seit vielen Jahren<br />

den Fortschritt mitfinanzieren.<br />

Apropos Lokomotive: Auch als mit<br />

der ersten deutschen Eisenbahnlinie<br />

aus einer Idee eine Innovation wurde,<br />

spielte die Wirtschaftlichkeit eine wich -<br />

tige Rolle. Zwischen Nürnberg und<br />

Fürth verkehrten schon damals rund<br />

600.000 Menschen pro Jahr, allerdings<br />

per Zugwagen. Deshalb wurde die<br />

Strecke als die einzige in Süd deutsch -<br />

land an gesehen, auf der sich das fortschritt<br />

liche Projekt finanziell überhaupt<br />

lohnen könnte.<br />

*<br />

Die Dinge haben nur den<br />

Wert, den man ihnen verleiht.“<br />

Auch wenn der fran -<br />

zösische Dichter Molière<br />

mit diesem Satz vermut -<br />

lich keine Sachwertinvestitionen im Sinn<br />

hatte: Er trifft den sprichwörtlichen Nagel<br />

bei der Suche nach einer Definition auf<br />

den Kopf. Denn was ein Sachwert eigent -<br />

lich ist, darüber erfährt der regelmäßige<br />

Leser des Wirtschaftsteils der Zeitung<br />

höchst Unterschiedliches.<br />

Zum Beispiel Gold. Die glänzenden<br />

12,44-Kilogramm-Barren gelten als<br />

siche re Anlage. Der Wert des Edelmetalls<br />

ist relativ beständig, da kurzfristige Ereignisse<br />

oder eine plötzlich zunehmende<br />

Nachfrage alleine den Kurs kaum verändern.<br />

Der Preis einer Feinunze Gold<br />

nämlich ist an den Ölpreis gekoppelt,<br />

ebenso wie an den Kurs des US-Dollars.<br />

Diese Einflussfaktoren sorgen für ein<br />

Gleichgewicht, das schnelle und drastische<br />

Preisschwankungen verhindert.<br />

Doch Wertbeständigkeit alleine<br />

macht noch keinen Sachwert. Schließlich<br />

wer den in der Wirtschaftspresse auch<br />

Aktien unter den Begriff eingeordnet –<br />

ob wohl deren Werte bekanntlich sehr<br />

stark schwanken können.<br />

Dinge haben<br />

nur den<br />

Wert, den<br />

man Ihnen<br />

verleiht<br />

Molière<br />

Eine andere Möglichkeit der Wertbestimmung<br />

ist die über das Material.<br />

Doch auch das will nicht recht funktionieren<br />

– allerhöchstens noch bei Gold.<br />

Doch der Wert einer Aktie steht in keinem<br />

Verhältnis zu dem Papier, auf dem<br />

sein Unternehmensanteil dokumentiert<br />

ist. Und wer eine Immobilie als Sachwert<br />

bezeichnet, kann nicht nur die<br />

Summe der Steine meinen, die in ihr<br />

verbaut sind.<br />

Da hilft ein Blick in Wikipedia. Dort<br />

steht, dass nicht der Materialwert entscheidend<br />

ist, sondern der sogenannte<br />

Gebrauchswert. Der ist unabhängig vom<br />

geldlichen Gegenwert und stützt sich<br />

auf den Nutzen, den etwas erfüllt. Gold<br />

zieht, verarbeitet zu Ringen, Halsketten<br />

und Armbändern, die Blicke anderer<br />

auf sich. In einem Haus kann man wohnen,<br />

unabhängig davon, ob es in einer<br />

teuren Innenstadtlage steht oder am<br />

Stadtrand. Und eine Aktie ist ein Anteil<br />

an einem Unternehmen, das wiederum<br />

einen Nutzen hat.<br />

Kompliziert? Allerdings. Bei geschlossenen<br />

Sachwert-Investment<br />

vermögen ist es einfacher:<br />

Sie finanzieren Dinge, die real existieren<br />

und die etwas erwirtschaften: Flug -<br />

zeuge. Häuser. Windräder. Ganze Wälder.<br />

Containerschiffe, die Waren über die<br />

Weltmeere transportieren. Diese Sach -<br />

werte haben sowohl einen Gebrauchs-,<br />

als auch einen Materialwert. Denn nach<br />

dem Ende der Laufzeit werden ein Windrad<br />

und eine Solarzelle weiterhin Strom<br />

erzeugen. Ein Flugzeug wird weiter<br />

Passagiere und Güter von A nach B bringen.<br />

Und Molière wird weiterhin Recht<br />

haben: Dinge haben den Wert, den man<br />

ihnen gibt. Es kommt darauf an, ob wir<br />

sie brauchen.<br />

*<br />

46 47


DIE GESCHICHTE DES INVESTMENTS<br />

Experten<br />

unter sich<br />

Moderator Verehrtes Publikum, ich be -<br />

grüße hochkarätige Gäste zu unserer Talk -<br />

runde „3.000 Jahre Investment und Ver -<br />

mögensbildung – Experten unter sich“.<br />

In den nächsten 90 Minuten …<br />

Aristoteles Mäßigung, Moderator! Wie<br />

ich Ihnen bereits vor Christi Geburt darlegte,<br />

hat Vermögen keinen Wert. Denken<br />

Sie an König Midas, der verhungerte, weil<br />

zu Gold wurde, was er berührte!<br />

John D. Rockefeller Und schon legt<br />

der Alte wieder los.<br />

Aristoteles Einem jeden Ding wohnen<br />

doch zwei Werte inne: sein Ge brauchswert<br />

und sein Tauschwert. Nehmen wir<br />

dieses Paar Schuhe. Ich kann mir in ihnen<br />

die Füße wärmen. Ich kann sie aber auch<br />

gegen Nahrung tauschen. Nur Euer Geld<br />

wird sich selber nicht vermehren, es legt<br />

keine Jungen, ist Fiktion, Konstrukt!<br />

Jakob Fugger Du irrst gewaltig, Philosoph.<br />

Seit knapp 3.000 Jahren kennt die Menschheit das Geld.<br />

Es wurde erfunden, weil es den Handel mit Produkten erleichterte und<br />

die Arbeitsteilung erst möglich machte. Doch die ersten Münzen lösten<br />

auch eine Entwicklung aus, die noch lange nicht zu Ende ist.<br />

Wie wäre es, wenn wir die historischen Protagonisten der Geschichte<br />

des Investments noch einmal versammeln könnten?<br />

Nicht ganz ernst gemeintes Protokoll einer fiktiven TV-Debatte<br />

Einem jeden<br />

Ding wohnen<br />

doch zwei Werte<br />

inne: sein<br />

Gebrauchswert<br />

und sein<br />

Tauschwert<br />

aristoteles<br />

Moderator (sich räuspernd) Vielen<br />

Dank für dieses philosophische Eingangsstatement.<br />

Wir haben einen Experten zu<br />

uns ins Studio eingeladen. Herbert Solms -<br />

bacher ist Publizist und freier Dozent für<br />

Wirtschaftsgeschichte und hat über die Investmentformen<br />

im antiken Rom promoviert.<br />

Guten Abend, Doktor Solmsbacher.<br />

Doktor Solmsbacher Guten Abend.<br />

Sie haben eben Investmentformen gesagt.<br />

So würde ich das nicht formulieren.<br />

Aber wir wissen aus alten juristischen<br />

Schriften, dass das römische<br />

Recht die Societas, also eine Personengemeinschaft,<br />

kannte. Und in dieser<br />

Rechtsform wurden zum Beispiel auch<br />

gemeinsame wirtschaftliche Unterneh -<br />

men durchgeführt. Das reichte von<br />

Staatsaufträgen, die ausgeführt wurden,<br />

über Bankgeschäfte bis hin zum Seetransport.<br />

Überhaupt war ja der Handel<br />

nach Norden und Süden sehr wichtig<br />

im römischen Reich.<br />

Moderator So weit waren die alten<br />

Römer schon! Ihre Beschreibung erinnert<br />

doch stark an moderne Unternehmensformen.<br />

Doktor Solmsbacher Mag sein. Aber<br />

es gibt einen großen Unterschied. Aus<br />

den alten Schriften können wir auch<br />

ablesen, dass die römische Societas<br />

eigent lich immer nur aus wenigen Mitgliedern<br />

bestand. In der Regel waren es<br />

sogar nur zwei.<br />

Moderator Danke für diese Einschätzung,<br />

Doktor Solmsbacher. Ich wende<br />

mich an unseren nächsten Gast. Häuptling<br />

Handsome Lake, Sie sind ja vom<br />

Stamme der Seneca. Lange bevor Kollege<br />

Columbus Amerika entdeckte, lebte<br />

Ihr Volk auf dem Kontinent.<br />

Häuptling Handsome Lake Ich möchte<br />

noch einmal auf das Thema Schuhe zurückkommen,<br />

das der verehrte Aristo te les<br />

ansprach. Wir lebten, bevor die weißen<br />

Männer kamen, in Langhäusern. Dort gab<br />

es ein Lager. Wenn einer der unseren neue<br />

Schuhe brauchte, ging er zu seiner Frau.<br />

Die ging zu den anderen Frauen, besprach<br />

die Sache und holte neue Schuhe aus dem<br />

Lager. Was ich damit sagen möchte: Nach<br />

Nach der Ernte<br />

und nach<br />

der Jagd hat<br />

unser Volk ein<br />

Vermögen<br />

angelegt, das<br />

dem Wohl<br />

aller diente<br />

häuptling handsome lake<br />

der Ernte und nach der Jagd hat unser Volk<br />

ein Vermögen angelegt, das dem Wohl al -<br />

ler diente; Sachwerte, wenn Sie so wollen.<br />

Jakob Fugger Pah! Da waren wir ja im<br />

Mittelalter schon weiter – und glauben Sie<br />

mir: Ich bin froh, dass ich erst im 15. Jahrhundert<br />

geboren wurde.<br />

Moderator Herr Fugger, damit das<br />

auch die Zuschauer verstehen, haben wir<br />

einen kleinen Einspielfilm vorbereitet.<br />

Kurze Frage an die Regie … ja?<br />

Jakob Fugger Im Mittelalter diente<br />

Geld allein dem Handel, es durfte nicht<br />

Teil des Vermögens sein. Etwa bis ins<br />

Jahr 1000 hinein galt ein Zinsverbot.<br />

Erst als die Geldwirtschaft den Tauschhandel<br />

zurückdrängte, änderte sich das.<br />

Im Mittelalter<br />

diente<br />

Geld allein<br />

dem Handel,<br />

es durfte<br />

nicht Teil des<br />

Vermögens<br />

seiN<br />

Jakob Fugger<br />

Es setzte sich die Erkenntnis durch, dass<br />

Geld und Gold sich ja wieder in reale<br />

Werte umwandeln ließen – man konnte<br />

zum Beispiel Häuser kaufen und diese<br />

verpachten. Im 13. Jahrhundert kam<br />

vieles zusammen: Städte wurden größer,<br />

der Handel weitete sich aus, neue Technologien<br />

wurden verfügbar. Die nördlichen<br />

Städte des Kontinents wurden zu<br />

Zentren der Handelsschifffahrt im Ostseeraum.<br />

Daran erinnert heute noch der<br />

Beiname „Hansestadt“, den etwa Hamburg,<br />

Lübeck oder Rostock tragen.<br />

Moderator Herr Wittenborg, wie war<br />

das denn, damals in der Hanse?<br />

Johann Wittenborg So ungefähr im<br />

12. Jahrhundert haben wir Kaufleute im<br />

Norden Selschopen – Seilschaften heißt<br />

das auf Hochdeutsch – für einzelne Handelsreisen<br />

gegründet. Die Fahrt ging oft<br />

nach Russland, weil es dort Pelze, Tran<br />

und Holz gab. Später wurden dann richtige<br />

Gesellschaften gegründet. Typischerweise<br />

brachten zwei oder mehr von uns<br />

Kapital in das Unternehmen ein. Je nach<br />

eingezahltem Anteil wurden spä ter Gewinn<br />

oder auch mal Verluste verteilt. Die<br />

Hanse selbst war eher ein loser Verbund<br />

von Kaufleuten und Städten. Einen Vertrag<br />

oder Mitgliederlisten gab es nicht.<br />

Moderator Sie wurden ja dann später<br />

geköpft, weil Sie die hanseatische<br />

Kriegsflotte an die Dänen verloren.<br />

Johann Wittenborg Im Nachhinein<br />

ist festzuhalten, dass die Berufsrisiken<br />

im späten Mittelalter doch erheblich<br />

höher waren als heutzutage.<br />

Moderator Bleiben wir bei der Seefahrt,<br />

Herr Columbus.<br />

Je nach<br />

eingezahltem<br />

Anteil wurden<br />

später Gewinn<br />

oder auch<br />

mal Verluste<br />

verteilt<br />

johann wittenborg<br />

48 49


Häuptling Handsome Lake<br />

Aristoteles<br />

Christoph Columbus<br />

Jakob Fugger<br />

eJohn D. Rockefell<br />

r<br />

Johann Wittenborg<br />

Kaufherr und Bankier (1459 –1525)<br />

Jakob Fugger – Beiname Der Reiche" – war zu seiner<br />

"<br />

Zeit der bedeutendste Kaufmann Europas. Ursprünglich<br />

im Baumwollhandel gestartet, erweiterte er das<br />

Tätigkeitsfeld seines Familienunternehmens um Bodenschätze,<br />

Bankgeschäfte – und strategische Kredite<br />

an die Königshäuser Europas. Mehr als 540.000<br />

Goldgulden soll er für die Wahl von Spaniens König<br />

Karl V. zum deutschen Kaiser gezahlt haben.<br />

Ölunternehmer (1839 –1937)<br />

Rockefeller gilt als einer der reichsten Menschen<br />

der Neuzeit. Aus einer Ölraffinerie, die er mitbegründet<br />

hatte, wurde die Standard Oil Company –<br />

ein Firmengeflecht, das praktisch die gesamte<br />

Ölverwertungskette kontrollierte. Rockefellers Methoden<br />

führten schlussendlich zum ersten Monopol-<br />

Gerichtsverfahren in den USA. Zugleich ging er als<br />

großer Philanthrop in die Geschichte ein.<br />

Kaufmann und Bürgermeister (1321–1363)<br />

Er handelte zur Zeit der Hanse mit Tuch, Getreide<br />

und Pelzen zwischen Baltikum und London. Seine<br />

Erfolgsgeschichte endete tragisch, nachdem er als<br />

Oberbefehlshaber der Hanseflotte zwölf Koggen in<br />

einer Schlacht gegen den Dänenkönig verlor.<br />

Griechischer Philosoph (384–322 v. Chr.)<br />

In seinen Schriften widmete sich der Universalge -<br />

lehrte auch der Staats- und Wirtschaftstheorie. Er<br />

beschreibt Streben nach Gewinn zwar als unedel,<br />

erkennt zugleich aber die wichtige Rolle an, die<br />

das Geld schon für das antike Staatsgebilde spielte.<br />

Seefahrer und Entdecker (verm. 1451–1506)<br />

Columbus ist der prominenteste Vertreter einer Generation<br />

von Abenteurern, die im 16. Jahrhundert<br />

Lateinamerika eroberten, meist (wie Columbus)<br />

im Auftrag der spanischen Krone und finanziert<br />

durch Kaufmannsgeschlechter aus Deutschland<br />

und Norditalien. Ihre hochriskanten Expeditionen<br />

verschlangen Millionen von Gulden.<br />

Indianischer Prophet (1735 –1815)<br />

Häuptling der Seneca und religiöser Führer der<br />

Irokesen, der gegen die Briten und im amerikanischen<br />

Unabhängigkeitskrieg kämpfte. Er steht stellvertretend<br />

für viele Naturvölker, die oft Wirtschaftsmodelle<br />

gefunden hatten, die auf Verteilung und Gemeinschaft<br />

beruhten.<br />

Christoph Columbus Ach, die Geschichte<br />

ist ja bekannt.<br />

Jakob Fugger Nicht so bescheiden!<br />

Meine Familie hat viel Geld verbrannt<br />

mit dem Versuch, einen kurzen Seeweg<br />

zu den Gewürzinseln zu finden. 1525<br />

haben wir eine Expedition von García<br />

Jofre de Loaísa mit 10.000 Dukaten finanziert.<br />

Hätte ein formidables Geschäft wer -<br />

den können. Spaniens König Carlos I.<br />

ent sandte die Flotte offiziell, aber wir hatten<br />

uns mit einem so genannten asiento,<br />

einem Generalvertrag, umfangreiche<br />

Nutzungsrechte zusichern lassen: ein<br />

riesiges Landgebiet im heutigen Chile,<br />

Bodenschätze, Gold, Silber, und ja, auch<br />

Sklaven. War damals so üblich. Von den<br />

sieben Schiffen erreichte aber nur eines<br />

das Ziel, da war de Loaísa schon seit<br />

Monaten tot.<br />

Christoph Columbus Das war ja aber<br />

nach meiner Zeit. Da hattet Ihr alle schon<br />

den Verstand verloren. Die ganzen großen<br />

Für meine<br />

Indienfahrt<br />

1492 musste ich<br />

jahrelang mit<br />

dem spanischen<br />

kÖnigshaus um<br />

eine Finanzierung<br />

streiten<br />

christoph columbus<br />

Kaufmannsgeschlechter in Deutschland<br />

und Norditalien. Fugger, Welser, Neidhart<br />

und Cromberger, die Spinola, Cattaneo –<br />

alle meschugge geworden wegen der<br />

Reich tümer, die sie in Südamerika glaub -<br />

ten holen zu können. Hat einige die<br />

Existenz gekostet. Für meine Indienfahrt<br />

1492 musste ich jahrelang um<br />

eine Finanzierung mit dem spanischen<br />

Königs haus streiten. Die Verhandlungen<br />

waren so zäh, dass der Vertrag als „Kapitulation“<br />

in die Geschichte eingegangen<br />

ist: die Capitulaciones de Santa Fe.<br />

Jakob Fugger Aber ohne privates Kapital<br />

wäre das nix geworden!<br />

Christoph Columbus Das Königspaar<br />

hat sich nur auf das Abenteuer eingelassen,<br />

weil Luis de Santángel, Schatzmeister<br />

der Krone und einer der reichsten<br />

Männer des Landes, einen großen<br />

Teil der Summe aus seiner eigenen Schatulle<br />

bezahlte.<br />

Moderator John D. Rockefeller – wer<br />

Ihren Namen hört, denkt vor allem an<br />

den Ölrausch im 19. Jahrhundert.<br />

John D. Rockefeller Am Anfang war<br />

das ja alles andere als ein Rausch. Das<br />

Am Anfang<br />

war das alles<br />

andere als ein<br />

Rausch<br />

john d. rockefeller<br />

Öl war quasi da, bevor man etwas damit<br />

anfangen konnte. Es dauerte eine Weile,<br />

bis man herausgefunden hatte, wie sich<br />

Rohöl in Petroleum, Teer und Schmierstoffe<br />

weiterverarbeiten ließ. An Benzin<br />

dachte damals kein Mensch. Und dann<br />

war da noch die Frage der Fördertechnik,<br />

das war ein einziges Probieren und<br />

Scheitern. Da tummelten sich in den<br />

1850er Jahren einige windige Geschäftemacher<br />

und Spekulanten. Mein Weg<br />

war ein anderer: Ich habe sehr schnell<br />

ein vertikal integriertes Unternehmen<br />

aufgebaut. Von der Förderung über<br />

die Raffinerien bis zum Transport –<br />

alles meins.<br />

Moderator Zum Schluss unserer Sen -<br />

dung wollen wir noch einmal das Inter -<br />

net zu Wort kommen lassen. Meine<br />

Kollegin Nathalie Ramsel verfolgt die<br />

Diskussion auf Facebook und Twitter.<br />

Nathalie, was schreiben die Zuschauer?<br />

Twitterfee Nathalie User Metrodisc98<br />

hat uns eben eine Frage an Herrn<br />

Rockefeller geklickt. Er schreibt: „@Herr<br />

Rockefeller: Sie wurden im Ölbusiness<br />

ja steinreich. Aber das war doch voll<br />

Old Economy. Warum nicht <strong>Fonds</strong> und<br />

Wall Street?“<br />

John D. Rockefeller Was ich mir zugutehalte,<br />

ist eher kultureller Natur.<br />

Mein Erfolg war Vorbild für eine ganze<br />

Branche. Die ersten Investmentfonds,<br />

die um die Jahrhundertwende herum<br />

gegründet wurden, waren quasi eine<br />

Demokratisierungsbewegung.<br />

Aristoteles Was wisst Ihr von Demokratie!<br />

John D. Rockefeller In den Gründungsverträgen<br />

der Foreign & Colonial<br />

Government Trust von 1868 stand zum<br />

Beispiel: „Das Ziel der Gesellschaft ist<br />

es, den kleinen Sparern dieselben Vorteile<br />

zu verschaffen wie den Reichen,<br />

indem das Risiko durch die Streuung<br />

der Kapitalanlage auf eine Vielzahl verschiedener<br />

Aktien vermindert wird.“<br />

Das war quasi der erste Investmentfonds<br />

in der Geschichte, spezialisiert<br />

auf Staatsanleihen.<br />

Moderator Meine Herren, unsere Sendezeit<br />

ist abgelaufen. Ich danke Ihnen<br />

für die spannende Debatte und freue<br />

mich schon aufs nächste Mal, wenn<br />

es heißt: »4.000 Jahre Investment und<br />

Vermögensbildung«. Bis dahin, bleiben<br />

Sie gesund!<br />

*<br />

50 51


Fremde Federn<br />

Ideen brauchen<br />

Kapital<br />

Ist das Finanzierungssystem in Deutschland nicht ausreichend auf die Bedürfnisse<br />

von Innovatoren ausgerichtet? Für innovative Unternehmen, für Visionäre und Pioniere<br />

sind private Investoren unabdingbar. Ein Gastbeitrag von Dr. Axel Nawrath,<br />

Mitglied des Vorstandes der staatlichen Förderbank KfW<br />

In der Diskussion über Herausforderungen unserer Ge -<br />

sellschaft durch den Klimawandel, die Ressourcenverknappung,<br />

die Globalisierung und den demogra -<br />

fischen Wandel ist das Beschwören eines leistungsfähigen<br />

Innovationssystems fester Bestandteil eines<br />

jeden Beitrags. Über vieles wird heftig gestritten, doch über<br />

eines sind sich alle einig: Innovationen sind ein entscheidender<br />

Faktor für die Bewältigung dieser Herausforderungen und<br />

leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung<br />

des Wohlstandes.<br />

Ein wichtiges Element des Innovations -<br />

systems in Deutschland ist der Unternehmenssektor.<br />

Dessen Innovationsstärke ist<br />

in Europa unerreicht. Eines der besonderen<br />

Merkmale und Stärken des deutschen<br />

Innovationssystems ist der große Anteil,<br />

den kleine und mittlere Unternehmen an<br />

ihm haben. Sie erbringen gut ein Viertel<br />

der Innovationsaufwendungen des Unternehmenssektors<br />

in Deutschland.<br />

Deutschland steht im internationalen<br />

Vergleich der innovativen Stärke immer<br />

noch gut da. Besonders bei der Perfektionierung<br />

etablierter, hochwertiger Tech -<br />

no logien ist Deutschland stark. Weniger<br />

erfreu lich ist das Bild allerdings, wenn es<br />

darum geht, echte neue Spitzentechnologien<br />

hervorzubringen. Hier sind uns andere Länder wie Finnland<br />

oder die Schweiz noch ein gutes Stück voraus. Zu denken<br />

geben muss vor allem die Tatsache, dass die Innovationsaktivitäten<br />

der mittelständischen Unternehmen in den vergangenen<br />

zehn Jahren kontinuierlich nachgelassen haben. Insbesondere<br />

Öffentliche<br />

Fördermittel<br />

können<br />

privates<br />

Engagement<br />

nicht<br />

ersetzen<br />

die zurückliegende Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich hier<br />

bemerkbar gemacht. Bezeichneten sich in einer KfW-Untersuchung<br />

im Zeitraum 2004/2006 noch 43 Prozent der kleinen<br />

und mittleren Unternehmen als Innovatoren, so waren es 2010<br />

nur noch 32 Prozent.<br />

D<br />

ie nachlassende Innovationstätigkeit<br />

des deutschen Mittelstandes<br />

hat eine Reihe von Gründen. Gesetze,<br />

Regulierungen und Normen gehören<br />

ebenso dazu wie die Schwierigkeiten<br />

der Unternehmen, Mitarbeiter mit dem<br />

notwendigen Qualifikationsprofil zu gewinnen.<br />

Das gravierendste Problem aber<br />

ist der Mangel an Finanzierungsquellen.<br />

Laut einer Studie der volkswirtschaftlichen<br />

Abteilung der KfW mangelt es<br />

43 Prozent der Unternehmen an internen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten, 37 Prozent<br />

vermissen geeignete externe Finanzierungsangebote.<br />

Dies lässt darauf schließen,<br />

dass das bestehende Finanzierungssystem<br />

in Deutschland nicht ausreichend<br />

auf die Bedürfnisse von Innovatoren ausgerichtet<br />

ist.<br />

Die Ursachen hierfür sind unterschiedlich:<br />

Neue unternehmerische Vorhaben,<br />

die ganz neue, bislang unerprobte Wege versuchen,<br />

können keine Erfolgsnachweise erbringen. Zudem ist meist un -<br />

sicher, wie lange eine innovative Idee bis zu ihrer erfolgreichen<br />

Umsetzung braucht. Oft sind Innovationsfinanzierungen langfristige<br />

Investitionen. Für externe Geldgeber ist es schwierig,<br />

die Machbarkeit, Markt- und Ertragschancen einer Innovation<br />

im Voraus abzuschätzen. Das Wissen hierfür ist meist hochspezialisiert<br />

und liegt exklusiv beim Unternehmen. Die Geldgeber<br />

müssen sich besonders intensiv mit einem innovativen<br />

Vorhaben auseinandersetzen.<br />

Diese spezifischen Rahmenbedingungen schränken die Finanzierungsoptionen<br />

für Innovatoren deutlich ein. Klassisches<br />

Fremdkapital ist in aller Regel mit festen Laufzeiten verbunden<br />

und setzt nicht nur belastbare Kennzahlen<br />

und Sicherheiten, sondern auch ein<br />

möglichst risikoarmes Geschäftsmodell<br />

voraus. Der Zeitplan für die Entwicklung<br />

einer Innovation bis zur Marktreife ist<br />

nicht immer punktgenau einzuhalten<br />

und deshalb schwer auf feste Kredit -<br />

lauf zeiten zu übertragen. Aber auch bei<br />

Eigenkapitalfinanzierungen haben es<br />

Inno vatoren nicht leicht. Auch wenn<br />

die Private-Equity- und Venture-Capital-<br />

Branche in Deutschland sich in den<br />

vergangenen Jahren kontinuierlich professionalisiert<br />

hat, mangelt es doch noch<br />

immer an einem ausreichenden Angebot<br />

an priva tem Beteiligungskapi tal, vor<br />

allem für Unter nehmen, die ganz neue<br />

Wege gehen möchten und die dabei vor<br />

einem langen Weg stehen, auf dem sie<br />

auch mit Rückschlägen rechnen müssen.<br />

A<br />

us all diesen Gründen zählt die<br />

Finanzierung von innovativen<br />

jungen Unternehmen und Mittelständlern<br />

zum Kernauftrag einer<br />

öffentlichen Förderbank. Die KfW bietet<br />

in Zusammenarbeit mit Banken, Sparkassen<br />

und anderen Institutionen der<br />

Finanzwirtschaft wie zum Beispiel Invest -<br />

mentfonds, Private-Equity- und Venture-<br />

Capital-Gesellschaften oder Business<br />

Angels eine Reihe von Förderprogram -<br />

men zur Finanzierung von Innovationen<br />

sowohl im Fremdkapital- als auch im<br />

Eigenkapitalbereich an.<br />

FÖrdern UND Lenken<br />

Dr. Axel Nawrath ist Mitglied des Vor -<br />

standes der staatlichen Förderbank KfW.<br />

Der ehemalige Staatssekretär im Bundesministerium<br />

der Finanzen zählt zu den<br />

führenden Experten des Bankenwesens<br />

und der Finanzmärkte. Als Mitglied des<br />

Lenkungsausschusses des Sonderfonds<br />

Finanzmarktstabilisierung gehört er zu<br />

den maßgeblichen Akteuren der Bundesregierung<br />

bei der Bewältigung der<br />

Finanzmarktkrise.<br />

Aber auch wenn die Finanzierung junger High-Tech-Start-ups<br />

und innovativer Mittelständler einen der Förderschwerpunkte<br />

der KfW bildet, so verstehen wir unter Innovation doch weit<br />

mehr als neue technologische Errungenschaften. Bei der Ent -<br />

wicklung ihrer Förderprogramme steht für die KfW das Ziel<br />

im Mittelpunkt, Unternehmen zu unterstützen, die einen<br />

Beitrag zur Lösung gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher<br />

Probleme leisten. Ein wichtiges Ziel dabei ist es immer<br />

auch, die Entwicklung neuer Ansätze,<br />

Ver fahren und ganzer Marktsegmente<br />

anzustoßen.<br />

Ö<br />

ffentliche Fördermittel können<br />

jedoch privates Engagement<br />

nicht ersetzen. Trotz der insge<br />

samt immer noch hohen Innovationskraft<br />

Deutschlands müssen wir darauf<br />

achten, dass vielversprechende innovative<br />

unternehmerische Vorhaben nicht<br />

allein aufgrund fehlender Finan zierungsmöglichkeiten<br />

scheitern, dass wert -<br />

volle Impulse für die Bewältigung der<br />

großen gesellschaftlichen Heraus forderungen<br />

damit ausbleiben und Potenziale<br />

für Wachstum und Beschäftigung<br />

brachliegen.<br />

Ein innovativer Unternehmenssektor<br />

braucht ein leistungsstarkes privates<br />

Finanzierungssystem, das die verschiedenen<br />

Finanzierungsbedürfnisse von<br />

Innovatoren sowohl im Eigen- als auch<br />

im Fremdkapitalbereich ausreichend<br />

bedient. Dieses ist in Deutschland vor<br />

allem im Eigenkapitalsektor noch nicht<br />

ausreichend ausgebildet. Wir brauchen<br />

mehr private Financiers, die den Mut<br />

und den langen Atem haben, Entrepreneurs<br />

und unternehmerische Visionäre<br />

bei der Ver<strong>wirklich</strong>ung ihrer Ziele<br />

zu begleiten und die ihnen die Mittel<br />

bereitstellen, damit sie mit ihren Entwicklungen<br />

neue Türen zur Zukunft<br />

aufstoßen.<br />

*<br />

52 53


Wir sind der BSI Bundesverband<br />

Sachwerte und Investmentvermögen e.V.<br />

HannovER LEASING<br />

GmbH & Co. KG<br />

Wolfratshauser Straße 49<br />

82049 Pullach<br />

Ivg Private Funds GmbH<br />

(Tochter d. Ivg Immobilien AG)<br />

THE SQuaIRE 18<br />

Am Flughafen<br />

publity AG<br />

Landsteinerstraße 6<br />

04103 Leipzig<br />

www.publity.de<br />

Der BSI Bundesverband Sachwerte und<br />

Investmentvermögen e. v. ist die Interes -<br />

senvertretung der Unternehmen, deren Tätigkeit<br />

im direkten Zusammenhang mit dem<br />

Kapitalanlagegesetzbuch (KagB) steht, und<br />

die Sachwerte verwalten.<br />

Dazu zählen vor allem Kapitalverwaltungsgesellschaften<br />

(KVG), Verwahrstellen, Auslagerungsunter<br />

nehmen sowie rechtliche,<br />

steuer liche und betriebswirtschaftliche Berater.<br />

Derzeit zählt der <strong>Verband</strong> 59 Mit glieder<br />

und steht für ein verwaltetes Sachwert vermögen<br />

von rund 127 Milliarden Euro.<br />

Hervorgegangen ist der Sachwertever band<br />

aus dem VGF <strong>Verband</strong> <strong>Geschlossene</strong> <strong>Fonds</strong><br />

e. V., der von 2005 bis 2013 die Inte ressen<br />

der Anbieter geschlossener <strong>Fonds</strong> vertreten<br />

hat. Mit Inkrafttreten des Kapital anlagegesetzbuches<br />

zum 22. Juli 2013 und der voll -<br />

ständigen Regulierung geschlossener <strong>Fonds</strong><br />

im Rahmen des KAGB hat sich der <strong>Verband</strong><br />

für alle Formen von Sachwert investmentvermögen<br />

nach dem neuen KAGB geöffnet.<br />

Aufgabe des BSI ist die Interessenver tre tung<br />

der Branche gegenüber Politik und Öffentlichkeit.<br />

Er begleitet für seine Mit glieder<br />

Gesetzgebungs- und Ver ordnungs verfahren<br />

auf nationaler und europäischer Ebene, ist<br />

originärer An sprech partner für die Finanzaufsicht<br />

und erarbeitet mit seinen Mitgliedern<br />

Bran chenstandards wie z. B. Muster -<br />

anlage be dingungen oder einen Musterverwahrstellenvertrag.<br />

Der <strong>Verband</strong> informiert<br />

außerdem re gel mäßig mit Studien, Statistiken<br />

und einem eigenen Magazin über die<br />

Eigen schaften und die Entwicklung der<br />

verschiedenen Formen von Sachwert-Investmentvermögen.<br />

Abgerundet wird das Infor -<br />

mationsangebot durch Weiterbildungsveranstaltungen<br />

wie Seminare und Workshops<br />

rund um das Thema Sachwertinvestments.<br />

Der BSI steht mit seinen Mitgliedern für ver -<br />

antwortungsvolle Kapitalanlagepro dukte,<br />

die dem Anleger insbesondere im aktuellen<br />

Niedrigzinsumfeld sinn volle Alternativen<br />

bieten sollen. Gemein sam mit seinen Mit gliedern<br />

wird er sich für nachhaltigen Invest ment -<br />

erfolg einsetzen und Instrumente entwickeln,<br />

die Anleger bei ihrer Entscheidung für<br />

Sach wert invest ments unterstützen. Dazu<br />

sollen in Zukunft insbesondere Standards für<br />

einen quali tätsbewussten Vertrieb von Sachwert<br />

investments an Privatanleger gehören.<br />

www.hannover-leasing.de<br />

HANSA TREUHAND<br />

Schiffsbeteiligungs<br />

GmbH & Co. KG<br />

An der Alster 9<br />

20099 Hamburg<br />

www.hansatreuhand.de<br />

HCI Hanseatische Capitalberatungsgesellschaft<br />

mbH<br />

Burchardstraße 8<br />

20095 Hamburg<br />

www.hci-capital.de<br />

Hesse Newman Capital AG<br />

Gorch-Fock-Wall 3<br />

20354 Hamburg<br />

www.hesse-newman.de<br />

60549 Frankfurt<br />

www.ivg-funds.de<br />

JamESTOWN US-<br />

Immobilien GmbH<br />

Marienburger Straße 17<br />

50968 Köln<br />

www.jamestown.de<br />

Kgal GmbH & Co. KG<br />

Tölzer Straße 15<br />

82031 Grünwald<br />

www.kgal.de<br />

LHI Leasing GmbH<br />

Emil-Riedl-Weg 6<br />

82049 Pullach i. Isartal<br />

www.lhi.de<br />

Real I.S. AG<br />

Gesellschaft für Immobilien<br />

Assetmanagement<br />

Innere Wiener Straße 17<br />

81667 München<br />

www.realisag.de<br />

Sachsen<strong>Fonds</strong> Holding GmbH<br />

Max-Planck-Straße 3<br />

85609 Aschheim / München<br />

www.sachsenfonds.com<br />

SIgna Property Funds<br />

Deutschland AG<br />

Benrather Straße 18 - 20<br />

40213 Düsseldorf<br />

www.signa-funds.de<br />

Lloyd <strong>Fonds</strong> AG<br />

Gemeinsam investieren<br />

Hga Capital Grundbesitz<br />

Amelungstraße 8 – 10<br />

US Treuhand Verwaltungs-<br />

und Anlage GmbH<br />

20354 Hamburg<br />

gesellschaft für<br />

Aquila Capital Structured<br />

Commerz Real AG –<br />

flEX <strong>Fonds</strong> Capital AG<br />

Europa Passage/<br />

www.lloydfonds.de<br />

US-Immobilienfonds mbH<br />

Assets GmbH<br />

cfB-<strong>Fonds</strong><br />

Friedensstraße 13-15<br />

Hermannstraße 13<br />

Spreestraße 3<br />

Valentinskamp 70<br />

Mercedesstraße 6<br />

73614 Schorndorf<br />

20095 Hamburg<br />

MPC Münchmeyer Petersen<br />

64295 Darmstadt<br />

20355 Hamburg<br />

40470 Düsseldorf<br />

www.flex-fonds.de<br />

www.hga-capital.de<br />

Capital AG<br />

www.ustreuhand.de<br />

www.aquila-capital.de<br />

www.commerzreal.com/<br />

Palmaille 75<br />

cfb-fonds<br />

GEBAB<br />

HIH Hamburgische<br />

22767 Hamburg<br />

WealthCap Wealth<br />

Bouwfonds Real Estate<br />

Konzeptions- und Emissions-<br />

Immobilien Handlung<br />

www.mpc-capital.de<br />

Management<br />

Investment Management<br />

Deutsche <strong>Fonds</strong> Holding AG<br />

gesellschaft mbH<br />

GmbH – ein Unternehmen<br />

Capital Holding GmbH<br />

Deutschland GmbH<br />

Kriegsbergstraße 13<br />

Rudolf-Diesel-Straße 11<br />

der Warburg Gruppe<br />

noRDcaPITAL GmbH<br />

Arabellastraße 14<br />

Potsdamer Straße 58<br />

70174 Stuttgart<br />

40670 Meerbusch<br />

Kehrwieder 8<br />

Hohe Bleichen 12<br />

81925 München<br />

10785 Berlin<br />

www.dfh-ag.com<br />

www.gebab.de<br />

20457 Hamburg<br />

20354 Hamburg<br />

www.wealthcap.com<br />

www.bouwfondsreim.de<br />

www.hih.de<br />

www.nordcapital.com<br />

Dr. Peters GmbH & Co.<br />

HAHN-Immobilien-<br />

Wölbern Invest KG<br />

Buss Capital<br />

Emissionshaus KG<br />

Beteiligungs AG<br />

Ilg <strong>Fonds</strong> GmbH<br />

One Capital<br />

Großer Grasbrook 9<br />

GmbH & Co. KG<br />

Stockholmer Allee 53<br />

Buddestraße 14<br />

Landsberger Straße 439<br />

Emissionshaus GmbH<br />

20457 Hamburg<br />

Am Sandtorkai 48<br />

44269 Dortmund<br />

51429 Bergisch Gladbach<br />

81241 München<br />

Bernhard-Nocht-Straße 99<br />

www.woelbern-invest.de<br />

20457 Hamburg<br />

www.dr-peters.de<br />

www.hahnag.de<br />

www.ilg-fonds.de<br />

20359 Hamburg<br />

www.buss-capital.de<br />

www.onegroup.ag<br />

DWS Finanz-Service GmbH<br />

Hamburg Trust Grundver-<br />

BVT Holding<br />

Mainzer Landstraße 178-190<br />

mögen und Anlage GmbH<br />

Paribus Capital GmbH<br />

GmbH & Co. KG<br />

60327 Frankfurt am Main<br />

Beim Strohhause 27<br />

Palmaille 33<br />

Leopoldstraße 7<br />

www.dws.de<br />

20097 Hamburg<br />

20095 Hamburg<br />

80802 München<br />

www.hamburgtrust.d<br />

www.paribus-capital.de<br />

www.bvt.de

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