Bouquet Ausgabe - DKV-Residenz in der Contrescarpe

12 bouquet 2/2013 > einblicK
nach Danzig umgesiedelt und war dort beim Finanzamt
als Betriebsprüfer tätig.
Wunderbarerweise hatte er dann später den Krieg
unbeschadet überstanden.
In Russland war er in vorderster Front dem Kessel
um Mogilew heil entkommen, geriet aber danach
in russische Gefangenschaft. Er flüchtete vom Gefangenentransportzug
nach Sibirien und schlug
sich mehrere Jahre lang auf abenteuerliche Weise
nach Westen durch. Für seine Familie, die auf der
Flucht in Norddeutschland gelandet war, und für
die Behörden in Deutschland galt er als vermisst
bzw. als tot.
Wie kam es zur Veröffentlichung
der „rauser Steuerlehre“?
Hier in Bremen war mein Mann zuerst wieder als
Betriebsprüfer beim Finanzamt tätig, später bei
der Berufsschule als Fachbereichsleiter für Steuern.
Während seiner Tätigkeit bei der Berufsschule
stellten ihn die Steuerlehrebücher, die auf dem
Markt waren, alle nicht zufrieden, und so entschloss
er sich, selber eins zu schreiben.
Das kam meinem Faible für die Schriftstellerei sehr
entgegen. Und so machten wir uns an die Arbeit,
und zwar oft bis in die Nacht. Wir hatten großes
Glück mit dem renommierten Winklers Verlag.
Die „Rauser Steuerlehre“ erwies sich sofort als
Senkrechtstarter und wurde das führende Unterrichtswerk
in Berufsschulen, an Universitäten, für
die Erwachsenenbildung etc. Bis heute erscheint
auf Grund der jährlichen Steueränderungen zum
Anfang eines jeden Schuljahres eine aktualisierte
„Rauser Steuerlehre“, in diesem Jahr die 40. Auflage,
die natürlich schon seit Jahren von anderen
Fachleuten bearbeitet wird. Und damit es uns
nicht langweilig wurde, war mein Mann nach seiner
Pensionierung neben seiner Tätigkeit als Autor
noch allerhand Jahre als Steuerberater tätig, und
ich brachte einen Gedichtband heraus und schrieb
Zeitschriftenartikel.
Hatten Sie gemeinsame Hobbys?
Nach der Pensionierung meines Mannes machten
wir viele schöne Reisen: Im Sommer in die Sonne,
im Winter zum Langlaufen in die Berge und
so manches andere. Und ein tolles Hobby war für
uns das Tanzen, zum einen als Sport, zum anderen
hinsichtlich der Geselligkeit. Viele Freundschaften
wurden dort geschlossen und viele wunderschöne
Feste gefeiert.
Wie kam es zum umzug
in die residenz?
Aber alles hat mal ein Ende. Als mein Mann fast
99 war und seine Kräfte trotz seiner robusten Gesundheit
merklich nachließen, zogen wir kurzentschlossen
Ende 2011 in die Residenz, wo wir uns
gleich sehr wohlfühlten. Leider hat mein Mann seinen
100. Geburtstag nicht mehr erreicht, er starb
kurz davor am 07.10.2012.
Trotz des Altersunterschiedes waren wir 43 Jahre
verheiratet, beide in zweiter Ehe. Mal stürmte es,
mal schien die Sonne! Aber wenn ich so zurückschaue:
Es war eine großartige Zeit.
> Erika Rauser