Bouquet Ausgabe - DKV-Residenz in der Contrescarpe
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Der Knigge isst mit –<br />
Tischsitten im Wandel <strong>der</strong> Zeiten<br />
Was würden Sie sagen, wenn sich Ihr Tischnachbar im Restaurant se<strong>in</strong><br />
Kotelett mit den Händen von <strong>der</strong> Platte nehmen, den Knochen genüsslich<br />
abnagen, ihn sodann unter den Tisch werfen und sich anschließend se<strong>in</strong>e<br />
fettigen F<strong>in</strong>ger am Tischtuch abputzen würde?<br />
Ihre Reaktion dürfte sich im Spektrum von Verwun<strong>der</strong>ung bis Ekel bewegen.<br />
Tischsitten entwickeln sich langsam<br />
Nicht immer haben allgeme<strong>in</strong>gültige<br />
Konventionen über gute Tischmanieren<br />
gegolten.<br />
Kam das frühe Mittelalter noch weitgehend ohne<br />
beson<strong>der</strong>e Regeln beim geme<strong>in</strong>samen Essen aus,<br />
so entwickelten sich allmählich Gebote, die den<br />
Zweck hatten, den Genuss von Speisen und Getränken<br />
für alle so angenehm wie möglich zu<br />
machen, den Tischgenossen also unangenehme<br />
Geräusche wie z. B. Rülpsen o<strong>der</strong> unappetitliche<br />
Anblicke zu ersparen.<br />
Im späten Mittelalter gab es für die adlige Oberschicht<br />
schon Etiketteanweisungen, sog. Tischzuchten,<br />
die das richtige Benehmen bei Tisch<br />
beschrieben. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Text „E<strong>in</strong><br />
Tischzucht“ des als Meisters<strong>in</strong>ger und Dramatiker<br />
bekannten Hans Sachs (1494 – 1576). Auch<br />
Erasmus von Rotterdam (1466 – 1536) h<strong>in</strong>terließ<br />
e<strong>in</strong> Benimmbuch.<br />
Da man zu dieser Zeit auch <strong>in</strong> vornehmer Gesellschaft<br />
noch mit den Händen aß und sich Löffel<br />
und Tr<strong>in</strong>kgefäß schon mal mit dem Nachbarn<br />
teilen musste, wurden als hygienische M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen<br />
formuliert, man möge saubere