Bouquet Ausgabe - DKV-Residenz in der Contrescarpe
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8 bouquet 2/2013 > E<strong>in</strong>blick<br />
Intuitives<br />
und<br />
bewusstes<br />
Denken<br />
Wenn wir e<strong>in</strong>mal <strong>der</strong> Frage nachgehen,<br />
wie unser Denken eigentlich<br />
funktioniert, so tun sich uns e<strong>in</strong>ige<br />
überaus bemerkenswerte Erkenntnisfenster<br />
auf. Den weitaus größten<br />
Teil aller Entscheidungen und Wertungen<br />
<strong>in</strong> unserem Leben treffen wir<br />
impulsiv und ohne bewusstes Überlegen.<br />
So bewerten wir sogleich, ob<br />
jemand vertrauenswürdig ist o<strong>der</strong><br />
nicht, auch wenn wir fast nichts<br />
über ihn wissen.<br />
Doch gibt es Situationen, die wir nur mit bewusstem<br />
und gezieltem Nachdenken bewältigen<br />
können, etwa bei e<strong>in</strong>er Rechenaufgabe wie<br />
13 × 19. Beide Denkweisen stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fortwährenden<br />
Wechselspiel, unterscheiden sich<br />
aber grundlegend. In <strong>der</strong> Forschung wird hier<br />
zur Verdeutlichung u.a. von zwei „Denksystemen“<br />
gesprochen.<br />
1.<br />
Das <strong>in</strong>tuitive Denken („System 1“) vollzieht<br />
sich automatisch, schnell, mühelos,<br />
unterhalb <strong>der</strong> Bewusstse<strong>in</strong>sschwelle und ohne<br />
willentliche Steuerung. Die von ihm erzeugten<br />
Impulse, Gefühle und Reaktionen stammen aus<br />
e<strong>in</strong>em umfangreichen Repertoire von Fähigkeiten<br />
und Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens<br />
erworben haben und die mit Verhaltensmustern<br />
aus unserer stammesgeschichtlichen<br />
Vorzeit verknüpft s<strong>in</strong>d. Aus ihm wählt das System<br />
je nach Situation spontan bestimmte Impulse<br />
aus. Und es kennt dabei ke<strong>in</strong> Zau<strong>der</strong>n und<br />
ke<strong>in</strong>e Zweifel. Das Repertoire wird ständig erweitert<br />
und zugleich optimiert. Denn wir bewerten<br />
sämtliche Situationen und Vorgänge um uns<br />
immer wie<strong>der</strong> neu (etwa alle drei Sekunden!)<br />
und nehmen die dabei erlebten Reize und E<strong>in</strong>drücke<br />
auf. Diese Reaktion ist e<strong>in</strong> Erbe unserer<br />
entwicklungsgeschichtlichen Vergangenheit, als<br />
wir alles, was für das eigene Überleben wichtig<br />
war, unablässig zu überprüfen hatten (wie etwa<br />
e<strong>in</strong>e Antilope <strong>in</strong> <strong>der</strong> Savanne): Was gibt es um<br />
mich herum? Droht e<strong>in</strong>e Gefahr? Was ist jetzt zu<br />
tun? – Jedoch gel<strong>in</strong>gt die Aufnahme <strong>der</strong> äußeren<br />
E<strong>in</strong>drücke nicht <strong>der</strong>art, dass sich die Außenwelt<br />
getreu <strong>in</strong> unserem Innern abbildet. Denn wir<br />
nehmen die Realitäten vielfach nur selektiv und<br />
verzerrt wahr. Deshalb s<strong>in</strong>d wir auch anfällig für<br />
Denkfehler und Fehldeutungen (vgl. <strong>Bouquet</strong><br />
2/2012: „Denkfallen“).