Die Hufrehe_Fürst_2009 - Horses.ch

Hufrehe
I. Einleitung/Wesen
Die Hufrehe = Laminitis (englisch)
PD Dr. A. Fürst
Departement für Pferde, Universität Zürich
Februar 2009
Zusammenfassung: Abschnitt aus dem ehoof (Weishaupt et al. )
Die Hufrehe zählt zu den wichtigsten und schmerzhaftesten orthopädischen Erkrankungen des
Pferdes. Es handelt sich dabei um eine diffuse, aseptische Entzündung und/oder eine Degeneration der
Huflederhaut als Manifestation einer stoffwechselbedingten, systemischen Allgemeinstörung bzw. als
Folge einer mechanischen Überbelastung einer oder mehrerer Gliedmassen. Häufige Rehepatienten
sind übergewichtige Pferde, wie dies bei Pferden von schwerem Habitus und untrainierten Tieren (z.B.
Ponys und Esel) gerne der Fall ist. Aus einer akuten Hufrehe kann eine chronische Hufrehe
hervorgehen, welche von akuten Schüben begleitet sein kann. Pferde, die einmal an Hufrehe erkrankt
sind, können trotz Genesung zeitlebens rückfällig werden, wobei die Rezidivrate bei nicht Beheben
der dafür prädisponierenden Faktoren besonders gross ist.
II. Leitsymptome
1. Die akute Hufrehe
a. Initialphase
Die Initialphase ist eine klinisch nahezu symptomlose Phase, die aus diesem Grund gerne unbemerkt
bleibt. Sie kann je nach Ursache der Rehe zwischen wenigen Stunden und bei systemischen
Erkrankungen bis zu mehreren Tagen andauern. In dieser Zeit kommt es durch die auslösenden
Faktoren zur Schädigung der Hufstrukturen, ohne dass dabei Schmerzsymptome auftreten. Allmählich
verschlechtert sich dann aber der Allgemeinzustand und eine vermehrte Pulsation der Digitalarterien
setzt ein.
b. Entzündungsphase
Allgemeinzustand: Dieser ist deutlich reduziert. Herzfrequenz, Atemfrequenz und Körpertemperatur
sind erhöht, die Schleimhäute sind injiziert und gerötet. Die Futteraufnahme ist vermindert oder ganz
aufgehoben.
Stellung im Stehen: Beim Versuch, die betroffenen Gliedmassen zu entlasten, nimmt das Pferd eine
charakteristische Stellung im Stehen ein. Sind lediglich die häufiger betroffenen Vorderhufe erkrankt,
werden diese weit nach vorne gestellt, um das Gewicht auf die Hintergliedmassen zu verlagern. Dabei
kann der weniger schmerzende Teil des Hufes, der Ballen-, Strahl- und Trachtenbereich, vermehrt
Last aufnehmen. Sind die Hufe der Hinterbeine mitbetroffen, werden diese weit unter den
Schwerpunkt des Pferdes nach vorne gestellt. Typisch für die Erkrankung ist, dass die Gliedmassen
wechselseitig entlastet werden und das Aufnehmen eines Beines schwierig bis unmöglich ist. Bei
schwerem Verlauf kann es bis zum Festliegen kommen, wobei die Pferde, bedingt durch die starken
Schmerzen, kolikartige Symptome zeigen können.
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Hufrehe
Typische Entlastungshaltung bei
hochgradiger Hufrehe
Festliegen bei hochgradiger Hufrehe
Gangbild: Pferde mit akuter Hufrehe zeigen ein charakteristisches Gangbild. Die Schritte sind kurz
und die Hufe werden nur wenige Augenblicke ab Boden gehoben. Die Patienten versuchen die
schmerzenden Zehenwände zu entlasten und fussen auf den weniger schmerzhaften Trachten auf, was
als Trachtenfussen bezeichnet wird; dabei kann auch das für diese Erkrankung charakteristische
Zehenschleudern beobachtet werden. In der Wendung heben diese Patienten die Vorderextremitäten
seitwärts an und verharren bei der Kehrtwendung meist mit den Hinterextremitäten auf der Stelle, was
als starker Wendeschmerz interpretiert wird. Auf weichem Untergrund, welchen die Tiere gezielt
aufsuchen, präsentieren sich die beschriebenen Symptome abgeschwächter.
Palpation: Die Hufzangenprobe ist über dem Sohlenkörper oft äusserst schmerzhaft, wobei die Hufe
meist auch deutlich wärmer sind; dies kann besonders gut im Bereich des Kronrands gefühlt werden.
Die Pulsation der Digitalarterien ist verstärkt. Die Pulsqualität ist kräftig pochend und hart.
c. Rotations- und Senkungsphase
Im Bereich des Kronrands kann bei gravierenden Fällen eine Eindellung ertastet werden; dabei
erscheint die Kante des Kronhornes prominenter. Die Sohle kann sich nach unten vorwölben. An
dieser Stelle droht das Hufbein durch die Sohle zu brechen. Bei einer hochgradigen Schädigung der
Lederhaut kann sich die Hornkapsel vollständig ablösen. Anzeichen dafür ist eine Blutausschwitzung
im Bereich des Kronrands mit einhergehendem partiellem bis totalem Ausschuhen.
2. Die chronische Hufrehe (subklinische Hufrehe)
Allgemeinzustand ungestört
Charakteristisches Gangbild in unterschiedlicher Ausprägung wie bereits bei der akuten Rehe
beschrieben; wegen festgewachsener Trachten ist die Trachtenfussung häufig ausgeprägter.
Geringgradig bis deutlich vermehrte Pulsation der Digitalarterien
Hufzangenprobe über dem Sohlenkörper empfindlich bis negativ
Hufveränderungen: Diese äussern sich je nach Schweregrad und zeitlichem Abstand zum akuten
Schub wie folgt:
Mindere Hornqualität
Verbreiterte weisse Linie
Zusammenhangstrennungen innerhalb der Zehenwand
Blutige Verfärbungen der Zehensohle
Hohe und lange Trachten
Konvergierende Ringbildung im Zehenwandbereich
Knollenartige Verformung der Hornkapsel «Knoll- bzw. Rehehuf»
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Hufrehe
Hufdeformationen bei chronischer Hufrehe Hufdeformationen bei chronischer Hufrehe =
Knollhuf
3. Akuter Schub einer chronischen Hufrehe (chronische, rezidivierende
Hufrehe)
Allgemeinzustand gestört, aber meist in geringerem Ausmass als bei der primären akuten Rehe
Charakteristisches Gangbild mit ausgeprägter Trachtenfussung und Wendeschmerz
Vermehrte Pulsation der Digitalarterien
Hufzangenprobe über dem Sohlenkörper oft hochgradig schmerzhaft
Hufveränderungen wie zuvor beschrieben
III. Diagnostik
1. Die akute Hufrehe
Anamnese: Frische Weiden, zuviel Kraftfutter, Geburt, Kolik, Gabe von Hufrehe auslösenden
Medikamenten, Stoffwechselerkrankungen etc, welche Auslöser waren für eine systemische
Allgemeinstörung oder eine durch unsachgemässes Training und/oder harte Bodenbeschaffenheit
bedingte mechanische Überbelastung der Gliedmassen.
Adspektion: Oft übergewichtige Pferde, typische Stellung (vorne vorständig, hinten unterständig);
Gangbild charakteristisch verändert; Hornkapsel von aussen primär unverändert, in hochgradigen
Fällen Einsinken an der Krone; Allgemeinbefinden hochgradig gestört.
Palpation: Deutlich vermehrte Pulsation der Digitalarterien; Hufzangenprobe: stark positiv
Radiologie: Seitliche Aufnahme mit Kontrastgebung an der Zehenwand zur Beurteilung einer ev. in
Gange befindlichen Hufbeinrotation. Eine Rotation ist anhand der Abweichung der Parallelität von
Hufbein zu Hufwand ersichtlich, womit die Diagnose «Hufrehe» untermauert wäre. Die Absenkung
selber ist manchmal schwierig zu erkennen.
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Hufrehe
Normales Röntgenbild
Rotation und Absenkung des Hufbeines bei
Hufrehe
Diagnostische Anästhesie: Die mittlere palmar/plantar Anästhesie (MPA) ist in den meisten Fällen
positiv. Vereinzelt kann sie jedoch auch nur zum Teil positiv sein, weil die Huflederhaut noch von den
tiefen Ulnarisästen mitversorgt wird. Diese Nerven werden bei der MPA nicht anästhesiert.
Ev. digitale Venographie: Diese kann zur Darstellung der Blutgefässe im Huf mittels Kontrastmittel
herangezogen werden. Sie lässt eine differenzierte Beurteilung und Aussage über den Schweregrad,
den Verlauf und die Prognose zu.
Sektion und Histologie: Hat eine akute Hufrehe bestanden, erscheint die Lederhaut in der Sektion
blutig-rot verfärbt. Deutlich ersichtlich ist dies, wenn eine Ablösung der Hornkapsel (partielles oder
totales Ausschuhen) vorgelegen hat. Mikroskopisch finden sich Ödeme und Thromben. Bei
chronischer Hufrehe kann sowohl makroskopisch wie auch mikroskopisch Narbenhorn zwischen dem
Kronhorn und dem neuen Wandhorn festgestellt werden.
Zug der tiefen Beugesehne begünstigt die
Rotation
2. Die chronische, subklinische Hufrehe
Besonderheiten: Verstärkung der Symptome nach Beschlagswechsel und nach Belastung.Veränderte
Hornkapsel: Verbreiterung der weissen Linie, Stauchung der Zehenwand, mindere Hornqualität,
Reheringe, stärker angewachsene Trachten.
3. Die chronische Hufrehe mit akutem Schub
Besonderheiten: Hufe optisch im Sinne der chronischen Hufrehe verändert, schwierigere Beurteilung
manchmal bei guter Hufkorrektur und gutem Beschlag (Raspeln der Zehenwand zur Diagnose!)
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Hufrehe
Beachte: Erfolgt die Beurteilung unmittelbar nach einem Neubeschlag, kann die Rotation des
Hufbeins durch die Korrektur abgeschwächt und verfälscht sein; Gaseinschlüsse in der Zehenwand
können zudem auf einen Hufabszess hinweisen
Differentialdiagnostische Überlegungen
Die akute Hufrehe
Aseptisch traumatische Lederhautentzündung: Allgemeinbefinden ungestört; keine verdächtige
Anamnese: kann bei Belastung in akute und/oder chronische, subakute Hufrehe übergehen
Die chronische, subakute Hufrehe
Aseptisch traumatische Lederhautentzündung: Kann bei Belastung in akute und/oder chronische,
subakute Hufrehe übergehen; Allgemeinbefinden ungestört; keine verdächtige Anamnese
Die chronische Hufrehe mit akutem Schub
Hufabszess im Rehehuf: Ausgehend von loser/hohler Wand oder vom Beschlag (Vernagelung); meist
nur ein Huf betroffen
IV. Ätiologie
Fütterung:
Die Fütterung ist oft verantwortlich für eine Hufrehe «Fütterungsrehe». Besonders häufig wird eine
Hufrehe durch ein Überangebot Kraftfutter (weiches Brot, Mischfutter) oder jungem Gras ausgelöst,
weshalb eine saisonale Häufung im Frühjahr beobachtet werden kann.
Kraftfutter und junges Gras sind leicht verdaulich und begünstigen das Wachstum
milchsäurebildender Bakterien. Dabei kommt es zur Absenkung des pH’s. Die zur physiologischen
Magendarmflora zählenden gramnegativen Bakterien sterben dadurch ab und grosse Mengen an
Endotoxinen (Zellwandbestandteile abgestorbener gramnegativer Bakterien) werden freigesetzt.
Neben Endotoxinen werden immer häufiger gefährliche Exotoxine grampositiver Bakterien (v.a.
Streptokokkus bovis), welche ebenfalls via Darm in den Körperkreislauf gelangen, als primär
ursächliche Faktoren der Pathogenese diskutiert. Beide Toxine induzieren eine generalisierte
Entzündung und Degeneration der Wandlederhaut mit einhergehender Schädigung empfindlicher
interzellulärer Verbindungen der Hornkapsel. Auch spielen die Fruktane bei der Hufrehe eine wichtige
Rolle. Es handelt sich dabei um einen Frucktzucker, der schlecht im Dünndarm und dann sehr rasch
im Dickdarm verdaut wird. Durch den raschen Abbau steigen die g+ Bakterien rasch an und die g-
Bakterien rasch ab. Bestimmte Gräser sind sehr reichhaltig an Fruktanen wie Knäulgras und Raigras.
Sonne und Kälte fördern den Fruktangehalt in den Gräsern: Daher sind im Frühling und Herbst
deutlich höhere Konzentrationen im Gras vorhanden.
Verschiedene Erkrankungen
Fettleibigkeit: Übergewicht prädisponiert Pferde, Esel und Ponys für Störungen und Erkrankungen des
Stoffwechsels (Zuckerintoleranz, Insulinresistenz, Diabetes mellitus, equines metabolisches Syndrom
=EMS).
Das Hypophysenadenom stellt eine wichtige Ursache für die Hufrehe beim Pferd dar. Das
Krankheitsbild wird als Cushing bezeichnet.
Mechanische Überbelastung:
Beidseitig: Wenn ein Pferd zu lange auf hartem Boden geritten oder gefahren wird, kann dies zu einer
Hufrehe führen.
Einseitig: Kann ein Pferd auf einer Gliedmasse infolge eines äusserst schmerzhaften orthopädischen
Problems kaum Gewicht aufnehmen, besteht ein erhöhtes Risiko, dass die kontralaterale Gliedmasse
infolge Überbeanspruchung an «Belastungsrehe» erkrankt.
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Hufrehe
Übergewicht und das Vernachlässigen der Hufe (Pflege und Beschlagsintervalle) können infolge der
unphysiologischen Belastung zu einer Hufrehe führen. Frisch beschlagene Pferde sind durch zu
heisses Aufrichten ebenfalls einem erhöhten Reherisiko ausgesetzt.
Erkrankungen, die systemische Allgemeinstörungen zur Folge haben können wie Equines Cushing
Syndrom, Nachgeburtsverhalten, Vergiftungen, gastrointestinale Erkrankungen (Kolik, Durchfall etc.),
durch Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien etc. verursachte Infektionen (Aspergillose, Ehrlichiose,
etc.), Sepsis, Blutgerinnungsstörungen…
Medikamente:
Auf dem Markt existieren diverse Medikamente, die beim Pferd eine Hufrehe induzieren können; z.B.
können bestimmte kortisonhaltige Präparate (Glukokortikoide), v.a. bedingt durch ihre
gefässverengende Wirkung (Vasokonstriktion), eine Hufrehe auslösen. Diesbezüglich besonders
gefährlich sind Depotkortisone, wie Triamcinolonazetat, Flumethasonazetat, Methylprednisolonazetat
und Dexamethasonazetat
Typischer Cushingpatient
Typischer Cushingpatient
V. Therapiestrategien
Die Pathogenese der Hufrehe ist äusserst komplex und trotz intensiven Investitionen in die Forschung
noch nicht eindeutig geklärt. Aus diesem Grund sind Therapiestrategien und Prophylaxemassnahmen
erst ansatzweise vorhanden und geben immer wieder Anlass zu polarisierenden Diskussionen. Bei der
Hufrehe handelt es sich um einen absoluten Notfall. Aus diesem Grund und um Spätfolgen zu
vermeiden, muss das Pferd umgehend medizinisch versorgt werden. Je früher die Therapie eingeleitet
wird, desto besser stehen die Chancen für eine erfolgreiche Heilung und einen Wiedereinsatz im Sport.
1.Therapiegrundsätze:
Ursache beseitigen: Bei vorberichtlicher akuter Aufnahme einer Überdosis Kraftfutter bzw. jungem
Gras oder ähnlichem, muss mittels Nasenschlundsonde der Magen entleert und im Anschluss Öl,
welches die Darmpassage beschleunigt und Toxine bindet, verabreicht werden.
Besteht der Verdacht, dass eine Erkrankung vorliegt, die eine systemische Stoffwechselstörung zur
Folge hat, welche die Rehe ausgelöst haben könnte, muss diese genauer abgeklärt und behandelt
werden.
Weiches Aufstallen
Hufe kühlen: Mittels Eisschuhen, Coldpacks (besonders im Bereich des Kronrands)
Absolute Bewegungsrestriktion bis zum Abklingen der Symptome
Kein Kraftfutter, Reduktion des Raufutters
Gabe von viel Flüssigkeit; Infusionstherapie (Glucose)
Weiche Polsterverbände mit Hochstellung der Trachten
Schmerzbekämpfung/Antiphlogistika
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Hufrehe
Die akute Hufrehe
Hemmung der Bildung von Blutgerinnsel durch Gabe blutverdünnender Medikamente
Die chronische, subklinische Hufrehe
Spezialeisen: Entlastung der schmerzhaften Anteile, Kraftübertragung über Trachten und Strahl
ermöglichen
Die chronische Hufrehe mit akutem Schub
Hufe ausschneiden, auf pathologische Veränderungen untersuchen, Zehenwand (so vorhanden)
beraspeln
Spezialeisen nach Abklingen des akuten Schubs wie bei chronisch, subklinischer Hufrehe
2. Beschlagskorrektur
Je nach Qualität des Beschlags und Schweregrad der Erkrankung ist abzuwägen, ob die Hufeisen zu
entfernen sind oder nicht. Bei einem korrekten, noch nicht zu alten, qualitativ guten Beschlag werden
i.d.R. nur die dorsalen Nägel entfernt, um den Zug an der dorsalen Hufwand zu reduzieren. Der Strahl
wird mit Einlagen unterstützt. Weist der Beschlag jedoch Mängel auf oder ist das Pferd
beschlagsbedürftig, sollten die Hufeisen vorsichtig, ohne Kraftaufwand entfernt werden. Hierzu
werden die Nieten gelöst und die Nägel einzeln mit der Zange gezogen und das Eisen sorgfältig
abgenommen.
Verbände:
Nach Entfernen der Eisen sind die Hufe mit einem «Reheverband» zu schützen. Mittels Gips oder
Scotchcast wird ein Polster unter dem Strahl und den Eckstreben angebracht. Dieses muss so hoch
sein, dass der Huf im Bereich der Trachten angehoben wird. Diese Einlage wird mit einem Verband
fixiert. Damit kann erreicht werden, dass ein Teil des Körpergewichts vom Strahl übernommen
werden kann. Gleichzeitig wird durch die Belastung die Durchblutung im Stahl intensiviert und somit
das Blut rascher wieder aus der Peripherie abgeführt. Der Zug der tiefen Beugesehne wird reduziert,
wodurch die Gefahr einer Rotation minimiert werden kann. Alleine mit dieser Massnahme kann meist
schon eine deutliche Linderung der Symptomatik erzielt werden. Belastet das Pferd danach nicht
besser, sollte der Verband noch einmal sorgfältig angepasst werden.
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Hufrehe
Beschlagskorrektur
Akute Hufrehe:
Während der akuten Hufrehe darf kein Hufeisen aufgenagelt werden. Die Nachteile der Reizung der
Lederhaut und die damit verbundenen Schmerzen sind grösser als ein eventuell zu erzielender Nutzen
des Beschlags.
Chronische, subklinische Hufrehe:
Bei milder Symptomatik kann es hilfreich sein, die Hufe mit breiten, geschlossenen oder verkehrten
Hufeisen und weicher Polsterung zu beschlagen. Der Beschlagsvorgang birgt aber immer auch das
Risiko einer Verschlechterung und sollte daher vom Tierarzt freigegeben werden
Chronische Hufrehe mit akutem Schub:
Eine Hufkorrektur sollte nach Möglichkeit erst nach den radiologischen Befunden (Position
Hufbeinspitze, Dicke der Hornsohle) vorgenommen werden. Die Trachten sind sorgfältig zu kürzen,
um das rotierte Hufbein wieder annähernd in eine physiologische Lage zu bringen und die
Kraftübertragung über den Strahl zu ermöglichen.
Rehhuf vor Korrektur
Rehhuf nach Korrektur
Spezialeisen:
Allen Hufeisen zur Behandlung von Hufrehe ist gemeinsam, dass jegliche Lastübernahme über die
Zehenwand oder den Zehenwandtragrand vermieden werden muss. An dieser Stelle darf der Huf nicht
aufliegen! Des Weiteren muss versucht werden, die Kraftübertragung mehrheitlich über Trachten und
Strahl erfolgen zu lassen; dies wird durch die Verwendung von Kunststoffpolstern erleichtert. Der
fertig beschlagene Huf muss vollflächig fussen können; wurde zu viel von den Trachten korrigiert, ist
das Stehen und Gehen extrem schmerzhaft.
Stegeisen: Dieses hat zwei seitliche Zehenkappen und einen breiten Steg. Somit wird die dorsale
Zehenwand entlastet und der Strahl zur Belastung genützt.
Heart bar shoe: Dies ist ein Hufeisen mit einer V-förmigen Unterstützung, die den Strahl zum Tragen
heranzieht (Achtung: Strahlspitze!!!).
Hufeinlagen: Die Verwendung von Platte und Polster hat sich bewährt.
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Hufrehe
Hufrehebeschlag
3. Hufrehemedikation
Schmerzbekämpfung/Antiphlogistka:
Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIA) haben sich als äusserst wirkungsvoll erwiesen. Diese
sollten hoch dosiert (aber nicht überdosiert!) über einen genügend langen Zeitraum verabreicht
werden. Folgende nichtsteroidale Entzündungshemmer/Antiphlogistika haben sich bei Rehepatienten
bewährt: Phenylbutazon (Medikament der Wahl), Flunixin meglumin, Acetylsalicylsäure, Vedaprofen,
DMSO-Infusion.
Beachte: Kortikosteroide sind, da sie jede Form einer Hufrehe begünstigen, absolut kontraindiziert und
deshalb bei Rehepatienten oder zur Rehe prädestinieren Tieren (Übergewicht, Hufrehevorgeschichte
etc.) untersagt.
Vasokonstriktion
(Gefässkontraktion) mittels Kühlung: Die Kontraktion der Blutgefässe wird mittels Kühlung erreicht.
Dies sollte möglichst rasch geschehen, weil sich durch die Kühlung die Blutgefässe verengen
(Vasokonstriktion) und einer weiteren Anschwemmung schädlicher Entzündungsmediatoren
umgehend entgegnet werden kann; Dauer der Kühlung ca. 2-3 Tage.
Beachte: Eis ist kaltem Wasser den Vorzug zu geben, da es nicht nur effizienter kühlt, sondern auch
die Hornkapsel weniger aufweicht.
Blutverdünnung
Verlegungen von Blutgefässen durch Gerinnsel (Thrombosierung) vorbeugen durch Gabe von
blutverdünnenden Medikamenten.
Glukose-Infusion
Mittels Glukose-Infusionen kann der Gefahr eines peripheren Glukosemangels entgegengewirkt
werden, welcher Rehe induzierende Enzyme (Metalloproteinasen) aktivieren würde.
Antbiotika
Liegt eine Sepsis vor, ist eine Antibiotikatherapie indiziert.
Aderlass
Eine etwas umstrittene Methode ist der Aderlass. Mit dieser Massnahme sollen die im Kreislauf
zirkulierenden Toxinmengen gesenkt werden. Dazu werden ca. 1.5L/100kg Blut entnommen. Parallel
dazu erhält das Pferd Glukoseinfusionen, um den Kreislauf zu stabilisieren und den Zellstoffwechsel
zu fördern.
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Hufrehe
4. Spezielle Therapieformen
Hufwandresektion:
In komplizierten Fällen kann die Hufwand reseziert werden.
Indikationen: Serom oder Infektion im Bereich der weissen Linie, sehr viel Narbenhorn, starke
Rotation. kein Ansprechen auf die konservative Therapie
Technik: Die dorsale Zehenwand wird distal vom Kronwulst beginnend bis zum Tragrand entfernt.
Das darunterliegende Narbenhorn wird bis zu den neuen Hornblättchen gleichfalls entfernt.
Im Anschluss an die Operation müssen während einiger Wochen Verbände mit einem die Hornkapsel
stabilisierenden Beschlag angebracht werden. Während einem Zeitraum von ca. zwei Monaten muss
das Pferd zudem in der Boxe gehalten werden.
Ziel: Das Narbenhorn stellt ein qualitativ minderwertiges Horn dar. Es ist sehr anfällig für Infektionen
und garantiert keine stabile Verbindung zwischen den verschiedenen Hornschichten. Weiter verhindert
es, dass das Kronhorn parallel zum Hufbein nach distal wächst. Wenn dieses Narbenhorn entfernt
wird, kann das Kronhorn wieder ungehindert nach distal wachsen.
Tenotomie der tiefen Beugesehne:
Durch eine Tenotomie der TBS (auf Höhe des Röhrbeins oder in der Fesselbeuge) kann der
palmare/plantare Zug auf das Hufbein reduziert und die Gefahr des Rotierens vermindert werden.
Diese Operation ist bei progressiver Hufbeinrotation bei Erhaltung von Zucht- und Weidetieren letzte
Instanz. Sie muss unbedingt von einem geeigneten Hufbeschlag begleitet sein, welcher die Standfläche
nach hinten vergrössert.
5. Management der Hufrehepatienten
Korrekte Fütterung, sobald das Pferd mehrheitlich schmerzfrei ist, darf es wieder leicht gearbeitet
werden.
Radiologie: Zur Erfassung aber auch zur Dokumentation des Zustandes des Hufbeins bei
Therapiebeginn
Orthopädischer Beschlag nach Abklingen des akuten Rehezustandes
Vasodilatation (siehe chronische, subklinische Hufrehe)
VI. Komplikationen
Rotation bzw. Nachrotation des Hufbeins, Absenkung des Hufbeins, Durchbrechen des Hufbeins
durch die Sohle, Ausschuhen in gravierenden Fällen, Hufabszesse, Hufbeinosteitis (Pedal osteitis),
Rezidive bzw. Übergehen einer akuten in eine chronische Hufrehe
VII. Prognose
Die Symptome sollten innerhalb von 2-14 Tagen abklingen. Bei langsamer Progression der Heilung
muss mit Komplikationen gerechnet werden; dies ist in ca. 10% der Patienten der Fall.
Die Prognose ist mitunter von folgenden Faktoren abhängig:
Allgemein
Der Rehehuf ist in Bezug auf weitere Huferkrankungen anfälliger als ein gesunder Huf. Die
unpigmentierte Zone der weissen Linie besteht aus qualitativ schlechtem Horn, wodurch
Bakterien leichter eindringen und z.B. einen Hufabszess auslösen können. Zudem ist die
Gefahr von Rezidiven gross und das Beschlagen eines Rehehufes schwieriger.
Gewicht des Pferdes
Im Allgemeinen ist die Prognose bei leichten Pferden oder Ponys wesentlich besser als bei schweren
bzw. übergewichtigen Pferden
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Hufrehe
Ätiologie/Ursache der Hufrehe
Schweregrad der Erkrankung
Zum Beispiel kann der Grad der Rotation (siehe Radiologie) als prognostischer Faktor herangezogen
werden:
Keine Rotation: Prognose im Allgemeinen gut; Widereinsatz im Sport wahrscheinlich
Mit Rotation:
< 7 Grad: Günstige Prognose; Widereinsatz im Sport möglich
7-12 Grad: Vorsichtige Prognose; der Widereinsatz im Sport ist fraglich
> 12 Grad: Schlechte bis ungünstige Prognose; es muss damit gerechnet werden, dass das Pferd
nicht in den Sport zurückkehren wird.
VIII. Prophylaxe
Gewichtskontrolle: Vermeiden von Überfütterung und Fettleibigkeit bzw. kontrollierte
Gewichtsreduktion bei Übergewicht
Training: Ein dem Pferd angemessenes Training (Vermeiden von Höchstbelastungen bzw. einer
Unterbelastung)
Fütterung: Der Leistung und dem Bedarf angepasste und ausgewogene Ernährung (im Besonderen
bezüglich des Kraftfutters); langsame Fütterungsumstellung, besondere Vorsicht ist bei
Weideumstellung, Frühjahrsweiden oder weideungewohnten Tieren geboten
Allgemeinerkrankungen rechtzeitig behandeln
Gutes Operations- und Kolikmanagement während des stationären Aufenthalts in einer Klinik
Hufverband-Reheprophylaxe: Bei Pferden, die an einem orthopädischem Problem leiden und
demzufolge mit der betroffenen Gliedmasse (z.B. bei Frakturpatienten) kaum Gewicht aufnehmen
können, besteht ein erhöhtes Risiko, dass sie an der kontralateralen Gliedmasse eine
belastungsinduzierte Hufrehe entwickeln; weshalb diese mittels eines Reheverbands mit
«Unterstützung des Strahls» geschützt werden muss.
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