13.01.2014 Aufrufe

Mittelstandsanleihen 2013: Pro und Contra - BDO

Mittelstandsanleihen 2013: Pro und Contra - BDO

Mittelstandsanleihen 2013: Pro und Contra - BDO

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Beitrag<br />

5<br />

Aufstockung: 50 Mio. €) ausgegeben wurden. Zuvor hatte die<br />

Air Berlin Finance B.V. in 2007 <strong>und</strong> 2009 Wandelanleihen<br />

begeben <strong>und</strong> jüngst im Februar <strong>2013</strong> eine weitere Wandelanleihe<br />

mit einem Volumen von 140 Mio. € platziert. Hinsichtlich<br />

der gr<strong>und</strong>sätzlichen Wahl der Emissionsvolumen ist aus Praxiserfahrung<br />

jedoch einschränkend darauf hinzuweisen, dass<br />

das beabsichtigte Volumen kein „Wunschkonzert“ darstellt,<br />

da bereits oftmals zu beobachten war, dass nur ein Bruchteil<br />

des anvisierten Volumens tatsächlich nachgefragt wurde,<br />

<strong>und</strong> Anleihen somit nicht in der beabsichtigten Höhe platziert<br />

werden konnten.<br />

<strong>Contra</strong> Mittelstandsanleihe<br />

• Höhere Publizitätspflichten <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Folgekosten<br />

wie z.B. Folgerating<br />

Mittelständler, die es bislang gewohnt waren, relevante<br />

Unternehmenskennzahlen entweder nur im kleinen Gesellschafterkreis<br />

oder − aus Sicht vieler Mittelständler bereits<br />

„schlimmstenfalls“ − mit den syndizierenden Banken zu kommunizieren,<br />

werden durch die bestehenden Publizitätspflichten<br />

nach Notierung einer Anleihe in einem Mittelstandssegment<br />

an einer deutschen Börse ihre Kommunikationspolitik<br />

deutlich umstellen müssen. Insbesondere die Offenlegung<br />

der Jahresabschlüsse der letzten Geschäftsjahre, Veröffentlichung<br />

von Unternehmens-Finanzkalendern <strong>und</strong> Zwischenabschlüssen,<br />

Quasi-ad-hoc-Pflicht, die Darstellung ausgewählter<br />

Finanzinformationen sowie eine hervorgehobene Offenlegung<br />

von Risikofaktoren werden nicht für jeden Mittelständler eingängig<br />

sein. Gegenüber der klassischen Kreditfinanzierung<br />

oder auch dem Schuldscheindarlehen ergeben sich hier also<br />

deutlich weitergehende Pflichten. Andererseits darf nicht<br />

verkannt werden, dass auch durch die weiterreichenden Berichtspflichten<br />

der Bekanntheitsgrad des emittierenden Unternehmens<br />

erheblich gesteigert werden kann; dies vermag<br />

Ausstrahlungswirkung sowohl auf Seiten von Endk<strong>und</strong>en,<br />

Geschäftspartnern (Zulieferern etc.) oder auch Bankinstituten<br />

zu entfalten. Positive Nebeneffekte sind somit zumindest<br />

solange zu erwarten, als die zu berichtenden Finanzkennzahlen<br />

oder weiteren veröffentlichungspflichtigen Tatsachen die<br />

Erwartungen des Markts nicht negativ überraschen. Zu den<br />

zu veröffentlichenden (<strong>und</strong> zu aktualisierenden) Tatsachen<br />

gehört auch das Rating des Emittenten (sog. „Unternehmensrating“,<br />

für die Schuldverschreibungen selber gibt es<br />

regelmäßig kein Rating).<br />

• Mindestemissionsvolumina erforderlich (Fixkosten)<br />

Während die Darlehensfinanzierung über Bankinstitute im Regelfall<br />

keine Mindestkreditsumme erfordert, führen diverse<br />

Fixkostenblöcke im Emissionsprozess zumindest mittelbar<br />

zu einem erforderlichen Mindestvolumen von <strong>Mittelstandsanleihen</strong>.<br />

Zunächst ist der Emittent nach dem einschlägigen<br />

Wertpapierprospektgesetz (WpPG) verpflichtet, einen Wertpapierprospekt<br />

zu erstellen, genehmigen zu lassen <strong>und</strong> diesen<br />

sodann zu veröffentlichen. Angesichts der in den <strong>Pro</strong>spekt<br />

aufzunehmenden Mindestangaben, die sich gem. § 7 WpPG<br />

nach der Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission<br />

vom 29.04.2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG<br />

des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates betreffend die<br />

in <strong>Pro</strong>spekten enthaltenen Informationen sowie das Format,<br />

die Aufnahme von Informationen mittels Verweis <strong>und</strong> die Veröffentlichung<br />

solcher <strong>Pro</strong>spekte <strong>und</strong> die Verbreitung von Werbung<br />

(ABl. EU Nr. L 149 S. 1, Nr. L 215 S. 3) in der jeweils geltenden<br />

Fassung richten, sind in der Praxis erhebliche Umfänge<br />

der <strong>Pro</strong>spektberichte zu beobachten. Wegen der zeitlichen<br />

Inanspruchnahme <strong>und</strong> der inhaltlichen Auseinandersetzung<br />

werden hierdurch nicht unerhebliche Beraterkosten verursacht<br />

<strong>und</strong> interne Kompetenzen geb<strong>und</strong>en. Weitere relevante<br />

Kostenblöcke im Rahmen des Emissionsprozesses entfallen<br />

insbesondere auf Ratingagenturen (z.B. Creditreform Rating<br />

AG, Euler Hermes Rating Deutschland GmbH) sowie etwaige<br />

Emissions- <strong>und</strong> Kommunikationsberater. Infolgedessen fließt<br />

den Emittenten im Rahmen des Angebots der Emissionserlös<br />

abzüglich der von der Gesellschaft zu tragenden Vertriebs-,<br />

Konzeptions- <strong>und</strong> Verwaltungskosten zu. Diese Emissionskosten<br />

liegen immerhin regelmäßig im einstelligen <strong>Pro</strong>zentbereich<br />

des Emissionserlöses; so wurde z.B. bei der Anleihe<br />

von Underberg mit gesamten Emissionskosten i.H.v. 4,5%<br />

des Gesamtnennbetrags der Inhaberschuldverschreibung<br />

<strong>und</strong> bei der „Sonnenanleihe“ von SOLARWATT gar mit sechs<br />

<strong>Pro</strong>zent gerechnet.<br />

• Laufende Zinszahlung im Zusammenspiel mit nicht ausgereiftem<br />

Geschäftsmodell<br />

Hinsichtlich der revolvierenden Zahlungszeitpunkte (z.B. vierteljährlich,<br />

jährlich) <strong>und</strong> dem erstmaligen Zeitpunkt der Zahlung,<br />

welcher auch erst in ferner Zukunft liegen kann, besteht<br />

eine Gestaltungsfreiheit. Jedoch muss der Businessplan des<br />

Emittenten konkret (<strong>und</strong> belastbar!) darauf ausgerichtet sein,<br />

dass die prospektierten Zins- <strong>und</strong> Rückzahlungen erfolgen<br />

können. Praktische Erfahrungen, welche einleitend anhand<br />

konkreter Beispiele unterlegt wurden, haben gezeigt, dass<br />

Investoren in Einzelfällen noch vor erstmaliger Zinszahlung<br />

mit der Insolvenz der Emittenten konfrontiert wurden. Somit<br />

war in der Praxis das Geschäftsmodell offensichtlich nicht<br />

so ausgereift <strong>und</strong> der Businessplan nicht so belastbar erstellt,<br />

als dass sich diese Gefahr nicht realisieren konnte.<br />

Wenngleich die eingangs aufgezeigten Beispiele sämtlich im<br />

Bereich Erneuerbare Energien zu verorten sind <strong>und</strong> damit<br />

eine Verallgemeinerung zunächst ausscheiden sollte (da insbesondere<br />

das Branchenrisiko der Überkapazitäten <strong>und</strong> die<br />

Unsicherheiten durch den hohen Einfluss gesetzgeberischer<br />

Maßnahmen zum Ausdruck kommt), bleibt dennoch festzuhalten,<br />

dass Unternehmen als Emittenten von <strong>Mittelstandsanleihen</strong><br />

ihre Planung zur Präsentation am Kapitalmarkt so<br />

glaubwürdig vorzubereiten haben, dass die geschuldeten<br />

Zinszahlungen vom Markt auch tatsächlich erwartet werden<br />

dürfen <strong>und</strong> sich dies in einer entsprechenden Cashflow-Planung<br />

widerspiegelt. Die Gefahr der Unfähigkeit, die Zinszahlungen<br />

fristgerecht zu leisten, würde neben der drohenden Insolvenz<br />

jedenfalls wegen der entsprechenden Öffentlichkeitswirkung<br />

mit einem erheblichen Reputationsverlust einhergehen.<br />

Fazit<br />

Die vorgenannten Argumente können nur erste Anhaltspunkte<br />

dafür liefern, inwiefern eine Anleihe für ein mittelständisches<br />

Unternehmen als Finanzierungsalternative in Betracht<br />

kommt. Die konkreten Überlegungen <strong>und</strong> das Abwägen des<br />

Für <strong>und</strong> Wider können nur unter Hinzuziehung erfahrener<br />

Berater (insbesondere Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte,<br />

Emissions- <strong>und</strong> Kommunikationsberater) erfolgen. In diesem<br />

<strong>Pro</strong>zess werden auch entscheidende Weichen zu stellen sein,<br />

damit die Emission für Unternehmen <strong>und</strong> Anleger ein Erfolg<br />

wird. Zu diesen Erfolgsfaktoren gehören insbesondere Kongruenz<br />

zum Finanzierungszweck, Laufzeit, Rating, Covenants<br />

<strong>und</strong> Kapitalmarktstory (Management, geplante Mittelverwendung,<br />

Zeitpunkt der Emission etc.), deren Untersuchungen<br />

einem separaten Beitrag vorbehalten bleiben müssen.<br />

02/<strong>2013</strong> Finanzierung im Mittelstand

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!