Gohlis Forum - Bürgerverein Gohlis eV
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auerei (seit 1871)mit ihrem<br />
kleinen Ausschank, dem „Bräustüb´l“ an der Ecke<br />
Georg-Schumann-Straße/Geschwister-Scholl-Straße<br />
(heute Natonek-Straße). Als Kind bin ich sehr<br />
häufig diese letztgenannte Straße entlang gelaufen<br />
und da las ich immer wieder den auf der Fassade<br />
prangenden Spruch:<br />
„Gute Bier(e) soll durch Steuern -<br />
Man dem Volke nicht verteuern,<br />
folgt dem Rat der Weisen Fürsten,<br />
lasst den armen Mann nicht dürsten.“<br />
Das Gebäude ist längst abgerissen, der Spruch befindet<br />
sich aber lebenslang in meinem Kopf. Im<br />
Übrigen ist diese <strong>Gohlis</strong>er Brauerei derweil längst<br />
abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich ein Kaufland<br />
mit anderen Geschäften, und einem großen<br />
Parkdeck.<br />
Mein Fazit: Ich möchte in keinem anderen Stadtteil<br />
groß geworden sein. Denn er war und ist nun einmal<br />
ein Stadtteil mit enorm hoher Lebensqualität.<br />
Ich stelle fest, dass auch heute noch mein Herz für<br />
<strong>Gohlis</strong> schlägt. Es heißt ja nicht umsonst:<br />
„Wem es zu wohl is(t), geht nach <strong>Gohlis</strong><br />
Durch das schöne Rosenthal<br />
Trink da Gose, ne ganz famose,<br />
Gibt dem Schätzchen auch einmal.“<br />
und ein Klassenfoto von heute (11. Mai 2013)<br />
Von diesem Text gibt es allerdings verschiedene Varianten,<br />
dieser ist jedoch der am meisten bekannte.<br />
Nicht vergessen darf ich einen Höhepunkt im Jahr,<br />
ein Volksfest besonders für Kinder: der Tauchscher.<br />
Am letzten Wochenende im August wurde in den<br />
<strong>Gohlis</strong>er Straßen 3 Tage lang gefeiert (zwar mindestens<br />
soviel wie in Taucha), aber auf unseren Straßen<br />
sah man Lampionumzüge, kostümierte Kinder,<br />
von Kindern aufgeführte Hochzeiten usw. Köstlich!<br />
Sooft wie in <strong>Gohlis</strong> gefeiert wurde, das habe ich in<br />
noch keinem anderen Stadtteil erlebt.<br />
Auch Kinos gab es zu „unserer Zeit“ in <strong>Gohlis</strong>: Das<br />
„Go-Li-Pa“ und „Coppi“. Dieselben gibt es leider<br />
lange nicht mehr. Wir jedoch hatten immer riesige<br />
Freude, wenn wir uns einen solchen Kinobesuch<br />
leisten konnten.<br />
Was mir natürlich lebhaft im Gedächtnis geblieben<br />
ist: das Rodeln auf dem „Monte Scherbelino“ (20 m<br />
hoch). Die nahe gelegene Kettenbrücke war zwar<br />
auch sehr spaßig, aber auf dem Scherbelberg ging es<br />
stundenlang bei eisiger Kälte zu Fuß den Schlitten<br />
hinterher ziehend und dann auf demselben hinunter.<br />
Manchmal landete der Schlitten allerdings auch<br />
in der Parthe, wenn man ihn nicht gut festhielt-oder<br />
man landete mit ihm im Schwanenteich am Ende<br />
der Rodelbahn.<br />
Auf dem Scherbelberg ist der hölzerne Turm leider<br />
abgebrannt und wurde 1975 erst durch einen 20m<br />
hohen stählernen Turm ersetzt. Von hier oben hat<br />
man einen grandiosen Ausblick auf Leipzigs Stadt<br />
und Umland.<br />
Natürlich war unsere Kindheit auch in <strong>Gohlis</strong> während<br />
der Nachkriegsjahre geprägt von Schlange stehen,<br />
organisieren und materiellem Verzicht. Aber<br />
wir sahen das alles aus einer eigenen Sicht: voller<br />
Überraschungen und Abenteuer.<br />
Uns aus diesen vielen Gründen habe ich gern in<br />
<strong>Gohlis</strong> gelebt! Es waren meine persönlichen Erlebnisse,<br />
die noch heute voll<br />
des Glücks sind. Denn<br />
das wollte ich doch zu<br />
guter Letzt noch sagen:<br />
wenn ich in Leipzig zu<br />
Klassentreffen oder zur<br />
Buchmesse bin, wohne<br />
ich ausschließlich im<br />
„Hotel de Saxe“ in der<br />
<strong>Gohlis</strong>er Straße. Da fühle<br />
ich mich wohl, denn eine<br />
bessere Kindheit als in<br />
<strong>Gohlis</strong> (unserer kleinen,<br />
damaligen Welt)<br />
Hätte ich nirgens verbringen<br />
können.<br />
Fazit: Und wenn ich eines<br />
Tages einmal wieder<br />
zurückziehe, dann nicht als „Leipzigerin“, sondern<br />
als „<strong>Gohlis</strong>erin“, denn ich möchte um nichts in der<br />
Welt dann in einem anderen Stadtteil wohnen!<br />
Die Erinnerungen stammen von unserer Leserin Frau<br />
Monika Jakob (geb. Oster).<br />
Frau Monika Jacob feierte im Juli ihren 75. Geburtstag.<br />
Es war ihr ein großes Bedürfnis diesen Tag in<br />
Leipzig zu verbringen. Zu diesem Anlass konnten wir<br />
sie und ihren Mann bei uns im <strong>Bürgerverein</strong> persönlich<br />
kennen lernen und Frau Jacob zu ihrem Ehrentag<br />
alles Gute wünschen.<br />
<strong>Gohlis</strong>-<strong>Forum</strong> 04/2013 7