Thermomobil: Studie Fahrzeugtechnik - Hsw-basel.ch
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Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr. D090<br />
Datum : 29. August 2006<br />
Verfasser : Roger Waller DLM AG<br />
Thomas Haller DLM AG<br />
Martin S<strong>ch</strong>mid ökozentrum Langenbruck<br />
Andreas S<strong>ch</strong>wander<br />
Auftrag : Varuma AG, Umweltamt Basel<br />
Verteiler:<br />
Varuma AG<br />
Umweltamt Basel<br />
ökozentrum Langenbruck<br />
Ar<strong>ch</strong>iv DLM (2)<br />
Roger Waller<br />
Thomas Haller<br />
<strong>Thermomobil</strong>: <strong>Studie</strong> <strong>Fahrzeugte<strong>ch</strong>nik</strong><br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 0
Zusammenfassung<br />
Die <strong>Studie</strong> untersu<strong>ch</strong>t die Mögli<strong>ch</strong>keit emissionsfreier Mobilität dur<strong>ch</strong> Anwendung von<br />
thermis<strong>ch</strong>er Spei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik bei Strassenfahrzeugen.<br />
Die Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik ist bei der Eisenbahn seit 1870 bekannt. Sie wurde erstmals<br />
1873 bei der Strassenbahn in New Orleans (USA) erfolgrei<strong>ch</strong> angewendet und bis etwa<br />
1970 weiterentwickelt. Die grösste Verbreitung fand die Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik im<br />
Rangierbetrieb von Industrien, die über Prozessdampf verfügen, z.B. in Papierfabriken,<br />
Raffinerien und der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Industrie. Bei letzteren war der Vorteil, dass die Dampfspei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
explosionsges<strong>ch</strong>ützt sind, besonders wi<strong>ch</strong>tig.<br />
Anfängli<strong>ch</strong> wurden Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven mit Ladedrücken von 8 bis 20 bar<br />
gebaut, mit bes<strong>ch</strong>eidenem Aktionsradius und Wirkungsgrad. Mit abnehmendem Spei<strong>ch</strong>erdruck<br />
sanken au<strong>ch</strong> Zugkraft und Leistung. Um 1940 entwickelte Prof. Dr. P. Gilli die na<strong>ch</strong><br />
ihm benannte Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotive mit Ladedrücken von 40 bis 140 bar. Vor<br />
dem Eintritt in die Dampfmas<strong>ch</strong>ine wurde der Dampf auf den Arbeitsdruck der Dampfmas<strong>ch</strong>ine<br />
(übli<strong>ch</strong>erweise 14 bis 16 bar) gedrosselt und im Behälter auf nahezu den der<br />
Sattdampftemperatur entspre<strong>ch</strong>enden Wert überhitzt. Der geringere spezifis<strong>ch</strong>e Dampfverbrau<strong>ch</strong><br />
und die grössere Energiespei<strong>ch</strong>erung ermögli<strong>ch</strong>ten etwa eine Verdreifa<strong>ch</strong>ung<br />
des Aktionsradius.<br />
Die Anwendung der Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik im Strassenverkehr ist unseres Wissens neu.<br />
Na<strong>ch</strong>dem die <strong>Studie</strong> zunä<strong>ch</strong>st als rein theoretis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung angeda<strong>ch</strong>t gewesen<br />
war, ergab si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene glückli<strong>ch</strong>e Umstände die Mögli<strong>ch</strong>keit, auf<br />
kostengünstige Weise ein Demonstrationsfahrzeug zu bauen. Obwohl dieses vom<br />
Dampfprozess und der Dampfmas<strong>ch</strong>inente<strong>ch</strong>nik ledigli<strong>ch</strong> die Epo<strong>ch</strong>e der ersten<br />
Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven repräsentiert, bewies es gerade deswegen die<br />
Ma<strong>ch</strong>barkeit, denn mit einem auf der Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik basierendem<br />
<strong>Thermomobil</strong> mit neu konstruierter Dampfmas<strong>ch</strong>ine würden si<strong>ch</strong> um Faktoren bessere<br />
Resultate erzielen lassen. Ein sol<strong>ch</strong>es Fahrzeug müsste zwar neu bere<strong>ch</strong>net und<br />
konstruiert werden, eigentli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungs- und Entwicklungsarbeit wäre aber ni<strong>ch</strong>t<br />
notwendig.<br />
Ein no<strong>ch</strong> grösseres Potential besteht in der Anwendung von Wärmespei<strong>ch</strong>ermaterialen<br />
(z.B. Salze), wel<strong>ch</strong>e den Phasenwe<strong>ch</strong>sel fest/flüssig ausnützen. Diese Te<strong>ch</strong>nik ist no<strong>ch</strong><br />
im Fors<strong>ch</strong>ungsstadium und eine konkrete Anwendung wäre mit einem höheren Aufwand<br />
verbunden als die Verwendung von Heisswasserspei<strong>ch</strong>ern. Aufgrund des hohen<br />
Potentials wird an dieser Te<strong>ch</strong>nik jedo<strong>ch</strong> weltweit gefors<strong>ch</strong>t.<br />
Ob mit Heisswasser- oder anderen Spei<strong>ch</strong>ermaterialien, die Wärmespei<strong>ch</strong>erung mit<br />
ans<strong>ch</strong>liessender Verwertung über den Dampfprozess verdient angesi<strong>ch</strong>ts der hohen<br />
Ölpreise eine Renaissance. Dank der s<strong>ch</strong>nellen Ladefähigkeit, den niedrigen Investitionsund<br />
Betriebskosten und der langen Lebensdauer eignet si<strong>ch</strong> die Wärmespei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik<br />
für alle Anwendungen im S<strong>ch</strong>ienen- und Strassenberei<strong>ch</strong> mit begrenztem Aktionsradius<br />
(Rangierlokomotiven, Bus, Taxi, Ersatz von Elektromobilen, Flurfahrzeuge in Werkhallen<br />
oder Flughäfen). Als Ladestationen bieten si<strong>ch</strong> in erster Linie vorhandene Dampfkessel<br />
an. Wo diese fehlen, kann es si<strong>ch</strong> lohnen, für eine Fahrzeugflotte eine eigene Anlage zu<br />
erri<strong>ch</strong>ten, die den jeweils günstigsten lokalen Brennstoff nutzt.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 1
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Seite:<br />
1. Einleitung.............................................................................................................. 3<br />
1.1 Energieverbrau<strong>ch</strong> für den Verkehr......................................................... 3<br />
1.2 Dominanz des Öls im Transportwesen................................................. 3<br />
1.3 Na<strong>ch</strong>teile der Öldominanz...................................................................... 4<br />
1.4 Emissionsfreie Antriebe......................................................................... 5<br />
1.5 Energiepreise........................................................................................... 6<br />
2. Dampfte<strong>ch</strong>nik....................................................................................................... 7<br />
2.1 Allgemeines............................................................................................. 7<br />
2.2 Wirkungsgrad von Dampfprozessen..................................................... 8<br />
2.3 Dampflokomotiven................................................................................... 9<br />
2.4 Dampfautos.............................................................................................. 10<br />
3. Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik......................................................................................... 11<br />
3.1 Prinzip....................................................................................................... 11<br />
3.2 Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven............................................................................... 11<br />
3.2.1 Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven................................................. 12<br />
3.2.2 Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven................................................... 13<br />
3.2.3 Lademögli<strong>ch</strong>keiten....................................................................... 14<br />
3.3 Dampfspei<strong>ch</strong>erautos und Dampfspei<strong>ch</strong>ermobile................................. 15<br />
4. Druckluftauto........................................................................................................ 15<br />
5. Demo-Mobil........................................................................................................... 16<br />
5.1 Konzept..................................................................................................... 16<br />
5.2 Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Daten als Elektromobil......................................................... 16<br />
5.3 Versu<strong>ch</strong>e und Messungen mit dem Demo-Mobil................................... 17<br />
5.3.1 Demo-Mobil I................................................................................ 17<br />
5.3.1 Demo-Mobil II................................................................................ 18<br />
5.4 Re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong>e Extrapolation.................................................................... 20<br />
6. <strong>Thermomobil</strong>.......................................................................................................... 21<br />
6.1 Konzept...................................................................................................... 21<br />
6.2 Ladestationen............................................................................................ 21<br />
6.3 Patent......................................................................................................... 21<br />
Literatur.......................................................................................................................22<br />
Anhang:<br />
I<br />
II<br />
Akku-Systeme für Elektro-Nutzfahrzeuge (von Martin S<strong>ch</strong>mid)<br />
Märkte und Anwendungen (von Andreas S<strong>ch</strong>wander)<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 2
1. Einleitung<br />
1.1 Energieverbrau<strong>ch</strong> für den Verkehr<br />
Weltweit werden 99% der im Verkehr verbrau<strong>ch</strong>ten Energie von Ölprodukten bereitgestellt<br />
[1]. Im Strassen-, Flug- und S<strong>ch</strong>iffsverkehr gibt es derzeit kaum Alternativen zu<br />
Benzin und Dieselöl. Einzig der S<strong>ch</strong>ienenverkehr offeriert auf elektrifizierten Strecken<br />
„ölfreie“ Traktion, wenn der Strom „ölfrei“ erzeugt wird. Elektrifizierungen sind aber teuer<br />
(hohe Kapital- und Unterhaltskosten) und lohnen si<strong>ch</strong> nur bei sehr grossem Verkehrsaufkommen<br />
oder dort, wo aus Gründen des Umwelts<strong>ch</strong>utzes die lokale Emissionsfreiheit<br />
stärker gewi<strong>ch</strong>tet wird als die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit. Allerdings ist der Ölanteil im Transportsektor<br />
selbst in der S<strong>ch</strong>weiz mit ihrem voll elektrifizierten Eisenbahnnetz mit rund 96% [2]<br />
immer no<strong>ch</strong> ausserordentli<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>.<br />
Folgende Verkehrsträger sind ganz oder teilweise unabhängig vom Öl:<br />
Strassenverkehr:<br />
Flugverkehr:<br />
S<strong>ch</strong>iffsverkehr:<br />
S<strong>ch</strong>ienenverkehr:<br />
- Trolleybusse<br />
- Autos und Busse mit Erdgasantrieb<br />
- Elektromobile<br />
- Segelflugzeuge<br />
- Segels<strong>ch</strong>iffe<br />
- Dampfs<strong>ch</strong>iffe mit Kohle-, Holz- oder Bagasse-Feuerung<br />
- Windunterstützte Transports<strong>ch</strong>iffe<br />
- Elektris<strong>ch</strong>e Lokomotiven und Triebwagen<br />
- Tram, U-Bahnen<br />
- Dampflokomotiven mit Kohle-, Holz- oder Bagasse-Feuerung<br />
- Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
Die genannten Alternativen decken nur ein Prozent der gesamten Transportleistungen ab.<br />
Dass der Anteil so gering ist, liegt hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> an den Na<strong>ch</strong>teilen im Verglei<strong>ch</strong> zum Öl,<br />
insbesondere beim Handling und der Logistik:<br />
- Elektris<strong>ch</strong>er Betrieb unter Fahrleitungen ist teuer (hohe Kapital- und Unterhaltskosten)<br />
- Batteriebetrieb ist wenig leistungsfähig, hat lange Ladezeiten und hohe Wartungskosten<br />
- Dampfbetrieb mit Feststofffeuerung ist aufwändig im Handling und gilt als veraltet<br />
- Windenergie ist meist zuwenig leistungsfähig und wetterabhängig<br />
- Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven haben einen begrenzten Aktionsradius und gelten als veraltet<br />
Dies erklärt, warum Alternativenergien im Transport derzeit nur in Ausnahmefällen zur<br />
Anwendung kommen. Ihr Anteil könnte aber erhebli<strong>ch</strong> gesteigert werden. Solange aber Öl<br />
preisli<strong>ch</strong> konkurrenzfähig ist, wird die bequemere Lösung au<strong>ch</strong> dort gewählt, wo es<br />
Alternativen gäbe.<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts der erdrückenden Öl-Abhängigkeit des Transportwesens und der<br />
Weltwirts<strong>ch</strong>aft, ist es Zeit, na<strong>ch</strong> Alternativen zu su<strong>ch</strong>en.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 3
1.2 Dominanz des Öls im Transportwesen<br />
Die überragende Dominanz der Verwendung von Öl im Transportsektor liegt an dessen<br />
physikalis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften. Als einer der wenigen Energieträger ist Öl flüssig und kann<br />
rückstandsfrei verbrannt werden, was die Logistik erlei<strong>ch</strong>tert. Öl hat die hö<strong>ch</strong>ste Energiedi<strong>ch</strong>te<br />
aller bekannten, ni<strong>ch</strong>t atomaren Brennstoffe. Im Transportwesen ist dies besonders<br />
vorteilhaft, weil bei mobilen Anwendungen Raum und Gewi<strong>ch</strong>t stets begrenzt sind.<br />
Br enn stoff S<strong>ch</strong>ütt-Volumen für 10'000 kWh<br />
2.5<br />
1.5<br />
Bre nnstoff- Gewi<strong>ch</strong>t für 10'000 kWh<br />
Holzs<strong>ch</strong>nitzel* 2940 kg<br />
Kantenlänge [Meter]<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
Holzs<strong>ch</strong>nitz el 11.8 m 3<br />
Holzpellets<br />
Braunkohle<br />
3.07 m<br />
3.4 3 m 3<br />
Holzpell ets 3.1 m 3<br />
Steinkohle 1.6 m 3<br />
Heizöl<br />
Diesel<br />
EL<br />
/ Heizöl<br />
1.03 m<br />
EL<br />
3<br />
1.03 m 3<br />
Wasserverdängung Kantenlänge<br />
[Meter]<br />
1<br />
0.5<br />
Holzpel lets 2000 kg<br />
Braunkohle 1880 kg<br />
Steinkohle 1230 kg<br />
Diesel / Heizöl EL 870 kg<br />
0<br />
0 0.5 1 1.5 2 2.5<br />
Kantenlä nge [Meter]<br />
0<br />
0 0.5 1 1.5<br />
Was se rve rdr ängu ng Kant en länge [M ete r]<br />
Abb. 1 und 2: Energiedi<strong>ch</strong>ten vers<strong>ch</strong>iedener Brenn- und Treibstoffe in Relation zu Volumen bzw.<br />
Gewi<strong>ch</strong>t. (Grafiken: ökozentrum Langenbruck)<br />
Zur Umsetzung der Energie in Traktion stehen mit den Verbrennungsmotoren und den<br />
Gasturbinen effiziente, robuste und zuverlässige Antriebe mit niedrigem Leistungsgewi<strong>ch</strong>t<br />
zur Verfügung, ni<strong>ch</strong>t zuletzt dank Milliarden von Franken, die im Laufe der Zeit in ihre<br />
Entwicklung gesteckt worden sind.<br />
Die Kombination von hö<strong>ch</strong>ster Energiedi<strong>ch</strong>te des Treibstoffs mit grösster Energieeffizienz<br />
des Antriebs hat zur Monopolstellung des Öls im Transportsektor geführt.<br />
1.3 Na<strong>ch</strong>teile der Öldominanz<br />
Die Verbrennung von Öl führt zu den bekannten Problemen im Umweltberei<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
der Abgase, des klimawirksamen CO2 und des Lärms. Die weltweiten Fors<strong>ch</strong>ungen<br />
haben zwar zu Verbesserungen der Abgasqualität geführt, einerseits dur<strong>ch</strong> Primärmassnahmen<br />
an den Motoren selbst und anderseits dur<strong>ch</strong> Sekundärmassnahmen wie<br />
Russfilter und Katalysatoren. Die stetige Zunahme des Verkehrs und damit des<br />
Ölverbrau<strong>ch</strong>s hat jedo<strong>ch</strong> diese Erfolge bisher wieder kompensiert.<br />
An Alternativen wird weltweit gefors<strong>ch</strong>t, ohne dass ein Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> erzielt worden wäre.<br />
Eine neue, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>bare und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Alternative für mobile Anwendungen<br />
ist ni<strong>ch</strong>t in Si<strong>ch</strong>t. Sollte kurzfristig zuwenig Öl am Markt zur Verfügung stehen, liessen si<strong>ch</strong><br />
einzig die unter 1.1 gelisteten Alternativen relativ s<strong>ch</strong>nell umsetzen, um wenigstens für<br />
einen Teil der Transporte das Öl substituieren zu können. In der Praxis findet aber eher<br />
das Gegenteil statt. Obwohl das Netz der SBB voll elektrifiziert ist, kaufen SBB Cargo und<br />
SBB Infra derzeit laufend neue Diesellokomotiven, die ihre Leistungen zu 95% unter der<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 4
Fahrleitung erbringen werden. Au<strong>ch</strong> die verbliebenen Trolleybuslinien sind mittel- bis<br />
langfristig gefährdet, einige wurden bereits dur<strong>ch</strong> Autobusse ersetzt. Es ist ni<strong>ch</strong>t selten,<br />
dass die Realität von politis<strong>ch</strong> formulierten Zielen abwei<strong>ch</strong>t.<br />
Bei stationären Anwendungen ist die Dominanz des Öls weniger ausgeprägt, da die<br />
Vorteile der hö<strong>ch</strong>sten Energiedi<strong>ch</strong>te und der einfa<strong>ch</strong>en Logistik weniger wi<strong>ch</strong>tig sind als<br />
im mobilen Berei<strong>ch</strong>. Bei Grossanlagen rückt der Preis der Energie in den Vordergrund,<br />
weshalb Kohle, Wasserkraft und Nuklearenergie eine bedeutende Rolle spielen. In der<br />
S<strong>ch</strong>weiz beträgt der gesamte Anteil der Erölprodukte bezogen auf die Primärenergie etwa<br />
45% [2], d.h. deutli<strong>ch</strong> weniger als im Transportsektor.<br />
1.4 Emissionsfreie Antriebe<br />
Antriebe, die lokal keine Emissionen verursa<strong>ch</strong>en, werden als emissionsfrei bezei<strong>ch</strong>net,<br />
au<strong>ch</strong> wenn die Emissionen andernorts produziert werden, also beispielsweise wenn der<br />
Strom für eine elektris<strong>ch</strong>e Lokomotive oder ein Elektromobil in einem Kohlekraftwerk<br />
erzeugt worden ist. Als emissionsfrei gelten folgende Antriebe:<br />
- Elektris<strong>ch</strong>er Betrieb mit externer Stromzuführung (Fahrleitungen, dritte S<strong>ch</strong>iene)<br />
- Elektris<strong>ch</strong>er Spei<strong>ch</strong>erbetrieb (Batterien, Super Caps)<br />
- Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>er Spei<strong>ch</strong>erbetrieb (S<strong>ch</strong>wungradspei<strong>ch</strong>er, Gyrobus)<br />
- Dampfspei<strong>ch</strong>er (bisher auf S<strong>ch</strong>ienenverkehr begrenzt)<br />
- Druckluftspei<strong>ch</strong>er (Tunnellokomotiven, Auto (in Entwicklung?))<br />
Einzig der elektris<strong>ch</strong>e Betrieb mit externer Stromzuführung hat einen gewissen<br />
Stellenwert, wobei die Anwendungen auf einen Teil des S<strong>ch</strong>ienenverkehrs und wenige<br />
Buslinien begrenzt sind. Die S<strong>ch</strong>weiz nimmt hier eine Spitzenposition ein, stellt aber eine<br />
Ausnahme dar. In den USA, in Kanada, in Südamerika, in Afrika und Australien sind nur<br />
wenige Strecken im Vorortsverkehr elektrifiziert.<br />
Für ni<strong>ch</strong>t spurgebundene Fahrzeuge eignen si<strong>ch</strong> Fahrleitungen naturgemäss ni<strong>ch</strong>t und<br />
die Spei<strong>ch</strong>erung von Strom in Batterien oder neustens Super Caps genügt nur in<br />
Ausnahmefällen.<br />
S<strong>ch</strong>wungradspei<strong>ch</strong>er haben trotz bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Weiterentwicklungen mit<br />
neuen Materialen im Transport bisher keine Renaissance ges<strong>ch</strong>afft.<br />
Druckluftlokomotiven wurden früher im Tunnelbau eingesetzt, haben si<strong>ch</strong> aber ni<strong>ch</strong>t<br />
dur<strong>ch</strong>gesetzt, da ihr Aktionsradius zu klein war.<br />
Von Druckluftautos war in jüngster Zeit die Rede, wobei der Wuns<strong>ch</strong> wohl Vater des<br />
Gedankens war.<br />
Die Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik hat si<strong>ch</strong> bei Eisenbahnen vor allem beim Rangierbetrieb im<br />
nahen Umfeld einer Ladestation bewährt, geriet aber in Vergessenheit.<br />
Die Frage, ob die Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik in verbesserter Form au<strong>ch</strong> für<br />
Strassenfahrzeuge nutzbar wäre, soll mit dieser <strong>Studie</strong> untersu<strong>ch</strong>t werden.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 5
1.5 Energiepreise<br />
Die Preise der vers<strong>ch</strong>iedenen Energieformen sind teilweise sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> und<br />
können, bezogen auf den glei<strong>ch</strong>en Energieinhalt, um Faktoren differieren. In fast allen<br />
Ländern sind Treibstoffe wesentli<strong>ch</strong> teuerer als Brennstoffe, was in erster Linie an den<br />
fiskalis<strong>ch</strong>en Zus<strong>ch</strong>lägen zur Finanzierung der Strassen liegt. Am besten ist dies dur<strong>ch</strong><br />
den Preisverglei<strong>ch</strong> von Heizöl extralei<strong>ch</strong>t mit dem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>wertigen Dieselöl zu<br />
sehen.<br />
Energiepreise [Rp./kWh]<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Abb. 3: Verglei<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Energiepreise (Grafik: ökozentrum Langenbruck)<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz differieren Energiepreise zur Zeit bis zu einem Faktor 4. Im Ausland sind<br />
die Unters<strong>ch</strong>iede teilweise no<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> grösser. In Ländern mit eigener, kostengünstiger<br />
Kohle liegen die Preisunters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en Kohle und Dieselöl / Benzin bei einem<br />
Faktor 10 bis 20, in einzelnen Fällen 20 bis 30.<br />
Ein Energiespei<strong>ch</strong>ersystem, wel<strong>ch</strong>es Mobilität mit kostengünstigen Brennstoffen<br />
anstelle der teueren Treibstoffe ermögli<strong>ch</strong>t, hätte mit Si<strong>ch</strong>erheit grossen Erfolg.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 6
2. Dampfte<strong>ch</strong>nik<br />
2.1 Allgemeines<br />
Die Dampfte<strong>ch</strong>nik gilt heute als veraltet und hat das Image von Nostalgie. Zu Unre<strong>ch</strong>t,<br />
denn sowohl in der Industrie als au<strong>ch</strong> in der Stromproduktion sind Dampfprozesse<br />
unverzi<strong>ch</strong>tbar. Allein in der S<strong>ch</strong>weiz sind rund 4000 Dampfkessel in Betrieb [3].<br />
Abb. 4: Mehr als 40% des<br />
Stromes werden in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
mit Dampf erzeugt.<br />
Im Ausland ist der Anteil des<br />
mittels Dampfprozess erzeugten<br />
Stromes no<strong>ch</strong> höher. Bei allen<br />
nuklearen und bei den meisten<br />
thermis<strong>ch</strong>en Kraftwerken wird<br />
der Strom mittels Dampfprozess<br />
erzeugt.<br />
Eine eindrückli<strong>ch</strong>e, die unbändige Kraft von Dampf illustrierende Anwendung von<br />
Dampfspei<strong>ch</strong>ern stellen die Katapulte von grossen Flugzeugträgern dar. Nur wenige<br />
wissen, dass Katapulte dampfgetrieben sind. Die Dampffähn<strong>ch</strong>en, die beim Start das<br />
Deck überstrei<strong>ch</strong>en, sind aber gut erkennbar. Auf nur 92 m Länge bes<strong>ch</strong>leunigt das<br />
Dampfkatapult ein 36 t s<strong>ch</strong>weres Flugzeug aus dem Stand in 3 Sekunden auf 260 km/h<br />
[4]. Ein Ferrari benötigt 9.5 Sekunden, um 1.25 t auf 200 km/h zu bes<strong>ch</strong>leunigen...<br />
Abb. 5: Mit dem Dampfkatapult können Bes<strong>ch</strong>leunigungen von bis zu 6 g errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 7
2.2 Wirkungsgrad von Dampfprozessen<br />
Ein Hauptkritikpunkt gegen die Dampftraktion ist deren „s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Wirkungsgrad“. Dieses<br />
ursprüngli<strong>ch</strong> zur Verkaufsförderung von Diesellokomotiven verbreitete Argument wird<br />
seither selbst in S<strong>ch</strong>ulen gelehrt und wurde so zum „Allgemeinwissen“. Bei Autos,<br />
S<strong>ch</strong>iffen oder Flugzeugen fragt hingegen kaum jemand na<strong>ch</strong> dem Wirkungsgrad.<br />
Im Transportwesen sind Angaben zum „Wirkungsgrad“ wegen der instationären Betriebszustände<br />
ohnehin von untergeordneter Bedeutung. Wegen der erwähnten Problematik sei<br />
trotzdem kurz darauf hingewiesen. Wie aus der Grafik ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, ist der Wirkungsgrad<br />
von Dampfanlagen in erster Linie eine Funktion von Dampfdruck und Dampftemperatur:<br />
Abb. 6: Theoretis<strong>ch</strong>er<br />
Wirkungsgrad von Dampfprozessen<br />
in Funktion von<br />
Druck und Temperatur.<br />
: Übli<strong>ch</strong>er Betriebspunkt<br />
von klassis<strong>ch</strong>en<br />
Dampflokomotiven:<br />
- Dampfdruck: 16 bar<br />
- Dampftemperatur: 400°C<br />
W. Stoffels: Lokomotivbau<br />
und Dampfte<strong>ch</strong>nik<br />
Aus vers<strong>ch</strong>iedenen Gründen (Kesselbauart, S<strong>ch</strong>mierstoffe usw.) waren die klassis<strong>ch</strong>en<br />
Dampflokomotiven hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Dampfdaten konservativ ausgelegt und errei<strong>ch</strong>ten<br />
daher bes<strong>ch</strong>eidene Wirkungsgrade. Versu<strong>ch</strong>e, in den Berei<strong>ch</strong> der Dampfdaten stationärer<br />
Kraftwerksanlagen vorzustossen, ergaben zwar einen geringeren Verbrau<strong>ch</strong>, jedo<strong>ch</strong><br />
keinen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Vorteil. Die Einsparungen bei den Brennstoffkosten wurden dur<strong>ch</strong><br />
die höheren Gestehungs- und Unterhaltskosten kompensiert.<br />
Mit neuen Materialien, modernen Bere<strong>ch</strong>nungsmethoden und etwas Fors<strong>ch</strong>ung und<br />
Entwicklung liesse si<strong>ch</strong> heute aber ein grosser Teil des Potentials nutzen, ohne die<br />
Komplexität der Anlage übermässig zu erhöhen.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 8
2.3 Dampflokomotiven<br />
Die Te<strong>ch</strong>nik der Dampflokomotive ist in der Literatur ausführli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>rieben. Deshalb<br />
soll die Funktion hier nur insoweit behandelt werden, als es zum Verständnis der<br />
folgenden Kapitel notwendig ist. Insbesondere ist der Unters<strong>ch</strong>ied einer klassis<strong>ch</strong>en<br />
(gefeuerten) Dampflokomotive zur feuerlosen Dampfspei<strong>ch</strong>erlokomotive wi<strong>ch</strong>tig.<br />
Wie das S<strong>ch</strong>nittbild zeigt, ist die klassis<strong>ch</strong>e Dampflokomotive ein Kraftwerk auf Rädern.<br />
Im Gegensatz zur elektris<strong>ch</strong>en Lokomotive, wel<strong>ch</strong>e ihre (Sekundär)-Energie aus der<br />
Fahrleitung bezieht, führen die klassis<strong>ch</strong>en Dampflokomotiven, wie die Autos au<strong>ch</strong>, ihren<br />
Brennstoffvorrat mit und wandeln ihn in Traktionsleistung um.<br />
Abb. 7: S<strong>ch</strong>nittbild einer modernen, lei<strong>ch</strong>tölgefeuerten Dampflokomotive<br />
Abgebildet ist eine Heissdampflokomotive, d.h. der Dampf wird na<strong>ch</strong> dem Regler (7)<br />
dur<strong>ch</strong> in Rau<strong>ch</strong>rohren liegende Überhitzerrohre (6) getrocknet und auf bis zu 450°C<br />
überhitzt (s<strong>ch</strong>mierölbedingte Grenze für Dampfmas<strong>ch</strong>inen, entfällt bei Dampfturbinen).<br />
Der überhitzte Dampf wird dana<strong>ch</strong> den Zylindern zugeführt, wo er seine Arbeit verri<strong>ch</strong>tet.<br />
Wird der Dampf wird na<strong>ch</strong> dem Regler (7) direkt zu den Zylindern geführt, handelt es si<strong>ch</strong><br />
um eine Nassdampf- oder Sattdampflokomotive. Die Dampftemperatur ist bei diesen<br />
Lokomotiven eine Funktion des Dampfdruckes (entspre<strong>ch</strong>end der Sattdampfkurve),<br />
während die Überhitzung vom Dampfdruck unabhängig ist.<br />
Die moderne, von der SLM/DLM entwickelte Dampfte<strong>ch</strong>nik ist unter anderem in [5]<br />
bes<strong>ch</strong>rieben.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 9
2.4 Dampfautos<br />
Au<strong>ch</strong> die Te<strong>ch</strong>nik der Dampfautos ist in der Literatur bes<strong>ch</strong>rieben, allerdings bedeutend<br />
spärli<strong>ch</strong>er als jene von Dampflokomotiven. Das Funktionsprinzip unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> in<br />
zwei wesentli<strong>ch</strong>en Punkten:<br />
• Dampflokomotiven sind überwiegend Auspuffmas<strong>ch</strong>inen, bei wel<strong>ch</strong>en der Dampf<br />
na<strong>ch</strong> verri<strong>ch</strong>teter Arbeit als Abdampf in die Umgebung abgegeben wird (offenes<br />
System). Ein Teil der im Abdampf verfügbaren Energie wird in der Saugzuganlage zur<br />
Feueranfa<strong>ch</strong>ung, ein anderer Teil zur Speisewasservorwärmung genutzt.<br />
Dampfautos sind überwiegend Kondensmas<strong>ch</strong>inen, bei wel<strong>ch</strong>en der Dampf na<strong>ch</strong><br />
verri<strong>ch</strong>teter Arbeit kondensiert und in den Kessel zurückgeführt wird (ges<strong>ch</strong>lossenes<br />
System).<br />
• Die Dampfdaten der Dampfautos waren wesentli<strong>ch</strong> forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>er als jene von<br />
Dampflokomotiven, insbesondere hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Dampfdrucks. Dies lag vor allem<br />
daran, dass der bei Dampflokomotiven gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Grosswasserraumkessel mit<br />
Feuerbü<strong>ch</strong>se für Drücke von mehr als 20 bar ungeeignet war. Dampfautos verwenden<br />
in der Regel s<strong>ch</strong>nellverdampfende Wasserrohrkessel (flash boiler) mit sehr wenig<br />
Wasserinhalt, die weit höhere Drücke zulassen (40 bis 140 bar).<br />
Abb. 8: Dampfautos<br />
unters<strong>ch</strong>ieden si<strong>ch</strong><br />
äusserli<strong>ch</strong> kaum von<br />
Autos mit<br />
Verbrennungsmotoren<br />
ihrer<br />
Epo<strong>ch</strong>e. Im Bild ein<br />
Stanley Steamer<br />
(Roadster) mit<br />
Baujahr 1922.<br />
Dampfautos haben si<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> bewährt und waren den Benzinautos ihrer Zeit weit<br />
voraus. [6] Sie konnten si<strong>ch</strong> aber gegen die in Massen produzierten, billigeren Autos mit<br />
Verbrennungsmotoren letztli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>setzen.<br />
Die Vers<strong>ch</strong>ärfung der Abgasbestimmungen führte immer wieder zu Versu<strong>ch</strong>en für neue<br />
Dampfautos, ohne dass ein Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> gelang. Die Automobilindustrie ist ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong><br />
interessiert, ihre Milliardeninvestitionen abzus<strong>ch</strong>reiben, die sie in die Verbesserung der<br />
Verbrennungsmotorente<strong>ch</strong>nik gesteckt hat. Au<strong>ch</strong> die jüngste Entwicklung [7], ein aus<br />
Imagegründen ZEE (Zero Emission Engine) genannter 3-Zylinder-Dampfmotor der IAV<br />
GmbH in Berlin wurde trotz erfolgrei<strong>ch</strong>en Prüfstandversu<strong>ch</strong>en im Jahr 2000 ni<strong>ch</strong>t weiter<br />
verfolgt.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 10
3. Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik<br />
3.1 Prinzip<br />
Die Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik nützt die Fähigkeit des Wassers aus, unter Druck grosse<br />
Energiemengen zu spei<strong>ch</strong>ern. Dabei wird der grösste Teil der gespei<strong>ch</strong>erten Energie<br />
ni<strong>ch</strong>t im Dampf, sondern im Heisswasser gespei<strong>ch</strong>ert. Dampfspei<strong>ch</strong>er werden deshalb<br />
au<strong>ch</strong> als Heisswasserspei<strong>ch</strong>er bezei<strong>ch</strong>net. In den meisten Fällen wird aber der Dampf<br />
genutzt, sodass der Begriff Dampfspei<strong>ch</strong>er zutreffender ist.<br />
Über die ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Entwicklung der Dampfspei<strong>ch</strong>er, insbesondere was stationäre<br />
Anlagen betrifft, sei auf die Literatur verwiesen [8].<br />
3.2 Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven werden au<strong>ch</strong> als feuerlose Lokomotiven bezei<strong>ch</strong>net, da die Dampferzeugung<br />
extern in einer stationären Kesselanlage erfolgt. Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
werden deshalb vorzugsweise dort eingesetzt, wo stationäre Kesselanlagen vorhanden<br />
sind, also in Kraftwerken, Brauereien, Papierfabriken, Raffinerien und der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en<br />
Industrie. In letzteren beiden kommt zudem der Vorteil zum Tragen, dass feuerlose<br />
Lokomotiven explosionsges<strong>ch</strong>ützt sind, während der Explosionss<strong>ch</strong>utz bei Diesellokomotiven<br />
umfangrei<strong>ch</strong>er Massnahmen bedarf.<br />
Dampfspei<strong>ch</strong>erlokomotiven sind einfa<strong>ch</strong> gebaut und daher kostengünstig in der<br />
Ans<strong>ch</strong>affung und im Unterhalt. Sie sind sehr umweltfreundli<strong>ch</strong>, da sie nur Abdampf<br />
emittieren und au<strong>ch</strong> bei Hö<strong>ch</strong>stleistung leise arbeiten (im Gegensatz zu den gefeuerten<br />
Dampflokomotiven brau<strong>ch</strong>en sie keine Blasrohranlage). Wird der Abdampf kondensiert,<br />
ist das Fahrzeug vollkommen emissionsfrei, als einziges "Abfallprodukt" entsteht warmes<br />
Wasser.<br />
Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven erfordern keinen Heizer und werden daher grundsätzli<strong>ch</strong> im<br />
Einmann-Betrieb gefahren. Sie gelten als einfa<strong>ch</strong> zu bedienen, obwohl das fahren von<br />
Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven einiges Ges<strong>ch</strong>ick erfordert (siehe 3.2.1).<br />
Ein wesentli<strong>ch</strong>er Vorteil der Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven ist der Umstand, dass sie nur dann<br />
Energie verbrau<strong>ch</strong>en, wenn sie Leistung abgeben, ganz im Gegensatz zu Diesellokomotiven,<br />
deren Motor fast ständig läuft. Messungen der ORE (Fors<strong>ch</strong>ungs- und<br />
Versu<strong>ch</strong>samt des Internationalen Eisenbahnverbandes) zufolge betragen die Leerlaufzeiten<br />
von Diesellokomotiven im Rangierbetrieb satte 75%!<br />
Ein weiterer Vorteil liegt im Energiespei<strong>ch</strong>er, der fast unbegrenzte Leistungen zulässt,<br />
da die Dampfentnahmemenge ni<strong>ch</strong>t begrenzt ist. Dadur<strong>ch</strong> kann den Zylindern kurzzeitig<br />
beliebig viel Dampf zugeführt werden. Damit lassen si<strong>ch</strong> gute Bes<strong>ch</strong>leunigungen erzielen,<br />
was im Rangierdienst sehr nützli<strong>ch</strong> ist.<br />
Je na<strong>ch</strong> Druckniveau wird unters<strong>ch</strong>ieden zwis<strong>ch</strong>en:<br />
• Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven:<br />
• Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven:<br />
8 bis 20 bar Ladedruck<br />
40 bis 140 bar Ladedruck<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 11
3.2.1 Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven arbeiten im Berei<strong>ch</strong> ihres maximalen Ladedruckes<br />
von 8 bis 20 bar bis etwa 2 bar. Damit die Zugkraft ni<strong>ch</strong>t mit dem Spei<strong>ch</strong>erdruck abnimmt,<br />
sondern in einem weiten Arbeitsberei<strong>ch</strong> konstant gehalten werden kann, legt man die<br />
Zylinder wesentli<strong>ch</strong> grösser aus. Damit kann au<strong>ch</strong> bei Teilentladung no<strong>ch</strong> die volle, dur<strong>ch</strong><br />
das Reibungsgewi<strong>ch</strong>t der Lokomotive begrenzte, Zugkraft entwickelt werden. Eine<br />
Spei<strong>ch</strong>erlokomotive mit 20 bar Ladedruck kann in der Regel bis zu 8 bar die volle<br />
Zugkraft erbringen. Solange der Spei<strong>ch</strong>erdruck über dem maximalen Arbeitsdruck der<br />
Zylinder liegt, muss mit gedrosseltem Dampf gearbeitet werden. Dana<strong>ch</strong> nimmt die<br />
Zugkraft entspre<strong>ch</strong>end dem Druckabfall stetig ab. Mit 2 bar kann die Lokomotive no<strong>ch</strong> zur<br />
Ladestation gefahren werden.<br />
Abb. 9: S<strong>ch</strong>nitt dur<strong>ch</strong> eine Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotive. Man bea<strong>ch</strong>te den einfa<strong>ch</strong>en Aufbau.<br />
Der Lokomotivführer muss die Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven mit Gefühl und Ges<strong>ch</strong>ick<br />
fahren, da die Zugkraft vom Spei<strong>ch</strong>erdruck, der Regler- und der Steuerungsstellung, also<br />
von drei Parametern, abhängig ist.<br />
Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven arbeiten mit Sattdampf. Deshalb und wegen der<br />
übergrossen Zylinder liegt ihr spezifis<strong>ch</strong>er Dampfverbrau<strong>ch</strong> mit 18 bis 27 kg/PSh bzw.<br />
24.5 bis 37 kg/kWh relativ ho<strong>ch</strong>. Das Arbeitsvermögen von Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
ist ziemli<strong>ch</strong> begrenzt.<br />
Obwohl si<strong>ch</strong> die Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven gut bewährt haben, versu<strong>ch</strong>te man sie<br />
zu verbessern und ihre Na<strong>ch</strong>teile zu eliminieren. Dies gelang mit den Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 12
3.2.2 Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
Bei Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven liegt der Spei<strong>ch</strong>erdruck deutli<strong>ch</strong> über dem Arbeitsdruck,<br />
womit si<strong>ch</strong> übergrosse Zylinder vermeiden lassen. Die Zugkraft bleibt unabhängig<br />
vom Spei<strong>ch</strong>erdruck, da Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven in der Regel ni<strong>ch</strong>t unter den<br />
Arbeitsdruck gefahren werden. Zudem lässt si<strong>ch</strong> der Dampf überhitzen.<br />
Abb. 10: S<strong>ch</strong>nitt dur<strong>ch</strong> eine Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotive. Der Arbeitsdampf wird na<strong>ch</strong> der<br />
Drosselung am Regler im Spei<strong>ch</strong>er überhitzt.<br />
Prof. Dr. Gilli entwickelte das Prinzip der Überhitzung bei Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven [9]. Dabei<br />
wird der Umstand genutzt, dass die Dampftemperatur entspre<strong>ch</strong>end der Sattdampfkurve<br />
bei höherem Druck zunimmt. Beim Arbeitsdruck der Dampfmas<strong>ch</strong>ine von 16 bar beträgt<br />
die Sattdampftemperatur 204°C, beim Spei<strong>ch</strong>erdruck von 85 bar aber 300°C. Lässt man<br />
den Arbeitsdampf na<strong>ch</strong> erfolgter Drosselung am Regler in Überhitzers<strong>ch</strong>langen dur<strong>ch</strong> den<br />
Spei<strong>ch</strong>er strömen, errei<strong>ch</strong>t man überhitzten Dampf von (fast) 300°C bei 16 bar.<br />
Abb. 11: Die bisher<br />
modernste Ho<strong>ch</strong>druck-<br />
Dampfspei<strong>ch</strong>erlokomotive<br />
mit 85 bar<br />
Ladedruck und<br />
Überhitzung na<strong>ch</strong> dem<br />
Gilli - Prinzip.<br />
Baujahr 1973<br />
Foto: Roger Waller<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 13
Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven arbeiten mit Heissdampf. Ihr spezifis<strong>ch</strong>er Dampfverbrau<strong>ch</strong><br />
liegt bei 9 bis 12 kg/PSh bzw. 12 bis 16 kg/kWh. Das Arbeitsvermögen von<br />
Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven ist dank der Kombination von höherer Energiedi<strong>ch</strong>te des<br />
Spei<strong>ch</strong>ers mit einer effizienteren Dampfmas<strong>ch</strong>ine etwa dreimal so ho<strong>ch</strong> wie bei Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven.<br />
Mit heutiger Te<strong>ch</strong>nik wären weitere Verbesserungen<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
3.2.3 Lademögli<strong>ch</strong>keiten<br />
Na<strong>ch</strong>folgend sind die drei prinzipiellen Lademögli<strong>ch</strong>keiten dargestellt:<br />
Abb. 12: Lademögli<strong>ch</strong>keiten von Gilli-Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 14
Die Ladeanlagen waren in der Regel so ausgelegt, dass eine Füllung ca. 15 Minuten<br />
dauerte. Die Ladung von Spei<strong>ch</strong>erlokomotiven wurde oft in die Mittagszeit gelegt, da dann<br />
der Rangierbetrieb ruhte. Da oft au<strong>ch</strong> die Produktion heruntergefahren wurde, kam der<br />
Dampfbedarf für die Spei<strong>ch</strong>erlokomotive(n) als Ausglei<strong>ch</strong> der Kesselleistung dur<strong>ch</strong>aus<br />
erwüns<strong>ch</strong>t.<br />
3.3 Dampfspei<strong>ch</strong>erautos und Dampfspei<strong>ch</strong>ermobile<br />
Unseres Wissens wurde das Prinzip der Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik bisher ni<strong>ch</strong>t auf Strassenfahrzeuge<br />
angewendet.<br />
4. Druckluftauto<br />
In jüngster Zeit sind Bestrebungen im Gang, Druckluftautos auf den Markt zu bringen. Als<br />
Hauptvorteil wird die (lokale) Emissionsfreiheit genannt.<br />
Die 1991 von Guy Nègre gegründete Firma MDI Moteur Developpment International mit<br />
Sitz in Barcelona (www.theaircar.com) propagiert ein neu entwickeltes druckluftbetriebenes<br />
Auto. Die Homepage www.theaircar.com vermittelt den Eindruck, dass in<br />
erster Linie Investoren gesu<strong>ch</strong>t werden.<br />
Laut Firmenangaben errei<strong>ch</strong>t der Prototyp eine Autonomie von rund 200 bis 300 km.<br />
Presseberi<strong>ch</strong>ten zufolge beträgt die demonstrierbare Rei<strong>ch</strong>weite zur Zeit allerdings<br />
ledigli<strong>ch</strong> 7 km oder weniger, was angesi<strong>ch</strong>ts des niedrigen Energiespei<strong>ch</strong>ervermögens<br />
von Druckluft plausibler ist als die propagierten 200 bis 300 km. Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> beziehen<br />
si<strong>ch</strong> die 200 bis 300 km Rei<strong>ch</strong>weite auf eine Hybridvariante, die ebenfalls erwähnt wird.<br />
Abb. 13: Illustration des Druckluftautos<br />
der Firma MDI auf deren Homepage<br />
www.theaircar.com<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 15
5. Demo-Mobil<br />
Es war ni<strong>ch</strong>t vorgesehen, im Rahmen dieser <strong>Studie</strong> ein Fahrzeug zu bauen, da die dafür<br />
erforderli<strong>ch</strong>en Mittel den zur Verfügung stehenden Betrag wesentli<strong>ch</strong> übers<strong>ch</strong>ritten hätten.<br />
Dank mehrerer glückli<strong>ch</strong>er Umstände ergab si<strong>ch</strong> aber die Gelegenheit, kostengünstig ein<br />
Demonstrations-Dampfspei<strong>ch</strong>erfahrzeug (Demo-Mobil) zu bauen. Folgende Firmen<br />
stellten Komponenten zur Verfügung:<br />
• Firma Horla<strong>ch</strong>er:<br />
• Firma Hug Engineering:<br />
• Herr Mi<strong>ch</strong>ael Geisinger:<br />
• Firma DLM AG:<br />
Elektromobil (Pick-up)<br />
Druckbehälter<br />
Dampfmas<strong>ch</strong>ine<br />
Armaturen, elektris<strong>ch</strong>es Vorheizgerät<br />
Die Firma DLM AG übernahm zudem die Projektleitung, den Einbau der Behälter und der<br />
Dampfmas<strong>ch</strong>ine sowie die Versu<strong>ch</strong>e und Messungen..<br />
5.1 Konzept<br />
Ziel des Demonstrationsfahrzeuges war, die Funktionstaugli<strong>ch</strong>keit des Dampfspei<strong>ch</strong>erprinzips<br />
bei Strassenfahrzeugen in der Praxis zu zeigen. Zudem sind Bere<strong>ch</strong>nungen<br />
glaubwürdiger, wenn die Resultate dur<strong>ch</strong> Versu<strong>ch</strong>e erhärtet sind. Aber:<br />
Das Demo- Mobil ist kein Prototyp eines modernen <strong>Thermomobil</strong>s<br />
Die Verwendung vorhandener Komponenten bedingte, dass das Demonstrationsfahrzeug<br />
nur den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Stand von älteren Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven errei<strong>ch</strong>t. Dur<strong>ch</strong><br />
die Dampferzeugung mittels elektris<strong>ch</strong>em Vorheizgerät war der Dampfdruck auf 10 bar<br />
begrenzt. Die Dampfmas<strong>ch</strong>ine ist mehr als 100-jährig und hat einen entspre<strong>ch</strong>end<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Wirkungsgrad. Einzig das Lei<strong>ch</strong>tbau-Elektromobil der Firma Horla<strong>ch</strong>er ist auf<br />
dem heutigen Stand der Te<strong>ch</strong>nik und wurde au<strong>ch</strong> wegen seines Designs gewählt, damit<br />
niemand auf eine nostalgis<strong>ch</strong>e Anwendung s<strong>ch</strong>liesst.<br />
5.2 Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Daten als Elektromobil<br />
Das Elektromobil war als Auto konzipiert und hatte eine Strassenzulassung. Die<br />
Karosserie des sehr lei<strong>ch</strong>t gebauten Fahrzeuges besteht aus faserverstärkten<br />
Kunststoffen.<br />
Dimensionen / Spezifikationen (Angaben der Firma Horla<strong>ch</strong>er):<br />
Länge:<br />
Breite:<br />
Höhe:<br />
Gewi<strong>ch</strong>t:<br />
Zuladung:<br />
Gesamtgewi<strong>ch</strong>t:<br />
Spitzenges<strong>ch</strong>windigkeit:<br />
Rei<strong>ch</strong>weite*:<br />
350 cm<br />
144 cm<br />
144 cm<br />
640 kg<br />
180 kg<br />
820 kg<br />
100 km/h<br />
70 - 100 km<br />
* abhängig von Hilfsaggregaten (z.B. Klimaanlage), Strassenzustand (S<strong>ch</strong>nee, Topographie) und Fahrstil<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 16
5.3 Versu<strong>ch</strong>e und Messungen mit dem Demo-Mobil<br />
5.3.1 Demo-Mobil I<br />
Unter den vers<strong>ch</strong>iedenen Lei<strong>ch</strong>tbau-Fahrzeugen der Firma Horla<strong>ch</strong>er fiel die Wahl auf<br />
einen „Pick-up“, also ein Fahrzeug mit offener Ladeflä<strong>ch</strong>e. Diese Bauart erlaubt die<br />
Platzierung des Spei<strong>ch</strong>ers auf der Ladeflä<strong>ch</strong>e, denn Strukturänderungen des in<br />
Glasfaserte<strong>ch</strong>nik gebauten Fahrzeugs waren ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>. Es versteht si<strong>ch</strong> von selbst,<br />
dass bei einem kommerziellen Fahrzeug der Spei<strong>ch</strong>er in der Struktur integriert würde,<br />
etwa dort wo beim Elektromobil die Batterien untergebra<strong>ch</strong>t waren. Für die Versu<strong>ch</strong>e<br />
erwies si<strong>ch</strong> der „Pick-up“ jedo<strong>ch</strong> als ideal.<br />
Abb. 14: Demo-Mobil I mit zwei isolierten Spei<strong>ch</strong>erbehältern à je 100 l.<br />
Bei der ersten Ausführungen wurden zwei Behälter à je 100 l = 200 l Inhalt auf der<br />
Ladeflä<strong>ch</strong>e platziert. Die Behälter waren für einen Druck von 30 bar ausgelegt, für 10 bar<br />
somit s<strong>ch</strong>werer als notwendig.<br />
Das Demonstrationsfahrzeug funktionierte auf Anhieb und wurde auf dem Privatareal der<br />
Firma Hug Engineering in Räters<strong>ch</strong>en einigen Tests unterzogen. Na<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong>er<br />
Rollprüfung mittels s<strong>ch</strong>ieben wurden die Behälter zunä<strong>ch</strong>st wurden mit Druckluft von 10<br />
bar geladen. Das Fahrzeug fuhr zwar problemlos, aber ni<strong>ch</strong>t weit. Bereits na<strong>ch</strong> etwa 100<br />
Metern Fahrt war der Spei<strong>ch</strong>erdruck soweit gesunken, dass es stehen blieb.<br />
Weit besser waren die Resultate mit Heisswasser von 10 bar. Im Verglei<strong>ch</strong> zu Druckluft<br />
betrug die Rei<strong>ch</strong>weite ein Mehrfa<strong>ch</strong>es. Allerdings war die Zwis<strong>ch</strong>enwelle des Standardgetriebes<br />
dem Drehmoment der Dampfmas<strong>ch</strong>ine ni<strong>ch</strong>t gewa<strong>ch</strong>sen, sodass der Antrieb so<br />
umgebaut werden musste, dass die Dampfmas<strong>ch</strong>ine wie zuvor der Elektromotor die<br />
Hauptwelle antrieb. Dana<strong>ch</strong> gab es keine Probleme mehr.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 17
Abb. 15: Die Messstrecke im Gelände der<br />
Firma Hug Engineering in Räters<strong>ch</strong>en. Die<br />
genaue Streckenlänge wurde mit GPS<br />
ermittelt.<br />
Die in mehreren Versu<strong>ch</strong>en ermittelte Fahrstrecke betrug etwas mehr als 7 km, wobei an<br />
der einen Wendestelle jeweils manöveriert werden musste. Bei glei<strong>ch</strong>mässiger Fahrt auf<br />
ebener Strecke wären problemlos 8 km errei<strong>ch</strong>t worden. Die Messfahrten wurden,<br />
abgesehen vom Wenden, ni<strong>ch</strong>t unterbro<strong>ch</strong>en und dauerten je rund 40 min., was einer<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsges<strong>ch</strong>windigkeit von 10.5 km/h entspri<strong>ch</strong>t. Die Übersetzung wurde ja so<br />
gewählt, dass die Betriebsges<strong>ch</strong>windigkeit etwa 15 km/h beträgt, was den Elektromobilen<br />
in autofreien Orten entspri<strong>ch</strong>t. Es wäre kein Problem, mit einer anderen Übersetzung<br />
deutli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neller zu fahren, aber mehr als 15 km/h sind in autofreien Orten ni<strong>ch</strong>t erlaubt.<br />
5.3.2 Demo-Mobil II<br />
Während si<strong>ch</strong> zuvor das Gewi<strong>ch</strong>t der Batterien dank Unterbringung im Fahrgestell<br />
glei<strong>ch</strong>mässig auf die beiden Fahrzeuga<strong>ch</strong>sen verteilte, belasteten die zwei Behälter<br />
wegen der Platzierung auf der Ladeflä<strong>ch</strong>e fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Hintera<strong>ch</strong>se. Es wurde<br />
deshalb bes<strong>ch</strong>lossen, das Demo-Mobil II nur no<strong>ch</strong> mit einem 100 l-Behälter auszurüsten.<br />
Abb. 16: Demo-Mobil II mit einem isolierten Spei<strong>ch</strong>erbehälter à 100 l. Bei einer Serieausführung<br />
könnte der Spei<strong>ch</strong>er zum Beispiel quer unterhalb des DLM - S<strong>ch</strong>ildes vor der Hintera<strong>ch</strong>se eingebaut<br />
werden. Die Dampfmas<strong>ch</strong>ine würde liegend statt stehend eingebaut. Dadur<strong>ch</strong> könnte die Ladeflä<strong>ch</strong>e<br />
wieder ihren Zweck erfüllen.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 18
Abb. 17: Demo-Mobil II beim Bes<strong>ch</strong>leunigen. Dampfmas<strong>ch</strong>inen bringen ihr maximales Drehmoment<br />
aus dem Stand heraus und benötigen deshalb keine Kupplung und in der Regel au<strong>ch</strong> kein Getriebe.<br />
theoretis<strong>ch</strong> kann rückwärts genauso s<strong>ch</strong>nell gefahren werden wie vorwärts. Sollte die aus reinem<br />
Wasserdampf bestehende Abdampffahne stören, könnte der Abdampf kondensiert werden. Das<br />
Demo-Mobil II wog betriebsbereit 601 kg.<br />
Abb. 18: zeigt die Antriebsanlage<br />
mit dem silbernen<br />
isolierten 100 l Spei<strong>ch</strong>er, der<br />
umwickelten Dampfleitung mit<br />
Regelventil und der rund 100-<br />
jährigen Zweizylinder-Dampfmas<strong>ch</strong>ine,<br />
die ihr Drehmoment<br />
über einen Kettenantrieb auf das<br />
mit Differential ausgerüstete<br />
Getriebe der Hintera<strong>ch</strong>se überträgt.<br />
Das grosse, s<strong>ch</strong>räg<br />
stehende Manometer diente dem<br />
s<strong>ch</strong>nellen Ablesen bei den<br />
Versu<strong>ch</strong>en und würde in viel<br />
kleinerer Ausführung im<br />
Armaturenbrett platziert.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 19
Wie die Abbildung 17 zeigt, ist die Antriebsanlage ziemli<strong>ch</strong> trivial und kommt ohne Elektrik<br />
oder Elektronik aus. Entspre<strong>ch</strong>end niedrig sollten die Ans<strong>ch</strong>affungs- und Unterhaltskosten<br />
ausfallen. Au<strong>ch</strong> die Lebensdauer wird um ein vielfa<strong>ch</strong>es höher sein als diejenige von<br />
Elektromobilen (Batterien !).<br />
5.4 Re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong>e Extrapolation<br />
Wie erwähnt entspri<strong>ch</strong>t der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Stand des Demo-Mobil hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Dampfprozess<br />
und Dampfmas<strong>ch</strong>ine demjenigen von hundertjährigen Niederdruckspei<strong>ch</strong>erlokomotiven,<br />
demonstrierte aber umso mehr die Ma<strong>ch</strong>barkeit.<br />
Die Ergebnisse der re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong>en Extrapolation vom Demo-Mobil zum <strong>Thermomobil</strong> sind<br />
na<strong>ch</strong>folgend grafis<strong>ch</strong> dargestellt. Angenommen wurde ein Fahrzeug analog den Elektromobilen,<br />
wie sie in den autofreien Orten verkehren, mit einem Spei<strong>ch</strong>ervolumen von 200<br />
Liter. Wie ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>t bereits die Variante mit einem 80 bar Heisswasserspei<strong>ch</strong>er<br />
vernünftige Rei<strong>ch</strong>weiten. Weiteres Potential liegt in Spei<strong>ch</strong>ermaterialen, die den Phasenwe<strong>ch</strong>sel<br />
fest/flüssig ausnutzen (PCM = Phase Change Material). An dieser Te<strong>ch</strong>nik wird<br />
weltweit gefors<strong>ch</strong>t.<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Fahrstrecke [km]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Druckluft 10 Bar Heisswasser 10<br />
Bar<br />
Heisswasser 80<br />
(200) Bar<br />
PCM (Salz,<br />
Salzgemis<strong>ch</strong>)<br />
Demo-Mobil<br />
<strong>Thermomobil</strong><br />
Abb. 19: Grafis<strong>ch</strong>e Darstellung der re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong>en Extrapolation vom Demo-Mobil zum <strong>Thermomobil</strong>.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 20
6. <strong>Thermomobil</strong><br />
Das <strong>Thermomobil</strong> wäre eine Weiterentwicklung der mit dem Demo-Mobil demonstrierten<br />
Dampfspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik für Strassenfahrzeuge, mit re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong> optimierten, neu<br />
konstruierten und neu gebauten Komponenten na<strong>ch</strong> heutigem Stand der Te<strong>ch</strong>nik.<br />
6.1 Konzept<br />
Na<strong>ch</strong> unseren Vorstellungen würden die <strong>Thermomobil</strong>e na<strong>ch</strong> folgendem Konzept gebaut:<br />
• Lei<strong>ch</strong>tbau der Fahrzeuge (wie von der Firma Horla<strong>ch</strong>er praktiziert und im Gegensatz<br />
zur heutigen Bauweise der Elektromobile)<br />
• Ho<strong>ch</strong>druckspei<strong>ch</strong>erte<strong>ch</strong>nik mit Überhitzung des Arbeitsdampfes gemäss System von<br />
Prof. Gilli<br />
• Neue thermodynamis<strong>ch</strong> und strömungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> optimierte Dampfmas<strong>ch</strong>ine<br />
• Wartungsfreie dauerges<strong>ch</strong>mierte Wälzlagerungen für die bewegli<strong>ch</strong>en Teile der<br />
Dampfmas<strong>ch</strong>ine und des Antriebs<br />
• Anwendung der von der Firma Spilling entwickelten S<strong>ch</strong>mierloste<strong>ch</strong>nik für die (ölfreie)<br />
Dampfmas<strong>ch</strong>ine<br />
• Optimale Isolierung von Spei<strong>ch</strong>er, Leitungen und Dampfmas<strong>ch</strong>ine<br />
• Soweit mögli<strong>ch</strong> Verwendung handelsübli<strong>ch</strong>er Komponenten<br />
• Optionale Mögli<strong>ch</strong>keit für Zusatzausrüstung für die Kondensation des Abdampfes, wo<br />
dieser stören könnte (Lagerhallen mit Lebensmittel u.ä.)<br />
• Optional si<strong>ch</strong>tbarer Antrieb (als Zusatzattraktion z.B. für Taxi)<br />
6.2 Ladestationen<br />
Die Gestaltung der Ladestationen soll Gegenstand einer weiteren <strong>Studie</strong> sein.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> ist das Problem gelöst, siehe Dampfspei<strong>ch</strong>erlokomotiven. Diese<br />
Ladevorri<strong>ch</strong>tungen wurden allerdings nur dur<strong>ch</strong> instruiertes Fa<strong>ch</strong>personal bedient. Bei<br />
Anwendung dur<strong>ch</strong> Laien, wie es bei <strong>Thermomobil</strong>en zu erwarten wäre, müsste ein<br />
geeignetes System entwickelt werden, das Temperaturs<strong>ch</strong>utz bietet und<br />
Fehlmanipulationen auss<strong>ch</strong>liesst, ähnli<strong>ch</strong> jenem unserer Vorheizgeräte, bei wel<strong>ch</strong>en die<br />
Kupplung nur bei ges<strong>ch</strong>lossenen Abs<strong>ch</strong>lusshähnen gelöst werden kann.<br />
6.3 Patent<br />
Unter dem Titel:<br />
Wärmebetriebenes Fahrzeug mit externer Energieerzeugung<br />
wurde die Idee des <strong>Thermomobil</strong> am 31. Mai 2005 beim s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Patentamt<br />
angemeldet.<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 21
Literatur<br />
[1] Wohlgemut, N.: Energieverbrau<strong>ch</strong> für Mobilität<br />
Energy – Die Zeits<strong>ch</strong>rift der Energieverwertungsagentur<br />
[2] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Gesamtenergiestatistik 2003<br />
Bundesamt für Energie BFE<br />
[3] SVTI S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Inspektionen<br />
136. Jahresberi<strong>ch</strong>t 2004, April 2005<br />
[4] www.lakehurst.navy.mil<br />
[5] Waller, Roger: MODERN STEAM – AN ECONOMIC AND ENVIRONMENTAL ALTERNATIVE TO<br />
DIESEL TRACTION<br />
The Sir Seymour Biscoe Tritton Lecture 3 and 4 February 2003<br />
Institution of Me<strong>ch</strong>anical Engineers, Railway Division<br />
[6] J. N. Walton: DOBLE STEAM CARS<br />
3rd Edition, 1975<br />
[7] Mit Volldampf in die Zukunft, Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt Dampfmotor<br />
Automobil Revue Nr. 52/29.Dezember 2000<br />
[8] Goldstern, Walter: Dampfspei<strong>ch</strong>eranlagen<br />
Springer Verlag Berlin, 1963, 2. verbesserte Auflage<br />
[9] A. Giesl-Gieslingen: Die Ho<strong>ch</strong>druck-Dampfspei<strong>ch</strong>erlokomotive (Gilli-Lokomotive)<br />
LOK-MAGAZIN<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t Nr.D090.doc 22