Kinderschutz – Praktische Ideen - Psychiatrische Dienste Aargau AG
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Kontinuum der elterlichen Betreuungsfähigkeiten<br />
Kindsmisshandlung<br />
Häufiges Schimpfen, Schlagen<br />
Bestrafen mit Liebesentzug<br />
Angemessenes<br />
Erziehungsverhalten<br />
Kindstötung<br />
Grafik 4<br />
Erläuterungen<br />
• Der rechte Bereich gehört zum Normalen. Entwicklungen nach links gibt es wohl bei vielen Familien.<br />
Nur die meisten Eltern erkennen dies und finden selbständig Wege zurück in den grünen Bereich.<br />
• Der Unterbruch des Kontinuums auf der linken Seite weist daraufhin, dass es namhafte Experten gibt,<br />
die meinen, eine schwerste Kindsmisshandlung, evtl. auch mit Todesfolgen, sei nicht mehr im Rahmen<br />
des Kontinuums erklärbar, sondern sei auf andere Erklärungsmodelle zurückzuführen (z.B. psychopathische<br />
Persönlichkeitsstörung). In solchen Fällen wird dann die langfristige Trennung von Täter und<br />
Opfer als richtig angesehen.<br />
• Diese Grafik bildet auch Grundlage für die optimistische Haltung, dass durch Veränderungen bei den<br />
Tätern eine Rückkehr zur misshandlungsfreien Erziehung möglich ist.<br />
Ein weiteres Erklärungsmodell geht davon aus, dass sich die Täter in kognitiver Verzerrung fälschlicherweise<br />
als Opfer der z.B. schreienden Kinder erleben. Dies soll die folgende Grafik 5 illustrieren:<br />
Subjektive Wirklichkeit des Täters bei körperlicher Misshandlung<br />
Objektiv<br />
Subjektiv<br />
Bääääääääää<br />
Grafik 5<br />
2.2 Ziele der <strong>Kinderschutz</strong>arbeit bei körperlichen Misshandlungen<br />
Das Ziel der Interventionen bei der körperlichen Misshandlung ist, die Kinder vor weiteren (körperlichen)<br />
Misshandlungen zu schützen. Dabei ist besonders zu beachten, dass bei äusserem Druck die körperliche<br />
Misshandlung älterer Kinder aufhören kann, aber die psychische Misshandlung im Gegenzug zunimmt.<br />
Um die Kinder kurzfristig vor weiterer Misshandlung zu schützen, ist es bei schwereren Misshandlungen<br />
und bei akuten Situationen (im Gegensatz zur chronischen Situation) oft unvermeidlich, Täter und Opfer zu<br />
trennen. Die Entfernung des Täters stellt in unseren Rechtsverhältnissen meist eine schwierige Aufgabe<br />
dar, so dass oft die Kinder (durch kurzfristig ausgesprochenen Obhutsentzug) entfernt werden müssen.<br />
Dies können die Kinder als Strafe erleben, was zusätzlich traumatisierend wirkt.<br />
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