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Branche<br />

Abnehmen nach den Genen<br />

Gen-Diät: Noch nie davon gehört? Das Angebot in Drogerien ist neu.<br />

Eine Laboranalyse bestimmt, wie wir uns gengerecht ernähren und bewegen.<br />

Funktioniert das Konzept? d-<strong>inside</strong> hat Antworten beim Anbieter,<br />

bei Experten und einer führenden Drogistin gesucht.<br />

Das Zentrum für Humangenetik Progenom in Deutschland<br />

schätzt, dass etwa 60 bis 80 Prozent des Übergewichts genetisch<br />

bedingt sind. So hätten manche Menschen das<br />

Glück, mit günstigen Genen zur Welt zu kommen. Sie können<br />

viel futtern, wenig Sport treiben und setzen trotzdem<br />

keinen Speck an. Andere würden beim gleichen Lebensstil<br />

schnell übergewichtig. Die These: Gene bestimmen, ob ein<br />

Mensch Fett zu effektiv aufnimmt oder ob der Darm nur die<br />

nötige Dosis absorbiert. Ähnlich würde es sich bei den Kohlenhydraten<br />

verhalten. «Manche nehmen bei mehr Kohlenhydraten<br />

sehr rasch zu, andere sind vollkommen unempfindlich<br />

auf die Menge an Zucker in ihrer Ernährung»,<br />

schreibt das Zentrum auf seiner Webseite. Auch inwiefern<br />

Sport beim Abnehmen helfe, hänge von den Genen ab. Es<br />

gebe drei Gene, die entscheiden, ob durch sportliche Aktivität<br />

schnell oder nur sehr langsam Fettreserven abgebaut<br />

würden. Ähnliches lasse sich von der Kalorienreduktion<br />

sagen. «Manche Menschen verlieren bei einer Diät sofort<br />

Gewicht, während andere nur langsam abnehmen», so<br />

die Meinung. Wer herausfinden will, welcher Typ er ist,<br />

kann jetzt die Gene<br />

ana lysieren lassen.<br />

Gemäss Anbieterin,<br />

Die gentest-These:<br />

die Zürcher Seefeld<br />

Gene bestimmen, ob ein Mensch<br />

Medical GmbH, die<br />

Fett zu effektiv aufnimmt oder<br />

unter der Marke Progenom<br />

Gentests in<br />

ob der Darm nur die nötige Dosis<br />

absorbiert. Ähnlich würde<br />

der Schweiz vertreibt,<br />

werden die<br />

es sich bei den Kohlenhydraten<br />

verhalten.<br />

«acht für das Gewicht<br />

zuständigen Gene<br />

analysiert» und das<br />

Abnehmprogramm<br />

darauf ausgerichtet. Die Analyse würde Auskunft darüber<br />

geben, welche Nahrungsmittel man besser meidet oder<br />

sorgenlos essen könne. Gen-Getestete erfahren laut Werbung<br />

die optimale Menge an Sport und täglichen Kalorien,<br />

um schnell das Wunschgewicht zu erreichen und einfach<br />

halten zu können.<br />

Diese Möglichkeit tönt bestechend. Doch was ist davon zu<br />

halten? Auf dem Gebiet der «Nutrigenomics», welches sich<br />

mit dem Zusammenspiel von Genen und Ernährung befasst,<br />

wird viel geforscht. Wissenschaftler warnen jedoch<br />

vor zu grossen Versprechungen bei Genanalysen: In den<br />

kommerziellen Gentests werden bislang nur maximal<br />

zwanzig Genvarianten untersucht. Deren Aussagekraft<br />

würde nicht ausreichen, um neue und zugleich fundierte<br />

Ernährungsempfehlungen abzugeben. «Für seriöse Empfehlungen<br />

fehlen die wissenschaftlichen Beweise», bestätigt<br />

Steffi Schlüchter. Die dipl. Ernährungsberaterin HF bei<br />

der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung ist überzeugt,<br />

Genanalysen würden bestenfalls Auskunft über Veranlagungen<br />

geben. «In der Regel sind diese multifaktoriell<br />

und durch mehrere Gene beeinflusst», erklärt Schlüchter.<br />

Eine Genanalyse könne komplexe Fragen zum Adipositastyp<br />

nicht beantworten.<br />

Auch Prof. Dr. Kaspar Berneis, Leitender Arzt der Klinik für<br />

Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung am<br />

Universitätsspital Zürich, winkt ab. «Genanalysen, die eine<br />

Gewichtsabnahme erleichtern würden, sind fraglich.» Er<br />

führt ebenfalls die mangelnde wissenschaftliche Beweislage<br />

ins Feld. «Es gibt dazu keine einzige Publikation, welche<br />

belegen würde, dass man damit besser oder schlechter<br />

abnehmen könnte.» Dem widerspricht Ruedi G. Laupper,<br />

CEO der Seefeld Medical GmbH: «International wurden<br />

7500 wissenschaftliche Genstudien dazu publiziert.»<br />

Gentest als Kundenbindungs-Tool<br />

Aus welchen Gründen sollte eine Drogerie den Test ins Sortiment<br />

aufnehmen? Für die Seefeld Medical GmbH sind<br />

Drogerien ein geeigneter Absatzkanal. «Mit den DNA-Analysen<br />

‹Gewicht und Sport› decken die Drogerien ein grosses<br />

Kundenbedürfnis ab», ist Ruedi G. Laupper überzeugt.<br />

Er begründet dies mit dem stetig steigenden Bewusstsein<br />

für Lifestyle und Sport sowohl bei jüngeren, beruflich aktiven<br />

Menschen als auch bei älteren, die sich auf ein «gesundes<br />

Wohlfühlalter» vorbereiten. «In diesem Marktsegment»,<br />

so Laupper, «findet man zahlungskräftige Kunden.»<br />

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