Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Früjahrsemester 2014

Ältere deutsche Literatur
Ältere deutsche Literatur
Martin Stingelin / Sandro Zanetti. München: Wilhelm Fink 2006 (Zur Genealogie des Schreibens
3), S. 217–244.
• Michael Stolz: Intermediales Edieren am Beispiel des ›Parzival‹-Projekts. In: Wege zum Text.
Beiträge des Grazer Kolloquiums über die Verfügbarkeit mediävistischer Editionen im 21.
Jahrhundert (17.–19. September 2008). Hrsg. von Wernfried Hofmeister / Andrea Hofmeister-Winter.
Tübingen: Max Niemeyer 2009 (Beihefte zu editio 30), S. 213–228.
Vertiefungskurs/ Prof. Dr. Michael Stolz
Aufbaukurs/
Kollektive Erinnerung. Die Topographie des Heiligen Landes
Ergänzungskurs in Texten des Mittelalters
(Übung)
Veranstaltungsnummer 399234
Zeit Mittwoch 10–12
Dauer 19.02.–28.05.
ECTS BA/MA: 6/9 als Ergänzungskurs: je 3
Kann nicht als freie Leistung bezogen werden
Literatur
• Maurice Halbwachs: La topographie légendaire des évangiles en terre sainte. Étude de
mémoire collective. Édition préparée par Marie Jaisson, avec des contributions de Danièle
Hervieu-Léger e.a. Paris: PUV 2008; dt. Übers.: Stätten der Verkündigung im Heiligen Land.
Eine Studie zum kollektiven Gedächtnis. Hrsg. und aus dem Franz. übers. von Stephan
Egger. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2003 (Maurice Halbwachs in der Édition discours
6; Édition discours 21).
• Ursula Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer. Berichte europäischer Jerusalem- und Santiago-Pilger
(1320–1520). 3., unveränd. Aufl. Tübingen: Gunter Narr Verlag 2000 (Jakobus-
Studien 4).
• Stefan Schröder: Zwischen Christentum und Islam. Kulturelle Grenzen in den spätmittelalterlichen
Pilgerberichten des Felix Fabri. Berlin: Akademie Verlag 2009 (Orbis mediaevalis
– Vorstellungswelten des Mittelalters 11).
Der Soziologe Maurice Halbwachs (1877–1945) gilt mit dem von ihm massgeblich geprägten
Begriff der ‚mémoire collective’ als bedeutender Vorläufer der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung.
Die Auffassung, dass sich Erinnerung vor allem sozial konstituiert, veranschaulichte
Halbwachs in seiner 1941 erschienenen Studie über die ‚Stätten der Verkündigung
im Heiligen Land’. Anhand der Topographie von Palästina zeigte er darin auf, dass sich die
‚kollektive Erinnerung’ an Christi Wirken mit konkreten Stätten verbinden musste, um im sozialen
Gedächtnis der christlichen Glaubensgemeinschaft haften zu bleiben: „Die (christliche)
Idee musste sich mit den Bildern von Personen und Stätten aufladen und jene Züge annehmen,
die Erinnerung charakterisieren und ihr gestatten, im Gedächtnis weiterzuleben.“ Im Kurs soll
diese Erinnerungsarbeit anhand von (vorwiegend deutschsprachigen) Texten des Mittelalters
untersucht werden. In den Blick kommen dabei Texte der Kreuzfahrerzeit wie Chroniken (z.B.
Fulchers von Chartres ›Historia Hierosolymitana‹), mittelhochdeutsche Lyrik (z.B. Walthers von
der Vogelweide ›Palästinalied‹), Spruchsammlungen (z.B. Freidanks ›Akkonsprüche‹). Einen weiteren
Schwerpunkt bilden – neben der mittelalterlichen Kartographie – Pilgerberichte von der
Frühzeit (z.B. der Aetheria bzw. Egeria, 4. Jh.) bis zum Spätmittelalter (z.B. des Dominikaners Felix
Fabri oder des Berner Chorherrn Heinrich Wölfli) sowie epische Texte mit fiktionaler Tendenz
(wie ›Das Schleiertüchlein‹ Hermanns von Sachsenheim, Mitte des 15. Jhs., oder ›La Gerusalemme
liberata› von Torquato Tasso, vollendet 1574). Die Quellenlage setzt bei den Teilnehmer/
innen die Bereitschaft voraus, sich auch mit lateinischen Texten auseinanderzusetzen.
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