Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...
Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...
Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...
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Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................1<br />
Begrüssung..............................................................................................................2<br />
Collegium generale...................................................................................................2<br />
Allgemeine Hinweise................................................................................................3<br />
Deutsche Literaturwissenschaft.............................................................................5<br />
Ältere deutsche Literatur ..........................................................................................5<br />
Neuere deutsche Literatur.......................................................................................12<br />
Deutsche Sprachwissenschaft...............................................................................27<br />
Germanistische Linguistik ......................................................................................27<br />
Angewandte Linguistik und Kommunikationswissenschaft ....................................32<br />
Dialektologie und Volkskunde................................................................................37<br />
Sekundarlehramt (SLA).......................................................................................38<br />
Abteilung <strong>für</strong> das Höhere Lehramt (AHL) .........................................................38
Begrüssung<br />
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,<br />
herzlich willkommen zum Wintersemester 20<strong>02</strong>/20<strong>03</strong>.<br />
Das Kommentierte <strong>Vorlesungsverzeichnis</strong> orientiert Sie über das Lehrangebot des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Germanistik<br />
im kommenden Semester und erleichtert Ihnen die Planung und Vorbereitung Ihrer Lehrveranstaltungen.<br />
Kurzfristige Änderungen werden per Aushang bekannt gegeben. Eine aktualisierte Version des Kommentierten<br />
<strong>Vorlesungsverzeichnis</strong> finden Sie aber auch unter<br />
http://www.germanistik.unibe.ch/veranstalt.htm.<br />
Besonders empfehlen möchte ich Ihnen den Besuch von zwei Kongressen, die in Verbindung mit<br />
Lehrveranstaltungen am <strong>Institut</strong> stehen.<br />
Vom 6. bis 9. November 20<strong>02</strong> findet in der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern die Tagung „Frauenbiographik.<br />
Lebensbeschreibungen und Porträts über, von und <strong>für</strong> Frauen“ statt, deren Programm auf<br />
dem Umschlag abgedruckt ist. Sie wird geleitet von Dr. Christian von Zimmermann in Zusammenarbeit<br />
mit Magistra Nina Ehrlich von der Abteilung <strong>für</strong> Skandinavistik am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Germanistik der<br />
Wiener Universität. Zur Eröffnungsveranstaltung und Präsentation der Biographie über die Ost-Berliner<br />
Lyrikerin Inge Müller durch Prof. Dr. Ines Geipel (Berlin) sowie zu den Tagungsvorträgen sind alle<br />
Interessierte herzlich eingeladen. Allen Studierenden, die sich da<strong>für</strong> interessieren, wie Autorinnen über<br />
berühmte oder auch vergessene Vorbilder schreiben, sei ausserdem der Besuch des Proseminars II<br />
empfohlen, das Herr von Zimmermann zum Thema seiner Tagung veranstaltet.<br />
Am 8. und 9. November finden am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Sprachwissenschaft in Bern die „Schweizer Tage <strong>für</strong><br />
Linguistik“ statt. Frau Prof. Dr. Elke Hentschel wird einen Workshop zum Thema „Chat-Analyse“ leiten,<br />
das Interessierte durch den Besuch ihres Hauptseminars vertiefen können. Die Themen der übrigen<br />
5 Workshops: „Typologie sémantique et classification des emplois des connecteurs pragmatiques du<br />
français“ (Corinne Rossari, Fribourg/Genève); „Epistémologie comparée de la linguistique: Europe de<br />
l’Ouest/Europe de l’Est“ (Patrick Seriot, Lausanne); „L’évolution arrêtée: notion, théorie, mythe?“<br />
(Leitung: Ekaterina Velmezova, Lausanne); „Maîtrises imparfaites de l’oral“ (Anne Catherine Simon,<br />
Genève/Louvain); „Zur Typologie von Bewegungsverben“ (Fernando Zùñiga, Zürich).<br />
Nicht entgehen lassen sollten Sie sich die Autorenlesungen „Literarische Stimmen aus Wien und Berlin“.<br />
Zugesagt haben bis jetzt<br />
12. November 20<strong>02</strong>: Judith Kuckart<br />
26. November 20<strong>02</strong>: Matthias Zschokke<br />
14. Januar 20<strong>03</strong>: Friederike Mayröcker<br />
(Weitere Termine: 19. November 20<strong>02</strong> und 3. Dezember 20<strong>02</strong>.<br />
Das definitive Programm wird Ende September ausgehängt.)<br />
Die wöchentlichen Vorträge im Rahmen des „Collegium generale“ (Leitung: Prof. Dr. Peter Rusterholz)<br />
nehmen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen Stellung zur Frage „Wie verstehen wir<br />
Fremdes?“<br />
Ein anregendes und erfolgreiches Semester wünscht Ihnen im Namen aller am <strong>Institut</strong> Tätigen<br />
Prof. Dr. Barbara Maria Bauer<br />
Geschäftsführende Direktorin<br />
COLLEGIUM GENERALE: Veranstaltungen<br />
Kulturhistorische Vorlesungen: "Wie verstehen wir Fremdes?"<br />
20<strong>02</strong><br />
30.10. Interkulturelle Kommunikation Prof. Dr. Martin Forstner<br />
Universität Mainz<br />
2
6.11. Das Eigene und das Fremde im Konflikt Prof. Dr. Ueli Mäder<br />
Universität Fribourg<br />
13.11. Das Eigene im Fremden, das Fremde im Eigenen: Die<br />
Entdeckung von Gemeinsamkeiten<br />
Dr. Jana Salat<br />
Universität Wien<br />
20.11. Das Eigene und das Fremde im Dialog Prof. Dr. Kuno Lorenz<br />
Universität Saarbrücken<br />
27.11. Fremdsprachenunterricht als Verstehensunterricht Prof. Dr. Hans Hunfeld<br />
Universität Eichstätt<br />
4.12. Kulturelle Stereotypen und ihre kritische Verarbeitung Prof. Dr. Christian Giordano<br />
Universität Fribourg<br />
11.12. Verstehende Ethnologie Prof. Dr. Irmtraud Stellrecht<br />
Universität Tübingen<br />
18.12. Möglichkeiten und Grenzen des Verstehens fremder<br />
Religionen<br />
20<strong>03</strong><br />
8.1. Unbewusste Prägung durch die Kultur der Fachdisziplin<br />
– eine Erschwernis <strong>für</strong> das interdisziplinäre Verstehen<br />
15.1. Entwicklungszusammenarbeit im Spannungsfeld zwischen<br />
Eigenem und Fremdem<br />
Prof. Dr. Karenina Kollmar-Paulenz<br />
Universität Bern<br />
Dr. Antonio Valsangiacomo<br />
Universität Bern<br />
Dr. Anne-Marie Holenstein<br />
Zürich<br />
22.1. Literatur als Medium, Fremdes zu verstehen Prof. Dr. Peter Rusterholz<br />
Universität Bern<br />
29.1. Eigenes und Fremdes im Körper:<br />
Die Bedeutung der Chemokine<br />
PD Dr. Pius Lötscher<br />
Universität Bern<br />
3<br />
Männlichkeit auf dem Prüfstand<br />
24. Öffentliches interdisziplinäres Kontaktseminar <strong>für</strong> Dozenten, Assistenten und Studierende<br />
aller Fakultäten sowie ein weiteres Publikum<br />
7. Januar 20<strong>03</strong>, 21. Januar 20<strong>03</strong>, 28. Januar 20<strong>03</strong>, 4. Februar 20<strong>03</strong>; jeweils Dienstag, 18.15-19.30 Uhr<br />
Hauptgebäude der Universität, Hochschulstr. 4, 2. OG, Hörsaal 220<br />
Allgemeine Hinweise<br />
Semesterdauer <strong>WS</strong> 20<strong>02</strong>/20<strong>03</strong> 21.10.20<strong>02</strong>-20.12.20<strong>02</strong><br />
06.01.20<strong>03</strong>-07.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
Sämtliche Lehrveranstaltungen des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Germanistik beginnen in der zweiten Semesterwoche.<br />
In der ersten Semesterwoche findet am Donnerstag, den 24. Oktober 20<strong>02</strong>, um 14.15 Uhr die Einführungsveranstaltung<br />
<strong>für</strong> die Studienanfänger und –anfängerinnen des Faches Germanistik statt.<br />
Dem Aushang im <strong>Institut</strong> können Sie zu gegebener Zeit die Angaben über den Ort der Veranstaltungen<br />
entnehmen.<br />
Studienberatung<br />
Adrian Mettauer und Daniel Rellstab<br />
(siehe Innenseite des Heftdeckels)
4<br />
Studienfachberatung<br />
Alle Lehrenden des <strong>Institut</strong>s<br />
(siehe Sprechstunden- und E-mail/Telefonliste am Ende dieses <strong>Vorlesungsverzeichnis</strong>ses)<br />
Sekretariat<br />
Ursula Müller, Yvonne Schober, Imelda Corradini-Stadler<br />
Öffnungszeiten: Mo 09-11, Di 09-11, Mi 11-13, Do 11-13, Fr 09-11<br />
Bibliotheksbenutzung<br />
Bitte beachten Sie die Bibliotheksordnung und halten Sie – im Interesse aller Benutzenden – die bescheidenen<br />
Regeln ein. Fragen beantworten Babette und Konstantin Ladakakos täglich zwischen 9 und<br />
17 Uhr.<br />
Fachschaft Germanistik<br />
Kontaktadresse: Denise Imstepf und Tobias Veitinger<br />
Krosenrain 10, 3283 Kallnach, Tel. <strong>03</strong>2 393 77 70, e-mail: fsgermanistik@gmx.ch<br />
Prüfungen<br />
• Lizentiatsprüfungen/ Doktorate<br />
Die entsprechenden Termin- und Merkblätter liegen vor dem Dekanat auf.<br />
Anmeldungen <strong>für</strong> Haupt- und Nebenfachprüfungen erfolgen persönlich oder elektronisch auf dem Dekanat.<br />
Die entsprechenden Formulare sind im Dekanat erhältlich und auf dem Netz abrufbar.<br />
Die Anmeldung <strong>für</strong> die Prüfungen ist nur statthaft nach Erledigung aller notwendigen Absprachen mit<br />
den prüfenden Dozentinnen und Dozenten!<br />
• Zwischenprüfungen<br />
Alle entsprechenden Informationen finden Sie im Aushang bzw. auf dem im Sekretariat erhältlichen<br />
Merkblatt.
Deutsche Literaturwissenschaft<br />
Ältere deutsche Literatur<br />
5<br />
Vorlesungen<br />
Vorlesung:<br />
Prof. Dr. H. Herkommer<br />
Die Welt der Engel<br />
Zeit: Donnerstag 14-16<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
In der Literatur des Mittelalters sind die Engel allgegenwärtig. Das gilt nicht nur <strong>für</strong> das dogmatische<br />
und geistliche Schrifttum, sondern auch <strong>für</strong> profane Texte. Dieser Sachverhalt ist der Anlass <strong>für</strong> den<br />
Versuch, die einstige Omnipräsenz der göttlichen Boten ideen- und literargeschichtlich zu skizzieren.<br />
Grundlage da<strong>für</strong> sind die Bücher des Alten und des Neuen Testamentes einschliesslich der alt- und<br />
neutestamentlichen Apokryphen, jener nicht in den Bibelkanon aufgenommenen, ungemein wirkmächtigen<br />
Schriften, und die epochale Systematisierung der Engelwelt durch den christlichen Neuplatoniker<br />
Pseudo-Dionysius Areopagita. Die exemplarische Vorstellung dieses geheimnisvollen Kosmos, von<br />
seinen biblischen Anfängen, die ihrerseits auf die altorientalische Konzeption eines himmlischen<br />
Hofstaates zurückverweisen, bis hin zu den liturgischen, legendarischen, epischen, dramatischen und<br />
lyrischen Inszenierungen dieser Geistwesen im europäischen Mittelalter, wird ergänzt durch den Blick<br />
auf Engeldarstellungen der bildenden Kunst. Es versteht sich dabei von selbst, dass eine Thematisierung<br />
der Engel nicht ohne die Einbeziehung ihrer Gegenspieler, der Teufel, auskommt.<br />
Ringvorlesung BMZ: Lehrende des BMZ (Berner Mittelalter-Zentrum)<br />
Europa und der Orient<br />
Zeit: Donnerstag 17-19<br />
Dauer:<br />
siehe separates Bulletin und Aushänge<br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Kommentar s. separates Bulletin (BMZ) und Aushänge!
6<br />
Grundstudium<br />
Beachten Sie bitte jeweils auch jene Kolloquien unter Hauptstudium, die <strong>für</strong> Studierende aller Semester<br />
offen stehen!<br />
Proseminar I: Lic. phil. Adrian Mettauer<br />
Legendenbildung: Das Rolandslied des Pfaffen Konrad<br />
Zeit: Montag 14-16<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-3.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Der historische Kern des Rolandsliedes ist kein Ruhmesblatt karolingischer Interventionspolitik: Auf<br />
Aufforderung des Emirs von Barcelona unternimmt Karl der Grosse 778 einen Spanienfeldzug und<br />
mischt sich in maurische Machtkämpfe jenseits der Pyrenäen ein. Das Unternehmen endet kläglich.<br />
Auf dem Rückzug wird die Nachhut seines Heeres im Tal Roncesvalles überfallen und niedergemacht,<br />
wobei Hruodland (Roland), Graf der Bretonischen Mark, fällt.<br />
In den erstmals im 12. Jahrhundert greifbaren schriftlichen Erzählfassungen dieser Historie wird das<br />
blamable militärische Unternehmen Karls als Kreuzzug dargestellt: Roland und seine Mitkämpfer treten<br />
als Märtyrer des rechten Glaubens auf, die einem Verrat aus den eigenen Reihen zum Opfer fallen.<br />
Das durch heroisches Kampfpathos geprägte altfranzösische Chanson de Roland diente dem Clericus<br />
Konrad als Vorlage <strong>für</strong> sein wohl im Auftrag Heinrichs des Löwen um 1172 verfasstes Rolandslied.<br />
Konrad folgt seiner Vorlage im Gang der Handlung. In den Vordergrund rückt er jedoch die religiöse<br />
Deutung des Geschehens. Im Kontext heilsgeschichtlicher Bezüge verbindet Konrad dabei Elemente<br />
traditionellen Herrscherlobs mit der in der deutschsprachigen Literatur jener Zeit noch neuartigen<br />
Schilderung höfisch-idealer Lebensformen.<br />
Ziel des Proseminars ist es, im Vergleich mit dem Chanson de Roland nach den Bedingungen zu fragen,<br />
unter denen sich in den 70er Jahren des 12. Jahrhunderts Tendenzen der "Vergeistlichung" und<br />
"Höfisierung" im Werk Konrads vereinten und so eine politische Reaktualisierung des geschichtlichen<br />
Ereignisses erlaubten.<br />
Literaturangaben:<br />
• Das Rolandslied des Pfaffen Konrad, hg. v. Carl Wesle. Dritte, durchgesehene Auflage besorgt von Peter Wapnewski.<br />
Tübingen 1985 (Altdeutsche Textbibliothek 69).<br />
Proseminar I: Prof. Dr. André Schnyder<br />
Der Teufel in der volkssprachlichen Literatur des Mittelalters<br />
Zeit: Freitag 14-16<br />
Dauer: 01.11.20<strong>02</strong>-07.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Unter Dämonologen kreist das Bonmot, der grösste Erfolg des Teufels in der Gegenwart sei es, dass die<br />
Menschen nicht mehr an ihn glaubten. Für die Teilnahme an der hier anzuzeigende Veranstaltung ist<br />
nun freilich kein „Credo in demonem“ erforderlich, das blosse Interesse an Luzifer legitimiert durchaus.<br />
Anhand einer Reihe volkssprachlicher Texte des späten Mittelalters sollen wesentliche Aspekte bei<br />
der Darstellung und der Funktion dieser Figur erkundet werden; damit geht eine exemplarische Beschäftigung<br />
mit ihrer biblischen und ausserbiblischen Vergangenheit ebenso wie ein Seitenblick auf<br />
ikonographische Belange des Themas einher. Im Anschluss an das Propädeutikum werden handwerkliche<br />
Grundfähigkeiten weiter geübt und gefestigt.<br />
Gegen Mitte Oktober werden eine Referatenliste und ein Textreader im Sekretariat verfügbar sein.
7<br />
Eintrag in die Seminarliste (oder Anmeldung per Mail an den Leiter) bitte zum 21.10., da <strong>für</strong><br />
die Planung erforderlich.<br />
Empfohlene Einführungen ins Thema:<br />
• di Nola, Alfonso, Der Teufel. Wesen, Wirkung, Geschichte. Mit einem Vorwort von Felix Karlinger (dtv 4600), München:<br />
dtv-Verlag 1993 u.ö.. 13.- Euro<br />
• Russell, Jeffrey Burton, Biographie des Teufels. Das radikal Böse und die Macht des Guten in der Welt, Wien: Böhlau<br />
2000 (auch als preisgünstige Taschenausgabe im Berliner Aufbauverlag <strong>für</strong> 10.- Euro erhältlich).<br />
Proseminar I: Prof. Dr. André Schnyder<br />
Wernher der Gärtner, ‚Helmbrecht‘: ein Exempel gegen sozialen Aufstieg<br />
statuieren<br />
Zeit: Freitag 10-12<br />
Dauer: 01.11.20<strong>02</strong>-07.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Wernher der Gärtner, wohl ein sonst literarisch <strong>für</strong> uns nicht weiter fassbarer Fahrender, gestaltet in<br />
seinem etwa in der Jahrhundertmitte entstandenen Märe vom Helmbrecht ein höchst brisantes Thema<br />
des 13. Jh.s: soziale Mobilität, namentlich in Gestalt des Aufstiegs aus der Grundschicht in den niederen<br />
Adel. Dabei bezieht er mit absoluter Erbarmungslosigkeit gegen seine Hauptfigur Position: die soziale<br />
Stellung des Menschen ist durch seine Geburt gegeben und gottgewollt; keine Gnade dem, der sie<br />
zu verändern trachtet. Diese Botschaft weiss der Autor mit hoher Gestaltungskunst und vorzüglichem<br />
literarischem Wissen, dabei spannend zu formulieren.<br />
Das Proseminar wird unter selektivem Beizug der reichen Forschungsliteratur die wesentlichen<br />
Aspekte des Textes (Aufbau, Figurengestaltung, literarisches Wissen und Können des Autors, Nachleben<br />
des Werks) untersuchen, dabei dessen relative Kürze zu Querblicken auf exemplarische Themen<br />
(höfische Kultur, andere Gestaltungen der sozialen Thematik) nutzen. Ebenso sollen handwerkliche<br />
Grundfähigkeiten im Anschluss ans Propädeutikum weiter geübt und gefestigt werden.<br />
Gegen Mitte Oktober wird eine Referatenliste im Sekretariat verfügbar sein.<br />
Eintrag in die Seminarliste (oder Anmeldung per Mail an den Leiter) bitte bis zum 21.10., da <strong>für</strong><br />
die Planung erforderlich.<br />
Literaturangaben:<br />
• Wernher der Gärtner, Helmbrecht (Altdeutsche Textbibliothek 11). Tübingen: Niemeyer 1995. ca. 10 Euro (die wesentlich<br />
billigere kartonierte Ausgabe kaufen!). Diese Ausgabe bildet die obligatorische Grundlage des Proseminars;<br />
bitte schon gleich in die 1. Sitzung mitbringen.<br />
Proseminar II: Lic. phil. Yvonne Dellsperger<br />
Deutsche Mystik<br />
Zeit: Mittwoch 10-12<br />
Dauer: 23.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Im Zentrum des Proseminars steht die Mystik des deutschen Predigerordens, die mit Meister Eckhart<br />
und seinen Nachfolgern Seuse und Tauler im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts ihre ganz besondere<br />
Ausprägung gefunden hat. Den Auftakt bildet Heinrich Seuses „Buechli der wahrheit“ (1329/30), das<br />
von seiner apologetischen Zielsetzung her als eine Eckhart-Verteidigung gelesen werden kann. Neben<br />
der Absicht, eine öffentliche und ausdrückliche Verteidigung des „Meisters“ zu liefern, stellt Seuse im<br />
„Buechli“ aber auch seine eigene philosophische Lehre über Gott, über die Welt und über den Sinn des<br />
menschlichen Lebens dar. Bereits im Anfangskapitel fallen zwei zentrale, eng miteinander verknüpfte<br />
Begriffe auf, die gleichsam das Grundthema der Abhandlung bilden: „gelazenheit“ und „vernunftig-
8<br />
keit“. Ziel des Proseminars ist es in einem ersten Schritt, Seuses Lehre auf der Grundlage dieser Leitmotive<br />
kennen zu lernen und im Kontext der philosophisch-theologischen Debatten zu interpretieren,<br />
die sich in den 1330er Jahren in Deutschland abspielten. Die spezifisch asketische Ausrichtung des<br />
Taulerschen Predigtkorpus und dessen spirituelle Wirkungen auf Luther oder Sebastian Franck werden<br />
im Anschluss daran im Mittelpunkt des Interesses stehen. Schlusspunkt des Proseminars bildet ein<br />
anonym überliefertes, unter dem Titel „Der Franckforter“ bekannt gewordenes Traktat, das vor dem<br />
Hintergrund der erarbeiteten Mystik-Tradition besprochen werden soll.<br />
Literaturangaben:<br />
• Heinrich Seuse: Das Buch der Wahrheit: mittelhochdeutsch-deutsch. Daz buechli der wahrheit. Kritisch hrsg. von Loris<br />
Sturlese und Rüdiger Blumrich. Mit einer Einleitung von Loris Sturlese. Übersetzt von Rüdiger Blumrich, Hamburg<br />
1993 (Meiner-Verlag).<br />
• Alain de Libera: Maître Eckhart et la mystique rhénane, Paris 1999.<br />
• Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik, Bd. III. Die Mystik des deutschen Predigerordens und ihre Grundlegung<br />
durch die Hochscholastik, München 1996, S. 216-353; S. 415-526.<br />
Die als Proseminar II ausgeschriebene Veranstaltung kann auch als Proseminar I angerechnet werden.<br />
Seuses „Buechli der warheit“ liegt ab sofort als Kopiervorlage im Seminarapparat bereit. Die übrigen<br />
Texte werden im Laufe des Semesters zur Verfügung gestellt.
Hauptstudium<br />
9<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. H. Herkommer<br />
Meister Eckhart, ‚Liber benedictus’ (,Das Buch der göttlichen Tröstung’<br />
und ,Von dem edeln Menschen’)<br />
Zeit: Montag 16-18<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Der ‚Liber benedictus’, der im Kölner Inquisitionsverfahren von 1326 gegen Meister Eckhart (um<br />
1260-1328) eine wichtige Rolle spielt, enthält zum einen den Traktat, dem der Schreiber der Basler<br />
Handschrift den eingebürgerten Titel ‚buoch der göttlichen trostung’ zugesprochen hat, und zum anderen<br />
die Lesepredigt ‚Von dem edeln Menschen’. Der ‚Liber benedictus’ ist während Eckharts Strassburger<br />
Zeit, vielleicht 1318, entstanden. Möglicherweise wurde er geschrieben <strong>für</strong> Agnes von Ungarn<br />
(1280-1364), Witwe des 1301 verstorbenen Königs Andreas III. von Ungarn und Tochter des 1308 von<br />
Herzog Johann von Schwaben (Johannes Parricida) ermordeten Königs Albrecht I. von Habsburg. In<br />
der Nähe des Ortes an der Reuss, wo der Königsmord geschah, wurde von der habsburgischen Familie<br />
das Kloster Königsfelden, Doppelkonvent von Franziskanern und Klarissen, als Gedenkstätte gestiftet.<br />
Agnes trat 1318 als halbgeistliche Frau dem Klarissenkonvent bei und leitete die Stiftung. – ‚Das Buch<br />
der göttlichen Tröstung’, geprägt von Eckharts hochspekulativer mystischer Lebenslehre, versteht sich<br />
in der Tradition der christlichen Consolatio-Literatur als Trostbuch <strong>für</strong> den Menschen „in allem sînem<br />
ungemache, betrüepnisse und leide“. Der Traktat besitzt drei Teile. Der erste, subtilste Teil thematisiert<br />
Eckharts theologische Metaphysik mit der Gottessohnschaft des Menschen und der Notwendigkeit, das<br />
Geschöpfliche zurückzulassen, Voraussetzung <strong>für</strong> die Befreiung des Menschen von seinem Leid. Der<br />
zweite Teil sammelt „etwa dreissig“ Trostgründe, von denen jeder <strong>für</strong> sich „billîche troesten sol den redelîchen<br />
[einsichtigen] menschen in sînem leide.“ Zu den Trostgründen zählt auch die Bewältigung des<br />
Leids, die als Nachfolge Christi seine Bejahung einschliesst. Der dritte Teil berichtet von trostspendenden<br />
Worten und Werken vorbildlicher Personen. – Die Predigt ‚Von dem edeln Menschen’ behandelt,<br />
ausgehend von Lukas 19,12 („ein edel mensche vuor ûz in ein verrez lant enpfâhen im ein rîche und<br />
kam wider“) und anknüpfend an Augustins ‚De vera religione’, den sechsstufigen Weg des inneren<br />
Menschen bis zur Einheit mit Gott, „sô der mensche ist entbildet und überbildet von gotes êwicheit.“<br />
Dem Seminar liegt folgende Textausgabe zugrunde:<br />
• Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung und Von dem edlen Menschen (Liber „Benedictus“). Unter Benutzung<br />
bisher unbekannter Handschriften neu hrsg. von Josef Quint. Berlin 1952 (Kleine Texte <strong>für</strong> Vorlesungen und Übungen<br />
55) [Da die Ausgabe vergriffen ist, wird der Text als Kopie zur Verfügung gestellt].<br />
Übersetzungen:<br />
• Meister Eckhart, Das Buch der göttlichen Tröstung. Ins Neuhochdeutsche übertragen von Josef Quint. Frankfurt a. M. /<br />
Leipzig 1987 (insel taschenbuch 1005).<br />
• Meister Eckhart, Werke II. Texte und Übersetzungen. Hrsg. von Niklaus Largier. Frankfurt a. M. 1993 (Bibliothek des<br />
Mittelalters 21 [Bibliothek deutscher Klassiker 92]), S. 232-333, Stellenkommentar S. 748-789.<br />
Zur einführenden Lektüre sei verwiesen auf:<br />
• Meister Eckhart. Hrsg., eingeleitet und zum Teil übersetzt von Dietmar Mieth. Olten 1979, S. 15-71.<br />
• Kurt Ruh, Meister Eckhart, in: Verfasserlexikon 2, 1980, Sp. 327-348.<br />
• Ders., Meister Eckhart. Theologe, Prediger, Mystiker. München 1985, 2 1989, hier bes. S. 115-135 (Der ‚Liber benedictus’).<br />
• Alois M. Haas, Deutsche Mystik, in: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter 1250-1370. Zweiter Teil. Hrsg. von<br />
Ingeborg Glier. München 1987 (de Boor/Newald, Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart<br />
III,2), S. 234-305, hier bes. S. 254-268 (Meister Eckhart).<br />
• Ders., Schulen spätmittelalterlicher Mystik (14. und 15. Jahrhundert), in: Geschichte der christlichen Spiritualität.<br />
Zweiter Band: Hochmittelalter und Reformation. Hrsg. von Jill Raitt in Verbindung mit Bernard McGinn und John<br />
Meyendorff. Würzburg 1995, S. 154-187, hier bes. S. 159-164 (Meister Eckhart).
10<br />
• Kurt Ruh, Geschichte der abendländischen Mystik. Dritter Band: Die Mystik des deutschen Predigerordens und ihre<br />
Grundlegung durch die Hochscholastik. München 1996, S. 216-353 (Meister Eckhart, hier bes. S. 308-323 [Der ‚Liber<br />
Benedictus’, mit Spezialliteratur S. 308]).<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. André Schnyder<br />
Abendland und Morgenland im Krieg: Wolframs von Eschenbach ‚Willehalm‘<br />
Zeit: Montag 12-14<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Der ‚Willehalm‘ ist Wolframs zweites grosses episches Werk, nach dem ‚Parzival‘ um 1217, auf Bestellung<br />
oder mindestens Anregung Hermanns, des Landgrafen von Thüringen, hin entstanden, mit seinen<br />
17‘000 Versen aus unbekannten Gründen ein Fragment (oder höchstens ein Roman mit einem<br />
„Notdach“).<br />
Die Thematik des von einer französischen Chanson des geste übernommenen Stoffes ist in Deutschland<br />
damals nicht neu: Auseinandersetzung mit den Ungläubigen, Kreuzzug. Erregend neu ist freilich, wie<br />
Wolfram den Gegner darstellt: Menschen, mit denen die Christen vieles verbindet (etwa der Minnedienst,<br />
adliges Denken und Handeln). Unter der Hand erweist sich so die grausige Devise des etwa eine<br />
Generation älteren ‚Rolandsliedes‘ – schlagt sie tot, die Hunde, der Teufel wird sich um sie kümmern –<br />
als nicht mehr in Unschuld vertretbar.<br />
Nach einem Durchgang durch das Werk wird sich das Seminar unter Bezug auf neue Forschung mit einer<br />
Reihe von Fragen – etwa über Struktur und Aussage, Profil der Hauptfiguren, episches Verfahren,<br />
literaturgeschichtlichen Ort – auseinandersetzen.<br />
Die Interessierten sind gebeten, das komplexe Werk anhand der nachgenannten Ausgabe auf Seminarbeginn<br />
schon ein erstes Mal zu lesen. Gegen Mitte Oktober wird im Sekretariat ein detailliertes Programm<br />
aufliegen.<br />
Eintrag in die Seminarliste (oder Anmeldung per Mail an den Leiter) bis 21.10. dringend erbeten,<br />
da die Planung erleichternd.<br />
Literaturangaben:<br />
• Wolfram von Eschenbach, Willehalm. Mhd. Text und Übersetzung, Text der Ausgabe von Werner Schröder, völlig<br />
neubearbeitete Übersetzung, Vorwort und Register von Dieter Kartschoke, Berlin: de Gruyter 1989. 25.- Euro – Diese<br />
Ausgabe bildet die obligatorische Textgrundlage des Seminars..<br />
• Greenfield, John, Miklautsch, Lydia, Der „Willehalm“ Wolframs von Eschenbach. Eine Einführung (de Gruyter Studienbuch),<br />
Berlin: de Gruyter 1998 25.- Euro – empfohlene Einführung.<br />
Kolloquium: Prof. Dr. H. Herkommer<br />
Kolloquium <strong>für</strong> Fortgeschrittene<br />
Zeit: Dienstag 18-20<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 4<br />
Diese Veranstaltung richtet sich an Fortgeschrittene. Sie intensiviert das wissenschaftliche Gespräch<br />
unter den Teilnehmern, die ihre schriftliche oder mündliche Prüfung vorbereiten, an einer Lizentiatsarbeit<br />
schreiben oder mit der Abfassung einer Dissertation beschäftigt sind. Das Kolloquium gliedert sich<br />
nach den Arbeitsschwerpunkten der Einzelnen. Willkommen sind auch Studierende und Forschende<br />
aus anderen mediävistischen Disziplinen.
Deutsche Literaturwissenschaft<br />
Neuere deutsche Literatur<br />
12<br />
Vorlesungen<br />
Vorlesung:<br />
PD Dr. Eric Achermann<br />
Zur Geschichte von Poetik und Ästhetik im 19. Jahrhundert (Poetik IV)<br />
Zeit: Montag 10-12<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Im Anschluß an die Vorlesungsreihe ‘Poetik III’, welche die großen Entwicklungslinien der Poetik und<br />
Ästhetik von 1750 bis 1790 nachzuzeichnen versucht hat, widmet sich diese Vorlesungsreihe der<br />
Dichtungs- und Kunsttheorie von der Weimarer Klassik bis zum programmatischen Realismus. Im<br />
Zentrum der Vorlesung wird das Verhältnis von Poetik, Ästhetik und Gesellschaftstheorie stehen, insbesondere<br />
die Frage nach der nationalen Bedeutung und allgemein zivilisatorischen Funktion von<br />
Dichtung. Besondere Aufmerksamkeit soll der Entwicklung der Gattungstrias ‘Epik, Dramatik, Lyrik’,<br />
den unterschiedlichen Theoretisierungsversuchen des Verhältnisses von Prosa und Vers sowie der Geschichte<br />
der Romantheorie zuteil werden. Neben großen Namen wie Goethe, Schiller, Humboldt, Jean<br />
Paul, Schlegel und Hegel werden auch heute weniger beachtete Autoren zur Sprache kommen, so etwa:<br />
Adam Müller, Karl Rosenkranz, Karl Wilhelm Ferdinand Solger, Theodor Mundt u.a.<br />
Es sei ausdrücklich betont, daß der Besuch der vorausgehenden Vorlesungsreihen (‘Poetik I-III’) nicht<br />
vorausgesetzt wird.<br />
Bitte folgende Werke anschaffen:<br />
• Johann Wolfgang Goethe: Schriften zur Kunst und Literatur. Hg. v. H. Steinhagen. RUB 7710.<br />
• Friedrich Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung. Hg. v. J. Beer. RUB 7756.<br />
• Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik. Hg. v. R. Bubner. Dritter Teil. Die Poesie. RUB 7985.<br />
• Karl Rosenkranz: Ästhetik des Hässlichen. Hg. v. D. Kliche. RBL 1555.<br />
• Das Junge Deutschland. Texte und Dokumente. Hg. v. J. Hermand. RUB 87<strong>03</strong>.<br />
• Der deutsche Vormärz. Texte und Dokumente. Hg. v. J. Hermand. RUB 8794.<br />
• Theorie des bürgerlichen Realismus. Eine Textsammlung. Hg. v. G. Plumpe. RUB 8277.<br />
Weitere Texte und Materialien werden jeweils fotokopiert zu Beginn der Vorlesung verteilt.<br />
Vorlesung:<br />
Prof. Dr. Barbara Bauer<br />
Aufklärung in Deutschland und der Schweiz, ein Epochenüberblick<br />
Zeit: Dienstag 10-12<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Die deutschsprachige Aufklärungsliteratur setzt im Vergleich mit den Niederlanden, England und<br />
Frankreich erst verspätet ein. Daher ist es mir wichtig, in den philosophischen und literarischen Texten
13<br />
deutscher und Schweizer Autoren des 18. Jahrhunderts intertextuelle Bezüge zu Spinoza und<br />
Balthasar Bekker, John Locke, Pierre Bayle, Fontenelle, Montesquieu, Voltaire und Rousseau sichtbar<br />
zu machen. Zum Programm der europäischen Aufklärung gehören Vorurteilskritik, Autoritätenkritik,<br />
Methodenkritik, Popularisierung der neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die Querelle des<br />
femmes, die Forderungen nach Toleranz, rechtlicher Gleichheit und freier Meinungsäußerung. Die<br />
Staatstheoretiker, Bildungsreformer und Volksaufklärer fanden ihre Modelle nicht nur in der<br />
athenischen Demokratie, sondern in der republikanischen Kultur und angeblich größeren<br />
Naturverbundenheit der Eidgenossen. Die bevorzugten Gattungen, in denen diese Ideen vorgetragen<br />
werden, sind Satire, utopischer Roman, Brief, bürgerliches Trauerspiel und Dialog. Zeitschriften,<br />
moralische Wochenschriften und Intelligenzblätter bringen auch die Stimme des interessierten Laien zu<br />
Gehör. Autoritätskritische Diskurse siedeln sich gerne in neugegründeten <strong>Institut</strong>ionen, in<br />
sektiererischen Gemeinschaften an, die weniger stark als traditionelle politischer oder geistlicher<br />
Kontrolle unterliegen, also etwa in den neugegründeten Hochschulen in Halle (1694) und Göttingen<br />
(1734), in der Berliner Akademie der Wissenschaften (seit 1700), in der Göttingischen Akademie unter<br />
Leitung des international renommierten Berner Gelehrten Albrecht von Haller, am Hamburger Theater,<br />
in pietistischen Konventikeln oder in Freimaurerlogen. und sind mit besonderen Formen der<br />
Geselligkeit verbunden. Salomon Gessners „Naivität“ wurde bewundert; Bodmer, Breitinger und J.C.<br />
Lavater wurden zu Vaterfiguren erklärt, bei denen sich Klopstock, Wieland und noch Goethe mit<br />
seinem Weimarer Herzog Rat holten. Die Nachtseiten der Forderung nach Vernunftherrschaft –<br />
Normierung und Ausgrenzung der sozial, ethnisch und religiös Abweichenden – wurden nicht erst von<br />
Michel Foucault entdeckt, sondern im deutschen Sprachraum von Bodmer und Breitinger, Lavater, K.<br />
Ph. Moritz, Lenz, Moses Mendelssohn, Wezel, Wieland und Schiller ausführlich erörtert. Besondere<br />
Aufmerksamkeit verdient in diesem Zusammenhang die rechtlose Situation der Juden in Preußen. Eine<br />
Übersicht über die literarischen Texte, die ich Ihnen vorstellen will, erhalten Sie in der ersten Stunde.<br />
Literaturangaben:<br />
• Werner Schneiders (Hg.): Lexikon der Aufklärung. Deutschland und Europa. München 1995.<br />
• Art. „Aufklärung“ von Carsten Zelle in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 1, hg. von Klaus Weimar<br />
u.a.. Berlin 1997, S. 160-165.<br />
• Norbert Hinske und Michael Albrecht (Hg.): Was ist Aufklärung? Beiträge aus der Berlinischen Monatsschrift. Darmstadt<br />
3 1981.<br />
• Was ist Aufklärung? Thesen und Definitionen, hg. von Ehrhard Bahr. Stuttgart 1998.<br />
• Die Philosophie der deutschen Aufklärung. Texte und Darstellung, hg. von Raffaele Ciaffardone. Stuttgart 1990.<br />
• Gunter E. Grimm: Literatur und Gelehrtentum in Deutschland. Tübingen 1983.<br />
• Friedrich Vollhardt: Selbstliebe und Geselligkeit. Tübingen 2001.<br />
• Sebastian Neumeister (Hg.): Frühaufklärung. München 1994.<br />
• Helvetien in Deutschland. Schweizer Kunst aus Residenzen deutscher Klassik 1770-1830. Ausstellungskatalog Strauhof<br />
Zürich 1990.<br />
• Christoph Schulte: Die Jüdische Aufklärung. München 20<strong>02</strong>.<br />
Vorlesung:<br />
Zeit: Dienstag 16-18<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Prof. Dr. Yahya Elsaghe/ Assistenz: Dr. Christine Kanz<br />
Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft<br />
Das Ziel dieser Einführung in die Neuere deutsche Literatur besteht darin, historische und systematische<br />
Grundkenntnisse der wichtigsten Instrumentarien und Terminologien, der wesentlichen Methoden<br />
und Theorien zu vermitteln. Die Anrechnung der Vorlesung ist mit einer schriftlichen Prüfung verbunden.<br />
Ein detaillierter Vorlesungsüberblick wird in der ersten Stunde gegeben.<br />
Vorlesung:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
Historische Anthropologie und Literaturwissenschaft
Zeit: Donnerstag 10-12<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
»Historische Anthropologie« ist gegenwärtig das große Schlagwort, das die Geisteswissenschaften benutzen,<br />
um ihre Neudefinition als »Kulturwissenschaften« um eine gesicherte geschichtliche Perspektive<br />
zu erweitern. Theoretisch wird dabei jedoch weitgehend nur eine Reformulierung bekannter Positionen<br />
anderer Disziplinen geleistet, die von der Historik (Alltags- und Mentalitätsgeschichte), der Ethnographie<br />
(Ritual, Spiel) oder der neuen Gedächtnis- und Geschlechterforschung nun der Literaturwissenschaft<br />
integriert werden sollen. Die hermeneutische Tradition der eigenen Disziplin wird dabei –<br />
allen Bekenntnissen zur Postmoderne zum Trotz – wenig hinterfragt, und so ist das Resultat dieser<br />
Neuorientierung bisher eher enttäuschend bis trivial, zumal die Diskussion sehr stark unter dem Reformdruck<br />
steht, der von den gesellschaftlichen Erwartungen an Sinngebung oder Wertevermittlung<br />
durch die ehemaligen Geisteswissenschaften erzeugt wird.<br />
Die Vorlesung versucht, einen Überblick über den Diskussionsstand zu geben, aber auch eine Skizze zu<br />
entwerfen, was eine literaturwissenschaftliche »Historische Anthropologie« zu leisten hätte. Dazu bedürfte<br />
es einer Auseinandersetzung mit dem, was »Kultur« überhaupt ist, um festzustellen, wo überhaupt<br />
ein Ansatzpunkt <strong>für</strong> eine wissenschaftliche Beschreibung kultureller Produktionen vergangener<br />
Epochen liegen könnte. Dies ist nur dort möglich, wo ein Bruch mit den selbstverständlichen Wissensund<br />
Wertebeständen zum Tragen kommt. Deshalb wird sich die Vorlesung den großen Revolutionen in<br />
der Geschichte der europäischen Kultur zuwenden, die zu einer Selbstdistanzierung von eingefahrenen<br />
Weltdeutungsmuster hätten führen müssen, es jedoch in der Alltagserfahrung nur im beschränkten<br />
Ausmass getan haben. Die Sprengung des geschlossenen Weltbildes durch Kopernikus, Galilei, Bruno,<br />
Newton und Kant war ein solcher Vorgang, der den Menschen aus dem Zentrum an den Rand des Universums<br />
setzte. Er wurde begleitet von der Öffnung des eurozentrischen Horizonts durch die grossen<br />
Entdeckungen von Kolumbus bis zu James Cook, der die Relativierung der eigenen kulturellen Selbstverständlichkeiten<br />
hätte bewirken müssen. Die dritte Revolution war die Infragestellung der Stellung<br />
des Menschen im vertrauten theologischen Horizont von Naturgeschichte und Heilsgeschichte, die sowohl<br />
durch die naturgeschichtliche Forschung (besonders in der komparativen Anatomie) wie durch<br />
die Sprengung des Zeitgerüsts der biblischen Chronologie im 18. Jahrhundert bewirkt wurde. Die Literatur,<br />
die im Rahmen der Vorlesung behandelt wird, wird deshalb im Bezug auf diese drei Revolutionen<br />
ausgewählt. Es sind vor allem Texte der Neuzeit, mit Schwergewicht auf der zweiten Hälfte des<br />
18. Jahrhunderts, in denen sich diese Probleme exemplarisch niederschlagen (u. a. Buffon, Diderot,<br />
Georg Forster, Goethe, Herder, Kant, Schiller, Wieland).<br />
Ein Reader wird nach der ersten Vorlesung bereitgestellt, sobald die ungefähre Anzahl der Hörerinnen und Hörer feststeht.<br />
14<br />
Vorlesung mit Übung:<br />
(Germanistik, Komparatistik,<br />
anrechenbar <strong>für</strong> Klassische<br />
Philologie)<br />
Zeit:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
Die Radikalisierung antiken Wissens im 18. Jahrhundert: Antike Autoren<br />
in der europäischen Aufklärung<br />
Freitag 10-11 (Vorlesung)<br />
Freitag 11-12 (Übung)<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3,5 (Vorlesung: 1,5/ Übung: 2)<br />
Die Bedeutung der antiken Tradition <strong>für</strong> die »Schöne Literatur« des 18. Jh.s im Bereich von Poetik,<br />
Rhetorik und Ästhetik ist geläufig. Was in der Regel unbekannt bleibt, ist die provozierende Rolle antiken<br />
Gedankenguts aus Naturwissenschaften, Philosophie, Religion und Politik. Die Bedeutung dieses<br />
Wissens steigert sich in der 2. Hälfte des Jahrhunderts, je mehr sich dieses durch die zunehmende Bedeutung<br />
des empirischen Wissens in Naturforschung und Gesellschaftstheorie aus den Fesseln der
15<br />
Theologie und überkommener Vorstellungen befreit. Hippokrates gilt als bedeutendster Autor <strong>für</strong><br />
Fragen der neuen Disziplin »Physische Geographie«; Herder und Goethe lesen Plinius und Lukrez als<br />
Grundlagentexte <strong>für</strong> neue Vorstellungen von der Dynamik des Kosmos. Diderot, in Vorahnung der<br />
Katastrophe, in der die Herrschaft Ludwigs XVI. enden wird, meditiert über Tacitus und die Rolle des<br />
Philosophen unter einem ungerechten Herrscher; Friedrich II. von Preußen läßt eine Übersetzung von<br />
Ciceros De officiis erstellen, um seinem Volk einen verbindlichen politischen Katechismus zu geben.<br />
Die Disziplinen Kulturtheorie, Geschichtsphilosophie und Politik sind ohne Rückgriffe auf Cicero,<br />
Diodor, Horaz, Lukrez oder Tacitus gar nicht denkbar. Eine besondere Rolle spielen – heute oft obskure<br />
– Autoren der pseudo-pythagoräischen Tradition (Okellos von Lukanien, Timaios von Lokroi) in<br />
den theologisch-philosophischen Streitigkeiten des späten 18. Jahrhunderts, die die Offenbarungsreligion<br />
aufs heftigste erschüttern; aber auch Vergil und Lucan erscheinen in diesem Kontext. Die Vorlesung<br />
entwirft ein Panorama dieser Probleme; die begleitende Übung regt zur Diskussion und genaueren<br />
Lektüre einiger Kernstellen der genannten Autoren an.<br />
Ein Reader wird erstellt und steht zu Beginn der Vorlesung zur Verfügung.<br />
Die Sekretariate des Germanistischen <strong>Institut</strong>s und des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Klassische Philologie nehmen Anmeldungen<br />
entgegen, um die Höhe der Auflage abschätzen zu können.
16<br />
Grundstudium<br />
Beachten Sie bitte jeweils auch jene Kolloquien unter Hauptstudium, die <strong>für</strong> Studierende aller Semester<br />
offen stehen!<br />
Bitte tragen Sie sich <strong>für</strong> die Propädeutika bis spätestens Freitag, 25. Oktober 20<strong>02</strong>,<br />
in die Anmeldelisten ein, die vor dem Sekretariat aushängen!<br />
Propädeutikum: Prof. Dr. Yahya Elsaghe/ Assistenz: Dr. Christine Kanz, Franka Marquardt<br />
Propädeutikum zur Vorlesung „Einführung in die Neuere deutsche Literatur<br />
Zeit: A) Donnerstag 14-16<br />
B) Donnerstag 18-20<br />
C) Freitag 12-14<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong> bzw. 01.11.20<strong>02</strong>-07.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
In den Propädeutika soll anhand einzelner exemplarischer Texte aus mehreren Epochen und allen Gattungen<br />
praktisch angewandt und auf seine Tauglichkeit erprobt werden, was in der Vorlesung jeweils<br />
zur Sprache kam. Die Anrechnung des Propädeutikums ist mit der Anfertigung einer Übungsbibliographie<br />
verbunden. Der Zeit- und Lektüreplan wird in den je ersten Sitzungen verabredet.<br />
Proseminar I: Lic. phil. Florian Gelzer<br />
Aristotelische Poetik – deutsche Literatur. Grundbegriffe und Problemstellungen<br />
Zeit: Montag 10-12<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Das Proseminar bietet eine gründliche Einführung in die Methoden und Techniken der literaturwissenschaftlichen<br />
Arbeit. Ausgegangen wird von ganz grundlegenden Problemen bei der Beschäftigung mit<br />
literarischen Werken: Welche Beziehungen bestehen zwischen Stoff und Form? Was versteht man unter<br />
einer Handlung? Wie lassen sich literarische Gattungen voneinander abgrenzen? Wie steht es mit<br />
dem Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit? In welchem Zusammenhang steht eine literarische Figur<br />
mit dem Verlauf der Handlung? Wie wirkt ein Theaterstück auf den Zuschauer? Solche Fragen<br />
werden wir nicht mit Hilfe moderner Literaturtheorien, sondern anhand des Grundbuchs der europäischen<br />
Dichtungstheorie erarbeiten: der Poetik des Aristoteles. Sie stellt den unhintergehbaren Bezugspunkt<br />
jahrhundertelanger Auseinandersetzungen um das Wesen der Literatur und der literarischen<br />
Gattungen dar. Mit diesem Rüstzeug wenden wir uns dann ausgewählten Werken der deutschen Literatur<br />
aus verschiedenen Epochen – unter anderem Gottscheds, Lessings und Brechts – zu und erproben<br />
methodische und interpretatorische Zugänge.<br />
Literatur:<br />
• Aristoteles: Poetik. Gr.-dt. Hg. u.übers. v. Manfred Fuhrmann. Stuttgart1997. (RUB 7828)<br />
• Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. München:dtv1997. (Bibliothek der Erstausgaben)<br />
• Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische Dramaturgie. Hg. u. komm. v. Klaus Berghahn. Stuttgart1999.(RUB 7738)<br />
• Bertolt Brecht: Schriften zum Theater. Über eine nicht-aristotelische Dramatik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp1993.
17<br />
Proseminar I: Lic. phil. Beat Reck<br />
Geschichte der Literatur-Geschichtsschreibung – Literaturgeschichten im<br />
Vergleich<br />
Zeit: Montag 12-14<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Literaturgeschichten sind verbreitete und nützliche Hilfsmittel der Literaturwissenschaft; sie stellen<br />
aber auch prekäre Momente in der Geschichte der germanistischen Literaturwissenschaft dar: Sie haben<br />
den Kanon, ästhetische Werturteile und wissenschaftliche Methoden bis heute oft überaus problematisch<br />
geformt (vgl. Vogt: Einladung, S.231; 233). Vor diesem Hintergrund bietet das Proseminar eine<br />
Orientierungshilfe <strong>für</strong> den praktischen Umgang mit gegenwärtigen Literaturgeschichten; es will aber<br />
auch Kriterien zur eigenständigen Beurteilung von Literaturgeschichten systematisch erarbeiten.<br />
Im historisch ausgerichteten ersten Teil werden vorerst die Bedingungen erforscht, die in der zweiten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Entstehung der Literatur-Geschichtsschreibung führten. Darauf aufbauend,<br />
werden die Zielsetzungen und die daraus resultierenden Darstellungsformen der grossen Literaturgeschichten<br />
des 19. Jahrhunderts – der eigentlichen Blütezeit der germanistischen Literatur-Geschichtsschreibung<br />
– untersucht (insbesondere Georg Gottfried Gervinus: Geschichte der poetischen<br />
National-Litteratur der Deutschen, 1835–1842; Wilhelm Scherer: Geschichte der deutschen Litteratur,<br />
1880–1883). Genaue Analysen exemplarischer Textausschnitte, die die Merkmale der jeweiligen Literaturgeschichte<br />
deutlich erkennen lassen, stehen da<strong>für</strong> im Zentrum des Interesses. Die aus heutiger<br />
Sicht spannenden und aufschlussreichen Darstellungen der Literatur der frühen Neuzeit werden dabei<br />
besonders berücksichtigt.<br />
Aktuelle Literaturgeschichten werden im zweiten Teil miteinander verglichen. Methodisch vornehmlich<br />
analog verfahrend wie im ersten Teil, werden da<strong>für</strong> vorerst grössere Projekte der germanistischen<br />
Literatur-Geschichtsschreibung untersucht, die nach 1945 entstanden sind (Geschichte der deutschen<br />
Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begründet von Helmut de Boor; Richard Newald,<br />
1949ff.; Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte. Hrsg. von Horst Albert Glaser, 1980ff.; Hansers<br />
Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Hrsg. von Rolf Grimminger,<br />
1980ff.). Diese mehrbändigen Literaturgeschichten werden sodann neben einbändigen Werken,<br />
wie sie Studierende oft am Studienanfang zur groben Orientierung benutzen, kritisch diskutiert – beispielsweise<br />
hinsichtlich der Zielsetzung, des Umfangs von Darstellungen einzelner literarischer Felder<br />
(z. B. ‚Epochen’, ‚Gattungen’), der Kriterien der Selektion, des Informationswerts usw. Da Literaturgeschichten<br />
gerne auch herangezogen werden, um punktuelle Informationen zu einem Gebiet zu suchen,<br />
sehen sie sich heute von Literaturlexika, literaturwissenschaftlichen Handbüchern, Sammelbänden usw.<br />
stark konkurrenziert. Deshalb werden am Schluss des Proseminars wichtige aktuelle Werke auch dieser<br />
Gattungen besprochen, um ihre Vor- und Nachteile gegenüber Literaturgeschichten sorgfältig abzuwägen.<br />
Zur Vorbereitung empfohlen sei die Lektüre folgender Texte:<br />
• Albert Meier: Literaturgeschichtsschreibung. In: Grundzüge der Literaturwissenschaft. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold;<br />
Heinrich Detering. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1996, S.570–584.<br />
• Jochen Vogt: Einladung zur Literaturwissenschaft. Mit einem Hypertext-Vertiefungsprogramm im Internet. 3., vollst.<br />
überarbeitete und erweiterte Aufl. München: Fink, 20<strong>02</strong> (11999) (UTB <strong>für</strong> Wissenschaft; 2072), Kap. 10: Was heisst<br />
und zu welchem Ende studiert man Literaturgeschichte?, S. 217–236. Vgl. dazu unbedingt auch die mit diesem Kapitel<br />
korrespondierenden Internet-Seiten: http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/einladung.htm.<br />
Proseminar II:<br />
Dr. Thomas Borgard
Der Begriff der Arbeit: Anthropologische Grundlagen und literarische<br />
Entwürfe einer kulturellen Praxis vom 19. Jahrhundert bis zur „dritten<br />
industriellen Revolution“<br />
Zeit: Mittwoch, 14-16<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
„Die mit der Ausbildung der Hand, mit der Arbeit, beginnende Herrschaft über die Natur erweiterte bei jedem neuen Fortschritt<br />
den Gesichtskreis des Menschen. An den Naturgegenständen entdeckte er fortwährend neue, bisher unbekannte Eigenschaften.<br />
Andrerseits trug die Ausbildung der Arbeit notwendig dazu bei, die Gesellschaftsglieder näher aneinanderzuschließen,<br />
indem sie die Fälle gegenseitiger Unterstützung, gemeinsamen Zusammenwirkens vermehrte [...]. Kurz, die werdenden<br />
Menschen kamen dahin, daß sie einander etwas zu sagen hatten. Das Bedürfnis schuf sich ein Organ: Der unentwickelte<br />
Kehlkopf des Affen bildete sich langsam aber sicher um, durch Modulation <strong>für</strong> stets gesteigerte Modulation, und<br />
die Organe des Mundes lernten allmählich einen artikulierten Buchstaben nach dem andern aussprechen.“<br />
Anhand dieser Einsichten über die funktionelle Evolution des lautlichen Symbols auf Grund des aufrechten<br />
Ganges, der die Lösung der vorderen Extremitäten vom Boden, die allmähliche Verlagerung<br />
der Aufgaben von Hand und Gebiß in das Werkzeug und ihre kollektive Organisation in den Formen<br />
der Arbeit ermöglicht, skizzierte Friedrich Engels im Jahr 1876 die Grundlagen einer im Schnittpunkt<br />
von Naturwissenschaft, politischer Ökonomie, Technikgeschichte und Sprachwissenschaft angesiedelten<br />
Soziallehre. Nicht mehr als „Subjekt-“ oder „Bewußtseinsphilosophie“ konzipiert, wiesen ihre gemeinsam<br />
mit Marx erarbeiteten Umrisse zurück auf die naturalistische Anthropologie Herders und zugleich<br />
voraus auf moderne Verständnisse des Menschen als eines sozial tätigen Wesens. Dort erhält der<br />
Begriff der Arbeit seine folgenreiche Bedeutung: Das Einzelsubjekt orientiert sich weder an einem Dasein<br />
von ursprünglicher Naturhaftigkeit (Rousseau: Émile) noch trägt es seine Bildungsinteressen<br />
gleichsam von außen an die Gesellschaft heran (Goethe: Wilhelm Meister), sondern seine Befindlichkeiten<br />
sind längst, merklich oder unmerklich, von den Auffassungen der arbeitenden Sozialwelt geprägt.<br />
Während sich dieser Nachweis der Ideologiehaltigkeit einerseits theoretisch unglücklich mit der<br />
Idee des „Klassenkampfs“ verbindet, vermag andererseits die „Verweltlichung der Kultur“, die totale<br />
„Autonomie der Individuen und der Sachgebiete“ nüchtern festgestellt zu werden. Ins Zentrum der<br />
„verstehenden Soziologie“ Max Webers rückt das arbeitsteilig spezialisierte Handeln in Kombination<br />
mit der Frage nach dem subjektiven „Sinn“. Der „Berufsmensch“ strebt nach Verfügungsgewalt über<br />
den Nutzen seiner Tätigkeit; weil deren Zweck jedoch stets ein „sachlicher“ bleibt, verspürt er zugleich<br />
ihren Automatismus, der ihn von jeder normativ aufgeladenen persönlichen Beziehung und zuletzt von<br />
der Arbeit selbst entfremdet. Dieses Szenarium gestalten literarische Autoren als ethisches Spannungsgefüge<br />
zwischen Zweck und Mittel sowie zwischen humaner Disposition und praktischer Rationalität<br />
in unterschiedlichen, auch dokumentarischen Formen, weil sie dabei auch eine Arbeitsfolgen lediglich<br />
„zerstreuende“ Kulturindustrie kritisch zu reflektieren beginnen. Gelesen werden voraussichtlich folgende<br />
dichterische Werke: Georg Weerth: Fragment eines Romans [entst. 1843-47]. – Else Lasker-<br />
Schüler: Die Wupper [1909]. – Hermann Broch: Die Entsühnung [entst. 1932]. – Max von der Grün:<br />
Irrlicht und Feuer [1963].<br />
Literaturangaben:<br />
• Friedrich Engels: Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen [entst. 1876]. In: Dialektik der Natur. Karl<br />
Marx/Friedrich Engels: Werke. Berlin (Ost) 1962, S.444-455.<br />
• André Leroi-Gourhan: Hand und Wort. Die Evolution von Technik, Sprache und Kunst [1964/65]. Übers. v. Michael<br />
Bischoff. Frankfurt/M. 1980.<br />
• Franz Schnabel: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Bd.3. Erfahrungswissenschaften und Technik.<br />
Bd.4. Die religiösen Kräfte. Freiburg i. Br. 1934/37 (Nachdruck München 1987).<br />
• Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss einer verstehenden Soziologie [1922]. 5., rev. Aufl. bes. v. Johannes<br />
Winckelmann. Tübingen 1980.<br />
• Helmut Lethen: Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen. Frankfurt/M. 1994.<br />
• Günter Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Bd.1. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution.<br />
Bd.2. Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution [1956/1980]. München<br />
1994/95.<br />
18
19<br />
• Literatur im Industriezeitalter. (Marbacher Katalog 42. Hg. v. Ulrich Ott) [Ausstellungskatalog des Deutschen<br />
Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum]. 2 Bde. Marbach am Neckar 1987.<br />
Proseminar II: Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
Vers oder Prosa? Christoph Martin Wieland zwischen Versepos und Roman<br />
Zeit: Dienstag 16-18<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Im 18. Jahrhundert stellt sich, mit dem Zuwachs des Buchdrucks und der literarischen Bildung, plötzlich<br />
die Frage: Was ist Literatur, und wie soll Literatur geschrieben werden? Ist Literatur nur, was in<br />
Versen geschrieben ist, oder ist auch Prosa »Kunst«? Die Frage gewinnt zusätzliche Bedeutung, als<br />
plötzlich das aus moralischen Gründen bedenkliche und aus der Optik der Autoren banale Genre des<br />
Romans ungeahnte Erfolge erzielt, vor allem in England. Defoe (Robinson), Swift (Gulliver), Richardson<br />
(Pamela) und Henry Fielding (Tom Jones) lancieren Bestseller, denen dann Laurence Sternes Tristram<br />
Shandy und Rousseaus Nouvelle Héloise folgen. In Deutschland erreicht die Insel Felsenburg<br />
von Schnabel den Status eines Volksbuches, und Autoren wie Gellert, Klopstock, Lessing oder Wieland<br />
müssen sich fragen , wie sie nun selbst in Zukunft vorgehen wollen. Auf literarischer Ebene stellt<br />
sich die Frage vor allem nach der Zukunft des großen epischen Gedichts. Im Zeitalter der spät entstehenden<br />
deutschen Nationalliteratur glaubte man zunächst, nur wenn die deutsche Sprache einen Autor<br />
vom Rang Homers hervorgebracht habe, könne man mit der Antike und den großen europäischen Literaturen<br />
konkurrieren. Aber was sollte der Stoff eines deutschen Heldengedichts sein? Sollte er aus der<br />
eigenen Geschichte kommen, oder – nach dem Vorbild des Engländers Milton (Paradise Lost) – aus<br />
dem Bereich des Religiösen?<br />
Im Werk des Schriftstellers Christoph Martin Wieland kommen alle diese Probleme zum Tragen. Zunächst<br />
glaubte Wieland, unter dem Einfluß von Bodmer und Klopstock, nur im Epos mit einem christlichen<br />
Thema liege die Entscheidung über die Zukunft der deutschen Literatur. Nach der Emanzipation<br />
von den großen Vorbildern und einem schwärmerischen Christentum, an der Lesing heilsamen Anteil<br />
hatte, entwickelt sich Wieland zu einem Pionier der deutschen Prosa und des Romans. Gleichzeitig<br />
macht er durch seine Verserzählungen und sein kleines Epos Oberon deutlich, dass sich eine Wende<br />
von geschichtsphilosophischer Bedeutung vollzogen hat: die Zeit des heldischen Epos ist vorbei, und<br />
der Roman ist die Kunstform der neuen Zeit par excellence. Unterstützt wird er hierin von der ersten<br />
deutschen Poetik des Romans, dem Versuch über den Roman von Friedrich von Blanckenburg, der anhand<br />
von Wielands Geschichte des Agathon Elemente einer Roman-Theorie entwickelt.<br />
Das Proseminar gibt damit nicht nur eine Einführung in das Werk eines bedeutenden und vor allem<br />
ausserordentlich spannenden Autors, sondern auch in Probleme der Geschichte der Poetik und Gattungstheorie.<br />
Keywords: Ästhetik, Aufklärung, Epos, Gattungspoetik, Romantheorie, Wieland.<br />
Literatur:<br />
• Klopstock, Der Messias. Gesang I-III (Reclam)<br />
• Wieland, Don Sylvio von Rosalva (Reclam)<br />
• Wieland, Geschichte des Agathon (Reclam)<br />
• Wieland, Musarion oder Die Philosophie der Grazien (Reclam)<br />
• Wieland, Oberon (Reclam)<br />
Proseminar II: Dr. Christian v. Zimmermann<br />
(kann auch als Kolloquium besucht werden)
20<br />
Weibliche Lebensläufe: Schreibformen, Rollen- und Genderkonzepte in<br />
der Frauenbiographik des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
Zeit: jeweils Mittwoch, 10-12 (30.10.20<strong>02</strong>; 13.11.20<strong>02</strong>; 08.01.-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong>);<br />
zusätzlich: Mittwoch, 06.11.20<strong>02</strong>, bis Samstag, 09.11.20<strong>02</strong> (s. u.)<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>–05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
In diesem Seminar soll ein aktuelles Forschungsgebiet gemeinsam erkundet werden: die Biographik.<br />
Als Biographien werden dabei unterschiedliche Formen der Darstellung fremder Lebensläufe verstanden.<br />
Trotz einer unüberschaubaren Produktion biographischer Werke hat sich die Germanistik bislang<br />
zwar ausgiebig mit der Autobiographik beschäftigt, sich aber kaum um eine nähere Beschreibung und<br />
Untersuchung biographischer Texte bemüht. Gemeinsam wollen wir deswegen bekannte und unbekannte<br />
biographische Texte sowie theoretische Äusserungen zur Biographik, zu Geschlechter- und<br />
Rollenkonzeptionen lesen. Fest zum Lektüreprogramm gehören Stefan Zweig und Ines Geipel; weitere<br />
Texte sind vorgesehen. Wenn Sie Interesse an der Lektüre aktueller auch populärer Frauenbiographien<br />
haben, kann auch da<strong>für</strong> Platz geschaffen werden. (Eveline Hasler, Dieter Kühn, Asta Scheib u.a.m. haben<br />
aktuelle Biographien geschrieben.)<br />
Das Proseminar steht in Verbindung mit der Tagung zum Thema Frauenbiographik, die vom 06. bis 10.<br />
November 20<strong>02</strong> in der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern in Kooperation mit der Abteilung <strong>für</strong><br />
Skandinavistik am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Germanistik der Universität Wien (Mag. Nina Ehrlich) und dem <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> Germanistik der Universität Bern (Dr. Christian v. Zimmermann) durchgeführt wird. (Programm<br />
auf dem Umschlag des <strong>Vorlesungsverzeichnis</strong>ses!) – Aus diesem Grund hat das Seminar eine etwas<br />
ungewöhnliche Struktur, denn das Seminar gliedert sich in zwei Teile, deren erster als Block darin besteht,<br />
die Tagung zu besuchen, und deren zweiter im Januar/ Februar durch die Referate und Diskussionen<br />
zu biographischen Texten bestimmt werden soll. Nach einer organisatorischen ersten Sitzung<br />
haben Sie Gelegenheit, an der Tagung als Gasthörende teilzunehmen. Auf diese Weise werden Sie aus<br />
unterschiedlicher Perspektive in das Thema des Seminars nicht nur eingeführt, sondern erleben die aktuellen<br />
Diskussionen. In der Woche nach der Tagung werden wir dann gemeinsam eine Nachbesprechung<br />
durchführen. Die Vorbereitung der Januarsitzungen bestünde <strong>für</strong> Sie darin, sich – etwa in Lektüregruppen<br />
– in die biographischen Texte einzulesen.<br />
vorbereitende Literatur (allgemein zur Biographik):<br />
• Peter Alheit u. Barbara Dausien: Biographie. In: Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Hg.<br />
von Hans Jörg Sandkühler. 4 Bde. Hamburg 1990, Bd. 1, Sp. 405a–418a.<br />
• Irmela von der Lühe u. Anita Runge (Hgg.): Biographisches Erzählen. Stuttgart 2001 (Querelles. Jahrbuch <strong>für</strong> Frauenforschung<br />
6).<br />
• Neva Slibar: Biographie, Autobiographie. Annäherungen, Abgrenzungen. In: Michaela Holdenried (Hg.), Geschriebenes<br />
Leben. Autobiographik von Frauen. Berlin 1995, S. 390–401.<br />
• Christian v. Zimmermann: Einleitung. In: Ders. (Hg.), Fakten und Fiktionen. Strategien fiktionalbiographischer Dichterdarstellungen<br />
in Roman, Drama und Film seit 1970. […] Tübingen 2000 (Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft<br />
48), S. 1–13 (mit einer Forschungsbibliographie im Anhang des Bandes!)<br />
• Ders.: Biographik und Individualität. Überlegungen zum Problemhorizont biographischer Schreibformen. In: Andreas<br />
Schüle (Hg.), Biographie als religiöser und kultureller Text / Biography as a religious and cultural text. Münster / Hamburg<br />
/ London 20<strong>02</strong> (Literatur – Medien – Religion 4), S. 21–40.<br />
im Seminar auf jeden Fall behandelte Texte:<br />
• Ines Geipel: Dann fiel auf einmal der Himmel um. Inge Müller. Die Biographie. Berlin: Hentschel 20<strong>02</strong>.<br />
• Stefan Zweig: Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters. (Irgendeine Ausgabe dieses Biographie-Klassikers.)<br />
Anmeldung in der ersten Sitzung unbedingt erforderlich!
Hauptstudium<br />
21<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Barbara Bauer<br />
„Ergötzende Bösewichter“. Verbrecher, Rebellen und Despoten auf der<br />
Bühne<br />
Zeit: Donnerstag 12-14<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Anthropologie und empirische Psychologie wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu neuen<br />
Leitwissenschaften. Ihr Einfluss ist in den kriminalwissenschaftlichen und ästhetischen Diskursen besonders<br />
deutlich zu spüren. Friedrich Schiller, der sich an der Hohen Karlsschule zum Mediziner ausbilden<br />
ließ, war offen <strong>für</strong> die neuen wissenschaftlichen Tendenzen und experimentierte mit modischen<br />
Krankheitsbildern in seinen frühen Dichtungen. Die Psychopathologie der Macht faszinierte Schiller<br />
als Geschichtsprofessor und Verfasser historischer Dramen. Fiesco von Genua, der Marquis Posa, Maria<br />
Stuart und ihre englische Gegenspielerin Elisabeth, Wallenstein und der kaisertreue Verräter Octavio<br />
Piccolomini, Wilhelm Tell im Kampf gegen die Habsburger Fremdherrschaft und der falsche<br />
Thronprätendent Demetrius, den Schiller noch in seinem letzten Jahr dramaturgisch bearbeitete, zeugen<br />
von Schillers Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Erfahrungsseelenkunde und französischen<br />
und englischen Staatstheorien. Dazu entwickelte Schiller eine passende Dramentheorie, die ein Theater<br />
des Grauens sowohl ästhetisch als auch moralisch zu rechtfertigen versuchte.<br />
Die sukzessive Analyse von Schillers Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“, „Die Verschwörung<br />
des Fiesko zu Genua“, „Wallenstein“ und „Wilhelm Tell“ soll uns zum Einstieg in die zeitgenössischen<br />
Diskurse über den neuen Menschen, die neue Ästhetik und den besten Staat dienen. Dieses<br />
Programm kann auch nach Vorschlägen der Teilnehmer geändert oder reduziert werden.<br />
Die Schiller-Texte können in beliebigen Ausgaben gelesen werden; zweckmäßig ist die Lektüre der<br />
Kommentare dazu in den entsprechenden Bänden der Schiller-Nationalausgabe und des Klassikerverlags!<br />
Literaturangaben:<br />
• Carsten Zelle: „Angehmes Grauen“. Literarhistorische Beiträge zur Ästhetik des Schrecklichen im 18. Jh. Hamburg<br />
1987<br />
• Hans-Jürgen Schings (Hg.): Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jh. Stuttgart/Weimar 1994.<br />
• Dieter Borchmeyer: Macht und Melancholie. Stuttgart 1988.<br />
• Wolfgang Riedel: Die Anthropologie des jungen Schiller. Würzburg 1985.<br />
• Kenneth Dewhurst/ Nigel Reeves: Friedrich Schiller. Medicine, Psychology and Literature. Oxford 1978.<br />
• Achim Aurnhammer u.a. (Hg.): Schiller und die höfische Welt. Tübingen 1990.<br />
• Helmut Koopmann (Hrsg.): Schillerhandbuch. Stuttgart 1998.<br />
• Peter-André Alt: Schiller. Leben - Werk -Zeit. Eine Biographie. 2 Bände. München 1999/2000.<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Barbara Bauer<br />
Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. Erzählexperiment<br />
aufgrund der Revolutionserfahrung<br />
Zeit: Mittwoch 16-18<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7
22<br />
Die Kunst, Geschichten unterhaltsam und spannend zu erzählen, steht heutzutage im Wettstreit mit<br />
der effektvollen Anordnung von Bildern und ihrer Unterlegung mit Klängen und Sprache. Die<br />
Medienkonkurrenz provoziert aber gerade dazu, nach den Kriterien zu fragen, nach denen Geschichten<br />
gut erzählt sind. Sind diese Kriterien überzeitlich gültig? Oder haben sich die Anforderungen an gut<br />
erzählte Geschichten seit der Goethezeit gewandelt? Es gibt keine allgemeine Theorie der Novelle,<br />
sondern die Konjunktur dieser Erzählgattung war seit Boccaccios „Decamerone“ stets mit der Kritik an<br />
gängigen Literaturformen und der Forderung nach Ausweitung des Lesepublikums verbunden.<br />
Die Geschichte der deutschsprachigen Novellistik, die mit Gottfried Kellers und C.F. Meyers Erzählungen<br />
klassisches Format erreicht, beginnt mit Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ .<br />
Die Rahmenerzählung nimmt Bezug auf das „Decamerone“ Boccaccios, des erklärten Lieblings eines<br />
nach Unterhaltung begierigen weiblichen Publikums. Die zur Ablenkung von den politischen Wirren<br />
der 1790er Jahre vorgetragenen Gespenstergeschichten, moralischen Erzählungen und das Schlußmärchen<br />
verarbeiten mehr oder weniger gelungen die aktuellen gesellschaftlichen Krisenerfahrungen und<br />
werden in der Erzählrunde strenger, kontroverser poetologischer Kritik unterworfen. Nach der intertextuellen<br />
Analyse der „Unterhaltungen“, die literaturgeschichtlich immanent verfährt, wollen wir die<br />
Kontexte erforschen, besonders die Revolutionspublizistik in den historischen und literarischen Zeitschriften<br />
und kritische Besprechungen der „Unterhaltungen“.<br />
Literaturangaben:<br />
• Goethes „Unterhaltungen“ in einer beliebigen Ausgabe und die Kommentare in der „Frankfurter Ausgabe“ und der<br />
„Münchener Ausgabe“ von Goethes Werken.<br />
• Hannelore Schlaffer: Poetik der Novelle. Stuttgart 1993.<br />
• Artikel „Novelle“ von Hugo Aust in Killys Literaturlexikon, Bd. 14, München 1993, S. 170-175.<br />
• Artikel „Novelle“ von Horst Thomé und Winfried Wehle in Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 2,<br />
hg. von Harald Fricke. Berlin 2000, S. 725-731.<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Yahya Elsaghe/ Assistenz: Franka Marquardt<br />
Thomas Mann, Buddenbrooks<br />
Zeit: Mittwoch 18-20<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Aus Anlass seiner neuen Herausgabe und Kommentierung im Rahmen der ‚Grossen kommentierten<br />
Frankfurter Ausgabe‘ soll Thomas Manns erster Roman einer kritischen Relektüre unterzogen werden.<br />
Folgende Fragestellungen sind da<strong>für</strong> vorgesehen:<br />
• Thomas Manns Selbstkommentare<br />
• Autobiographische Beziehungen<br />
• Der „Verfall einer Familie“ im Verhältnis zur Geschichte und Vorgeschichte des ‚Zweiten‘ Deutschen Reichs<br />
• Antisemitische Stereotype<br />
• Lübeck in „Buddenbrooks“, Thomas Mann in Lübeck<br />
• Innerdeutsche Stereotypisierungen (zum Beispiel München und Bayern)<br />
• Grenzüberschreitungen (Frankreich, Litauen, Südamerika etc.)
23<br />
• Tony Buddenbrooks drei Ehen<br />
• Familienstruktur und Familienideologie<br />
• Geschlechterdifferenz<br />
• Klasse und Stand<br />
• Protestantismus versus Katholizismus<br />
• Schulsatire und Kritik des ‚reformierten‘ Gymnasiums<br />
• Decadence und Sozialdarwinismus<br />
• Sprechende und schweigende Personennamen<br />
• Generationsdifferenzen<br />
• Wagner-Reminiszenzen und germanische Mythologie<br />
• Die Vermögensverhältnisse der Buddenbrooks<br />
• Krankheit, Sterben und Tod; Medizin und Ärzte<br />
• Protestantische Ethik und kapitalistischer Unternehmergeist<br />
• Rezeptionsgeschichte<br />
• Verfilmungsgeschichte<br />
• Illustrationsgeschichte<br />
• Die Buddenbrooks im Verhältnis zum Früh- und zum Gesamtwerk<br />
• Intertextualität<br />
Die Anrechnung des Seminars ist mit einem Referat verbunden, das sich mit einer dieser Fragestellungen<br />
befasst (oder sonst einem, je noch zu verabredenden Thema). Das Referat sollte dann, unter Berücksichtigung<br />
der dem Vortrag folgenden Diskussion, zu einer schriftlichen Arbeit ausgebaut werden.<br />
Die Themen da<strong>für</strong> müssen unbedingt schon während der Semesterferien mit Franka Marquardt verabredet<br />
und verbindlich übernommen werden (e-mail: franka.marquardt@germ.unibe.ch, Tel.: <strong>03</strong>1 631<br />
32 50, Absenzzeiten: 5.-25.8.20<strong>02</strong> und 5.-15.9.20<strong>02</strong>). Die Referate sollten schon zu Semesterbeginn<br />
gehalten werden können, und die schriftlichen Arbeiten sollten wenn möglich bis zur letzten Semesterwoche<br />
eingereicht werden, <strong>für</strong> die eine Exkursion nach Lübeck geplant ist.<br />
• Zitiert werden müssen die Buddenbrooks nach: Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Hrsg. v. Eckhard<br />
Heftrich, Frankfurt am Main: Fischer, 20<strong>02</strong> (Grosse kommentierte Frankfurter Ausgabe, Bd. 1).<br />
• Preiswerteste Leseausgabe: Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Frankfurt am Main: Fischer, 1989<br />
(Fischer Taschenbuch 9431).<br />
Eine Auswahlbibliographie der neueren und neuesten Forschungsliteratur wird den Teilnehmenden im<br />
Lauf der Semesterpause zugestellt.<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. H. P. Holl<br />
Gotthelfs historische Erzählungen und das Jahr 1798<br />
Zeit: Mittwoch 10-12<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Konzept des Seminars ist es, sowohl einige bekannte als auch einige unbekannte Erzählungen Gotthelfs<br />
auf neue Weise zu lesen. Im Jahre 1798 brach die alte Ordnung in der Schweiz zusammen und es begann<br />
eine fünfzig Jahre währende Modernisierungskrise. Gotthelf reagiert auf diese Zeit mit einer<br />
Rückbesinnung auf wichtige Stationen der Schweizer Geschichte, auf Höhe- wie Tiefpunkte. Dabei ist<br />
auffällig, dass er die Niederlage der Berner Truppen im März 1798 gegen die Franzosen nur in der Liebesgeschichte<br />
Elsi die seltsame Magd und in den zwei Schwänken Eine alte Geschichte zu neuer Erbauung<br />
und Ein Bild aus dem Übergang 1798 behandelt. Aber er versteckt sie in verschiedenen anderen<br />
historischen Erzählungen, die in dem Zyklus Bilder und Sagen aus der Schweiz zusammengefasst<br />
wurden, der immerhin mit der Schwarzen Spinne eröffnet wird. Wir beginnen mit den vier genannten<br />
Texten. Welche Erzählungen anschliessend gelesen werden sollen, hängt von der Verfügbarkeit der<br />
Texte ab.<br />
Literaturangaben:<br />
• Zur Anschaffung empfohlen: Jeremias Gotthelf. Historische Erzählungen. Rentsch/Orell Füssli (neu oder antiquarisch);<br />
Elsi und Spinne bei RUB.<br />
• Paul Mäder: Gotthelfs historische Novellistik und ihre Quellen. Bern 1932<br />
• Oskar Müller: Das Problem der Sentimentalität in Gotthelfs historischen Novellen. Bern 1969
24<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
„Witz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“. Die Ironisierung von Weltbildern<br />
durch die Literatur (Lichtenberg, Jean Paul, Grabbe, Nestroy)<br />
Zeit: Donnerstag 16-18<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Der Gebrauch des Ausdrucks »Weltbild« legt die Annahme nahe, Weltbetrachtung sei mehr ein kontemplativer<br />
Vorgang, als die Verarbeitung eines theoretischen Konstrukts. Dabei basieren Weltbilder in<br />
hohem Grad auf theoretischen Annahmen über das, was sich als Gegenstand einer scheinbar unreflektierten<br />
sinnlichen Wahrnehmung in der Literatur präsentiert. Gerade die parodistischen Infragestellungen<br />
von Weltbildern in der Geschichte der Literatur machen jedoch solche komplexen theoretischen<br />
Hintergründe sichtbar, die »Weltbild« einer Epoche zugrundeliegen. Ein berühmtes Beispiel da<strong>für</strong> ist<br />
Voltaires Roman Candide, der – ausgehend von dem Ereignis des Erdbebens von Lissabon (1755) –<br />
das ganze philosophische Weltbild seiner Zeit ad absurdum führte.<br />
Im Rahmen dieses Seminars werden an vier Beispielen Formen der literarischen Auseinandersetzung<br />
mit in sich stimmigen Weltbildern und ihren philosophischen Grundannahmen behandelt: In den Sudelbüchern<br />
des Naturforschers Georg Christoph Lichtenberg manifestiert sich eine profunde Verunsicherung<br />
hinsichtlich des gesicherten Wissens in der Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft des<br />
18. Jahrhunderts. In Jean Pauls grossem Roman Titan und seinem komischen Anhang Des Luftschiffers<br />
Giannozzo Seebuch findet sich eine radikale Infragestellung der Grundlagen der deutschen Klassik,<br />
sowohl in ihren ästhetischen wie den philosophischen Grundannahmen (bei Goethe, Fichte, Kant,<br />
Schiller). Und die beiden Komödien von Grabbe und Nestroy (Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung<br />
bzw. Höllenangst) präsentieren eine parodistische Darstellung des politischen Systems der Restaurationszeit<br />
und seiner ästhetischen Überformungen, die das Ende dieser Epoche signalisieren.<br />
Das Seminar stellt das Verhältnis von Literatur und Philosophie in den Mittelpunkt, wie es sich in den<br />
literarischen Formen von Ironie, Parodie, Paradoxie und Satire besonders stark manifestiert. Dabei wird<br />
dem Problem der theoretischen Konstruktion von Weltbildern im Rahmen der Diskussion um Epochenkonstruktionen<br />
besondere Aufmerksamkeit gelten.<br />
Keywords: Epochenkonstruktionen, Ironie, Literatur und Philosophie, Konstruktion von Weltbildern,<br />
Paradox, Parodie, Satire.<br />
Literatur:<br />
• Lichtenberg, Sudelbücher (Insel)<br />
• Jean Paul, Titan und Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch (jeweils Insel)<br />
• Grabbe, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (Reclam)<br />
• Nestroy, Höllenangst (Reclam).<br />
Die Kenntnis von Voltaires Roman Candide (zahlreiche französische bzw. deutsche Ausgaben) wird vorausgesetzt.<br />
Oberseminar: Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
Examenskolloquium<br />
Zeit:<br />
Donnerstag 18-20 (14tägig)<br />
Dauer: 06.11.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3/7<br />
Im Oberseminar werden Exposés zu Dissertationen und Habilitationen vorgestellt sowie wichtige Neuerscheinungen<br />
zu methodischen Fragen der Germanistik besprochen.<br />
Persönliche Anmeldung erforderlich.
25<br />
Übung:<br />
Prof. Dr. Barbara Bauer<br />
Lektürekurs Erasmus von Rotterdam<br />
Zeit: Dienstag 14-16<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 5<br />
„Wenn ich gelernt habe, Caesar, Cicero und Seneca zu übersetzen: helfen mir meine Kenntnisse denn<br />
auch, neulateinische Texte, Briefe Petrarcas, Dialoge des Erasmus oder Liebesgedichte von Celtis zu<br />
übersetzen? Unterscheidet sich nicht die Sprache der Humanisten, ähnlich wie das Mittellateinische,<br />
erheblich vom „klassischen“ Latein?“ Ängste und Skepsis, die in dieser mir häufig gestellten Frage anklingen,<br />
möchte ich in diesem Lektürekurs zerstreuen. Er richtet sich an Studierende, die Latein haben<br />
nachlernen müssen oder vor ihrer Latein-Abschlußprüfung stehen. Mithilfe einer üblichen Schulgrammatik,<br />
dem „Georges“ und zunehmender Erfahrung können Sie lateinische Texte der Humanisten verstehen<br />
und übersetzen. Kurze Textauszüge vor allem aus Werken des Baseler Weltbürgers Erasmus<br />
von Rotterdam, dem „Lob der Torheit“ (Morias Enkomion), den „Adagia“, „Apophthegmata“, „Colloquia<br />
familiaria“ und dem „Ciceronianus“ eignen sich gut als Einstieg in die faszinierend vielseitige<br />
Epoche des Renaissance-Humanismus und werden gemeinsam übersetzt. Diese Übung ist keine<br />
Grammatik-Nachhilfe, sondern soll Ihnen plausibel machen, wieso lateinische Texte auch zur deutschen<br />
Literaturgeschichte der frühen Neuzeit gehören. Die Anforderungen richten sich nach den Vorkenntnissen<br />
der Teilnehmer. Auf Wunsch können Texte anderer Baseler Humanisten, der Genfer und<br />
Zürcher Reformatoren und späterer europäischer Berühmtheiten wie Lipsius und Opitz mitberücksichtigt<br />
werden.<br />
Literaturangaben:<br />
• Erasmus von Rotterdam: Ausgewählte Schriften. Ausgabe in 8 Bänden Lateinisch und Deutsch hg. von Werner Welzig.<br />
Darmstadt 1968.<br />
• Drei Anthologien, die Sie in unserer Bibliothek finden und aus denen Sie Auszüge erhalten werden: Adalbert Elschenbroich<br />
(Hg.): Deutsche Literatur des 16. Jh. 2 Bde. München 1981.<br />
• Hedwig Heger (Hg.): Spätmittelalter, Humanismus, Reformation. 2 Bde. München 1975.<br />
• Humanistische Lyrik des 16. Jahrhunderts. Lateinisch-deutsch hrsg. von Wilhelm Kühlmann, Robert Seidel und Hermann<br />
Wiegand. Frankfurt a.M. 1997.<br />
Übung:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
(Vorbereitung Exkursion<br />
Dresden und die Romantik (Literatur, Kunst und Musik)<br />
im SS 20<strong>03</strong>)<br />
Zeit:<br />
Donnerstag 18-20 (14tägig)<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Die Übung dient der Vorbereitung einer Exkursion, die im Mai 20<strong>03</strong> nach Dresden führen soll. Die<br />
Teilnehmer/innen sollen jeweils ein Thema zur Literatur, Kunst und Musik der Romantik erarbeiten,<br />
das auf der Exkursion selbst in Referatform vorgetragen werden soll. Themenvorschläge werden zu<br />
Beginn der Übung vorgelegt; sie können nach Interessen der Studierenden modifiziert und ergänzt<br />
werden. Da die Zahl der Teilnehmenden aus organisatorischen und finanziellen Gründen (Unterstützung<br />
durch Fakultäts- und Universitätsfonds) auf ca. 15-18 Studierende beschränkt ist, ist der Besuch<br />
des Kolloquiums, die Übernahme eines Referats <strong>für</strong> den Dresden-Aufenthalt und die Vorbereitung von
26<br />
Materialien obligatorisch, die allen Studierenden zu Beginn des SS 20<strong>03</strong> zur Verfügung stehen<br />
müssen. Die Teilnehmer/innen erhalten durch das Referat die Möglichkeit, einen HS-Schein zu<br />
erwerben. Ideale Voraussetzung <strong>für</strong> die Teilnahme wäre eine Kombination des Faches NDL mit<br />
Kunstgeschichte, Musik oder Philosophie (mit Interessenschwerpunkt um 1800).<br />
Kolloquium: PD Dr. Eric Achermann<br />
Autonomieästhetik<br />
Zeit: Montag 18-20<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 4<br />
Ziel des Kolloquiums (<strong>für</strong> Fortgeschrittene und Interessierte) ist es, Herkunft, Entwicklung und Bedeutung<br />
des Autonomiegedankens in der Kunsttheorie zu untersuchen. Bekanntlich setzt sich in den<br />
80er und 90er Jahren des 18. Jahrhunderts bei gewissen Autoren und Kunsttheoretikern die Vorstellung<br />
durch, daß der Kunst unabhängig von einem bestimmten äußeren Zweck ein eigenes Gebiet zukomme,<br />
in welchem sie sich selbst Regel und Gesetz gebe. Diese ästhetische Ideologie, deren Entdeckung<br />
wahlweise Immanuel Kant oder Karl Philipp Moritz zugesprochen wird, rekurriert zentral auf das Moment<br />
des Desinteresses, das seinerseits eine beachtliche Vorgeschichte im Bereich der Moralistik und<br />
Theologie kennt. Aber auch in dem spezifischen Bereich der Ästhetik führt die Behaftung der Kunst<br />
auf Dienst- und Lohnfreiheit schon vor den erwähnten Autoren und mit durchaus spannenden Argumenten<br />
zu heftigen Debatten, die auch nach dem Erscheinen der Kritik der Urteilskraft ganz und gar<br />
nicht verstummen.<br />
Literaturangaben:<br />
• Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Hg. v. W. Weischedel. STW 57 (oder eine andere Ausg.)<br />
• ders.: Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen. In: Vorkritische Schriften bis 1768. Hg. v. W. Weischedel.<br />
Bd. II. STW 186 (oder eine andere Ausg.)<br />
• Karl Philipp Moritz: Über die bildende Nachahmung des Schönen. In: Werke. Hg. v. H. Günther. Bd. II. Frankfrut a/M<br />
1981.<br />
• Joh. Gottfried Herder: Viertes kritisches Wäldchen. In: Werke. Hg. v. W. Proß. Bd. II. München 1987.<br />
• ders.: Kalligone. In: Sämmtliche Werke. Hg. v. B.Suphan. Bd. XXII. Berlin 1880.<br />
Weitere Texte und Materialien werden jeweils fotokopiert zu Beginn der Vorlesung verteilt. Interessentinnen<br />
und Interessenten werden gebeten, sich mit mir in Verbindung zu setzen und allenfalls ihre<br />
Präferenzen und Wünsche im Zusammenhang mit dem skizzierten Thema zu äußern.<br />
Kolloquium:<br />
s. a. Proseminar II:<br />
Dr. Christian von Zimmermann: Weibliche Lebensläufe
Deutsche Sprachwissenschaft<br />
Germanistische Linguistik<br />
27<br />
Vorlesungen<br />
Vorlesung:<br />
Prof. Dr. Elke Hentschel<br />
Einführung in die Germanistische Linguistik<br />
Zeit: Montag 14–16<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Diese Vorlesung gehört zur Obligatorik des Grundstudiums und wird von drei Propädeutika begleitet<br />
(siehe unter Grundstudium: Propädeutika von Dr. P. Vogel und Dr. B. Siebenhaar). Sie soll in die zentralen<br />
Fragestellungen der Sprachwissenschaft einführen und mit der wichtigsten Terminologie vertraut<br />
machen, um auf diese Weise einen groben Überblick über das Forschungsgebiet zu geben und ein<br />
Fundament <strong>für</strong> die weitere Beschäftigung mit der Sprache zu legen.<br />
• Literaturhinweise bekommen Sie im Verlauf der Vorlesung.
28<br />
Grundstudium<br />
Beachten Sie bitte jeweils auch jene Kolloquien unter Hauptstudium, die <strong>für</strong> Studierende aller Semester<br />
offen stehen!<br />
Bitte tragen Sie sich <strong>für</strong> die Propädeutika bis spätestens Freitag, 25. Oktober 20<strong>02</strong>,<br />
in die Anmeldelisten ein, die vor dem Sekretariat aushängen!<br />
Propädeutikum: Dr. Petra M. Vogel<br />
Propädeutikum zur Vorlesung „Germanistische Linguistik“<br />
Zeit: Mittwoch 10-12<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Propädeutikum:<br />
Zeit: Mittwoch 12-14<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Propädeutikum:<br />
Zeit: Donnerstag 12-14<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Dr. Petra M. Vogel<br />
Propädeutikum zur Vorlesung „Germanistische Linguistik“<br />
Dr. Beat Siebenhaar<br />
Propädeutikum zur Vorlesung „Germanistische Linguistik“<br />
Begleitend zur Vorlesung „Germanistische Linguistik“ ist der Besuch eines der drei Propädeutika <strong>für</strong><br />
Studierende im 1. Semester obligatorisch. Das Propädeutikum dient der Nachbereitung der Vorlesung,<br />
indem es Rückfragen ermöglicht und in praktischen Übungen das Vermittelte ergänzt bzw. vertieft.<br />
Proseminar I: Dr. Beat Siebenhaar<br />
Die Aussprache und deren Analyse<br />
Zeit: Donnerstag 10-12<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Die Aussprache einzelner Laute unterscheidet verschiedene Varietäten und Sprechstile. Wir können<br />
Sprecher anhand ihrer Stimmqualität erkennen und unterscheiden. Aufgrund von Sprachmelodie, Lautund<br />
Stimmqualitätscharakteristika ist es möglich zu entscheiden, woher jemand kommt, ob jemand
29<br />
wütend oder gut gelaunt ist, wie eine Äußerung aufzufassen ist. Das Proseminar will der Aussprache<br />
und der Stimme etwas auf den Zahn fühlen. Dabei soll mit den Studierenden ein Instrumentarium erarbeitet<br />
werden, das es erlaubt, die persönliche Wahrnehmung messbar und interindividuell nachprüfbar<br />
zu machen.<br />
Im Kurs werden Grundlagen der artikulatorischen, akustischen und instrumentellen Phonetik vermittelt;<br />
in praktischen Übungen werden die Kenntnisse an empirischen Daten erprobt.<br />
Weitere Informationen werden zusammengestellt auf:<br />
http://www.germanistik.unibe.ch/siebenhaar/SiebenhaarFolder/subfolder/Aussprache/Aussprache.html<br />
Proseminar II: Prof. Dr. Elke Hentschel<br />
Verben<br />
Zeit: Mittwoch 14-16<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>–05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Verben sind derjenige Teil der Sprache, der von seinem Formenbestand her die meisten Ausdrucksmöglichkeiten<br />
zur Verfügung stellt. So können sie, um nur einige Beispiele zu nennen, Handlungen,<br />
Vorgänge oder Zustände als real, möglich oder unmöglich charakterisieren, sie in einen zeitlichen<br />
Rahmen stellen oder zeigen, von wo eine Handlung ausgeht und wohin sie gerichtet ist. Im Seminar<br />
sollen alle Formen des Verbs im Deutschen betrachtet und dabei auch regelmäßig mit denen anderer<br />
Sprachen verglichen werden, um die Befunde auf diese Weise besser einschätzen zu können.<br />
Als grundlegende Literatur werden die gängigen Grammatiken des Deutschen benutzt. Dabei werden<br />
die SeminarteilnehmerInnen zugleich auch die unterschiedlichen Herangehensweisen dieser Grammatiken<br />
kennen lernen.<br />
Literaturangaben:<br />
• Duden Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 6 1998. Mannheim etc.: Duden.<br />
• Eisenberg, Peter (1999): Grundriss der deutschen Grammatik. 2 Bde. Stuttgart/Weimar: Metzler.<br />
• Engel, Ulrich ( 3 1996): Deutsche Grammatik. Heidelberg: Groos.<br />
• Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim ( 19 1999): Deutsche Grammatik. Leipzig etc.: Langenscheidt,<br />
• Hentschel, Elke/Weydt, Harald ( 2 1994): Handbuch der deutschen Grammatik. Berlin/New York: de Gruyter.<br />
• Zifonun, Giesel, et.al. (1997): Grammatik der deutschen Sprache. 3 Bde. Berlin/New York: de Gruyter.
Hauptstudium<br />
30<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Elke Hentschel<br />
Chatforschung<br />
Zeit: Dienstag 14-16<br />
Dauer: 29.10.<strong>02</strong>–04.<strong>02</strong>.<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
In diesem Hauptseminar sollen sprachliche Besonderheiten der Kommunikation im Internet, und zwar<br />
in erster Linie in sog. Chats, untersucht werden. Da<strong>für</strong> stehen Original-Mitschnitte von Chats zur Verfügung,<br />
es können aber auch zusätzliche eigene gefertigt werden. Im Rahmen der 2. Schweizer Tage<br />
der Lingusitik am 8./9. November wird es auch einen Workshop mit internationalen Teilnehmenden<br />
dazu geben, dessen Ergebnisse ebenfalls in das Seminar einfließen sollen. Interessierte können sich<br />
gerne schon im Vorfeld mit der Dozentin in Verbindung setzen: jasam@germ.unibe.ch<br />
Nähere Angaben (Seminarplan, Literaturliste) finden Sie auf: http://www.cx.unibe.ch/~jasam/lehre/<br />
Literaturangaben:<br />
• Sonderheft Linguistik online 1, 1/98: "Computer-vermittelte Kommunikation". http://www.linguistik-online.de/inhalt1_98.html<br />
• Herring, Susan (1998): "Die rhetorische Dynamik geschlechtsbezogener Belästigungen in Online-Kommunikation".<br />
Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 3/1998: 236-281.<br />
• Weitere Literaturangaben finden Sie zusammen mit dem Serminarplan auf http://www.cx.unibe.ch/~jasam/lehre/<br />
Kolloquium: Prof. Dr. Elke Hentschel<br />
Thema offen<br />
Zeit:<br />
nach Vereinbarung<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>–07.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 4<br />
Diese Lehrveranstaltung kann sich ganz nach Ihren Bedürfnissen richten. Sie kann als Lesezirkel, als<br />
Vorbereitungsforum <strong>für</strong> Prüfungen oder als Übung <strong>für</strong> verschiedene Fertigkeiten realisiert werden.<br />
Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, über Form und Inhalt mitzubestimmen!<br />
Dabei gibt es zum einen die Möglichkeit, einen Vorschlag <strong>für</strong> das ganze Semester zu wählen, zum<br />
anderen können aber auch verschiedene Komplexe in einzelnen Blöcken realisiert werden.<br />
Vorschläge:<br />
Schreiben in der Wissenschaft: Lockerungsübungen zum kreativen Schreiben, Übungen zum Konzipieren<br />
von Texten und Recherchieren des nötigen Materials etc.<br />
Prüfungsvorbereitung: Themenfindung, Literaturrecherche, Konzeption; Simulation von Prüfungsgesprächen<br />
Lesezirkel: Texte aus Themengebieten Ihrer Wahl werden gelesen und gemeinsam besprochen. Beispiele<br />
<strong>für</strong> Themen: Grammatiktheorie (Chomsky, Minimalismus), Kognitive Linguistik, Psycholinguistik...<br />
Grammatikprobleme: Einzelne Schwerpunkte Ihrer Wahl werden wiederholt, vertieft und an konkretem<br />
Material eingeübt.<br />
Andere Vorschläge sind selbstverständlich willkommen!<br />
Bitte melden Sie sich einfach kurz bei der Dozentin: jasam@germ.unibe.ch
Kolloquium: PD Dr. Stansilaw Szlek<br />
Sprache, Sprechen und Denken<br />
Zeit: Dienstag 10-12<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 4<br />
Sprechen, Denken und Verstehen sind nicht nur alltägliche, sondern auch äussert komplizierte kognitive<br />
Fähigkeiten und Leistungen des Menschen. Die wissenschaftliche Erforschung der mentalen Prozesse<br />
hat in den letzten 20 Jahren grosse Fortschritte gemacht und wird in intensiver interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit betrieben, u.a. neben der Kognitiven Psychologie, Neurolinguistik auch durch die<br />
Kognitive Linguistik und die Kognitionswissenschaft insgesamt. Das Kolloquium versteht sich als eine<br />
Einführung in die Kognitive Linguistik und die ihr verwandte Psycholinguistik. Die Kognitive Linguistik<br />
hat sich zu ihrem Forschungsgegenstand den interdisziplinären Ansatz zur wissenschaftlichen Erfassung<br />
und Beschreibung der natürlichen Sprachen gewählt. Deshalb wird in diesem Kolloquium versucht,<br />
die kognitiven Prozesse darzustellen, die beim Erwerb und Gebrauch von Sprache, beim Denken,<br />
Sprachverstehen, Lernen, Speichern von Wissen, Erkennen und Abruf von Informationen eine<br />
Rolle spielen. Weitere Fragen, die im Kolloquium zur Sprache kommen werden, sind die Funktion des<br />
Sprachgedächtnisses (inneres Lexikon),<br />
b<br />
leme der<br />
tung und Probleme der Sprach- und Denkstörungen.<br />
Zur ersten Orientierung wird empfohlen:<br />
• Aitchison, Jean: Wörter. Tübingen 1999 [Dt. Übersetzung]<br />
• Pinker, Steven: Wörter und Regeln: Die Natur der Sprache, Heidelberg/Berlin 2000 [ Dt. Übersetzung)<br />
• Sucharowski, Wolfgang, Sprache und Kognition, neuere Perspektiven in der Sprachwissenschaft, Opladen 1996<br />
Das Kolloquium eignet sich <strong>für</strong> Studierende aller Stufen und auch <strong>für</strong> Studierende anderer Fächer (vor<br />
allem <strong>für</strong> Sprach- und Psychologiestudierende).<br />
31
Deutsche Sprachwissenschaft<br />
Angewandte Linguistik und Kommunikationswissenschaft<br />
32<br />
Vorlesungen<br />
Vorlesung:<br />
PD Dr. Gesine Schiewer<br />
Das Zeichen in Wissenschaft, Kunst, Technik.<br />
Theorie und Geschichte der Semiotik<br />
Zeit: Dienstag 12-14<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Zeichen werden im Zusammenhang der unterschiedlichsten Zielsetzungen und Zwecke verwendet. Sie<br />
sind sowohl Gegenstand von Überlegungen zu den wissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeiten des<br />
Menschen als auch Mittel der wissenschaftlichen Darstellungsformen, deren Bandbreite von der Verwendung<br />
natürlicher Sprache bis zu der Konstruktion formaler Zeichensysteme reicht. Sie sind beteiligt<br />
an Herstellungs- und Deutungsprozessen in der darstellenden Kunst, Musik und Literatur und werden<br />
daher hinsichtlich ihrer ästhetischen Dimensionen seit der Antike reflektiert. Neben den vielfältigen<br />
Formen zeichenbasierter menschlicher Kommunikation treten Zeichenprozesse jedoch auch in der Interaktion<br />
der Primaten auf, in den Reiz- und Reaktionsprozessen von Tieren und Pflanzen sowie in der<br />
Informationsverarbeitung durch Maschinen. Semiotische Fragestellungen betreffen damit die Bereiche<br />
von Linguistik und Kommunikation ebenso wie erkenntnistheoretisch-philosophische, ästhetische und<br />
informationstheoretische Konzepte. Sie sollen insbesondere mit folgenden Schwerpunkten vorgestellt<br />
werden: Probleme der Sprachtheorie im 17. und 18. Jahrhundert – Logik und Semantik im 19. Jahrhundert<br />
– Linguistik und Semiotik – Ästhetik und Semiotik der Literatur – technische Medien in semiotischen<br />
Prozessen – Zeichensysteme der wissenschaftlichen Darstellung.<br />
Literaturangaben:<br />
• Semiotik. Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur, hg. von Roland Posner/Klaus<br />
Robering/Thomas A. Sebeok. Berlin/New York: de Gruyter, 1997 f.<br />
• Encyclopedic Dictionary of Semiotics, hg. von Thomas A. Sebeok. Berlin/New York: de Gruyter, 1986.
33<br />
Grundstudium<br />
Beachten Sie bitte jeweils auch jene Kolloquien unter Hauptstudium, die <strong>für</strong> Studierende aller Semester<br />
offen stehen!<br />
Proseminar I: PD Dr. Gesine Schiewer<br />
Einführung in die Angewandte Linguistik und Kommunikationswissenschaft:<br />
Grundlagen der Gesprächskompetenz<br />
Zeit: Mittwoch 18-20<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Die Proseminare I und II haben eine vertiefte Diskussion der Angewandten Linguistik hinsichtlich ihrer<br />
kommunikationswissenschaftlichen Aspekte, ihrer Methoden und Grundlagen sowie die aktive Einübung<br />
wissenschaftlicher Arbeitstechniken zum Gegenstand. Ziel ist die Erarbeitung eines fundierten<br />
Basiswissens aufgrund der exemplarischen Auseinandersetzung mit Fragen der kommunikativen Verständigung.<br />
Zu berücksichtigen sind hier insbesondere die Redeintentionen des Sprechers, die sprachlichen<br />
Instrumente differenzierter, auch indirekter Kommunikation sowie die Bezugnahme auf den Hörer<br />
oder Leser einschließlich seiner Verstehensleistung. Entsprechende Erkenntnisse über die Organisationsprinzipien<br />
von Gesprächen legen die Frage nahe, ob Kommunikation lernbar und lehrbar ist, ob Gesprächskompetenz<br />
also entwickelt und damit einem möglichen Misslingen von Kommunikation Rechnung<br />
getragen werden kann. Diese Thematik soll in dem Proseminar diskutiert werden unter Bezugnahme<br />
sowohl auf rational orientierte Konzepte der Verständigung als auch auf emotionslinguistische<br />
Ansätze der Kommunikationstheorie.<br />
Literaturangaben:<br />
• Auer, Peter: Sprachliche Interaktion. Eine Einführung anhand von 22 Klassikern. Tübingen: Niemeyer, 1999.<br />
• Krallmann, Dieter/Ziemann, Andreas: Grundkurs Kommunikationswissenschaft. München: Fink, 2001.<br />
• Lenke, Nils/Lutz, Hans-Dieter/Sprenger, Michael: Grundlagen sprachlicher Kommunikation. Mensch – Welt – Handeln<br />
– Sprache – Computer. München: Fink, 1995.<br />
Proseminar II: Lic. phil. Daniel Rellstab<br />
Einführung in die Angewandte Linguistik und Kommunikationswissenschaft<br />
II: Konflikt – Kommunikation<br />
Zeit: Dienstag 14-16<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Konflikte sind offenbar eine normale und alltägliche Erscheinung überall dort, wo Menschen mit unterschiedlichen<br />
Meinungen, Plänen, Zielen und Wertvorstellungen aufeinander treffen. Konflikte entste-
34<br />
hen in unterschiedlichsten Kontexten, werden auf unterschiedliche Weisen ausgetragen. In ihrer<br />
medialen Inszenierung locken sie die Massen vor den Bildschirm, in Unternehmen kosten sie „wichtige<br />
Ressourcen wie Geld, Zeit und Nerven“ (Zitat Bonn Business School), zu Paarbeziehungen scheinen<br />
sie zu gehören, in interkulturellen Konstellationen sind sie fast schon unvermeidbar. Ihre Konsequenzen<br />
können harmlos, sogar fruchtbar sein – oder auch nicht.<br />
Im Proseminar soll aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive analysiert werden, wie Streit<br />
entsteht, sich entwickelt, welche Dynamik er entfaltet und wie sich die Interagierenden in dieser verstricken.<br />
Die praktische Analyse konfliktärer Kommunikation in unterschiedlichen Konstellationen und<br />
Kontexten, in Talk-Shows, vor dem Richter, in Betrieben oder Diskussionsrunden zu Ökothemen etwa,<br />
bietet jedoch nicht nur Einblicke in Formen, Funktionsweisen und Strukturen eines alltäglichen Phänomens,<br />
sondern ermöglicht darüber hinaus tiefere Einsichten in Struktur und Dynamik von Gesprächen.<br />
Gleichzeitig zwingt die Auseinandersetzung mit Streitkommunikation zu weitergehenden kommunikationstheoretischen<br />
Reflexionen: Kann überhaupt Verständigung hergestellt werden, wenn in<br />
Betracht gezogen wird, dass jede Partei ihre subjektive Deutung des Streites konstituiert, und zwar aufgrund<br />
eigenen Erfahrungswissens, momentaner Interessen, geheimer Wünsche, Mutmaßungen und<br />
Verdächtigungen (cf. Nothdurft 1998: 15)? Was bedeutet dies <strong>für</strong> Konzepte der Mediation, die der<br />
Schlichtung von Konflikten und der Konsens-Etablierung förderlich sein sollen? Und letztlich ist sicherlich<br />
auch die Frage zu diskutieren, ob Streit die Ausnahme von der Regel ist, oder ob in konfliktärer<br />
sprachlicher Interaktion eine Grundstruktur von Kommunikation überhaupt sichtbar wird.<br />
Das Proseminar soll damit die Möglichkeit zur Vertiefung kommunikationstheoretischer Grundlagen<br />
bieten, gleichzeitig aber auch genügend Gelegenheit zur praktischen Anwendung und Einübung der<br />
Analyse von Gesprächen liefern.<br />
Literaturangaben:<br />
• Fiehler, Reinhard (ed.) 1998: Verständigungsprobleme und gestörte Kommunikation. Opladen: Westdeutscher Verlag<br />
• Kallmeyer, Werner (ed.) 1996: Gesprächsrhetorik. Rhetorische Verfahren im Gesprächsprozess. Tübingen: Narr (=<br />
Studien zur deutschen Sprache 4)<br />
• Nothdurft, Werner 1998: Wortgefecht und Sprachverwirrung. Gesprächsanalyse der Konfliktsicht von Streitparteien.<br />
Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag<br />
• Steinmann, Horst und Andreas Georg Scherer (eds.) 1998: Zwischen Universalismus und Relativismus. Philosophische<br />
Grundlagenprobleme des interkulturellen Managements. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft<br />
1380)<br />
• Ungeheuer, Gerold 1987: Kommunikationstheoretische Schriften 1: Sprechen, Mitteilen, Verstehen. Ed. Johannes G.<br />
Juchem. Aachen: Rader (= Aachener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung 14)
Hauptstudium<br />
35<br />
Hauptseminar: PD Dr. Gesine Schiewer<br />
Anthropologie der Sprache<br />
Zeit: Mittwoch 12-14<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Anthropologische Grundlegungen der Sprache integrieren Fragestellungen und Ansätze unterschiedlicher<br />
Forschungstraditionen: Im Anschluß an Konzepte des 18. Jahrhunderts und Wilhelm von Humboldts<br />
Sprachreflexionen wird die historische Dimension von Sprache und Sprachbetrachtung akzentuiert<br />
(Jürgen Trabant, Henri Meschonnic). Hier wird die Theorie der Sprache bezogen auf einen Ansatz,<br />
der die Historizität des Menschen <strong>für</strong> grundlegend hält und die Geschichtlichkeit insbesondere an<br />
der Sprache festmacht. Dieser Zugang berücksichtigt, dass die Fähigkeit des Menschen zur Sprache<br />
sich nur in der menschlichen Gesellschaft tatsächlich zur Sprache entfalten kann, welche ihrerseits<br />
wiederum Sozialität und kulturelle Identität verstärkt, indem sie Gruppenzugehörigkeiten unterstreicht<br />
und differenziertes gesellschaftliches Handeln erlaubt. Auf die gruppentypischen Aspekte verschiedener<br />
Sprechweisen weisen besonders soziolinguistische Ansätze einer Ethnographie der Kommunikation<br />
hin; daneben untersuchen sie aber ebenfalls historische Gesichtspunkte (Dell Hymes). Hingegen werden<br />
in den Diskussionen um die Annahme sprachlicher Relativität Sprachen auf Weltansichten und<br />
Denkweisen bezogen (Sapir-Whorf-Hypothese). Gegenwärtige Forschungsschwerpunkte im Bereich<br />
einer Anthropologie der Sprache beziehen sich ferner auf das Verhältnis von Sprache und Kultur, Universalismus<br />
und Relativismus, Sprachwandel in kultureller Perspektive sowie ästhetische Dimensionen<br />
der Sprachverwendung. Das Seminar ist geplant als Einführung in Fragen der Anthropologischen Linguistik<br />
mit den zentralen Theorien und Methoden.<br />
Literaturangaben:<br />
• Trabant, Jürgen: Artikulationen. Historische Anthropologie der Sprache. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998.<br />
• Duranti, Alesandro (Hg.): Linguistic Anthropology. A Reader. Malden, Mass.: Blackwell, 2001.<br />
Kolloquium: Lic. phil. Patrick Linder<br />
Schrift und Medienwandel<br />
Zeit: Freitag 14-16<br />
Dauer:<br />
01.11.20<strong>02</strong>-07.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong>, 14-täglich<br />
ECTS-Punkte: 2<br />
Schon ein Blick in die beiden HSK-Bände zu "Schrift und Schriftlichkeit" in unserer Bibliothek (HF B<br />
21) offenbart, dass die Schrift keinen Gegenstand bildet, über den bald einmal alles gesagt bzw. ge-
36<br />
schrieben ist. Über Schrift zu schreiben liegt buchstäblich nahe, zumal ihr dem Vernehmen nach<br />
auch Linearität und Geschichtlichkeit zu verdanken sind, fundamentale Denkvoraussetzungen also, die<br />
nicht mehr wegzudenken sind. Die Schrift wiederum bildet selbst einen Gegenstand historischer<br />
Betrachtung. Wie geht diese Schrift-Geschichte aber weiter? Wie sind die Digitalisierung und die<br />
Zunahme ikonischer Darstellungsweisen in diesem Zusammenhang zu bewerten? Befinden wir uns im<br />
Zustand einer Art von Flurbereinigung zwischen den Codes? Oder ist das Ende der Schrift eingeläutet?<br />
Wird sie ersetzt oder werden nur gerade ihre Träger ausgetauscht, wie z.B. das Papier durch den<br />
Bildschirm? Müssen wir uns gar Gedanken zur Beschreibbarkeit eines postskripturalen Zeitalters<br />
machen? – Das Kolloquium bildet den geeigneten Rahmen <strong>für</strong> Fragen dieser Art. Ziel der<br />
Veranstaltung soll sein, den zeitgenössischen Schrift-Diskurs <strong>für</strong> eigene Hypothesenbildungen<br />
fruchtbar zu machen. Die gemeinsame Lektüre ausgewählter medienhistorischer, -philosophischer und<br />
-theoretischer Texte dient dabei als Grundlage. Erwünscht ist neben der aktiven Teilnahme übrigens<br />
auch das Einbringen von Materialien und Ansätzen anderer Disziplinen!<br />
Literaturangaben:<br />
• Assmann, Jan 2000: Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München: Beck<br />
• Blumenberg, Hans 1986: Die Lesbarkeit der Welt, Frankfurt/M.: Suhrkamp<br />
• Flusser, Vilém 1992: Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?, Göttingen: Edition Immatrix im Verlag European Photography<br />
• Koch, Peter & Sybille Krämer (eds.) 1997: Schrift, Medien, Kognition. Über die Exteriorität des Geistes (= Probleme<br />
der Semiotik Bd. 19), Tübingen: Stauffenburg<br />
• Schanze, Helmut (ed.) 2001: Handbuch der Mediengeschichte, Stuttgart: Kröner; darin pp. 220-251 und 282-298<br />
• Wende, Waltraud (ed.) 20<strong>02</strong>: Über den Umgang mit der Schrift, Würzburg: Königshausen & Neumann<br />
Diese Veranstaltung steht Studierenden aller Semester offen!
Sprachwissenschaft<br />
Dialektologie und Volkskunde<br />
37<br />
Vorlesungen<br />
Vorlesung:<br />
Prof. Dr. Ueli Gyr<br />
Reisen und Urlaub: Tourismus und Tourismusforschung im Überblick<br />
Zeit: Dienstag 10-12<br />
Dauer: 29.10.20<strong>02</strong>-04.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Im Jahr 2000 bewegten sich 698 Millionen Menschen auf eine besondere Art: Sie wurden zu Touristen<br />
und gaben da<strong>für</strong> weltweit 467 Milliarden Dollar aus – eine gigantische Grössenordnung des Gesellschaftsphänomens<br />
Tourismus, dem sich niemand mehr zu entziehen vermag. Tourismus ist nicht nur<br />
Schlagwort <strong>für</strong> eine darauf gerichtete Industrie, die den "Auszug aus dem Alltag" alljährlich neu verkündet.<br />
Tourismus ist auch ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Daran beteiligen sich u.a. Kulturhistoriker,<br />
Sozialhistoriker, Soziologen, Geografen, Entwicklungshelfer, Sozialpsychologen, Freizeitpädagogen,<br />
Kulturkritiker und Volkskundler. Sie alle bemühen sich, diesem Untersuchungsgegenstand<br />
gerecht zu werden, sei dies unter dem Aspekt von Theorien, sei dies über gezielte Fallstudien oder mit<br />
anwendungsorientierten Untersuchungen.<br />
Die Vorlesung wird die vielfältigen Erscheinungsformen des Tourismus darstellen, wichtige Etappen<br />
der Tourismusgeschichte ausbreiten und den Stand der neueren sozial- und kulturwissenschaftlichen<br />
Forschungsdiskussion zusammenfassen. Aus volkskundlich-ethnologischer Sicht geht es nicht zuletzt<br />
um die Frage, was Tourismusforschung leisten kann (applied anthropology) bzw. was sie bisher verpasst<br />
hat (Rezipientenverhalten). Interkulturelle Kommunikation, Reise– und Touristenkultur, aber<br />
auch der sozio-kulturelle Wandel auf bestehende Gesellschaften (Empfängerland), das Urlaubsverhalten<br />
als Lebensbereich (Rollen, Vorurteile, Rituale) sowie der Zusammenhang zwischen Tourismus<br />
und Folklorisierung sind Schwerpunkte, die mit Beispielen veranschaulicht werden sollen.
Sekundarlehramt (SLA)<br />
Veranstaltungen<br />
38<br />
Vorlesung/ Kolloquium: Dr. Erich Blatter<br />
fakultativ <strong>für</strong>s 5. Sem. Schweizerdeutsch. Grundriss einer Dialektologie der deutschen Schweiz<br />
Zeit: Montag 09-10<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: (1,5)<br />
Proseminar:<br />
Dr. Erika Derendinger<br />
Sprachwissenschaft II<br />
Zeit: Mittwoch 10-12<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Vorlesung:<br />
Prof. Dr. H. P. Holl<br />
5. Sem. Deutsche Literatur im Zeitalter der Technik<br />
Zeit: Donnerstag 08-10<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3<br />
Abteilung <strong>für</strong> das Höhere Lehramt (AHL)<br />
Fachdidaktik Deutsch<br />
Prof. Dr. Ueli Jaussi<br />
Fachdidaktik Deutsch<br />
Dienstag 10.15-11.45<br />
Blockveranstaltungen nach Ankündigung<br />
Beginn: 22.10.20<strong>02</strong><br />
Prof. Dr. Ueli Jaussi<br />
Mattackerweg 15 A<br />
3073 Gümligen<br />
Tel. privat: <strong>03</strong>1 951 26 92<br />
e-mail: ueli.jaussi@llb.unibe.ch<br />
Für detailliertere Auskünfte über die Veranstaltungen des Sekundarlehramtes und über die Fachdidaktik<br />
der AHL wenden Sie sich bitte direkt an die Dozentinnen und Dozenten oder das Sekundarlehramt<br />
(Tel. <strong>03</strong>1 631 83 16) bzw. die Abteilung <strong>für</strong> das Höhere Lehramt (Tel. <strong>03</strong>1 631 47 11).