Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...
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Proseminar I: Lic. phil. Beat Reck<br />
Geschichte der Literatur-Geschichtsschreibung – Literaturgeschichten im<br />
Vergleich<br />
Zeit: Montag 12-14<br />
Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 6<br />
Literaturgeschichten sind verbreitete und nützliche Hilfsmittel der Literaturwissenschaft; sie stellen<br />
aber auch prekäre Momente in der Geschichte der germanistischen Literaturwissenschaft dar: Sie haben<br />
den Kanon, ästhetische Werturteile und wissenschaftliche Methoden bis heute oft überaus problematisch<br />
geformt (vgl. Vogt: Einladung, S.231; 233). Vor diesem Hintergrund bietet das Proseminar eine<br />
Orientierungshilfe <strong>für</strong> den praktischen Umgang mit gegenwärtigen Literaturgeschichten; es will aber<br />
auch Kriterien zur eigenständigen Beurteilung von Literaturgeschichten systematisch erarbeiten.<br />
Im historisch ausgerichteten ersten Teil werden vorerst die Bedingungen erforscht, die in der zweiten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Entstehung der Literatur-Geschichtsschreibung führten. Darauf aufbauend,<br />
werden die Zielsetzungen und die daraus resultierenden Darstellungsformen der grossen Literaturgeschichten<br />
des 19. Jahrhunderts – der eigentlichen Blütezeit der germanistischen Literatur-Geschichtsschreibung<br />
– untersucht (insbesondere Georg Gottfried Gervinus: Geschichte der poetischen<br />
National-Litteratur der Deutschen, 1835–1842; Wilhelm Scherer: Geschichte der deutschen Litteratur,<br />
1880–1883). Genaue Analysen exemplarischer Textausschnitte, die die Merkmale der jeweiligen Literaturgeschichte<br />
deutlich erkennen lassen, stehen da<strong>für</strong> im Zentrum des Interesses. Die aus heutiger<br />
Sicht spannenden und aufschlussreichen Darstellungen der Literatur der frühen Neuzeit werden dabei<br />
besonders berücksichtigt.<br />
Aktuelle Literaturgeschichten werden im zweiten Teil miteinander verglichen. Methodisch vornehmlich<br />
analog verfahrend wie im ersten Teil, werden da<strong>für</strong> vorerst grössere Projekte der germanistischen<br />
Literatur-Geschichtsschreibung untersucht, die nach 1945 entstanden sind (Geschichte der deutschen<br />
Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begründet von Helmut de Boor; Richard Newald,<br />
1949ff.; Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte. Hrsg. von Horst Albert Glaser, 1980ff.; Hansers<br />
Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Hrsg. von Rolf Grimminger,<br />
1980ff.). Diese mehrbändigen Literaturgeschichten werden sodann neben einbändigen Werken,<br />
wie sie Studierende oft am Studienanfang zur groben Orientierung benutzen, kritisch diskutiert – beispielsweise<br />
hinsichtlich der Zielsetzung, des Umfangs von Darstellungen einzelner literarischer Felder<br />
(z. B. ‚Epochen’, ‚Gattungen’), der Kriterien der Selektion, des Informationswerts usw. Da Literaturgeschichten<br />
gerne auch herangezogen werden, um punktuelle Informationen zu einem Gebiet zu suchen,<br />
sehen sie sich heute von Literaturlexika, literaturwissenschaftlichen Handbüchern, Sammelbänden usw.<br />
stark konkurrenziert. Deshalb werden am Schluss des Proseminars wichtige aktuelle Werke auch dieser<br />
Gattungen besprochen, um ihre Vor- und Nachteile gegenüber Literaturgeschichten sorgfältig abzuwägen.<br />
Zur Vorbereitung empfohlen sei die Lektüre folgender Texte:<br />
• Albert Meier: Literaturgeschichtsschreibung. In: Grundzüge der Literaturwissenschaft. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold;<br />
Heinrich Detering. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1996, S.570–584.<br />
• Jochen Vogt: Einladung zur Literaturwissenschaft. Mit einem Hypertext-Vertiefungsprogramm im Internet. 3., vollst.<br />
überarbeitete und erweiterte Aufl. München: Fink, 20<strong>02</strong> (11999) (UTB <strong>für</strong> Wissenschaft; 2072), Kap. 10: Was heisst<br />
und zu welchem Ende studiert man Literaturgeschichte?, S. 217–236. Vgl. dazu unbedingt auch die mit diesem Kapitel<br />
korrespondierenden Internet-Seiten: http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/einladung.htm.<br />
Proseminar II:<br />
Dr. Thomas Borgard