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Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...

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Die Kunst, Geschichten unterhaltsam und spannend zu erzählen, steht heutzutage im Wettstreit mit<br />

der effektvollen Anordnung von Bildern und ihrer Unterlegung mit Klängen und Sprache. Die<br />

Medienkonkurrenz provoziert aber gerade dazu, nach den Kriterien zu fragen, nach denen Geschichten<br />

gut erzählt sind. Sind diese Kriterien überzeitlich gültig? Oder haben sich die Anforderungen an gut<br />

erzählte Geschichten seit der Goethezeit gewandelt? Es gibt keine allgemeine Theorie der Novelle,<br />

sondern die Konjunktur dieser Erzählgattung war seit Boccaccios „Decamerone“ stets mit der Kritik an<br />

gängigen Literaturformen und der Forderung nach Ausweitung des Lesepublikums verbunden.<br />

Die Geschichte der deutschsprachigen Novellistik, die mit Gottfried Kellers und C.F. Meyers Erzählungen<br />

klassisches Format erreicht, beginnt mit Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ .<br />

Die Rahmenerzählung nimmt Bezug auf das „Decamerone“ Boccaccios, des erklärten Lieblings eines<br />

nach Unterhaltung begierigen weiblichen Publikums. Die zur Ablenkung von den politischen Wirren<br />

der 1790er Jahre vorgetragenen Gespenstergeschichten, moralischen Erzählungen und das Schlußmärchen<br />

verarbeiten mehr oder weniger gelungen die aktuellen gesellschaftlichen Krisenerfahrungen und<br />

werden in der Erzählrunde strenger, kontroverser poetologischer Kritik unterworfen. Nach der intertextuellen<br />

Analyse der „Unterhaltungen“, die literaturgeschichtlich immanent verfährt, wollen wir die<br />

Kontexte erforschen, besonders die Revolutionspublizistik in den historischen und literarischen Zeitschriften<br />

und kritische Besprechungen der „Unterhaltungen“.<br />

Literaturangaben:<br />

• Goethes „Unterhaltungen“ in einer beliebigen Ausgabe und die Kommentare in der „Frankfurter Ausgabe“ und der<br />

„Münchener Ausgabe“ von Goethes Werken.<br />

• Hannelore Schlaffer: Poetik der Novelle. Stuttgart 1993.<br />

• Artikel „Novelle“ von Hugo Aust in Killys Literaturlexikon, Bd. 14, München 1993, S. 170-175.<br />

• Artikel „Novelle“ von Horst Thomé und Winfried Wehle in Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 2,<br />

hg. von Harald Fricke. Berlin 2000, S. 725-731.<br />

Hauptseminar: Prof. Dr. Yahya Elsaghe/ Assistenz: Franka Marquardt<br />

Thomas Mann, Buddenbrooks<br />

Zeit: Mittwoch 18-20<br />

Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />

ECTS-Punkte: 7<br />

Aus Anlass seiner neuen Herausgabe und Kommentierung im Rahmen der ‚Grossen kommentierten<br />

Frankfurter Ausgabe‘ soll Thomas Manns erster Roman einer kritischen Relektüre unterzogen werden.<br />

Folgende Fragestellungen sind da<strong>für</strong> vorgesehen:<br />

• Thomas Manns Selbstkommentare<br />

• Autobiographische Beziehungen<br />

• Der „Verfall einer Familie“ im Verhältnis zur Geschichte und Vorgeschichte des ‚Zweiten‘ Deutschen Reichs<br />

• Antisemitische Stereotype<br />

• Lübeck in „Buddenbrooks“, Thomas Mann in Lübeck<br />

• Innerdeutsche Stereotypisierungen (zum Beispiel München und Bayern)<br />

• Grenzüberschreitungen (Frankreich, Litauen, Südamerika etc.)

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