11.11.2013 Aufrufe

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hauptstudium<br />

9<br />

Hauptseminar: Prof. Dr. H. Herkommer<br />

Meister Eckhart, ‚Liber benedictus’ (,Das Buch der göttlichen Tröstung’<br />

und ,Von dem edeln Menschen’)<br />

Zeit: Montag 16-18<br />

Dauer: 28.10.20<strong>02</strong>-<strong>03</strong>.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />

ECTS-Punkte: 7<br />

Der ‚Liber benedictus’, der im Kölner Inquisitionsverfahren von 1326 gegen Meister Eckhart (um<br />

1260-1328) eine wichtige Rolle spielt, enthält zum einen den Traktat, dem der Schreiber der Basler<br />

Handschrift den eingebürgerten Titel ‚buoch der göttlichen trostung’ zugesprochen hat, und zum anderen<br />

die Lesepredigt ‚Von dem edeln Menschen’. Der ‚Liber benedictus’ ist während Eckharts Strassburger<br />

Zeit, vielleicht 1318, entstanden. Möglicherweise wurde er geschrieben <strong>für</strong> Agnes von Ungarn<br />

(1280-1364), Witwe des 1301 verstorbenen Königs Andreas III. von Ungarn und Tochter des 1308 von<br />

Herzog Johann von Schwaben (Johannes Parricida) ermordeten Königs Albrecht I. von Habsburg. In<br />

der Nähe des Ortes an der Reuss, wo der Königsmord geschah, wurde von der habsburgischen Familie<br />

das Kloster Königsfelden, Doppelkonvent von Franziskanern und Klarissen, als Gedenkstätte gestiftet.<br />

Agnes trat 1318 als halbgeistliche Frau dem Klarissenkonvent bei und leitete die Stiftung. – ‚Das Buch<br />

der göttlichen Tröstung’, geprägt von Eckharts hochspekulativer mystischer Lebenslehre, versteht sich<br />

in der Tradition der christlichen Consolatio-Literatur als Trostbuch <strong>für</strong> den Menschen „in allem sînem<br />

ungemache, betrüepnisse und leide“. Der Traktat besitzt drei Teile. Der erste, subtilste Teil thematisiert<br />

Eckharts theologische Metaphysik mit der Gottessohnschaft des Menschen und der Notwendigkeit, das<br />

Geschöpfliche zurückzulassen, Voraussetzung <strong>für</strong> die Befreiung des Menschen von seinem Leid. Der<br />

zweite Teil sammelt „etwa dreissig“ Trostgründe, von denen jeder <strong>für</strong> sich „billîche troesten sol den redelîchen<br />

[einsichtigen] menschen in sînem leide.“ Zu den Trostgründen zählt auch die Bewältigung des<br />

Leids, die als Nachfolge Christi seine Bejahung einschliesst. Der dritte Teil berichtet von trostspendenden<br />

Worten und Werken vorbildlicher Personen. – Die Predigt ‚Von dem edeln Menschen’ behandelt,<br />

ausgehend von Lukas 19,12 („ein edel mensche vuor ûz in ein verrez lant enpfâhen im ein rîche und<br />

kam wider“) und anknüpfend an Augustins ‚De vera religione’, den sechsstufigen Weg des inneren<br />

Menschen bis zur Einheit mit Gott, „sô der mensche ist entbildet und überbildet von gotes êwicheit.“<br />

Dem Seminar liegt folgende Textausgabe zugrunde:<br />

• Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung und Von dem edlen Menschen (Liber „Benedictus“). Unter Benutzung<br />

bisher unbekannter Handschriften neu hrsg. von Josef Quint. Berlin 1952 (Kleine Texte <strong>für</strong> Vorlesungen und Übungen<br />

55) [Da die Ausgabe vergriffen ist, wird der Text als Kopie zur Verfügung gestellt].<br />

Übersetzungen:<br />

• Meister Eckhart, Das Buch der göttlichen Tröstung. Ins Neuhochdeutsche übertragen von Josef Quint. Frankfurt a. M. /<br />

Leipzig 1987 (insel taschenbuch 1005).<br />

• Meister Eckhart, Werke II. Texte und Übersetzungen. Hrsg. von Niklaus Largier. Frankfurt a. M. 1993 (Bibliothek des<br />

Mittelalters 21 [Bibliothek deutscher Klassiker 92]), S. 232-333, Stellenkommentar S. 748-789.<br />

Zur einführenden Lektüre sei verwiesen auf:<br />

• Meister Eckhart. Hrsg., eingeleitet und zum Teil übersetzt von Dietmar Mieth. Olten 1979, S. 15-71.<br />

• Kurt Ruh, Meister Eckhart, in: Verfasserlexikon 2, 1980, Sp. 327-348.<br />

• Ders., Meister Eckhart. Theologe, Prediger, Mystiker. München 1985, 2 1989, hier bes. S. 115-135 (Der ‚Liber benedictus’).<br />

• Alois M. Haas, Deutsche Mystik, in: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter 1250-1370. Zweiter Teil. Hrsg. von<br />

Ingeborg Glier. München 1987 (de Boor/Newald, Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart<br />

III,2), S. 234-305, hier bes. S. 254-268 (Meister Eckhart).<br />

• Ders., Schulen spätmittelalterlicher Mystik (14. und 15. Jahrhundert), in: Geschichte der christlichen Spiritualität.<br />

Zweiter Band: Hochmittelalter und Reformation. Hrsg. von Jill Raitt in Verbindung mit Bernard McGinn und John<br />

Meyendorff. Würzburg 1995, S. 154-187, hier bes. S. 159-164 (Meister Eckhart).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!