Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...
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Hauptseminar: Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
„Witz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“. Die Ironisierung von Weltbildern<br />
durch die Literatur (Lichtenberg, Jean Paul, Grabbe, Nestroy)<br />
Zeit: Donnerstag 16-18<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Der Gebrauch des Ausdrucks »Weltbild« legt die Annahme nahe, Weltbetrachtung sei mehr ein kontemplativer<br />
Vorgang, als die Verarbeitung eines theoretischen Konstrukts. Dabei basieren Weltbilder in<br />
hohem Grad auf theoretischen Annahmen über das, was sich als Gegenstand einer scheinbar unreflektierten<br />
sinnlichen Wahrnehmung in der Literatur präsentiert. Gerade die parodistischen Infragestellungen<br />
von Weltbildern in der Geschichte der Literatur machen jedoch solche komplexen theoretischen<br />
Hintergründe sichtbar, die »Weltbild« einer Epoche zugrundeliegen. Ein berühmtes Beispiel da<strong>für</strong> ist<br />
Voltaires Roman Candide, der – ausgehend von dem Ereignis des Erdbebens von Lissabon (1755) –<br />
das ganze philosophische Weltbild seiner Zeit ad absurdum führte.<br />
Im Rahmen dieses Seminars werden an vier Beispielen Formen der literarischen Auseinandersetzung<br />
mit in sich stimmigen Weltbildern und ihren philosophischen Grundannahmen behandelt: In den Sudelbüchern<br />
des Naturforschers Georg Christoph Lichtenberg manifestiert sich eine profunde Verunsicherung<br />
hinsichtlich des gesicherten Wissens in der Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft des<br />
18. Jahrhunderts. In Jean Pauls grossem Roman Titan und seinem komischen Anhang Des Luftschiffers<br />
Giannozzo Seebuch findet sich eine radikale Infragestellung der Grundlagen der deutschen Klassik,<br />
sowohl in ihren ästhetischen wie den philosophischen Grundannahmen (bei Goethe, Fichte, Kant,<br />
Schiller). Und die beiden Komödien von Grabbe und Nestroy (Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung<br />
bzw. Höllenangst) präsentieren eine parodistische Darstellung des politischen Systems der Restaurationszeit<br />
und seiner ästhetischen Überformungen, die das Ende dieser Epoche signalisieren.<br />
Das Seminar stellt das Verhältnis von Literatur und Philosophie in den Mittelpunkt, wie es sich in den<br />
literarischen Formen von Ironie, Parodie, Paradoxie und Satire besonders stark manifestiert. Dabei wird<br />
dem Problem der theoretischen Konstruktion von Weltbildern im Rahmen der Diskussion um Epochenkonstruktionen<br />
besondere Aufmerksamkeit gelten.<br />
Keywords: Epochenkonstruktionen, Ironie, Literatur und Philosophie, Konstruktion von Weltbildern,<br />
Paradox, Parodie, Satire.<br />
Literatur:<br />
• Lichtenberg, Sudelbücher (Insel)<br />
• Jean Paul, Titan und Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch (jeweils Insel)<br />
• Grabbe, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (Reclam)<br />
• Nestroy, Höllenangst (Reclam).<br />
Die Kenntnis von Voltaires Roman Candide (zahlreiche französische bzw. deutsche Ausgaben) wird vorausgesetzt.<br />
Oberseminar: Prof. Dr. Wolfgang Proß<br />
Examenskolloquium<br />
Zeit:<br />
Donnerstag 18-20 (14tägig)<br />
Dauer: 06.11.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 3/7<br />
Im Oberseminar werden Exposés zu Dissertationen und Habilitationen vorgestellt sowie wichtige Neuerscheinungen<br />
zu methodischen Fragen der Germanistik besprochen.<br />
Persönliche Anmeldung erforderlich.