Länderanalyse Indien - Bayerische Landesbank
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Länderanalyse <strong>Indien</strong> 2<br />
ne Unterstützung im Parlament. Die Regionalpartei Trinamool Congress stellte ihre<br />
sechs Ministerposten zur Verfügung und verkündete, dass die 19 Abgeordneten<br />
nicht länger für die Regierung stimmen würden. Daraufhin kündigten zwei andere<br />
einflussreiche Regionalparteien an, Singhs Koalition künftig bei Abstimmungen zu<br />
unterstützen und somit die Parlamentsmehrheit der Regierung zu sichern. Bei der<br />
richtungsweisenden Abstimmung im Dezember 2012 über die Öffnung des Einzelhandelssektors<br />
erreichte Singh im Unterhaus mit 51% der Abgeordnetenstimmen<br />
eine hauchdünne Mehrheit. Obwohl das politische Überleben der Regierung damit<br />
vorerst gesichert ist, bleibt Singh vom Wohlwollen kleiner Parteien abhängig, von<br />
denen die meisten seiner Reformpolitik kritisch gegenüberstehen. Auch wenn ein<br />
Großteil der Reformen erst mittelfristig Wirkung zeigen wird, war die Signalwirkung<br />
enorm wichtig. Das Investitionsklima zeigt sich deutlich verbessert und die<br />
Ratingverschlechterung wurde vorerst ebenfalls abgewendet.<br />
Problematisch für das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik ist die Tatsache,<br />
dass immer wieder staatsnahe Unternehmen und hochrangige Parteimitglieder in<br />
Korruptionsskandale verwickelt sind. Im Corruption Perceptions Index 2012 von<br />
Transparency International belegt <strong>Indien</strong> Platz 94 von 176 Ländern. Ein grundlegendes<br />
Konzept zur Bekämpfung von Bestechung und Vetternwirtschaft gibt es<br />
derzeit nicht.<br />
Außenpolitisch haben sich die in der Vergangenheit belasteten Beziehungen zu<br />
den USA, China und Japan schrittweise verbessert. Dagegen sind die Beziehungen<br />
zu Pakistan nach wie vor angespannt, und der Kaschmirkonflikt bleibt trotz aller<br />
Friedensbemühungen bislang ungelöst.<br />
3. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Nach China ist <strong>Indien</strong> eines der wachstumsstärksten Länder und hat in den vergangenen<br />
Jahren einen beachtlichen Aufholprozess mit überdurchschnittlich hohen<br />
Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts gestartet. An der Kaufkraft<br />
des Bruttoinlandsprodukts gemessen ist <strong>Indien</strong> bereits nach den USA, China und<br />
Japan die viertgrößte Volkswirtschaft. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 1.575<br />
Dollar zählt das Land aber nach wie vor zu den armen Ländern. Auch wenn die<br />
Wachstumsdynamik der letzten Jahre auf den ersten Blick überzeugt, lässt sich<br />
nicht verkennen, dass die indische Wirtschaft derzeit unter mehreren, miteinander<br />
verbundenen Problemen leidet: Rückgang der Industrieproduktion und Investitionstätigkeit,<br />
hohe Inflationsrate, Abwertung der Währung, Defizite in der Handelsund<br />
Leistungsbilanz.<br />
Um die stetig wachsende Zahl der (jungen) Inder, die jährlich auf den Arbeitsmarkt<br />
drängen, auffangen zu können, benötigt <strong>Indien</strong> Schätzungen der Regierung zufol-<br />
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