Länderanalyse Indien - Bayerische Landesbank
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Länderanalyse <strong>Indien</strong> 3<br />
ge jedes Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von etwa 8,5% bis 9%. Die Wachstumsrate<br />
für 2012 (5,4%) und die Prognose für 2013 (6,5%) mussten zuletzt jedoch<br />
deutlich nach unten korrigiert werden. Wie viele andere asiatische Länder ist <strong>Indien</strong>s<br />
Wachstum nicht so sehr vom Export, sondern in erster Linie vom Binnenmarkt<br />
abhängig. Dieser wurde zuletzt jedoch vom Reformstau, der grassierenden Korruption<br />
und dem politischen Stillstand gebremst. Die für indische Verhältnisse<br />
geringen Wachstumsraten 2012 und 2013 resultieren somit in einer leicht steigenden<br />
Arbeitslosenquote (Prognose 2013: 9,4%) und sind in erster Linie auf den<br />
Rückgang bzw. die Stagnation von Industrieproduktion und Investitionstätigkeit<br />
zurückzuführen. Diesbezüglich macht jedoch der jüngst eingeschlagene Reformkurs<br />
Hoffnung auf Besserung und höheres Wachstum im Jahr 2014.<br />
Während sich die Aussichten auf ausländische Direktinvestitionen reformbedingt<br />
verbessern, sind von der inländischen Investitionstätigkeit weiterhin keine großen<br />
Impulse zu erwarten. Diese Entwicklung ist zum großen Teil steigenden Kreditkosten<br />
infolge der Zinspolitik der Notenbank geschuldet. Um die Inflation einzudämmen,<br />
erhöhte die indische Zentralbank ihre Leitzinsen zwischen März 2010 und<br />
Oktober 2011 insgesamt 13 Mal auf 8,5%. Zu Lasten der Investitionstätigkeit konnte<br />
so immerhin die Teuerungsrate von 16,2% (Januar 2010) auf 6,5% zum Jahresende<br />
2011 gesenkt werden. Allerdings war der Effekt nur von kurzer Dauer. Steigende<br />
Preise für Lebensmittel, Kleidung und Kraftstoffe trieben die Teuerungsrate<br />
im Jahresdurchschnitt 2012 wieder auf 9,3%. Somit ist der Spielraum für eine investitionsfreundlichere<br />
Geldpolitik der Zentralbank nach wie vor beschränkt. Darüber<br />
hinaus würde die Zentralbank bei größeren Zinssenkungen auch einen Abfluss<br />
ausländischen Kapitals mit einhergehender Abwertung der Währung riskieren.<br />
Eine starke Abwertung der Währung würde sich wiederum umgehend negativ auf<br />
die Importpreise für Rohstoffe (v. a. Öl) auswirken und die Inflation wieder anheizen.<br />
Deshalb hat es seitens der Geldpolitik nach der Senkung des Leitzinses im<br />
April 2012 von 8,5% auf 8% nur zu einem kleinen Impuls für die Wirtschaft gereicht<br />
(Absenkung des Leitzinses auf 7,75% im Januar 2013). Aufgrund der derzeit eher<br />
konjunkturorientierten Geldpolitik ist für 2013 lediglich ein schwacher Rückgang<br />
der durchschnittlichen Inflationsrate (Prognose: 8,9%) zu erwarten.<br />
Auch mittel- und langfristig gilt es einige Herausforderungen zu meistern, um den<br />
Wachstumstrend fortzusetzen. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, die Balance<br />
zwischen der erforderlichen Haushaltskonsolidierung und dem dringend erforderlichen<br />
Ausbau der unterentwickelten Infrastruktur, einem der größten Wachstumshemmnisse,<br />
zu finden. Schätzungen zufolge „kostet“ die überlastete Infrastruktur<br />
das Land jedes Jahr zwischen einem und zwei Prozentpunkte Wachstum.<br />
Insbesondere in den Bereichen Transportinfrastruktur, Entsorgungs- bzw. Abwassersysteme<br />
und Stromversorgung besteht Nachholbedarf. Nachdem im letzten<br />
Fünfjahresplan der Regierung noch ein Finanzbedarf für Infrastrukturinvestitionen<br />
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