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Pferdehaltung<br />

Foto: Frank Sorge<br />

Pferde<br />

Das Anweiden im Frühjahr ist eine enorme Umstellung<br />

für Magen und Darm des Pferdes. Um Gesundheits-<br />

Schäden zu vermeiden, ist durchdachtes Weidemanagement<br />

gefragt.<br />

Pferde sind Dauerfresser, deren<br />

Verdauungssystem kontinuierlich<br />

Nahrung benötigt. Im<br />

Vergleich zu ihrer Körpergröße<br />

haben sie ein recht kleines Magenvolumen<br />

von ca. 18 Litern.<br />

Der Wechsel von Stall- auf<br />

Weidehaltung ist eine große<br />

Umstellung, denn Magen und<br />

Darm sind nach dem Winter<br />

auf trockenes, wenig gehaltvolles<br />

Heu mit hohem Rohfaseranteil<br />

eingestellt. Frisches<br />

Gras im Frühjahr ist hingegen<br />

rohfaserarm, aber sehr reich<br />

an Eiweiß, Kohlenhydraten<br />

und Wasser – also das genaue<br />

Gegenteil. Damit wird das<br />

bakterielle Gleichgewicht des<br />

Darms massiv gestört.<br />

Um den Verdauungsapparat<br />

nicht zu überfordern, müssen<br />

die Pferde langsam an die<br />

Weide gewöhnt werden. Verschlingen<br />

sie zu viel gehaltvolles<br />

Grünzeug, führt dies<br />

nicht selten zu gefährlichen<br />

Fehlgärungen im Darm, die<br />

Durchfall, Kolik oder Hufrehe<br />

verursachen können. Als Auslöser<br />

für Stoffwechselprobleme<br />

gelten neben Eiweiß vor allem<br />

Fruktane. Das sind Kohlenhydrate,<br />

die von den Pflanzen als<br />

Energiereserve für Wachstum<br />

und Stoffwechsel gespeichert<br />

werden. Besonders im Frühjahr<br />

ist der Gehalt in den Gräsern<br />

sehr hoch. Deshalb sind<br />

karge, stickstoffarme Grünflächen<br />

mit fruktanarmen Pflanzen<br />

wie z.B. Wiesenlieschgras<br />

oder Rotschwingel von Vorteil.<br />

Vorsicht auch bei Nachtfrost<br />

mit darauf folgendem Sonnenschein:<br />

Bei Frost investieren<br />

die Pflanzen keine Energie<br />

ins Wachstum, bei steigenden<br />

Temperaturen jedoch holen<br />

sie dies nach, was den Fruktangehalt<br />

schlagartig erhöht. An<br />

solchen Tagen ist es besser, die<br />

Vierbeiner erst ab Mittag auf<br />

die Weide zu lassen.<br />

Fresszeit langsam<br />

steigern<br />

Es erleichtert die Umstellung,<br />

wenn Sie Ihr Pferd vor Beginn<br />

der Weidesaison täglich ca.<br />

zehn Minuten an der Hand<br />

anweiden<br />

grasen lassen. Beginnen Sie<br />

dann das Anweiden mit etwa<br />

15 bis 20 Minuten und steigern<br />

die Dauer täglich in kleinen<br />

Schritten, so dass der Vierbeiner<br />

nach drei bis vier Wochen<br />

auch ganztags grasen darf.<br />

Unterbrechen Sie diesen Eingewöhnungs-Rhythmus<br />

nicht<br />

und beobachten das Pferd<br />

besonders in den ersten Tagen<br />

genau: Frisst es hastig oder<br />

langsam? Ist der Kot fest oder<br />

dünn? Stimmen Sie die Länge<br />

der Zeiten individuell ab.<br />

Manchen Pferden bereitet die<br />

Umgewöhnung kaum Probleme,<br />

andere (insbesondere übergewichtige,<br />

Hufrehe gefährdete<br />

oder sehr alte) reagieren sehr<br />

empfindlich auf frisches Gras.<br />

Symptome wie Durchfall, Unruhe,<br />

häufiges Wälzen, übermäßiges<br />

Schwitzen oder Entlastungshaltung<br />

der Hufe sind<br />

Alarmsignale. Sie sollten Ihr<br />

Pferd dann sofort von der Weide<br />

holen und ggf. den Tierarzt<br />

verständigen.<br />

Empfindliche Pferde können<br />

nach kurzer Gewöhnungszeit<br />

auch mit einer sogenannten<br />

Fressbremse ausgestattet werden,<br />

durch die sich die Futteraufnahme<br />

deutlich reduzieren<br />

lässt. Auch eine Parzellierung<br />

der Weidefläche mit mobilen<br />

Eletrozäunen verhindert<br />

übermäßiges Grasen. Füttern<br />

Sie Ihrem Pferd während der<br />

Anweidephase hochwertiges<br />

Heu, um die Verdauung zu<br />

unterstützen, denn Gras enthält<br />

v.a. im Frühjahr wenig<br />

Rohfaser. Reichen Sie das Heu<br />

vor dem Weidegang, damit der<br />

Magen bereits gefüllt ist und<br />

das Tier nicht so hastig grast.<br />

Verdauungsfördernd wirkt<br />

auch handwarmes Kleie-Mash,<br />

das in der Umstellungsphase<br />

zwei bis drei Mal wöchentlich<br />

gefüttert wird.<br />

Verletzungsgefahr<br />

Für alle Pferde, die nicht ganzjährig<br />

Auslauf genießen, gilt:<br />

Nicht nur die Verdauung muss<br />

sich an die Weide gewöhnen,<br />

sondern auch die Psyche. Nach<br />

den Wintermonaten in Boxenhaltung<br />

ist oft freudiges Toben<br />

und Bocken angesichts der<br />

neugewonnenen Freiheit angesagt.<br />

Das endet nicht selten<br />

mit Verletzungen und Tierarztbesuch.<br />

Deshalb sollte man das<br />

Pferd zunächst nach dem Reiten,<br />

Fahren oder Longieren auf<br />

die Koppel bringen. Erstens ist<br />

es so bereits aufgewärmt, und<br />

zweitens tobt es dann meistens<br />

nicht mehr so herum.<br />

Meike Bölts<br />

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