heinz strunk - Quartier
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Titel <strong>heinz</strong> <strong>strunk</strong><br />
Fast wie im richtigen Leben<br />
Der Bestsellerautor, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk spricht vor<br />
seiner Lesung beim Harbour Front Literaturfestvial über triviale Literatur,<br />
über Menschenhass – und nicht über die HafenCity<br />
Interview: Nikolai Antoniadis<br />
Ihr aktuelles Buch „Junge rettet Freund aus Teich“ bezeichnete<br />
die FAZ als „ein weiteres Protokoll des beschädigten Strunk-<br />
Lebens“. Arbeiten Sie in Ihren Büchern Ihre Biografie ab? Als eine<br />
Art Selbsttherapie?<br />
Selbsttherapie gibt es meiner Meinung nach gar nicht. Jedenfalls<br />
nicht in der Literatur.<br />
Aber Sie haben wahrscheinlich in den letzten Jahren mit Dutzenden<br />
von Journalisten, Literaturagenten und Buchkritikern<br />
über Ihre Mutter geredet.<br />
Nö.<br />
Ich meine, wenn man so starke autobiografische Rückgriffe<br />
macht, spricht man doch bei Buchbesprechungen automatisch<br />
auch über seine Biografie, oder nicht?<br />
Nein, ich finde nicht. Es sind immer noch Romanfiguren. Meine<br />
Bücher sind ja keine Tagebücher oder Tagebuchabschriften. So<br />
was ist langweilig. Die Figur ist eine Romanfigur, auch wenn<br />
ich schreibe, dass ich es bin.<br />
Der Protagonist Mathias Halfpape in „Junge rettet Freund aus<br />
Teich“ ist nicht Mathias Halfpape im richtigen Leben.<br />
Nein. Es ist schon sehr viel dran, aber wieviel, das bleibt das<br />
letzte Geheimnis des Autors. Abgesehen davon ist das schon<br />
so lange her, dass ich gar nicht mehr genau sagen kann, wie<br />
ich damals war. Es ist der Versuch eines 51-jährigen, sich<br />
irgendwie in die Gefühlswelt eines Kindes oder Jugendlichen<br />
hineinzuversetzen.<br />
Ich war 20 Jahre daran gewöhnt, gar<br />
nichts hinzubekommen. Dafür ist das<br />
Niveau, auf dem ich mich heute befinde,<br />
für meine bescheidenen Verhältnisse hoch<br />
Was für eine Geschichte erzählen Sie denn in dem Buch?<br />
Es ist die Geschichte vom Zerfall einer kleinbürgerlichen Familie<br />
in den späten 60ern und 70ern in Hamburg-Harburg,<br />
geschildert aus der Perspektive des zuerst 6-, dann 10-, dann<br />
14-jährigen Protagonisten. Gleichzeitig ist es die Geschichte<br />
von der Entwicklung einer Kindheit zur Jugend und Pubertät<br />
mit den damit zusammenhängenden dramatischen Einbrüchen:<br />
dem Einbruch der Sexualität, dem Wechsel aufs Gymnasium,<br />
wo er dann plötzlich gar nichts mehr begreift. Das<br />
Besondere an dem Buch ist, dass sich die jeweilige Intonation<br />
ausgabe 23, september – november 2013<br />
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