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Die Kunst der Gesprächsführung (nach Helmuth J. ten Siethoff)

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<strong>Die</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>der</strong> Gesprächsführung (<strong>nach</strong> <strong>Helmuth</strong> J. <strong>ten</strong> <strong>Siethoff</strong>)<br />

Das Gespräch ist ein vielschichtiger Prozess. Inhalt und Bedeutung <strong>der</strong> Wor<strong>ten</strong> und<br />

Begriffe sind nicht für jeden gleich. Es gibt beim gesprochenen Wort durchaus Verständnisschwierigkei<strong>ten</strong>.<br />

Es ist oft schwierig, die Wirkung <strong>der</strong> eigenen Worte auf den<br />

Gesprächspartner zu kontrollieren. Oft macht <strong>der</strong> Ton die Musik. Auch spielen Gestik<br />

und Mimik in <strong>der</strong> Kommunikation eine wichtige Rolle. Oft spricht auch die eigene Stimmung<br />

aus den Wor<strong>ten</strong>, ob ich nervös, traurig o<strong>der</strong> gereizt bin. Objektives Wahrnehmen<br />

des Gespräches erfor<strong>der</strong>t Selbsterkenntnis. Ein sinnvolles Konzept für die Gesprächsführung<br />

kann nur auf <strong>der</strong> Grundlage eines Menschenbildes entwickelt werden, das den<br />

ganzen Menschen mit einbezieht, sowohl in seiner Bedeutung als Individuum als auch<br />

im Hinblick auf seine Rolle in <strong>der</strong> Gemeinschaft. Am Gespräch nimmt stets <strong>der</strong> ganze<br />

Mensch teil, das Denken, Fühlen und Wollen. Unser Denken liefert den Inhalt des Gespräches,<br />

das Gefühl erzeugt die Interaktion und <strong>der</strong> Wille steuert den Prozess. Gemeinschaftsbildung<br />

vollzieht sich im Gespräch.<br />

Kontrollfragen für eine zielstrebige Gesprächsführung:<br />

- Warum sind wir zusammengekommen?<br />

- Haben wir Probleme zu besprechen?<br />

- Wollen wir einfach nur gesellig miteinan<strong>der</strong> reden? Soll eine bestimmte Arbeit<br />

geleistet werden?<br />

- O<strong>der</strong> geht es um Verabredungen, die getroffen werden müssen? Gehört ein Beitrag<br />

auch wirklich zur Sache? Ist er sinnvoll?<br />

- Handelt es sich um Fak<strong>ten</strong> o<strong>der</strong> nur um eine persönliche Meinung?<br />

- Verläuft das Gespräch sachlich o<strong>der</strong> wirkt je<strong>der</strong> Gesprächsbeitrag emotional geladen?<br />

Fünf Leitlinien für die Gesprächsführung:<br />

1. Regelmäßige Kontrolle des Gesprächsverlaufs. Nimmt es eine falsche Richtung?<br />

Entfernt es sich vom angestreb<strong>ten</strong> Ziel? Den Fortgang des Gesprächs verfolgen<br />

und bei Abschweifungen korrigierend eingreifen und es wie<strong>der</strong> auf den richtigen<br />

Weg zurückführen.<br />

2. Dafür sorgen, dass je<strong>der</strong> einen Beitrag zum Gespräch liefert, damit alle notwendigen<br />

Informationen auf den Tisch kommen und die größtmögliche Objektivität<br />

erreicht wird.<br />

3. Informationen gelegentlich zusammenfassen, objektivieren und in einen Zusammenhang<br />

mit den Zielen <strong>der</strong> Gesamtorganisation stellen. Auf je<strong>der</strong> Gesprächsetappe,<br />

die man erreicht hat, den Gesamtüberblick sichern.<br />

4. Das Gleichgewicht bewahren zwischen Sprechen und Zuhören.<br />

5. Dafür sorgen, dass nicht zuviel durcheinan<strong>der</strong> geredet wird und dass auch die<br />

Schüchternen zu Wort kommen und ihre Beiträge nicht verloren gehen.<br />

Fünf Grundregeln für das Gespräch:<br />

1. Sobald sich jemand während des Gesprächs unzufrieden o<strong>der</strong> übergangen fühlt,<br />

möge er sich melden. Bevor man fortfährt, muss <strong>nach</strong> den Ursachen gesucht<br />

werden. Menschen, die sich übergangen fühlen, lösen sich innerlich aus dem<br />

sozialen Gefüge heraus, ihre Bereitschaft zur Mitarbeit lässt <strong>nach</strong>. Ist man an<br />

den Beiträgen <strong>der</strong> betreffenden Person nicht interessiert, sollte man sie nicht erst


einladen.<br />

2. Je<strong>der</strong> sollte <strong>nach</strong> Möglichkeit in <strong>der</strong> Ich-Form sprechen. Ausdrücke wie man und<br />

sie verleihen unbewiesenen und unverbindlichen Behauptungen unbemerkt den<br />

An- schein <strong>der</strong> Objektivität. Fak<strong>ten</strong> und persönliche Meinungen sind jeweils als solche<br />

kenntlich zu machen.<br />

3. Man versuche konkret zu bleiben und nicht voreilig zu verallgemeinern. Beispiele<br />

werden gern mit dem Zusatz »immer« versehen. Man sollte stets prüfen, ob dieses<br />

»immer« auch zutrifft.<br />

4. Am Gesprächsende einen Rückblick machen. So kann je<strong>der</strong> sagen, wie er das<br />

Gespräch empfunden hat, ob er zufrieden ist o<strong>der</strong> nicht und was man das nächste<br />

Mal besser machen könnte.<br />

5. Immer wie<strong>der</strong> sind Menschen am Gespräch beteiligt, die sich mit beson<strong>der</strong>er Vorliebe<br />

in <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>der</strong> Ausschweifung üben. Man sollte sich daher im voraus darauf einigen,<br />

dass keiner länger als drei Minu<strong>ten</strong> in Folge sprechen darf. Auch in dieser<br />

kurzen Zeit lässt sich sehr viel sagen. Haben alle einer solchen Abmachung zugestimmt,<br />

wird keiner beleidigt sein, wenn sein Gesprächsbeitrag wegen Überlänge<br />

abgebrochen wird.<br />

Gesprächsgrundlagen:<br />

Jedes Gespräch ist ein Entwicklungsprozess, in den Erwartungen und Zielvorstellungen<br />

hineinspielen, <strong>der</strong> auf ein bestimmtes Ergebnis hinsteuert und deshalb gelenkt werden<br />

muss. Eine bestimmte Schrittfolge muss eingehal<strong>ten</strong> werden, um einen planvollen Ablauf<br />

zu garantieren.<br />

Vor <strong>der</strong> Zusammenkunft:<br />

Wer soll am Gespräch teilnehmen und weshalb?<br />

Welche Unterlagen sind notwendig? Wer soll sie vorberei<strong>ten</strong>?<br />

Welche Arbei<strong>ten</strong> können schon vorher erledigt werden, um möglichst rasch zum Thema<br />

zu kommen?<br />

Sitzordnung:<br />

<strong>Die</strong> Frage <strong>der</strong> Sitzordnung darf nicht unterschätzt werden. Sie wird häufig als Instrument<br />

<strong>der</strong> Manipulation gebraucht.<br />

In <strong>der</strong> Sitzordnung darf niemand isoliert o<strong>der</strong> be<strong>nach</strong>teiligt werden. <strong>Die</strong> beste Form <strong>der</strong> Sitzordnung<br />

ist daher <strong>der</strong> runde Tisch. Dort herrscht Gleichberechtigung. Je<strong>der</strong> kann von<br />

seinem Platz aus alle Beteilig<strong>ten</strong> wahrnehmen und direkt ansprechen.<br />

Strukturelle Vorbereitung:<br />

Ein Gespräch erfor<strong>der</strong>t vor allem aber eine gedankliche Vorbereitung, die seine Struktur<br />

bestimmt. Oft genügt es schon, dass man die Themen, die behandelt werden sollen, in<br />

einer Themenliste o<strong>der</strong> Tischvorlage zusammenfasst.<br />

Es sollte bereits im voraus Klarheit darüber herrschen, <strong>nach</strong> welchem Entscheidungsmodell<br />

man vorgeht. Bei wem liegt die Entscheidungskompe<strong>ten</strong>z? Wenn die Gruppe<br />

entscheidet, wie geschieht dies? Demokratisch <strong>nach</strong> dem Mehrheitsprinzip o<strong>der</strong> wird ein<br />

Konsens angestrebt.


Gesprächsleiter und Protokollführer:<br />

<strong>Die</strong> wichtigs<strong>ten</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Gesprächsleitung sind: Vorbereitung von Entscheidungsalternativen.<br />

<strong>Die</strong> Meinungsbildung anregen und dafür sorgen, dass jede Meinung<br />

auch begründet wird. Das Fazit aus <strong>der</strong> Diskussion ziehen und das Wesentliche herausstellen.<br />

Schlussfolgerungen formulieren o<strong>der</strong> formulieren lassen und an <strong>der</strong> Tafel festhal<strong>ten</strong>.<br />

Soll ein Protokoll geführt werden, so muss auch dafür eine Person gewählt werden.<br />

Der Gesprächsführer kann diese Aufgabe keinesfalls miterfüllen. Man kann nicht das<br />

Gespräch beobach<strong>ten</strong> und zugleich Notizen machen. Also muss man diese Funktionen<br />

auseinan<strong>der</strong>hal<strong>ten</strong>.<br />

Dem Protokollführer muss deutlich sein, was ins Protokoll hineingehört. Wird ein Verlaufsprotokoll<br />

benötigt o<strong>der</strong> genügt ein Beschlussprotokoll? Der Protokollant kann<br />

auch ins laufende Gespräch eingreifen, indem er in bestimm<strong>ten</strong> Abständen vorliest,<br />

was er bisher aufgeschrieben hat.<br />

Bildgestaltung:<br />

<strong>Die</strong> erste Phase des eigentlichen Gesprächs wollen wir »Bildgestaltung« nennen. Sie<br />

hat die Aufgabe, ein möglichst objektives Bild vom Gesprächsthema entstehen zu lassen.<br />

<strong>Die</strong> Bildgestaltung ist eminent wichtig und erfor<strong>der</strong>t gewöhnlich 20—30% <strong>der</strong><br />

verfügbaren Zeit.<br />

Jede Person, die zum Thema o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zielsetzung Meinungen, Informationen o<strong>der</strong><br />

Vorschläge beizutragen hat, kann prinzipiell zu diesem Teil des Gespräches eingeladen<br />

werden. Meist wird die Zahl <strong>der</strong> Teilnehmer durch praktische Kriterien wie Raumgröße,<br />

Ziele o<strong>der</strong> die zur Verfügung stehende Zeit bestimmt.<br />

Kreativität und Vielfalt sind die bestimmenden Merkmale dieser Phase. Je<strong>der</strong> Beteiligte<br />

muss dabei als gleichberechtigt angesehen werden und muss die Möglichkeit<br />

haben, sich zu artikulieren. Während einer spricht, müssen alle an<strong>der</strong>en schweigen<br />

und dürfen ihm nicht ins Wort fallen. Erlaubt sind nur Nachfragen, die die eigentliche<br />

Information betreffen, <strong>nach</strong> dem Prinzip: Erläutern Sie das! Können Sie das präzisieren?<br />

Hier dürfen in keinem Fall schon Argumente ausgetauscht werden. Kein Standpunkt<br />

darf in dieser Phase angegriffen werden. Zurückhaltung im eigenen Urteil ist hier das<br />

oberste Gebot! Informationen, Meinungen und Gefühlsäußerungen, die noch unbewertet<br />

nebeneinan<strong>der</strong> stehen, ergänzen sich so zu einem Gesamtbild <strong>der</strong> Situation.<br />

Zum Einstieg ist es zunächst notwendig, Ziel und Zweck <strong>der</strong> Zusammenkunft zu formulieren.<br />

Nach einer ers<strong>ten</strong> Zusammenfassung des Themas sollte man die verschiedenen<br />

Unterpunkte auflis<strong>ten</strong> und <strong>der</strong> Reihe <strong>nach</strong> besprechen. Feierliche Vorreden,<br />

Floskeln und ausschweifende Einleitungen sind zu vermeiden. Sie erzeugen ein<br />

psychologisch ungünstiges Klima, das sich negativ auf die Gesprächsbereitschaft<br />

auswirkt.<br />

Nun sollte sich das Gespräch frei entfal<strong>ten</strong>, doch ist darauf zu ach<strong>ten</strong>, dass es den thematischen<br />

Rahmen nicht verlässt. <strong>Die</strong> goldene Regel bei <strong>der</strong> Bildgestaltung lautet: Es<br />

wird nicht diskutiert! Denn zur Bildgestaltung müssen erst alle Informationen bekannt<br />

sein. Zunächst müssen die Fak<strong>ten</strong> wie Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammengetragen<br />

werden. Erst wenn dies vollständig ist, kann man es wie<strong>der</strong> zerlegen und neu<br />

zusammenfügen.<br />

Nachdem je<strong>der</strong> angehört wurde, man kann <strong>nach</strong> einer festgeleg<strong>ten</strong> Reihenfolge verfahren<br />

o<strong>der</strong> dem Gespräch seinen Lauf lassen, bis kein Beitrag mehr kommt, sollte<br />

man diesen Teil des Gesprächs mit <strong>der</strong> Frage abschließen, ob noch weiteres Informationsbedürfnis<br />

besteht o<strong>der</strong> jemand etwas hinzufügen möchte.


Urteilsbildung:<br />

Bei <strong>der</strong> Urteilsbildung müssen wir alles, was angesprochen wurde, bewer<strong>ten</strong>, Vor- und<br />

Nachteile diskutieren und vielleicht die Kernpunkte, die sich herausgebildet haben, an<br />

<strong>der</strong> Tafel skizzieren. Bei einer großen Gruppe kann es sinnvoll sein, die Diskussion zunächst<br />

in kleinem Kreis zu führen, Untergruppen zu bilden und erst in einem Vorstadium<br />

<strong>der</strong> Urteilsbildung, wenn man wie<strong>der</strong> zusammentrifft, zu hören, welche Meinungen sich<br />

bereits herausgebildet haben. Eine Gruppe von 5 bis 9 Personen (Faustregel 7 ± 2 Personen)<br />

ist ideal.<br />

Dabei ist es wichtig, dass je<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ich-Form spricht, denn nur dann ist das persönliche<br />

Engagement gewährleistet. Je<strong>der</strong> muss seine Ansicht begründen können, denn es ist<br />

belas<strong>ten</strong>d für die Urteilsbildung, wenn unbegründete Meinungen herumgeistern. Nun<br />

kann sich eine Diskussion entfal<strong>ten</strong>, bei <strong>der</strong> die wichtigs<strong>ten</strong> Kriterien zur Urteilsbildung<br />

deutlich werden müssen. Kriterien sind Vorgaben für zukunftstragende Entscheidungen,<br />

die zu einem Ziel hinführen sollen. All diese Kriterien sollte man schriftlich festhal<strong>ten</strong>, damit<br />

sie nicht in Vergessenheit gera<strong>ten</strong> sind, wenn es zur Entscheidung kommt. Es wird<br />

sich später mit Sicherheit negativ auswirken, wenn man es unterlässt. Aus ihnen müssen<br />

Grundsätze abgeleitet werden, auf die man sich einigt und die später für alle verbindlich<br />

sind. Geschieht dies nicht, wird in Problemsituationen ein Konflikt unvermeidlich.<br />

Solche Kriterien sind zu unterteilen in:<br />

Ideal-Kriterien (Was könnte man als ideale Lösung betrach<strong>ten</strong> und anstreben?) Muss-<br />

Kriterien (Sachzwang- o<strong>der</strong> Soll-Kriterien)<br />

Darf-nicht-Kriterien (was unter keinen Umständen passieren darf)<br />

Wunsch-Kriterien (es wäre schön, wenn auch das noch eintre<strong>ten</strong> würde ...).<br />

Überlässt man den Verlauf einer Diskussion dem Zufall, gelangt man auch hier nicht<br />

zum Ziel und verliert Zeit, ohne auch nur einen Schritt voranzukommen. <strong>Die</strong> Gesprächsleitung<br />

hat die schwierige Aufgabe, eine Annäherung unterschiedlicher Auffassungen<br />

zu erleichtern und Möglichkei<strong>ten</strong> <strong>der</strong> Kompromissbildung zu erkennen.<br />

Wichtig ist, dass keine Meinung unbegründet im Raum stehen bleibt. Wenn es zu einem<br />

Wildwuchs von Meinungsäußerungen kommt, wird das Gespräch unfruchtbar.<br />

Meinung steht dann gegen Meinung; Gemeinsamkei<strong>ten</strong> tre<strong>ten</strong> dabei in den Hintergrund.<br />

Entscheidung und Beschlussfassung:<br />

Nachdem die Ursachen eines Problems betrachtet und alter-native Lösungsvorschläge<br />

auf ihre Vor- und Nachteile, <strong>nach</strong> Kriterien und Randbedingungen überprüft wurden,<br />

geht es nun darum, eine Schlussfolgerung zu ziehen o<strong>der</strong> eine Entscheidung zu fällen.<br />

Anwesend sind nur noch diejenigen, die von einer Entscheidung persönlich betroffen<br />

sind und diese akzeptieren und verwirklichen müssen. Je <strong>nach</strong> gewähltem Entscheidungsmodus<br />

muss entwe<strong>der</strong> ein Konsens erreicht werden, d.h. niemand ist mehr begründet<br />

gegen den Beschluss, o<strong>der</strong> man einigt sich auf einen Mehrheitsbeschluss, o<strong>der</strong><br />

aber jemand, <strong>der</strong> die Kompe<strong>ten</strong>z dazu hat, entscheidet autoritär.<br />

Zuletzt wird man auf eine gute und unmissverständliche Formulierung <strong>der</strong> Beschlüsse<br />

ach<strong>ten</strong> müssen und die Verteilung <strong>der</strong> Aufgaben und Kompe<strong>ten</strong>zen regeln und festhal<strong>ten</strong><br />

müssen. Entscheidend ist auch, wie man bei <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Durchführung vorgeht<br />

und wer die Auswirkungen einer Entscheidung registriert und meldet. Wer ist wofür<br />

zuständig? Wann muss es getan werden? Welcher Freiraum ist gegeben? Wann hal<strong>ten</strong><br />

wir Rückschau?<br />

Eine Mandatsvergabe mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Wahl <strong>der</strong> Personen wird nun erfolgen müssen.<br />

Bevor die Beteilig<strong>ten</strong> wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>gehen, soll<strong>ten</strong> wichtige Punkte, die nicht


mehr zur Sprache gekommen sind, in Form einer Ak<strong>ten</strong>notiz fest-gehal<strong>ten</strong> werden. Außerdem<br />

bedarf es einer genauen Planung, wie ein Beschluss realisiert werden kann<br />

und wer welche Aufgaben auszuführen hat. Wo die praktischen Konsequenzen eines<br />

Gespräches nicht sichtbar werden, war jede Mühe umsonst.<br />

Lernen durch Rückkopplung:<br />

Lernen geschieht durch Rückkopplung. Hierzu dient ganz wesentlich die Auswertung<br />

des Gesprächs. Wichtig ist, sich auch durch einen Fehler nicht entmutigen zu lassen.<br />

Fehler sind nicht nur unvermeidbar — sie sind notwendig, um daraus zu lernen. Man<br />

darf dabei nur nicht versäumen, sich selbst Ziele und Grenzen zu setzen, und muss<br />

die Rückschau und die Rückkopplung bewusst als Lernmomente einbauen.<br />

Kein Techniker würde einen Arbeitsablauf planen, ohne die nötigen Zwischen- und<br />

Endkontrollen durchzuführen. Um so mehr ist ein solches Vorgehen bei komplizier<strong>ten</strong><br />

und vielschichtigen sozialen Prozessen notwendig. Merkwürdigerweise findet gerade<br />

hier eine solche Kontrolle meist überhaupt nicht o<strong>der</strong> nur auf dem Korridor und in <strong>der</strong><br />

Kantine statt.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung des Gesprächs soll<strong>ten</strong> alle anwesend sein, die eine Entscheidung<br />

herbeigeführt haben. Zunächst genügt es, wenn je<strong>der</strong> rückblickend in wenigen Wor<strong>ten</strong><br />

das Gespräch kommentiert: Wie hat <strong>der</strong> einzelne es empfunden, welche Schwierigkei<strong>ten</strong><br />

und welche positiven Aspekte hat er feststellen können? Man sollte dies als<br />

subjektive Äußerung zur Kenntnis nehmen, ohne längere Diskussionen daran anzuknüpfen.<br />

<strong>Die</strong> unterschiedlichen Auffassungen soll<strong>ten</strong> nur gehört und im Stillen überdacht<br />

werden. Auf diese Weise kann ein individueller Lernprozess stattfinden.<br />

Lernen aus Fehlern heißt, schlechte Erfahrungen in positive Erkenntnisse zu verwandeln.<br />

<strong>Die</strong> Fehler, die in einer Gesprächssituation begangen werden, lassen sich am<br />

deutlichs<strong>ten</strong> aus ihren Konsequenzen ablesen. Hat sich eine Entscheidung in <strong>der</strong> Praxis<br />

bewährt? Wo liegen die Fehler? Haben wir die Aufgaben falsch verteilt o<strong>der</strong> war<br />

<strong>der</strong> Beschluss undurchführbar? Wie konnte es zu einem solchen unrealistischen Ergebnis<br />

kommen? Was müssen wir künftig bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung än<strong>der</strong>n?<br />

Werden von Organisationsberatern Nachforschungen über die Ursachen für die Probleme<br />

von Wirtschaftsunternehmen angestellt, zeigen sich häufig Defizite bei <strong>der</strong><br />

Kommunikation, im Management und bei <strong>der</strong> Gesprächsführung.<br />

Ein Schauspieler wird erst <strong>nach</strong> gründlicher Vorbereitung und Ausbildung die Bühne<br />

besteigen. Sollen wir die Bühne <strong>der</strong> Gesprächsführung als Amateure betre<strong>ten</strong>? Erfolg<br />

heißt auch, miteinan<strong>der</strong> reden können. Keine Leistung wird ohne die Fähigkeit zum Gespräch<br />

möglich sein. Lernen wir also die <strong>Kunst</strong> <strong>der</strong> Gesprächsführung.<br />

(<strong>Helmuth</strong> J. <strong>ten</strong> <strong>Siethoff</strong>: Mehr Erfolg durch soziales Handeln, Stuttgart: Urachhaus,<br />

1996, S. 60 ff.)<br />

Bearbeitet durch Frank de Vries, September 06

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