17.01.2014 Aufrufe

Der Milchprogesterontest im Praxiseinsatz

Der Milchprogesterontest im Praxiseinsatz

Der Milchprogesterontest im Praxiseinsatz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Management<br />

<strong>Der</strong> <strong>Milchprogesterontest</strong> <strong>im</strong> <strong>Praxiseinsatz</strong><br />

von Dipl.-Ing. agr. (FH) Daniela Marthold, BVN<br />

Ein wertvolles, jedoch kaum genutztes<br />

Hilfsmittel zur Verbesserung des<br />

Reproduktionsmanagement in jeder<br />

Milchviehherde ist der <strong>Milchprogesterontest</strong>.<br />

Das Gelbkörperhormon Progesteron<br />

gehört zur Gruppe der Steriodhormone<br />

und wird in der Gelbkörperphase<br />

<strong>im</strong> Zyklus und während der Trächtigkeit<br />

<strong>im</strong> Gelbkörper sowie zu einem<br />

sehr geringen Anteil vom Mutterkuchen<br />

synthetisiert. Während der<br />

Gelbkörperphase ist die Milch- bzw.<br />

Serumprogesteronkonzentration deutlich<br />

erhöht. In der Follikelphase (Tage<br />

18 - 21) sowie zwei Tage nach der<br />

Brunst liegen niedrige Progesteronkonzentrationen<br />

vor. <strong>Der</strong> Referenzwert<br />

für die Anwesenheit eines funktionsfähigen<br />

Gelbkörpers liegt zwischen<br />

1 und 5 ng/ml.<br />

Neben dem antikörperbasiertem<br />

Nachweisverfahren (ELISA) sind auch<br />

die anwenderfreundlichen<br />

„Stallgassentests“ auf dem Markt.<br />

Während es sich be<strong>im</strong> Laborverfahren<br />

um eine quantitative Methode<br />

handelt, d. h. die tatsächliche Progesteronkonzentration<br />

(ng/ml) kann<br />

sehr genau best<strong>im</strong>mt werden, zeigen<br />

die meisten „Stallgassentests“ oder<br />

Schnelltests durch Farbveränderung<br />

lediglich an, ob eine hohe oder niedrige<br />

Konzentration vorliegt.<br />

Basierend auf Kenntnis des Verlaufs<br />

der Progesteronkonzentration ist es<br />

möglich, folgende Fragestellung zu<br />

klären (Grafik):<br />

• Befindet sich die Kuh in der Nähe<br />

einer Brunst?<br />

• Liegt eine Trächtigkeit vor?<br />

• Liegt eine Azyklie vor?<br />

• Liegt ein persistierendes Corpus<br />

luteum (umgangssprachlich Gelbkörperzyste)<br />

vor?<br />

• Ist der Eisprung verzögert?<br />

• Fand ein embryonaler Frühtod<br />

statt?<br />

Die Testutensilien <strong>im</strong> Überblick: Tagesliste, Testgerät, Reagenzien, Nachgemelksproben, Reagenzgläser sowie<br />

Markierungsbänder.<br />

Im Rahmen einer Diagnose kann es<br />

ratsam sein, mehrere Progesteronbest<strong>im</strong>mungen<br />

an verschiedenen<br />

Zyklustagen durchzuführen, um sogenannte<br />

Progesteronverlaufskurven zu<br />

erstellen.<br />

Ein Einsatzschwerpunkt ist die Überprüfung<br />

des Trächtigkeitstatus. Bei einer<br />

Milchprogesteronkonzentration<br />

von


Management<br />

braucht, um ein wenig Gespür für<br />

Verfahren, Handhabung und Ergebnisinterpretation<br />

zu bekommen, so<br />

der Landwirt.<br />

Anhand des aktuellen Wochenplans<br />

aus dem Herdenmanagementprogramm<br />

hat Herr Fick <strong>im</strong>mer alle relevanten<br />

Kühe <strong>im</strong> Blick. Dies sind insbesondere<br />

frisch gekalbte Kühe, deren<br />

Ovartätigkeit überprüft werden<br />

soll, Tiere zur Erstbesamung, deren<br />

opt<strong>im</strong>aler Besamungszeitpunkt best<strong>im</strong>mt<br />

werden soll, sowie Kühe, die<br />

zur Nachrindererkontrolle bzw.<br />

Trächtigkeitsuntersuchung anstehen.<br />

Besonderes Augenmerk legt er dabei<br />

auf Kühe, deren Besamung 19 bis 21<br />

Tage zurückliegt, sowie Tiere, deren<br />

Besamung sechs Wochen zurückliegt.<br />

Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt<br />

nach der Besamung kann er so<br />

Tiere erkennen, die mit sehr hoher<br />

Wahrscheinlichkeit nicht tragend<br />

sind, wenn die Messung niedrige Progesteronkonzentrationen<br />

ergibt. Eine<br />

umgehende Nachbesamung betreffender<br />

Tiere kann somit gewährleistet<br />

werden.<br />

Im Vorfeld werden be<strong>im</strong> Stallrundgang<br />

vor den Melkzeiten zu untersuchende<br />

Tiere mit einem Fußband<br />

markiert und sind somit <strong>im</strong> Melkstand<br />

leicht als zu beprobende Tiere<br />

zu erkennen. Da Progesteron ein lipophiles<br />

Hormon ist, wird angeraten,<br />

nach Abnahme des Melkzeugs von<br />

den betreffenden Kühen eine Nachgemelksprobe<br />

zu entnehmen. Für<br />

Das <strong>Milchprogesterontest</strong>gerät der Firma Microlab.<br />

Genaue Arbeitsanweisungen werden angezeigt.<br />

den Test werden<br />

nur wenige Tropfen<br />

Milch benötigt.<br />

Diese kann in<br />

ein herkömmliches<br />

Milchprobenröhrchen<br />

abgefüllt<br />

werden und muss,<br />

selbst wenn der<br />

Test erst einige<br />

Stunden nach Probengewinnung<br />

durchgeführt wird,<br />

nicht mit Konservierungsmitteln<br />

versetzt werden.<br />

Es empfiehlt sich<br />

jedoch, die Proben<br />

bis zur<br />

Testdurchführung zu kühlen.<br />

<strong>Der</strong> eigentliche Test besteht <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

aus drei Schritten. Die einzelnen<br />

Schritte werden vom Testgerät<br />

sehr genau und anwenderfreundlich<br />

erklärt. Im ersten Schritt werden drei<br />

Tropfen der zu beprobenden Milch<br />

mit sechs Tropfen eines Verdünners<br />

in einem kleinen Reagenzglas vermischt<br />

und anschließend fünf Minuten<br />

inkubiert. Im nächsten Schritt<br />

wird ein Enzym hinzugefügt, woraufhin<br />

eine weitere kurz Wartezeit erforderlich<br />

ist. Nach diesem zweiten<br />

Schritt erfolgt die erste Messung eines<br />

ersten Wertes <strong>im</strong> Messgerät. Anschließend<br />

wird ein weiteres Reagenz,<br />

das sogenannte Substrat, hinzugefügt.<br />

Dieses Substrat löst die Farbreaktion<br />

aus. Hierbei gilt der Grundsatz:<br />

Je stärker die Farbreaktion ist,<br />

umso geringer ist die Progesteronkonzentration.<br />

Da eine rein<br />

visuelle Best<strong>im</strong>mung zu ungenau wäre,<br />

wird eine erneute Messung durchgeführt.<br />

Nun zeigt das Messgerät digital<br />

den genauen (quantitativen) Wert<br />

der Milchprogesteronkonzentration<br />

an. Insgesamt benötigt Herr Fick für<br />

die Durchführung des Testverfahrens<br />

knapp 20 Minuten, inklusive Inkubationszeiten.<br />

<strong>Der</strong> Erfolg gibt Herrn<br />

Fick recht: Seit Etablierung des Testverfahrens<br />

in den Routinebetrieb haben<br />

sich seine Fruchtbarkeitskennzahlen<br />

deutlich verbessert. Sowohl<br />

Rast- als auch Güstzeit liegen mit 77<br />

und 100 Tagen deutlich unter dem<br />

Deutschen Durchschnitt von 85 und<br />

114 Tagen. Eine Verzögerungszeit<br />

Herr Fick pipettiert die zuvor gewonnenen Nachgemelksproben in die Reagenzgläser<br />

vor Testbeginn.<br />

von nur 22 Tagen verdeutlicht, wie<br />

sinnvoll der Einsatz des Tests ist. Herr<br />

Fick lässt praktisch keine Brunst ungenutzt,<br />

besamt konsequent und<br />

sorgt somit für eine hohe Gesamtträchtigkeitsrate.<br />

Die Kosten für eine Best<strong>im</strong>mung liegen<br />

bei unter 5 Euro. Für Landwirte,<br />

die sich kein eigenes Testgerät anschaffen<br />

wollen, bieten Untersuchungseinrichtungen<br />

die Progesteronbest<strong>im</strong>mung<br />

zu vergleichbaren Kosten<br />

an.<br />

Zuchtwahl und Besamung 2013 / 169<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!