Kapitel 3: Antennen [4.8 MB]
Kapitel 3: Antennen [4.8 MB]
Kapitel 3: Antennen [4.8 MB]
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 <strong>Antennen</strong><br />
3.1 Einleitung<br />
Soll ein Signal über weite Distanzen übermittelt werden, so wird es sinnvoller weise<br />
über eine Antenne abgestrahlt, in diesem Falle von der Sendeantenne, und anschliessend<br />
mittels einer weiteren Antenne, der Empfangsantenne, wiederum via einer Wellenleitung<br />
zu einem Detektor gebracht. Als Antenne kann man also die Region definieren, die<br />
zwischen einer Wellenleitung und dem freien Raum liegt. Dabei gibt es die unterschiedlichsten<br />
<strong>Antennen</strong>, je nachdem wie der Prozess des Übergangs realisiert wird. So gibt es<br />
die äusserst gängige Art einer Antenne, die sog. Drahtantenne. Diese kann verschiedene<br />
Formen haben, beispielsweise die Form eines geraden ”<br />
Drahtes“, etwa eine Dipolantenne<br />
bei einem Funkgerät, einem Radio oder bei einem Handy. Der Draht kann auch<br />
eine Schleife bilden, die rund, elliptisch, dreieckig oder eine beliebige Form haben kann.<br />
Ein Beispiel einer Schleifenantenne zeigt Figur 3.1 1 . Drahtantennen werden vorallem im<br />
Abbildung 3.1: Schleifenantenne<br />
Radiobereich eingesetzt und sind im Mikrowellenbereich weniger üblich. Dort kommen<br />
eher Aperturantennen zum Zuge, die aussehen, wie aufgeweitete Hohlleiter. Ein Beispiel<br />
solch einer Antenne zeigt Figur 3.2. Weitere Beispiele von Hornantennen finden sich<br />
in den Figuren 1.5 und in Figur 1.9. Hornantennen begegnet man im täglichen Leben<br />
etwa bei einer Verkehrsampel. Um Mikrowellensignale in sehr definierte Richtungen zu<br />
senden oder aus wohl definierten Richtungen zu empfangen, werden häufig Reflektorantennen<br />
eingesetzt. Ein gängiges Beispiel stellen heute die ”<br />
Schüsseln“ für den Empfang<br />
der Signale von TV-Satelliten dar. Weitere Beispiele zeigen Figuren 1.2 oder Figur 3.3 2 .<br />
1 Bild aus ”<br />
Dr blau Lotos“ aus der Serie ”<br />
D Aabetüür vom Täntän“ von Hergé<br />
2 Bild aus Hergé, Les aventures de Tintin, Objectif Lune, planche 28<br />
43
3 <strong>Antennen</strong><br />
Abbildung 3.2: Hornantenne.<br />
Abbildung 3.3: Reflektorantenne mit zugehörigem Feed.<br />
3.2 Kenngrössen von <strong>Antennen</strong><br />
<strong>Antennen</strong> dienen dazu Strahlung gezielt in eine Richtung zu senden resp. aus einer<br />
bestimmten Richtung zu empfangen. Vorausgesetzt, dass ein <strong>Antennen</strong>system keine<br />
nicht reziproken Komponenten aufweist, können wir Sende- oder Empfangsantennen<br />
als äquivalent betrachten. Eine Antenne, die hypothetisch in alle Richtungen gleich sendet,<br />
nennt man eine isotrope Antenne. Solch eine Antenne existiert in Realität nicht. Sie<br />
kann aber als eine Referenzantenne dienen, gegenüber der die reale Antenne verglichen<br />
werden kann. Eine reale Antenne wird also eine gewisse Richtcharakteristik aufweisen.<br />
3.2.1 <strong>Antennen</strong>diagramm<br />
Das <strong>Antennen</strong>diagramm (engl. radiation pattern) ist eine graphische Darstellung der<br />
Strahlungseigenschaften (Intensität, Feldstärke, Polarisation, Phase etc.) der Antenne<br />
44
3 <strong>Antennen</strong><br />
als Funktion von Raumkoordinaten. Dabei werden meistens Kugelkoordinaten verwendet<br />
(Figur 3.4) 3 . Das Ausmessen eines <strong>Antennen</strong>diagramms erfolgt meistens in mehreren<br />
Abbildung 3.4: Koordinatensystem für die Beschreibung von <strong>Antennen</strong>eigenschaften<br />
Schnitten in Azimuth oder Elevation und entsprechend erfolgt eine Darstellung dann<br />
aus praktischen Gründen in kartesischen oder Polarkoordinaten. Teile des <strong>Antennen</strong>diagramms,<br />
die durch relative Minima begrenzt werden, bezeichnet man als <strong>Antennen</strong>keulen<br />
. Die Hauptkeule ( engl. major lobe) enthält die Hauptstrahlungsrichtung. Daneben<br />
gibt es noch Nebenkeulen (engl. side lobe), welche meist ungewollte Strahlung in anderer<br />
Richtung als die Hauptrichtung darstellen, vgl. hierzu Figur 3.5. Ein Mass für die<br />
Breite der Hauptkeule liefert die Halbwertsbreite, die HPBW oder ”<br />
half power beam<br />
width“, die auch als 3dB-Breite bezeichnet wird. Eine hypothetische verlustlose isotrope<br />
Antenne, die in alle Richtungen gleich strahlt (Punktquelle) hätte dementsprechend eine<br />
Kugel als <strong>Antennen</strong>diagramm. Demgegenüber weist eine direktionale Antenne eine Richtungsabhängigkeit<br />
auf. Ein Spezialfall stellt die omnidirektionale Antenne dar. Sie weist<br />
eine Richtungsabhängigkeit in der Elevationsrichtung auf, ist aber richtungsunabhängig<br />
im Azimuth. Beispiele zeigen Figuren 3.6 und 3.7.<br />
3 Figuren sind dem Buch entnommen von Balanis, Antenna Theory, John Wiley, 1997<br />
45
3 <strong>Antennen</strong><br />
Abbildung 3.5: Darstellung von <strong>Antennen</strong>keulen dreidimensional und in einem Schnitt.<br />
46
3 <strong>Antennen</strong><br />
Abbildung 3.6: <strong>Antennen</strong>diagramm einer omnidirektionalen Antenne.<br />
Abbildung 3.7: <strong>Antennen</strong>diagramm einer Pyramiden-Hornantenne.<br />
47
3.2.2 <strong>Antennen</strong>zonen<br />
3 <strong>Antennen</strong><br />
Der Raum um eine Antenne wird typischerweise in zwei Zonen eingeteilt, in das Nahfeld<br />
und in das Fernfeld. Wie wir weiter unten sehen werden, hängen diese Begriffe mit der<br />
Beschreibung der Feldverteilung in einem Abstand R von der Antenne ab. Im Nahfeld,<br />
oder der sog. Fresnel-Region, weist das elektrische Feld sowohl eine radiale wie eine<br />
transversale Komponente auf. Diese Region erstreckt sich bis zu einem Abstand von<br />
R < 2 D2<br />
λ<br />
(3.1)<br />
wobei D die grösste Dimension der Antenne, z.B. Länge eines Dipols, Durchmesser eines<br />
Parabolspiegels, ist.<br />
Im Fernfeld, oder der Fraunhofer-Region, verschwindet die radiale Komponente. Die<br />
Feldkomponenten sind transversal zur Ausbreitungsrichtung (TEM-Mode). Für die Fraunhofer-Region<br />
gilt<br />
R > 2 D2<br />
λ . (3.2)<br />
Wie die beiden Namen, Fresnel und Fraunhofer, andeuten, hat die Beschreibung mit<br />
der Beugungstheorie zu tun. Bevor wir die Felder, die von einer Sendeantenne ausgehen,<br />
berechnen, wollen wir zuerst die obigen Begriffe, wie <strong>Antennen</strong>diagramm etc. quantitativer<br />
ausdrücken. Dabei gehen wir von einer Betrachtungsweise im Fernfeld aus.<br />
3.2.3 Leistungsdichte und Strahlungsintensität<br />
Die Leistungsdichte (d.h. [W/m 2 ]) eines strahlenden Systems wird durch den Poynting-<br />
Vektor beschrieben. Die total abgestrahlte Leistung erhält man als Integral über die<br />
gesamte Fläche. Für den zeitlich gemittelten Poynting-Vektor erhält man<br />
Damit wird die mittlere abgestrahlte Leistung<br />
< ⃗ S(r) >= 1 2 R[ ⃗ E × ⃗ H ∗ ]. (3.3)<br />
P rad = 1 2<br />
<br />
S<br />
R[ ⃗ E × ⃗ H ∗ ] d⃗s. (3.4)<br />
Im Fernfeld haben das elektrische und das magnetische Feld nur transversale Komponenten,<br />
so dass der Poyntingvektor als Kreuzprodukt nur eine radiale Komponente hat,<br />
S r . Es gilt<br />
S r = 1 (<br />
|Eϑ (ϑ, ϕ)| 2 + |E ϕ (ϑ, ϕ)| 2) (3.5)<br />
2η<br />
wobei η die Impedanz des freien Raumes ist mit<br />
√<br />
µ0<br />
η = . (3.6)<br />
ε 0<br />
48
3 <strong>Antennen</strong><br />
Die abgestrahlte Leistung pro Einheitsraumwinkel bezeichnet man als Strahlungsintensität<br />
F (ϑ, ϕ) 4 .<br />
F (ϑ, ϕ) = r 2 S r (ϑ, ϕ) (3.7)<br />
Die Strahlungsintensität ist eine Funktion von ϑ und ϕ. Das <strong>Antennen</strong>diagramm ist<br />
dann lediglich eine Darstellung der abgestrahlten Leistung als Funktion der Richtung,<br />
d.h. von F (ϑ, ϕ).<br />
Die total abgestrahlte Leistung P rad erhält man durch Integration der Strahlungsintensität<br />
über den ganzen Raumwinkel von 4π<br />
<br />
P rad =<br />
Ω<br />
∫ 2π ∫ π<br />
F (ϑ, ϕ), dΩ = F (ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑ dφ. (3.8)<br />
0 0<br />
Für einen isotropen Strahler gilt:<br />
F 0 = P rad<br />
4π . (3.9)<br />
3.2.4 Richtfaktor, Directivity<br />
Der Richtfaktor (engl. Directivity) ist ein Mass für die Eigenschaft der Antenne, Energie<br />
vorzugsweise nur in eine Richtung ab zu strahlen. Als Directivity, D, in einer bestimmten<br />
Richtung bezeichnet man die Strahlungsintensität in diese Richtung relativ zu einer<br />
Referenzantenne, meist zum isotropen Strahler.<br />
D =<br />
F (ϑ, ϕ)<br />
F 0<br />
=<br />
4πF (ϑ, ϕ)<br />
P rad<br />
(3.10)<br />
Meistens wird allerdings von der maximalen Directivity gesprochen. Als maximale<br />
Directivity bezeichnet man dann den Wert der Directivity in Richtung der maximalen<br />
Strahlungsintensität:<br />
oder<br />
D max = D 0 = F max<br />
F 0<br />
D 0 =<br />
∫2π<br />
0<br />
4πF max<br />
= 4πF max<br />
P rad<br />
. (3.11)<br />
. (3.12)<br />
π∫<br />
F (ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑ dφ<br />
0<br />
Für einen isotropen Strahler ist dieser dimensionslose Wert gleich eins, da die Leistung<br />
ja in alle Richtungen gleich gestrahlt wird. Für alle anderen <strong>Antennen</strong> ist die Directivity<br />
grösser als eins. Wird die Richtung nicht spezifiziert, so meint man die maximale<br />
Directivity.<br />
4 In der Literatur z.B. bei Balanis wird F (ϑ, ϕ) mit U bezeichnet<br />
49
3 <strong>Antennen</strong><br />
3.2.5 <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel, beam solid angle<br />
Man kann Gleichung (3.12) minim anders schreiben, so dass<br />
D 0 =<br />
[<br />
∫ 2π<br />
0<br />
4π<br />
]<br />
π∫<br />
F (ϑ, ϕ) sin ϑ dϑ dϕ /F max (ϑ, ϕ)<br />
0<br />
= 4π<br />
Ω A<br />
. (3.13)<br />
Dabei heisst der Raumwinkel Ω A <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel (engl. beam solid angle). Es<br />
ist der Raumwinkel, durch den die gesamte <strong>Antennen</strong>leistung fliessen würde, falls die<br />
Strahlungsintensität für alle Winkel innerhalb dieses Raumwinkels konstant wäre. Es ist<br />
also<br />
Ω A =<br />
∫ 2π ∫ π<br />
0<br />
0<br />
F n (ϑ, ϕ) sin ϑ dϑ dϕ, F n (ϑ, ϕ) =<br />
F (ϑ, ϕ)<br />
F (ϑ, ϕ) max<br />
. (3.14)<br />
Für eine Antenne mit einer schmalen Hauptkeule und geringen Nebenkeulen gilt angenähert,<br />
dass der beam solid angle gegeben ist, aus dem Produkt der Keulenbreite in<br />
beiden Ebenen ausgedrückt in Radian, d.h.<br />
Ω A ≈ Θ 1rad Θ 2rad . (3.15)<br />
Für die Directivity erhält man entsprechend (ausgedrückt in Grad)<br />
Figur (3.8) illustriert den beam solid angle.<br />
D 0 ≈ 32400<br />
Θ 1deg Θ 2deg<br />
. (3.16)<br />
Abbildung 3.8: <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel<br />
50
3 <strong>Antennen</strong><br />
3.2.6 <strong>Antennen</strong>gewinn, Gain<br />
Der <strong>Antennen</strong>gewinn, resp. der Gain, einer Antenne ist eng mit der Directivity verknüpft.<br />
Im Gegensatz zur Directivity, die nur Richteigenschaften der Antenne berücksichtigt,<br />
trägt der Gain auch der Effizienz der Antenne Rechnung. Der Gain berücksichtigt also<br />
die tatsächlich abgestrahlte Leistung. Diese ist meist kleiner als die vom Generator zur<br />
Antenne transmittierten Leistung. Es gilt<br />
G(ϑ, ϕ) = e t D(ϑ, ϕ) (3.17)<br />
resp.<br />
G 0 = e t D 0 . (3.18)<br />
Dabei beschreibt die dimensionslose Zahl e t die totale <strong>Antennen</strong>effizienz. Die Effizienz<br />
beschreibt Verluste am Eingang der Antenne und durch die Struktur der Antenne. Es<br />
gilt<br />
e t = e r e c e d (3.19)<br />
wobei der Index r Fehlanpassungen und daraus resultierende Reflexionen, der Index c<br />
Verluste durch nicht perfekte Leitung und der Index d dielektrische Effekte bezeichnet.<br />
3.2.7 Effektive <strong>Antennen</strong>fläche<br />
Die maximal entnehmbare Empfangsleistung einer Empfangsantenne bei optimaler Orientierung<br />
und Polarisation ist proportional zur Leistungsdichte der einfallenden ebenen<br />
Welle. Der Proportionalitätsfaktor hat die Dimension einer Fläche und wird wirksame<br />
Fläche oder effektive <strong>Antennen</strong>fläche, A e , genannt. Zwischen A e und der Directivity<br />
besteht folgender Zusammenhang<br />
Da aber auch<br />
gilt somit<br />
D = 4πA e<br />
λ 2 . (3.20)<br />
D = 4π<br />
Ω A<br />
(3.21)<br />
A e = λ2 4π<br />
⇒ A e Ω A = λ 2 . (3.22)<br />
4π Ω A<br />
Es ist zu beachten, dass die effektive <strong>Antennen</strong>fläche, A e , nicht unbedingt der geometrischen<br />
Fläche, A, entsprechen muss. Insbesondere im Falle von Drahtantennen sind die<br />
beiden Grössen unterschiedlich. Man bezeichnet als Apertureffizienz, η a , das Verhältnis<br />
aus den beiden Grössen, so dass<br />
A e = η a A. (3.23)<br />
Für grössere Reflektorantennen ist die Apertureffizienz etwa im Bereich von 0.6 bis 1.0.<br />
51
3 <strong>Antennen</strong><br />
Gleichung (3.22) zeigt ganz wichtige Zusammenhänge auf 5 . Die Richtcharakteristik<br />
einer Antenne wird durch deren Grösse bestimmt. Je grösser der Durchmesser ist, desto<br />
direktiver wird die Antenne. Bei gegebener Wellenlänge, resp. Frequenz, und Fläche ist<br />
die Directivity, resp. der <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel, gegeben. Diese Grössen lassen sich auch<br />
recht schnell abschätzen. Nehmen wir als Beispiel einen Parabolspiegel mit einem Durchmesser<br />
von 1m der bei einer Frequenz von 300GHz, d.h. bei einer Wellenlänge von 1mm,<br />
betrieben wird. Nehmen wir an, dass die <strong>Antennen</strong>fläche etwa 1m 2 entspricht, dann ist<br />
die Directivity gemäss (3.13) resp. (3.20) D ≈ 10 · 1/10 −6 = 10 7 = 70dB, der <strong>Antennen</strong>raumwinkel<br />
ist gemäss (3.22) Ω A = 0.001 2 /1 = 10 −6 sterad resp. der <strong>Antennen</strong>winkel,<br />
gemäss (3.16), Θ = √ 32400/10 7 = 0.02 ◦ .<br />
3.3 <strong>Antennen</strong>temperatur<br />
Wir haben bereits im Abschnitt 2.5 in Gleichung (2.97) den Begriff der Helligkeitstemperatur<br />
(engl. brightness temperature) eingeführt:<br />
T B (ν) . = λ2<br />
2k I ν. (3.24)<br />
Ein anderer Ansatz definiert die Helligkeitstemperatur eines Objektes mit<br />
T B (ν, ϑ, ϕ) = e(ν, ϑ, ϕ)T. (3.25)<br />
Dabei ist e(ν, ϑ, ϕ) die Emissivität (0 ≤ e ≤ 1) und T die physikalische Temperatur<br />
des Objektes. Die emittierte Leistung, entsprechend der Helligkeitstemperatur, kann von<br />
einer Antenne mit Gain G(ϑ, ϕ) detektiert werden. Man definiert dann als <strong>Antennen</strong>temperatur<br />
T A , die mit dem Gain der Antenne gemittelte Helligkeitstemperatur:<br />
T A<br />
∫2π<br />
. =<br />
0<br />
π∫<br />
T B (ϑ, ϕ)G(ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑ dϕ<br />
0<br />
∫2π<br />
0<br />
π∫<br />
G(ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑ dϕ<br />
0<br />
[K]. (3.26)<br />
Die beim Empfänger detektierte Leistung P r ist dann gemäss dem Nyquist-Theorem<br />
P r = kT A ∆f (3.27)<br />
wobei ∆f die Bandbreite des Empfängers ist.<br />
Falls der Empfänger eine nicht vernachlässigbare Rauschtemperatur (resp. Rauschleistung)<br />
T r aufweist, ist die gesamte Leistung<br />
P sys = k(T A + T r )∆f = kT sys ∆f. (3.28)<br />
5 Diese Formel ist natürlich verwandt mit derjenigen aus der klassischen Optik, welche das optische<br />
Auflösungsvermögen mit α = λ/D bestimmt<br />
52
3 <strong>Antennen</strong><br />
T sys kann von einigen Grad bis zu mehreren tausend Grad sein, je nach Objekt und<br />
Empfänger.<br />
Es ist also wichtig, das <strong>Antennen</strong>diagramm einer Antenne zu kennen, um das gemessene<br />
Signal richtig interpretieren zu können. In den meisten Fällen ist ein <strong>Antennen</strong>diagramm<br />
gewünscht, das möglichst keine Nebenkeulen aufweist, weil sonst Signalanteile,<br />
die via die Nebenkeulen eingekoppelt werden, äusserst störend sein können, obschon die<br />
Nebenkeulen vielleicht 30dB unterdrückt sind. Man stelle sich etwa ein Satellitenexperiment<br />
vor, das mit seiner Hauptkeule ein Objekt von einigen Kelvin Helligkeitstemperatur<br />
beobachten soll (z.B. ein Signal aus der Atmosphäre bei streifender Sichtweise) und wo<br />
gleichzeitig die Nebenkeulen aber die Erdoberfläche bei rund 300K sieht.<br />
Das Bestimmen des <strong>Antennen</strong>diagramms ist eine zentrale Aufgabe der <strong>Antennen</strong>theorie.<br />
Ziel ist es, basierend auf den Strömen oder den elektromagnetischen Feldern auf der<br />
<strong>Antennen</strong>struktur, die abgestrahlte Feldverteilung im Fernfeld zu bestimmen. Es handelt<br />
sich dabei um eine anspruchsvolle Anwendung der Elektrodynamik und der Optik. Nicht<br />
minder wichtig ist es aber, das <strong>Antennen</strong>diagramm eines bestehenden Systems auszumessen.<br />
Dies wiederum kann sehr schwierig und zum Teil praktisch nicht lösbar sein,<br />
etwa dann, wenn das Fernfeld in grosser Distanz ist (man bedenke, dass das Fernfeld im<br />
Abstand D 2 /λ ist).<br />
3.4 Transmissionsgleichung von Friis<br />
Wir betrachten eine Sendeantenne und eine Empfangsantenne im Fernfeld. Der Abstand<br />
der beiden <strong>Antennen</strong> betrage R. Die Sendeantenne habe eine Leistung P t und einen Gain<br />
G t . Die Empfangsantenne habe einen Gain von G r . Es stellt sich die Frage, wie gross<br />
die empfangene Leistung P r ist. Diese Problemstellung ist typisch für einen Mikrowellenlink,<br />
beispielsweise zwischen einem Satelliten und einer Bodenstation, somit auch für<br />
einen TV-Satelliten und eine entsprechende Empfangsantenne. Wir nehmen an, dass<br />
die <strong>Antennen</strong> aufeinander ausgerichtet sind. Die Leistungsdichte in W/m 2 am Ort der<br />
Empfangsantenne wird dann<br />
S = P tG t<br />
4πR 2 (3.29)<br />
betragen. Die empfangene Leistung somit<br />
P r = SA e . (3.30)<br />
Zwischen der effektiven <strong>Antennen</strong>fläche und dem Gain der Empfangsantenne besteht der<br />
Zusammenhang<br />
A e = λ2 G r<br />
(3.31)<br />
4π<br />
was dann auch grad Verluste in der Empfangsantenne beinhaltet. Die empfangene Leistung<br />
ist somit<br />
G t G r λ 2<br />
P r = P t<br />
(4πR) . (3.32)<br />
2<br />
53
3 <strong>Antennen</strong><br />
Man nennt dies die Friis’sche Transmissionsgleichung. Die empfangene Leistung<br />
hängt somit vom Gain der beiden <strong>Antennen</strong> ab und zerfällt mit 1/R 2 . Der Faktor ( )<br />
λ 2<br />
4πR<br />
nennt man Freiraum-Dämpfung. Zusätzlich zur Freiraum-Dämpfung, die eigentlich gar<br />
keine Dämpfung im eigentlichen Sinne ist, kommt natürlich die Dämpfung durch die<br />
Atmosphäre. Es müsste also noch ein Term der Art e −2αz eingeführt werden, wobei α<br />
der Absorptionskoeffizient bei der entsprechenden Frequenz und für die entsprechende<br />
atmosphärische Zusammensetzung ist. Der atmosphärische Absorptionskoeffizient wurde<br />
ausführlich in Abschnitt 2.4 besprochen. Man vergleiche dazu auch Gleichung (2.61).<br />
54