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4 Strahlung und Strahlungsprozesse

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4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

4.1 Fluss <strong>und</strong> Intensität oder Irradianz <strong>und</strong> Radianz<br />

Fluss oder Flux <strong>und</strong> Intensität sind die zwei hauptsächlichen <strong>Strahlung</strong>sgrössen, welche<br />

ein <strong>Strahlung</strong>sfeld charakterisieren, wie wir es in der Atmosphärenphysik verwenden.<br />

Der <strong>Strahlung</strong>sfluss oder kurz Flux ist ein Mass für die Energie, welche pro Zeit <strong>und</strong> pro<br />

Fläche durch elektromagnetische <strong>Strahlung</strong> durch eine Ebene transportiert oder auf einer<br />

Oberfläche deponiert wird. Flux wird in Watt pro Quadratmeter, W/m 2 , ausgedrückt.<br />

Dabei kann die Oberfläche real sein (z.B. die Erdoberfläche, oder eine Wolkenoberschicht)<br />

oder sie kann imaginär sein (z.B. ein beliebiger Level in der Atmosphäre, etwa eine fiktive<br />

Fläche oberhalb der Troposphäre). Meistens ist die gemeinte Fläche horizontal. Das muss<br />

aber nicht so sein. Es ist zu beachten, dass der <strong>Strahlung</strong>sfluss oder eben der Flux eine<br />

breitbandige Grösse ist, also <strong>Strahlung</strong> über einen Wellenlängenbereich von 1 bis 2<br />

erfasst. Als monochromatischen Fluss oder spktralen Fluss F bezeichnet man dann<br />

F = lim<br />

!0<br />

F ( , + )<br />

(4.1)<br />

Die Einheit der monochromatischen <strong>Strahlung</strong> ist dann gegeben in Leistung pro Einheitsfläche<br />

<strong>und</strong> Einheitswellenlänge, also z.B in Wm 2 µm 1 .<br />

Nachdem wir den spektralen Fluss definiert haben, erhält man den breitbandigen<br />

Fluss über das Wellenlängen-Intervall [ 1, 2] durch entsprechende Integration<br />

F ( 1 , 2) =<br />

Z 2<br />

1<br />

F d . (4.2)<br />

An Stelle von Flux wird häufig auch die Bezeichnung Irradianz verwendet, vor allem<br />

dann, wenn man den <strong>Strahlung</strong>sfluss auf eine Fläche meint. Irradianz <strong>und</strong> Flux sind aber<br />

dasselbe. Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass der <strong>Strahlung</strong>sfluss keinen Bezug<br />

darauf nimmt, woher die <strong>Strahlung</strong> kommt. Ein Fluss von 600Wm 2 auf unseren Rasen<br />

vor dem Haus ist 600Wm 2 unabhängig davon, ob er an einem klaren Tag direkt aus<br />

der Richtung wo die Sonne steht kommt, oder an einem bewölkten Tag aus mehr oder<br />

weniger allen Richtungen einfällt.<br />

Damit wir ein <strong>Strahlung</strong>sfeld vollkommen charakterisieren können, müssen wir auch<br />

sagen aus welcher Richtung die <strong>Strahlung</strong> kommt <strong>und</strong> allenfalls wohin sie geht. Diese<br />

Information gibt uns die <strong>Strahlung</strong>sintensität, oder kurz Intensität. Ein anderes Wort für<br />

dasselbe ist die Radianz. Zwischen der Radianz <strong>und</strong> der Irradianz, resp. der Intensität<br />

41


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

<strong>und</strong> dem Fluss gibt es einen nahen Zusammenhang. Den <strong>Strahlung</strong>sfluss, den Flux,<br />

der auf eine Fläche fällt, erhält man durch Integration der Radianz oder Intensität<br />

über alle Richtungen. Üblicherweise werden hierzu Polarkoordinaten <strong>und</strong> der Begri↵ des<br />

Raumwinkels verwendet. Ein infinitesimales Raumwinkel-Element d!, vergl. Figur 4.1,<br />

wird in Polarkoordinaten ausgedrückt als<br />

d! =sin✓d✓d'. (4.3)<br />

z<br />

dω = sinθ dθ dφ<br />

Die Intensität oder die Radianz eines <strong>Strahlung</strong>sfeldes ist also der Fluss pro Einheitsdθ<br />

θ<br />

dφ<br />

φ<br />

x<br />

y<br />

Abbildung 4.1: Raumwinkel-Element in Polarkoordinaten<br />

raumwinkel in eine bestimmte Richtung. Die Einheit der Radianz ist somit Wm 2 sterad 1 .<br />

Um den Zusammenhang zwischen Flux <strong>und</strong> Intensität zu veranschaulichen betrachten<br />

wir einen <strong>Strahlung</strong>sfluss von unten nach oben durch ein Flächenelement dA in Richtung<br />

ˆ⌦, wie in Figur 4.2 illustriert. Dieser Fluss durch dA muss das Integral der Intensität,<br />

n<br />

Ω<br />

θ<br />

dω<br />

dA<br />

Abbildung 4.2: Die Flussdichte der <strong>Strahlung</strong> durch die Fläche dA in Richtung ˆ⌦.<br />

I( ˆ⌦), über alle möglichen Richtungen von ˆ⌦ nach oben sein, d.h. in den oberen Halbraum<br />

42


4.2 Gesetze der thermischen <strong>Strahlung</strong><br />

von einem Raumwinkel von 2⇡ steradian, aber gewichtet mit dem cosinus des Winkels<br />

relativ zur Flächennormalen ˆn .Für den nach oben gerichteten Fluss F " erhalten wir<br />

somit<br />

Z<br />

F " = I " ( ˆ⌦)ˆn · ˆ⌦d!. (4.4)<br />

2⇡<br />

Es ist jedoch praktisch wiederum Polarkoordinaten zu wählen <strong>und</strong> die z-Achse senkrecht<br />

auf der Fläche zu wählen. Für den nach oben gerichteten Fluss erhalten wir<br />

F " =<br />

Z 2⇡ Z ⇡/2<br />

Analog erhält man für den nach unten gerichteten Fluss<br />

0<br />

0<br />

I " (✓, ')cos✓ sin ✓d✓d'. (4.5)<br />

F # =<br />

Z 2⇡ Z ⇡<br />

0 ⇡/2<br />

I # (✓, ')cos✓ sin ✓d✓d'. (4.6)<br />

Falls die <strong>Strahlung</strong> isotrop ist, d.h. wenn die Intensität unabhängig von der Richtung<br />

ist, dann gilt der wichtige Sachverhalt:<br />

F = ⇡I. (4.7)<br />

Häufig interessiert der Netto-<strong>Strahlung</strong>strom F net in irgend einer Höhe in der Atmosphäre.<br />

Es gilt dann<br />

F net (z) ⌘ F " (z) F # (z). (4.8)<br />

4.2 Gesetze der thermischen <strong>Strahlung</strong><br />

Nach Definition ist ein schwarzer Körper ein perfekter Absorber 1 . Ein schwarzer Körper<br />

emittiert bei einer gegebenen Temperatur ein Maximum an <strong>Strahlung</strong>, die nur von der<br />

Temperatur abhängt. Die abgestrahlte Intensität oder Radianz, d.h. die Energie pro<br />

Zeit, pro Einheitsfläche, pro Wellenlänge <strong>und</strong> Raumwinkel (in Steradian) ist gegeben<br />

durch das Planck’sche Gesetz<br />

B (T )d =<br />

2hc<br />

⇣<br />

2<br />

⌘d . (4.9)<br />

5<br />

e hc<br />

kT 1<br />

Man kann das Planck’sche Gesetz auch in Frequenz ausdrücken <strong>und</strong> erhält dann für die<br />

Radianz<br />

2h⌫ 3<br />

B ⌫ (T )d⌫ = ⇣ ⌘d⌫. (4.10)<br />

c 2 e h⌫<br />

kT 1<br />

Obschon Gleichung (4.9) <strong>und</strong> (4.10) aequivalente Darstellungen desselben physikalischen<br />

Sachverhalts sind, kann man nicht den einen Ausdruck in den anderen umwandeln unter<br />

1 Hier soll nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Gesetzte aufgelistet werden. Für eine genaue<br />

Betrachtung wird auf die Literatur verwiesen.<br />

43


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

der simplen Zuhilfenahme der Relation ⌫ = c/ ! Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt in der Tatsache,<br />

dass die Planck-Funktion eine Dichte-Verteilungsfunktion ist <strong>und</strong> deshalb di↵erentiell<br />

definiert ist, also pro Frequenz-Intervall oder pro Wellenlängen-Intervall. Für die Umrechnung<br />

muss man berücksichtigen, dass<br />

d⌫<br />

d = c 2 . (4.11)<br />

Das Minuszeichen können wir vergessen, da es lediglich eine Frage der Integrationsrichtung<br />

ist. Wir erhalten somit für die Umrechnung<br />

B d = B ⌫<br />

c2 d . (4.12)<br />

Man kann die Planck-Funktion auch ausdrücken als Anzahl der Photonen pro Zeit (an<br />

Stelle von Watt) pro Einheitsbandbreite. Das ist z.B. von Nutzen, wenn man photochemische<br />

Prozesse in der Atmosphäre untersucht. Dabei gilt für die Anzahl N der<br />

Photonen, N = Leistung/h⌫, d.h.B (N) =B /h⌫, d.h<br />

B (N,T)d =<br />

2c<br />

⇣ ⌘d . (4.13)<br />

4<br />

e hc<br />

kT 1<br />

Durch Ableitung von (4.9) nach der Wellenlänge oder analog nach der Frequenz <strong>und</strong><br />

anschliessendes Null setzen, kann die Wellenlänge der maximalen Emission bestimmt<br />

werden 2 . Man erhält so das Wien’sche Verschiebungsgesetz<br />

maxT = konst =2898µmK. (4.14)<br />

Mit dieser Beziehung kann die Temperatur eines Schwarzkörpers bestimmt werden, wenn<br />

das Maximum seiner <strong>Strahlung</strong> bekannt ist.<br />

Das Planck’sche <strong>Strahlung</strong>sgesetz gibt die monochromatische Intensität eines Schwarz-<br />

Körpers an. Beim <strong>Strahlung</strong>stransfer in der Atmosphäre interessiert häufig der breitbandige<br />

<strong>Strahlung</strong>sfluss, der von einem Schwarz-Körper emittiert wird. Den totalen Fluss<br />

eines Schwarzkörpers erhält man durch Integration von (4.9) über alle Wellenlängen<br />

<strong>und</strong> den Halbraum. Berücksichtigt man noch, dass die <strong>Strahlung</strong> eines Schwarz-Körpers<br />

isotrop ist, so erhält man für den Fluss eines Schwarz-Körpers F 3 BB :<br />

F BB (T )=⇡<br />

Z 1<br />

Durch Einsetzen erhält man so das Gesetz von Stefan-Boltzmann:<br />

0<br />

B (T )d . (4.15)<br />

P = F BB = T 4 . (4.16)<br />

Dabei ist = 2⇡5 k 4<br />

=5.67 · 10 8 Wm 2 K 4 ,dieStefan-Boltzmann Konstante <strong>und</strong> T die<br />

15c 2 h 3<br />

absolute Temperatur.<br />

44


4.2 Gesetze der thermischen <strong>Strahlung</strong><br />

1e+08<br />

Blackbody Emission Curves (Planck’s Function)<br />

1e+07<br />

1e+06<br />

100000<br />

6000 K<br />

B λ (T) [W m -2 Sr -1 µm -1 ]<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

(a)<br />

Wien’s Law<br />

300 K<br />

0.1<br />

0.01<br />

250 K<br />

0.001<br />

0.0001<br />

0.1 0.15 0.2 0.3 0.5 1 1.5 2 3 5 10 15 20 30 50 100<br />

λB λ (T) (normalized)<br />

(b)<br />

6000 K 300 K<br />

250 K<br />

0.1 0.15 0.2 0.3 0.5 1 1.5 2 3 5 10 15 20 30 50 100<br />

Wavelength [µm]<br />

Abbildung 4.3: a) Darstellung der Planck-Kurve für T =6000K, was der Sonne entspricht<br />

<strong>und</strong> für T =300K, was ungefähr der Erdoberfläche entspricht.<br />

Ebenfalls eingezeichnet ist das Maximum gemäss dem Wien’schen Verschiebungsgesetz,<br />

b) Auf das Maximum normierte Kurven. Es ist deutlich<br />

sichtbar, dass die beiden Kurven praktisch keine Überlappung haben<br />

45


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

Figur 4.3 illustriert für verschiedene Temperaturen die Planck-Funktion, einerseits für<br />

einen Schwarz-Körper mit einer Temperatur, die in etwa derjenigen der Sonne entspricht<br />

<strong>und</strong> andererseits der Temperatur der Erdoberfläche 4 . Die Planck Funktion B (T )beschreibt<br />

die thermische Emission eines Schwarz-Körpers <strong>und</strong> somit die theoretisch maximale<br />

Emission von einem Objekt der Temperatur T. In Realität sind die betrachteten<br />

Objekte nicht unbedingt Schwarz-Körper. Wir führen den Begri↵ der Emissivität ein,<br />

der beschreibt wie viel ein Körper abstrahlt, relativ zu einem Schwarz-Körper. Die monochromatische<br />

Intensität der <strong>Strahlung</strong> eines Körpers der Temperatur T sei I . Diese<br />

sei kleiner als die entsprechende Intensität eines Schwarzkörpers. Dann gilt für die monochromatische<br />

Emissivität, "<br />

" ⌘ I<br />

B (T ) . (4.17)<br />

Es ist wichtig zu beachten, dass " eine Funktion anderer Variablen sein kann, insbesondere<br />

von T,✓ <strong>und</strong> '. Falls" = 1, dann ist die Fläche e↵ektiv schwarz. Analog zu der<br />

monochromatischen Emissivität kann man auch eine Emissivität eines grauen Körpers<br />

definieren, der den emittierten Fluss in Relation zum Stefan-Boltzmann Gesetz setzt,<br />

d.h.<br />

" ⌘ F T 4 . (4.18)<br />

Manchmal ist es auch sinnvoll die Emissivität für einen bestimmten Wellenlängenbereich<br />

zu definieren, etwa für den thermischen Infrarot-Bereich. Es gilt dann<br />

"( 1 , 2) ⌘ F ( 1, 2)<br />

F BB ( 1 , 2) = F ( 1, 2)<br />

⇡ R . (4.19)<br />

2<br />

B (T )d<br />

Das Kirchho↵’sche Gesetz schliesslich besagt, dass ein thermischer Strahler genau in<br />

dem Masse <strong>Strahlung</strong> emittiert wie er <strong>Strahlung</strong> absorbiert. Definieren wir das Absorpitionsvermögen<br />

↵ durch<br />

1<br />

↵ =<br />

absorbierte<strong>Strahlung</strong>sleistung<br />

auftreffende<strong>Strahlung</strong>sleistung<br />

(4.20)<br />

so können wir das Kirchho↵’sche Gesetz in der Form<br />

↵ = " (4.21)<br />

schreiben. Einen Strahler mit ↵ = 1 nennen wir schwarz. Auch Gase können genauso<br />

thermische <strong>Strahlung</strong> emittieren, wie sie <strong>Strahlung</strong> absorbieren können. Im allgemeinen<br />

hängt das Emissionsvermögen von der Wellenlänge <strong>und</strong> der Richtung ab. Das bedeutet<br />

z.B., dass ein Gas genau in den Wellenlängenbereichen thermische <strong>Strahlung</strong> emittiert,<br />

in denen es Absorptionslinien oder- banden aufweist.<br />

2 Achtung: Dieselbe Bemerkung wegen der Umrechnung von Wellenlänge in Frequenz gilt, wie oben<br />

bemerkt. Das Übersehen dieses Sachverhaltes führt immer wieder zu Fehlern!<br />

3 BB steht für black body<br />

4 Figur aus G.Petty<br />

46


4.3 Die solare Einstrahlung<br />

Es ist zu beachten, dass das Gesetz von Kirchho↵ nur für den Fall gilt, wo thermodynamisches<br />

Gleichgewicht herrscht, oder wenigstens lokales thermodynamisches Gleichgewicht<br />

(LTE). LTE herrscht dann vor, wenn die Moleküle in einem System Energie<br />

untereinander beispielsweise durch Stösse viel schneller austauschen als mit dem <strong>Strahlung</strong>sfeld.<br />

Dies ist in der Atmosphäre bis in eine Höhe von etwa 80 km erfüllt. Erst<br />

darüber werden Stösse so selten, dass diese Bedingung nicht mehr gilt.<br />

4.3 Die solare Einstrahlung<br />

Als solare Konstante S c bezeichnet man die Energieflussdichte der Sonne pro Einheitsfläche<br />

<strong>und</strong> Zeit senkrecht zur Ausbreitungsrichtung im mittleren Abstand Erde-Sonne 5 .<br />

Der Wert beträgt ca. S c =1366W/m 2 . Da die Bahn der Erde um die Sonne leicht elliptisch<br />

ist, variiert die aktuelle Energiflussdichte von der Sonne am Ort der Erde im Laufe<br />

eines Jahres um ±3.4% um den Mittelwert herum. Tatsächlich ist die Solarkonstante<br />

aber keine Konstante, vielmehr variiert die abgestrahlte Energie der Sonne dauernd<br />

bei allen Wellenlängen <strong>und</strong> mit den unterschiedlichsten Zeitskalen. Den grössten Wert<br />

erreicht die Solarkonstante im Maximum des elfjährigen Sonnenzyklus. Obschon im Maximum<br />

des Zyklus am meisten Sonnenflecken auftreten, welche den Energiefluss zum Teil<br />

einschränken, so wird doch dieser E↵ekt durch so genannte Faculae übertönt. Figur 4.4<br />

zeigt den zeitlichen Verlauf der Solarkonstante, wie er vom Weltall aus gemessen wurde.<br />

Die zeitlich <strong>und</strong> räumlich gemittelte Einstrahlung der Sonne auf die Erdoberfläche nennt<br />

Days (Epoch Jan 0, 1980)<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000<br />

Solar Irradiance (Wm −2 )<br />

1368<br />

1366<br />

1364<br />

1362<br />

Model<br />

HF<br />

ACRIM I<br />

HF<br />

ACRIM I<br />

HF<br />

Min20/21 Min21/22 Min22/23 Min23/24<br />

Average of minima: 1365.458 ± 0.016 Wm −2<br />

Difference of minima to average: +0.054; +0.107; +0.053; −0.213 Wm −2<br />

Cycle amplitudes: 0.955 ± 0.019; 0.919 ± 0.020; 1.040 ± 0.017 Wm −2 0.1%<br />

75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11<br />

Year<br />

ACRIM II<br />

VIRGO<br />

Abbildung 4.4: Totale solare Irradianz. Homogenisierte Datenreihe aus verschiedenen<br />

Satellitendaten (Datenquelle PMOD-WRC, Davos).<br />

5 Interessante Hinweise zur Solarkosntanten findet man unter http://www.pmodwrc.ch/<br />

47


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

man die mittlere solare Einstrahlung <strong>und</strong> bezeichnet sie mit S 0 . Weil die Erde eine Fläche<br />

RE 2 ⇡ (mit R E als Erdradius) aus der Sonnenstrahlung ausblendet, aber eine Oberfläche<br />

von 4RE 2 ⇡ aufweist, so beträgt die mittlere solare Einstrahlung gerade ein Viertel der<br />

Solarkonstante, d.h.<br />

S 0 =342W/m 2 . (4.22)<br />

Multipliziert man S 0 mit der gesamten Erdoberfläche von 510·10 6 km 2 , so erhält man den<br />

gesamten von der Sonne auf die Erde einfallenden Energiefluss pro Zeit zu 1.74 · 10 17 W .<br />

Als Besonnung (Insolation) Q 0 bezeichnet man die gesamte pro Einheitsfläche <strong>und</strong> Tag,<br />

von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, auftre↵ende <strong>Strahlung</strong>. Die Besonnung hängt<br />

ab von der geographischen Breite ' <strong>und</strong> vom Zenithwinkel # der Sonne. Die Bestrahlung<br />

I (irradiance) einer horizontalen Fläche ist gegeben durch<br />

I = S c<br />

✓<br />

Rm<br />

R<br />

◆ 2<br />

cos #. (4.23)<br />

Dabei ist R der momentane Abstand der Erde von der Sonne <strong>und</strong> R m der mittlere<br />

Abstand. Das bedeutet, dass I ein Maximum im Januar erreicht, wenn die Erde im<br />

Perihel ist <strong>und</strong> ein Minimum im Juli, wenn die Erde den fernsten Punkt, das Aphel,<br />

erreicht. Für den Zenithwinkel # gilt<br />

cos # =sin' sin +cos' cos cos h (4.24)<br />

mit als der Deklination der Sonne <strong>und</strong> h dem St<strong>und</strong>enwinkel. Für Sonnenaufgang <strong>und</strong><br />

Sonnenuntergang ist der St<strong>und</strong>enwinkel h = H <strong>und</strong> # = ⇡/2, so dass<br />

resp.<br />

Die Tageslänge ist in Radian ausgedrückt<br />

Die totale tägliche Besonnung ist somit<br />

Mit dt = 12<br />

⇡ dh wird Q 0 = 24<br />

⇡ S c<br />

sin ' sin +cos' cos cos H =0 (4.25)<br />

cos H = tan ' tan . (4.26)<br />

2H =2cos 1 ( tan ' tan ). (4.27)<br />

✓ ◆ Untergang<br />

2 Z<br />

Rm<br />

Q 0 = S c cos #dt. (4.28)<br />

R<br />

Aufgang<br />

✓ ◆ 2 Rm<br />

R<br />

Z<br />

0<br />

H<br />

cos #dh (4.29)<br />

resp.<br />

Q 0 = 24 ✓ ◆ 2<br />

⇡ S Rm<br />

c (H sin ' sin +cos' cos sin H) (4.30)<br />

R<br />

Eine Darstellung der über den Tag gemittelten Besonnung als Funktion der Zeit im<br />

Jahr <strong>und</strong> der geographischen Breite ist in Figur 6 4.5 dargestellt. Bei Equinox ist die Be-<br />

6 Figur aus G.Petty<br />

48


4.3 Die solare Einstrahlung<br />

Abbildung 4.5: Über den Tag gemittelte Insolation oberhalb der Atmosphäre als Funktion<br />

der geographischen Breite <strong>und</strong> Jahreszeit. Einheiten sind Wm 2 .<br />

Ebenfalls eingezeichnet ist die Deklination der Sonne in Grad, wobei die<br />

Gradskala identisch ist mit derjenigen für die geographische Breite<br />

49


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

sonnung proportional cos ' weil ja überall der Tag gleich lang ist. Das Maximum ist am<br />

Äquator, wo die Sonne im Zenith steht. An den Polen ist die Sonne am Horizont <strong>und</strong> somit<br />

verschwindet die Besonnung. Die Exzentrizität der Erdbahn führt zu einer geringen<br />

Asymmetrie zwischen der Nord- <strong>und</strong> der Südhalbkugel. Die jahreszeitliche Schwankung<br />

der Besonnung hat einen starken Einfluss auf das Klima. Beispielsweise sind im Sommer<br />

die Kontinente wärmer als die umliegenden Ozeane, wogegen es im Winter gerade<br />

umgekehrt ist.<br />

Abbildung 7 4.6 zeigt den zeitlichen Verlauf der solaren Einstrahlung für verschiedene<br />

geographische Breiten. Man sieht, dass dabei mit zunehmender geographischen Breite<br />

die jahreszeitlichen Unterschiede ausgeprägter werden. Eine etwas andere Darstellung<br />

ist in Bild 4.7 gegeben, die den mittleren täglichen <strong>Strahlung</strong>sfluss oberhalb der Atmosphäre<br />

als Funktion der geografischen Breite für die Solstizien <strong>und</strong> für das jährliche<br />

Mittel zeigt 8 . Die definierte mittlere solare Einstrahlung <strong>und</strong> auch die Insolation be-<br />

Abbildung 4.6: Tagesmittel der solaren Einstrahlung oberhalb der Atmosphäre im Laufe<br />

des Jahres.<br />

zieht sich auf einen Wert oberhalb der Atmosphäre. Die Insolation stellt also eine Art<br />

obere Grenze der Sonnenstrahlung dar, die zur Verfügung steht. Bild 9 4.8 illustriert wie<br />

viel von dieser <strong>Strahlung</strong> letztlich bis zum Erdboden durchdringt. R<strong>und</strong> 30% werden ins<br />

Weltall zurück reflektiert. Man nennt das gesamte Reflexions- <strong>und</strong> Rückstreuvermögen<br />

der Erde, wie es von einem Objekt ausserhalb der Atmosphäre beobachtet wird, die<br />

7 Figur aus Roedel<br />

8 Figur aus G.Petty<br />

9 Figur aus Roedel<br />

50


4.3 Die solare Einstrahlung<br />

600<br />

Insolation<br />

500<br />

21 December<br />

21 June<br />

Insolation [W m -2 ]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Annual<br />

100<br />

0<br />

SP 60S 30S EQ 30N 60N NP<br />

Latitude<br />

Abbildung 4.7: Mittlere tägliche Insolation oberhalb der Atmosphäre als Funktion der<br />

geographischen Breite.<br />

planetare Albedo. Daneben spricht man von der Bodenalbedo als das Rückstreu- <strong>und</strong> Reflexionsvermögen<br />

der Erdoberfläche selbst. Die Bodenalbedo ist natürlich sehr stark von<br />

der Boden-Bescha↵enheit abhängig <strong>und</strong> kann zwischen ca. 4% <strong>und</strong> 80% betragen. Die<br />

globale Bodenalbedo variiert zwischen ca. 7% <strong>und</strong> 12%. R<strong>und</strong> 20% der <strong>Strahlung</strong> wird in<br />

der Stratosphäre <strong>und</strong> der Troposphäre absorbiert, ein Teil wird di↵us gestreut. Die Summe<br />

der zum Erdboden gelangenden <strong>Strahlung</strong> wird Globalstrahlung genannt. Sie setzt<br />

sich aus der restlichen direkten Sonnenstrahlung <strong>und</strong> der di↵us in der Luft <strong>und</strong> an Wolken<br />

zur Erdoberfläche gestreuten <strong>Strahlung</strong> zusammen. Sie beträgt noch etwa 50% der<br />

solaren Einstrahlung oder etwa 170W/m 2 . Die Globalstrahlung hängt aber ganz wesentlich<br />

von der Bewölkung <strong>und</strong> von der Lufttrübung ab. Dem Erdboden kommt schliesslich<br />

die Globalstrahlung minus des am Boden reflektierten Anteils zu Gute. Das Monatsmittel<br />

der Globalstrahlung für die Monate Juni <strong>und</strong> Dezember ist in Figur 10 4.9 dargestellt.<br />

Die Insolation stellt einen Mittelwert dar. Der momentane <strong>Strahlung</strong>sfluss am Erdboden<br />

kann wesentlich grösser, jedoch natürlich nie grösser als die Solarkonstante multipliziert<br />

mit cos #. Vergleiche hierzu auch die Formeln (4.23) <strong>und</strong> (4.24). Ein Beispiel für die gemessene<br />

<strong>Strahlung</strong> am Erdboden in Bern zeigt Figur 4.10 <strong>und</strong> Figur 4.11. Aktuelle Werte<br />

für Bern-Exakte-Wissenschaften sind auf dem Internet dargestellt 11 . Es ist auch möglich<br />

Datensätze über wichtige Meteo-Parameter über die vom IAP betriebene Datenbank<br />

STARTWAVE zu beziehen 12 . Wir haben bereits den Begri↵ des <strong>Strahlung</strong>sflusses, d.h.<br />

der <strong>Strahlung</strong>senergie pro Zeit <strong>und</strong> Fläche verwendet. Es gibt verschiedene Begri↵e, wie<br />

Flux, Intensität, Radianz <strong>und</strong> Irradianz, die bei der Beschreibung von <strong>Strahlung</strong>sgrössen<br />

10 Figur aus Roedel<br />

11 http://www.iapmw.unibe.ch/research/projects/meteo/time series.html<br />

12 http://www.iapmw.unibe.ch/research/projects/STARTWAVE/startwave dbs.html<br />

51


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

Abbildung 4.8: Globales Budget der solaren <strong>Strahlung</strong>. Die Absorption in Wolken<br />

ist relativ ungenau bekannt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e werden zwei Werte<br />

angegeben.<br />

52


4.3 Die solare Einstrahlung<br />

Abbildung 4.9: Monatsmittel der Globalstrahlung.<br />

53


4 <strong>Strahlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Strahlung</strong>sprozesse<br />

Abbildung 4.10: Gemessene Werte der solaren Einstrahlung am Boden bei der Mess-<br />

Station auf dem Dach des Gebäude ExWi im Jahr 2006.<br />

?<br />

Abbildung 4.11: Gemessene Momentan-Werte der solaren Einstrahlung am Boden bei<br />

der Mess-Station auf dem Dach des Gebäude ExWi im August 2007.<br />

Deutlich sichtbar ist der Tagesgang.<br />

54

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