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Rede zum Tod von Dr. Knut Lohmann - BAK

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<strong>Knut</strong> <strong>Lohmann</strong>, der ehemalige Schiller-Forscher und Lehrer für Deutsch, Latein und Philosophie<br />

am Gymnasium, der legendäre Fach- und Seminarleiter im hiesigen Studienseminar,<br />

und auch der Journalist und Kritiker, der Freund und Förderer der Musik und des<br />

Theaters, der Dozent der Mittwochsakademie fühlte sich zeitlebens den Themen Bildung<br />

und Lehrerbildung zuinnerst verbunden. Seine spürbare Freude an großen Ideen und geschliffenen<br />

Formulierungen verband sich mit hohen Anforderungen an sich selbst, mit persönlichen<br />

Aufbrüchen und der Entwicklung neuer Haltungen und Perspektiven. Bildung ist<br />

ein unabschließbarer Prozess und heißt im Kern sich selbst bilden. Da<strong>von</strong> war er überzeugt.<br />

Bildung war sein großes Lebensthema - theoretisch und praktisch.<br />

Vor zehn Jahren hat er zusammen mit Albert Mäder einen Band unserer Zeitschrift Seminar<br />

moderiert <strong>zum</strong> Thema „Bildung 2003“, der mit einem weitgespannten und erfahrungsgesättigten<br />

Essay <strong>von</strong> ihm eröffnet wurde: „Bildung: Ringen um den Begriff – Ringen um<br />

die Sache. Eine berufsbiographische Bestandsaufnahme.“ Er skizziert hier die 40jährigen<br />

Kämpfe innerhalb der pädagogischen Zunft – und seine immer differenzierten und klugen<br />

Einschätzungen dazu. Der Bildungsbegriff ist für ihn als Orientierungsgröße und Fundament<br />

der Garant eines Menschenbildes, das Wahrheitssuche, Verantwortlichkeit und<br />

Offenheit – auch z. B. für religiöse Erfahrungen und die Gottesfrage – einschließt. Trotz<br />

aller Kontroversen plädiert er für „Mut zur Bildung“.<br />

Auch wenn es den Gebildeten nach <strong>Knut</strong> <strong>Lohmann</strong> heute nicht mehr geben könne, wie er<br />

schrieb, er war es, er war ein Bildungsbürger im besten Sinne, der sich in der Polis einmischt,<br />

Verantwortung übernimmt, ein kritischer und kreativer Kopf – Anreger für Neues,<br />

auch für neue Medien, die er virtuos zu nutzen verstand, vor allem aber <strong>zum</strong> Selberdenken<br />

(„Argumentative Didaktik“) und immun gegen Moden und wohlfeile Slogans. Mit seiner<br />

reflexiven Souveränität, schier zeitlosen Kriterien-Klarheit, hohen Selbstdisziplin, mit seinem<br />

Sprachwitz und scheinbaren Leichtigkeit war er ein seltenes Modell im schnelllebigen<br />

Ausbildungsbetrieb.<br />

<strong>Knut</strong> <strong>Lohmann</strong> hat die Geschichte und Geschicke des <strong>BAK</strong> wie kaum ein anderer gekannt<br />

und verkörpert. Als Nachfolger <strong>von</strong> Erika Essen war er Bundesvorsitzender des <strong>BAK</strong> <strong>von</strong><br />

1977 – 1993. Das waren bekanntlich bewegte Jahre – nicht nur in der Bildungspolitik: <strong>von</strong><br />

Helmut Schmidt bis Helmut Kohl, vom Terror der RAF über das Wunder der Wiedervereinigung<br />

bis <strong>zum</strong> „wind of change“.<br />

Als Seminar-Repräsentant hat er mit seinen fundierten Problemanalysen und mutigen Initiativen<br />

– z. B. als früher Kritiker der Einstellungsstopps – sich rasch einen Namen gemacht.<br />

Wie in seinem Seminar hat er auch im <strong>BAK</strong> den Stil des freien Diskurses und der<br />

gemeinsamen Verantwortung gepflegt, der das Wünsch- und Denkbare nicht vorschnell<br />

den vermeintlichen Sachzwängen opfert. Immer suchte er den Blick über den Tellerrand:<br />

Engen Kontakt hielt er nach Ostwestfalen, nach Bielefeld, zur dortigen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Lehrerbildung (AGL) und <strong>zum</strong> Oberstufenkolleg, wo er viele Jahre <strong>zum</strong><br />

Wissenschaftlichen Beirat gehörte. Die Bielefelder Reformen, die Zusammenführung <strong>von</strong><br />

Theorie und Praxis haben ihn elektrisiert – so wie er Bielefeld ohnehin immer als Jugendund<br />

Anker-Stadt wertgeschätzt hat.<br />

Er war ein angesehener Experte und Vermittler in der Zeit, als die Deutsche Einheit nicht<br />

nur auf der pädagogischen Agenda stand. Die Lehrerbildung in Deutschland, ich denke an<br />

die große Fortbildungsreise in die östlichen Bundesländer, vom damaligen Bildungsministerium<br />

unterstützt, hat <strong>von</strong> seinem Problembewusstsein und seiner Argumentationskraft

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