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Die Opern von Vincenzo Bellini haben mehr zu bieten als schönen ...

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Bedeutung <strong>Bellini</strong>s für eine neue, dezidiert «romantische»<br />

Kunstperiode.<br />

Mit guten Gründen sind wir misstrauisch gegen Versuche,<br />

alle Phänomene einer Epoche unter ein einziges Schlagwort<br />

<strong>zu</strong> zwingen. Aber dass für die sogenannte «Romantik»<br />

ein Gefühl der Fremde entscheidend war, steht doch ausser<br />

Frage. 1827 liess Franz Schubert das poetische Ich seiner<br />

Winterreise singen: «Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’<br />

ich wieder aus.» Und zwei Jahre später, am 14. Februar<br />

1829, feiert <strong>Bellini</strong> in der <strong>zu</strong>m selben Habsburger-Reich<br />

gehörenden Stadt Mailand Triumphe mit einer Oper, die<br />

den Titel La straniera («<strong>Die</strong> Fremde») trägt.<br />

«Hämmere Dir mit diamantenen Lettern in Deinen<br />

Kopf: Das Musikdrama muss durch den Gesang <strong>zu</strong>m Weinen,<br />

Schaudern, Sterben bringen.» <strong>Bellini</strong>s Aufforderung an einen<br />

seiner Librettisten steht für eine radikal neue Ästhetik des<br />

dramma per musica. Anderthalb Jahrzehnte vor Verdi bemühte<br />

<strong>Bellini</strong> systematisch die Kolportage, um die Kontraste<br />

<strong>zu</strong><strong>zu</strong>spitzen, die das Publikum jener Zeit so gierig aufsog. Er<br />

wählte eine Geschichte über die verbannte Frau des Königs<br />

Philippe August <strong>von</strong> Frankreich <strong>als</strong> <strong>Opern</strong>stoff und schrieb<br />

nach Neapel: «Das Sujet ist überreich an Situationen, die alle<br />

neu und grossartig sind». In La straniera begegnet uns gleich<br />

in der Exposition ein solcher Clou, wenn die geheimnisvolle<br />

Titelheldin <strong>zu</strong>nächst aus dem Off mit einer melancholischen<br />

Romanze <strong>zu</strong> hören ist – vom Tenor mit Worten kommentiert,<br />

die der ganzen Partitur <strong>als</strong> Motto dienen könnten: «Meste<br />

come il suo cor son le sue note» («Traurig wie ihr Herz sind<br />

ihre Noten»). Im Sinne einer Dramaturgie, die nicht eine<br />

schlüssig wirkende Intrige, sondern die Traumatisierungen

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