»Es gab ein Angebot aus Deutschland. Aber hier in Amerika ist doch die vorderste Front« Alltagsabenteuer In die Kanzlei geht’s per Mietrad – mitten durch Manhattan
Kurze Auszeit Montag (links) mit einem Kollegen beim schnellen Open-Air-Lunch team zusammen. Die Projekte dauern Monate, manchmal bis zu einem Jahr, drei bis vier betreut er gleichzeitig. Dazu kommen Dauermandate etwa für eines der führenden amerikanischen Technologieunternehmen in Kalifornien. Die Namen seiner Mandanten oder gar Details einzelner Fälle nennt Montag nicht. Verschwiegenheit ist Ehrensache. Die Arbeitsweise einer Großkanzlei hat sich enorm verändert in den letzten zehn, 15 Jahren. Das lässt sich schon am Bürobetrieb in New York ablesen. Früher war die gut bestückte Bibliothek Zentrum jeder amerikanischen Anwaltskanzlei, heute liegt sie ziemlich versteckt und wird eher selten konsultiert. Die nötigen Informationen finden sich in den Datenbanken. Und auch die Akquise funktioniert inzwischen anders. Mandate werden häufig ausgeschrieben, die Kanzleien bewerben sich um den Auftrag wie Werbeagenturen um einen Etat. Inklusive einer möglichst präzisen Schätzung des erwarteten Honorars. Oft wird sogar gleich eine Pauschale verabredet. Vorbei also die Zeiten, als Anwälte Stunde um Stunde aufschreiben und das Honorar unkontrolliert in die Höhe treiben konnten. Großkanzleien sind Wirtschaftsbetriebe mit enormem Kostendruck. Wer nicht sparsam arbeitet, gerät in Schwierigkeiten. In den vergangenen Jahren gab es in den USA einige spektakuläre Pleiten, sogar von einer Krise der großen Law-Firms war die Rede. <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> hat ein striktes Kostenmanagement eingeführt, umfangreiche Schriftsätze zum Beispiel lässt die »Ich habe mich schnell für New York entschieden. Auch wegen der hohen Lebensqualität in der Stadt« Hans Montag Partner bei <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> Stadt-Oase Das Ehepaar Montag im neuen High-Line-Park Kanzlei gern günstig in Manila anfertigen. Und sie arbeitet extrem serviceorientiert. „Eigentlich“, sagt Montag, „sind wir viel eher Unternehmensberater als Rechtsbeistand.“ Eine Denkweise, die seine Arbeit aufwendiger macht – schließlich muss er das Budget ständig im Blick behalten. Und riskanter: Gelddruckmaschinen sind Anwaltskanzleien in den USA schon lange nicht mehr. Montag schätzt den eng am Kunden orientierten Ansatz aber auch. Er war mit ein Grund dafür, warum es den Kölner nach Amerika gezogen hat. Für seine Tätigkeit im Grenzbereich zwischen Bankwesen und Recht hat Montag die perfekte Ausbildung. Nach Abitur (Mathematik und Englisch als Hauptfächer), Banklehre, deutschem Jurastudium und Promotion hat er sich 1994 bei verschiedenen Law-Schools in den USA beworben. „Ich hatte schon immer vor, nach Amerika zu gehen“, erzählt er. Sein Vater war Vertriebsleiter für ein US- Unternehmen in Deutschland mit vielen amerikanischen Kollegen und Freunden, sodass im Hause Montag immer auch Englisch gesprochen wurde. Vier Zusagen bekam Montag, unter anderem von der Law-School der New York University, einer der <strong>Top</strong>-Adressen. „Ich habe mich schnell für New York entschieden“, sagt er, „auch wegen der hohen Lebensqualität hier in der Stadt.“ Jeder Uni-Kurs entspricht einer Anzahl sogenannter Credits. 24 Credits hat er in einem Jahr erworben, pro Credit waren damals 750 Dollar Studiengebühren fällig. Heute sei der Satz mehr als doppelt so hoch. Das Jurastudium in den USA ist kostspielig. Das relativiere die hohen Einstiegsgehälter für Juristen, meint Montag. 145 000 Dollar, also gut 100 000 Euro, seien in einer Spitzenkanzlei möglich, aber der typische Berufsanfänger bringe eben auch einen ordentlichen Schuldenberg aus dem Studium mit, den er abtragen müsse. Und der Einstieg in die renommierten Kanzleien funktioniert längst nicht mehr so reibungslos wie noch vor einigen Jahren. In seinem Fall habe sich die Investition in die ameri- Fotos: Jason Andrew für FOCUS-Magazin 16 FOCUS-SPEZIAL