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Anhang zur Studie - Institut für Weltwirtschaft

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mentiert wurde und bei denen sowohl auf Seiten der geförderten <strong>Institut</strong>ionen als auch der Konsumenten,<br />

die diese Gutscheine erhielten, gute Erfahrungen gemacht worden sind. Ein Gutschein-System<br />

erfordert freilich ebenfalls Verwaltungsaufwand und wäre daher nicht kostenlos zu haben.<br />

Ein weiterer Aspekt, der in der Debatte über die Kulturförderung eine Rolle spielt, ist die Konkurrenz<br />

zwischen öffentlichen haushaltsfinanzierten Subventionen und privater Förderung durch Stiftungen,<br />

Sponsoren und Mäzene. Schon heute spielen private Mäzene eine wichtige Rolle in der Kulturförderung,<br />

zumal sich derartige Zuwendungen <strong>für</strong> die privaten Spender gut als werbende Aktivität in der Öffentlichkeit<br />

darstellen lassen. 40 Schließlich ist in diesem Zusammenhang ein Argument zu beachten, das<br />

Champarnaud et al. (2008) diskutieren: Grundsätzlich wäre es selbst angesichts positiver Externalitäten<br />

von Kunst und Kultur möglich, statt der Förderung der Künste selbst die Kunsterziehung zu intensivieren.<br />

Dadurch wären theoretisch Kürzungen bei den direkten Subventionen möglich, weil Interesse an<br />

Kunst geweckt wird, das zu einer verstärkten Nachfrage nach Kunstleistungen führen würde. 41<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es unrealistisch wäre zu erwarten, dass sich eine<br />

deutsche Gebietskörperschaft völlig aus der Kunstsubventionierung <strong>zur</strong>ückziehen würde. Es gibt aber<br />

Hinweise darauf, dass es auch bei diesen Finanzhilfen grundsätzlich ein Kürzungspotential gibt.<br />

1.3.4 Transfers an Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

Kirchen und Religionsgemeinschaften erhielten im Jahr 2011 gut 3,4 Mrd. Euro (Tabelle 19). Den<br />

größten Posten (2011: 2,8 Mrd. Euro.) davon macht eine Steuerermäßigung aus, nämlich die<br />

Anrechenbarkeit der Kirchensteuer als Sonderausgabe im Rahmen der Einkommensteuer (Tabellen 1<br />

und 2). Daneben erhielten die Kirchen 623 Mill. Euro von den Ländern (Tabelle 9).<br />

Angesichts der offiziellen Trennung von Kirche und Staat erscheinen Subventionen an die Kirchen<br />

zumindest fraglich. Problematisch kann etwa sein, dass Kirchen als ausgewählte Religionsgemeinschaften<br />

Staatszuschüsse erhalten, die Finanzierung aber vom allgemeinen Steuerzahler ungeachtet<br />

dessen eigener Religionszugehörigkeit erfolgt. Dies könnte auch im Widerspruch <strong>zur</strong> Neutralität des<br />

Staates gegenüber allen ausgeübten Religionen stehen. 42<br />

Ökonomisch prinzipiell gerechtfertigt werden könnten Finanzhilfen an die Kirchen, wenn sie vorwiegend<br />

dazu dienen, karitative und mildtätige Aktivitäten zu fördern und die Kirchen dabei quasi als<br />

Auftragsverwaltung des Staates tätig sind. Aufgrund einer älteren Untersuchung <strong>zur</strong> Kirchenfinanzierung<br />

aus dem Jahr 1990 ergibt sich indes, dass seinerzeit deutschlandweit 9 Mrd. DM von den Gebietskörperschaften<br />

an die Kirchen gezahlt, davon aber höchstens 1 Mrd. DM <strong>für</strong> karitative Aufgaben<br />

verwendet wurden (Herrmann 1990).<br />

____________________<br />

40 Der aktuelle Kulturfinanzbericht bezieht diese privaten Finanzströme ein, soweit sie anhand der Angaben der Finanzstatistik<br />

geschätzt werden können. Die weiterhin rein öffentlichen Kultureinrichtungen konnten 2007 mit bundesweit<br />

1,1 Mrd. Euro rund 20 Prozent ihrer Ausgaben decken. Die daneben bestehenden ausgegliederten Kultureinrichtungen, die<br />

als Eigenbetriebe oder privatrechtlich als GmbH organisiert sind und Anspruch auf Defizitdeckung haben, erhalten nach<br />

Schätzungen des Kulturfinanzberichts ebenfalls 1 Mrd. Euro aus privaten Quellen. Dabei wird betont, dass dies eher eine<br />

konservative Schätzung sei, weil Angaben über vollständig privat finanzierte Kultureinrichtungen wie Musicaltheater,<br />

Rockkonzert oder Zirkusse nicht vorliegen (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010: 74–75).<br />

41 In ihrem Mehrgenerationenmodell können Champarnaud et al. (2008: 112 und 118–120) zeigen, dass in einer „first best“-<br />

Modellumgebung mit optimaler Kulturerziehung, aber mit nichtaltruistisch agierenden Eltern die Kulturerziehung die<br />

Kultursubventionierung zwar nicht vollständig ersetzen kann, aber auf jüngere Generationen beschränkt werden sollte. Wenn<br />

jedoch nur eine „second best“-Kunsterziehung unterstellt wird, was nach den Autoren in Europa üblicherweise der Fall ist,<br />

wird eine Intensivierung der Kunsterziehung bei gleichzeitiger Kürzung der Kultursubventionen <strong>zur</strong> überlegenen Lösung. In<br />

diesem Fall tritt auch der Wohlfahrtseffekt ein, dass die Konsumenten selbst und nicht der Staat entscheiden können, welche<br />

Art von künstlerischen Aktivitäten sie fördern wollen.<br />

42 Dabei wird in diesem Zusammenhang davon abstrahiert, dass in Deutschland der Staat <strong>für</strong> die großen christlichen Kirchen<br />

einen bedeutenden Teile von derer Einnahmen über die Kirchensteuer eintreibt, soweit die Steuerpflichtigen nicht aus ihrer<br />

Kirche ausgetreten sind. Zu alternativen Modellen siehe die in Klodt et al. (2012) zitierten Quellen.

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