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Redemanuskript zur Ausstellungseröffnung auf ... - Galerie Schrade

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Die Materialität des Bildes wird <strong>zur</strong> Pforte in einen immateriellen Raum.<br />

Es gibt zwischen Stöhrer und Quinte indes auch eine Reihe Gemeinsamkeiten<br />

Beide studierten bei HAP Grieshaber.<br />

Sie starben kurz nacheinander, beide im Jahr 2000, der 14 Jahre jüngere Walter<br />

Stöhrer noch knapp drei Monate vor Lothar Quinte.<br />

Beide Künstler sahen in der Gouache eine ihrem Ausdruckswillen adäquate Technik.<br />

Mit Gouachen, so Quinte, habe er sich „freigespielt“. Sie sind auch eine Art<br />

Fingerübung: „Das mache ich immer, wenn ich nicht weiter weiß.“<br />

Dabei wirken seine Papierarbeiten überaus eigenständig, faszinieren durch das<br />

überaus subtile Linienspiel, das Abbildungen kaum wiedergeben können. Wo Stöhrer<br />

zu Linienfigurationen findet, arbeitet Quinte mit feinen Verästelungen, mitunter an<br />

Äderchen erinnernd.<br />

Seine Kompositionen atmen, stecken voller subkutaner Energie.<br />

Quinte war auch Schattenspieler, er leitete die Schattenspielgruppe um HAP<br />

Grieshaber. „Schwarzes Auge“ nannte sie sich. Schatten beschäftigten Stöhrer<br />

desgleichen. „Jedes wahre Bild hat seinen Schatten, der es doubelt“, lautet ein<br />

Bildtitel - abermals ein Bekenntnis zu Artaud.<br />

Und ich möchte fragen: Wann wird ein Kurator kommen, der diese beiden<br />

eigenwillige Künstlerpersönlichkeiten <strong>auf</strong> die Biennale nach Venedig einlädt - wie es<br />

nun - posthum Hans Bellmer umd Walter Pichler widerfuhr, um zwei der wenigen<br />

Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum zu nennen, die die globale Kunstwelt<br />

nun via Venedig entdecken soll?<br />

Und wann endlich entdecken die Amerikaner Stöhrer und Quinte, wo doch gestische<br />

Dynamik sowie verschwiegene Farbraumerfahrung, ungehemmte Exaltation und<br />

großflächige Aufforderung <strong>zur</strong> Kontemplation gleichermaßen Domänen der<br />

amerikanischen Malerei des 20. Jahrhunderts schlechthin sind.<br />

Schön, dass wir uns in das nicht allzu oft ausgestellte und selten parallel gezeigte<br />

Werk der HAP-Grieshaber-Schüler fürs Erste nunmehr in Mochental vertiefen dürfen.<br />

Ewald <strong>Schrade</strong>, er fällt eben einfach mit einem Strauß von Gemälden <strong>zur</strong> Tür herein.<br />

Ich danke Ihnen.<br />

Dorothee Baer-Bogenschütz<br />

Schloß Mochental, 9. Juni 2013

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