Falk Gastro-Kolleg Leber und Gallenwege Fragen zur ...
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Außerdem ist die Höhe des hepatischen Metabolismus ein wichtiger Faktor. So<br />
wurde für Medikamente mit einer hepatischen Metabolisierungsrate von mehr als<br />
50% eine signifikante Erhöhung der Hepatotoxizitätsrate gezeigt [21].<br />
Ein weiterer, im klinischen Alltag wichtiger Risikofaktor ist der Genuss von Alkohol<br />
bei gleichzeitiger medikamentöser Therapie. Wohl bekannt sind die Auswirkungen<br />
eines akuten <strong>und</strong> auch chronischen Alkoholkonsums auf die Hepatotoxizität von<br />
Paracetamol [22]. Wenig erforscht ist hingegen der Einfluss von Alkohol auf das toxische<br />
Potenzial bei idiosynkratisch schädigenden Substanzen. Abgesehen von Methotrexat,<br />
Isoniazid <strong>und</strong> Halothan gibt es keine Belege für die Steigerung der Toxizität<br />
derartiger Arzneistoffe durch Alkohol. Trotz dieses offensichtlichen Mangels an Evidenz<br />
ist Alkoholkonsum ein wichtiges Kriterium des RUCAM-Bewertungssystems<br />
(s. unten <strong>und</strong> Tab. 2) <strong>zur</strong> Klärung der Kausalität der arzneimitteltoxischen Hepatopathie.<br />
Es sollte somit festgehalten werden, dass die Erhebung einer Alkoholanamnese<br />
stets sinnvoll <strong>und</strong> unerlässlich ist.<br />
Besonders kontrovers sind die Diskussionen über den Einfluss einer bestehenden<br />
<strong>Leber</strong>gr<strong>und</strong>erkrankung auf die Suszeptibilität der <strong>Leber</strong> gegenüber potenziell toxischen<br />
Medikamenten. Wider Erwarten wurde bereits mehrfach gezeigt, dass Patienten<br />
mit einer chronischen <strong>Leber</strong>erkrankung im Vergleich zu leberges<strong>und</strong>en Patienten<br />
kein höheres Risiko besitzen, eine arzneimitteltoxische Hepatopathie zu entwickeln<br />
[23]. Allerdings sind Patienten mit bestehender <strong>Leber</strong>erkrankung – am ehesten aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer bereits beeinträchtigten bzw. limitierten <strong>Leber</strong>funktion – anfälliger für<br />
komplizierte <strong>und</strong> ungünstige Verläufe einer arzneimitteltoxischen Hepatopathie, wobei<br />
die Art der zugr<strong>und</strong>e liegenden <strong>Leber</strong>erkrankung keine Rolle zu spielen scheint.<br />
Genetische Risikofaktoren<br />
Bedenkt man das eher seltene <strong>und</strong> aktuell noch weitestgehend unvorhersehbare Auftreten<br />
von idiosynkratischer arzneimitteltoxischer Hepatopathie, so erscheint die<br />
Annahme einer starken genetischen Komponente dieses Prozesses als unwahrscheinlich.<br />
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen bestimmten genetischen Merkmalen<br />
<strong>und</strong> dem Phänomen der arzneimitteltoxischen Hepatopathie wurde dennoch für<br />
einige Arzneimittel gezeigt. Unter anderem können hier bestimmte Polymorphismen<br />
der Cytochrom-P450-Isoenzyme genannt werden [24, 25, 26]. Ein eindrückliches<br />
Beispiel für die genetisch fixierte Suszeptibilität ist die Assoziation zwischen<br />
dem HLA-B*5701-Genotypen <strong>und</strong> der Flucloxacillin-vermittelten Hepatotoxizität [26].<br />
Aufgr<strong>und</strong> der enormen Komplexität <strong>und</strong> Vielfalt des menschlichen Genoms liegt<br />
die Möglichkeit <strong>zur</strong> routinemäßigen Voraussage des Eintretens einer arzneimitteltoxischen<br />
Hepatopathie anhand eines genetischen Patientenprofils jedoch noch in weiter<br />
Zukunft.<br />
Des Weiteren scheinen das angeborene <strong>und</strong> das erworbene Immunsystem in die<br />
Pathogenese der idiosynkratischen arzneimitteltoxischen Hepatopathie eingeb<strong>und</strong>en<br />
zu sein. Hier sind beispielsweise bestimmte Polymorphismen des HLA- <strong>und</strong><br />
des Zytokinsystems zu nennen, die unter anderem <strong>zur</strong> bevorzugten Präsentation<br />
der auslösenden Substanz führen könnten [27]. Zu erwähnen sind hier das häufige<br />
Vorkommen von HLA-DR6 bei Chlorpromazin-vermittelten Hepatitiden <strong>und</strong> Schädigungen<br />
durch trizyklische Antidepressiva in Zusammenhang mit dem Vorliegen von<br />
HLA-A11 [28]. Manche Autoren betrachten derartige immunologische Phänomene als<br />
den wohl größten pathogenetischen Faktor [29, 30]. Diese Vermutung deckt sich mit<br />
der Beobachtung, dass sich etwa 25–30% aller DILI-Patienten mit den Symptomen einer<br />
Hypersensitivitätsreaktion wie Hautausschlägen, Fieber <strong>und</strong> Eosinophilie präsentieren.<br />
Darüber hinaus kann eine Eosinophilie im <strong>Leber</strong>parenchym <strong>und</strong> im peripheren<br />
Blut auf die Diagnose einer arzneimitteltoxischen Hepatopathie hinweisen [31].<br />
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