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Jesus: Folgen - Konsequenzen - Kath.de

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©P. Franz Richardt: Zentral-Abi – Lingen/Osnabrück/Vechta: <strong>Jesus</strong> – <strong>Folgen</strong> – <strong>Konsequenzen</strong> – Nov. 2013 – S. 11<br />

Die Zeit an <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> vom 12. zum 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>r Franziskus lebte, weist sehr viele Ähnlichkeiten mit<br />

unserer mo<strong>de</strong>rnen Welt auf. Eine Welt, die dieser legendäre Heilige mit seiner For<strong>de</strong>rung nach radikaler Armut<br />

kritisiert. Unsere mo<strong>de</strong>rne Gesellschaft und Wirtschaftsweise hat ihren Anfang gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Stadtrepubliken<br />

Oberitaliens an <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> zum 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt genommen. Die Kennzeichen dieser Entwicklung sind eine<br />

enorme Ausweitung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls, eine ständige Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r handwerklichen Techniken, die Bildung von<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaften, wie z.B. die <strong>de</strong>r Fugger mit einer großen Kapitalkonzentration. Und für diese Zeit ist<br />

kennzeichnend, dass die alte, traditionelle Lebensweise mit seiner festgefügten ständischen Ordnung begann<br />

sich aufzulösen, dass durch die Beobachtung <strong>de</strong>r Naturgesetze die Anfänge unserer Naturwissenschaften sich<br />

herausbil<strong>de</strong>ten und <strong>de</strong>n Lebens- und Arbeitsalltag <strong>de</strong>r Menschen stark verän<strong>de</strong>rte. Die Entwicklung <strong>de</strong>r Geldwirtschaft<br />

führte ebenfalls zu einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lebensbedingungen, die vor allem das Leben einfacher<br />

Menschen noch schwieriger machte. Was auf <strong>de</strong>r einen Seite als wirtschaftliche Entwicklung zu Reichtum und<br />

Wohlstand führte war gleichzeitig für viele Menschen Ursache von Armut, Entwurzelung und Not. Das späte<br />

Mittelalter ist <strong>de</strong>shalb von einer ganzen Reihe von Aufstän<strong>de</strong>n und Krisen geschüttelt wor<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m aufstreben<strong>de</strong>n Bürgertum und ihrer tiefen Faszination für Geld und Besitz, Erfolg und Aufstieg bricht<br />

Franziskus, in<strong>de</strong>m er mit seinem Vater bricht. Er übernimmt nicht das Erbe <strong>de</strong>s reichen Tuchhändlers.<br />

Mit <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r Lebensform vom Reichtum zur Armut tauscht Franziskus die leiten<strong>de</strong>n Werte seiner Umwelt.<br />

Folgerichtig be<strong>de</strong>utete Armut für Franziskus <strong>de</strong>n völligen Verzicht auf je<strong>de</strong>n privaten Besitz.<br />

Franziskus war <strong>de</strong>r Sohn eines im wörtlichen und im übertragenen Sinn gut betuchten Kaufmanns,<br />

also eines Tuchhändler, <strong>de</strong>r zugleich wahrlich nicht arm war. Franziskus, sein Sohn, hatte ein eigenes<br />

Pferd, also ein Symbol <strong>de</strong>s Reichtums. Dieser junge Francesco war <strong>de</strong>r Held in <strong>de</strong>r Clique <strong>de</strong>r jungen<br />

Leute, um ihn herum war abwechslungsreiches und lautes Leben. Und er hatte ein großen Traum: Er<br />

wollte Ritter wer<strong>de</strong>n. Deswegen wollte er kräftig mitmischen im Krieg zwischen Perugia und Assisi.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> er gefangen genommen und kam für ein Jahr in ein Gefängnis. Diese Zeit hat ihn mit<br />

sich selber konfrontiert und ihn in die Frage verwickelt: Wofür bin ich eigentlich da? Er war lange Zeit<br />

unsicher, was er weiter machen sollte. Das lustige Leben in <strong>de</strong>r Clique erfüllte ihn nicht mehr. Innerlich<br />

angekrazt, suchend, unruhig, passieren ihm zwei Dinge. Er gerät in einer verfallen<strong>de</strong>n Kapelle vor<br />

ein Kreuz und betet dort, dass Gott ihm doch irgendwie zeigen möge, was er tun solle.<br />

Er betet:<br />

„Höchster, herrlicher Gott, erleuchte die Finsternis meines Herzens und gib mir rechten<br />

Glauben, gefestigte Hoffnung, vollen<strong>de</strong>te Liebe, Sinn und Erkenntnis, dass ich <strong>de</strong>n Auftrag erfülle,<br />

<strong>de</strong>n du mir in Wahrheit gegeben hast.“<br />

Irgendwann ist es ihm, als spräche <strong>de</strong>r Gekreuzigte dieses Bil<strong>de</strong>s zu ihm: „Geh hin und stelle mein<br />

Haus wie<strong>de</strong>r her!“. Und er nimmt <strong>de</strong>n Auftrag wörtlich, fängt an, Steine zu sammeln und Mauern<br />

auszubessern. Zur gleichen Zeit passiert etwas ganz an<strong>de</strong>re. Er reitet durch die Ebene unterhalb von<br />

Assisi und sieht dort einen Aussätzigen sitzen. Als er schon weiter reitet, trifft es ihn wie mit einem<br />

Schlag: Das ist doch ein Mensch wie du. Und er kehrt um, steigt ab und umarmt <strong>de</strong>n Aussätzigen.<br />

War in <strong>de</strong>r Kapelle von San Damiano das Ohr das Einfallstor für <strong>de</strong>n Anruf aus einer größeren Wirklichkeit,<br />

dann hier das Auge, das eine Wirklichkeit wahrnahm, an <strong>de</strong>r er nicht vorübergehen durfte,

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