Holsteiner Kälberstall in Futterkamp - Landwirtschaftskammer ...
Holsteiner Kälberstall in Futterkamp - Landwirtschaftskammer ...
Holsteiner Kälberstall in Futterkamp - Landwirtschaftskammer ...
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50 Sonderveröffentlichung BAUERNBLATT l 14. September 2013 ■<br />
Erfolgreich füttern: Vorstellung von Neu- und Umbaulösungen im Kälberbereich<br />
<strong>Holste<strong>in</strong>er</strong> <strong>Kälberstall</strong> <strong>in</strong> <strong>Futterkamp</strong><br />
Der alte <strong>Futterkamp</strong>er <strong>Kälberstall</strong>,<br />
<strong>in</strong> dem unterschiedliche Fabrikate<br />
vonGroßraumiglusundHüttengetestet<br />
wurden, gab Anlass, über e<strong>in</strong>e<br />
neue Variante e<strong>in</strong>es <strong>Kälberstall</strong>es<br />
nachzudenken. E<strong>in</strong> solcher neuer<br />
<strong>Kälberstall</strong> sollte den Kälbern<br />
undebensodenMenschen,diedar<strong>in</strong><br />
arbeiten (ganz wichtig!), <strong>in</strong>sbesondereauch<br />
<strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonatene<strong>in</strong>emöglichstoptimaleUmgebungbieten.Ersollteweiterh<strong>in</strong>dabei<br />
helfen, den Anteil der masch<strong>in</strong>ell<br />
zu erledigenden Arbeiten zu<br />
maximieren, e<strong>in</strong> schnelles Entmisten<br />
und E<strong>in</strong>streuen mit e<strong>in</strong>er Person<br />
zu ermöglichen und trotzdem<br />
e<strong>in</strong>fach konstruiert se<strong>in</strong>, damit die<br />
Baukosten <strong>in</strong> Grenzen gehalten<br />
werden können. Herausgekommen<br />
ist vor vier Jahren der <strong>Holste<strong>in</strong>er</strong><br />
<strong>Kälberstall</strong>.<br />
Den Namen bekam er durch die<br />
Überschrift <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Berichterstattung<br />
der top agar anlässlich der Vorstellung<br />
des zweiten Stalles, der<br />
nach diesem Konzept gebaut wurde.<br />
Heutzutage ist der <strong>Holste<strong>in</strong>er</strong><br />
<strong>Kälberstall</strong> Markenname geworden<br />
und <strong>in</strong> ganz Deutschland bestimmt<br />
schon über 100 Mal gebaut worden.<br />
Nun wurde es Zeit, dass dieser Stall<br />
auch dort, wo er geboren wurde,<br />
wiederzuf<strong>in</strong>den ist, und das ist <strong>Futterkamp</strong>.<br />
Das Grundkonzept<br />
muss stimmen!<br />
An jedem Anfang e<strong>in</strong>er Stallplanung<br />
steht der konzeptionelle Entwurf.<br />
Vorgabe war es zunächst, Käl-<br />
Foto 1: Umbau des <strong>Futterkamp</strong>er <strong>Kälberstall</strong>es. Agrotel-Jalousie noch oben und unten öffnend.<br />
ber von der Geburt bis zum Zeitpunkt<br />
der Umstallung <strong>in</strong> den Jungviehbereich<br />
mit sechs Monaten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
solchen Stall unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Wir wissen, dass sich die Ansprüche<br />
der Kälber an ihre Umgebung besonders<br />
während des ersten halben<br />
Lebensjahres drastisch ändern. Diese<br />
Überlegung hat dazu geführt, die<br />
Kälber <strong>in</strong> der klassischen Version des<br />
<strong>Holste<strong>in</strong>er</strong> <strong>Kälberstall</strong>es <strong>in</strong> den ersten<br />
Lebenswochen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zeliglus unterzubr<strong>in</strong>gen,<br />
die unter e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren<br />
Vordach auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />
des Futtertisches stehen. Für die verbleibende<br />
Tränkeperiode, <strong>in</strong> der sich<br />
die Kälber zum Wiederkäuer entwickeln,<br />
s<strong>in</strong>d Gruppenbuchten auf der<br />
gegenüberliegenden Seite des Futtertisches<br />
mit e<strong>in</strong>em Kälbernest vorgesehen<br />
und für die anschließende<br />
Haltungsperiode Gruppenbuchten<br />
ohne Kälbernest, aber immer noch<br />
mit geschlossenen Seitenwänden,<br />
um die Tiere vor schleusendem W<strong>in</strong>d<br />
zu schützen. Denn die Kälberlungen<br />
bleiben auch <strong>in</strong> diesem Lebensabschnitt<br />
noch sehr empf<strong>in</strong>dlich.<br />
Für größere Betriebe ist es s<strong>in</strong>nvoll,<br />
den Bereich für die E<strong>in</strong>zeliglus<br />
von den Gruppenbuchten zu trennen,<br />
da das Stallgebäude ansonsten<br />
zu groß wird. So ist es auch <strong>in</strong> <strong>Futterkamp</strong><br />
geschehen. Die Iglus bekamen<br />
e<strong>in</strong> eigenes Dach, und der vorhandene<br />
Stall wurde zum gespiegelten<br />
<strong>Holste<strong>in</strong>er</strong> <strong>Kälberstall</strong> umgebaut.<br />
Dazu wurden die beiden Traufen<br />
des vorhandenen Satteldaches<br />
verlängert und dort, wo zuvor die<br />
Großraumiglus und Hütten gestandene<br />
haben, ist jeweils e<strong>in</strong>e zweite<br />
Entmistungsachse entstanden.<br />
Durch die mittig angeschlagenen<br />
Schwenktore können die Kälber<br />
jetzt zum Entmisten, so wie es das<br />
Pr<strong>in</strong>zip des <strong>Holste<strong>in</strong>er</strong> <strong>Kälberstall</strong>es<br />
vorsieht, entweder auf der Futtertisch-<br />
oder an der Traufseite abgesperrt<br />
werden.<br />
Bei Umbauten müssen häufig<br />
Kompromisse e<strong>in</strong>gegangen werden,<br />
und so auch <strong>in</strong> diesem Fall. Da die<br />
vorhandene Buchtentiefe mit der<br />
dazugehörenden Stützenreihe 5m<br />
vom Futtertisch entfernt war sowie<br />
die anschließenden Iglustandflächen<br />
ebenfalls 5mx5mbetrugen,<br />
ergibt sich auch für den Umbau e<strong>in</strong><br />
Rastermaß von 5mbeziehungsweise<br />
e<strong>in</strong>e Gesamtbuchtentiefe von<br />
10 m. Bei e<strong>in</strong>em Neubau wird, wie<br />
bekannt, e<strong>in</strong>e Buchtentiefe von 8m<br />
empfohlen. Die Buchtenbreiten s<strong>in</strong>d<br />
dabei variabel. Standard s<strong>in</strong>d hier<br />
4m, bei größerem B<strong>in</strong>derabstand<br />
aber auch mehr. Indiesem Fall müssen<br />
dann feststehende Bl<strong>in</strong>dgitter<br />
auf der mittig verlaufenden Aufkantung<br />
e<strong>in</strong>gebaut werden.<br />
E<strong>in</strong> zweiter Kompromiss entstand<br />
durch das vorhandene Bodenprofil.<br />
Hier besteht e<strong>in</strong> Gefälle nach außen.<br />
E<strong>in</strong> solches Gefälle ist bei Neubauten<br />
nicht vorgesehen, damit der Ab-
■ BAUERNBLATT l 14. September 2013<br />
Sonderveröffentlichung<br />
51<br />
Foto 2: Der am Melkzentrum angebaute Iglustall, ebenfalls mit e<strong>in</strong>er nach oben<br />
und unten öffnenden Rollfront von der Firma Agrotel.<br />
Foto 3: Umbau des <strong>Futterkamp</strong>er <strong>Kälberstall</strong>es. Lubratec-W<strong>in</strong>dschutzsystem<br />
mit e<strong>in</strong>em nach unten öffnenden Vogelschutznetz.<br />
stand unter den h<strong>in</strong>teren geschlossenen<br />
Buchtenabtrennungen zum<br />
Boden nicht mehr als 25 cm beträgt.<br />
Der Grund dafür ist, dass auch hier<br />
verh<strong>in</strong>dert werden soll, dass schleusender<br />
W<strong>in</strong>d unter den Abtrennungen<br />
<strong>in</strong> die Kälbernester strömen<br />
kann. Die Gefahr besteht besonders<br />
im W<strong>in</strong>ter dann, wenn die giebelseitig<br />
vorhandenen Tore geöffnet s<strong>in</strong>d.<br />
Sollte es zu Problemen kommen, lassen<br />
sich immer noch Gummilippen<br />
an den h<strong>in</strong>teren Schwenktoren anbr<strong>in</strong>gen,<br />
die e<strong>in</strong>e solche Luftbewegung<br />
verh<strong>in</strong>dern können.<br />
Auf das Detail<br />
kommt es an!<br />
Wer sich für den <strong>Holste<strong>in</strong>er</strong> <strong>Kälberstall</strong><br />
<strong>in</strong>teressiert, der kann sich<br />
unter anderem firmenspezifische<br />
Detaillösungen beispielsweise für<br />
Kälbernester, Buchtentrennwände,<br />
Jalousien, Tränketechnik und vieles<br />
andere mehr ansehen. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Auswahl möchten wir <strong>in</strong> diesem Artikel<br />
vorstellen.<br />
Auf der westlichen Traufseite des<br />
umgebauten Stalles ist e<strong>in</strong>e Jalousie<br />
von der Firma Agrotel zu sehen, die<br />
sowohl von oben als auch von unten<br />
geöffnet werden kann und <strong>in</strong> jeder<br />
Position w<strong>in</strong>dstabil bleibt (Foto 1).<br />
Die gleiche Jalousie wurde auch auf<br />
der offenen Traufseite des E<strong>in</strong>zeliglustalles<br />
mit e<strong>in</strong>er Länge von 36,5 m<br />
und e<strong>in</strong>er Höhe von 3,2 mverwendet.<br />
Die Besonderheit ist, dass sie<br />
auch im geschlossenen Zustand im<br />
Bodenbereich nicht zusätzlich arretiert<br />
werden muss (Foto 2). Auf der<br />
gegenüberliegenden Traufseite des<br />
umgebauten <strong>Kälberstall</strong>es ist weiterh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> nach unten öffnendes Lubratec-W<strong>in</strong>dschutzsystem<br />
der Firma<br />
Huesker e<strong>in</strong>gebaut. Dieses System<br />
zeichnet sich durch e<strong>in</strong> feststehendes<br />
Vogelschutznetz aus (Foto 3).<br />
Geschlossene Buchtentrennwände,<br />
Buchtengitter und Abdeckplatten<br />
für die Kälbernester werden<br />
ebenfalls von mehreren Herstellern<br />
gezeigt. Foto 4auf der folgenden<br />
Seite zeigt die zur Mitte h<strong>in</strong> aufgeschlagenen<br />
Rahmentore der Firma<br />
Thomsen aus Tarp, die mit Hohlkammerprofilplatten<br />
ausgefüllt<br />
s<strong>in</strong>d. In dieser Position kann entmistet<br />
und wieder e<strong>in</strong>gestreut werden.<br />
Die Kälber bleiben während dieser<br />
Zeit am Futtertisch abgesperrt.<br />
Auch e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung und Des<strong>in</strong>fektion<br />
wäre möglich, da aufgrund der<br />
mittigen Aufkantung ke<strong>in</strong> Waschwasser<br />
<strong>in</strong> den futtertischseitigen<br />
Bereich laufen kann. Die Abdeckklappen<br />
der Kälbernester s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
diesem Fall hochgeklappt.<br />
Auf der gegenüberliegenden Seite<br />
s<strong>in</strong>d sowohl die Firma Thomsen als<br />
auch die Firmen Duräumat und<br />
Holm &Laue mit ihrer Stalle<strong>in</strong>richtung<br />
vertreten. Die Wandverkleidung<br />
aus Hohlkammerprofilplatten<br />
dient als thermoneutrales Element,<br />
um die Kälber vor Wärmeverlust an<br />
der dah<strong>in</strong>terliegenden Betonwand<br />
zu schützen. Sie wurde von der Firma<br />
Thomsen e<strong>in</strong>gebaut. Die Kälbernester,das<br />
heißt die seitlich geschlossenen<br />
Buchtentrennwände und die<br />
Abdeckplatten, wurden von der Firma<br />
Duräumat entworfen und e<strong>in</strong>ge-
52 Sonderveröffentlichung BAUERNBLATT l 14. September 2013 ■<br />
Foto4:TraufseitigerMistgangmitzurMitteh<strong>in</strong>aufgeschlagenengeschlossenenBuchtentrennwänden.<br />
baut (Foto 5). Das Material der Buchtentrennwände<br />
besteht aus e<strong>in</strong>em<br />
besonders schlagfesten Kunststoff,<br />
es eignet sich gleichermaßen als<br />
Wandverkleidung und ist ebenfalls<br />
thermoneutral. Im weiteren Verlauf<br />
s<strong>in</strong>d auf dieser Seite, hier nicht im<br />
Bild, Buchtentrennwände von der<br />
Firma Holm &Laue zu sehen.<br />
E<strong>in</strong>e andere Besonderheit s<strong>in</strong>d die<br />
klappbaren Abrufstände der Kälbertränkeautomaten<br />
von der Firma<br />
Holm &Laue (Foto 6und 7). Sie lassen<br />
sich mit e<strong>in</strong>er Hand auf den Futtertisch<br />
klappen. Auf diese Weise<br />
kann der Stall ohne Beh<strong>in</strong>derungen<br />
entmistet werden.<br />
Neben dem Abrufstand ist auf dem<br />
Foto 7 ebenfalls e<strong>in</strong>er der <strong>in</strong> jede<br />
Bucht e<strong>in</strong>gebauten Durchgänge zu<br />
sehen, den Kälber nicht passieren<br />
können. Um <strong>in</strong> die Bucht gehen zu<br />
können, braucht ke<strong>in</strong>e Tür mehr geöffnet<br />
zu werden. Der <strong>in</strong> der Mitte angeordnete<br />
kurze Pfosten steckt lose <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Bodenhülse und kann, wenn<br />
zum Beispiel Kälber aus der Bucht geholt<br />
oder h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gebracht werden sollen,<br />
herausgezogen werden.<br />
Der E<strong>in</strong>zeliglustall<br />
mit Kälbertaxi<br />
Auf der Nordwestseite des Melkhauses<br />
wurde e<strong>in</strong> neuer Satteldachstall<br />
errichtet, <strong>in</strong> dem unter anderem<br />
die E<strong>in</strong>zeliglus untergebracht s<strong>in</strong>d.<br />
Der Stall ist mit dem Vorraum des<br />
Melkstandes verbunden, sodass die<br />
Kälber problemlos mit Frischmilch<br />
über e<strong>in</strong> Kälbertaxi versorgt werden<br />
können oder die Biestmilch auf kurzem<br />
Wege zu den Iglus gebracht<br />
werden kann. Die Iglus s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zwei<br />
Längsreihen angeordnet und werden<br />
umschichtig belegt. Auf der offenen<br />
Seite ist die bereits angesprochene<br />
Agrotel-Jalousie angebracht,<br />
die auf der ganzen Fläche hochgezogen<br />
werden kann. Je nach Wetterlage<br />
kann sie auch oben oder von<br />
unten geöffnet werden.<br />
In dem Stall s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zeliglus von<br />
fünf verschiedenen Herstellern zu<br />
sehen. Sie zeigen ihre neuesten Entwicklungen.<br />
Zum Standard haben<br />
sich <strong>in</strong>zwischen hochklappbare Ausläufe<br />
und Rollen, auf denen das Iglu<br />
<strong>in</strong>klusive des Auslaufgitters zum Beispiel<br />
zum Waschplatz geschoben<br />
werden kann, entwickelt.<br />
Foto 5: Kälbernest der Firma Duräumat.<br />
FAZIT<br />
Wersich über neueste Stallbautechnik<br />
oder Stalle<strong>in</strong>richtung<br />
<strong>in</strong>formieren möchte, der ist am<br />
19. September herzlich <strong>in</strong> <strong>Futterkamp</strong><br />
willkommen. An diesem<br />
Tagwird nicht nur die <strong>Futterkamp</strong>er<br />
Mannschaft für Informationen<br />
zur Verfügung<br />
stehen, sondern auch viele Firmen,<br />
die am Bau und der E<strong>in</strong>richtung<br />
mitgewirkt haben.<br />
Lassen Sie sich <strong>in</strong>spirieren und<br />
<strong>in</strong>formieren. Die <strong>Landwirtschaftskammer</strong><br />
freut sich auf<br />
Ihren Besuch.<br />
Dr. Hans-Jürgen Kunz<br />
<strong>Landwirtschaftskammer</strong><br />
Tel.: 04381-90 09-48<br />
hkunz@lksh.de<br />
Foto 6und 7: Der Abrufstand des Holm &Laue-Tränkeautomaten kann vor dem Entmisten mit e<strong>in</strong>er Hand auf den<br />
Futtertisch geklappt werden.<br />
Fotos: Dr.Hans-Jürgen Kunz