Die Struktur der deutschen Silbe im Morenmodell - Institut für ...
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stattgefunden hat; allerdings geben sie keine Evidenz da<strong>für</strong>, dass unbetonte <strong>Silbe</strong>n eine<br />
generell einmorige <strong>Struktur</strong> haben. Für die meisten nativen Wörter hat sich ein<br />
Schwerekontrast zwischen betonten und unbetonten <strong>Silbe</strong>n ergeben, <strong>der</strong> aber v.a. auf<br />
die Nebensilbenabschwächung <strong>im</strong> Übergang vom Ahd. zum Mhd. zurückgeht, die<br />
einige Jahrhun<strong>der</strong>te zuvor stattgefunden hat. Zu dieser Zeit konnte allerdings <strong>für</strong> die<br />
betonten <strong>Silbe</strong>n noch nicht von einem Längenausgleich gesprochen werden. <strong>Die</strong><br />
Aussage, dass unbetonte <strong>Silbe</strong>n bevorzugt einmorig sind, kann aber <strong>im</strong>merhin <strong>für</strong><br />
reduzierte <strong>Silbe</strong>n (mit Schwa bzw. mit silbischem Sonoranten) gelten, wenn man nicht<br />
wie Féry (2003: 213) ihre Morenlosigkeit ann<strong>im</strong>mt. <strong>Die</strong>ses Phänomen wird unter §3.3<br />
genauer diskutiert.<br />
<strong>Die</strong> Frage ist allerdings, ob auch unbetonte <strong>Silbe</strong>n mit Vollvokal einmorig sind. Im<br />
nativen Wortschatz des Deutschen finden sich monomorphem fast ausschließlich<br />
reduzierte <strong>Silbe</strong>n als unbetonte <strong>Silbe</strong>n. Dass nicht alle unbetonten <strong>Silbe</strong>n einmorig<br />
sind, hat z.B. das Wort Arbeit gezeigt, dass in <strong>der</strong> unbetonten <strong>Silbe</strong> einen Diphthong<br />
enthält, <strong>der</strong> nach allen gängigen Theorien zur <strong>Silbe</strong> des Deutschen nicht kurz realisiert<br />
werden kann. Weitere Beispiele wären Efeu und Ameise.<br />
Wenn das Deutsche auf eine WbP-Regel verzichtet, und stattdessen eine<br />
Kernsilbenbedingung nur <strong>für</strong> betonte <strong>Silbe</strong>n aufstellt, können unbetonte <strong>Silbe</strong>n mit<br />
kurzem Vollvokal einmorig sein. Einen Kurzvokal in unbetonter <strong>Silbe</strong> weist z.B.<br />
König auf, ebenso wie die nativen Suffixe unter (59b).<br />
(59) a. König b. -ung [ʊŋ] Achtung<br />
Σ -lich [lIç] handlich<br />
-ig [Iç] eckig<br />
σ σ<br />
k ø<br />
<br />
<br />
n I g<br />
Wird diesen Wörtern jedoch eine vokalisch anlautende Flexionsendung hinzugefügt,<br />
die die <strong>Silbe</strong>nzahl erhöht, so zeigt sich, dass die finalen Konsonanten ambisilbisch<br />
realisiert werden, bzw. <strong>der</strong> vorangehende Vokal alternativ gedehnt werden kann. Eine<br />
ähnliche Feststellung macht auch Wiese (1996: 36), <strong>der</strong> <strong>für</strong> die Beispiele unter (60b)<br />
einen ambisilbischen Konsonanten nach einer unbetonten <strong>Silbe</strong> postuliert. Becker<br />
(1998: 66) hingegen geht davon aus, dass ambisilbische Konsonanten nach<br />
unbetontem Kurzvokal nicht auftreten.<br />
(60) a. -ungen [ʊŋən] Achtungen b. Matthias [mati:.as]<br />
-liche [lIçə] handliche Frikassee [fRi:.kase:]<br />
-ige [i:.gə] bzw. [Igə] eckige 26<br />
26 Das Duden Aussprachewörterbuch (2000) n<strong>im</strong>mt hier einen ungespannten Kurzvokal an. Bei <strong>der</strong><br />
flektierten Form tritt jedoch m.E. häufig auch ein gespannter Vokal auf. <strong>Die</strong> Variation ist<br />
vermutlich regional bedingt.<br />
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