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Unterwegs auf Deutschlands größter Insel - Landwirtschaftskammer ...

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■ BAUERNBLATT l 20. Juli 2013<br />

Lohnunternehmer<br />

45<br />

Lohnunternehmertag Schleswig-Holstein<br />

<strong>Unterwegs</strong> <strong>auf</strong> <strong>Deutschlands</strong> <strong>größter</strong> <strong>Insel</strong><br />

„Das ist Dithmarschen und nicht<br />

Rügen.“Daszumindestbehaupten<br />

die Einheimischen, denn der Kreis<br />

Dithmarschen ist umgeben von<br />

Wasser.ImNorden bildet die Eider<br />

die Grenze, im Osten der Nord-Ostsee-Kanal<br />

sowie die Elbe und im<br />

WestendieNordsee.DassDithmarschen<br />

einiges mehr als ausschließlich<br />

Kohlköpfe zu bieten hat, davon<br />

konnten sich die 120 Teilnehmer<br />

des Lohnunternehmertages<br />

des Landesverbandes Schleswig-<br />

Holstein überzeugen.<br />

Treffpunkt war am Morgen des<br />

4. Juli bei bedecktem Himmel aber<br />

trockenem Wetter das Lohnunternehmen<br />

Agrar Service Maschinengenossenschaft<br />

Wesselburenerkoog<br />

(MGW) in Hillgroven, zirka 15<br />

km nördlich von Büsum. Dieses<br />

Lohnunternehmen (LU) wurde im<br />

Jahr 1958 gegründet. Heute führen<br />

Der neugewählte Kreispräsident<br />

Hans-Harald Böttger hob in seinem<br />

Grußwort die Bedeutung der Lohnunternehmer<br />

in Kreis Dithmarschen hervor.<br />

Fotos: Eckard Reese<br />

Hans Hermann Albert und sein<br />

Sohn Thorben das Unternehmen, in<br />

dem 27 Mitarbeiter fest angestellt<br />

sind. Mit klassischen Dienstleistungen<br />

wie Gülleausbringung oder<br />

Grünfutterernte beschäftigt sich<br />

das Lohnunternehmen nicht. „Wir<br />

haben uns von Anfang an <strong>auf</strong> Hackfrüchte<br />

und Sonderkulturen spezialisiert“,<br />

so Hans Hermann Albert bei<br />

der Begrüßung der Gäste in einer<br />

der Maschinenhallen der MGW.<br />

Zum Dienstleistungsportfolio des<br />

Lohnunternehmens zählen heute<br />

der Anbau, die Pflege und die Ernte<br />

von Kartoffeln, Möhren und Zuckerrüben.<br />

„Wir haben uns allerdings<br />

nicht ausschließlich <strong>auf</strong> die Erbringung<br />

von Dienstleistungen in<br />

der Landwirtschaft festgelegt, sondern<br />

betreiben daneben eine Landtechnikwerkstatt<br />

und handeln mit<br />

Landmaschinen. Darüber hinaus<br />

verk<strong>auf</strong>en wir Ersatzteile und bieten<br />

Landwirten einen Reifendienst<br />

an“, ergänzte der Geschäftsführer<br />

des Lohnunternehmens.<br />

Zufrieden trotz<br />

schwieriger Saisonstarts<br />

Hans-Jürgen Plöhn, Präsident<br />

des Landesverbandes Schleswig-<br />

Holstein, dankte bei seiner Begrüßung<br />

den gastgebenden Lohnbetrieben<br />

des LU-Tages. Er sei immer<br />

wieder erfreut über die Gastfreundschaft<br />

der Kollegen und darüber,<br />

dass sie ihre Betriebe für diesen<br />

Tagsoeindrucksvoll herrichteten.<br />

Die LU-Tage seien eine Möglichkeit<br />

für die Lohnunternehmer,<br />

sich außerhalb des Tagesgeschäftes<br />

auszutauschen und einen Schritt<br />

<strong>auf</strong>einander zuzugehen. „Nutzen<br />

Sie die Chance, Kontakte unter<br />

Kollegen zu knüpfen. Das ist das<br />

Salz unserer LU-Tage und ein wichtiger<br />

Grund für jedes Verbandsmitglied,<br />

daran teilzunehmen“, unterstrich<br />

Hans-Jürgen Plöhn. Trotz eines<br />

schwierigen Startes in die Sai-


46 Lohnunternehmer BAUERNBLATT l 20. Juli 2013 ■<br />

son 2013 seien die Lohnunternehmer<br />

in Schleswig-Holstein zufrieden<br />

mit dem bisherigen Verl<strong>auf</strong><br />

der Grünfutterernte. „Wir konnten<br />

erst spät starten, da es lange kalt<br />

und nass war.Imrichtigen Moment<br />

war es dann aber 14 Tage lang am<br />

Stück trocken, sodass die meisten<br />

Betriebe ihren ersten Schnitt dank<br />

der Schlagkraft der Lohnunternehmer<br />

trocken ins Silo einfahren<br />

konnten“, blickte Hans-Jürgen<br />

Plöhn <strong>auf</strong> die aktuelle Situation<br />

der Branche zurück.<br />

Eidersperrwerk<br />

und Büsum<br />

Anschließend ging es in die Busse<br />

Richtung Eidersperrwerk. Hier stand<br />

eine exklusive Führung durch die<br />

Schaltzentrale des 1973 fertiggestellten<br />

Bauwerks an. Hauptgrund<br />

für die Errichtung des Sperrwerkes<br />

war die schwere Sturmflut im Jahre<br />

1962. Damals brachen an der deutschen<br />

Nordseeküste an über 120<br />

Stellen die Deiche. Ein neuralgischer<br />

Punkt war auch die Mündung der Eider.<br />

Hier hatte die Nordsee bei<br />

Sturmflut die Möglichkeit, weit in<br />

das Landesinnere hin<strong>auf</strong>zudrücken.<br />

Durch das Eidersperrwerk konnte<br />

die Deichlinie um 60 km verkürzt<br />

und das Hinterland vor der Sturmflutgefahr<br />

geschützt werden.<br />

Weitere Station des Tages war die<br />

4.800-Einwohner-Stadt Büsum. Auf<br />

einem Busparkplatz wurden die<br />

Teilnehmer stilecht mit Krabbenund<br />

Matjesbrötchen empfangen.<br />

So gestärkt ging es dann <strong>auf</strong> eine<br />

Führung an Büsums „Waterkant“.<br />

Im Norden der Stadt wurde die<br />

Neugestaltung der Familienlagune<br />

„Perlebucht“ 2012 abgeschlossen.<br />

Die Lagune liegt hinter einer künstlichen<br />

<strong>Insel</strong>, geschützt vor der Nordsee,<br />

und führt gezeitenunabhängig<br />

immer Wasser. Sie ist für den Wasseraustausch<br />

über Kanäle mit der<br />

Nordsee verbunden.<br />

In der Nähe des Büsumer Hafens<br />

wird zurzeit der Deich <strong>auf</strong> einer<br />

Länge von 2,7 km verstärkt. Dieses<br />

Bauvorhaben soll gleichzeitig dazu<br />

genutzt werden, die Stadt Büsum<br />

für den Tourismus attraktiver zu gestalten.<br />

In der Nähe des Büsumer<br />

Hafens entsteht zum Beispiel eine<br />

in den Deich integrierte Zuschauertribüne,<br />

die im Sommer für Veranstaltungen<br />

aller Art genutzt werden<br />

soll. Die Teilnehmer des LU-Tages<br />

erhielten <strong>auf</strong> der Baustelle einen<br />

direkten Einblick in die Bauabläufe.<br />

Bei Lohnunternehmer<br />

Ruge zu Besuch<br />

Die Aussicht, am Nordseestrand<br />

ein paar gemütliche Stunden im<br />

Strandkorb zu verbringen, war<br />

zwar verlockend –die straffe Programmplanung<br />

sah jedoch bereits<br />

die nächste Tagesstation vor: das<br />

Lohnunternehmen Ruge in Odderade.<br />

Die Teilnehmer wurden hier<br />

von Betriebsleiter Andreas Ruge<br />

und seiner Familie mit Kaffee und<br />

Kuchen empfangen. Andreas Ruge<br />

leitet das Unternehmen, das sein<br />

Vater Herbert im Jahr 1989 gegründet<br />

hat, seit 2008. Heute betreut<br />

das Lohnunternehmen zirka 250<br />

Kunden in einem Umkreis von<br />

30 km. Hauptstandbeine des Lohnbetriebes<br />

sind die Grünfutterernte,<br />

die Gülleausbringung, die Getreideernte<br />

und die Strohbergung.<br />

Hinzu kommen Bodenbearbeitung,<br />

Aussaat und Winterdienst.<br />

Zurzeit beschäftigt Andreas Ruge<br />

zwölf Festangestellte und bis zu 15<br />

Aushilfen in der Erntesaison. Seniorchef<br />

Herbert Ruge hat sich<br />

zwar aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen.<br />

Langweilig scheint<br />

ihm aber trotzdem nicht zu sein. Zu<br />

seinen Hobbys zählen das Sammeln<br />

und Restaurieren von historischen<br />

Traktoren –ernennt bereits<br />

40 Maschinen sein Eigen. Zweites<br />

Hobby, mit dem er beinahe jedes<br />

Wochenende unterwegs ist, ist das<br />

Bremswagenfahren beim Traktorpulling.<br />

Er lenkt die Bremswagen<br />

jedoch nicht nur,sondern baut diese<br />

in der eigenen Werkstatt <strong>auf</strong>.<br />

Neuestes Modell ist der „Big<br />

Brems“. Dieser soll auch die stärksten<br />

Traktoren in die Knie zwingen.<br />

Biogemüse<br />

aus Dithmarschen<br />

Letzter Halt war der Biogemüseproduzent<br />

„Westhof Bio“ in Wöhrden.<br />

Hier begrüßte Geschäftsführer<br />

Rainer Carstens, der das Unternehmen<br />

gemeinsam mit Paul-Heinrich<br />

Dörscher leitet, die Gruppe vor dem<br />

Ende vergangenen Jahres fertiggestellten<br />

Gewächshaus. Dieses hat eine<br />

Grundfläche von 40.000 m 2 und<br />

ist damit nach Angaben von Westhof<br />

Bio das größte Biogewächshaus<br />

<strong>Deutschlands</strong>. In dem Gewächshaus<br />

reifen in der Zeit von März bis November<br />

Tomaten an zirka 70.000<br />

Pflanzen, die in Dithmarscher Boden<br />

wachsen und nach Bioland-<br />

Richtlinien produziert werden. Die<br />

Vermarktung erfolgt über große<br />

Handelsketten. Die Tomatenproduktion<br />

ist jedoch nur ein Standbein<br />

des Unternehmens. Zum Biosortiment,<br />

das im Freiland produziert<br />

wird, zählen außerdem Blumenkohl,<br />

Brokkoli, Erbsen, Fenchel,<br />

Kartoffeln, Kürbis, Lauch, Möhren,<br />

Kohl, Rote Bete, Sellerie und Zucchini.<br />

Zur Westhof Bio gehört darüber<br />

hinaus auch eine Frosterei für<br />

Frischgemüse. Ein Ziel des Unternehmens<br />

ist laut Rainer Carstens, bis<br />

2015 energieneutral zu wirtschaften.<br />

Neben der Nutzung von Windund<br />

Sonnenergie soll zukünftig<br />

auch Biomasse zur Energiegewinnung<br />

in einer geplanten Biogasanlage<br />

genutzt werden. In dieser Anlage<br />

sollen ungenutzte Pflanzenteile,<br />

die bei der Gemüseproduktion<br />

nicht verwertet werden können,<br />

vergoren werden.<br />

Zum Abschluss ging es wieder zurück<br />

nach Hillgroven zur MGW, wo<br />

der sehr gelungene und von allen<br />

Seiten gelobte Lohnunternehmertag<br />

mit Gegrilltem, Kaltgetränken<br />

und guten Gesprächen unter Kollegen<br />

seinen Ausklang fand.<br />

Björn Anders Lützen<br />

Redaktion Lohnunternehmen<br />

info@lohnunternehmer.de<br />

Die zirka 130 Teilnehmer am Lohnunternehmertag haben einen geselligen und abwechslungsreichen Tagerlebt. Der Besuch <strong>auf</strong> dem Westhof in Wöhrden hat<br />

eindrucksvoll gezeigt, was Unternehmer mit Visionen und Beharrlichkeit <strong>auf</strong> die Beine stellen können.

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