Taufe - begeistern, entscheiden, neu beginnen - Cantate-Kirche
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DAS AKTUELLE THEMA<br />
der getauft werden sollen? Die<br />
evangelisch-lutherischen <strong>Kirche</strong>n<br />
lassen dies längst zu, während die<br />
katholische <strong>Kirche</strong> doch nach wie<br />
vor darauf besteht, dass sich der<br />
katholische Ehepartner nach Kräften<br />
darum bemühen solle, dass die Kinder<br />
katholisch getauft und erzogen<br />
werden. Zwar darf der katholische<br />
Seelsorger von der Konfessionsverschiedenheit<br />
als Ehehindernis<br />
dispensieren und die Bedrohung<br />
mit Exkommunikation ist seit dem<br />
Erlass „matrimonia mixta“ ( Mischehe)<br />
1970 aufgehoben, dennoch<br />
wird jeder katholische Ehepartner<br />
einer solchen Ehe aufgefordert,<br />
folgende Fragen im sogenannten<br />
Brautexamen zu beantworten:<br />
„Wollen Sie in Ihrer Ehe als katholischer<br />
Christ leben und den Glauben<br />
bezeugen?<br />
Sind Sie sich bewusst, dass Sie als<br />
katholischer Christ die Pflicht haben,<br />
Ihre Kinder in der katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> taufen zu lassen und im<br />
katholischen Glauben zu erziehen?<br />
Versprechen Sie, sich nach Kräften<br />
darum zu bemühen, dieses sittliche<br />
Gebot zu erfüllen, soweit das in<br />
Ihrer Ehe möglich ist?“<br />
Warum wird dies eigentlich<br />
nicht auch von einem katholischen<br />
Ehepaar verlangt? Konfessionsverschiedenen<br />
Paaren wird<br />
damit implizit eine Beliebigkeit im<br />
Glauben unterstellt. Es wird der<br />
Eindruck erzeugt, dass bei einem<br />
katholischen Ehepaar, eigene Kirchlichkeit<br />
und religiöse Erziehung<br />
im katholischen Glauben garantiert<br />
wären. Eine Vorstellung, die jeder<br />
empirischen Grundlage entbehrt. Es<br />
ist zu vermuten, dass die ablehnende<br />
Haltung der katholischen <strong>Kirche</strong> gegenüber<br />
konfessionsverschiedenen<br />
Ehen nach wie vor besteht. Sie wurde<br />
zwar in der seelsorgerlichen Pra-<br />
10<br />
Foto: KNA/Pfarrbriefservice<br />
xis abgemildert und viele Seelsorger<br />
gehen damit auch sehr verantwortungsvoll<br />
und weise um, dennoch<br />
bleibt die Position der katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> höchst befremdlich. Wer<br />
der anderen Konfession abspricht,<br />
<strong>Kirche</strong> im eigentlichen Sinn zu sein,<br />
kann auch nicht befürworten, dass<br />
die Kinder dann dieser Konfession<br />
angehören.<br />
Alle Schönrederei dieses Problems<br />
hilft in der Praxis keinen<br />
Schritt weiter. Für Eltern führt<br />
dies zu einer äußerst belastenden<br />
Situation und einer schwierigen<br />
Entscheidung. Gerade wenn beide<br />
Elternteile kirchlich engagiert sind,<br />
entsteht ein fast unauflösbarer Konflikt.<br />
Nach welchen Kriterien soll<br />
man <strong>entscheiden</strong>? Wie kann man<br />
<strong>entscheiden</strong>, ohne den Partner tief<br />
zu verletzen? Ist der Partner weniger<br />
im Glauben verwurzelt, weniger in<br />
der Lage, die christliche Botschaft<br />
zu vermitteln? Hinzu kommt oft<br />
noch Druck aus den Familien oder<br />
aus der Verwandtschaft. So wird<br />
das Thema dann oft zu einer Frage<br />
der Durchsetzungsfähigkeit oder<br />
Nachgiebigkeit. Eine scheinbar<br />
einfache Antwort liegt darin, zu<br />
sagen, die religiöse Erziehung wird<br />
überwiegend von der Mutter geleistet,<br />
deshalb sollte die Konfession<br />
der Mutter <strong>entscheiden</strong>d sein. Was<br />
ist aber, wenn die Kinder in einem<br />
überwiegend katholisch oder evangelisch<br />
geprägten Umfeld aufwachsen.<br />
In welcher Gemeinde fühlen<br />
sich die Eltern mehr beheimatet? Zu<br />
welchem Seelsorger haben sie einen<br />
besseren Zugang? Man ist in dieser<br />
Entscheidungssituation weitgehend<br />
allein gelassen. Man muß selbst<br />
<strong>entscheiden</strong> und die Last dieser Entscheidung<br />
tragen.<br />
Es wäre für Eltern viel einfacher,<br />
wenn man die <strong>Taufe</strong> erst in einem<br />
Lebensalter spenden würde, in<br />
denen sich ein junger Erwachsener<br />
bewusst selbst für eine Konfession<br />
<strong>entscheiden</strong> kann. Es wird immer<br />
damit argumentiert, dass die Kinder<br />
ja nur in einem Glauben erzogen<br />
werden könnten und deshalb eine<br />
frühe Entscheidung nötig wäre.<br />
Dies ist eine Auffassung die Glaube<br />
als etwas statisches, als ein Gebäu