Taufe - begeistern, entscheiden, neu beginnen - Cantate-Kirche
Taufe - begeistern, entscheiden, neu beginnen - Cantate-Kirche
Taufe - begeistern, entscheiden, neu beginnen - Cantate-Kirche
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kindertaufe: Lebensversicherung<br />
statt Lebensentscheidung<br />
Doch mit der Einführung der<br />
Kindertaufe ging das Gefühl dafür<br />
verloren. Zwar war weiterhin klar,<br />
dass ich nicht Christ sein kann,<br />
ohne mich für den Weg Jesu zu<br />
<strong>entscheiden</strong>, ohne mich seinem<br />
Geist der Barmherzigkeit und der<br />
Liebe zu öffnen, aber in der stark<br />
schematisierten Form der Einführung<br />
in die Sakramente, konnte man<br />
sich „durchmogeln“ ohne wirklich<br />
selbst eine bewusste Entscheidung<br />
zu treffen. Darauf wurde auch kein<br />
besonderer Wert gelegt. Viel wichtiger<br />
war die Lebensversicherung,<br />
einer <strong>Kirche</strong> anzugehören, die den<br />
Zugang zum ewigen Heil versichert.<br />
Kindertaufe: Rationalisierung in<br />
der frühen <strong>Kirche</strong><br />
Recht schnell wurde aus der „<strong>Kirche</strong><br />
der Apostel und Märtyrer“ eine<br />
Staatsreligion mit missionarischem<br />
Eifer und politischen Ambitionen.<br />
Bei der Missionierung der heidnischen<br />
Stämme ließ sich kurzerhand<br />
der Fürst zusammen mit seinem<br />
ganzen Stamm taufen. Es hätte zu<br />
lange gedauert, auf die Lebensentscheidung<br />
eines Einzelnen zu<br />
warten. So intensiv wollte man sich<br />
um die wilden Germanen dann doch<br />
nicht bemühen. Man hatte die Hoffnung,<br />
dass durch die weitere seelsorgliche<br />
Begleitung diese Lebensentscheidung<br />
für Christus irgendwie<br />
„nachgeholt“ werden könne. Eine<br />
Hoffnung, die sich meist als trügerisch<br />
erwies.<br />
Und heute?<br />
Wie es scheint sind wir heute der<br />
Zeit der Germanenmission nicht so<br />
sehr weit entfernt. Auch heute wartet<br />
die Glaubensgemeinschaft auf die<br />
„nachgeholte“ Lebensentscheidung<br />
der vielen als Kinder getauften. Es<br />
ist berührend, wenn Erwachsene<br />
nach einer Zeit des Suchens und der<br />
inneren Distanz wieder zum Glauben<br />
finden und oft als „gestandene<br />
Männer und Frauen“ spüren, dass<br />
Foto: Klaus Herzog/Pfarrbriefservice<br />
ihnen einfach etwas fehlt. Aber darf<br />
man das von allen erwarten? Sicher<br />
nicht!<br />
Trotz Kindertaufe muss der Weg des<br />
Glaubens jedem frei bleiben. Die<br />
<strong>Taufe</strong> ist immer ein Angebot Gottes<br />
an mich. Wie und in welchem<br />
Maße ich es annehmen will oder<br />
kann bleibt in meiner Entscheidung.<br />
Allerdings brauchen viele diese<br />
bewusste Gewissensentscheidung<br />
nicht. Denn ähnlich wie in der Liebe<br />
sagt ihnen ihr Herz, dass sie zu Gott<br />
gehören. Es ist schon längst eine<br />
innige Bindung an Gott und den<br />
Glauben gewachsen.<br />
Sebastian Dallos<br />
Pfarrer<br />
DAS AKTUELLE THEMA<br />
Tauft sie katholisch<br />
oder evangelisch…“<br />
so hat Jesus sicher nicht gesprochen,<br />
denn es gab noch keine <strong>Kirche</strong> für<br />
die der Jude Jesus eine Entscheidung<br />
verlangt hätte. Er wollte eine Entscheidung<br />
für seine Botschaft, keine<br />
über eine Konfessionszugehörigkeit.<br />
„Mir ist alle Macht gegeben im<br />
Himmel und auf der Erde. 19 Darum<br />
geht zu allen Völkern und macht alle<br />
Menschen zu meinen Jüngern; tauft<br />
sie auf den Namen des Vaters und<br />
des Sohnes und des Heiligen Geistes,<br />
20 und lehrt sie, alles zu befolgen,<br />
was ich euch geboten habe. Seid gewiss:<br />
Ich bin bei euch alle Tage bis<br />
zum Ende der Welt.“ (Mt.28,19-20),<br />
so lautet der sogenannte Taufbefehl<br />
im Mathäus Evangelium.<br />
Der Taufbefehl geht in dieser<br />
Form nach allem, was wir heute<br />
wissen, nicht auf Jesus selbst zurück.<br />
Diese sogenannte trinitarische<br />
Taufformel (Vater, Sohn, Heiliger<br />
Geist) hat sich zunehmend in der<br />
liturgischen Praxis der syrischen<br />
Gemeinde entwickelt. Im Matthäus-<br />
Evangelium ist es nicht der irdische,<br />
sondern der auferstandene Jesus, der<br />
seinen Jüngern den Missions- und<br />
Taufbefehl erteilt. In der Urchristenheit<br />
wurde auf den Namen Jesu<br />
(Apostelgeschichte 10,48) bzw. auf<br />
Christus (Galater 3,27) oder Jesus<br />
Christus (Römer 6,3) getauft. Völlig<br />
unbenommen davon bleibt aber,<br />
dass es in der <strong>Taufe</strong> um eine Lebenswende,<br />
eine Entscheidung für die<br />
Botschaft Jesu geht.<br />
Warum also tun sich die christlichen<br />
<strong>Kirche</strong>n trotz aller<br />
Fortschritte immer noch so schwer,<br />
es den Eheleuten zu überlassen,<br />
in welcher Konfession ihre Kin-<br />
9