Psychologie der Börse

Auf einen Blick
eigentliche Hürde liegt in der Umsetzung. Unser Gehirn und
damit indirekt auch die Evolution interpretiert selbst gute
Nachrichten als schlechte – je nach Stimmungslage. Wir suchen
uns beispielsweise die Nachrichten heraus, die für unsere
Absicht passen. Dabei ist nicht gesagt, dass unsere Entscheidung
die letztendlich Richtige ist.
Was bedeutet das für die Börse?
Winfried Neun: Viele Anleger stehen vor dem so genannten
„Rubikon-Effekt“. Sie beharren auf Entscheidungen und finden
keinen Rückwärtsgang mehr. Viele Anleger wollen nicht
wahrhaben, was tatsächlich passiert, sondern suchen sich die
Informationen aus der Flut an vermeintlichen Tatsachen aus,
die ihre eigene Meinung beziehungsweise Absicht unterstützen.
Was raten Sie Anlegern?
Winfried Neun: Generell sollte eine Entscheidung, ob ich
diese oder jene Aktie kaufe oder verkaufe, nicht überhastet
und aus einer Stimmungslage heraus getroffen werden.
Manchmal hilft bereits die alte Weisheit, dass man eine
Entscheidung noch mal überschlafen soll.
Und warum fällt es uns so schwer, das Richtige zu tun?
Winfried Neun: Dazu habe ich ein Buch geschrieben:
„Warum es uns so schwer fällt, das Richtige zu tun – Die Psychologie
der Entscheidungen“ und darin komme ich zum
Ergebnis, dass zwischen der Absicht und der Umsetzung unzählige
Gefühle auf uns einprasseln, die uns eine Entscheidung
schwer fallen lassen.
Und wie kann man sich selbst überlisten?
Winfried Neun,
Börsenpsychologe und Publizist.
Winfried Neun: Sie müssen lernen, mit diesen Gefühlen
umzugehen und sich selbst überlisten. Mein Rat: Erkenne
dich zunächst selbst – und bekämpfe deine Angst, nutze
deine Intuition, korrigiere eine falsche Entscheidung schnell,
dann klappt es an der Börse. ■■
Interview: Michael Storks
Keywords
• Börse
• Psychologie
• Stimmungen
• Absichten
• Evolution
• Entscheidungen
• Rubikon-Effekt
Rubikon-Modell:
Eng verknüpft mit dem Rubikon-
Effekt, dem Beharren auf Entscheidungen
ist das so genannte Rubikon-
Modell. Das Rubikonmodell der
Handlungsphasen ist ein motivationspsychologisches
Modell von Heinz
Heckhausen und Peter M. Gollwitzer,
mit dem einzelne Handlungsschritte in
vier formelle Phasen eingeteilt werden:
– die des Abwägens von Handlungsmöglichkeiten
einschließlich der
Wahl einer davon und der entscheidenden
Festlegung auf sie;
– die des Planens der Umsetzung der
getroffenen Entscheidung „in die
Tat“;
– die der realen Durchführung der
Entscheidung in konkretem Handeln;
– die des abschließenden Bewertens
dieses Handelns, wobei ein wertendes
Beurteilen dieses Handelns, insbesondere
des jeweiligen Handlungserfolgs
und ggf. weiterer Handlungsfolgen
zur Handlungskontrolle in der Regel
schon bei jedem bewussten Handeln
selbst erfolgt, insbesondere bei jedem
komplexeren und in voneinander
abhängende Planungsschritte eingeteiltem
Handeln.
Buchtipp:
Winfried Neun:
Warum es uns so schwer fällt, das
Richtige zu tun – die Psychologie der
Entscheidungen
Business Village Verlag,
Göttingen, 200 Seiten,
zahlreiche Abbildungen.
24,80 Euro [D] / 25,50
Euro [A] / 43,50 CHF
UVP
ISBN 978-3-86980-112-4
NEUN
sight
Denken & Handeln
11