indigo Februar 2010
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stadtgespräche<br />
„Fachkundige und feinfühlige Fans”<br />
Interview mit EHC-Trainer Toni Krinner<br />
Mit vergleichsweise niedrigem<br />
Budget spielten sich die Grizzly<br />
Adams in der aktuellen Saison<br />
souverän an die Tabellenspitze<br />
heran und belegten zeitweise<br />
einen hervorragenden dritten<br />
Platz. Der Einzug in die Play-Offs<br />
scheint realistisch. Zum Ende der<br />
Saison wird Erfolgs-Coach Anton<br />
„Toni“ Krinner vom aktuellen<br />
Co-Trainer Pavel Gross abgelöst.<br />
i sprach mit Krinner über<br />
die laufende Spielzeit.<br />
Bärenführer Toni Krinner<br />
hat seine angriffslustigen<br />
Grizzyls im Griff<br />
Wie würden Sie sich selbst als<br />
Team charakterisieren?<br />
Wir sind darauf angewiesen, dass<br />
wir als Kollektiv und sehr diszipliniert<br />
auftreten und sehr gut im<br />
System arbeiten, da wir von unserem<br />
Budget und unseren Möglichkeiten<br />
her nicht so viel Talent verpflichten<br />
können, wie das andere<br />
Mannschaften vielleicht machen.<br />
Darum müssen wir mit anderen<br />
Dingen kompensieren, mit Topfitness,<br />
Disziplin und sehr starkem<br />
Charakter im Team.<br />
Welches Ergebnis wäre zum Saisonende<br />
realistisch?<br />
Da die Liga so eng zusammenliegt,<br />
ist aus meiner Sicht ein Platz zwischen<br />
sieben und zehn realistisch.<br />
Das sollten wir schaffen können,<br />
wenn die Mannschaft gesund und<br />
von Verletzungen verschont bleibt.<br />
Im Budgetranking stehen wir in der<br />
Liga ungefähr an zehnter Stelle.<br />
Unser Saisonziel ist es dementsprechend,<br />
uns den zehnten Platz zu<br />
erarbeiten, da dieser für die Play-<br />
Offs qualifiziert. Ich bin sehr zufrieden<br />
damit, wie die Mannschaft bisher<br />
arbeitet.<br />
In welcher Form unterstützen<br />
Sie die Wolfsburger Fans?<br />
Sie sind immer sehr engagiert und<br />
sehr fachkundig. Sie sind einverstanden,<br />
wenn wir verlieren und sie<br />
sehen, dass wir hart gearbeitet und<br />
alles versucht haben. Dann verzeihen<br />
sie uns auch eine Niederlage.<br />
Das rechne ich den Fans sehr hoch<br />
an. Sie haben aber auch ein sehr feines<br />
Gespür dafür, wenn wir zu<br />
wenig tun. Wenn wir zu wenig<br />
Engagement und Leidenschaft<br />
gezeigt haben, spürt man das auch<br />
bei den Zuschauern, und das ist<br />
berechtigt. Die Chemie zwischen<br />
Mannschaft und Zuschauern passt.<br />
Wo sehen Sie die deutschen<br />
Spieler im internationalen Vergleich?<br />
Wir haben schon gute deutsche<br />
Jungs, fleißige und engagierte Spieler.<br />
Es ist aber klar, dass wir von der<br />
Nachwuchsarbeit her den Eliteländern<br />
meilenweit hinterherhinken.<br />
Da brauchen wir nicht drumherum<br />
reden. Bei uns ist es leider Gottes<br />
so, dass zu wenig finanzielle Mittel<br />
und qualitative Manpower in den<br />
Nachwuchs einfließen. Das ist eine<br />
Krankheit schon die letzten 20 bis<br />
30 Jahre. Es ist ein langfristiges Projekt,<br />
und irgendwann muss man es<br />
intensiv anpacken. So könnte man<br />
vielleicht die Lücke schließen.<br />
Wie schätzen Sie die Chancen<br />
des deutschen Teams bei der<br />
WM <strong>2010</strong> in Deutschland ein?<br />
Beim Deutschland-Cup haben sie<br />
sich sehr gut präsentiert, herausragend,<br />
möchte ich sagen. Drei Spiele<br />
richtig gutes Eishockey. Sie haben<br />
Körperbetonter<br />
Sport:<br />
Der Kanadier<br />
Jason Ulmer<br />
(vorne) im<br />
Zweikampf<br />
High-Speed-Torwart: Jochen Reimer verteidigt gegen Düsseldorf<br />
nicht nur gekämpft, sondern auch<br />
gut gespielt. Die nächste große Maßnahme<br />
ist die Olympiade. Da sind<br />
auch unsere Spieler aus Übersee<br />
dabei. Wir haben ein paar gute Spieler<br />
in Nordamerika, die die Mannschaft<br />
qualitativ verstärken werden.<br />
Im eigenen Land eine WM zu<br />
spielen, da muss sich jeder<br />
Spieler bewusst sein, dass das<br />
für ihn vielleicht einmal in seiner<br />
Karriere vorkommt. Da<br />
muss er das Eis fressen und<br />
alles dafür geben, dass die WM<br />
für Deutschland gut läuft.<br />
Hat sich Eishockey allgemein<br />
in den letzten Jahren<br />
verändert?<br />
Es ist athletischer geworden,<br />
viel laufintensiver. Spieler, die<br />
vor sechs, sieben Jahren gespielt<br />
und läuferische Defizite gehabt<br />
haben, würden heute keine Chance<br />
mehr haben. Sie würden sich nicht<br />
mehr durchsetzen können. Eishockey<br />
ist viel schneller geworden.<br />
Was schätzen Sie an der Stadt<br />
Wolfsburg besonders?<br />
Es ist eine Sportstadt. In den letzten<br />
Jahren ist sehr viel passiert. Wir<br />
konnten uns in der höchsten Liga<br />
etablieren, nicht nur als Mitläufer,<br />
sondern wir machen gute Spiele.<br />
Die Grizzly Adams stürmen<br />
unaufhaltsam auf die Play-Offs zu<br />
Wir sind im Moment in aller Munde<br />
im deutschen Eishockey. Wir haben<br />
herausragenden Fußball mit der<br />
Deutschen Meisterschaft und der<br />
Champions League. Der VfL hat<br />
einen hervorragenden Job gemacht,<br />
gestartet mit Felix Magath und<br />
Armin Veh macht an dieser Stelle<br />
weiter. Ich habe großen Respekt vor<br />
dieser Leistung, besonders wenn<br />
man bedenkt, dass sie vor vier Jahren<br />
um den Abstieg gespielt haben.<br />
Die Stadt an sich arbeitet immer<br />
mehr daran, ihren Bürgern mit Projekten<br />
im Freizeitbereich etwas zu<br />
bieten. Das ist nicht einfach, die<br />
Stadt ist erst siebzig Jahre alt. Es<br />
geht nicht alles von heute auf morgen,<br />
Rom wurde auch nicht an<br />
einem Tag erbaut. Aber es passiert<br />
hier sehr viel und die Lebensqualität<br />
in Wolfsburg nimmt zu.<br />
Interview: Sebastian Heise, Fotos: EHC Wolfsburg<br />
10<strong>Februar</strong> <strong>2010</strong>