indigo Februar 2010
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drucksache<br />
kulturklub<br />
Robert Pattinson. Sein Leben & seine Filme<br />
Virginia Blackburn <br />
Durch seine Rolle als romantischer<br />
Vampir Edward Cullen („Twilight“,<br />
„New Moon“) avancierte Robert<br />
Pattinson über Nacht zum Auslöser<br />
gewaltiger Massenhysterien.<br />
Doch wie viel Edward steckt in<br />
„RPattz“? Dem wollte Autorin Virginia<br />
Blackburn auf den Grund<br />
gehen – und scheiterte kläglich.<br />
Das Buch besticht zwar durch eine<br />
Schwarzkopf Menge an Bildern und ein aufwändiges<br />
Seitenlayout, das war es dann<br />
allerdings auch schon. Blackburn resümiert (unauthorisiert)<br />
die wichtigsten Lebensstationen des<br />
22-Jährigen, neigt dabei jedoch zu Wiederholungen<br />
und hinterlässt nur schwache Kratzer an der Oberfläche.<br />
Selbst für Fans absolut kein Muss! E.H.<br />
Herr Blunagalli hat kein Humor<br />
Angelo Colagrossi<br />
Ein Italiener in Deutschland: Der<br />
Autor, Regisseur und gebürtige<br />
Römer Angelo Colagrossi sitzt im<br />
Zug nach Hamburg, als die Reise<br />
im Schneechaos unterbrochen<br />
wird. So beginnt er Gespräche mit<br />
den Mitreisenden, in denen sein<br />
Blick als temperamentvoller Italiener<br />
auf die Deutschen selbstironisch<br />
zum Vorschein kommt. Leider<br />
viel zu oft bindet Colagrossi<br />
rororo<br />
Ausschnitte aus seinen gesammelten<br />
Werken ein, was irgendwann doch ein wenig<br />
stört. Feiert er sich selbst oder wollte er Zeilen<br />
schinden? Irritierend, aber nett: Italienische Kochrezepte<br />
am Ende des Buches. Auch schön: Ein Daumenkino<br />
am unteren Seitenrand.<br />
B.B.<br />
Drachenpfade<br />
Sergej Lukianenko<br />
<br />
<br />
In „Drachenpfade“, dem neuen<br />
Buch des Shooting-Stars Sergej<br />
Lukianenko („Wächter der<br />
Nacht“), wird der russische Rettungssanitäter<br />
Viktor von der jungen<br />
Magierin Tel in eine ihm<br />
fremde und doch vertraute Welt<br />
geführt. Dort wird er in einen alten<br />
Kampf zwischen verschieden<br />
Clans um das Schicksal dieser Mittelwelt<br />
verwickelt. Mit einem fri-<br />
Heyne<br />
schen Erzählstil samt überraschendem<br />
Perspektivwechsel versucht der Autor erneut<br />
muffige Genregrenzen großer Fantasy-Vorbilder zu<br />
sprengen, bleibt aber unterm Strich hinter diesen<br />
Erwartungen zurück und verliert sich zum Schluss<br />
in einem unübersichtlichen Kampfgetümmel. A.F.<br />
Dr. Clocks Handbuch des Absurden<br />
Mel Gooding / Julian Rothenstein (Hgg.) <br />
„Wir wollen das Leben absurdifizieren,<br />
von Ost bis West“, so der<br />
Lyriker Fernando Pessoa. Absurdität<br />
ist einer der wichtigsten Begriffe<br />
des 20. Jahrhunderts geworden.<br />
Mal äußert er sich in dem absurden<br />
Massenmorden der Weltkriege,<br />
mal schwermütig (Albert<br />
Camus), mal künstlerisch (Kurt<br />
Schwitters), mal humorvoll (Helge<br />
Manhattan Schneider). Von alldem verrät das<br />
Handbuch des Absurden nichts.<br />
Stattdessen warten 150 Seiten voller Gedichte,<br />
alberner Zeichnungen und sinnfreier Fotos. Und die<br />
Jünger Jesu in einer Fußballaufstellung. Und<br />
Gemüse in der Waschmaschine. Wer ist eigentlich<br />
dieser Dr. Clock? Das ist doch alles absurd … S.H.<br />
Achtung<br />
Risiko!<br />
Phaenomenale <strong>2010</strong> vom 25. BUbis 28. <strong>Februar</strong><br />
Schweinegrippe, Finanzkrise, Flutkatastrophe:<br />
Jüngst bekam das Schlagwort „Risikogesellschaft”<br />
eine ganz neue Bedeutung.<br />
Kein Wunder, dass Poker innerhalb kürzester<br />
Zeit zum Volkssport mutieren konnte.<br />
Das Prinzip der Spekulation ist denkbar einfach:<br />
„Risiko einzugehen heißt, eine Prognose<br />
zu wagen. Es ist eigentlich eine Wette,<br />
die man eingeht. Ich glaube zu mindestens<br />
51% daran, dass es klappen wird,“ so Ulrike<br />
Lorenz, Leiterin des Kulturbüros der Stadt<br />
Wolfsburg. Und trotzdem: Wir spekulieren<br />
uns zu Tode. Oder malen die Experten nur<br />
so schwarz wie die erwünschten Zahlen am<br />
Ende ihrer Bilanzrechnung?<br />
Das Phaeno, der Kunstverein und das Kulturbüro<br />
bündelten für die vierte Phaenomenale erneut<br />
alle Kräfte der Region zum Thema: „Risiko Unlimited?<br />
Spekulation als wirtschaftliche, wissenschaftliche<br />
und kulturelle Praxis.“ „Uns interessieren<br />
die Spekulation und das Risiko zum einen<br />
als wirklich gefährliches Instrument gesellschaftlicher<br />
Praxis und zum anderen als notwendiges,<br />
um weiterzukommen“, so Ulrike Lorenz.<br />
Der Kunstverein Wolfsburg beispielsweise zeigt<br />
für das diesjährige „Science & Art Festival“ eine<br />
Sammlung von Karikaturen unter dem Oberbegriff<br />
„The Art of Speculation“. Klar,<br />
Risiko existiert natürlich auch in der<br />
Kunst. Daher stellt Susanne Prinz am<br />
27. <strong>Februar</strong> im Schloss Wolfsburg das<br />
„Artist Pension Trust“-Programm vor,<br />
das Künstlern über Jahre zu einer<br />
Wertsteigerung innerhalb des hochspekulativen<br />
Kunstmarktes verhelfen soll.<br />
Der Thatergruppe Aspik geht es noch<br />
direkter um Risikovermeidung, und<br />
zwar im Straßenverkehr: Am 27.<br />
<strong>Februar</strong> funktionieren sie die Fußgängerzone<br />
in der Porschestraße zu einer<br />
riesigen Bühne um und wollen mit<br />
ihrer Welturaufführung „Traffico“ Passanten<br />
und Besucher bewegen.<br />
„Unvorhersagbarkeit“:<br />
Software-Künstler<br />
Frieder Weiss im Phaeno<br />
Auch zahlreiche andere Instiutionen und Veranstalter<br />
aus Wissenschaft und Kultur beteiligen<br />
sich mit Ausstellungen und Vorträgen. Ein Höhepunkt<br />
wird das Konzert des Indiepop-Musikers<br />
Peter Licht am 27. <strong>Februar</strong> im Krater des Phaeno<br />
werden. „Wo der Kapitalismus aufhört, fängt die<br />
Liebe an“, gibt er zu bedenken. „In den letzten<br />
Jahrzehnten stand immer die Ökonomie und<br />
somit der Mehrwert im Vordergrund. Aber gesellschaftliche<br />
Mehrwerte wie Kunst, Humanität<br />
oder soziales Handeln lassen sich nicht in Zahlen<br />
packen,“ folgert Ulrike Lorenz. Natürlich sollen<br />
besagte Zahlenjongleure auch zu Wort kommen.<br />
Die Veranstalter haben daher Referenten wie den<br />
Wirtschaftsexperten Stefan Hölscher eingeladen,<br />
der am 28. <strong>Februar</strong> im Alvar-Aalto-Kulturhaus<br />
seine Sicht der Finanzkrise darstellen wird.<br />
Risiko und Spekulation lassen sich nicht in einer<br />
einzelnen Disziplin konservieren, was sich die<br />
Phaenomenale <strong>2010</strong> zunutze machen wird:<br />
„Kunst und Wissenschaft sind beides kreative<br />
Ansätze. Es geht uns gar nicht so sehr darum,<br />
Antworten zu geben, sondern Dinge in Frage zu<br />
stellen, die uns allen selbstverständlich erscheinen.“<br />
Eröffnet wird am 25. Januar im Schloss.<br />
Das vollständige Programm gibt es unter<br />
www.phaenomenale.com.<br />
Text: Sebastian Heise, Fotos: Veranstalter<br />
„Sicherheitsfrage durch Helme<br />
gelöst?“ fragt das Theater Aspik<br />
16<strong>Februar</strong> <strong>2010</strong>