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Reportage - Christoffel-Blindenmission

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GLOBAL VISION<br />

INTERNATIONALE OPHTHALMOLOGIE<br />

2/2009<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Christoffel</strong>-Blinden mission Deutschland e.V.<br />

Deutsches Komitee zur Verhütung von Blindheit<br />

Kommission Interna tionale<br />

Ophthalmologie von BVA und DOG<br />

Outreach<br />

in den Anden


Dr. Hannsjürgen Trojan<br />

Augenarzt und Tropenmediziner in Marburg<br />

1969-74 Leiter der Augenklinik der<br />

Benin-Universität in Lomé/Togo<br />

Mehrfache Einsätze in Asien und Afrika<br />

Inhalt<br />

Grußworte<br />

<strong>Reportage</strong>:<br />

Ocunet-Augenklinik in Chiro eröffnet<br />

Einsatzbericht:<br />

Kurzeinsatz in Nepal<br />

<strong>Reportage</strong>:<br />

Auf dem Pferderücken durch die Anden<br />

Nachrichten und Termine<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Christoffel</strong>-Blinden mission<br />

Deutschland e.V.<br />

Nibelungenstraße 124<br />

64625 Bensheim<br />

Tel.: (0 62 51) 1 31-1 31<br />

E-Mail: info@cbm.de<br />

Spendenkonto 2020<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

BLZ 370 205 00<br />

2 Global Vision 2/2009<br />

Deutsches Komitee<br />

zur Verhütung von Blindheit<br />

Lotharstraße 116<br />

47035 Duisburg<br />

Tel.: (02 03) 37 62 25<br />

E-Mail:<br />

tigges@blindenhilfswerk.de<br />

Spendenkonto:<br />

Commerzbank Würzburg<br />

BLZ 790 400 47<br />

Nr. 69 22 223<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

in diesem Heft berichten wir über<br />

Einzelinitiativen, über Augenärzte,<br />

die ihren Urlaub opfern, um in Ländern<br />

der „Dritten Welt“ zu arbeiten.<br />

Sie haben sich in den meisten Fällen<br />

Länder ausgesucht, in denen es keine<br />

oder nur eine äußerst mangelhafte<br />

Versorgung der Bevölkerung<br />

gibt.<br />

Gut, es sind meist nur drei oder maximal<br />

vier Wochen pro Jahr, aber<br />

auch eine kurze Zeit ist die einzige<br />

Chance für die Bevölkerung, eine Behandlung<br />

ihrer Augenkrankheiten zu<br />

bekommen.<br />

Diesen Augenärzten sei gedankt. Sie<br />

verdienen unsere uneingeschränkte<br />

Hochachtung, zumal sie ihre Einsätze<br />

vielfach mit eigenen Mitteln bestreiten.<br />

Nun, es sind aber nicht nur Augenärzte,<br />

die sich um ophthalmologische<br />

Probleme in der „Dritten Welt“ kümmern.<br />

Drei erfahrene Mitarbeiter<br />

der Firma Geuder aus Heidelberg<br />

haben sich der Stadt Cusco in Peru<br />

angenommen und ein Projekt initiiert,<br />

das in Kooperation mit der<br />

<strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> den Neubau<br />

einer Augenklinik vorsieht.<br />

Sektion<br />

Interna tionale<br />

Ophthalmologie<br />

der DOG<br />

Huntumerskamp 26<br />

59227 Ahlen/Westf.<br />

Tel.: (0 23 82) 37 81<br />

Sie haben des Weiteren eine Plattform<br />

geschaffen, auf der augenärztliche<br />

Instrumente und Kleingeräte, die<br />

in Deutschland keine Verwendung<br />

mehr finden, gesammelt werden.<br />

Nach eingehender Inspektion durch<br />

Geuder hinsichtlich ihrer Gebrauchsfähigkeit<br />

können sie dort für bedürftige<br />

Projekte abgerufen werden. Das<br />

Komitee zur Verhütung von Blindheit<br />

unterstützt dieses Projekt.<br />

Wir berichten auch über Dr. Kohler<br />

der für die CBM als Augenarzt in Peru<br />

arbeitet. Für seine Outreach-Einsätze<br />

in den Anden benötigt er besondere<br />

Transportmöglichkeiten.<br />

In Deutschland gibt es eine kleine,<br />

glücklicherweise nur kleine Gruppe<br />

von Medizinern, deren private Telefonnummer<br />

man vergebens im Telefonbuch<br />

sucht. Sie sind am Wochenende<br />

für ihre Patienten nicht zu<br />

sprechen. Haben diese Ärzte etwa<br />

ihren Beruf verfehlt?<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Hannsjürgen Trojan<br />

Redaktion:<br />

CBM,<br />

Dr. R. Balmes,<br />

Prof. Dr. V. Klauß,<br />

Dr. M. Schulze Schwering,<br />

Dr. H. Trojan,<br />

Layout / Grafik: F. Zimmermann<br />

Bildnachweis: CBM, Trojan<br />

Redaktionsleitung:<br />

Dr. Hannsjürgen Trojan<br />

(HT)<br />

An der Schülerhecke 24<br />

35037 Marburg<br />

Tel.: (0 64 21) 3 49 90<br />

E-Mail: htrojan@web.de<br />

Die Herausgeber von „Global Vision“ be danken sich für die freundliche<br />

Unter stützung von Dr. Reinhard Kaden und dem Kaden Verlag.


10 Jahre GLOBAL VISION<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

GLOBAL VISION feiert seinen 10. Geburtstag.<br />

Dazu auch von meiner Seite<br />

herzlichen Glückwunsch an die Herausgeber:<br />

Das deutsche Komitee zur Verhütung<br />

von Blindheit (DKVB) und die<br />

<strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> (CBM) sowie<br />

die Redaktion, ganz besonders den<br />

Chefredakteur Hannsjürgen Trojan aus<br />

Marburg.<br />

Unermüdlich erscheint GLOBAL VI-<br />

SION seit zehn Jahren dreimal jährlich<br />

und hat in dieser Zeit eine große Bedeutung<br />

erlangt für die Information der Leser<br />

zu allem, was sich in dem Bereich<br />

Tropenaugenheilkunde und Blindness<br />

Prevention tut.<br />

Weiterhin gab es zahlreiche qualitativ<br />

hochwertige Fachbeiträge. Wer die<br />

30 Ausgaben gesammelt hat, verfügt<br />

damit auch über ein komplettes Lehrbuch<br />

der Tropenaugenheilkunde.<br />

Die globale Initiative „VISION 2020 –<br />

The Right to Sight“ ist 1999 aus der Tau-<br />

Wir alle leben unter dem<br />

gleichen Himmel, aber<br />

jeder von uns hat seinen<br />

eigenen Horizont.<br />

GLOBAL VISION hat<br />

wesentlich dazu beigetragen,<br />

den Horizont der<br />

deutschsprachigen Augenärzte<br />

um die globale<br />

Dimension zu erweitern. Insbesondere<br />

ist es Ihnen gelungen, zu betonen, dass<br />

es außerhalb von Deutschland und Europa<br />

schwerwiegende Probleme gibt, die<br />

wir oft nicht genügend berücksichtigen.<br />

Während dieser Zeit haben die international<br />

organisierten Augenärzte im International<br />

Council of Ophthalmology<br />

(ICO) konkrete Initiativen ergriffen, um<br />

Ein runder Geburtstag ist immer ein<br />

Grund, zurückzublicken aber auch nach<br />

vorn zu schauen.<br />

GLOBAL VISION hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

das Interesse der deutschen Augenärzte<br />

an den Problemen der Augenheilkunde<br />

in den Entwicklungsländern<br />

Grußworte<br />

fe gehoben worden und zeitigt inzwischen<br />

große Erfolge. In Ostafrika ist das<br />

East African College of Ophthalmologists<br />

EACO gegründet worden. Lions<br />

International sind in die zweite Phase<br />

von SIGHT FIRST eingetreten.<br />

Außerdem wurde eine Reihe von Universitätspartnerschaften<br />

in der „Dritten<br />

Welt“ gegründet. Die Partnerschaft<br />

München-Nairobi besteht seit 30 Jahren,<br />

bisher wurden dort 127 Augenärzte<br />

aus zwölf afrikanischen Ländern ausgebildet.<br />

VISION 2020 Deutschland wurde<br />

gegründet, die Woche des Sehens erlangt<br />

mehr Aufmerksamkeit und wird<br />

inzwischen voll vom BVA unterstützt.<br />

Darüber hinaus gibt es viele Einzelaktionen<br />

und Partnerschaften zwischen<br />

deutschen Augenärzten und überseeischen<br />

Kollegen bzw. Kliniken.<br />

In der Summe ist es ein großes Mosaik<br />

an Programmen und Aktivitäten, die einen<br />

wichtigen Beitrag zur Bekämpfung<br />

der Blindheit leisten, aber noch nicht<br />

den 160 Millionen Sehschwachen und<br />

37 Millionen Blinden in der „Dritten<br />

Welt“ zu helfen. Wir wissen, dass es unbedingt<br />

erforderlich ist, die Ausbildung<br />

aller Beteiligten zu verbessern. Bereits<br />

1975 hatten die World Blind Union<br />

(WBU) und die International Federation<br />

of Ophthalmological Societies (IFOS) die<br />

International Agency for the Prevention<br />

of Blindness (IAPB) gegründet. Danach<br />

hat diese mit den Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGOs) besser zusammengearbeitet<br />

bis zur wohl einzigartigen Partnerschaft<br />

„Global Initiative for the Elimination<br />

of Avoidable Blindness: VISION<br />

2020 – The Right to Sight“.<br />

Ich bin überzeugt, dass GLOBAL VI-<br />

SION wesentlich dazu beiträgt, die Auf-<br />

zu wecken und gleichzeitig ihr Wissen<br />

über die tropischen Augenerkrankungen<br />

zu vertiefen.<br />

GLOBAL VISION hat sich in den vergangenen<br />

Jahren gut entwickelt. Alle<br />

deutschen Augenärzte sind aufgerufen,<br />

GLOBAL VISION auf seinem weiteren<br />

ausreichen, um den<br />

großen Bedarf zu decken.<br />

Es gibt 37 Millionen<br />

blinde Menschen auf<br />

der Welt. 50 Prozent<br />

davon sind durch<br />

Katarakt erblindet,<br />

80 Prozent der Blindheit wäre verhütbar<br />

gewesen. Wir sind also weiter aufgefordert,<br />

unsere Anstrengungen zu steigern<br />

und GLOBAL VISION wird und soll<br />

auch weiterhin hierzu einen großen Beitrag<br />

leisten.<br />

Ich wünsche GLOBAL VISION eine erfolgreiche<br />

Zukunft und insbesondere einen<br />

hohem Wahrnehmungsgrad bei<br />

den 7.000 deutschen Augenärzten. Für<br />

die Redaktion wäre es eine große Freude,<br />

wenn es mehr Interaktionen mit der<br />

Leserschaft gäbe.<br />

Professor Dr. Volker Klauß<br />

Chairman Europe IAPB<br />

merksamkeit für die Problematik der Sehschwäche<br />

und Blindheit außerhalb der<br />

Industrieländer zu erhöhen. Insofern wirken<br />

Sie mit an dem Ziel, die vermeidbare<br />

Blindheit durch Katarakt zu beseitigen<br />

und infektiöse (z.B. Trachom) und<br />

parasitäre (Onchozerkose) Ursachen der<br />

Erblindung effektiv zu behandeln.<br />

Herzlichen Glückwunsch und Dank für<br />

Ihr segensreiches Wirken!<br />

G.O.H. Naumann, MD, ML,<br />

FRCOphth. (Hon.) Immediate Past-<br />

President ICO/IFOS, Professor Emeritus<br />

Department of Ophthalmology<br />

University Erlangen-Nürnberg<br />

Weg zu unterstützen<br />

und zu begleiten.<br />

Dr. Armin Scharrer,<br />

Präsident der DOC<br />

Global Vision 2/2009 3


Der Andrang war groß in der OcuNet-<br />

Klinik in Chiro: Bereits vor Ankunft des<br />

OP-Teams aus Deutschland war das<br />

Wartezimmer überfüllt. Die gerade fertiggestellte<br />

Klinik wird dringend gebraucht<br />

– Chiro liegt in einer der ärmsten<br />

und bevölkerungsreichsten Regionen<br />

Äthiopiens.<br />

Enormer Bedarf<br />

Hunderttausende Äthiopier leiden am<br />

Grauen Star – der häufigsten Ursache<br />

von Blindheit weltweit. Eine kleine OP<br />

genügt, um die eingetrübte Linse<br />

durch eine Kunststofflinse zu ersetzen,<br />

sodass die Betroffenen wieder sehen<br />

können. Doch die medizinische Infrastruktur<br />

in Äthiopien ist – vor allem in<br />

ländlichen Regionen – denkbar schlecht.<br />

Rund 100 Augenärzte sind für die medizinische<br />

Versorgung von 79 Millionen<br />

Äthiopiern verantwortlich.<br />

Modernste Augenklinik des Landes<br />

Das möchten die Ärzte und Pfleger der<br />

Augenklinik in Chiro ändern und künftig<br />

möglichst viele Patienten in den<br />

drei Operationssälen und der Ambulanz<br />

der Klinik behandeln.<br />

Welche Bedeutung die Augenklinik für<br />

die Menschen in den Regionen um<br />

Chiro hat, zeigt auch das große Medieninteresse.<br />

Presse, Radio und sogar<br />

4 Global Vision 2/2009<br />

<strong>Reportage</strong><br />

OcuNet-Augenklinik in Chiro eröffnet<br />

Februar 2009: Die gemeinsam von OcuNet und der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> (CBM) geplante und finanzierte OcuNet-<br />

Augenklinik in Chiro/Äthiopien wurde nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit fertiggestellt. Beim ersten OP-Einsatz konnten<br />

OcuNet-Ärzte bereits 130 Patienten behandeln.<br />

das Fernsehen haben seit Monaten<br />

über die bevorstehende Eröffnung der<br />

Klinik berichtet. Bei den Feierlichkeiten<br />

am 14. Februar hat der Vertreter der regionalen<br />

Gesundheitsbehörde die Augenklinik<br />

als modernste des Landes bezeichnet.<br />

130 Menschen geholfen<br />

Bereits beim ersten OP-Einsatz der<br />

OcuNet-Ärzte konnte 130 Patienten<br />

geholfen werden. „Die Freude der<br />

Menschen, nach oft vielen Jahren endlich<br />

wieder sehen zu können, war riesengroß“,<br />

so das Team bei der Rückkehr<br />

nach Deutschland. Manche Kin-<br />

OP-Schwester Sylvia Rabauer-Fuchs,<br />

Dr. Dieter Christoph Meßenzehl, Gudrun<br />

Kölbl-Simperl, Dr. Bernhard Kölbl, Dr. Maria<br />

Fick und Dr. Hans-Georg Fick (v.l.n.r.).<br />

Festliche Klinikeröffnung: Hunderte<br />

Patienten warten auf Behandlung.<br />

Serina mit ihrer Mutter und dem kleinen<br />

Bruder.<br />

der sahen erstmals ihre jüngeren Geschwister.<br />

Wie die kleine Serina, die am<br />

Grauen Star erkrankt war. Das Ärzte-<br />

Team aus Deutschland operierte Serina<br />

zunächst an einem Auge. „Das<br />

zweite Auge wird später auch noch<br />

operiert“, versichert Dr. Bernhard Kölbl.<br />

Für die Freude und<br />

Dankbarkeit der Menschen<br />

nimmt er die<br />

Strapazen des Einsatzes<br />

gerne auf sich.


Dr. Reinhard Puder, Bonn, berichtet<br />

über einen Projekteinsatz vom 13. Oktober<br />

bis 8. November 2008 in der<br />

Shanti Sewa Clinic, Kathmandu/Nepal:<br />

Mein Projektauftrag (Senior Epert Service)<br />

bestand darin, in der Klinik von<br />

Shanti Augenkomplikationen bei Leprakranken<br />

zu diagnostizieren und zu<br />

therapieren, Reihenuntersuchungen<br />

bei Kindergarten- und Schulkindern<br />

durchzuführen sowie medizinisches<br />

Personal auszubilden.<br />

Die Grundausstattung ophthalmologischer<br />

Untersuchungsgeräte, die ich bereits<br />

2007 der Klinik übergeben hatte,<br />

konnte ich in diesem Jahr durch ein Tonometer<br />

der Firma Medicel ergänzen.<br />

Eine erneute großzügige Geldspende<br />

des Deutschen Blinden- und Sehschwachenverbandes<br />

e.V. (DBSV) ermöglichte<br />

mir, das Messgerät durch<br />

die hilfreiche Vermittlung des Komitees<br />

zur Verhütung von Blindheit zu einem<br />

Vorzugspreis zu erwerben. Das<br />

Tonometer bewährte sich sowohl im<br />

Praxis alltag der Klinikambulanz als<br />

auch im mobilen Einsatz auf dem Land.<br />

Alle Patienten, die eine Zusatzuntersuchung<br />

oder eine Operation benötigten,<br />

konnte ich in die gut ausgestattete,<br />

städtische Augenklinik schicken. Sie<br />

bietet Patienten mit geringem Einkommen<br />

eine umfassende Therapie zu<br />

Sonderkonditionen an.<br />

Einsatzbericht<br />

Kurzzeiteinsatz in Nepal<br />

Die von mir im Vorjahr ausgebildete<br />

und engagierte Sprechstundenhilfe<br />

stand mir wieder zur Seite. Ihr Lerneifer<br />

und ihre schnelle Auffassungsgabe ermöglichten<br />

mir, weitere Krankheitsbilder<br />

sowie die Handhabung des neuen<br />

Tonometers zu vermitteln.<br />

Meine Zusammenarbeit mit Dr. Singh,<br />

Dermatologe und Leiter der Lepraklinik,<br />

war wieder angenehm kollegial und ist<br />

mittlerweile freundschaftlich zu nennen.<br />

Die augenärztliche Unterversorgung<br />

auf dem Lande zeigte sich auch dieses<br />

Jahr überdeutlich. Wie im Vorjahr war<br />

ich mit Dr. Singh und drei weiteren einheimischen<br />

Kollegen unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen zu einer Mitarbeit in<br />

einem Camp außerhalb Kathmandus<br />

eingeladen. Da lange genug vorher angekündigt,<br />

wurden die Untersuchungsmöglichkeiten<br />

auch von erstaunlich<br />

vielen Patienten in Anspruch genommen.<br />

Cataracta matura und fortgeschrittenes<br />

Pterygium waren häufiger<br />

als in der Stadt. Viele Patienten litten<br />

auch unter ausgeprägter chronischer<br />

Bindehautreizung, da sie in den Bergregionen<br />

verstärkt Wind, Staub und einer<br />

intensiven UV-Strahlung ausgesetzt sind.<br />

Ein hoher Prozentsatz der Patienten benötigte<br />

schon seit langem für die Nah -<br />

arbeit eine Sehhilfe, was ihnen aber<br />

wegen einer fehlenden Gesundheitsaufklärung<br />

nicht bewusst war.<br />

Nach dem offiziellen Projektende in<br />

Shanti fuhr ich noch vier Tage in das<br />

Tiefland Tarai, um im Süden Nepals Reihenuntersuchungen<br />

bei 400 Kindern<br />

einer Dorfschule durchzuführen. Mehr<br />

als 100 Kinder fehlten, da sie ihren Eltern<br />

bei der Ernte helfen mussten. Mit<br />

dem Aufbau eines landesweiten unentgeltlichen<br />

Gesundheitssystems verspricht<br />

die neue kommunistische Regierung<br />

jedoch, Abhilfe schaffen zu wollen.<br />

Eine bemerkenswerte Entdeckung<br />

machte ich in Kathmandu bei meinem<br />

letzten Spaziergang entlang des Flusses<br />

Bagmati zu den Verbrennungsstätten<br />

der Toten im Pashupatinath, einem<br />

der heiligsten Tempelbezirke der Hindus<br />

in Nepal. Über dem Portal von einem<br />

der Sterbehäuser, die entlang des<br />

Flusses stehen und in denen sein Leben<br />

zu beenden für jeden Hindu Ziel und eine<br />

Ehre ist, prangte in großer Schrift<br />

ein Schild: „Cornea Excision Centre“.<br />

(siehe Foto links)<br />

Dr. Reinhard Puder<br />

1940 geboren in Pirmasens<br />

1967 Med. Staatsexamen in<br />

Heidelberg<br />

1968 - 71 Facharztausbildung an der<br />

Augenklinik Homburg/Saar<br />

1971 - 77 Oberarzt und Leiter der<br />

Ambulanz am BW-Krankenhaus<br />

Koblenz<br />

1977 - 93 Niederlassung als Augenarzt<br />

in Pirmasens<br />

1993 - 99 Aufbau einer Augenklinik in<br />

Cuenca/Peru<br />

Seit 1999 Mitarbeit am Lateinamerikazentrum<br />

in Bonn<br />

Der sichtbare natürliche Umgang mit<br />

dem Tod hat mich beeindruckt. Gerne<br />

hätte ich mehr über die Bedingungen<br />

und Praktiken dieser Hornhautentnahmen<br />

erfahren.<br />

Global Vision 2/2009 5


In einem Talkessel der peruanischen<br />

Anden, auf<br />

2400 Metern, liegt der Arbeitsplatz<br />

des deutschen<br />

Augenarztes Dr. Johannes<br />

Kohler. Regelmäßig<br />

besucht er vom Augenhospital<br />

von Abancay aus Patienten in noch höher<br />

gelegenen Dörfern – und muss dafür<br />

schon mal in den Sattel steigen.<br />

6 Global Vision 2/2009<br />

<strong>Reportage</strong><br />

Dr. Johannes Kohler<br />

arbeitet für die CBM als<br />

Augenarzt in Peru<br />

Das hätte sich Dr. Kohler nicht träumen<br />

lassen, als er noch Student in Freiburg<br />

war – dass er einmal auf einem<br />

Pferd einen schmalen Höhenweg entlangreiten<br />

würde, bepackt mit einem<br />

sperrigen Mikroskopkoffer, Verbandsmaterial<br />

und Medikamenten. „Wenn<br />

wir mit dem Auto nicht weiterkommen,<br />

ist das unsere einzige Transportmöglichkeit“,<br />

lacht der 42-Jährige.<br />

Gute Arbeit schafft Vertrauen<br />

Mühsam ist der Weg zu seinen Patienten<br />

eigentlich immer, doch das kümmert<br />

Dr. Kohler nicht mehr. Denn am<br />

Ziel warten meist schon etliche Patienten<br />

auf ihn. Das ist keineswegs selbstverständlich:<br />

„Die Einheimischen sind<br />

eher reserviert und Fremden gegenüber<br />

recht misstrauisch“, berichtet Dr. Kohler.<br />

Deshalb muss er noch immer viel<br />

Endlich angekommen. Doch für lange<br />

Pausen ist keine Zeit, es gilt nun alles für<br />

die Augenbehandlungen vorzubereiten.<br />

Auf dem Pferderücken<br />

durch die Anden<br />

Dr. Johannes Kohler<br />

1967 geboren in Herbolzheim<br />

1988 - 94 Med. Studium in Freiburg<br />

1995 - 00 Augenfacharztausbildung in<br />

Offenburg<br />

Überzeugungsarbeit leisten. Doch die<br />

gute Arbeit des Teams aus Abancay<br />

spricht sich herum. Und so fassen die<br />

Menschen Zutrauen zu Dr. Kohler, den<br />

sie auch „doctor gringuito“ nennen,<br />

den ausländischen Doktor.<br />

300 Operationen pro Jahr<br />

2003 kam Johannes Kohler nach Abancay,<br />

das mitten in den Anden liegt –<br />

17 Busstunden von Lima entfernt. Im selben<br />

Jahr wurde auch das kleine Augenhospital<br />

eröffnet, ausgestattet von der<br />

CBM. Der Bedarf an Augenbehandlungen<br />

ist groß in der Region, die zu einer<br />

der ärmsten Perus zählt. Allein im letzten<br />

Jahr haben der deutsche Augenarzt<br />

und sein Team über 300 Operationen<br />

am Grauen Star durchgeführt.<br />

Kein einheimischer Augenarzt<br />

Dr. Kohler ist der einzige Augenarzt für<br />

über 430.000 Menschen. 2008 hat sich


Geduldig warten die Patienten auf<br />

Dr. Kohler. Nicht immer ist das<br />

„Wartezimmer“ so gut gefüllt, aber das<br />

Vertrauen in den „doctor gringuito“<br />

wächst.<br />

zwar ein weiterer Kollege niedergelassen,<br />

dieser behandelt aber nur krankenversicherte<br />

Patienten, also je nach<br />

Region rund fünf bis 20 Prozent von ihnen.<br />

Außerdem operiert er nicht. „Das<br />

Problem in Peru ist, dass die einheimischen<br />

Augenärzte nach ihrer Ausbildung<br />

in den Großstädten oder Küstenregionen<br />

bleiben. Die ländlichen Gebiete<br />

sind deshalb unterversorgt“, erzählt<br />

Dr. Kohler.<br />

Die CBM bemüht sich seit einiger Zeit<br />

um einen einheimischen Augenarzt als<br />

Nachfolger für Dr. Kohler – denn Ziel<br />

des Projekts ist die Übergabe in kompetente<br />

peruanische Hände.<br />

Die einzige Hoffnung<br />

Patienten wie Rosa wären ohne<br />

Dr. Kohler und sein Team verloren. Die<br />

50-Jährige war auf dem rechten Auge<br />

blind durch Grauen Star. Sechs Stunden<br />

im Kleinbus dauerte ihre Reise<br />

zum Hospital. Der „doctor gringuito“<br />

war ihre letzte Hoffnung – und er hat<br />

sie nicht enttäuscht. Rosa kann wieder<br />

auf beiden Augen sehen.<br />

„Blinden Menschen das Augenlicht zurückzugeben,<br />

ist der schönste Teil meiner<br />

Arbeit. Es war für mich zwar gewöhnungsbedürftig,<br />

dass die Patienten<br />

hier so zurückhaltend sind und ihre<br />

Freude nicht offen zeigen. Inzwischen<br />

habe mich daran gewöhnt und<br />

ich weiß, dass sie meine Arbeit zu<br />

schätzen wissen“, erzählt Dr. Kohler.<br />

Harter Alltag – starke Motivation<br />

Sein Alltag in Abancay ist hart, die Arbeitsbelastung<br />

hoch. Zusätzlich machen<br />

ihm die Bürokratie und die oft geringe<br />

Verlässlichkeit öffentlicher Institutionen<br />

das Leben schwer. Den enga-<br />

<strong>Reportage</strong><br />

gierten Augenspezialisten schreckt das<br />

aber nicht ab: „Ich bin in Abancay recht<br />

glücklich. Gott hat mich hierher geschickt<br />

– und ich kann nichts Besseres<br />

machen, als Menschen zu behandeln,<br />

die sonst keine Hilfe für ihre Augenprobleme<br />

bekämen. Das ist meine tägliche<br />

Motivation.“<br />

Bitte helfen Sie mit!<br />

Mit 30 Euro schenken Sie<br />

einem durch Grauen Star erblindeten<br />

Menschen das Augenlicht.<br />

Kennwort: Grauer Star<br />

Mit 85 Euro finanzieren Sie ein<br />

OP-Besteck für Operationen<br />

am Grauen Star.<br />

Kennwort: OP-Besteck<br />

Glück im Unglück: Bei einem<br />

Sturz vom Baum trug die neunjährige<br />

Rutmery tiefe Schürfwunden<br />

davon. In ihren Augen<br />

stellte Dr. Kohler aber glücklicherweise<br />

nur harm lose Bindehautblutungen<br />

fest.<br />

Rosa (rechts) vor ihrer Operation<br />

– der Graue Star im rechten Auge<br />

ist deutlich zu sehen.<br />

Global Vision 2/2009 7<br />

Fotos (8): CBM


Der 23. Tropenkursus<br />

der Augenklinik München<br />

findet von Donnerstag bis Samstag, 15.bis 17. Oktober, statt.<br />

Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Klauß und PD. Dr. U. Schaller.<br />

E-Mail: ulrich.schaller@med.uni-muenchen.de<br />

8 Global Vision 2/2009<br />

Nachrichten und Termine<br />

Plattform für gebrauchte ophthalmologische Kleingeräte<br />

Auf der Jahrestagung des Komitees wurde eine Plattform<br />

vorgestellt, die das Sammeln und Verteilen von<br />

Hilfsgütern in der Augenheilkunde zum Ziel hat. Die<br />

Räumlichkeiten werden von der Firma Geuder zur Verfügung<br />

gestellt. Sie übernimmt auch die Versendung<br />

innerhalb Deutschlands. Alle Geräte werden kostenlos<br />

über das Komitee zu Verhütung von Blindheit abgegeben,<br />

wodurch eine Kontrolle gewährleistet ist.<br />

Somit ist hier eine zentrale Sammelstelle für gebrauchte<br />

Kleingeräte geschaffen worden. Man kann so Geräte für<br />

die „Dritte Welt“ anfordern. Es können aber auch, wie im<br />

Falle einer Praxisauflösung, gebrauchte, aber weitge-<br />

Vorschau für 2010<br />

Gemeinsam mit der AAD richtet die DOG 2010<br />

den Weltkongress in Berlin aus.<br />

Die DOG-Tagung im September entfällt dadurch.<br />

www.dog-org/-13K<br />

CBM-Direktor Martin Georgi verabschiedet<br />

Sechs Jahre lang war Martin Georgi als<br />

Direktor für Kommunikation bei der<br />

CBM tätig. Zum 1. Mai dieses Jahres wird<br />

er die Organisation verlassen, um bei<br />

„Aktion Mensch“ als hauptamtliches<br />

Vorstandsmitglied tätig zu werden.<br />

Kein leichter Schritt: „Nach sechs Jahren<br />

als Direktor sind mir die CBM, ihre<br />

Projekte, Mitarbeiter und Spender ans<br />

Herz gewachsen“, so Georgi. „Bei mei-<br />

nen Projektbesuchen hat mich ein ums<br />

andere Mal beeindruckt, mit welch geringen<br />

Mitteln wir so viel erreichen<br />

können.“ Auch als zukünftiger Direktor<br />

der „Aktion Mensch“ wird sich Martin<br />

Georgi für behinderte Menschen und<br />

gesellschaftliche Veränderungen einsetzen.<br />

Wir danken Martin Georgi für<br />

die geleistete Arbeit und wünschen<br />

ihm das Beste für die Zukunft!<br />

Reinhold Behr, langjähriger CBM-<br />

hend intakte Geräte abgegeben werden. Die Plattform<br />

vermittelt nur Op-Materialien und Kleingeräte. Für größere<br />

Geräte, verfügt sie nicht über den notwendigen<br />

Stauraum. Schon jetzt sind die Regale bei Geuder prall<br />

gefüllt.<br />

Eine Liste über die vorhandenen aber auch besonders begehrten<br />

Geräte ist bei Herrn Lebherz abrufbar.<br />

E-Mail: dieter.lebherz@t-online.de<br />

Die Vermittlung wie auch der Erwerb der Geräte, die zuvor<br />

von der Firma Geuder auf ihre Funktionstüchtigkeit<br />

untersucht worden sind, ist kostenlos.<br />

Jahrestagung des Komitees zur<br />

Verhütung von Blindheit 2010<br />

findet am 5. und 6. März 2010 in Berlin statt.<br />

Ansprechpartner Dr. Thomas Engels, Berlin<br />

Dr. Harder verlässt Simbabwe<br />

Seit 1999 arbeiteten Dr. Dirk Harder und seine Frau Dr. Konstanze<br />

Fischer für die CBM in Simbabwe. Anfang 2009 verließen<br />

die beiden Augenärzte das südostafrikanische Land,<br />

um auf den Fidschi-Inseln tätig zu werden. Sie sind dort als<br />

CBM-Mitarbeiter u.a. mit der Ausbildung von Augenärzten<br />

in einem von der Fred-Hollows-Stiftung getragenen Projekt<br />

betraut.<br />

Direktor für Verwaltung und Finanzen,<br />

übernimmt vorübergehend zusätzlich<br />

den Bereich Kommunikation.

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