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20<br />

Logisches Denken<br />

Konstrukte gestatten. Damit werden überhaupt erst Möglichkeiten geschaffen, das Konstrukt<br />

„Verarbeitungskapazität“ theoriegeleitet weiter zu differenzieren.<br />

Die zentrale Forderung an die hier entwickelten Tests bestand darin, die Testkonstruktion auf<br />

der Grundlage einer kognitionspsychologisch angemessenen Theorie zu betreiben. Der<br />

wichtigste Vorteil einer kognitionspsychologischen Grundlage ist die Möglichkeit, die<br />

kognitiven Prozesse und die beteiligten Ressourcen zu benennen und ihre Funktion zu<br />

verdeutlichen. Daraus resultieren psychologisch gehaltvolle und prüfbare Annahmen über die<br />

Schwierigkeit von Aufgaben sowie die Zusammenhänge zu externen Kriterien. Die<br />

Modelltheorie des logischen Denkens ist aus theoretischen und empirischen Gründen den<br />

konkurrierenden Theorien vorzuziehen. Die aus der Modelltheorie abgeleiteten<br />

Schwierigkeitshypothesen besagen, daß unter sonst gleichen Bedingungen die Schwierigkeit<br />

einer Aufgabe von der Anzahl zu konstruierender mentaler Modelle abhängt. Je mehr mentale<br />

Modelle zur erfolgreichen Bearbeitung zu konstruieren sind, um so höher sollte die<br />

Schwierigkeit sein. Dieser Schwierigkeitsanstieg ist auf die Belastung des<br />

Arbeitsgedächtnisses zurückzuführen. Die Arbeitsgedächtniskapazität wirkt bei der<br />

Bearbeitung deduktiver (und induktiver) Denkprobleme als begrenzender Faktor. Wenn zwei<br />

Verfahren die gleiche kognitive Ressource belasten, dann sollten die Leistungen in beiden<br />

Verfahren einen hohen Zusammenhang aufweisen. Daraus ergeben sich die Erwartungen<br />

hinsichtlich des Zusammenhangs mit der Verarbeitungskapazität.<br />

Im syllogistischen Test konnten die Unterschiede in den Itemschwierigkeiten durch die<br />

Anzahl mentaler Modelle sehr gut erklärt werden. Kein Einmodellitem war schwerer als das<br />

leichteste Mehrmodellitems. Die Anzahl mentaler Modelle erklärt 89% der Varianz der<br />

Itemschwierigkeiten.<br />

Im relationalen Test sollte die Anzahl mentaler Modelle ebenfalls eine entscheidende Größe<br />

für die Itemschwierigkeiten sein. Dies ist jedoch nicht der Fall. Eine Erklärung dieses<br />

Sachverhalts könnte sein, daß die Versuchspersonen bei der Aufgabenbearbeitung nicht alle<br />

Modelle vollständig gebildet haben, sondern durch den Einsatz einer<br />

komplexitätsreduzierenden Strategie die Items stark vereinfachen konnten. Insbesondere bei<br />

Mehrmodellitems kann die Arbeitsgedächtnisbelastung drastisch reduziert werden, wenn eine<br />

Rückwärtsstrategie eingesetzt wird. Dabei werden zunächst die in der Frage genannten<br />

Objekte identifiziert. Daran anschließend werden, ohne die Unterbestimmtheit der räumlichen<br />

Beschreibung zu berücksichtigen, so lange schrittweise benachbarte Objekte identifiziert, bis<br />

die räumliche Relation der fraglichen Objekte erschlossen werden kann. Es muß daher davon<br />

ausgegangen werden, daß der relationale Test nicht immer die Prozesse ausgelöst hat, die<br />

angezielt wurden.<br />

Die beiden anderen Annahmen hinsichtlich der Schwierigkeitsdeterminanten des relationalen<br />

Tests erwiesen sich als korrekt. Je mehr Prämissen ein Item enthält, um so schwieriger ist es.<br />

Wird innerhalb eines Items die Polung der Relation geändert, so erhöht dies ebenfalls die<br />

Schwierigkeit.<br />

Die psychometrische Betrachtung der Binnenstruktur der Tests zeigte, daß beide Verfahren<br />

hinsichtlich ihrer internen Konsistenz (Cronbach’s α) akzeptable Werte aufwiesen. Beide<br />

Verfahren waren jedoch nicht mit dem Raschmodell jedoch hinreichend mit dem<br />

zweiparametrigen Birnbaummodell vereinbar. Jedoch lagen auch bei diesen Modellen noch<br />

Abweichungen von einer perfekten Anpassung vor. Vermutlich sind die festgestellten<br />

Abweichungen von den Modellannahmen darauf zurückzuführen, daß einerseits aufgrund der<br />

relativ großen Stichprobe bereits kleine Unterschiede die Signifikanzschwellen überschritten<br />

und daß andererseits die Anforderungen an erfolgreiches Aufgabenlösen recht vielschichtig<br />

sind. Die Denkaktivitäten der Versuchspersonen umfassen neben dem Speichern des<br />

Iteminhalts und der kurzfristigen Manipulation von Teilen der mentalen Repräsentation die

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