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Logisches Denken<br />

Konstruktion und Koordination von bis zu drei mentalen Modellen. Es ist also zu vermuten,<br />

daß die wechselnden Anteile der Beanspruchung verschiedener Ressourcen mit den<br />

Homogenitätsannahmen von einfachen probabilistischen Meßmodellen nicht völlig in<br />

Einklang zu bringen sind. Zur Prüfung komplexerer Meßmodelle fehlt jedoch gegenwärtig<br />

noch die theoretische Grundlage. Aus inhaltlichen Gründen sollte dennoch nicht darauf<br />

verzichtet werden, das in Frage stehende Konstrukt möglichst breit zu operationalisieren. Eine<br />

weitergehende Möglichkeit der probabilistischen Analyse könnte in der Prüfung von<br />

Mischverteilungsmodellen bestehen (Rost, 1996). Es ist durchaus plausibel, von<br />

verschiedenen Lösungsansätzen auszugehen (insbesondere für den syllogistischen Test). So<br />

wurden verschiedentlich (Ford, 1995, Stenning & Oberlander, 1995) Personen, die eine<br />

figural-bildhafte Strategie wählen, von Personen unterschieden, die eine verbale<br />

Lösungsstrategie bevorzugen. Die hier vorgestellten Tests wurden jedoch nicht mit dem Ziel<br />

entwickelt, entsprechende Untergruppen zu identifizieren, weswegen entsprechende<br />

Berechnungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum fruchtbar sein können.<br />

Die Zusammenhangserwartungen konnten für die beiden Gesamttests bestätigt werden. Da<br />

beide Logiktests Korrelationen mit der Verarbeitungskapazität in einer Höhe von etwas über<br />

.60 aufweisen, enthalten sie substantielle Varianzanteile von Intelligenztestleistungen. Bei<br />

dem syllogistischen Test konnte jedoch post hoc ein differentieller Effekt festgestellt werden:<br />

Nur für die Gruppe der überdurchschnittlich intelligenten Versuchspersonen bestand ein<br />

Zusammenhang zwischen der Leistung bei den Mehrmodellsyllogismen und der Leistung bei<br />

BIS-K. Es besteht daher Grund zu der Annahme, daß bei der Bearbeitung der<br />

Mehrmodellsyllogismen vermutlich nur der intelligentere Teil der hier beteiligten Personen<br />

sich mit der Suche und Konstruktion von Gegenbeispielen beschäftigt, während der weniger<br />

intelligente Teil der Stichprobe vermutlich nur einfache Heurismen einsetzt, die nicht wie<br />

beabsichtigt das Arbeitsgedächtnis belasten. Das bedeutet jedoch, daß ein Teil der Personen<br />

keine im engeren Sinne logischen Denkprozesse anstellt. Der syllogistische Test scheint das in<br />

Frage stehende Konstrukt also nur bei überdurchschnittlich intelligenten Personen zu erfassen.<br />

Interessanterweise wurden empirische Untersuchungen zur Prüfung<br />

kognitionspsychologischer Theorien in erster Linie mit studentischen Versuchspersonen<br />

durchgeführt, Stichproben, die aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich über dem Median der<br />

hier untersuchten Stichprobe lagen. Somit ist zu befürchten, daß die gegenwärtigen<br />

kognitionspsychologischen Theorien zum logischen Denken, die interindividuelle<br />

Unterschiede in erster Linie auf die Arbeitsgedächtnisbeanspruchung zurückführen, nur das<br />

Verhalten der vorrangig untersuchten überdurchschnittlich intelligenten Stichproben korrekt<br />

beschreiben.<br />

Neben der substantiellen Überlappung mit Intelligenztestleistungen wurde jedoch auch<br />

angenommen, daß logische Denkleistungen von Ressourcen begrenzt werden, die nicht<br />

identisch sind mit den begrenzenden Faktoren für andere komplexe Denkleistungen (wie<br />

beispielsweise induktives Denken), die ebenfalls primär Verarbeitungskapazität erfordern.<br />

Zwar wurde für beide Domänen angenommen, daß die Arbeitsgedächtniskapazität einen<br />

entscheidenden Einfluß auf die Leistungen ausübt (für den Bereich der Intelligenz Kyllonen,<br />

1994; Kyllonen & Christal, 1990; Oberauer; 1993; Süß, Oberauer, Wittmann, Wilhelm &<br />

Schulze, 1996, für den Bereich des logischen Denkens beispielsweise Johnson-Laird & Byrne,<br />

1991; Gilhooly, Logie, Wetherick & Wynn, 1993; Klauer, Oberauer, Roßnagel & Musch,<br />

1996), dabei bleiben jedoch zwei wichtige Punkte unberücksichtigt. Erstens ist nicht<br />

abschließend geklärt, ob Arbeitsgedächtniskapazität als eine homogene Ressource betrachtet<br />

werden kann (Oberauer, Süß, Schulze, Wilhelm & Wittmann, 1996). Zweitens spielen<br />

spezifische Wissens- und Strategiekomponenten bei logischen Aufgaben eine Rolle, deren<br />

Einfluß auf interindividuelle Unterschiede nur schwer abgeschätzt werden kann.<br />

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