10 Jahre GLOBAL VISION - Christoffel-Blindenmission
10 Jahre GLOBAL VISION - Christoffel-Blindenmission
10 Jahre GLOBAL VISION - Christoffel-Blindenmission
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<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong><br />
INTERNATIONALE OPHTHALMOLOGIE<br />
<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong><br />
1/2009<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Christoffel</strong>-Blinden mission Deutschland e.V.<br />
Deutsches Komitee zur Verhütung von Blindheit<br />
Kommission Interna tionale<br />
Ophthalmologie von BVA und DOG<br />
<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong>
Dr. Hannsjürgen Trojan<br />
Titelbild: (Trojan)<br />
Die Katarakte des Blauen Nils in Äthiopien<br />
Inhalt<br />
Grußworte<br />
Fachbericht:<br />
Wandel der Kataraktchirurgie<br />
Projektbericht:<br />
Projekt Sumbawanga/Tansania<br />
Festakt:<br />
<strong>10</strong>0 <strong>Jahre</strong> CBM<br />
CBM Fachforum:<br />
Schlüsselrolle bei Augenarbeit<br />
Nachrichten und Termine<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Christoffel</strong>-Blinden mission<br />
Deutschland e.V.<br />
Nibelungenstraße 124<br />
64625 Bensheim<br />
Tel.: (0 62 51) 1 31-1 31<br />
E-Mail: info@cbm.de<br />
Spendenkonto 2020<br />
Bank für Sozialwirtschaft<br />
BLZ 370 205 00<br />
2 Global Vision 1/2009<br />
Deutsches Komitee<br />
zur Verhütung von Blindheit<br />
Lotharstraße 116<br />
47035 Duisburg<br />
Tel.: (02 03) 37 62 25<br />
E-Mail:<br />
tigges@blindenhilfswerk.de<br />
Spendenkonto:<br />
Commerzbank Würzburg<br />
BLZ 790 400 47<br />
Nr. 69 22 223<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
nach wie vor ist die Katarakt weltweit<br />
die dominierende Erblindungsursache.<br />
Wenn auch ihre operative Behandlung<br />
in den vergangenen drei Jahrzehnten<br />
unglaubliche Innovationen<br />
erfahren hat, so verlief die Einführung<br />
der neuen Operationsmethoden in<br />
den Entwicklungsländern mit einer<br />
mehr als zehnjährigen Verzögerung.<br />
Wer kann darüber aus eigener Erfahrung<br />
besser berichten als Dr. Albrecht<br />
Hennig. Er hat vor gut 20 <strong>Jahre</strong>n mit<br />
der CBM in Lahan/Nepal eine Augenklinik<br />
gebaut. Mit einer Handvoll Betten<br />
begann er und operierte anfänglich<br />
noch mit dem Graefemesser. Eine<br />
Methode, die junge Augenärzte heute<br />
nur noch vom Hörensagen kennen.<br />
Neben den oftmals unbefriedigenden<br />
postoperativen Ergebnissen stieß der<br />
optische Ausgleich der Aphakie auf<br />
Schwierigkeiten: Meist waren die notwendigen<br />
Brillen nicht aufzutreiben.<br />
Hennig entwickelte und publizierte<br />
eine Methode, die eine schnelle und<br />
sichere Kataraktoperation erlaubt,<br />
mit minimalem Schnitt und ohne<br />
Naht. Sein Team operiert heute täglich<br />
300 Katarakte!<br />
Sektion<br />
Interna tionale<br />
Ophthalmologie<br />
der DOG<br />
Huntumerskamp 26<br />
59227 Ahlen/Westf.<br />
Tel.: (0 23 82) 37 81<br />
Gewiss, das ist eine echte und bewundernswerte<br />
Ausnahme. Verträge über<br />
lange Zeit mit einem angemessenen<br />
Salaire sind Einzelfälle, von denen ein<br />
interessierter Augenarzt nur träumen<br />
kann. Welcher Augenarzt in Deutschland<br />
kann es sich leisten, vor der<br />
Niederlassung zwei <strong>Jahre</strong> auszusteigen?<br />
„Ich bin dann mal weg“ gibt es<br />
nicht. Hinzu kommt, dass es nur wenig<br />
junge Augenärzte in Deutschland<br />
gibt, die operieren gelernt haben.<br />
Da haben es unsere Fachkollegen in<br />
England und Frankreich besser. Sie haben<br />
einen Vertrag mit dem jeweiligen<br />
Tropeninstitut und werden von dort<br />
in die Einsatzländer geschickt und<br />
nach ihrer Rückkehr von diesen wieder<br />
aufgefangen oder weitervermittelt.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Hannsjürgen Trojan<br />
Redaktion:<br />
CBM,<br />
Dr. R. Balmes,<br />
Prof. Dr. V. Klauß,<br />
Dr. M. Schulze Schwering,<br />
Dr. H. Trojan,<br />
Layout / Grafik: F. Zimmermann<br />
Bildnachweis: CBM, Trojan,<br />
Hennig, Hohmann, privat<br />
Redaktionsleitung:<br />
Dr. Hannsjürgen Trojan<br />
(HT)<br />
An der Schülerhecke 24<br />
35037 Marburg<br />
Tel.: (0 64 21) 3 49 90<br />
Fax: (0 64 21) 36 06 03<br />
E-Mail: htrojan@web.de<br />
Die Herausgeber von „Global Vision“ be danken sich für die freundliche<br />
Unter stützung von Dr. Reinhard Kaden und dem Kaden Verlag.
<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong><br />
<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong><br />
zeigt seit nunmehr<br />
zehn <strong>Jahre</strong>n den<br />
deutschen Augenärzten,<br />
dass es außer<br />
Bürokratie und Vergütungsfragen<br />
in<br />
der Welt viele andere<br />
dringende Probleme<br />
gibt, bei denen<br />
augen ärztliche<br />
Kompetenz und persönliche Hilfsbereitschaft<br />
gefordert sind. Gelegentlich<br />
Der BVA gratuliert<br />
den Verantwortlichen<br />
zu <strong>10</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong>,<br />
das den deutschen<br />
Augenärzten mehr<br />
Wissen über importierteAugenkrank-<br />
Im Namen des DKVB möchte ich ganz<br />
herzlich zum zehnjährigen Jubiläum von<br />
<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong> gratulieren! Vor zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n war das Wissen über die augenmedizinische<br />
Arbeit in Entwicklungsländern<br />
noch auf einen kleinen Kreis von Insidern<br />
begrenzt. Dank der regelmäßigen<br />
guten Informationsarbeit von <strong>GLOBAL</strong><br />
<strong>VISION</strong> ist der Kenntnisstand über<br />
<strong>VISION</strong> 2020, die Situation von vielen in<br />
Die <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> freut<br />
sich sehr, dass sie mit <strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong><br />
immer wieder Augenärztinnen und Augenärzte<br />
für die Arbeit der Kollegen in<br />
Entwicklungsländern interessieren<br />
oder sogar begeistern kann.<br />
<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong> bedeutet einen Blick<br />
über den Tellerrand hinaus, ein globaler<br />
Blick auf Probleme, der oft unsere Alltag<br />
hier und unsere Frustrationen relativiert.<br />
Wir sind dankbar, dass wir mit<br />
Grußworte<br />
wird ein interessanter Artikel junge<br />
Kollegen und ältere Experten dazu anregen,<br />
sich in der „Dritten Welt“ zu engagieren.<br />
Gleichzeitig ist es auch für jeden<br />
hier tätigen Augenarzt im Zeitalter<br />
der Globalisierung wichtig, über tropische<br />
und importierte Augenerkrankungen<br />
informiert zu werden.<br />
Daher ist die Verbreitung von Global<br />
Vision besonders in den Ausbildungskliniken<br />
von großer Bedeutung und es<br />
gibt viele Gründe, Global Vision zu lesen.<br />
Ein Ziel der Deutschen Ophthal-<br />
heiten vermitteln konnte, aber besonders<br />
auch die deutschen Augenärzte<br />
für die Probleme der Augenheilkunde<br />
in den Entwicklungsländern sensibilisieren<br />
konnte. Ich hoffe, dass damit und<br />
in Zusammenarbeit mit dem BVA-Ressort<br />
„Internationale Ophthalmologie”<br />
das Interesse der deutschen Augenärz-<br />
den Projekten arbeitenden deutschen<br />
Augenärzten, aber auch das Wissen über<br />
tropenmedizinische Augenerkrankungen,<br />
die uns auch in Deutschland begegnen<br />
können, einem großen Kollegenkreis zugänglich<br />
gemacht worden.<br />
Veranstaltungen auf der DOC, DOG<br />
und AAD zu diesen Themen finden einen<br />
großen Zulauf. Wir wün schen der<br />
Redaktion, dass wir noch viele Jubiläen<br />
<strong>GLOBAL</strong> <strong>VISION</strong> immer wieder Menschen<br />
für unsere Vision begeistern können:<br />
die erfolgreiche Bekämpfung vermeidbarer<br />
Blindheit. Diesen Kampf<br />
können wir nicht alleine führen, sondern<br />
brauchen die Unterstützung starker<br />
Partner.<br />
Daher ist das Jubiläum von <strong>GLOBAL</strong><br />
<strong>VISION</strong> auch eine Gelegenheit für mich,<br />
danke zu sagen an alle, die uns bei unserer<br />
Arbeit unterstützen: Dem Komi-<br />
mologischen Gesellschaft (DOG) ist die<br />
internationale Kooperation der Fachgesellschaften<br />
und Augenärzte zum Wohle<br />
aller augenkranken Patienten weltweit.<br />
Deshalb darf ich im Namen der<br />
DOG der Zeitschrift und vor allem auch<br />
ihren Herausgebern herzliche Glückwünsche<br />
zum Geburtstag übermitteln<br />
und weiteres gutes Gedeihen wünschen.<br />
Prof. Dr. med. P. Wiedemann<br />
1. Vorsitzender der Deutschen<br />
Ophthalmologischen Gesellschaft<br />
te an einer Tätigkeit in Entwicklungsländern<br />
geweckt und gefördert wurde<br />
und in den nächsten <strong>Jahre</strong>n weiter<br />
steigt.<br />
Prof. Dr. med. Bernd Bertram<br />
1. Vorsitzender des Berufsverbands der<br />
Augenärzte Deutschlands<br />
feiern können und<br />
sie mit der gleichen<br />
Begeisterung weitermacht!<br />
Dr. Raimund Balmes<br />
Vorsitzender Deutsches<br />
Komitee zur<br />
Verhütung von<br />
Blindheit<br />
tee, der DOG, den<br />
Ärzten, Fachleuten,<br />
und dem Kaden<br />
Verlag. Denn nur gemeinsam<br />
können wir<br />
mehr erreichen.<br />
Martin Georgi<br />
Direktor für<br />
Kommunikation der<br />
<strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />
Global Vision 1/2009 3<br />
Foto: CBM
Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat in<br />
den Industrienationen ein großer Wandel<br />
in der Kataraktchirurgie stattgefunden.<br />
Mit einer zeitlichen Verzögerung<br />
von etwa zehn <strong>Jahre</strong>n setzt sich dieser<br />
Trend auch in den Entwicklungsländern<br />
fort. Am Beispiel der CBM-geförderten<br />
Augenklinik in Lahan/Nepal beschreibt<br />
Dr. Albrecht Hennig den Wandel von<br />
intrakapsulärer Kataraktextraktion (ICCE)<br />
mit Starbrille zu Phakoemulsifikation<br />
mit Faltlinse.<br />
Dr. Hennig lebt und arbeitet seit 1982 in<br />
Nepal und hat mit Unterstützung der CBM<br />
eine Augenklinik im südöstlichen Flachland<br />
Nepals in dem kleinen Ort Lahan<br />
aufgebaut. Inzwischen ist daraus eine<br />
große Augenklinik mit mehreren Satellitenkliniken<br />
geworden, in denen bisher<br />
4 Global Vision 1/2009<br />
über 2.5 Millionen Patienten untersucht<br />
und behandelt und über 600.000 Augenoperationen<br />
durchgeführt wurden. Die<br />
Mehrzahl der Patienten kommt inzwischen<br />
aus Nordindien. Über 90 Prozent der<br />
Operationen gelten der Katarakt.<br />
Dr. Hennig berichtet:<br />
„In den Anfangsjahren gab es in Lahan weder<br />
Strom, fließend Wasser, Telefon noch<br />
ein gut funktionierendes Postsystem. Der<br />
Aufbau einer Augenarbeit erforderte reichlich<br />
Improvisation. Zu dieser Zeit gab es in<br />
Nepal nur wenige einheimische Ophthalmologen,<br />
von denen die meisten in der<br />
Hauptstadt Kathmandu arbeiteten.<br />
ICCE mit Starbrille<br />
Fachbericht<br />
Wandel der Kataraktchirurgie<br />
Von intrakapsulärer Kataraktextraktion mit Starbrille zu Phakoemulsifikation<br />
mit Faltlinse — Wandel der Kataraktchirurgie in Entwicklungsländern<br />
Foto 1: von-Graefe-Starmesser<br />
Foto 2: Anfrieren der Linse mit Kryostab<br />
Foto 3: zerbrochene Starbrille<br />
Während Anfang 1980 in den Industrienationen<br />
bereits damit begonnen wurde,<br />
Hinterkammerlinsen zu implantieren, war<br />
der operative Stand in Nepal noch „Star -<br />
stechen“ durch Reklination der Augenlinse<br />
oder ICCE, oftmals ohne Nähte.<br />
In Lahan wurde während der ersten zehn<br />
<strong>Jahre</strong> überwiegend intrakapsulär ope-<br />
riert. Die Eröffnung des Auges erfolgte<br />
mit einem von-Graefe-Messer (Foto 1).<br />
Nach peripherer Iridektomie wurde die<br />
Linse mit einem Kryostab angefroren<br />
(Foto 2), vollständig extrahiert und die<br />
Wunde mit drei Nähten verschlossen.<br />
Anfangs benutzte ich eine zweifach vergrößernde<br />
Zeiss-Lupenbrille. Die Operationsinstrumente<br />
wurden zwischendurch<br />
in Schnellkochtöpfen sterilisiert. Wegen<br />
der schnell steigenden Patientenzahlen<br />
wurde von Anfang an an mehreren OP-<br />
Tischen gearbeitet, um eine hohe Effizienz<br />
zu ermöglichen. Bei der Entlassung<br />
bekamen die Patienten eine Einheits +11-<br />
Dioptrien-Starbrille zur optischen Korrektur.<br />
Aufgrund der hohen Operationszahlen<br />
und der damit gewonnenen operativen<br />
Erfahrung konnten die intraoperativen<br />
Komplikationen wie Glaskörperverlust<br />
gering gehalten und gute Operationsergebnisse<br />
mit gutem Starbrillen-<br />
Visus erzielt werden. Das Hauptproblem<br />
waren jedoch die Starbrillen. Sie hielten<br />
nicht lange, die Gläser zerkratzten und<br />
brachen (Foto 3). Ohne Ersatz waren viele<br />
Patienten dann praktisch wieder blind.
ICCE mit Iris-Klauenlinse<br />
(Lobster-Claw- Linse)<br />
Um das Problem mit den Starbrillen zu<br />
umgehen, wurden ab 1989 einige Hundert<br />
von Jan Worst entwickelte Iris-Klauenlinsen<br />
nach ICCE eingesetzt. Wir kamen<br />
jedoch bald wieder davon ab, weil<br />
unsere Chirurgen trotz guter operativer<br />
Erfahrung das Einsetzen dieser Linse, insbesondere<br />
die Enklavation des Irisgewebes<br />
in die Linsenklauen, als recht schwierig<br />
empfanden und wir bei Nachuntersuchungen<br />
einige Hornhautdekompensationen<br />
sahen, auch weil sich die Linse<br />
manchmal aus einer ihrer Iris-Haftungen<br />
gelöst hatte.<br />
ICCE mit Vorderkammerlinse (VKL)<br />
Vielversprechender war die Idee, das<br />
Starbrillenproblem mit einer modernen<br />
Kelman-Vorderkammerlinse (VKL) zu<br />
lösen, die wir ab 1990 einführten. Die OP-<br />
Methode war nach wie vor eine intrakapsuläre<br />
Kataraktextraktion.<br />
Nach Entfernen der Linse, Reposition der<br />
Iris und Stellen der Vorderkammer mit<br />
Luft wurde eine moderne VKL eingesetzt<br />
– anfangs die Kelman-4-Fußlinse (Foto 4),<br />
später die 3-Fußlinse.<br />
Eine von der WHO empfohlene, und in<br />
Lahan durchgeführte, randomisierte Studie<br />
zeigte, dass die moderne Vierfuß-VKL<br />
auch bei Langzeituntersuchungen sehr<br />
gute Ergebnisse erzielte. Deshalb war die<br />
Erwartung groß, dass nun alle ICCE-erfahrenen<br />
Chirurgen in den Entwicklungsländern<br />
auf diese Methode umsteigen<br />
würden, was sich jedoch aus verschiede-<br />
Foto 4: Vorderkammerlinse nach ICCE<br />
Fachbericht<br />
nen Gründen nicht realisierte. Augenchirurgen<br />
zogen es indessen vor, die extrakapsuläre<br />
Methode zu erlernen.<br />
Seit Anfang der Neunzigerjahre wurden<br />
intraokulare Linsen bester Qualität und<br />
preiswert in Indien und später selbst in<br />
Nepal hergestellt. Deshalb gingen wir 1997<br />
dazu über, allen Patienten nur noch intraokulare<br />
Linsen einzusetzen. Die im Vergleich<br />
zur Starbrillenkorrektur erreichte gute<br />
Sehqualität sprach sich schnell herum<br />
und führte zu einem deutlichen Anstieg<br />
der Kataraktpatienten in unserer Klinik.<br />
Extrakapsuläre Kataraktextraktion<br />
(ECCE) mit Hinterkammerlinse (HKL)<br />
Ab 1990 haben wir sowohl VKL als auch<br />
Hinterkammerlinsen (HKL) implantiert,<br />
jedoch zunehmend immer mehr HKL,<br />
weil die hintere Kapsel dem Chirurgen<br />
mehr Sicherheit vor Glaskörperverlust<br />
Foto 5: Hinterkammerlinse nach ECCE<br />
gibt und der Kapselsack der als der geeignetere<br />
Platz für eine intraokulare Linse<br />
angesehen wird. Die Öffnung des Auges<br />
mit einem von-Graefe-Starmesser bewährte<br />
sich auch hierbei. Das Starmesser<br />
war auch hervorragend geeignet für die<br />
lineare Kapsulotomie. Nach guter Hydrodissektion<br />
folgte die Kernexpression und<br />
verbliebene Cortexreste wurden mit einer<br />
Simcoe-Kanüle entfernt. Dann erfolgte<br />
das zweimalige Einschneiden der vor-<br />
seit 1982 lebt und arbeitet CBM-Augenarzt<br />
Dr. Albrecht Hennig in Nepal<br />
1997 entwickelte er die weltweit be-<br />
währte „Fishhook-Technik“, eine<br />
nahtlose Katarakt-OP-Methode<br />
seit 1987 zugleich augenmedizinischer<br />
Fachberater der CBM<br />
deren Kapsel und das Einsetzen der HKL<br />
unter Luft in den Kapselsack (Foto 5).<br />
Schließlich wurde noch die vordere Kapsel<br />
entfernt und der Schnitt mit drei Nähten<br />
geschlossen.<br />
Foto 6: Fishhook vor dem Einführen<br />
Global Vision 1/2009 5<br />
Foto: CBM
Foto 7: Arbeiten an mehreren OP-Tischen<br />
„Small Incision Cataract Surgery“<br />
(SICS) – Fishhook Technik<br />
Angeregt durch die Blumenthal-Technik<br />
und ermuntert durch Prof. Michael Knorz<br />
begannen wir mit der „Small Incision Cataract<br />
Surgery“ (SICS), bei der aufgrund<br />
eines selbst abdichtenden Tunnels kein<br />
Vernähen der Wunde mehr erforderlich<br />
ist.<br />
1997 wurde in Lahan die Fishhook-Technik<br />
als eine besondere Form der SICS-Technik<br />
entwickelt und wegen der guten Ergebnisse<br />
ab 1998 zur Lahaner Standard-<br />
Katarakt-OP-Methode.<br />
Nach Frown Inzision, Präparation eines<br />
corneo-skleralen Tunnels, Öffnung der<br />
Vorderkammer und Kapsulotomie (linear<br />
oder Kapsulorhexis) erfolgen Hydrodissektion<br />
und Mobilisieren des Kerns. Dabei<br />
wird der Kern in Tunnelnähe ein wenig<br />
aus dem Kapselsack gehoben. Dies schafft<br />
Platz für die Injektion von Methylzellulose<br />
und das Einführen eines Häkchens<br />
(Foto 6), mit dem der komplette Kern aus<br />
dem Kapselsack und durch den selbstabdichtenden<br />
Tunnel extrahiert wird. Verbliebene<br />
Cortexreste werden durch Hydroexpression<br />
und mithilfe einer doppelläufigen<br />
Saug-Spül-Kanüle (nach Simcoe)<br />
entfernt. Zuletzt wird unter Schutz von<br />
6 Global Vision 1/2009<br />
Fachbericht<br />
Methylzellulose eine HKL in den Kapselsack<br />
eingesetzt. Diese Operationsmethode<br />
kann sowohl mit Mikroskop als auch<br />
mit fünffacher Zeiss-Lupenbrillen-Ver -<br />
größerung durchgeführt werden. Wechselt<br />
der Chirurg zwischen mehreren Tischen<br />
und werden die direkte Operationsvorbereitung<br />
und abschließende<br />
Foto 8: Patientenandrang<br />
Operationsschritte von speziell angelernten<br />
Mitarbeitern ausgeführt, kann<br />
ein erfahrener Operateur 15 bis 20 Fishhook-Operationen<br />
pro Stunde durchführen<br />
(Foto 7). Deshalb ist diese Methode<br />
auch für Augenzentren mit sehr hohem<br />
Patientendurchgang gut geeignet. Bisher<br />
haben wir diese Fishhook-Technik allein<br />
in Lahan bei über 350.000 Kataraktoperationen<br />
angewendet.<br />
Die Zufriedenheit der Patienten durch<br />
die schnelle Visusrehabilitation nach<br />
Fishhook-Technik sprach sich schnell herum<br />
und löste einen weiteren rapiden<br />
Anstieg der Operationszahlen aus.<br />
Phakoemulsifikation<br />
Inzwischen wird auch in den Entwicklungsländern<br />
das Interesse an Phakoemulsifikation<br />
immer größer, sowohl<br />
von Seiten der Chirurgen als auch vonseiten<br />
der gebildeten Patienten. In Lahan<br />
begannen wir bereits 2001 mit der Phako-Technik,<br />
die jedoch erst in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n an Bedeutung in unserem Operationsprogramm<br />
gewann.
Foto 9: Phakoemulsifikation<br />
Die meisten Augenchirurgen in den Entwicklungsländern<br />
bieten Phako mit teuren<br />
Faltlinsen nur den wohlhabenden Patienten<br />
an. Falls gewünscht, werden<br />
auch in Indien hergestellte Faltlinsen gegen<br />
entsprechende Bezahlung implantiert.<br />
Bei über 95 Prozent unserer Phakooperationen<br />
implantieren wir jedoch eine<br />
5mm-Optik-PMMA-IOL, ohne dass die<br />
Patienten dafür mehr als die übliche Op-<br />
Gebühr von umgerechnet zehn Euro bezahlen<br />
müssen. Wir suchen im OP-Vorraum<br />
für Phako geeignete, jüngere Patienten<br />
mit noch nicht zu harten Kernen<br />
aus. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass<br />
mit einer PMMA-IOL ein noch besserer<br />
unkorrigierter postoperativer Visus als<br />
mit der Fishhook-Technik erzielt wird,<br />
weil wegen des kleineren Schnittes der<br />
chirurgisch induzierte Astigmatismus geringer<br />
ist.<br />
Wir integrieren Phakoemulsifikation in<br />
unsere Routine mit hohen täglichen<br />
Operationszahlen so, dass ein Phako-<br />
Operateur zwischen zwei Tischen wechselt<br />
und etwa 8 bis <strong>10</strong> Phakooperationen<br />
pro Stunde durchführt (Foto 9). Um OPund<br />
Phakozeit gering zu halten, wenden<br />
wir die „Phako-Chop“-Methode an und<br />
arbeiten meist im „Burst Mode“. Der<br />
Fachbericht<br />
Kern wird in mehrere Teile gebrochen,<br />
emulsifiziert und abgesaugt. Für die Entfernung<br />
von Epinukleus und Cortex benutzen<br />
wir zunächst eine Simcoe-Kanüle<br />
und dann eine bimanuelle Saug-Spülung.<br />
Dennoch benötigt eine Phako-Operation<br />
doppelt so viel Zeit wie eine Fishhook-Operation.<br />
Wir führen mehr als <strong>10</strong>.000 Phakooperationen<br />
pro Jahr durch. Dies macht etwas<br />
mehr als 20 Prozent unserer Kataraktoperationen<br />
aus, und wir rechnen damit, dass<br />
dieser Anteil in den nächsten <strong>Jahre</strong>n weiter<br />
steigen wird. Jedoch hat die Mehrzahl<br />
unserer Patienten weit fortgeschrittene<br />
Katarakt mit meist sehr harten Kernen,<br />
bei denen die Fishhook-Technik geeigneter<br />
ist und angewandt wird.<br />
Wie sieht die Zukunft der Kataraktchirurgie<br />
in Entwicklungsländern aus?<br />
Die neuen Katarakt-Operationstechniken<br />
erreichen mit zeitlicher Verzögerung<br />
auch die Entwicklungsländer. Hier ist es<br />
erforderlich, sie den örtlichen Gegebenheiten<br />
anzupassen.<br />
Wegen der unterschiedlichen Katarakt-<br />
Stadien sollte jeweils die Operations-<br />
Referenzen<br />
1. Hennig A, Shrestha SP, Foster A.<br />
Results and evaluation of high volume<br />
intracapsular cataract surgery<br />
in Nepal.<br />
Acta Ophthalmol (Copenh). 1992 Jun;<br />
70(3): 402-6.<br />
2. Hennig A, Johnson GJ, Evans JR,<br />
Lagnado R, Poulson A, Pradhan D,<br />
Foster A, Wormald RP.<br />
Long term clinical outcome of a randomised<br />
controlled trial of anterior<br />
chamber lenses after high volume<br />
intracapsular cataract surgery.<br />
Br J Ophthalmol 2001 Jan; 85(1): 11-7.<br />
3. Hennig A, Kumar J, Yorston D,<br />
Foster A.<br />
Sutureless cataract surgery with nucleus<br />
extraction: Outcome of a prospective<br />
study in Nepal.<br />
Br J Ophthalmol.<br />
2003 Mar; 87(3): 266-70.<br />
methode gewählt werden, die für den<br />
Patienten das beste Ergebnis verspricht.<br />
Das bedeutet, dass Kataraktchirurgen<br />
mehrere Techniken beherrschen sollten,<br />
wie zum Beispiel SICS für Katarakte mit<br />
sehr harten Kernen und Phakoemulsifikation<br />
für weniger fortgeschrittene Katarakte.<br />
Letztlich kommt es darauf an, für die<br />
Millionen Kataraktblinden in der Welt<br />
die bestmögliche Visusrehabilitation zu<br />
erreichen — zu einem Preis, der für sie<br />
finanzierbar ist.“<br />
Dr. Albrecht Hennig, Lahan/Nepal<br />
Global Vision 1/2009 7
Tansania liegt in Ostafrika, ein Land mit<br />
38 Millionen Einwohnern und einer<br />
Fläche von 945.000 Quadratkilometern.<br />
Im Osten, im Gebiet des Kilimandscharo,<br />
genügt die augenärztliche Versorgung<br />
durchaus, während sie im Westen<br />
und Südwesten als katastrophal<br />
bezeichnet werden muss. Eine private<br />
Initiative will Abhilfe schaffen.<br />
Sumbawanga, eine Kleinstadt im Südwesten<br />
des Landes, hat zwar ein kleines<br />
Krankenhaus. Bisher fehlte aber eine<br />
Abteilung für Augenkrankheiten, in<br />
der die vielen immer wieder vertrösteten<br />
Patienten operiert werden konnten.<br />
Seit gut einem Jahr arbeitet jetzt ein<br />
Kataraktchirurg an diesem Krankenhaus.<br />
Das Augenarztehepaar Drs. Ulrike<br />
und Thomas Hohmann aus Osterholz-<br />
Scharmbeck hatten vor einigen <strong>Jahre</strong>n<br />
während eines Besuchs in Tansania<br />
von den Problemen des Dr. Maufi gehört.<br />
Er arbeitete damals als Medical<br />
Assistant in Sumbawanga.<br />
8 Global Vision 1/2009<br />
Projektbericht<br />
Unterstützer für Augenarbeit in Tansania gesucht<br />
Das Ehepaar Drs. Ulrike und Thomas Hohmann<br />
führt seit 1985 eine Gemeinschaftspraxis<br />
in Osterholz-Scharmbeck und setzt<br />
sich für den Aufbau der Augenarbeit in<br />
Tansania ein.<br />
Drs. Hohmann:<br />
„Wir haben Geld gesammelt und geholfen,<br />
dass Maufi am KCMC in Moshi zum<br />
Kataraktchirurgen ausgebildet werden<br />
konnte.“<br />
Nach bestandener Prüfung erhielt<br />
Dr. Maufi vom KCMC zwei Kataraktkästen.<br />
Hinsichtlich ophthalmologischer<br />
Geräte standen ihm lediglich eine<br />
Spaltlampe und ein Brillenkasten<br />
zur Verfügung. Hohmanns blieben<br />
auch weiterhin mit ihm in regelmäßigem<br />
Kontakt, um ihm die Startphase<br />
an der Klinik zu erleichtern.<br />
Drs. Hohmann:<br />
„Wir haben im April 2008 in einem<br />
Container des Münchner Tropeninstitutes<br />
ein ZEISS OPMI und zwei einfache<br />
Sterilisatoren nach Sumbawanga geschickt.“<br />
Jetzt kann Dr. Maufi erfolgreich operieren.<br />
Ein Team des Komitees zur Verhütung<br />
von Blindheit war im Oktober<br />
vor Ort und zeigte sich von Dr. Maufis<br />
Einsatzbereitschaft und der fachlichen<br />
Qualität seiner Arbeit an der Augenklinik<br />
sehr beeindruckt. Die Versorgung<br />
medizinischer Hilfsprojekte mit Verbrauchsmaterialien<br />
ist in Tansania problemlos,<br />
da die deutsche Organisation<br />
Action Medeor diese Aufgabe übernimmt<br />
und die Bestellung und Lieferung<br />
unkompliziert erfolgen kann. Auf<br />
diese Weise ist sichergestellt, dass die<br />
bestellten und bezahlten Waren tatsächlich<br />
an ihre Adressaten gelangen.<br />
Drs. Hohmann:<br />
„Die Menschen auf dem Land sind in<br />
Tansania wenig mobil. Man kann die<br />
Blinden oft nur erreichen, wenn man<br />
sich in abgelegene Regionen begibt.“<br />
Dr. Maufi möchte nun regelmäßig mit<br />
seinem Team Patienten auf dem Land<br />
behandeln. Dr. Maufi rechnet, dass ein<br />
viertägiger OP-Einsatz inklusive Personal-<br />
und Transportkosten 300 Euro<br />
kostet. Bei jedem Outreach Einsatz<br />
können 20 bis 30 blinde Patienten operiert<br />
werden. Das Fahrzeug wird vom<br />
Krankenhaus gestellt.<br />
Das Ehepaar Hohmann will sich auch<br />
weiterhin um die Belange der Augenabteilung<br />
kümmern.<br />
Drs. Hohmann:<br />
„Wir suchen Menschen, die uns zusammen<br />
mit dem Komitee zur Verhütung<br />
von Blindheit bei der Finanzierung des<br />
Projekts helfen können.“<br />
Telefon (0 47 91) 5 95 90<br />
Spendenkonto:<br />
DKVB (Deutsches Komitee zur<br />
Verhütung von Blindheit)<br />
Commerzbank Würzburg,<br />
BLZ 790 400 47, Konto 69 22 223
Ein Fachforum, wunderbare Musik, Eva<br />
Luise Köhler am Rednerpult und ein<br />
begeisternder Giora Feidman – der Festakt<br />
zum <strong>10</strong>0-jährigen Bestehen der<br />
<strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> (CBM) in Berlin<br />
hatte viele bewegende Momente.<br />
„Immer noch leben Millionen Menschen<br />
mit Behinderung als Außenseiter<br />
in der Gesellschaft – ohne Zugang<br />
zu Bildung und medizinischer Versorgung<br />
– dies müssen wir ändern“, sagte<br />
CBM-Direktor Martin Georgi beim Festgottesdienst.<br />
Schirmherrin Eva Luise Köhler, die auf<br />
ihren Reisen bereits CBM-Projekte in<br />
Uganda und Paraguay kennenlernte,<br />
lobte: „Ich traf dort auf Mitarbeiter, die<br />
mit viel Herz und Fachwissen bei der Sache<br />
sind und großartige Arbeit leisten –<br />
oft unter einfachsten Bedingungen.“<br />
Wertvolle Arbeit hautnah erlebt<br />
Beim anschließenden Empfang gratulierten<br />
zahlreiche Spender und Ehrengäste.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der<br />
Kindernothilfe, Dr. Jürgen Thiesbonenkamp,<br />
überbrachte die Geburtstags-<br />
CBM-Festakt<br />
„Mit Herz und Fachwissen bei der Sache“<br />
Spender und Ehrengäste begeistert von CBM-Festakt zum <strong>10</strong>0. Geburtstag<br />
grüße stellvertretend für<br />
andere Hilfsorganisationen<br />
und erzählte von seiner<br />
ersten Begegnung mit<br />
der CBM, vor etlichen <strong>Jahre</strong>n<br />
in Kamerun:<br />
„Ich betreute dort ein Seemannsheim<br />
und ein junger<br />
Kameruner, der dort für die<br />
Zimmerreinigung zuständig<br />
war, wurde plötzlich<br />
unzuverlässig. Die Dusche<br />
war dreckig und die Betten<br />
wurden nicht mehr so gut<br />
gemacht. Schließlich gestand<br />
er mir, dass er nur<br />
noch verschwommen sehen<br />
könne.“<br />
Thiesbonenkamp brachte den jungen<br />
Mann zur CBM-Augenärztin Elisabeth<br />
Herz, die ihn erfolgreich am Grauen<br />
Star operierte. Damals habe er die<br />
wertvolle Arbeit der CBM hautnah miterlebt.<br />
Andreas Bethke, der Geschäftsführer<br />
des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands,<br />
verwies auf die lange<br />
CBM-Direktor Martin Georgi (2. v. r. ) mit den Kollegen Dr. Jürgen Thiesbonenkamp (Kindernothilfe),<br />
Dr. Hans-Joachim Preuß (Welthungerhilfe) und Heike Spielmans (VENRO) (v.l.)<br />
Geburtstagsüberraschung: Stefan Fuchs (Deutsche Bank)<br />
überreichte einen Scheck über <strong>10</strong>.000 Euro. V.l.: Reinhold<br />
Behr, Cornelia Schattat, Stefan Fuchs, Martin Georgi<br />
Tradition der beiden Vereine und lobte<br />
u.a. den Einsatz der CBM für Barrierefreiheit.<br />
Eine Geburtstagsüberraschung waren<br />
ein Scheck über <strong>10</strong>.000 Euro von der<br />
Deutschen Bank und 300 Euro von der<br />
Aktion Mensch. Allein 12.500 Euro erbrachten<br />
die Kollekte und der Verkauf<br />
von „Dritte-Welt“-Artikeln.<br />
Die CBM sagt herzlichen Dank!<br />
Eva Luise Köhler sprach als Schirmherrin<br />
des Jubiläums ein Grußwort.<br />
Global Vision 1/2009 9<br />
Fotos (3): CBM
Flexibilität, Wandlungsfähigkeit und<br />
Gottvertrauen blieben wichtige Voraussetzungen<br />
für die Arbeit der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>,<br />
betonte Direktor<br />
Martin Georgi in seiner Ansprache<br />
zum entwicklungspolitischen Fachforum.<br />
Bis heute sei die CBM eine Organisation<br />
im Wandel.<br />
Partnerschaftlich und verlässlich<br />
Ingelore Bernhardt Timmermann, die<br />
in den 80er-<strong>Jahre</strong>n mit Unterstützung<br />
der CBM das Blindenzentrum COALIVI<br />
in Chile aufgebaut hat, lobte die partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit und<br />
Verlässlichkeit der CBM: „Wir begannen<br />
mit sieben Schülern – in den 28 <strong>Jahre</strong>n<br />
seither wurden 3.000 blinde Menschen<br />
in Chile gefördert.“ Die CBM habe den<br />
Grundstein gelegt für ein Projekt, das<br />
aus eigener Kraft die Unterstützung der<br />
<strong>10</strong> Global Vision 1/2009<br />
CBM-Fachforum<br />
„CBM spielt eine Schlüsselrolle“<br />
Fachforum der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> zu Fragen der Entwicklungsarbeit<br />
„Auf Erfahrungen bauen – neue Herausforderungen annehmen“ lautete der Titel des Fachforums, zu dem die CBM anlässlich<br />
ihres Jubiläums Fachleute und Interessierte zu Vorträgen mit anschließender Diskussion eingeladen hatte. Neben<br />
Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Deutschen Instituts für Menschenrechte, der Deutschen Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (gtz) und CBM-Partnerorganisationen nahmen rund 70 Interessierte teil.<br />
Regierung erwarb und heute selbstständig<br />
existieren könne, so Bernhardt<br />
Timmermann: „Die blinden Menschen<br />
in Chile verdanken der CBM eine bessere<br />
Integration in die Gesellschaft und<br />
ein besseres und würdigeres Leben.“<br />
Dialog mit Regierungen braucht Zeit<br />
Augenarzt Dr. Daniel Etya’ale, WHO-<br />
Berater in Augenheilkunde für Afrika,<br />
sagte, die CBM habe sich als führende<br />
Entwicklungshilfeorganisation in Gesundheitsfragen<br />
etabliert und u.a. bei<br />
der Bekämpfung der Flussblindheit eine<br />
Schlüsselrolle gespielt.<br />
Etya’ale, der seit 1994 Berater der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) in<br />
Fragen der Augenheilkunde für ganz<br />
Afrika ist, forderte, dass der Dialog der<br />
Nichtregierungsorganisationen (NRO)<br />
mit den Regierungen auf Landesebene<br />
Rund 70 interessierte Gäste kamen zum Fachforum der CBM in Berlin.<br />
Ingelore Bernhardt Timmermann<br />
verstärkt werden müsse. Hier liege ein<br />
großes Potenzial, sagte er, gerade<br />
beim Thema „Behinderung“. Die Bereitschaft<br />
der Regierungen, etwas für<br />
ihre behinderten Bürger zu tun, werde<br />
vielfach unterschätzt. Dieser Dialog<br />
fordere von den NRO Durchhaltevermögen.<br />
Das sei keine kurzfristige Maß-<br />
Fotos (2): CBM
nahme, betonte Etya’ale. Die CBM könne<br />
hier als Katalysator wirken.<br />
Abschied nehmen von bloßer Fürsorge<br />
Zur neuen UN-Behindertenrechtskonvention,<br />
die im Mai dieses <strong>Jahre</strong>s in<br />
Kraft trat, sagte Dr. Valentin Aichele, er<br />
hoffe, dass durch sie Behinderung endlich<br />
ein Teil der Normalität werde. Der<br />
Rechtsanwalt und Wissenschaftliche<br />
Referent am Deutschen Institut für<br />
Menschenrechte mahnte an, es sei<br />
Zeit, Abschied zu nehmen von der bloßen<br />
Fürsorge für behinderte Menschen<br />
hin zu mehr Selbstbestimmung, die<br />
auch eine Assistenz mit einschließe.<br />
Respekt vor Kulturen und Religionen<br />
„Entwicklungszusammenarbeit darf<br />
die, denen sie helfen möchte, nicht einengen<br />
und als eine christliche Organisation<br />
muss man besonders sensibel<br />
sein“, sagte Schwester Myrna aus Kambodscha.<br />
Die Ordensschwester, die seit<br />
24 <strong>Jahre</strong>n für die <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />
am Takeo-Augenhospital arbeitet,<br />
sagte, ohne Respekt vor der Kultur,<br />
der Tradition und dem Glauben der<br />
Menschen könne man mehr Schaden<br />
anrichten, als Gutes bewirken.<br />
Behinderung als Gesellschaftsproblem<br />
Auf den engen Zusammenhang zwischen<br />
Behinderung und Armut wies<br />
Dr. Matthias Rompel von der Deutschen<br />
Gesellschaft für technische Zusammenarbeit<br />
(gtz) hin. Behinderung<br />
sei vielfach sowohl die Ursache wie<br />
auch die Folge von Armut.<br />
Dabei sei Behinderung kein privates,<br />
sondern ein gesellschaftliches Problem,<br />
das nur gemeinsam bewältigt<br />
werden könne. Ohne die Einbeziehung<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
seien die Millenniumsziele, wie zum<br />
Beispiel die Halbierung der Armut,<br />
nicht zu erreichen. Die CBM sei hierbei<br />
ein wichtiger Partner.<br />
CBM-Fachforum<br />
Die Teilnehmer des Fachforums (v.l.):<br />
Rika Esser, Dr. Matthias Rompel, Ingelore Bernhardt Timmermann, Martin Georgi,<br />
Sister Myrna, Dr. Valentin Aichele und Dr. Daniel Etya’ale.<br />
Hinsehen, zuhören, lernen – und lieben<br />
Allen Foster, Präsident der CBM weltweit,<br />
hob zum Abschluss noch einmal<br />
hervor, dass es unerlässlich sei, Lernende<br />
zu bleiben, um die Inklusion von<br />
Menschen mit und ohne Behinderung<br />
voranzubringen. „Hinsehen, zuhören,<br />
lernen und lieben“, sagte der britische<br />
Facharzt für Augenheilkunde, seien<br />
der Schlüssel, um die Barrieren zwischen<br />
den Menschen abzubauen und<br />
die gesellschaftliche Veränderung zu<br />
bewirken, in der Menschen mit und<br />
ohne Behinderung die gleichen Rechte<br />
und Chancen bekämen.<br />
Dr. Daniel Etya’ale: „Im Umgang mit vielen Regierungen braucht es Durchhaltevermögen.“<br />
Global Vision 1/2009 11<br />
Fotos (2): CBM
12 Global Vision 1/2009<br />
Nachrichten und Termine<br />
Tropenophthalmologie-Preis für Dr. Makwanda<br />
Dr. Makwanda (rechts) nimmt den Tropenophthalmologie-Preis entgegen.<br />
AAD 2009<br />
vom <strong>10</strong>. bis 14. März in Düsseldorf<br />
Veranstaltungsort: Congress Center Düsseldorf<br />
Das Programm enthält zwei Kurse, die sich mit der<br />
Ophthalmologie in Entwicklungsländern befassen:<br />
1. Augenarzt in Entwicklungsländern<br />
Mittwoch, 11. März, von 9.00 bis <strong>10</strong>.30 Uhr<br />
2. Augenerkrankungen in Ländern der Dritten Welt<br />
Augenärztliche Reisemedizin<br />
Mittwoch, 11. März, von <strong>10</strong>.45 bis 12.15 Uhr<br />
www.aad.to<br />
22. Internationaler DOC-<br />
Kongress in Nürnberg<br />
Im Messezentrum Nürnberg findet vom 18. bis 21. Juni 2009<br />
der 22. Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen statt.<br />
Auf dem Programm stehen ein Kursus Augenheilkunde in<br />
den „Entwicklungsländern” sowie ein Wetlab „Moderne Kataraktoperationen<br />
in den Entwicklungsländern”.<br />
Der Tropenophthalmologie-Preis wurde gestiftet<br />
vom Deutschen Komitee zur Verhütung von<br />
Blindheit e.V. sowie von HUMAN Optics,<br />
Ursapharm und Bausch & Lomb.<br />
Der Preis 2008 ging an Dr. Makwanda aus der<br />
Demokratischen Republik Kongo.<br />
Die Auszeichnung wurde im Rahmen der<br />
DOG-Tagung in Berlin überreicht.<br />
In der Laudatio unterstrich Professor Klauß<br />
Dr. Makwandas beispielhaftes medizinisches<br />
Wirken in einem krisengeschütteltem Land.<br />
Der 23. Tropenkurs<br />
der Augenklinik München<br />
findet von Donnerstag bis Samstag, 16. bis 18. Oktober, statt.<br />
Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Klauß und PD. Dr. U. Schaller<br />
E-Mail: ulrich.schaller@med.uni-muenchen.de<br />
Vorschau für 20<strong>10</strong><br />
Juni 20<strong>10</strong><br />
Gemeinsam mit der AAD richtet die DOG 20<strong>10</strong> den<br />
Weltkongress in Berlin aus.<br />
Die DOG-Tagung im September entfällt.<br />
World Ophthalmology Congress®<br />
• XXXII International Congress of Ophthalmology (IOC)<br />
• <strong>10</strong>8. DOG Kongress<br />
• AAD 20<strong>10</strong><br />
www dog-org/-13K