Zuchtwertschätzung beim Rind - Grundlagen, Methoden und ...
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13. Zuchtwertschätzung für Fleischrinder<br />
In der modernen Tierzucht sind geschätzte Zuchtwerte für wirtschaftlich bedeutende Merkmale die<br />
wichtigsten Hilfsmittel zur Selektion. Den österreichischen Züchtern der Rassen Fleckvieh,<br />
Braunvieh, Holstein, Pinzgauer <strong>und</strong> Grauvieh steht eine große Anzahl an geschätzten Zuchtwerten<br />
für die Merkmalsbereiche Milch, Fleisch, Fitness <strong>und</strong> Exterieur zur Verfügung, die keinen<br />
internationalen Vergleich zu scheuen braucht. Bei den reinen Fleischrindern hingegen ist das<br />
Angebot an Zuchtwerten aus verschiedenen Gründen sehr klein <strong>und</strong> beschränkt sich bisher auf den<br />
Bereich der Gebrauchskreuzung.<br />
Für die Mutterkuhhaltung in der Reinzucht spielen aber z.B. auch die Milchleistung bzw.<br />
zusätzliche Merkmale wie das Aufzuchtgewicht eine gewisse Rolle. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es<br />
notwendig, zusätzlich zum Gebrauchskreuzungszuchtwert (GKZ, Kapitel 10) einen "Mutterkuh-<br />
Gesamtzuchtwert" zu entwickeln. Der GKZ stellt zwar mit allen einbezogenen Zuchtwerten bereits<br />
ein wichtiges Hilfsmittel für die Zuchtwahl im Fleischrinderbereich dar. Für einen Mutterkuhhalter<br />
in der Reinzucht bzw. einen Fleischrinderzüchter ist diese Information aber unzureichend. Für<br />
diesen haben noch zahlreiche andere Merkmale eine entscheidende wirtschaftliche Bedeutung. So<br />
spielt auch die Milchleistung eine gewisse Rolle, weil Mutterkühe ihre Kälber ja auch ausreichend<br />
mit Milch versorgen müssen, um auch einen entsprechenden Zuwachs zu gewährleisten. Außerdem<br />
sind zahlreiche zusätzliche Fitnessmerkmale von Bedeutung wie Nutzungsdauer, die maternalen<br />
Fruchtbarkeits-, Kalbeverlauf- <strong>und</strong> Totgeburten-Zuchtwerte, aber auch Zellzahl <strong>und</strong> Persistenz.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts ‚Entwicklung eines nationalen Zuchtprogrammes für die<br />
Fleischrinderzucht’ (Fürst-Waltl, 2001) wurden die <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong> für die Einführung zahlreicher<br />
neuer Zuchtwertschätzungen für die Fleischrinderzucht geschaffen, die die Basis für einen neuen<br />
‚Mutterkuh-Gesamtzuchtwert’ darstellen sollen.<br />
Zuchtwertschätzung für Geburts-, 200-Tage- <strong>und</strong> 365-Tage-Gewicht<br />
Basierend auf den Arbeiten von Fürst-Waltl (2001) kann eine Zuchtwertschätzung für Fleischrinder<br />
für die Merkmale Geburts-, 200-Tage- <strong>und</strong> 365-Tage-Gewicht eingeführt werden. Sie sollte auf<br />
Basis eines Mehrmerkmals-Tiermodells erfolgen.<br />
Das Modell, das dabei zur Anwendung kommen soll, soll folgende Umwelteffekte <strong>und</strong> genetische<br />
Effekte berücksichtigen:<br />
Umwelteffekte:<br />
• Herde*Jahr (zufällig)<br />
• Geschlecht*Rassengruppe<br />
• Kontrollmethode<br />
• Lineare <strong>und</strong> quadratische Regression des Alters genestet innerhalb Geschlecht <strong>und</strong><br />
Rassengruppe für das 200- <strong>und</strong> 365-Tage-Gewicht<br />
• Geburtstyp (Einling, Zwilling, usw.)<br />
Genetische Effekte:<br />
• Tiereffekt (zufällig)<br />
• Maternal genetischer Effekt<br />
Falls die nötige Datenstruktur in den nächsten Jahren vorliegt, wäre es günstig, zusätzlich das Alter<br />
der Mutter als Kovariable im Modell zu berücksichtigen.<br />
Zuchtwertschätzung für Fitnessmerkmale<br />
Derzeit werden Fitnessmerkmale nur für Fleischrassen, die in der Gebrauchskreuzung eingesetzt<br />
werden, ausgewiesen. Natürlich spielen gerade Fitnessmerkmale in der Fleischrinderzucht eine<br />
13. Zuchtwertschätzung für Fleischrinder 13-1