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ZEIT FORUM der Wissenschaft – 21 - Die Zeit

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natürlich mit sehr schwer kranken Patienten zu tun. Ich als Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiater habe mit schwerstkranken Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zu tun,<br />

die gebracht werden. Wenn ich versuche zu verstehen, was ist in diesem Kind,<br />

in dieser Familie los, was läuft da bewusst o<strong>der</strong> nicht bewusst ab, in welche<br />

Tragik sind die verkettet und verklammert – auf <strong>der</strong> Freudschen Überlegung, es<br />

gibt Unbewusstes in den Beziehungen –, dann habe ich den Eindruck, ich<br />

bringe diesen Familien und diesen Kin<strong>der</strong>n ein enormes Hilfsangebot des<br />

Verständnisses. Oft reicht es natürlich nicht. Oft kommen wir mit <strong>der</strong><br />

Möglichkeit, etwas zu verstehen zu spät. Manche wollen nichts mehr verstehen.<br />

<strong>Die</strong> nehmen lieber Drogen o<strong>der</strong> Alkohol o<strong>der</strong> werden delinquent, als dass sie<br />

sich die psychische Arbeit machen, mit uns zu verstehen, was ihnen denn so<br />

viel inneren Schmerz, Unruhe o<strong>der</strong> Symptome macht. Natürlich, viele Patienten<br />

können wir nicht mehr erreichen. Aber das teilen wir mit <strong>der</strong> gesamten<br />

Psychiatrie.<br />

Marianne Leuzinger-Bohleber<br />

Darf ich noch eine Bemerkung dazu machen, damit hier nicht Vorurteile<br />

ausgebreitet werden. Entschuldigung, Herr Kollege. Wir haben eine<br />

repräsentative Studie gemacht von einer sehr großen Population ehemaliger<br />

Patienten, die in psychoanalytischen Langzeittherapien waren. Zu unserem<br />

Erstaunen waren da 9,2 % Psychotiker, die in ambulanten Praxen sind in sehr<br />

regem Austausch mit psychiatrischen Kliniken – eine relativ große Gruppe. Das<br />

war die größte Gruppe, über 50 % schwerer Persönlichkeitsstörungen, vor<br />

allem in Kombination mit schweren depressiven Erkrankungen. Das sind keine<br />

Luxuspatienten.<br />

Dass wir in Deutschland heute noch die Möglichkeit haben, dass auch<br />

ambulante Psychotherapie bezahlt wird, und zwar nicht nur von<br />

Psychoanalytikern, finde ich ein großes Privileg. Aber das sind keine<br />

Luxuspatienten.<br />

Frank Rösler<br />

Sie haben angesprochen, dass das Verstehen eine wichtige Rolle spielt. Man<br />

<strong>ZEIT</strong>-Forum <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>: „Sigmund Freud: Das Rätsel <strong>der</strong> menschlichen Psyche“ 13

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