Regionalentscheidung Hamburg 27. April 2009 Henrik ... - Die Zeit
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<strong>Regionalentscheidung</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
<strong>27.</strong> <strong>April</strong> <strong>2009</strong><br />
<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
24, Jurastudent, Münster:<br />
Gebackenes Tatar vom Bachsaibling<br />
mit Gurken-Wildkräuter-Gemüse und Sauce von Tiroler Speck<br />
Gesottenes Kronfleisch mit Kraut & Rüben,<br />
Kartoffel-Liwanzen und Salpicon vom Kalbsherz<br />
Sissi trifft Mozart <strong>2009</strong><br />
Commis de cuisine:<br />
Catherine Bobrich, 23, Studentin, Lehramt Biologie und Chemie
<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
Gebackenes Tatar vom Bachsaibling mit Gurken-Wildkräuter-<br />
Gemüse und Sauce von Tiroler Speck<br />
Zutaten:<br />
1 Bachsaibling<br />
Olivenöl<br />
Toastbrot ohne Rinde<br />
Butterschmalz<br />
4 kleine Landgurken (vom Feld, Bio)<br />
Butter<br />
eine Auswahl an Wildkräutern wie Gundermann, Melde, Borretsch, Pimpinelle,<br />
Dillspitzen<br />
etwas Zitronensaft<br />
ca. 100 g Tiroler Speck<br />
2 Schalotten<br />
Knoblauch<br />
2 cl Weißwein<br />
2 cl Noilly Prat<br />
150 ml Fischfond<br />
200 ml Sahne<br />
Fleur de Sel<br />
frisch gemahlener Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Den Bachsaibling in seine beiden Filets zerlegen, von Gräten und der Haut befreien.<br />
Mit einem Messer zu Tatar schneiden. Das Toastbrot fein würfeln. <strong>Die</strong> Gurken<br />
schälen und mit Hilfe einer Maschine zu Fäden verarbeiten. <strong>Die</strong> Schalotten von der<br />
Schale befreien und fein würfeln. Den Speck würfeln.<br />
Das Tatar mit Olivenöl vermengen, so dass es sich zu kleinen Kugeln à 50 g formen<br />
lässt. Dann in den Brotwürfeln wälzen. Butterschmalz erhitzen. Vor dem Anrichten<br />
die Kugeln kurz ausbacken, das Tatar soll roh und lauwarm bleiben, die Panade<br />
knusprig.<br />
Für die Sauce die Schalotten in etwas Olivenöl glasig dünsten und den Speck dazu<br />
geben, dabei darf das ganze keine Farbe nehmen. Aus dem Topf nehmen, dann erst<br />
mit dem Wermut ablöschen, Weisswein hinzu geben. Wenn der Alkohol komplett<br />
verdunstet ist, alles wieder in den Topf geben. Den Knoblauch und den Fond<br />
dazugeben, reduzieren lassen und zum Schluss die Sahne angießen. Weiter kochen<br />
lassen und dann durch ein Sieb passieren und mit etwas Sahne aufmixen.<br />
<strong>Die</strong> Gurkenspaghetti in einer Pfanne in etwas Butter schwenken. <strong>Die</strong> frisch<br />
gehackten Kräuter untermengen und mit Salz und Pfeffer würzen, mit etwas<br />
Zitronensaft abschmecken.<br />
2
<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
<strong>Die</strong> Idee, die hinter diesem Gericht steckt, ist zum Einen meine Vorliebe für Fisch. So<br />
kam die nahe liegende Idee zum Bachsaibling. Von Hand wird ein tatar geschnitten,<br />
das dann „paniert“ und ausgebacken wird. Auch meine Vorliebe für die Kombination<br />
von Fisch und Chorizo, leicht abgewandelt, kommt hier hervor. Der kräftige Tiroler<br />
Speck mit seinem tollen Geschmack, dem leicht pfeffrigen Aroma, sorgt dezent<br />
eingesetzt für die richtige Würze, die diesem Rezept seine k.u.k. Note verleihen soll.<br />
Für Frische und Leichtigkeit sorgt die Kombination von den noch leicht knackigen,<br />
lauwarmen Gurkenfäden mit den Wildkräutern und einem Hauch Zitrone.<br />
3
<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
Zubereitung:<br />
Das Kronfleisch säubern, trockentupfen und von allen Häuten befreien. <strong>Die</strong><br />
aufgeschnittenen Kalbsherzen vom Fettkranz und Häuten evtl Sehnen befreien.<br />
Das Esterházy-Gemüse schälen und dann in Stifte schneiden. Den Kohl vom Strunk<br />
befreien, waschen und in Julienne schneiden, die Möhren und Rübchen schälen.<br />
Zwiebeln schälen und grob würfeln bzw in Spalten schneiden. <strong>Die</strong> Kartoffeln schälen<br />
und kochen, ausämpfen lassen und dann durch die Kartoffelpresse drücken. Danach<br />
durch ein feines Sieb streichen.<br />
Da es am längsten braucht fängt man mit den Kalbherzen an. In einem Bräter die<br />
Zwiebeln in etwas Öl anschwitzen, Esterhazy-Gemüse und etwas Staudensellerie<br />
zugeben. <strong>Die</strong> Kalbsherzen gut würzen, mit frisch gemahlenem weißen und<br />
schwarzen Pfeffer sowie Salz, anbraten und auf das Röstgemüse geben. Mit<br />
Weisswein und etwas vom Fond ablöschen und dann schmoren, bis es schön weich<br />
ist, mindestens 2 Stunden bei 160 ° C. Dann abkühlen lassen, ganz fein würfeln. Den<br />
Schmorfond passieren, mit Tomatenmark abschmecken, etwas einkochen lassen und<br />
dann die Würfelchen vom Herz wieder dazu geben.<br />
Restliches Esterházy-Gemüse und eine geschwärzte Zwiebel in den Fond geben und<br />
aufkochen. Das vorbereitete Kronfleisch wird in 4 gleich schwere Stücke geschnitten,<br />
leicht gesalzen und dann in die simmernde Brühe gegeben. Sie darf nicht kochen.<br />
Nach ungefähr 8 Minuten ist das Kronfleisch fertig und noch leicht rosa.<br />
Für die Liwanzen das Mehl mit dem Eigelb, lauwarmer Milch und der Hefe<br />
vermischen. Das Eiweiss mit etwas Salz steifschlagen. <strong>Die</strong> vorbereitete<br />
Kartoffelmasse mit dem Hefeteig mischen, die Kartoffelstärke dazugeben und zum<br />
Schluss das Eiweiss unterheben.<br />
Eine Pfanne leicht ölen, vier Anrichteringe hineinstellen. Darauf kommt die Masse,<br />
wird kurz angebraten und dann im Ofen bei 180 ° C 5 Minuten gebacken bis sie<br />
schön aufgegangen und braun sind.<br />
<strong>Die</strong> Spitzkohljulienne, sowie die Rüben in Salzwasser blanchieren und dann in<br />
Eiswasser (gesalzen!) abschrecken. Kohl in etwas Butter mit dem Knoblauch und<br />
wenn nötig etwas Gemüsefond langsam schmoren. <strong>Die</strong> Mini-Möhren und die<br />
Rübchen werden nur leicht mit etwas Butter und Fond glasiert und zum Schluss mit<br />
Pfeffer und Salz abgeschmeckt, Auch den Kohl würzen und etwas Zitronensaft<br />
dazugeben.<br />
Angerichtet wird das Kronfleisch in Scheiben auf der rechten Seite des Tellers.<br />
Daneben und leicht darüber kommt die Salpicon vom Kalbsherz, links in länglicher<br />
rechteckiger Form der geschmorte Kohl, Darauf die Möhren und Navetten. Liwanzen<br />
anstellen.<br />
Das Kronfleisch habe ich letzten Sommer in München kennen- und liebengelernt. Ich<br />
habe bei diesem Rezept versucht bodenständige, einfache Hauptzutaten kaiserlich<br />
und königlich zu kombinieren und die Vorliebe der Wiener Küche für Innereien zu<br />
bedenken.<br />
5
<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
<strong>Die</strong> herzhafte Alternative der Liwanzen fand ich passend, da „Beilagen“ ein Thema<br />
für sich sind und nicht unbedingt in der Kombination meine Stärke. Ich finde oft die<br />
Kombinationen der Vorspeisen und Zwischengänge – gerade wenn es im Restaurant<br />
an die Bestellung geht – viel interessanter und ich tue mich meistens mit der Wahl<br />
des Hauptgangs schwer. Und „schwer“ ist auch das richtige Wort, denn bei diesem<br />
Gericht habe ich versucht von der bösen „Einheitstunke“ Abstand zu nehmen und<br />
anstatt der schweren Sauce ein Salpicon „mit Herz“ zu kreieren.<br />
Sissi trifft Mozart <strong>2009</strong><br />
Törtchen von Sacherboden, Pistazienmarzipan,<br />
Marillengelee und Mousse à l'ancienne mit Marillen-<br />
Topfen-Eis<br />
Zutaten:<br />
Boden:<br />
110 g Marzipan<br />
3 Eier<br />
40 g Puderzucker<br />
50 g Kakaomasse 100%<br />
30 g Butter<br />
30 g Mehl<br />
40 g Zucker<br />
15 g Kakaopulver<br />
Mousse:<br />
125 g Valrhonaschokolade 70 %<br />
3 Eier<br />
25 g Butter<br />
25 g Zucker<br />
Gelee:<br />
50 g Marillenpüree<br />
25 ml Noilly Prat<br />
5 ml Marillenschnaps<br />
0,5 g Agar-Agar<br />
Pistazienmarzipan:<br />
150 g Marzipan<br />
70 g fein gemahlene Pistazien<br />
50 g Puderzucker<br />
Eis:<br />
200 g Topfen aus Österreich<br />
50 g Schmand<br />
50 g Zucker<br />
2 El Milch<br />
1 Eigelb<br />
6
<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
½ Vanilleschote<br />
80 g Marillenpüree<br />
Deko:<br />
4 ganze, geschälte und blanchierte Pistazien<br />
etwas Blattgold<br />
2 Marillen<br />
100 g Marillenpüree<br />
optional Knusperstange aus Filoteig gefüllt mit Pistazienmarzipan<br />
Zubereitung:<br />
Grundrezept für Marillenpüree: 300 g Marillen blanchieren, häuten und entsteinen.<br />
Dann pürieren, mit 20 g Puderzucker und mit 40 ml Noilly Prat einkochen.<br />
Für den Teig und auch für die Mousse jeweils die Schokolade mit der Butter<br />
schmelzen. Das Marillenpüree herstellen. Aus Marzipan, Pistazienkernen und<br />
Puderzucker das Pistazienmarzipan herstellen. Den Topfen mit dem Schmand und<br />
dem Eigelb glattrühren.<br />
Boden: Marzipan, Eier und Puderzucker zusammen mit der abgekühlten<br />
Schokoladen-Butter-Masse zu einer homogenen Masse vermengen, dann das<br />
Kakaopulver unterheben. Im vorgeheizten Backofen auf einem Backblech flach<br />
aufgestrichen 20 Minuten bei 160° backen und abkühlen lassen. Dann runde Kreise<br />
in Törtchenform ausstechen.<br />
Mousse: Schokolade mit Butter über dem Wasserbad schmelzen, Eigelbe vorsichtig<br />
unterrühren. Das Eiweiss mit dem Zucker steifschlagen. Wenn die<br />
Schokoladenmasse leicht abgekühlt ist, den Eischnee mit einem Holzlöffel zu einem<br />
Drittel unterrühren. Erst danach den restlichen Eischnee einarbeiten.<br />
Gelee: Agar Agar mit etwas Noilly prat glattrühren. Das Marillenpüree, den Noilly Prat<br />
und den Schnaps leicht aufkochen, das angerührte Agar Agar dazugeben, in eine<br />
Form füllen und komplett auskühlen lassen. Dann ebenfalls Kreise in Törtchenform<br />
ausstechen.<br />
Für das Törtchen nun den Boden nach unten in den Ring geben, darauf kommt<br />
Pistazienmarzipan, Marillengelee, wieder Boden und dann etwas von der Mousse.<br />
Komplett durchkühlen lassen und dann mit einer Pistazie und etwas Blattgold<br />
garnieren.<br />
Eis: Alle Zutaten glattrühren und in einer Eismaschine gefrieren lassen. Vor dem<br />
Servieren das Marillenpüree in einem Strahl dazu geben und dann Nocken<br />
abstechen.<br />
Optional die Knusperstange herstellen. Dazu Filoteig zurechtschneiden,<br />
Pistazienmarzipan und Marillenwürfel darauf geben, einrollen und mit brauner Butter<br />
bepinseln und backen, bis die Stange knuspig ist.<br />
Fürs Anrichten auf einem länglichen Teller einen Streifen Marillenpüree auftragen. Ein<br />
paar Marillen würfeln und anbraten, diese auf das Püree setzen. Das Törtchen vom<br />
Ring befreien und die Eis-Nocke daneben setzen. <strong>Die</strong> Knusperstange anlegen.<br />
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<strong>Henrik</strong> Himpe<br />
Das süße Ende soll eine etwas andere Alternative der Mozartkugel bilden. <strong>Die</strong><br />
klassischen Bestandteile habe ich versucht in ein Törtchen an Anlehnung des<br />
Sachertörtchens umzuwandeln. Dabei soll auf molekulares Chichi verzichtet werden,<br />
es wird eher klassisch schwer.<br />
Als etwas erfrischenden, leichten Gegenkontrast soll das Marillen-Topfen-Eis sorgen.<br />
Gerade im Mai und Juni haben die Marillen Saison, so dass ich sie wunderbar<br />
geeignet fand, geschmacklich wie auch saisonal. Auch wenn ich kein Freund von<br />
Blattgold bin, kann für einen k.u.k. Abschluss ein Hauch davon auf dem „tête à tête“<br />
von Mozart und Sissi glänzen.<br />
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