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O K T O B E R a u ssT E llu n g 2 0 1 3 - Kovacek & Zetter

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OKTOBER • ausste<strong>llu</strong>ng 2013


Oktober · ausste<strong>llu</strong>ng 2013<br />

Verkaufskatalog<br />

Österreichische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts<br />

14. Oktober bis 2. November 2013


Galerie<br />

<strong>Kovacek</strong> & <strong>Zetter</strong> GmbH<br />

Stallburggasse 2<br />

A-1010 Wien<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Fr 10 – 18 Uhr<br />

Sa 11 – 14 Uhr<br />

Telefon +43/1/512 86 36<br />

Telefax +43/1/513 49 57<br />

office@kovacek-zetter.at<br />

www.kovacek-zetter.at


Wir freuen uns, Sie nach der sehr „modernen“ September · Ausste<strong>llu</strong>ng zu einer umfangreichen Präsentation<br />

einzuladen, deren Schwerpunkt auf dem österreichischen Stimmungsimpressionismus liegt.<br />

Diese fruchtbare und sehr individuelle Ausprägung der so wichtigen künstlerischen Strömung war für<br />

die Malerei des 20. Jahrhunderts in Österreich von großer Bedeutung. Beeinflusst und angeregt von den<br />

neuen Errungenschaften und Freiheiten im malerischen Ausdruck, die ihren Ausgang in Paris nahmen,<br />

entwickelten Theodor von Hörmann, Eugen Jettel, Rudolf Ribarz und die großen Damen Tina Blau, Olga<br />

Wisinger-Florian, Marie Egner und Leontine von Littrow eine malerische Auffassung von sehr eigenwilliger,<br />

intimer und oft unglaublich moderner Ausstrahlung. Einige Werke dieser Künstler von ausgesuchter<br />

Qualität konnten wir aus verschiedenen interessanten Privatsammlungen für die Ausste<strong>llu</strong>ng erwerben.<br />

Oft jahrzehntelang in der Familie, wechseln derart hochkarätige Kunstwerke nur sehr selten ihren Besitzer<br />

und sind heute am Kunstmarkt gesuchte Raritäten.<br />

So ist das Bild von Tina Blau aus dem Wiener Prater in seiner malerischen Präsenz, der lichtdurchfluteten<br />

Atmosphäre und der kompositorischen Stringenz ein wahrhaftiges Highlight des Stimmungsimpressionismus,<br />

das sich sonst nur mehr in den großen Museen bewundern lässt. In eben diese Linie reiht sich<br />

das kleine, in der Freisetzung der Farbe und des Pinselstrichs an Modernität kaum zu übertreffende Bild,<br />

„Abendstimmung am Feldrand“, um 1893, von Theodor von Hörmann ein.<br />

Die Bedeutung der österreichischen Klassischen Moderne – in zahlreichen Museumsausste<strong>llu</strong>ngen und<br />

wissenschaftlichen Publikationen gewürdigt – erfuhr auch im internationalen Kontext eine große Aufwertung.<br />

So gilt Alfons Walde schon lange nicht mehr „nur“ als der wichtige heimische Maler, dessen monumentale<br />

Landschaftsbilder in ihrer unverkennbar expressiven und pastosen Malweise mit leuchtenden<br />

Licht- und Schattenkontrasten faszinieren.<br />

Das „Auracher Kirchl“ aus den 1920er Jahren – ein frühes Werk des Künstlers – besticht durch einen<br />

dünnen Farbauftrag, ein gesättigtes Kolorit und eine wunderschön subtile Lichtführung. Kunsthistorisch<br />

besonders interessant ist die Tatsache, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit sogar um die erste<br />

Fassung des berühmten Motivs handelt.<br />

Wir hoffen, Sie bald bei uns in der Galerie begrüßen zu dürfen. Falls Sie Fragen haben oder Preisauskünfte<br />

wünschen, freuen wir uns über Ihren Anruf. Der Verkauf beginnt wie gewohnt ab Versand des Kataloges.<br />

Claudia <strong>Kovacek</strong>-Longin<br />

Sophie <strong>Zetter</strong>-Schwaiger


Sophie Cieslar Kathrin Macht Claudia <strong>Kovacek</strong>-Longin Stefan Rodler Ina Tempfer Sophie <strong>Zetter</strong>-Schwaiger Jenny Reiter


INDEX<br />

Adler Edmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Alt Franz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Blau Tina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Bommel Elias Pieter van . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Brandeis Antonietta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 – 21<br />

Ditscheiner Adolf Gustav . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Eisenschitz Willy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Figura Hans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Frank Friedrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Gauermann Friedrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Geller Johann Nepomuk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Grill Oswald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34, 36<br />

Haanen Remigius Adrianus van . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2, 3<br />

Heuberger Felix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Hörmann Theodor von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8, 18<br />

Jettel Eugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Kaufmann Adolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22, 23<br />

Lach Andreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Laske Oskar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Lauer Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

Littrow Leontine von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 – 17<br />

Moll Carl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Mønsted Peder Mørk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Pendl Erwin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 – 28<br />

Poledne Franz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Ribarz Rudolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Stoitzner Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Walde Alfons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 – 43<br />

Weiler Max . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Wisinger-Florian Olga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12


Geboren und aufgewachsen in Wien, studierte Josef Lauer an der Wiener Akademie der bildenden<br />

Künste unter bedeutenden Lehrern wie Sebastian Wegmayr, Johann Mössmer, Franz Steinfeld und<br />

Thomas Ender. Schon früh spezialisierte sich der junge Künstler auf das Fach der Blumenmalerei<br />

und setzte hier die von Johann Baptist Drechsler begründete Richtung fort. Bereits ab 1840 stellte<br />

er seine Gemälde in den Akademischen Ausste<strong>llu</strong>ngen zu St. Anna und ab 1851 im Österreichischen<br />

Kunstverein aus. 1861 wurde er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Die spätbiedermeierliche<br />

Blumenmalerei erlebte mit Josef Lauer ihren letzten großartigen Höhepunkt.<br />

Etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts fällt ein merklicher Umschwung in der Ikonografie der Wiener<br />

Blumenmalerei auf: nicht mehr die dichten, „barockisierenden“ Kompositionen aus übereinander<br />

getürmten Blüten, Blättern, exotischen Früchten und seltenen Vögeln zieren die Leinwände und<br />

Holztafeln, sondern vergleichsweise ruhigere, naturnähere und vordergründig einfachere Arrangements.<br />

So präsentiert auch Josef Lauer in dem hervorragend gemalten „Stilleben mit Früchten und Blumen“<br />

sein Motiv nicht mehr vor einer Mauernische oder auf einer Marmorplatte, sondern integriert<br />

es in die umgebende Natur. Am erdigen Waldboden, umspielt von Moos und Gräsern,<br />

überrascht den Betrachter ein Ensemble aus behutsam abgelegten Früchten und Blumen, die sich<br />

plastisch und farbenprächtig vor der dunkleren Umgebung abheben. Die biedermeierliche Fabulierlust<br />

manifestiert sich hier nicht nur in einem veritablen Farbenrausch, sondern auch in der verblüffend<br />

präzisen Wiedergabe der verschiedensten Texturen und Oberflächen: so zeigt Josef Lauer<br />

die tiefblauen, ins Lila spielenden Zwetschken mit ihrem charakteristischen weißlich-samtigen<br />

Überzug, die rot-gelb gescheckten Pfirsiche mit der eigentümlich rauhen, pelzigen Haut oder die<br />

verschiedenfarbigen Trauben mit ihrem typischen seidenmatten Glanz. Detailreich sind auch die in<br />

vielen Grünnuancen gedrechselten Blätter gezeigt, die am Boden liegend zwischen den Früchten<br />

hervorlugen oder sich tänzerisch verzweigend in den Bildraum drehen. Lila und rosafarbige Astern<br />

sowie ein dorniger Zweig mit verlockenden violetten Brombeeren runden diesen „Zufallsfund“ am<br />

Waldboden, über dem auch ein neugieriger Schmetterling kreist, harmonisch ab.<br />

1<br />

Josef Lauer<br />

(Wien 1818 –1881 Wien)<br />

Stilleben mit Früchten<br />

und Blumen<br />

um 1850<br />

Öl auf Leinwand<br />

42,3 x 53,2 cm<br />

Signiert rechts unten: Josef Lauer<br />

Rückseitig auf originalem Klebeetikett<br />

(tlw. unleserlich) signiert und bezeichnet:<br />

Josef Lauer Neubau Früchte u Blumen<br />

100 Gulden<br />

Provenienz: Privatbesitz Tschechien<br />

Literatur: Vgl.: Gerbert u. Marianne Frodl,<br />

Die Blumenmalerei in Wien, Wien 2010;<br />

Kunst des 19. Jahrhunderts, Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere, Bd. 3,<br />

Wien 1998, S. 15 f.;<br />

Ein Blumenstrauß für Waldmüller. Stilleben<br />

Ferdinand Georg Waldmüllers und seiner Zeit,<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog Österreichische Galerie<br />

Belvedere, Wien 1993, S. 120 ff.<br />

Dem von Josef Lauer so glänzend vermittelten Eindruck von Naturnähe, Frische und Lebendigkeit<br />

kann sich auch der zeitgenössische Betrachter kaum entziehen. Derart prachtvolle Gemälde wie<br />

unser „Stilleben mit Früchten und Blumen“ zählen in ihrer ausgezeichneten malerischen Qualität,<br />

ihrer liebevollen Komposition und ihrer botanischen Präzision zu den gesuchten Paradebeispielen<br />

der österreichischen Blumenmalerei des Biedermeier.


Remigius Adrianus van Haanen wurde 1812 in Oosterhout, Holland, geboren, wo er zunächst<br />

Schüler seines Vaters Caspar war und später an der Akademie in Utrecht lernte. Danach studierte er<br />

bei J. van Ravensway in der Künstlerkolonie Hilversum. Schließlich unternahm er, nach eineinhalbjährigem<br />

Aufenthalt in Amsterdam, ausgedehnte Reisen nach Deutschland, wo er sich vor allem<br />

in Frankfurt am Main, Stuttgart und München aufhielt. 1837 ließ sich der junge Künstler dann in<br />

Wien nieder, doch auch von hier aus setzte er seine rege Reisetätigkeit in fast alle europäischen<br />

Länder fort. Der erfolgreiche, gefeierte Maler wurde Mitglied der Akademien von Amsterdam,<br />

St. Petersburg, Mailand, Venedig und Wien. Seine letzten Jahre verbrachte er in Bad Aussee. Die<br />

Gemälde Remy van Haanens bestechen durch technische Meisterschaft und erfreuten sich schon<br />

zu Lebzeiten des Künstlers großer internationaler Beliebtheit, was sich auch in Ankäufen durch<br />

zahlreiche Sammlungen und Museen niederschlug. Er gilt heute als einer der herausragenden<br />

Vertreter der österreichischen Kunst des 19. Jahrhunderts, gleichwohl er thematisch wie formal<br />

in der langen Tradition der niederländischen Landschaftsmalerei verankert ist. Als einer der Ersten<br />

öffnete er sich bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts dem Gedanken des Stimmungsrealismus.<br />

Dabei bemühte er sich über die optische Wirklichkeit hinaus besonders um die Atmosphäre eines<br />

Landschaftsraumes, ohne dabei jedoch – und darin besteht seine große künstlerische Leistung –<br />

die malerische Präzision zu vernachlässigen.<br />

2<br />

Remigius Adrianus van Haanen<br />

(Oosterhout 1812 –1894 Bad Aussee)<br />

Spaziergänger am Eis<br />

1858<br />

Öl auf Leinwand<br />

42,5 x 53,5 cm<br />

Signiert und datiert rechts unten:<br />

R. v. Haanen f(ecit). (18)58<br />

Rückseitig am Keilrahmen Etikett<br />

handschriftlich bezeichnet:<br />

R. van Haanen 277. (71)<br />

Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Vgl.: Kunst des 19. Jahrhunderts.<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere in Wien, Band 2, Wien 1993, S. 110 ff.;<br />

Friedrich von Boetticher, Malerwerke des<br />

Neunzehnten Jahrhunderts, Neudruck<br />

Frankfurt 1969, 1. Band, 1. Hälfte, S. 463<br />

Remigius van Haanens nebenstehendes charakteristisches Gemälde „Spaziergänger am Eis“, 1858<br />

entstanden, zieht den Betrachter unmittelbar in den Bann – es beeindruckt durch seinen feinen<br />

und zugleich virtuosen Pinselstrich sowie in der äußerst präzise nuancierten Wiedergabe von Landschaft,<br />

Figuren und Raum.<br />

Man verbringt den Ausklang eines freundlichen Tages an einem fest zugefrorenen, von Schilf<br />

gesäumten Kanal in der tief winterlichen Natur. Bewegt und bunt geschilderte Staffagefiguren<br />

versammeln sich plaudernd bei einem im Eis festgefrorenen Boot und verleihen der Darste<strong>llu</strong>ng<br />

einen sehr lebendigen narrativen Charakter. Wunderbar ist die umgebende große Eisfläche in all<br />

ihren changierenden Spiegelungen und mäandernden Verspurungen festgehalten. Im Hintergrund,<br />

unter einem sich ins rosa verfärbenden Nachmittagshimmel ist schemenhaft eine Windmühle zu<br />

erkennen und der tief angesetzte Horizont erzeugt ein zusätzliches Gefühl der Weite. Einmal mehr<br />

ist es Remigius van Haanen in diesem sehr reizvollen Gemälde gelungen, die genuine Atmosphäre<br />

eines herrlich kalten, von kristalliner Klarheit durchdrungenen Wintertages seiner niederländischen<br />

Heimat mit altmeisterlicher Attitüde einzufangen.<br />

Eine zeitlos schöne Landschaft, in der sich das repräsentative Format mit seiner brillanten malerischen<br />

Qualität zu einer Arbeit allerersten Ranges vereinigt, die verstehen lässt, warum die Gemälde<br />

des Künstlers damals wie heute international gesucht und gesammelt sind.


Ein schönes Beispiel für die Arbeit dieses hervorragenden Landschafts- und Stimmungsmalers ist<br />

das große Ölbild „Gewitterstimmung“, an dem neben der meisterlichen Malerei vor allem die<br />

dramatisch gesetzten Lichtakzente zu beeindrucken vermögen. Im Zentrum des Bildes, durch eines<br />

der wenigen Wolkenlöcher wie mit einem Scheinwerfer ausgeleuchtet, steht auf der letzten Sonneninsel<br />

ein Bauernhof mit seinen Nebengebäuden umgeben von großen, alten Bäumen. Der Bildvordergrund<br />

liegt von dicken Gewitterwolken überzogen im Schatten. Hier schreitet eine Frau mit<br />

ihrer Tochter auf einem Weg das Ufer eines kleinen Flusses entlang, der in leichter Biegung in das<br />

hinter dem Gehöft gelegene Wäldchen führt. Dramatisch türmen sich die Gewitterwolken über<br />

dem niedrig angesetzten Horizont auf und lassen nur mehr wenig vom strahlenden Blau des Himmels<br />

frei. Ziemlich bald werden sich auch diese Lücken schließen und ein aufkommender Sturm<br />

von dem rasch nahenden Unwetter künden. Gekonnt hat Remi van Haanen mit dem Blau des<br />

Himmels, dem roten Dach des Bauernhauses, das sich in der Schürze der Frau wiederfindet, dem<br />

Weiß der Gebäudefassaden und dem hellen Grün der jungen Bäume kräftige Farbakzente gesetzt,<br />

die gepaart mit einer feinen Malerei eine lebendige Textur der Oberfläche ergeben. Faszinierend ist<br />

der Kontrast von Ruhe und Aufgewühltheit, von Idylle und Drama, der einen beim Betrachten des<br />

Bildes sofort gefangen nimmt. Zu Recht wird Remigius van Haanen mit Werken wie diesem zu den<br />

großen Landschaftern seiner Zeit gezählt.<br />

3<br />

Remigius Adrianus van Haanen<br />

(Oosterhout 1812 –1894 Bad Aussee)<br />

Gewitterstimmung<br />

um 1850<br />

Öl auf Holz<br />

53,2 x 78 cm<br />

Signiert links unten: R. Haanen<br />

Provenienz: Privatsammlung Wien<br />

Literatur: Vgl.: Kunst des 19. Jahrhunderts.<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere in Wien, Band 2, Wien 1993, S. 110 ff.;<br />

Friedrich von Boetticher, Malerwerke des<br />

Neunzehnten Jahrhunderts, Neudruck<br />

Frankfurt 1969, 1. Band, 1. Hälfte, S. 463


Friedrich Gauermann wurde in Miesenbach im niederösterreichischen Voralpenland geboren und erhielt,<br />

wie sein älterer Bruder Carl, die ersten künstlerischen Unterweisungen durch seinen Vater Jakob Gauermann,<br />

der seit 1818 Kammermaler Erzherzog Johanns war. Entscheidend wurde für Friedrich die väterliche<br />

Anleitung zum gewissenhaften Zeichnen nach der Natur. So besuchte er von 1824 bis 1827 die Landschaftsschule<br />

der Wiener Akademie unter Josef Mössmer und beschäftigte sich außerdem (zeitlebens)<br />

intensiv mit der Malerei der Alten Meister, insbesondere mit den holländischen Tier- und Landschaftsdarste<strong>llu</strong>ngen<br />

des 17. Jahrhunderts. Es folgten ausgedehnte jährliche Wanderungen in den österreichischen<br />

Alpen. Außerdem reiste der weltoffene und gesellige Künstler 1827 nach Dresden, mehrere Male nach<br />

München und 1838 sowie 1843 nach Venedig. 1836, bereits Mitglied der Wiener Akademie, avancierte<br />

Gauermann zu einem der bedeutendsten und erfolgreichsten Tier- und Landschaftsmaler seiner Zeit, dessen<br />

Werke auch international von den höchsten Bürger- und Adelskreisen gefeiert und gesammelt wurden.<br />

In der Zeit des Vormärz war der theater- und musikbegeisterte Maler mit zahlreichen Künstlern und<br />

Literaten – u. a. mit Waldmüller, Nestroy, Raimund und Schubert – bekannt; nach 1848 zog er sich zunehmend<br />

von Wien nach Miesenbach zurück. Gerade in diesen Jahren erlebten seine Bilder durch neuartige<br />

Reproduktionsverfahren wie dem Öldruck oder der Chromolithografie eine enorme Popularisierung und<br />

Breitenwirkung. Friedrich Gauermann gilt als Bahnbrecher des österreichischen Landschaftsnaturalismus<br />

und zählt auch heute – neben Ferdinand Georg Waldmüller – zu den international bedeutenden Malern<br />

des österreichischen Biedermeier.<br />

Seit seinen ersten malerischen Versuchen in den 1820er Jahren schuf Friedrich Gauermann „nach der<br />

Natur“ eine große Anzahl an Ölskizzen und -studien. Dieses Oeuvre, von dem sich der Künstler zeitlebens<br />

nie trennte, war für ihn wichtiger Arbeitsbehelf und bildete die Grundlage für viele seiner detailreich<br />

ausgeführten Hauptwerke. Die beeindruckende Qualität und der künstlerische Wert der Studien, auf die<br />

Kenner und Sammler erst durch die Nachlassauktion 1863 aufmerksam wurden, waren nur wenigen seiner<br />

Zeitgenossen bekannt. Eine besondere Bedeutung in Friedrich Gauermanns Werk besitzt neben rasch<br />

konzipierten Darste<strong>llu</strong>ngen von Wild- und Haustieren die Erfassung von Menschen aus seiner ländlichen<br />

Umgebung, die der Künstler wie kein zweiter hervorragend zu charakterisieren und wiederzugeben imstande<br />

war.<br />

4<br />

Friedrich Gauermann<br />

(Miesenbach 1807–1862 Wien)<br />

Bauer mit Pfeife<br />

um 1835<br />

Öl auf Papier auf Leinwand<br />

29,5 x 18,5 cm<br />

Provenienz: Sammlung Liechtenstein, Vaduz;<br />

Privatbesitz Österreich<br />

Literatur: Vgl.: Wolfgang Krug, Friedrich<br />

Gauermann 1807–1862. Aus der Sammlung<br />

des Niederösterreichischen Landesmuseums,<br />

Wien – München 2001;<br />

Ulrike Jenni, Friedrich Gauermann. Ölskizzen<br />

und Zeichnungen im Kupferstichkabinett der<br />

Akademie der bildenden Künste Wien,<br />

Graz 1987;<br />

Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann,<br />

Rosenheim 1987, S. 140, 148, 156<br />

Ein besonders schönes Beispiel für seine Figurenbilder stellt nebenstehende, wahrscheinlich im salzburgischbayrischen<br />

Raum entstandene Studie eines sitzenden Bauern dar, eine Arbeit, die der Künstler mit rascher<br />

und virtuoser Pinselhandschrift direkt vor dem Modell anfertigte. Beeindruckend kontrastiert Gauermann<br />

das weiß aufblitzende Leinenhemd in seinem markanten Faltenwurf mit dem grau und braun nuancierten<br />

Wams, den Hosen und den Stiefeln, die in ihrer festen und glatten ledernen Textur hervorragend beobachtet<br />

sind. Unter einem breitkrempigen, schattenwerfenden Hut ist die verwitterte Physiognomie des alten,<br />

seine Pfeife genießenden Bauern mit großartiger Detailgenauigkeit festgehalten. Besonders reizvoll ist der<br />

Gegensatz zwischen der fein und mit pointierter Lichtführung plastisch charakterisierten Figur und dem<br />

indifferenten Hintergrund gestaltet, der nur aus einem zügigen Vibrato aus deckenden und lasierenden<br />

braunen Pinselzügen angedeutet ist. Die große Unmittelbarkeit des Gesehenen und die malerische Meisterschaft<br />

dieser höchst qualitätsvollen ländlichen Figurenstudie vermag auch den heutigen Betrachter mindestens<br />

so zu faszinieren wie Friedrich Gauermanns „fertig“ durchgestaltete, großformatige Salonbilder.


Der bedeutende Wiener Blumen- und Früchtestillebenmaler Andreas Lach, Onkel des Malers Fritz<br />

Lach, studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Thomas Ender, Joseph Mössmer und Sebastian<br />

Wegmayr. Als Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens war er auf deren<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngen im Künstlerhaus mit seinen Bildern häufig vertreten.<br />

Neben der Landschafts-, Porträt-, und Genremalerei war die Blumenmalerei eine weitere zentrale<br />

künstlerische Disziplin des österreichischen Biedermeier. Vom späten 18. Jahrhundert bis hinein in die<br />

zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stillebenmalerei in Wien einen Boom wie in keiner anderen<br />

Kunstmetropole dieser Zeit. Der plötzliche Aufschwung hing mit der erfolgreichen Entwicklung<br />

der k. k. Wiener Porzellanfabrik zusammen, die mit der Übernahme durch Konrad von Sorgenthal im<br />

Jahr 1772 begann. Sorgenthal strukturierte nicht nur die Manufaktur um, sondern eröffnete auch<br />

eine dazugehörige Kunstschule, an der Historien-, Landschafts-, Ornament- und Blumenmalerei unterrichtet<br />

wurde. 1812 bis 1850 wurde eine eigene Professur für Blumenmalerei gegründet, die Sebastian<br />

Wegmayr, der Lehrer Andreas Lachs, innehatte. Die Grundlagen des Studiums basierten auf<br />

der niederländischen Blumen- und Früchtemalerei des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Besonders<br />

die Werke von Jan van Huysum (1682–1749) und Rachel Ruysch (1664–1750) wurden als Vorbilder<br />

angesehen. Dem Einfallsreichtum der großen Maler – etwa Johann Baptist Drechsler, Josef Nigg,<br />

Franz Xaver Petter, Anton Hartinger, Josef Lauer und Andreas Lach – waren kaum Grenzen gesetzt: es<br />

entstanden Bilder von großen und kleinen Blumenbouquets, opulente Früchtestilleben, kombinierte<br />

Arrangements mit Blüten und Früchten, Stilleben mit exotischen Pflanzen und Tieren sowie Blumenranken<br />

in Zusammenhang mit religiöser Symbolik. Diese vielfältigen, den Betrachter immer wieder<br />

aufs Neue überraschenden Kompositionen wurden zumeist in Mauernischen, auf Marmorplatten vor<br />

Landschaftsausschnitten und später auch ganz in der freien Natur platziert.<br />

5<br />

Andreas Lach<br />

(Eisgrub/ Mähren 1817 – 1882 Wien)<br />

Rosenstilleben<br />

mit Schmetterling<br />

um 1860<br />

Öl auf Holz<br />

32 x 39,5 cm<br />

Signiert rechts unten: a. Lach<br />

Provenienz: Galerie Paffrath, Düsseldorf;<br />

Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Vgl.: Gerbert u. Marianne Frodl,<br />

Die Blumenmalerei in Wien, Wien 2010;<br />

Ein Blumenstrauß für Waldmüller. Stilleben<br />

Ferdinand Georg Waldmüllers und seiner Zeit,<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog Österreichische Galerie<br />

Belvedere, Wien 1993<br />

„Rosenstilleben mit Schmetterling“, um 1860 entstanden, ist ein schönes Beispiel dieser detailreichen,<br />

wie zufällig in der Natur platzierten Kabinettstücke, die durch ihre minutiöse Malerei und<br />

die erfrischende, lebendige Ausführung bezaubern. Andreas Lach hat für sein Werk einen Bund<br />

duftender Teerosen gewählt, deren schwere, übervolle Blüten in fein abgestuften Rosatönen bis hinein<br />

ins Gelbliche leuchten. Die Blüten liegen wie gerade fallen gelassen am Ufer eines Gewässers,<br />

das links im Bild über eine kleine Felsformation hinwegplätschert. Über den Strauß neigen sich die<br />

zart gegliederten Blätter eines Farns, dessen Grün der Farbe von Laub und Stängeln der Blumen<br />

entspricht und einen schönen Kontrast zu den pastellfarbenen Rosen bildet. Die dichten, weit geöffneten<br />

Blüten sind in höchst plastischer Weise geschildert, ebenso wie die fein geäderten Unterseiten<br />

der Blätter. Durch die geschickte Platzierung kleiner Wasserperlen, die das Licht reflektieren, steigert<br />

Andreas Lach den Realismus und die Unmittelbarkeit seiner Darste<strong>llu</strong>ng. Zwischen den Farnen flattert<br />

von oben ein Schmetterling, ein „Bläuling,“ herab, angelockt durch den intensiven Duft und<br />

die Farben der Blüten, die uns, gerade von einem Sonnenstrahl getroffen, auf dem moosigen Boden<br />

entgegenleuchten.<br />

Bilder wie dieses gelten heute als kleine Juwelen der österreichischen Blumenmalerei des Biedermeier<br />

und haben auch über die letzten 150 Jahre nichts von ihrer duftigen Frische und Lebendigkeit verloren.


Elias Pieter van Bommel wurde 1819 in Amsterdam geboren, wo er auch studierte. Er unternahm zahlreiche<br />

Reisen und ließ sich nach Aufenthalten in Groningen und Den Haag in Wien nieder. Ab 1861 war<br />

er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Zu seinen bevorzugten Genres zählten die Marine- und vor allem<br />

die Architekturmalerei. 1870 wurde sein Sohn Elias Pieter d. J. geboren, der ebenfalls Maler wurde und<br />

in München tätig war. 1890 starb der Künstler in Wien.<br />

Einen interessanten Einblick in die Stadtgeschichte Wiens bietet die für eine Vedute ungewöhnlich große<br />

Ansicht vom Graben. Wir schauen vom Stephansplatz Richtung Kohlmarkt über den Leopoldsbrunnen<br />

hinweg, vorbei an der Pestsäule auf das Julius Meinl-Haus im Hintergrund. Detailgenau sind die Fassaden<br />

der Häuser zu beiden Seiten wiedergegeben. Das Bild ist um 1880 nach der Grabenregulierung entstanden,<br />

im Zuge derer Häuser an beiden Enden – zur Begradigung der Straße und um eine Öffnung des Stephansplatzes<br />

zu erzielen – niedergerissen wurden. Die Datierung ergibt sich auch durch den bereits fertig<br />

gestellten Grabenhof, der links von der Bildmitte mit rötlichen Säulen, die die Fassade gliedern, deutlich<br />

zu erkennen ist. Das heute denkmalgeschützte Gebäude wurde 1873 bis 1874 von Otto Thienemann<br />

und Otto Wagner errichtet. Getrennt durch die Bräunerstraße folgt der Generalihof, in dem sich das von<br />

Adolf Loos gestaltete Geschäft des Herrenschneiders Knize befindet. Weiter vorne, Ecke Dorotheergasse,<br />

sehen wir das Palais Bartolotti-Partenfeld, das einzige noch erhaltene Barockgebäude am Graben. Links<br />

davon, schon am vorderen Bildrand sind Teile der Fassade des Vorgängerbaus des Ankerhauses zu sehen.<br />

Dieses wurde 1893/94 abgerissen und durch einen Otto Wagner-Bau ersetzt. Die Fassaden der Häuser<br />

an der rechten Straßenseite sind in stärkerer Fluchtung wiedergegeben. Genau erkennt man lediglich<br />

die Fassade des alten Trattnerhofes mit den mächtigen Karyatiden im Erdgeschoss. Dieser wurde 1911<br />

durch einen zweiteiligen Neubau ersetzt, der mittig einen nach dem Hof benannten Durchgang zur<br />

Goldschmiedgasse erhielt.<br />

Der Graben wird schon während der Monarchie durch seine Nähe zur Hofburg als exklusive Einkaufsstraße<br />

geschätzt. Zahlreiche Hoflieferanten haben hier ihre Geschäfte; Juwelen, Parfum, erlesenes Porzellan<br />

und edle Tischwäsche laden die gute Wiener Gesellschaft zum Flanieren ein. Die Marktstände<br />

des 18. Jahrhunderts sind eleganten Kaffeepavillons gewichen, wo man sich erfrischen kann. Noch ist<br />

der Graben für den Verkehr geöffnet, erst im 20. Jahrhundert wird er zur Fußgängerzone umgestaltet.<br />

Einzelne Pferdefuhrwerke, Fiaker mit ihren elegant gekleideten Fahrgästen, haben sich in ihrem Tempo<br />

den langsamen Spaziergängern am Trottoir angepasst. Es dürfte ein warmer Tag sein. Auf der linken,<br />

in der Sonne liegenden Straßenseite sieht man deutlich weniger Passanten, die Damen durch Schirme<br />

geschützt. Rechts im Schatten hingegen ist der Gehsteig voller Menschen, die die Auslagen begutachten<br />

und meist in Zweiergruppen ihren Weg nehmen. Bis in den Bildhintergrund immer kleiner werdend hat<br />

Elias Pieter van Bommel die Wiener beim Stadtbummel festgehalten, auch in der Naglergasse und vor<br />

dem Delikatessgeschäft Julius Meinl ist an diesem Tag einiges los. Bei genauerem Betrachten erkennen<br />

wir die unterschiedlichsten Typen. Elegante Damen in weißen Spitzenkleidern, Herren mit eleganten Hüten<br />

sieht man da, im Vordergrund steht ein Gendarm, dahinter belädt ein Händler seinen Leiterwagen.<br />

Rechts davon am Brunnen holt ein Fiaker wohl Wasser für seine Pferde, die Kutsche steht noch leer ohne<br />

Fahrgäste direkt hinter ihm. Ganz vorne rechts marschiert flotteren Schritts ein einfacher Handwerksbursch,<br />

an seiner Kleidung leicht zu erkennen. Somit ist dem Künstler neben der präzisen Wiedergabe<br />

der Architektur der Prachtstraße auch die Schilderung des Wiener Lebens im ausgehenden 19. Jahrhunderts<br />

perfekt gelungen.<br />

6<br />

Elias Pieter van Bommel<br />

(Amsterdam 1819 –1890 Wien)<br />

Blick auf den Wiener Graben<br />

um 1880<br />

Öl auf Leinwand<br />

62,5 x 80 cm<br />

Signiert rechts unten: E P van Bommel<br />

Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Vgl.: Heinrich Fuchs, Die<br />

österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts,<br />

Band 1, Wien 1972, S. 42


Franz Alt erhielt, wie sein Bruder Rudolf, die erste Ausbildung in der Malerwerkstatt seines Vaters Jakob Alt und<br />

besuchte später die Wiener Akademie, wo er bei Leopold Kupelwieser und Josef Danhauser studierte. Erste eigenständige<br />

Arbeiten schuf er 1844 während einer mit seinem Vater unternommenen Studienreise durch Tirol,<br />

Oberitalien und die Schweiz. Seine bedeutendste Jugendarbeit war das 1846 für Graf Kázmér Esterházy - bei dem<br />

er zum freundschaftlich geschätzten Hofmaler avancierte - zusammengestellte Aquarellalbum mit Ansichten von<br />

Tarvis und Umgebung. Aufträge ähnlicher Art folgten, Wochen und Monate verbrachte der junge Künstler auf<br />

Landsitzen adeliger Familien. 1853 begleitete er Graf Demblin auf einer längeren Reise nach Belgien und Holland. In<br />

den folgenden Jahren bereiste er Moskau, St. Petersburg, Rom, Paris und London, wo auch das Königshaus Werke<br />

ankaufte. Immer wieder wurde der Künstler eingeladen, herrschaftliche Besitzungen in seinen Aquarellen festzuhalten,<br />

und oft erteilte er seinen adeligen Auftraggebern auch Malunterricht. Einen weiteren wichtigen Gönner fand<br />

der vielseitig gebildete, geistvolle und charmante Maler in Erzherzog Ludwig Viktor, den er 1867 nach Spanien und<br />

Portugal begleitete. In den 1860er und 1870er Jahren war Franz Alt erfolgreicher und angesehener als sein Bruder<br />

Rudolf, sodass er – obzwar sie auch gemeinsam Aufgaben erfüllten, wie das Album „Wien im Jahr der Weltausste<strong>llu</strong>ng“<br />

– die prestigeträchtigeren Aufträge für die Wiener Weltausste<strong>llu</strong>ng erhielt. 1869 wurde er Mitglied des<br />

Wiener Künstlerhauses. Franz Alt unterschied sich stilistisch von seinem Vater Jakob und seinem Bruder Rudolf vor<br />

allem durch die impressionistische Leichtigkeit seines Farbauftrages und die beinahe pastellhaft-weiche Oberfläche,<br />

die seinen Blättern anhaftet. Der Künstler starb hochangesehen 1914 in seiner Heimatstadt Wien.<br />

Die Wiener Ringstraße zählt zu den größten städtebaulichen Leistungen des 19. Jahrhunderts. An ihrem Beginn<br />

stand ein Erlass von Kaiser Franz Joseph I. vom Dezember 1857, worin die Devastierung der Befestigungsanlagen<br />

und die Verbauung des Glacis angeordnet wurden. Mit der Errichtung einer Prachtstraße sollte die Vereinigung der<br />

heutigen Inneren Stadt mit den 1850 eingemeindeten Vorstädten vollzogen werden. Prunkbauten auf dem frei gemachten<br />

Gelände sollten die neue Straße schmücken. Bereits im März 1858 wurde mit dem Abbruch der Basteien<br />

und Stadtmauern begonnen und die Ringstraße nach reger Bautätigkeit bereits am 1. Mai 1865 durch Kaiser Franz<br />

Joseph I. feierlich eröffnet.<br />

7<br />

Franz Alt<br />

(Wien 1821–1914 Wien)<br />

Die Wiener RingstraSSe<br />

beim Schwarzenbergplatz<br />

1878<br />

Aquarell auf Papier<br />

15,3 x 23,2 cm<br />

Signiert und datiert rechts unten:<br />

Franz Alt 1878<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Marie-Louise Schuppanz, Franz Alt,<br />

Dissertation an der Universität Wien, Wien<br />

1980, S. 247, Kat.-Nr. 612 „Die Wiener<br />

Ringstrasse beim Schwarzenbergplatz“<br />

Franz Alt zeigt ein schönes städtebauliches Panorama mit dem heute (seit 1928) so genannten Schubertring, der zur<br />

Entstehungszeit des Aquarelles noch Kolowratring 1 hieß und den Abschnitt vom Schwarzenbergplatz bis zur Johannesgasse<br />

bzw. Stadtpark bildet. Zahlreiche, in ihren Posen lebendig und detailliert geschilderte Passanten – elegante<br />

Damen mit Sonnenschirmen und Herren mit Gehrock, Stock und Zylinder sowie Offiziere in Uniform – flanieren an<br />

einem freundlichen Sommertag auf dem sonnenbeschienenen, breiten Boulevard, der durch gusseiserne Straßenlaternen,<br />

frisch gepflanzte Alleebäume und zwei Fiakergespanne rhythmisiert wird. Gesäumt ist dieser elegante<br />

Straßenzug durch monumentale, in den 1860er Jahren errichtete historistische Prunkbauten, in denen Elemente<br />

der Renaissance- und Barockarchitektur eindrucksvoll umgesetzt wurden. So sieht der Betrachter – an der Ecke<br />

zum Schwarzenbergplatz – rechter Hand etwa das Palais Erzherzog Viktor 2 oder links die schön ziselierte Fassade<br />

eines imposanten Mietshauses 3 , Gebäude, die auch heute noch zum Glanz der Wiener Innenstadt beitragen. Eine<br />

reizvolle, fein gemalte Ansicht, in der Franz Alt dem Betrachter eine längst verschwundene Epoche lebensnah vor<br />

Augen zu führen vermag. Mit diesem duftigen und lichterfüllten Aquarell, eine künstlerische Vedute allerersten<br />

Ranges, wird verständlich, warum Arbeiten von Franz Alt zeitweilig mehr Ansehen genossen als Werke seines<br />

Bruders Rudolf.<br />

1<br />

benannt nach dem Staatsmann Graf Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky<br />

2<br />

Entwurf: Heinrich von Ferstel<br />

3<br />

Entwurf: Johann Romano / Paul Schwendenwein


Theodor von Hörmann, dieser große Einzelgänger der österreichischen Landschaftsmalerei, wandte sich<br />

bereits während seiner militärischen Laufbahn der Kunst zu und studierte 1873 bis 1875 an der Wiener Akademie;<br />

zuerst beim Landschafter Eduard von Lichtenfels, dann beim Historienmaler Anselm Feuerbach. Prägender<br />

als der akademische Lehrbetrieb wurde ihm jedoch der Eindruck der Landschaftsgemälde der Schule<br />

von Barbizon auf der Wiener Weltausste<strong>llu</strong>ng 1873. Nach nur zwei Jahren verließ Theodor von Hörmann,<br />

mit der Ausbildung unzufrieden, die Akademie. In dieser Zeit wurde der Kontakt zu Emil Jakob Schindler<br />

immer wichtiger und intensiver. Fast zehn Jahre unterrichtete Hörmann unter anderem als „Lehrer für Freihandzeichnen“<br />

an der k. k. Militärunterrealschule in St. Pölten. Nach seinem Abschied vom Militär 1884<br />

wurde er freischaffender Maler und lebte ab 1886 mit seiner Frau in Paris, später in Znaim und schließlich in<br />

der Nähe von Dachau. Auf zahlreichen Reisen, unter anderem nach Ungarn, in die Bretagne, nach Barbizon<br />

und auf die Kanalinseln, und in unaufhörlichem, beharrlichem Arbeiten vor der Natur schuf Theodor von<br />

Hörmann Meisterwerke, die heute zu den großen Schätzen der österreichischen Landschaftsmalerei des<br />

19. Jahrhunderts zählen.<br />

Mit nebenstehendem Gemälde, das kurz vor seiner Abreise nach Frankreich entstanden ist, beginnt Theodor<br />

von Hörmann viele seiner bisherigen künstlerischen Errungenschaften in den Schatten zu stellen. „Motiv aus<br />

Lofer”, gemalt unmittelbar vor einer gänzlich neuen Werkphase wirkt wie ein fulminanter Schlussakkord<br />

seines bisherigen Schaffens. Nicht umsonst ist dieses bis dato verschollen geglaubte Gemälde im berühmten<br />

Kompendium Friedrich von Boettichers über die Meisterwerke der Malerei des 19. Jahrhunderts angeführt.<br />

Mit einer bis zum äußersten getriebenen malerischen Genauigkeit – getreu seiner Maxime „Richtig muß es<br />

sein!” – entfaltet Theodor von Hörmann vor dem Betrachter ein bezauberndes alpines Panorama aus Lofer,<br />

jener kleinen ländlichen Ortschaft im Nordosten des Pinzgaus, die von Saalach, Lofer- und Moosbach durchflossen<br />

wird. Entlang des rauschenden Baches, der in starkem Tiefenzug bildeinwärts führt, stehen detailreich<br />

geschilderte salzburgische Bauerngehöfte, deren steinerne und hölzerne Rustikalität mit der Schroffheit<br />

der im Hintergrund hoch aufragenden Gebirge wunderbar korrespondiert. Jenseits des Ufers thront ein altes<br />

verwinkeltes Gehöft auf den dicht überwachsenen hohen Steinmauern, während der in starker Perspektive<br />

überschnittene Hof am rechten Bildrand durch einen prachtvollen breiten Gemüse- und Blumengarten vom<br />

schnell dahinströmenden Wasser getrennt ist. Mit fast naturwissenschaftlicher Akribie hat Theodor von Hörmann<br />

die üppige Pflanzenvielfalt – Salathäupel, Gurken, Karotten und Kohl – des Gartens erfasst, ebenso die<br />

liebevoll an der Hauswand arrangierten Blumen sowie die an der adretten Fassade hochkletternden Stauden.<br />

Komplettiert wird die Idylle dieses alpinen „hortus conclusus“ durch sehr lebendige Staffagefiguren beim<br />

Wäschewaschen und -aufhängen, bei der Gartenpflege oder beim Tratsch über den plätschernden Fluss<br />

hinweg. Über dem von dichter Vegetation und spürbarer kühler Feuchtigkeit durchwachsenen Tal steigen<br />

die hohen Gipfel der Loferer Steinberge teils schneebedeckt in den leicht bewölkten Spätsommerhimmel.<br />

Mit wohlüberlegter, klarer Komposition, subtil abgestufter Farbigkeit und fein „sezierendem“ Pinsel hat der<br />

Künstler jedes noch so kleine Detail in seiner Stofflichkeit perfekt erfasst und so seinen ganz unverwechselbar<br />

„realistischen“, fast magischen Bildraum erschaffen. Das stimmungsvolle „Motiv aus Lofer“ ist in seiner<br />

brillanten malerischen Ausführung ein grandioser Höhepunkt im Oeuvre Theodor von Hörmanns nach mehr<br />

als einem Jahrzehnt künstlerischen Suchens und Ringens.<br />

8<br />

Theodor von Hörmann<br />

(Imst 1840 –1895 Graz)<br />

Motiv aus Lofer<br />

1884/85<br />

Öl auf Leinwand<br />

50,5 x 70,5 cm<br />

Signiert rechts unten: Theod. v. Hörmann<br />

Rückseitig auf der Leinwand signiert,<br />

betitelt und datiert: Theod. v. Hörmann<br />

Wien (18)85 „Motiv aus Lofer“<br />

Rückseitig auf altem Klebeetikett<br />

bezeichnet und betitelt:<br />

Theodor v. Hörmann Wien 4. Bez.<br />

Heugasse 4 „Motiv aus Lofer“<br />

Salzkammergut<br />

Wird in das Werkverzeichnis<br />

aufgenommen.<br />

Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Friedrich von Boetticher, Malerwerke<br />

des Neunzehnten Jahrhundert, Neudruck<br />

Frankfurt 1969, Band 1, 2. Hälfte, S. 599,<br />

Nr. 24 „Dorfmotiv aus Lofer, Salzkammergut“;<br />

Vgl.: Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere<br />

in Wien, Band 2, Wien 1993, S. 171–176;<br />

Theodor Braunegger und Magdalena<br />

Hörmann-Weingartner, Theodor von Hörmann<br />

(1840–1895), Wien 1979, Abb. III („Schmiede<br />

bei Lofer“)


Eugen Jettel, der bedeutende österreichische Landschaftsmaler studierte ab 1860 – gemeinsam mit Emil Jakob<br />

Schindler, Rudolf Ribarz und Robert Russ – an der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Albert Zimmermann.<br />

Studienreisen nach Holland und Nordfrankreich (1870), nach Ungarn und in die Slowakei (1871) sowie<br />

mit Leopold Carl Müller nach Sizilien (1872) folgten. 1875 übersiedelte der Künstler nach Frankreich, wo er<br />

sich vor allem unter dem Einfluss der Freilichtmalerei der Schule von Barbizon eigenständig weiterentwickelte.<br />

In Paris war er bei dem bekannten Kunsthändler Charles Sedelmeyer unter Vertrag, für den Eugen Jettel seine<br />

besten Gemälde mit Motiven aus Frankreich und Holland schuf. In der französischen Hauptstadt führte der<br />

Künstler ein erfolgreiches Leben und wurde auch zentrale Figur eines Zirkels österreichischer, deutscher und<br />

ungarischer Künstler. Regelmäßige, viel beachtete Teilnahmen an Ausste<strong>llu</strong>ngen in Paris, Berlin, München und<br />

Wien sowie die Ernennung zum Ritter der französischen Ehrenlegion aufgrund seiner Verdienste um die Pariser<br />

Weltausste<strong>llu</strong>ng 1889 reflektieren die schon damalige hohe Wertschätzung des Malers. 1897 übersiedelte<br />

Eugen Jettel in seine Heimatstadt Wien und trat – trotz seiner Mitgliedschaft im Künstlerhaus – auch der neugegründeten<br />

Secession bei, an deren Ausste<strong>llu</strong>ngen er sich fortan regelmäßig beteiligte. In dieser Zeit wurden<br />

Erzherzog Carl Stephan und seine Gemahlin, Erzherzogin Maria Theresia, besondere Bewunderer und Förderer<br />

des Künstlers. Eugen Jettel verstarb vor Beginn einer Studienreise, die ihn in den Adriaraum führen sollte, in<br />

Lussingrande und wurde am 1. September 1901 auf dem Friedhof Sankt Anna in Triest beigesetzt.<br />

Viele Jahre hat Eugen Jettel in Paris gelebt. Beim renommierten, in der Seine-Metropole ansässigen österreichischen<br />

Kunsthändler Charles Sedelmeyer unter Vertrag, war auch nebenstehendes Bild im Besitz des für den<br />

Künstler wichtigen Förderers. Diese Provenienz freut besonders, hatte doch Sedelmayer ein hervorragendes<br />

Gespür für Qualität.<br />

Eugen Jettels Kunstauffassung ist geprägt von genauer Beobachtung, von feinsinniger Wahrnehmung, von<br />

Poesie. In den zwei Jahrzehnten, die der Künstler in Frankreich lebt, bereist er häufig die Landschaften um Paris<br />

sowie die (Küsten-) Gebiete Nordfrankreichs und Hollands. Diese stillen und damals sehr ländlich geprägten Gegenden<br />

im Wandel der Tages- und Jahreszeiten sind ihm eine unerschöpfliche künstlerische Inspirationsquelle.<br />

In diesen weiten nördlichen Ebenen – vielleicht in den Dünen in Meeresnähe – ist auch nebenstehendes Gemälde<br />

entstanden, motivisch von großer Schlichtheit aber von einer gestalterischen Kraft, die auch den heutigen<br />

Betrachter fasziniert. Ein weißgekalktes, reetgedecktes Bauernhaus, eine sommerliche Wiese, in der vereinzelte<br />

Disteln, Büsche, Gräser und Blumen mit virtuoser Präzision geschildert sind sowie einen blassblauen, dunstigen<br />

Himmel, der die Szenerie milde umschließt: mehr braucht Eugen Jettel nicht, um das Zusammenwirken von<br />

Licht, Farbe und Atmosphäre zu studieren. Pointiert setzt er leuchtende weiße, rote und blaue Blüten flimmernd<br />

zwischen sperrige Stauden und Gräser und rhythmisiert subtil die sanft ondulierte, mit sandigen Stellen<br />

durchbrochene Wiese. Eine Bäuerin, die beim Brunnen gebückt geduldig ihren Gemüsegarten harkt, rundet die<br />

Bildkomposition kompositorisch und narrativ ab.<br />

Mit friedvollen und stillen Landschaften wie dieser, die bewusst nicht das spektakuläre oder pathetische Motiv<br />

thematisieren, feiert der Künstler am französischen wie auch internationalen Kunstmarkt des 19. Jahrhunderts<br />

große Erfolge und scheint damit einen Nerv der Zeit zu treffen, in dem sich die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit,<br />

unberührter Natur und Ländlichkeit manifestiert. Eine brillant und duftig ausgeführte Landschaft, die in<br />

ihrer subtilen malerischen Qualität begreiflich macht, warum Eugen Jettel zu den Hauptvertretern des österreichischen<br />

Stimmungsimpressionismus zählt.<br />

9<br />

Eugen Jettel<br />

(Johnsdorf 1845 –1901 Lussingrande)<br />

Im Bauerngarten<br />

1890<br />

Mischtechnik auf Malkarton<br />

57 x 77 cm<br />

Signiert und datiert links unten:<br />

Eugène Jettel Paris (18)90.<br />

Rückseitig Ausste<strong>llu</strong>ngsetikett Aquarell<br />

Ausste<strong>llu</strong>ng zu Dresden: 1890/496<br />

Rückseitig Klebeetikett der Kunsthandlung<br />

Anton Stöckl, Wien:<br />

KUNST-AUCTION WIEN 26. Februar 1906<br />

SAMMLUNG CH. SEDELMEYER, PARIS<br />

Anton Stöckl. Kunsthandlung Wien<br />

Karlsbad<br />

Provenienz: Sammlung Charles Sedelmeyer,<br />

Paris;<br />

Kunstauktion Anton Stöckl, Wien;<br />

Privatbesitz, Wien<br />

Literatur: Heinrich Fuchs, Eugen Jettel, Wien<br />

1975, S. 187, Wkv.Nr. 373 mit Abb.<br />

Vgl.: Gerbert Frodl, Verena Traeger (Hg.)<br />

Stimmungsimpressionismus, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere,<br />

Wien 2004, S. 134–149<br />

Ausgestellt: Aquarell Ausste<strong>llu</strong>ng,<br />

Dresden 1890


Als Sohn eines Großkaufmannes sollte Rudolf Ribarz die väterliche Firma übernehmen, doch bereits ab 1860<br />

nahm er privaten Zeichenunterricht und inskribierte 1864/65 an der Wiener Akademie der bildenden Künste<br />

unter Albert Zimmermann. Seine Studienkollegen waren Emil Jakob Schindler, Eugen Jettel, Robert Russ und<br />

Adolf Ditscheiner. Anlässlich der Eröffnung des Künstlerhauses 1868 reichte der junge Maler erstmals ein Bild<br />

ein, ein Jahr später nahm er bereits an der I. Internationalen Kunstausste<strong>llu</strong>ng im Münchner Glaspalast teil.<br />

Dort waren gleichzeitig die Bilder französischer Maler zu sehen, unter anderem von Gustave Courbet oder<br />

Camille Corot, deren „paysages intimes“ auch die österreichischen Maler beeindruckten. Als Rudolf Ribarz<br />

1875 nach Brüssel ging, fand er wiederum Anschluss an die „Haager Schule“, wo er 1875 und 1876 bei<br />

der „Ausste<strong>llu</strong>ng lebender Meister“ in Den Haag seine Bilder zeigte. Anschließend ließ er sich für sechzehn<br />

Jahre in Paris nieder. Seine Gemälde stellte der Künstler mittlerweile international aus, sowohl im Pariser<br />

Salon als auch in München, Wien, Berlin und Venedig sowie auf den Weltausste<strong>llu</strong>ngen Paris, Chicago und<br />

Antwerpen. Ab den 1880er Jahren wandte sich Rudolf Ribarz der – wie er es nannte – „Kraut- und Rüben-<br />

Malerei“ zu, von den Landschaften wechselte er zu Blumen und Früchten. 1892 folgte der Maler einem<br />

Ruf als Professor für Blumenmalerei an die Wiener Kunstgewerbeschule und wurde außerdem Mitglied des<br />

Kunstrates im österreichischen Unterrichtsministerium. In seinen letzten Lebensjahren malte er bevorzugt<br />

stimmungsvolle Motive aus der Wiener Umgebung. Nach seinem Tod 1904 wurde sein Nachlass in der berühmten<br />

Galerie Miethke versteigert und sein Werk im Dezember 1905 im Wiener Künstlerhaus durch eine<br />

Ausste<strong>llu</strong>ng gewürdigt.<br />

Rudolf Ribarz ließ sich, wie sein Malerfreund Eugen Jettel, für viele Jahre in Paris nieder, das schon damals<br />

mit den Malern von Barbizon und den Impressionisten ein veritabler „Schmelztiegel“ für moderne Malerei<br />

war. Hier entstanden über viele Jahre seine großartigsten Gemälde mit Motiven aus Frankreich und Holland –<br />

Dünen bei Treport, Weidelandschaften bei Cayeux, bretonische Fischerdörfer oder vielfältige Kanalmotive<br />

aus Holland – die sich heute vielfach in musealem Besitz, etwa der Österreichischen Galerie Belvedere oder<br />

der Sammlung Leopold, befinden.<br />

10<br />

Rudolf Ribarz<br />

(Wien 1848 –1904 Wien)<br />

Blick über den Kanal<br />

bei Overschie<br />

In der Umgebung von Rotterdam<br />

um 1885<br />

Öl auf Holz<br />

65 x 81 cm<br />

Signiert rechts unten: Ribarz<br />

Rückseitig signiert und bezeichnet: Ribarz<br />

Motif à Overschie (Environ de Rotterdam)<br />

Provenienz: Privatbesitz England<br />

Literatur: Martina Haja, Der Landschaftsmaler<br />

Rudolf Ribarz, Dissertation an der Universität<br />

Wien, Wien 1975, S. 115, Kat. Nr. 142 „Blick<br />

auf Overschie“<br />

Vgl.: Gerbert Frodl, Verena Traeger (Hg.),<br />

Stimmungsimpressionismus, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere,<br />

Wien 2004, S. 164–177;<br />

Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien,<br />

Band 3, Wien 1998, S. 253 ff.<br />

1884 kommt Rudolf Ribarz erstmals nach Overschie, einem Städtchen bei Rotterdam, von dem er sofort<br />

fasziniert ist und das er in einer Reihe von Gemälden in verschiedenen Blickwinkeln festhält. In diesen „Overschie-Bildern“<br />

entwickelt der Künstler einen glatten, beinahe glasartig wirkenden Malstil, der, zusammen mit<br />

einer eigentümlichen, vorwiegend ins Grau, Blau und Braun spielenden Farbpalette, den Gemälden einen<br />

ganz besonderen Ausdruck verleiht.<br />

In nebenstehender stimmungsvoller Ansicht fällt der Blick auf den perlmuttartig schimmernden Kanal der<br />

„Delftse Schie“, auf der ruhig einige Segelboote dahingleiten. Die Wohn- und Lagerhäuser des pittoresken<br />

Dorfes, teils aus Holz und teils aus Stein gebaut, säumen das rechte Ufer, manche direkt am Wasser stehend.<br />

Markant ragt über den reizvollen roten Dächern der Turm der „Grote Kerk“ hoch in den Himmel hinauf,<br />

während sich die Silhouette der heute bereits zu Rotterdam gehörenden „Petrus’ Bandenkerk“ klein im<br />

Dunst des Hintergrundes abzeichnet. Starke Lichteffekte werden hier aufgegeben zugunsten einer gleichmäßig<br />

über das Bild ausgebreiteten dunstigen und diffusen Helligkeit. Die Farben, die an das Kolorit der Schule<br />

von Den Haag erinnern, sowie die atmosphärische Stille des Motivs sind durchaus als Reminiszenz an die<br />

Wasserlandschaften der großen Niederländer, etwa Jan van Goyens oder Salomon Ruysdaels, zu verstehen,<br />

deren Malerei Rudolf Ribarz sehr schätzte.


Adolf Gustav Ditscheiner, 1846 in Wien geboren, studierte nach dem Besuch der Realschule 1866<br />

bis 1873 an der Wiener Akademie der bildenden Künste zusammen mit Emil Jakob Schindler,<br />

Eugen Jettel, Robert Russ und Rudolf Ribarz bei Albert Zimmermann und Eduard Peithner von<br />

Lichtenfels. Angeregt durch seine Lehrer, die mit ihren Studenten alljährlich in die Hinterseer Berge<br />

in der Ramsau zur Sommerfrische fuhren, malte er bereits ab 1870 Landschaften dieses Raumes.<br />

1871 wurde Ditscheiner Mitglied des Künstlerhauses. 1876 übersiedelte er nach München, wo er<br />

sich zwei Jahre aufhielt. Anlässlich der Weltausste<strong>llu</strong>ngen in Wien und Chicago wurde er mehrfach<br />

ausgezeichnet, 1899 wurde er mit der Kleinen Goldenen Staatsmedaille geehrt. 1904, im Todesjahr<br />

des Malers, widmete ihm das Künstlerhaus in Wien eine umfangreiche Gedenkschau.<br />

Die Landschaftsdarste<strong>llu</strong>ng ist das Hauptthema im Oeuvre Adolf Gustav Ditscheiners, wobei sich in<br />

seinen Gemälden meist die bayrisch-österreichischen Alpenländer, gelegentlich auch die Schweiz<br />

und Südtirol widerspiegeln. Der Künstler, der fraglos zu den großen Protagonisten des österreichischen<br />

Stimmungsimpressionismus zählt, findet in seinen Werken allerdings zu einer ganz eigenständigen<br />

Landschaftsauffassung. Seine Bilder sind weniger gefühlsbetont, es geht ihm nicht<br />

so sehr um den Ausdruck einer bestimmten Stimmung oder Befindlichkeit, sondern um die Schilderung<br />

sichtbarer Wahrheiten. Seine Ausführungen sind realer und bodenständiger als die der<br />

meisten Kollegen des Schindlerkreises. Weniger orientiert an den malerischen Entwicklungen in<br />

Frankreich, beschäftigt sich Adolf Ditscheiner mehr mit dem künstlerischen Geschehen in Düsseldorf<br />

und Karlsruhe, wobei besonders die Düsseldorfer Schule mit ihrem prägnanten Realismus<br />

maßgeblichen Einfluss auf sein Werk hatte.<br />

11<br />

Adolf Gustav Ditscheiner<br />

(Wien 1846 –1904 Wien)<br />

Sommerlandschaft<br />

in Oberösterreich<br />

1894<br />

Öl auf Leinwand<br />

53 x 80 cm<br />

Signiert, datiert und bezeichnet links<br />

unten: a. Ditscheiner M(ünchen). (18)94<br />

Rückseitig signiert und betitelt auf alten<br />

Klebeetiketten: A. Ditscheiner München<br />

aus Ober Österreich<br />

Rückseitig nummeriert auf altem<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngsetikett<br />

Provenienz: Privatbesitz Schweiz<br />

Literatur: Vgl.: Gerbert Frodl, Verena Traeger (Hg.),<br />

Stimmungsimpressionismus, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien<br />

2004, S. 96 ff.;<br />

Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien,<br />

Band 1, Wien 1992, S. 201 f.<br />

In nebenstehendem Gemälde – durch ein rückseitiges Originaletikett als Landschaft in Oberösterreich<br />

ausgewiesen – stellt Gustav Ditscheiner einmal mehr sein außerordentliches Gespür für die<br />

Erfassung von Licht, Luft und Farbe im Zusammenspiel der Elemente unter Beweis. Ein idyllischer,<br />

bäuerlich geprägter Landstrich breitet sich vor dem Betrachter aus, dessen Blick raffiniert durch den<br />

Tiefenzug des Bächleins in den Bildraum hineingezogen wird. Seitlich durch die hohen Bäume einer<br />

dichten Aulandschaft begrenzt, öffnet sich rechter Hand eine weite, sattgrüne Wiese, die durch<br />

behäbig grasende Kühe, versprengte Bauerngehöfte sowie vereinzelte Strohtristen und Baumgruppen<br />

rhythmisiert ist. Über dieser beschaulichen, von Ruhe und Frieden geprägten sommerlichen<br />

Landschaft wölbt sich ein hoher, diesiger Himmel, in dem hell strahlende Wolkentürme ein möglicherweise<br />

bevorstehendes Gewitter ankündigen. Die rote, pointiert gesetzte Staffagefigur der<br />

schwer beladenen Reisigsammlerin auf der Holzbrücke rundet diesen wunderbar geschilderten<br />

Sommertag in Oberösterreich reizvoll ab.<br />

Dieses mit duftigem und weichem Pinselduktus ausgeführte Gemälde ist in seiner fein abgestuften<br />

Farbigkeit und ausgewogenen Kompositorik ein schönes Beispiel für die kultivierte Landschaftsmalerei<br />

Gustav Adolf Ditscheiners und für die hohe Qualität des österreichischen Stimmungsimpressionismus.


Olga Wisinger-Florian, diese herausragende österreichische Impressionistin, war anfangs, von 1868 bis 1873, als<br />

Pianistin europaweit sehr erfolgreich. Aufgrund eines chronischen Handleidens konnte sie diese Karriere aber<br />

nicht weiterverfolgen und wandte sich der Malerei zu. Frauen waren an der Wiener Akademie nicht zugelassen,<br />

und so nahm sie Privatunterricht - erst bei Melchior Fritsch und ab 1879 bei August Schaeffer, einem Schüler<br />

Franz Steinfelds. Prägend war für sie seit den frühen 1880er Jahren die Begegnung mit Emil Jakob Schindler,<br />

bei dem sie auch Marie Egner, Tina Blau und Carl Moll kennenlernte und der mit seinen Schülern zahlreiche<br />

Studienreisen im In- und Ausland unternahm. In diesen Jahren wurde ihre Malweise wesentlich von den zarten<br />

Naturdarste<strong>llu</strong>ngen Schindlers bestimmt, die in Anlehnung an die französische „paysage intime“ die österreichische<br />

Landschaftsmalerei entscheidend prägte. Bald gelang es ihr aber, aus dem Schatten des großen Lehrers<br />

hervorzutreten und sich mit stilistisch eigenständigen, virtuosen und farbstarken Gemälden als Künstlerpersönlichkeit<br />

zu etablieren. Zahlreiche öffentliche Anerkennungen belegen den Erfolg, den sich Olga Wisinger-Florian<br />

mit ihrer Malerei erarbeitet hat: etwa 1888 die „Mention honorable“ in Paris, 1891 in London, 1897 die Kleine<br />

Goldene Staatsmedaille, 1891 die bayrische Ludwigsmedaille und 1893 die Goldene Medaille der Weltausste<strong>llu</strong>ng<br />

in Chicago. 1900 stellte sie auch mit großem Erfolg auf der Pariser Weltausste<strong>llu</strong>ng aus. Neben der Malerei<br />

setzte sich die Künstlerin auch sehr für die Gleichberechtigung ihrer weiblichen Kolleginnen ein und war bis 1917<br />

Präsidentin des „Vereins österreichischer Schriftstellerinnen und Künstlerinnen“ in Wien. Das letzte Lebensjahrzehnt<br />

verbrachte Olga Wisinger-Florian, fast erblindet, in Grafenegg bei Krems, wo sie 1926 starb.<br />

Zeit ihres Lebens unternahm die Künstlerin viele Studienreisen, die sie seit den späten 1880er Jahren, anfangs<br />

vermutlich noch mit Schindler, später auf Einladung von Erzherzogin Clothilde, in die südlichen Länder des<br />

Mittelmeerraumes – nach Istrien und Dalmatien, später auch nach Italien oder Südfrankreich – führten. Hier<br />

entstanden lichterfüllte Ansichten von blumenübersäten Küstenstraßen, von staubigen, kakteen- und agavenbewachsenen<br />

Landstrichen, von eifrigen Wäscherinnen am Meer oder exotisch blühenden, schattigen Parkgärten.<br />

12<br />

Olga Wisinger-Florian<br />

(Wien 1844 –1926 Grafenegg)<br />

Südliche Landschaft<br />

mit Agaven<br />

um 1887/89<br />

Öl auf Leinwand<br />

33 x 43 cm<br />

Signiert rechts unten: O. Wisinger-florian<br />

Provenienz: Privatbesitz Schweiz<br />

Literatur: Vgl.: Gerbert Frodl, Verena<br />

Traeger (Hg.), Stimmungsimpressionismus,<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog, Österreichische Galerie<br />

Belvedere, Wien 2004, S. 230 –253;<br />

Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien,<br />

Band 4, Wien 2000, S. 285 ff.;<br />

Michaela Schwab, Olga Wisinger-Florian<br />

(1844–1926), Diplomarbeit an der Universität<br />

Wien, Wien 1991<br />

In dieser Zeit, vermutlich den späten 1880er Jahren, ist auch nebenstehende faszinierende Landschaft entstanden.<br />

Es ist ein heißer Tag voll klaren Lichtes, irgendwo im istrischen oder dalmatinischen Hinterland, und der Betrachter<br />

findet sich auf einem staubigen Weg hinauf in die Berge, begleitet von einem mit seinem Maultier trottenden<br />

Reiter. Rechts die steinerne Einfriedung und das Tor zu einem privaten Grundstück, hinter dem blühendes<br />

Grün kühlenden Schatten verheißt; links des Weges ein steiler Hang, dessen Felsen und alte Terrassierungen<br />

üppig von mediterraner Vegetation überwachsen sind. Die Pflanzen wirken in ihren fein abgestuften Grüntönen<br />

beinahe frühlingshaft frisch und hier und da blitzen sogar kleine gelbe Blüten aus dem dichten Blattwerk hervor.<br />

Beherrschend sind natürlich die monumentalen Agaven, deren vielfältig verästelte, fleischig-spitze Blätter in allen<br />

möglichen Verrenkungen aus der Macchie herauswachsen. Über der so intensiv beobachteten südlichen Landschaft<br />

steht ein hoher, blauer Himmel, der nur von wenigen diesigen Wolken durchzogen ist.<br />

In diesem duftig und plastisch ausgeführten Gemälde, in dem noch Reminiszenzen an den silbrig-bräunlichen<br />

Generalton Schindlers mitschwingen, meistert Olga Wisinger-Florian das Zusammenspiel von Motiv, Licht, Farbe<br />

und Atmosphäre mit bis dahin unvergleichlicher Virtuosität. In diesem Kleinod früher impressionistischer Malerei<br />

erreicht die Künstlerin ein qualitatives Niveau, das sich bislang nur in den besten mediterranen Bildern Emil<br />

Jakob Schindlers manifestierte und in dem sich „in nuce“ bereits die große internationale, noch vor ihr liegende<br />

Künstlerkarriere abzuzeichnen beginnt.


Tina Blau wurde 1845 als Tochter eines k. k. Militärarztes geboren. Früh schon wurde ihr zeichnerisches Talent<br />

durch Malunterricht bei dem Waldmüller-Schüler Anton Hanely gefördert. Ihr zweiter Lehrer, August Schäffer,<br />

erkannte, dass die Begabung seiner jungen Schülerin weit über die malerischen Schwärmereien der Damen aus<br />

besseren Kreisen hinausging. Auch ihr Vater, ein Freund Josef Führichs und selbst dem Künstlerischen nicht abgeneigt,<br />

nahm das Talent und den Ehrgeiz der Tochter als echte Berufung wahr. Prägend wurde für die Künstlerin<br />

das Jahr 1869, in dem sie in der großen Ausste<strong>llu</strong>ng im Münchner Glaspalast mit den „paysages intimes“ der<br />

Schule von Barbizon in Berührung kam. Von München beeindruckt blieb Tina Blau bis 1875 und setzte ihr Studium<br />

unter Wilhelm Lindenschmidt fort, begleitet von mehreren Studienreisen. Auf einer dieser Reisen lernte sie<br />

auch Emil Jakob Schindler kennen, mit dem sie fortan eine tiefe Freundschaft verband. 1874 kehrte Tina Blau<br />

nach Wien zurück und begann eine Atelier- und Lebensgemeinschaft mit Emil Jakob Schindler, die bis 1879<br />

dauerte. Immer wieder unternahm sie Studienreisen unter anderem nach Holland oder Italien und finanzieller<br />

Erfolg begann sich einzustellen. 1883 erhielt Tina Blau die „mention honorable“ im Pariser Salon. Im selben Jahr<br />

heiratete sie den Münchner Malerkollegen Heinrich Lang und übersiedelte abermals in die Isarstadt. Die Sommermonate<br />

arbeitete sie aber nach wie vor in ihrem Prateratelier. Erst nach dem Tod ihres Mannes 1891, ein Jahr vor<br />

dem Ableben Emil Jakob Schindlers, kehrte Tina Blau wieder nach Wien zurück. Sie starb 1916 nach weiteren<br />

künstlerisch fruchtbaren Jahren in Wien.<br />

Der Prater begleitet Tina Blau motivisch ein Leben lang. August Schäffer machte als erster die junge Künstlerin<br />

auf die Vielfalt der Praterlandschaft aufmerksam, damit sie ihrer „heftigen Neigung für die Landschaft, das heißt<br />

in Gottes freier Natur zu arbeiten“ 1 nachgehen könne. Später bezieht sie ein Atelier im Prater – zunächst gemeinsam<br />

mit Emil Jakob Schindler, ab 1880 alleine – das Motiv liegt nun buchstäblich vor der Haustür. Und sie<br />

malt es zu jeder Jahres- und Tageszeit, am liebsten aber im Frühling oder im Herbst, wenn die Vegetation eine<br />

Metamorphose durchläuft. An einem sonnigen Tag im Spätherbst hat Tina Blau ihre Staffelei bei der Meierei der<br />

Wiener Molkerei in der Krieau aufgestellt. Diese erreichte man über die Prater Hauptallee und die heute noch<br />

bestehende Meiereistraße 2 . Zwischen den Stämmen hochgewachsener Birken kann man den Gebäudekomplex<br />

rechts im Bildhintergrund sehen. Davor sieht man drei Frauen, eine davon mit weißem Kopftuch harkt den Weg,<br />

die beiden rechts sind dabei etwas einzusammeln, das sie in den mitgebrachten Korb legen. Den Bildvordergrund<br />

dominiert der mächtige Stamm eines Baumes, dessen Äste den Blick des Betrachters in die Tiefe führen, sowie<br />

das Muster der Schatten, das den Weg und die Wiese in der unteren Bildhälfte strukturiert. Wenn man den Blick<br />

über die sorgfältig komponierte Malerei wandern lässt, bleibt er immer wieder an der weißen Gartenmauer der<br />

Meierei und den leuchtend roten Baumkronen, die leicht links aus der Mitte gerückt sind, hängen. Je länger man<br />

das Bild betrachtet, desto mehr gekonnt gesetzte Farbakzente kann man wahrnehmen, das blitzende Blau des<br />

Himmels, der an manchen Stellen durch die Wolken sichtbar ist, das frische Grün der Wiesen und eines Busches<br />

an der weißen Mauer, aber auch die Gewänder der Frauen. Die Malweise ist locker und zügig, stellenweise präzise<br />

kombiniert mit aufgestupften, pastosen Flächen. Man merkt dem Bild die Faszination Tina Blaus für die Wirkung<br />

des Lichtes auf die Bildmotive an sowie die daraus resultierenden, farblichen Veränderungen.<br />

13<br />

Tina Blau<br />

(Wien 1845 –1916 Wien)<br />

Im Wiener Prater<br />

Blick auf die Meierei in der Krieau<br />

um 1890<br />

Öl auf Holz<br />

32 x 41 cm<br />

Signiert rechts unten: T. Blau<br />

Provenienz: Kunsthandel Giese & Schweiger,<br />

Wien;<br />

Privatsammlung Wien<br />

Literatur: Herbert Giese, Tina Blau. Reine Farbe,<br />

klares Licht, in: Parnass, Heft 4, Wien 1993,<br />

S. 36, Abb. S. 37 („Motiv aus dem Prater“)<br />

Vgl.: Tobias G. Natter (Hg.),<br />

Pleinair. Die Landschaftsmalerin Tina Blau.<br />

1845 –1916, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog, Jüdisches<br />

Museum, Wien 1996, Abb. S. 144 („In der<br />

Krieau“)<br />

„Tina Blaus Weg ‚durch die Malerei’ steht relativ unbeeinflußt da im Österreich des zu Ende gehenden vorigen<br />

Jahrhunderts, ihre ‚Handschrift’ ist zu allen Zeiten unverwechselbar“. 3 Zu Recht gehört sie zu den großen Meister-<br />

Innen der österreichischen Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts.<br />

1<br />

Tina Blau, Handschriftliche Aufzeichnungen, Tina Blau Archiv, Wien<br />

2<br />

An Stelle der Meierei ist heute die U-Bahn-Station Stadion.<br />

3<br />

Herbert Giese, Tina Blau. Reine Farbe, klares Licht, in: Parnass, Heft 4, Wien 1993, S. 36


Die 1860 in Triest geborene Camilla Leontine von Littrow entstammte einer altösterreichischen Adelsfamilie.<br />

Ihr Vater Heinrich von Littrow war Kartograf, Schriftsteller und später Leiter der nautischen Akademie in<br />

Triest, ihr Onkel der berühmte Astronom und Leiter der Wiener Sternwarte, Carl Ludwig von Littrow. Die<br />

Künstlerin wuchs also in einem künstlerisch-literarischen Umfeld auf. Die Laufbahn des Vaters 1 führte sie<br />

schon früh in die Gegend um Triest und Abbazia, die sich später auf vielen ihrer Bilder als zauberhaftes Motiv<br />

wiederfindet. Ihre Ausbildung erhielt Leo von Littrow, wie sie liebevoll abgekürzt genannt wurde und auch<br />

signierte, in Paris als Schülerin von Jean d’Alheim, wo sie von der impressionistischen Malerei der großen<br />

Franzosen beeinflusst wurde. Lange und künstlerisch fruchtbare Aufenthalte verbrachte sie – oft gemeinsam<br />

mit ihrer Freundin und Kollegin Olga Wisinger-Florian – in Istrien und Dalmatien, wo sie in zahlreichen Gemälden<br />

imposante Stadt- und Hafenansichten, pittoreske Buchten und spontane Brandungsstudien festhielt.<br />

Die Künstlerin starb 1925 in Abbazia. Bereits zu Lebzeiten wurden ihre Bilder auf Ausste<strong>llu</strong>ngen in Wien und<br />

München gezeigt und als einzige Künstlerin ihrer Zeit erhielt sie einen Auftrag zur Ausgestaltung der Hochparterresäle<br />

mit Gemälden im Naturhistorischen Museum – ein Zeichen großer Wertschätzung ihrer Kunst.<br />

Eine ihrer zahlreichen Reisen führt Leontine von Littrow auch in die Lagune von Venedig, vorliegendes Bild<br />

liefert den motivischen Beweis. Dabei gilt die Faszination der Künstlerin wie oftmals einem Küstenstrich, von<br />

dem aus man eine wunderbare Sicht in die Ferne hat. In diesem Fall ist es ein natürlicher Hafen auf dem Lido<br />

mit einem schönen Blick auf das gegenüberliegende Venedig. Wir sehen San Giorgio Maggiore, die Chiesa<br />

Santa Maria della Salute und den Campanile im abendlichen Sonnenlicht, welches das Meerwasser vor der<br />

Lagunenstadt glitzern lässt. Einige, wenige Fischerboote sind noch mit gesetzten Segeln in Weiß und Orange<br />

auf dem Wasser unterwegs. Die im Vordergrund im Schatten liegenden Schiffe sind fest vertäut, ein einzelner<br />

Fischer im Hafen scheint das zur Sicherheit nochmals zu überprüfen. Mehrere Fischernetze sind zum<br />

Trocknen auf ein Holzgestell gehängt. Die rechte Bildhälfte nimmt zu einem Großteil der kaum bewachsene<br />

Fels der Küste ein, dessen Schroffheit im Kontrast zur meisterhaft von Menschenhand geschaffenen „Serenissima“<br />

steht. Leontine von Littrow hat die Komposition in mehreren parallel gelagerten Ebenen angelegt.<br />

Ganz am unteren Bildrand sieht man Fels und Holzplanken, sowie einen Pfahl zum Festmachen der Schiffe,<br />

dahinter kommt der Hafen mit den vertäuten Fischerbooten. Dieser vordere Bereich, in Braun- und Grautönen<br />

gehalten, ist von der Sonne nicht mehr beschienen, mittels auf die Wasseroberfläche gesetzten Weißhöhungen<br />

bringt Littrow dennoch Helligkeit in diese Zone. Hinter dem einsamen Fischer im Hafen liegt die<br />

Silhouette von Sant’Elena in intensives Abendlicht getaucht. Die Insel im Osten Venedigs gehört zum Sestiere<br />

Castello. Davor die leuchtenden Segel eines gerade im Anlegen begriffenen Fischerbootes und hinter diesem<br />

die glitzernde Wasserfläche vor der Stadt, über die einige Möwen gleiten. In der nächsten Ebene sehen wir<br />

die Umrisse Venedigs, über die sich zartrosa der Abendhimmel spannt, der die gesamte obere Bildhälfte einnimmt,<br />

was ein Gefühl der unendlichen Weite erzeugt. Diese wundervolle, impressionistische Malerei, ein in<br />

seiner Lichtstimmung herausragendes Werk der Künstlerin, weckt in uns die Sehnsucht nach dem Süden und<br />

ist einmal mehr Beweis, dass Leontine von Littrow zu den großen KünstlerInnen ihrer Zeit gehört.<br />

14<br />

Leontine von Littrow<br />

(Triest 1860 –1925 Abbazia)<br />

Fischerboote in der Lagune<br />

von Venedig<br />

um 1890<br />

Öl auf Leinwand<br />

43 x 80,5 cm<br />

Signiert rechts unten: Leo Littrow<br />

Rückseitig auf der Leinwand bezeichnet:<br />

- Leo von Littrow - Raccolta ...<br />

Rückseitig bezeichnet auf dem Keilrahmen:<br />

„Venezia“<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Friedrich von Boetticher,<br />

Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts,<br />

Neudruck Frankfurt 1969, 1. Band, 2. Hälfte,<br />

S. 925<br />

1<br />

Als Marineoffizier war Heinrich von Littrow an der Blockade-Escadre von Venedig beteiligt und in Triest stationiert. Später fuhr er als<br />

Kapitän für den Österreichischen Lloyd. 1887 gründete er den ersten Yachtclub an der adriatischen Küste, den Union Yacht Club Quarnero<br />

in Opatija (Abbazia).


Das Motiv des Mädchens in der Laube findet sich in mehreren Varianten sowohl im Werk Leontine<br />

von Littrows als auch in dem ihrer Freundin und berühmten Malerkollegin Olga Wisinger-Florian.<br />

Aufgrund der großen Ähnlichkeit der Bilder und besonders der Beschaffenheit der Laube kann<br />

man annehmen, dass die beiden Malerinnen wahrscheinlich das gleiche Haus bewohnten oder<br />

häufig besuchten und den idyllischen Platz in ihrer jeweils eigenen Formensprache festhielten. Es<br />

ist nicht nachweisbar, wo genau sich das Haus befand – wahrscheinlich in Abbazia – darum geht<br />

es hier auch nicht. Betrachtet man Leontine von Littrows Bild genauer, ist nicht schwer nachzuvollziehen,<br />

warum dieser pittoreske Ort den beiden Malerinnen als Motiv so viel zu bieten hatte. Auf<br />

einer etwas erhöhten Terrasse sitzt eine junge Frau in ihre Näharbeit vertieft. Die rosenumrankte<br />

Pergola über ihr spendet ein wenig Schatten, sie sitzt dem Meer zugewandt, um zwischendurch<br />

immer wieder den Blick zu heben und auf die blaue Weite hinaus zu schauen. Auf der Steinmauer,<br />

die die Terrasse begrenzt, stehen einige Blumentöpfe mit üppig wuchernden Pflanzen, rechts im<br />

Bild scheint eine Treppe hinunter in den Garten Richtung Küste zu führen. Das Meer ist ganz glatt<br />

und unterscheidet sich in seinem hellen Blaurosa kaum vom Himmel. Es ist wohl windstill, nur zwei<br />

winzige weiße Segel sind weit draußen auf dem Wasser auszumachen. Auf den großen Steinplatten<br />

am Boden wechseln sich Licht und Schatten ab, und die Sonne wirft durch die Äste und Blüten<br />

der Pergola ein flimmerndes Spiel auf das unregelmäßige Mauerwerk. Mit großzügigen, aufgelösten<br />

Pinselstrichen schildert die Malerin das Hell-Dunkel in feinster impressionistischer Manier,<br />

sodass der unregelmäßige Stein geradezu in Bewegung zu geraten scheint. Man merkt diesem Bild<br />

die Ruhe und Genauigkeit an, mit der sich die Künstlerin jedem Detail widmete. Hier ist nichts dem<br />

Zufall überlassen und doch strahlt ihre Malerei eine Gelassenheit aus, die von größter Könnerschaft<br />

zeugt.<br />

15<br />

Leontine von Littrow<br />

(Triest 1860 –1925 Abbazia)<br />

In der Rosenlaube<br />

nach 1890<br />

Öl auf Holz<br />

42 x 31,5 cm<br />

Signiert links unten: Leo Littrow<br />

Rückseitig bezeichnet und betitelt auf<br />

altem Etikett der Salzburger Jahres-<br />

Ausste<strong>llu</strong>ng 189…: Leo Littrow Abbazia<br />

Rosenlaube Motiv aus Abbazia<br />

Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Vgl.: Friedrich von Boetticher,<br />

Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts,<br />

Neudruck Frankfurt 1969, 1. Band, 2. Hälfte,<br />

S. 925<br />

Ausgestellt: Salzburger Jahresausste<strong>llu</strong>ng,<br />

vermutlich 1896<br />

Dies zeigt sich auch in den beiden kleineren Formaten „Dorfstraße in Istrien“ (Kat.Nr. 16) und<br />

„Südliche Dorfstraße“ (Kat.Nr. 17). Die beiden Bilder sind mit großer Wahrscheinlichkeit einige<br />

Jahre später entstanden, wofür die aufgelöste, offenere und stellenweise pastose Malweise spricht,<br />

die Leontine von Littrow hier anwendet. In beiden Werken hat sie sich Motive mit starkem Tiefenzug<br />

ausgesucht, der durch das relativ schmale Hochformat noch stärker zur Geltung kommt. Das<br />

größte Augenmerk legt Leontine von Littrow auf Lichteinfall und Schattenspiel – Details sind nicht<br />

so wichtig und auch die Figuren sind lediglich Staffage, verleihen der Komposition der zwei Bilder<br />

aber eine gewisse Lebendigkeit, ohne die sie kulissenhaft wirken würden. Das leuchtende Grün der<br />

üppigen Vegetation, die sich ihren Weg zwischen und über die Mauern und Stiegen bahnt, bildet<br />

einen starken Kontrast zu den hellen Beige- und Grautönen von Erde und Gemäuer, das die engen<br />

Gassen begrenzt und fast spürbar die Wärme der Sonnenstrahlen reflektieren.<br />

In den letzten Jahren wurde dem Werk Leontine von Littrows verstärkt Aufmerksamkeit entgegen<br />

gebracht und sie als wichtige Vertreterin des österreichischen Stimmungsimpressionismus entsprechend<br />

gewürdigt.


16<br />

Leontine von Littrow<br />

(Triest 1860 –1925 Abbazia)<br />

DorfstraSSe in Istrien<br />

um 1900<br />

Öl auf Leinwand auf Karton<br />

36 x 19,7 cm<br />

Signiert links unten: LLittrow<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Friedrich von Boetticher, Malerwerke des<br />

Neunzehnten Jahrhunderts, Neudruck Frankfurt 1969,<br />

1. Band, 2. Hälfte, S. 925


17<br />

Leontine von Littrow<br />

(Triest 1860 –1925 Abbazia)<br />

Südliche DorfstraSSe<br />

um 1900<br />

Öl auf Leinwand auf Karton<br />

39,7 x 23,8 cm<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Friedrich von Boetticher,<br />

Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts,<br />

Neudruck Frankfurt 1969, 1. Band, 2. Hälfte,<br />

S. 925


In dem Bild „Abendstimmung am Feldrand“ zeigt sich Theodor Hörmann von seiner impulsiven<br />

Seite. Vermutlich zur gleichen Zeit, um 1893, entstanden wie die berühmten „Esparsettenfelder<br />

bei Znaim“, von denen heute zwei in der Österreichischen Galerie Belvedere zu sehen sind, zeugt<br />

dieses Bild von der großen malerischen Könnerschaft und Raffinesse, die der Künstler in den frühen<br />

1890er Jahren bereits erreicht hatte.<br />

In den flott hingesetzten, impressionistisch wirkenden Landschaften wie dieser kann man Theodor<br />

Hörmanns Talent vielleicht sogar am eindrucksvollsten manifestiert sehen. Hier hält er ohne Umwege<br />

die Vision des Augenblicks fest, für lange Vorbereitungen und korrigierende Übermalungen<br />

bleibt keine Zeit. Die leuchtenden, dickflüssigen Farben trägt er in kräftigen Bewegungen aus dem<br />

Handgelenk auf, sodass eine pastose Oberfläche entsteht, die er in manchen Partien, wie dem<br />

Weg, mit verstärkenden Gravuren mit dem umgekehrten Pinselstiel versieht. Bei dem damals noch<br />

sehr konservativ eingestellten Publikum stießen solche Bilder, die sich von der üblichen Salonmalerei<br />

stark abhoben, ob der offenen Malweise und der ungewöhnlich kräftigen Farben teilweise<br />

noch auf Unverständnis, wie die Bemerkung einer Dame auf einer Ausste<strong>llu</strong>ng im Künstlerhaus<br />

belegt: „Das ist ja mit einer alten Zahnbürste gemacht“ 1 . Nur wenige Jahre später aber waren auch<br />

die expressiveren Werke Theodor Hörmanns auf der großen Nachlassversteigerung 1906 durch<br />

die Galerie Miethke heiß begehrt und werden heute als Belege für die Modernität des Künstlers<br />

geschätzt. Bezugnehmend auf seine prägenden Pariser-Jahre, die wie eine Offenbarung auf den<br />

Maler wirkten, schreibt Magdalena Hörmann-Weingartner: „Die Aufschlüsselung der Wirklichkeit<br />

im Weg über die optischen Sachverhalte, in die alles einfließen kann vom Reichtum im Erlebnis<br />

des Raumes, von der Bewegtheit der Lebewesen und der Materie, des Lichts und der Atmosphäre,<br />

diesem Programm, das dem klassischen Impressionismus zugrunde liegt, konnte sich Hörmann<br />

bruchlos anschließen.“ 2<br />

Heute zählt Theodor Hörmann zu den wichtigsten Vertretern des österreichischen Stimmungsimpressionismus.<br />

Viele seiner Hauptwerke befinden sich in österreichischen Museen und Privatsammlungen,<br />

ein dem hier gezeigten sehr ähnliches Bild befindet sich in der Sammlung des Leopold-<br />

Museums. „Häuser am Feldrand“ zählt zu denjenigen Arbeiten, die der Künstler selbst aufgrund<br />

ihrer Spontanität und Direktheit besonders schätzte und die nur sehr selten auf dem Kunstmarkt<br />

zu finden sind. Rückblickend überrascht es kaum, dass Kenner Theodor von Hörmann noch zu<br />

Lebzeiten als „österreichischen Van Gogh“ 3 bezeichneten.<br />

18<br />

Theodor von Hörmann<br />

(Imst 1840 –1895 Graz)<br />

Abendstimmung<br />

am Feldrand<br />

um 1893<br />

Öl auf Leinwand<br />

14 x 20 cm<br />

Links unten Nachlassstempel (verblasst)<br />

Wird in das Werkverzeichnis<br />

aufgenommen.<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Natürlichere Natur. Österreichische<br />

Malerei des Stimmungsrealismus,<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog Kunsthaus Mürzzuschlag,<br />

Mürz zuschlag 1994, S. 120;<br />

Theodor Braunegger, Magdalena Hörmann-<br />

Weingartner, Theodor von Hörmann<br />

(1840–1895), Wien 1979,<br />

Abb. XXX („Landschaft mit Esparsettenfeld“)<br />

1<br />

Theo Braunegger, Magdalena Hörmann-Weingartner, Theodor von Hörmann, Österreichische Galerie Wien 1979, S.123<br />

2<br />

Ebenda, S. 77<br />

3<br />

Natürlichere Natur. Österreichische Malerei des Stimmungsrealismus, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog Kunsthaus Mürzzuschlag, Mürzzuschlag<br />

1994, S. 120


Originalgröße


Antonietta Brandeis wurde 1848 im böhmischen Miskowitz geboren. Sie studierte unter Karl Javurek in<br />

Prag Malerei, übersiedelte aber bald mit ihrer Mutter und deren zweiten Ehemann, einem Venezianer, in<br />

dessen Heimatstadt. Ihre weitere Ausbildung erfuhr sie als eine der ersten weiblichen Studenten an der<br />

Accademia di Belle Arti di Venezia unter den Professoren Girolamo Michelangelo Grigoletti, Frederico Moja,<br />

Domenico Bresolin, Napoleone Nani und Pompeo Marino Molmenti. Schon während der Studienjahre<br />

wurde ihre wundervoll präzise Malerei mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Brandeis wirkte bei zahlreichen<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngen mit, vor allem in der Promotrice Veneta und der in Florenz, aber auch auf der prestigeträchtigen<br />

International Exhibition of Melbourne. Schon früh begeisterten sich Sammler für ihre zumeist kleinformatigen<br />

Ansichten ihrer Wahlheimat Italien. 1897 heiratete Antonietta Brandeis den venezianischen<br />

Offizier und Ordensritter Antonio Zamboni. Nach 1900 fand man ihre Arbeiten vor allem in Ausste<strong>llu</strong>ngen<br />

englischer Galerien, der Sammlerkreis war internationaler geworden. Nach dem Tod ihres Mannes 1909<br />

lebte sie großteils in Florenz, wo sie auch 1926 verstarb.<br />

Die Faszination für Venedig sollte die Künstlerin ein Leben lang begleiten. Ihre preziösen Schilderungen der<br />

Lagunenstadt waren beliebte Erinnerungen für die schon im 19. Jahrhundert zahlreichen Bewunderer und<br />

Besucher der Stadt und bereits zu Lebzeiten der Künstlerin in Sammlungen auf der ganzen Welt zu finden.<br />

Drei dieser kleinen Meisterwerke aus Schweizer und amerikanischem Privatbesitz sind nun in diesem Katalog<br />

wieder vereint.<br />

19<br />

Antonietta Brandeis<br />

(Miskowitz 1848 –1926 Florenz)<br />

Der Canal Grande mit<br />

Santa Maria della Salute<br />

um 1885<br />

Öl auf Holz<br />

12,5 x 22 cm<br />

Monogrammiert rechts unten: AB.<br />

Rückseitig altes Klebeetikett:<br />

Williams & Son 2 Grafton Street<br />

London W1X 3LB<br />

A. Brandeis Grand Canal & Santa Maria,<br />

Venice Number 24417<br />

Provenienz: Williams & Son, London;<br />

Privatbesitz Schweiz<br />

Literatur: Vgl.: Paolo Serafini, Antonietta<br />

Brandeis. 1848/1926, Turin 2010, Tav. 50<br />

Majestätisch ragt der Barockbau Santa Maria della Salute (Kat.Nr. 19) an jener Stelle empor, an der der<br />

Canal Grande in das Bacino di San Marco mündet. Das äußerste Ende des Quartiere Dorsoduro bildet<br />

die Punta della Dogana, bekrönt mit einer goldenen Kugel, auf der Fortuna sich im Winde dreht. Die im<br />

späten 17. Jahrhundert als Dank für das Ende der Pestepedemie von 1630 errichtete Kirche prägte die<br />

Vedutenmalerei der Stadt wie kaum ein anderer Bau. Antonietta Brandeis hat den Blickwinkel von der<br />

Accademiabrücke gewählt, von der aus man den Kanal entlang an der Salute vorbei bis zu den Giardini im<br />

Bildhintergrund blickt. Es ist ein ruhiger Tag, wohl um die Mittagszeit, das Licht fällt vom Süden her ein und<br />

beleuchtet die linke Bildhälfte und das ruhige Wasser des Kanals, auf dem einige Schiffe vertäut sind. Die<br />

Fassade des vordersten Palazzo hat die Künstlerin mit viel Liebe zum Detail festgehalten, während die in der<br />

Ferne liegenden Häuserfronten nur mehr schemenhaft erfasst sind.<br />

Folgt man dem Lauf des Kanals in Richtung San Marco öffnet sich bald der Blick auf die Insel San Giorgio<br />

Maggiore (Kat.Nr. 20) mit dem gleichnamigen Benediktinerkloster. Die Kirche des Klosters wurde um 1600<br />

von Andrea Palladio entworfen. Die eindrucksvolle, tempelartige Fassade aus istrischem Stein hebt sich<br />

deutlich vom flachen, rötlichen Klostergebäude ab und liegt in einer Sichtachse mit dem Markusplatz und<br />

der ebenfalls von Palladio entworfenen Kirche „Il Redentore“ auf der Giudecca. Der Campanile aus dem<br />

18. Jahrhundert korrespondiert mit jenem auf der Piazetta. Nicht zufällig gehört somit die Klosterinsel als<br />

ein religiöses und kulturelles Zentrum zu den Wahrzeichen der Serenissima.<br />

Ein weiterer wichtiger Sakralbau der Lagunenstadt ist zweifelsohne Santa Maria Gloriosa dei Frari. In der<br />

ersten Biegung des Canal Grande sehen wir über die Fassade des Palazzo Balbi hinweg den majestätischen<br />

Turm einer der größten Kirchen Venedigs (Kat.Nr. 21), die Meisterwerke wie Tizians „Assunta“ und Donatellos<br />

„Johannes der Täufer“ beherbergt. Die Künstlerin hat die ewige Schönheit der Häuser und Paläste<br />

am Wasser und den durch das Wasser vorgegebenen Lebensrhythmus Venedigs meisterhaft eingefangen<br />

und schafft so malerische Kleinodien, die auch den heutigen Betrachter faszinieren und gefangen nehmen.


20<br />

Antonietta Brandeis<br />

(Miskowitz 1848 –1926 Florenz)<br />

San Giorgio Maggiore<br />

um 1885<br />

Öl auf Holz<br />

12,5 x 22 cm<br />

Rückseitig bezeichnet auf altem Klebeetikett: Williams & Son 2 Grafton Street<br />

London W1X 3LB A. Brandeis Island of San Georgio, Venice Number 24418<br />

Provenienz: Williams & Son, London;<br />

Privatbesitz Schweiz<br />

Literatur: Vgl.: Paolo Serafini, Antonietta Brandeis. 1848/1926, Turin 2010, Tav. 55


21<br />

Antonietta Brandeis<br />

(Miskowitz 1848 –1926 Florenz)<br />

Canal Grande mit Blick<br />

auf die Frarikirche<br />

um 1890<br />

Öl auf Leinwand<br />

52,3 x 36,8 cm<br />

Signiert rechts unten: ABrandeis<br />

Provenienz: Privatbesitz USA<br />

Literatur: Vgl.: Paolo Serafini, Antonietta Brandeis.<br />

1848/1926, Turin 2010


Adolf Kaufmann wurde 1848 in Troppau geboren. Zunächst bildete er sich autodidaktisch fort, vollendete<br />

aber seine Studien bei dem Holländer Emile van Marcke de Lummen in Paris und auf dessen Landgut<br />

in der Normandie. Die französische Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor allem die der<br />

Ecole de Barbizon, sollte einen bleibenden Eindruck auf sein Werk hinterlassen. Kaufmann unternahm<br />

zahlreiche Reisen in Europa und in den Orient und lebte abwechselnd in Paris, Berlin, Düsseldorf und<br />

München. 1890 ließ er sich in Wien nieder, kehrte aber immer wieder nach Frankreich (Paris, Normandie,<br />

Bretagne) zurück, wo er mehrfach Werke mit dem Pseudonym „A. Guyot“ signierte. In Wien wurde er<br />

Mitglied der Akademie der bildenden Künste und gründete mit Carl Freiherr von Merode und Heinrich<br />

Lester eine Damenmalschule. Künstlerisch stand er der Malerei des österreichischen Stimmungsimpressionismus<br />

nahe. Für die Pariser Weltausste<strong>llu</strong>ng 1900 schuf er ein Riesenpanorama von Sarajewo und<br />

erhielt dafür zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. 1909 wurde der Künstler zum ordentlichen<br />

Mitglied des Wiener Künstlerhauses ernannt. 1916 starb Kaufmann in Wien. Werke des Malers sind in<br />

zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten.<br />

„Rast nach der Treibjagd“ entsteht um 1890, kurz nachdem Adolf Kaufmann Paris verlassen und sich<br />

endgültig in Wien niedergelassen hat. In Frankreich hatte er sich bereits gesellschaftlich etablieren können.<br />

Beeindruckt von und angeregt durch die Maler der Ecole de Barbizon, die ihre Studien „plein air“<br />

vor Ort in den Wäldern und Wiesen anfertigten, um sie dann im Atelier in Öl zu vollenden, entwickelt er<br />

bald eine eigene, selbstsichere Handschrift. Die beeindruckende Leichtigkeit, mit der ihm seine Malerei<br />

von der Hand geht, ohne je in Flüchtigkeit zu kippen, beschert ihm schon zu Lebzeiten die Bezeichnung<br />

„Schnellmaler“ und verschafft ihm bald Zugang zu den Pariser Salons und hohen Adelskreisen, wo ihn<br />

unter anderen die Fürstin Metternich unterstützt. Auch in Wien werden seine Werke mit Begeisterung<br />

aufgenommen. Seine stimmungsvollen impressionistischen Gemälde sind bald in den Salons der guten<br />

Gesellschaft zu finden und mit großem Erfolg beschickt er Ausste<strong>llu</strong>ngen im Künstlerhaus und im<br />

Münchner Glaspalast.<br />

Wie auch die „Barbizoniers“ so interessiert sich Adolf Kaufmann vor allem für die Natur. Wälder, Moore,<br />

Wiesen und Gewässer zu den verschiedenen Jahres- und Tageszeiten faszinieren ihn, wobei der Mensch<br />

meist nur als Staffage dargestellt wird und im Gegensatz zu unserem Bild selten als Hauptmotiv fungiert.<br />

Häufig wirken seine Bilder wie zufällig gesehene Momente, die dem Maler einzufangen gelungen ist.<br />

Eine Jagdgesellschaft mit Hunden hat sich auf einer Lichtung niedergelassen, um zu rasten, etwas zu<br />

essen und auf den Erfolg der Treibjagd anzustoßen. Während links im Hintergrund das Feuer unter den<br />

Kesseln lodert und sich eine Gruppe von Männern bereits gesetzt hat, stehen im Vordergrund zwei<br />

Jäger mit ihren Hunden und besprechen das Erlebte bei einer Flasche Wein. Der weiche Waldboden ist<br />

noch moosgrün, doch verraten das rotbraune Laub der Bäume und die dicken Jacken der Männer den<br />

fortgeschrittenen Herbst. Zwei mächtige Bäume breiten ihre Zweige über die Lichtung, im Hintergrund<br />

nähert sich ein weiterer Jäger mit Hund, um sich der heiteren Gesellschaft anzuschließen und „Waidmannsheil“<br />

zu wünschen. Adolf Kaufmann gelingt es mit diesem Bild in harmonischem Gleichgewicht<br />

und feinster impressionistischer Malweise, sowohl die Größe und Schönheit der Natur als auch die pittoresk<br />

anmutende Rast einer Jagdgesellschaft zu schildern, die auch heute, nach über 100 Jahren nicht<br />

anders aussehen würde.<br />

22<br />

Adolf Kaufmann<br />

(Troppau 1848 –1916 Wien)<br />

Rast nach der Treibjagd<br />

um 1890<br />

Öl auf Leinwand<br />

74 x 100,4 cm<br />

Signiert rechts unten: a. Kaufmann<br />

Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Vgl.: Kunst des 19. Jahrhunderts.<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere in Wien, Band 2, Wien 1993, S. 205;<br />

Erich Tromayer, Adolf Kaufmann. Ein österreichischer<br />

Impressionist, Wien 1987;<br />

Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler des<br />

19. Jahrhunderts, Wien 1973, Band 2, K 102


Ein höchst charakteristisches Gemälde von Adolf Kaufmann ist die „Herbstlandschaft“, um 1895<br />

gemalt. Hier hat sich der Maler von dem Farbenspiel der Jahreszeit faszinieren lassen, die das Laub<br />

und die umliegende Landschaft in den unterschiedlichsten Tönen aufleuchten lässt. Wir blicken<br />

auf einen Weiher, der sich am Waldrand zwischen mächtigen Buchen und der noch saftig grünen<br />

Wiese gebildet hat. Im Zentrum des Bildes fällt der Blick auf zwei Frauen, die im Wasser ihre<br />

Wäsche waschen und mit blauem Rock und rotem Kopftuch kleine, aber wichtige Farbakzente<br />

setzen. Neben den hochaufragenden Bäumen mit ihren dicken Stämmen wirken sie fast wie kleine<br />

Kinder – sie sind lediglich Staffage, der Hauptprotagonist ist hier unübersehbar die Natur, die sich<br />

von einer ihrer schönsten Seiten zeigt. Das Laub der Buchen leuchtet in prachtvollen Gelb-, Orange-<br />

und Brauntönen, zwischen ihren silbrig-grauen Stämmen blitzen weiß einige Birken aus dem<br />

Waldinneren hervor. Die Bäume links im Bild tragen noch grüne Blätter, zeigen aber bereits Anzeichen<br />

herbstlicher Verfärbung. Im Hintergrund grenzt den dichtbewachsenen Boden ein Kornfeld<br />

oder ein sonnenverbrannter Wiesenstreifen ab, dessen strahlendes Goldgelb im starken Kontrast<br />

zu dem Grün davor intensiv leuchtet. Über den blauen Himmel ziehen dichte weiße Wolkenfelder,<br />

die sich im Wasser des stillen Weihers malerisch widerspiegeln. Sogar die Seerosenblätter haben<br />

sich bereits verfärbt und setzen bunte Punkte auf die sonst glatte Wasseroberfläche.<br />

Adolf Kaufmann hat in seinem stimmungsvollen Bild eine regelrechte „Ode an den Herbst“ inszeniert,<br />

die das Vergehen des Sommers in einem flimmernden Farbspektakel feiert.<br />

23<br />

Adolf Kaufmann<br />

(Troppau 1848 –1916 Wien)<br />

Herbstlandschaft<br />

um 1895<br />

Öl auf Leinwand<br />

58 x 79,5 cm<br />

Signiert rechts unten: a. Kaufmann<br />

Provenienz: Privatbesitz Österreich<br />

Literatur: Vgl.: Kunst des 19. Jahrhunderts.<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere in Wien, Band 2, Wien 1993, S. 205;<br />

Erich Tromayer, Adolf Kaufmann. Ein österreichischer<br />

Impressionist, Wien 1987;<br />

Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler des<br />

19. Jahrhunderts, Wien 1973, Band 2, K 102


Edmund Adler, 1876 in Wien geboren, stammte aus einfachen Verhältnissen. Der Vater war ein eingewanderter<br />

Sudetendeutscher und die Mutter eine Bauerntochter aus Zistersdorf. 1892 bis 1896 lernte<br />

er an der Kunstschule für Lithografie bei Professor Würbel und studierte im Anschluss daran bis 1903<br />

bei Professor Christian Griepenkerl an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Im Jahr seines Akademieabschlusses<br />

erhielt er ein Reisestipendium, mit dem er ein Jahr lang in Rom studieren konnte. Mit<br />

seiner Frau Rosa hatte er drei Kinder, die Familie wohnte ab 1910 in Mannersdorf am Leithagebirge, das<br />

der Künstler schon während der Sommerfrische lieben gelernt hatte. Im Herbst 1914 musste Edmund<br />

Adler einrücken und wurde an die Ostfront versetzt, wo er knapp danach in russische Kriegsgefangenschaft<br />

gelangte. Erst nach sechs Jahren kam er mit dem ersten Heimkehrerschiff aus Russland wieder<br />

nach Hause. Die Not der Nachkriegsjahre zwang den Künstler zur Feldarbeit, dennoch entstanden in<br />

dieser Zeit vor allem Kinderporträts, die er bisweilen mit dem Synonym „Edmund A. Rode“ signierte.<br />

1924 verstarb die Frau des Künstlers und die Tochter Rosa Magdalena übernahm den Haushalt. Durch<br />

Klavierunterricht trug sie auch wesentlich zum Familieneinkommen bei. Edmund Adler widmete sich in<br />

der Folgezeit ausschließlich der Kunst und arbeitete ununterbrochen bis ins hohe Alter. Er malte zumeist<br />

Porträts, sowie Kinder- und Jugendszenen, die die heile Welt vermittelten. 1965 verstarb Edmund Adler<br />

in Mannersdorf, seine Tochter vermachte einen Großteil des künstlerischen Nachlasses der Stadtgemeinde.<br />

2006 wurde im Schloss Mannersdorf die „Edmund Adler-Galerie“ eröffnet, wo die Werke des Künstlers<br />

in einer Dauerpräsentation bewundert werden können.<br />

24<br />

Edmund Adler<br />

(Wien 1876 –1965 Mannersdorf)<br />

Der Blondschopf<br />

um 1930<br />

Öl auf Leinwand<br />

48 x 31,5 cm<br />

Signiert links unten: Edmund Adler<br />

Provenienz: Privatbesitz Niederlande<br />

Literatur: Vgl.: Stadtgemeinde Mannersdorf (Hg.),<br />

Barbara Kremser (Text), Edmund Adler<br />

(1876–1965). Leben und Werk, Mannersdorf<br />

2000, Abb. S. 391<br />

Die Datierung der Bilder von Edmund Adler gestaltet sich recht schwierig, in jedem Fall beginnt er in<br />

den 1920er Jahren vermehrt die Mannersdorfer Kinder zu malen. Die bäuerlichen Nachbarn stehen<br />

ebenso Modell wie die kleinen Musikschüler seiner Tochter Rosa. Wer genau das dargestellte pausbäckige<br />

Mädchen sein könnte, ist nicht bekannt. Entstanden ist das Gemälde auf Grund der Malweise<br />

vermutlich um 1930. Der Farbauftrag ist nicht mehr ganz so flächig, einzelne Pastositäten, wie im Haar<br />

und auf der Schürze des Mädchens, lockern die Malerei auf. Das Bildnis ist aber nicht so auffallend hell<br />

gemalt und stark ausgeleuchtet wie die Bilder der späteren Jahre. Das Porträt ist geprägt durch eine<br />

besondere Leichtigkeit und eine natürliche Frische, mit der uns die Darste<strong>llu</strong>ng in ihren Bann zieht. Das<br />

kleine Mädchen mit blonden Locken blickt den Betrachter mit kecken Augen und gewinnendem Lächeln<br />

an. In den Händen hält sie einen dunkelgrünen Tonkrug. Sie trägt eine weiße Bluse und einen zartgemusterten,<br />

hellblauen Rock, unter dem die Spitzen der knielangen Unterwäsche hervorragen. Einer der<br />

roten Strümpfe ist auf die halbe Wade hinuntergerutscht, was auf die Lebendigkeit des Kindes schließen<br />

lässt. Turbulent dürfte es auch kurz zuvor in der Stube zugegangen sein. Am Boden liegen einzelne ausgerupfte<br />

Kohlblätter, eine umgefallene Flasche und ein aus dem auf einer Bank hinter dem Kind stehenden<br />

Korb herausgepurzelter Apfel. Das Mädchen hat ganz rote Wangen, wie wenn es vom Herumtoben<br />

erhitzt wäre. Jetzt steht der Lockenkopf still und gerade und blickt ganz unschuldig drein. Es gelingt<br />

Edmund Adler perfekt die kindliche Unschuld einzufangen und gleichzeitig durch die angedeutete Geschichte<br />

eine Spannung zu erzeugen. Die routinierte Malweise, die präzise Zeichnung und das Festhalten<br />

der einzelnen Objekte in ihrer Stofflichkeit zeugen von einem Meister seines Faches, der im Porträt sein<br />

Genre gefunden hat. Das Erfassen der menschlichen Seele ist ihm dabei ein Hauptanliegen, welches er<br />

im vorliegendem Bildnis hervorragend umzusetzen vermag.


25<br />

Erwin Pendl<br />

(Wien 1875 –1945 Wien)<br />

Die RingstraSSe mit Oper und Heinrichshof<br />

1918<br />

Aquarell und Deckweiß auf Papier<br />

23,3 x 24,7 cm<br />

Signiert rechts unten: Erwin Pendl<br />

Nummeriert rechts unten: 2480<br />

Betitelt links unten: Oper & Heinrichshof, Wien aus Kaffee<br />

Fenstergucker Ecke Walfischgasse & Kärntnerstrasse März 1918<br />

bei Morgensonne nach der Natur gemalt<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

26<br />

Erwin Pendl<br />

(Wien 1875 –1945 Wien)<br />

Blick auf das Obere Belvedere<br />

um 1920<br />

Aquarell auf Papier<br />

19,8 x 34,4 cm<br />

Signiert rechts unten: ERWIN PENDL<br />

Betitelt links unten: BELVEDERE, WIEN.<br />

Nummeriert rechts unten: 2029<br />

Provenienz: Privatsammlung Wien<br />

Literatur: Vgl.: Österreichische Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere, Bd. 3, Wien 1998


27<br />

Erwin Pendl<br />

(Wien 1875 –1945 Wien)<br />

Am Schwarzenbergplatz<br />

1933<br />

Aquarell und Deckweiß auf Papier<br />

21,3 x 36 cm<br />

Signiert rechts unten: Erwin Pendl<br />

Betitelt links unten: Schwarzenbergplatz in Wien aus Schell Haus Ecke Schubertring 14,<br />

Schwarzenbergstrasse 3. Stock Oktober – November 1933 nach der Natur gemalt.<br />

Nummeriert rechts unten: 3580<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien


28<br />

Erwin Pendl<br />

(Wien 1875 –1945 Wien)<br />

Der Hohe Markt<br />

um 1910<br />

Aquarell auf Papier<br />

18,5 x 32,5 cm<br />

Signiert rechts unten: ERWIN PENDL<br />

Betitelt links unten: HOHER MARKT, WIEN.<br />

Nummeriert unten: 1700<br />

Provenienz: Privatsammlung Wien<br />

Literatur: Vgl.: Österreichische Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog<br />

der Österreichischen Galerie Belvedere, Bd. 3, Wien 1998


29<br />

Friedrich Frank<br />

(Frankenmarkt/OÖ 1871 –1945 Werfen-Weng)<br />

Winter in Grinzing<br />

1924<br />

Aquarell und Deckweiß auf Karton<br />

14,2 x 12,7 cm<br />

Signiert und betitelt rechts unten:<br />

WIEN - GRINZING - FRIEDRICH FRANK -<br />

Rückseitig auf altem Aufsatzkarton signiert, datiert,<br />

betitelt und nummeriert:<br />

1568. Grinzing, Wien 1924 Friedrich Frank<br />

Provenienz: Privatbesitz Österreich<br />

Originalgröße<br />

30<br />

Franz Poledne<br />

(Wien 1873 –1932 Klosterneuburg)<br />

Blick in die MariahilferstraSSe<br />

um 1915<br />

Aquarell und Deckweiß auf Papier<br />

25,2 x 31,7 cm (Passepartout-Ausschnitt)<br />

Signiert rechts unten: - F. POLEDNE -<br />

Bezeichnet links unten:<br />

MARIAHILFERSTRASSE<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien


Felix Heuberger wurde 1888 in Wien als Sohn des Grazer Komponisten und Musikpädagogen<br />

Richard Heuberger geboren. Sein Bruder war der Historiker Richard Heuberger d. Jüngere. Er studierte<br />

zunächst an der Technischen Hochschule in Wien Architektur, bildete sich aber dann autodidaktisch<br />

zum Maler weiter. 1923 ging er wie sein Bruder, der an der Universität Innsbruck unterrichtete,<br />

nach Tirol. Die Hochgebirgslandschaften seiner neuen Wahlheimat boten dem Künstler<br />

faszinierende Motive. Dabei entwickelte er im Sog der Neuen Sachlichkei einen kristallinen Malstil,<br />

der vor allem durch die klare, helle Farbigkeit und die feine, präzise Pinselführung unverkennbar ist.<br />

Er beschickte mehrmals Ausste<strong>llu</strong>ngen des Wiener Künstlerhauses, stellte aber auch unter anderem<br />

1935 in London aus. 1947 wurde sein Werk in einer großen Kollektivausste<strong>llu</strong>ng in Innsbruck präsentiert.<br />

1968 starb Felix Heuberger in Hall in Tirol.<br />

Das imposante Gebirgsmassiv des Wilden Kaiser war für viele Tiroler Künstler magischer Anziehungspunkt.<br />

Wir denken an die wundervollen Landschaftsbilder Alfons Waldes, dem der Kaiser<br />

Sommer wie Winter dankbares Motiv war. Einen besonders schönen Blick auf das majestätische<br />

Bergpanorama hat man vom Schwarzsee aus, der zwischen Reith und Kitzbühel liegt. Der Uferbereich<br />

des Moorsees steht teilweise unter Naturschutz und ist deshalb weitgehend naturbelassen.<br />

Felix Heuberger hat den See in abendlicher Stimmung festgehalten. Das Wasser ist spiegelglatt,<br />

keine Welle kräuselt die Oberfläche, die lediglich von einem Lichtstreifen strukturiert wird. Die<br />

Dämmerung hat sich über die Landschaft gesenkt, die letzten Sonnenstrahlen der tief stehenden<br />

Sonne beleuchten die drei einsamen Wölkchen am Himmel und tauchen diese in gelbliches Licht.<br />

Die Berghänge des Wilden Kaiser liegen schon im Schatten, ebenso wie die sanften Hügel, die<br />

leicht bewaldet den See umgeben. Beeindruckend ist die Ruhe, die von diesem Bild ausgeht. Man<br />

empfindet die unendliche Weite und Größe der Natur, ein Gefühl, dass noch durch den zartblauen<br />

Himmel verstärkt wird, der die gesamte obere Bildhälfte einnimmt. Den rechten Rand hat Heuberger<br />

eine Nuance heller gemalt, beschienen vom späten Abendlicht aus dem Westen. Subtil ist die<br />

Lichtsetzung ebenso wie die Malweise, die in ihrer Präzision zu beeindrucken weiß. Felix Heuberger<br />

ist kein Maler, der in expressiver Pastosität und überspitzter Farbigkeit zu überzeugen sucht, er ist<br />

ein stiller Beobachter seiner Umgebung, der durch bewusste Reduktion einen klaren und einzigartigen<br />

Malstil geschaffen hat.<br />

31<br />

Felix Heuberger<br />

(Wien 1888 –1968 Hall in Tirol)<br />

Der Schwarzsee<br />

Beim Wilden Kaiser<br />

um 1930<br />

Öl auf Hartfaser<br />

82,8 x 99,8 cm<br />

Signiert rechts unten: Felix Heuberger<br />

Provenienz: Privatsammlung Niederösterreich<br />

Literatur: Vgl.: Carl Kraus, Zwischen den Zeiten.<br />

Malerei und Graphik in Tirol 1918 –1945,<br />

Lana 1999, S. 266;<br />

Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler der<br />

Geburtsjahrgänge 1881 –1900, Band 1, Wien<br />

1976, K 98, S. 234


Hans Figura wurde 1898 in Groß Kikinda in Ungarn geboren. 1908 kam er an die Graphische Lehrund<br />

Versuchsanstalt nach Wien und studierte bei Erwin Puchinger und Rudolf Junk. Im Ersten Weltkrieg<br />

war er an der russischen und italienischen Front im Einsatz. Nach seiner Rückkehr nach Wien<br />

1918 begann er, geprägt durch die Kriegseindrücke, ein Medizinstudium. Er schuf neben seinem<br />

malerischen Werk auch Druckgrafik, Buchi<strong>llu</strong>strationen, aber auch Buchbinde- und Lederarbeiten<br />

sowie zahlreiche kunstgewerbliche Exponate. Vor allem auf dem Gebiet der Farbradierung und der<br />

Aquatinta darf er zu den Pionieren dieser Techniken gezählt werden. Neben seinem Studio in Wien<br />

hatte Hans Figura in den späten 1920er Jahren auch ein Atelier in New York. Er beschickte regelmäßig<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngen im Wiener Künstlerhaus, aber auch in New York, Paris, London und Berlin.<br />

Seine bevorzugten Genres waren die Landschaftsmalerei und das Städtebild. Zu den beliebtesten<br />

Arbeiten in seinem Oeuvre zählen neben den Städteporträts vor allem die Winterlandschaften<br />

seiner Heimat Österreich. 1978 starb der Künstler in Wien.<br />

32<br />

Hans Figura<br />

(Gross Kikinda 1898 –1978 Wien)<br />

Winter im Tiroler Kaisertal<br />

um 1930<br />

Öl auf Leinwand<br />

60 x 80 cm<br />

Signiert rechts unten: Hans Figura<br />

Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />

Literatur: Vgl.: Heinrich Fuchs,<br />

Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge<br />

1881–1900, Band 1, Wien 1976, S. 61;<br />

Elsa Brezina, Hans Figura, in: Der getreue<br />

Eckart, o.J., S. 713 – 729<br />

Vor allem Alpenlandschaften finden sich immer wieder im Schaffen Hans Figuras, wobei es ihm<br />

die Winterzeit motivisch besonders angetan hat. Seine Suche nach schönen und beeindruckenden<br />

Landstrichen hat ihn immer wieder in die Gegend um den Wilden und den Zahmen Kaiser geführt.<br />

Eine Kapelle im Tiroler Kaisertal, die sich vor der imposanten Gebirgskulisse erhebt, ist auf<br />

vorliegendem Gemälde zu sehen. Das Kaisertal zieht sich von Kufstein ostwärts und trennt den<br />

Wilden Kaiser im Süden vom Zahmen Kaiser im Norden. Dadurch bieten sich dem Wanderer in<br />

dieser Gegend spektakuläre Aussichten. Kleinen „Wegkapellen“ kann man in diesem Tal öfters<br />

begegnen. Jene auf vorliegendem Bild ist ein etwas größeres Bauwerk mit einem hölzernen Glockenturm<br />

und einem geräumigeren Innenraum, sodass mehrere Gläubige bei der Andacht Platz<br />

in ihm finden. Das Mauerwerk ist gelb gestrichen, ein warmer Kontrast zu den kühlen Farbtönen<br />

der Winterlandschaft, der aber mit dem zarten Gelb des morgendlichen Himmels korrespondiert.<br />

Die Schneedecke im Umkreis der Kapelle ist in ein zartes Rosa getaucht, ein angenehmer, sonniger<br />

Wintertag kündigt sich an. Mehrere Fußspuren führen zu dem kleinen Gotteshaus, das seit dem<br />

letzten Schneefall offensichtlich von mehreren Personen besucht worden sein dürfte. Die Sonne<br />

taucht die Vorderfront des Gemäuers und die dem Osten zugewandten Hänge der Gipfel in strahlendes<br />

Licht und unterstreicht so den majestätischen Eindruck der Tiroler Bergwelt. Hans Figuras<br />

Meisterschaft liegt in der Modellierung mittels Licht und Schatten und in seiner Fähigkeit, eine<br />

atmosphärische Stimmung mittel Farbe und Beleuchtung genau einzufangen.


Peder Mønsted wurde am 10. Dezember 1859 in Balle MØlle in der Nähe von Grenaa an der dänischen<br />

Ostseeküste als Kind wohlhabender Eltern – der Vater war Schiffsbauer – geboren. Bereits als Schuljunge<br />

kristallisierte sich seine künstlerische Begabung heraus und er erhielt privaten Malunterricht bei dem<br />

Landschaftsmaler Andreas Fritz. Ab 1875 studierte er an der Kunstakademie in Kopenhagen bei Frederik<br />

Vermehren, Julius Exner und Niels Simonsen Landschafts- und Porträtmalerei. Stilistischen Einfluss erfuhr<br />

Peder Mønsted auch durch seine Mitarbeit im Atelier von Peder Severin Krøyer und 1882/83 im Atelier des<br />

berühmten Franzosen William Adolphe Bouguereau. Beide Lehrmeister setzten sich auf ihre Weise mit der<br />

Einbeziehung von Lichtstimmungen in der Malerei auseinander und wurden so zu Wegbereitern des Impressionismus.<br />

Auf Studienreisen besuchte Peder Mønsted Italien, die Schweiz und Paris, bereiste Nahost und<br />

Nordafrika. Im Jahre 1892 wird der Künstler vom griechischen König Georg I. zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt<br />

eingeladen und bereist Malta, Korsika, Ägypten sowie Athen und den königlichen Sommersitz Tatoi, wo er<br />

Georg I. sowie dessen Familie porträtieren darf. Seine Arbeiten wurden in diesen Jahren bereits auf zahlreichen<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngen in Charlottenburg sowie auf den Münchner und Pariser Salons gezeigt. Bald nach<br />

der Jahrhundertwende galt Peder Mønsted als einer der bekanntesten dänischen Künstler, der mit großem<br />

Erfolg beispielsweise auf der Pariser Weltausste<strong>llu</strong>ng 1889 oder der Internationalen Kunstausste<strong>llu</strong>ng im<br />

Glaspalast in München 1892 ausstellte. Vor allem seine lichtdurchfluteten Schnee-, Wald- und Wasserlandschaften<br />

waren wegen der meisterhaften technischen Ausführung gefragt und sind auch heute am internationalen<br />

Kunstmarkt sehr gesucht.<br />

33<br />

Peder Mørk Mønsted<br />

(Grenaa 1859 –1941 Fredensborg)<br />

Sommertag am FluSS<br />

1925<br />

Öl auf Leinwand<br />

42,5 x 60,5 cm<br />

Signiert und datiert links unten:<br />

P. Mønsted. 1925.<br />

Rückseitig bezeichnet:<br />

Halleby Aa. (Strids Mölle.)<br />

Provenienz: Privatbesitz Dänemark<br />

Im Jahre 1925 ist nebenstehendes Ölgemälde einer Flusslandschaft im Westen der Insel Seeland entstanden.<br />

Nicht ohne Grund zählt diese Gegend, eine durch Seen, Felder und Wälder charakterisierte Region zu<br />

den schönsten von Seeland und steht heute zu großen Teilen unter Naturschutz. In seinem Bild zeigt Peder<br />

Mønsted einen Blick auf den Fluss Halleby – heute ein wahres Fischerparadies – der durch den Tisso, den<br />

viertgrößten See Dänemarks westwärts in den Großen Belt, die Meeresstraße zwischen Fünen und Seeland,<br />

fließt.<br />

Das künstlerische Interesse gilt hier vor allem der Stimmung und den optischen Phänomenen mit den zahlreichen<br />

Lichtreflexen des Sonnenlichts in einer höchst präzisen Malerei, die den Künstler am Höhepunkt<br />

seines Schaffens zeigt. Peder Mønsted versetzt in diesem Gemälde den Betrachter in eine menschenleere<br />

idyllische Flusslandschaft: die Halleby schlängelt sich, am Ufer mit Seerosen und Schilf bewachsen, durch<br />

üppige Wiesen, deren Ränder gegen den Horizont von dichten Auwäldern begrenzt sind. Im sommerlichblauen<br />

Himmel treiben nur wenige freundliche Wolken, deren helle Spiegelungen sich an der Wasseroberfläche<br />

kräuseln. Und mit welcher Virtuosität hat der Künstler die Vielfalt der Natur greifbar eingefangen – etwa<br />

die leuchtenden Seerosen im zarten Fließen des Wassers, die glänzenden Gräser am Ufer, die üppigen blühenden<br />

Wiesen sowie die im milden Sommerwind ruhig wogenden Bäume des Hintergrundes: ein scheinbar<br />

unberührtes Naturparadies führt der Künstler dem Betrachter hier vor Augen, in dem lediglich zwei vertäute<br />

Boote und einige versprengte Strohtristen auf dezente menschliche Präsenz hinweisen. Die Zeit scheint stehen<br />

geblieben in dieser lichtdurchfluteten Idylle jenseits von Alltag, Hektik und städtischem Lärm.<br />

„Sommertag am Fluss“ ist in seiner exzellenten, plastischen Malerei ein hervorragendes Beispiel für die<br />

Kunst Peder Mønsteds, die heute aufgrund der stimmungsvollen Motive sowie der perfekten Ausführung<br />

international gesammelt wird.


Oswald Grill wurde 1878 in Wien geboren. Der Künstler lernte zuerst an der Wiener Kunstgewerbeschule<br />

und studierte später an der Akademie in München bei Carl von Marr und Alexander von<br />

Wagner. Zunächst lebte und arbeitete er in Dachau, kehrte aber dann wieder in seine Heimatstadt<br />

Wien zurück. Ab 1908 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses, auf dessen Ausste<strong>llu</strong>ngen er<br />

regelmäßig vertreten war. 1911 erhielt er die Kleine Goldene Staatsmedaille, gefolgt von zahlreichen,<br />

weiteren Auszeichnungen. 1929 wurde Oswald Grill der Professorentitel verliehen und<br />

1948 der Goldene Lorbeer des Wiener Künstlerhauses. Als Präsident des Zentralverbandes der<br />

bildenden Künstler Österreichs setzte sich Oswald Grill für die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Lage des Künstlerstandes ein. Seine Bilder bestechen durch ihre naturalistischen und klaren Naturstimmungen.<br />

1964 verstarb der Künstler in Wien.<br />

Gemeinhin wird Oswald Grills Malerei mit unverwechselbaren Landschaftsdarste<strong>llu</strong>ngen aus Oberösterreich<br />

und dem Salzburgischen assoziiert – mit grandiosen Panoramablicken über den Attersee,<br />

mit freundlichen, tiefverschneit-glitzernden Winterlandschaften oder idyllischen, blumenübersäten<br />

Herbstwiesen im Salzkammergut. Zeit seines Lebens beschäftigte sich der Künstler jedoch auch mit<br />

der Aktdarste<strong>llu</strong>ng, die er in vielfachen Varianten – im Interieur, meist aber in der Natur – auf der<br />

Leinwand erprobte. Selten sind diese reizvollen und sehr persönlichen Werke an die Öffentlichkeit<br />

und zum Verkauf gelangt, handelte es sich bei den Modellen doch meist um dem Künstler nahestehende<br />

Personen.<br />

34<br />

Oswald Grill<br />

(Wien 1878 –1964 Wien)<br />

Auf der Waldlichtung<br />

um 1920<br />

Öl auf Leinwand<br />

89,5 x 80,6 cm<br />

Signiert rechts unten: O. GRILL.<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Kunst des 20. Jahrhunderts,<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere, Bd. 2, Wien 1995, S. 60 f.<br />

Wie eine griechische Nymphe steht die junge, blonde Frau auf einer dicht bewachsenen Waldlichtung.<br />

Die helle Hautfarbe verstärkt den skulpturalen Effekt noch. Man kann davon ausgehen,<br />

dass Oswald Grill den Akt getrennt von der Landschaft in seinem Atelier entworfen hat, um ihn<br />

dann auf der Leinwand in die Natur zu setzen. So erklärt sich auch die fehlende Symbiose von dem<br />

Mädchen und seiner Umgebung. Wie auf die Lichtung gezaubert wirkt es, verträumt, sich seinem<br />

Umfeld nicht ganz bewusst. Hohe Gräser, die an den Spitzen von der Sommerhitze gebräunt sind,<br />

wachsen auf der sonnenbeschienenen Lichtung, dahinter dichter Tannenwald. Dort wo die Frau<br />

steht, ist das Gras etwas niedriger, links von ihr wächst ein kleines Nadelbäumchen, das vom hohen<br />

kräftigen Stängel einer Akelei gestützt wird. Mehrere dieser zur Gattung der Hahnenfußgewächse<br />

gehörenden Pflanzen kreisen den Akt regelrecht ein. Nicht zufällig hat Grill die Akelei gewählt, die,<br />

im Volksmund Venuswagen genannt, auch als Aphrodisiakum empfohlen wird. Die Assoziation mit<br />

der Liebesgöttin drängt sich geradezu auf. Wir denken an die „Geburt der Venus“ eines Sandro<br />

Botticelli oder des William Bouguereau, dessen Gottheit mit betontem Stand- und Spielbein und<br />

den erhobenen, mit dem Haar spielenden Armen starke Parallelen zur Frauenfigur Oswald Grills<br />

aufweist. Die eigentümliche Kombination aus gekonnter Naturdarste<strong>llu</strong>ng und allegorisch anmutendem<br />

Akt machen auch die Spannung dieses Bildes aus, das einen interessanten, bisher noch<br />

weniger bekannten Aspekt im Werk des großen Landschaftsmalers aufzeigt.<br />

William Bouguereau, „Geburt der Venus“, 1879<br />

(Musée d’Orsay, Paris)


Johann Nepomuk Geller wurde 1860 als Sohn eines aus Mähren stammenden Handlungsreisenden und<br />

einer Kaufmannstochter aus Weißenkirchen in Wien geboren. Er begann 1876 an der Wiener Akademie<br />

bei Christian Griepenkerl Malerei zu studieren. Unzufriedenheit mit der Ausbildung sowie wirtschaftliche<br />

Sorgen veranlassten ihn zwei Jahre später, als Chromolithograf zu arbeiten und seine Ausbildung abzubrechen.<br />

Das Malen gab er aber nicht auf, vor allem die Landschaft der Wachau, die er bei Besuchen<br />

seiner Großmutter in Weißenkirchen als Motiv für sich entdeckte, findet sich schon in den frühen Bildern<br />

des Künstlers immer wieder. Außerdem lernte er hier die Maler Robert Russ, Carl Leopold Müller, August<br />

von Pettenkofen und Franz Rumpler kennen, die ihm in der künstlerischen Auffassung nahe standen und<br />

den jungen Künstler in seinem Weg bestärkten.Nach zehnjähriger Unterbrechung setzte Geller 1888 bis<br />

1889 seine Studien an der Akademie fort und besuchte die Spezialschule für Landschaftsmalerei unter<br />

Eduard Peithner von Lichtenfels. Geller war Gründungsmitglied des Hagenbunds, der nach dem Ersten<br />

Weltkrieg neben Künstlerhaus und Secession dritten großen und fortschrittlichsten Künstlervereinigung<br />

in Wien. Reisen führten den Künstler unter anderem nach Frankreich, Italien und Osteuropa. Zahlreiche<br />

Auszeichnungen belegen die offizielle Anerkennung des Werkes von Johann Nepomuk Geller. In späteren<br />

Jahren nahm er ein Atelier im Teisenhoferhof in Weißenkirchen und übersiedelte 1941 ganz in die<br />

Wachau. Johann Nepomuk Geller starb 1954 im Alter von 94 Jahren in seiner Wahlheimat.<br />

35<br />

Johann Nepomuk Geller<br />

(Wien 1860 –1954 Weißenkirchen)<br />

Firmung am Stephansplatz<br />

um 1925<br />

Öl auf Leinwand auf Karton<br />

86 x 68,5 cm<br />

Signiert links unten: Joh. Nep. Geller<br />

Rückseitig Ausste<strong>llu</strong>ngsetikett<br />

des Wiener Künstlerhauses: 433/1927<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Anton R. Bodenstein, Johann<br />

Nepomuk Geller. Maler der Wachau, Wien 2004;<br />

Österreichische Kunst des 19. Jahrhunderts.<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere, Band 2, Wien 1993, S. 73 ff.<br />

Ausgestellt: Künstlerhaus Wien 1927<br />

Gellers Städtebilder sind stets zahlreich bevölkert, die Wiedergabe des pulsierenden Lebens ist ihm ein<br />

Anliegen. Sind es oft Marktszenen, die diesem Streben motivisch entgegen kommen, hat hier das rege<br />

Treiben eines Kirchenfestes den Künstler mit seiner Staffelei in die Wiener Innenstadt gelockt. Junge,<br />

weiß gekleidete Firmlinge bevölkern mit ihren Familien den östlichen Teil des Stephansplatzes und den<br />

Beginn der Schulerstraße. Mehrere Blumenverkäuferinnen bieten ihre bunte Ware an, im Hintergrund<br />

vor dem Albertinischen Chor und der Capistrankanzel sieht man Luftballons zu farbigen Türmen gebunden<br />

emporragen. Es werden sich wohl Käufer finden, die den Firmlingen damit eine Freude an diesem<br />

Festtag bereiten. Beherrscht das rege Treiben der Gläubigen das untere Drittel des Bildes, so wird der<br />

obere Bereich von der beeindruckenden Architektur des gotischen Kirchenbaus dominiert. Bis ins feinste<br />

Detail hat Geller die Streben, Pfeiler und Verzierungen des unvollendeten Nordturms und des Chors<br />

festgehalten, bekrönt von der sich stets nach oben verjüngenden Silhouette des Südturms, einem architektonischen<br />

Meisterwerk der Gotik. Auch das über und über mit bunt glasierten Ziegeln verzierte Dach<br />

des Doms ist genau wiedergegeben. Wir sehen jene Eindeckung, die während des Zweiten Weltkriegs<br />

durch Funkenflug zerstört wurde. Es ist der Zustand der 1831 unter Kaiser Franz Joseph durchgeführten<br />

Neueindeckung. Die Jahreszahl mit dem doppelten Kreuz, als Zeichen für die Funktion des Doms als<br />

Bischofssitz und gleichzeitig Wahrzeichen für das ganze Land, verweist darauf. Heute sind hier die Adler<br />

mit dem Bundeswappen Österreichs und dem Landeswappen Wiens zu sehen. Prägnant und von hohem<br />

Wiedererkennungswert ist auch die Malweise des Künstlers, der an vielen Stellen die mit Tuschfeder<br />

ausgeführte Vorzeichnung als grafisches Element stehen lässt. Der Farbauftrag erfolgt sehr trocken, in<br />

vielen Partien dünn lasiert, sodass die Struktur der Leinwand als stoffliche Komponente miteinbezogen<br />

wird. „Firmung am Stephansplatz“ ist somit malerisch wie motivisch ein wichtiges Hauptwerk Johann<br />

Nepomuk Gellers.


Der Attersee war für Oswald Grill Zeit seines Lebens ein beliebtes und zentrales Motiv. Der Künstler<br />

verbrachte die Sommermonate gerne an dem großen See und in seiner Umgebung im Salzkammergut,<br />

und herrliche winterliche Landschaftsbilder belegen, dass es ihn auch in der kalten Jahreszeit<br />

immer wieder dorthin zog. Die Region mit ihrem außerordentlichen landschaftlichen Reiz<br />

war schon seit der Jahrhundertwende beliebtes Ziel für die aus Wien anreisenden Sommerfrischler.<br />

Maler, Schriftsteller und Komponisten – beispielsweise Gustav Klimt, Arthur Schnitzler oder Gustav<br />

Mahler - schlugen ihr Sommerquartier immer wieder an dem pittoresken See auf. Rauschende<br />

Feste, musikalische und dichterische Darbietungen sowie mondäne Segelregatten rundeten den<br />

Aufenthalt der großstädtischen Sommergäste ab.<br />

Nebenstehendes Gemälde ist ein sehr schönes Beispiel für die kultivierte Landschaftskunst Oswald<br />

Grills. In diesem beeindruckenden Panorama, das in seiner ruhigen, fast zeitlosen Monumentalität<br />

an die stillen „Weltenlandschaften“ Ferdinand Brunners erinnert, steht der Betrachter auf einer<br />

Anhöhe am Südufer des Attersees. Es ist Abend geworden, und die späten Sonnenstrahlen akzentuieren<br />

das Gras der Uferböschung im Vordergrund und umspielen leuchtend ein letztes Mal<br />

die Baumkronen und Wiesen der Uferlandschaft. Ein perlmuttartiger Glanz liegt auf der weiten,<br />

geheimnisvoll schillernden Wasserfläche, die durch zarte Wellen und Strömungsbewegungen behutsam<br />

rhythmisiert ist. Weit oben, gegen den Horizont und Seewalchen zu, beginnen die immer<br />

flacher werdenden Ufer im abendlichen Dunst eines Sommertages zu verschwimmen. Zarte, ins<br />

Rosa und Lila changierende Wolkenfelder, die duftig über den stillen See treiben, runden dieses<br />

harmonische Atterseepanorama ab.<br />

36<br />

Oswald Grill<br />

(Wien 1878 –1964 Wien)<br />

Blick auf den Attersee<br />

um 1930<br />

Öl auf Leinwand<br />

78,3 x 108,3 cm<br />

Signiert rechts unten: O. GRILL<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Kunst des 20. Jahrhunderts,<br />

Bestandskatalog der Österreichischen Galerie<br />

Belvedere, Bd. 2, Wien 1995, S. 60 f.<br />

Ein eindrucksvolles Gemälde aus der künstlerischen Heimat Oswald Grills, das durch die sensibel<br />

beobachtete Farbigkeit, den harmonischen Blick auf die Landschaft und die eigentümliche atmosphärische<br />

Stimmung begeistert. Die hier bewusst ins Grafische spielende und die Fläche betonende<br />

Darste<strong>llu</strong>ng erinnert auch entfernt an die secessionistische Landschaftsauffassung Gustav Klimts,<br />

Koloman Mosers oder Carl Molls. Mit qualitätsvollen Bildern wie diesem fügt sich Oswald Grill<br />

zweifellos in die beste Tradition der österreichischen Landschaftsmalerei ein.


Nach kurzem Studium an der Wiener Akademie wurde Carl Moll in einer Künstlerhaus-Ausste<strong>llu</strong>ng im Frühjahr<br />

1881 ein Gemälde von Emil Jakob Schindler zum „Schlüsselerlebnis“ und bereits im Herbst desselben<br />

Jahres wurde er als Privatschüler des Meisters aufgenommen. Moll, der später die Witwe des 1892 verstorbenen<br />

Schindler heiratete, knüpfte in diesen Jahren brillant an die Tradition der stimmungsimpressionistischen<br />

Landschaftsmalerei an. Seit 1894 Mitglied des Wiener Künstlerhauses, war er 1897 einer der<br />

Mitbegründer der Wiener Secession, wo er – als Vizepräsident – an der Seite Gustav Klimts wesentlichen<br />

Anteil an den Leistungen und Erfolgen dieser Künstlervereinigung hatte. In dieser Funktion organisierte Moll<br />

zahlreiche bedeutende und wegweisende Ausste<strong>llu</strong>ngen österreichischer und internationaler Kunst. In jenen<br />

so wichtigen Jahren der anbrechenden Wiener Moderne schuf der Künstler Interieur- und Städtebilder, die<br />

mittlerweile zu den „Ikonen“ der österreichischen secessionistischen Malerei zählen. Von 1904 bis 1912 war<br />

Carl Moll künstlerischer Leiter der berühmten Wiener Galerie Miethke, die sich auch zum kommerziellen<br />

Standbein der Wiener Secession entwickelte. 1931 erhielt der Künstler die Goldene Staatsmedaille und<br />

wurde Ehrenbürger der Stadt Wien. Seine Werke, die zum Besten der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts<br />

gehören, befinden sich heute in allen maßgeblichen Museen und Privatsammlungen.<br />

37<br />

Carl Moll<br />

(Wien 1861 – 1945 Wien)<br />

Stilleben mit Früchten<br />

um 1930<br />

Öl auf Holz<br />

34,5 x 35,5 cm<br />

Monogrammiert rechts unten: CM<br />

Rückseitig bezeichnet: II Früchte<br />

Provenienz: Wiener Privatbesitz<br />

Literatur: Vgl.: Hans Dichand, Astrid Gmeiner (Hg.),<br />

Carl Moll. Seine Freunde. Sein Leben. Sein Werk,<br />

Salzburg 1985, S. 69, Abb. 82, Farbtafel 27<br />

„Die große Bewegung des Impressionismus, van Gogh, Cézanne, erlebt man nicht ungestraft“, schrieb Carl<br />

Moll 1930 (in: J.E. Schindler, S. 11 1 ) im Rückblick auf seine langjährige intensive Auseinandersetzung mit<br />

der französischen Malerei. Seine bedeutende Tätigkeit als Leiter der Galerie Miethke, seine Rolle als Förderer<br />

und Entdecker junger Künstler lassen ihn stets den modernen Strömungen offen gegenüber stehen. So sieht<br />

er sich selbst als einen bleibend Lernenden, der neue malerische Aspekte seinem eigenen künstlerischen<br />

Schaffen als belebende Impulse einzuverleiben versteht.<br />

Er war bereits 70 Jahre alt, als er sich in die Klasse von Robin Christian Andersen an der Akademie für bildende<br />

Künste in Wien einschreibt und unter dessen Anleitung eine Reihe reizvoller Stillleben vollendet, zu denen<br />

auch das vorliegende Bild zu zählen ist.<br />

Im Vergleich, unter anderem mit dem „Stilleben mit blauer Flasche“ in der Österreichischen Galerie im Belvedere<br />

besticht dieses fast quadratische Gemälde vor allem durch seine extreme Nahsicht: Aus einem nur<br />

mehr angedeuteten größeren Arrangement von verschiedenem Obst richtet sich der Fokus auf den silbernen<br />

Teller mit drei roten Äpfeln, zwei weitere sowie ein Bund Weintrauben ragen gerade noch ins Bild hinein.<br />

Mit der Konzentration auf das Detail scheint sich auch die Malweise zu verdichten. Die breiten für sein Spätwerk<br />

charakteristischen Pinselstriche fügen sich eng zu einer kompakten Farbschicht unterschiedlicher Töne<br />

zusammen, die Form gewinnt an Plastizität. Das Licht, wesentliches Element im Werk Carl Molls, reflektiert<br />

auf der spiegelnden Fläche des Tellers, steigert die Leuchtkraft der Farben bis hin zu gleißender Helligkeit<br />

und wirft gleichzeitig Schatten, der die Objekte miteinander verbindet. Eine konzentrierte, in sich stimmige<br />

Ruhe geht von dem Bild aus, bei dem es im Wesentlichen nur um das Geheimnis des Malens geht, um das<br />

Zusammenspiel von Tönen und Licht, die Wirkung des Farbauftrags, um Fläche und Körperlichkeit.<br />

Dr. Marianne Hussl-Hörmann<br />

1<br />

Emil Jakob Schindler 1842–1892. Eine Bildnisstudie von Carl Moll, Wien 1930


Josef Stoitzner, der Sohn des Malers Konstantin Stoitzner, erhielt seine erste Ausbildung an der<br />

Wiener Kunstgewerbeschule und studierte von 1906 bis 1908 an der Akademie der bildenden<br />

Künste unter Franz Rumpler. 1905 begann er seine Tätigkeit als Zeichenlehrer, vier Jahre später<br />

legte er die Lehramtsprüfung ab und konnte somit von 1916 bis 1919 die Nachfolge von Tina Blau<br />

als Lehrer an der Wiener Frauenakademie antreten. Dank seiner vorbildlichen pädagogischen und<br />

künstlerischen Fähigkeiten war er seit 1922 als Fachinspektor für den Zeichenunterricht an den<br />

Bundeserziehungsanstalten in Wien, Wiener Neustadt und Graz-Liebenau tätig. Seine langjährige<br />

Lehrtätigkeit sollte ihn schließlich auch an seine einstige Bildungsstätte, die Wiener Akademie,<br />

zurückführen, wo er von 1932 bis 1944 als Lehrbeauftragter für Methodik des Zeichenunterrichts<br />

verantwortlich war. 1944 wurden seine Wiener Wohnung, sein Atelier und die darin gelagerten<br />

Druckstöcke und Werke durch einen Bombentreffer zerstört. Josef Stoitzner war Mitglied der<br />

Künstlergruppe „Der Kreis“, der Wiener Secession und des Wiener Künstlerhauses. Seine Werke<br />

– meist Landschaften, Stilleben und Interieurs – sind einem unverwechselbaren idealisierenden<br />

Realismus verpflichtet und geprägt von pastosem Farbauftrag, kraftvollen Konturen und kontrastreichem<br />

Licht-Schattenspiel. 1951 verstarb Josef Stoitzner im Alter von 67 Jahren in Bramberg, wo<br />

er auch bestattet wurde.<br />

38<br />

Josef Stoitzner<br />

(Wien 1884 –1951 Bramberg)<br />

Bauerngarten im Pinzgau<br />

um 1930<br />

Öl auf Leinwand<br />

56 x 77,5 cm<br />

Signiert rechts unten: STOITZNER JOSEF<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Vgl.: Erich Marx, Peter Laub (Hg.),<br />

Josef Stoitzner 1884 –1951, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />

Salzburg Museum, Salzburg 2010,<br />

Abb. S. 104 ff.;<br />

Marianne Hussl-Hörmann, Josef Stoitzner.<br />

Immer wieder Landschaften, in: Parnass, Heft 3,<br />

Wien 2006, S.62 ff.<br />

An einem hochsommerlichen Tag hat Josef Stoitzner seine Staffelei hinter einem großen Stall postiert.<br />

Links im Bild befindet sich ein kleiner Holzschuppen, der Blick schweift über ein Wiesenstück,<br />

das durch die Schattenspiele der Äste wie ein grün gewebter Teppich wirkt, hinweg über den eingezäunten<br />

Gemüsegarten, vorbei an dem großen Gebäude bis auf die gegenüberliegenden Hügel<br />

und den Himmel hinauf. Satte Grün-, Braun- und Rottöne, die bis ins Gelb und Violett changieren,<br />

bilden starke Kontraste zueinander und vermitteln einen dichten, bewegten Eindruck. Trotz des<br />

einfachen Motivs hat das Auge viel zu entdecken und schweift zwischen den zahlreichen Details<br />

hin und her. Vom Stimmungsrealismus eines Emil Jakob Schindlers und seines Kreises ausgehend<br />

findet Josef Stoitzner zu seinem unverwechselbaren Stil, von dem er zeitlebens kaum abweicht. Die<br />

harten, an die secessionistische Malerei erinnernden Umrisslinien, die Durchzeichnung aller Einzelheiten<br />

und eine klare, stilisierende Formensprache unterstützt von einer leuchtenden Farbpalette,<br />

erzeugen jene charakteristische Malweise Josef Stoitzners, die einen großen Wiedererkennungswert<br />

besitzt. Obwohl sich der Maler fast ausschließlich stillen, einsamen Plätzen, Interieurs und<br />

Landschaften ohne figürliche Staffage widmet, ist seinen Bilder immer eine große Lebendigkeit,<br />

ja Lebensfreude inne. Seine tiefe Verbundenheit zur Natur, in der die Zeit stehen geblieben zu<br />

sein scheint, berührt uns nach wie vor und weckt in schnelllebigen Zeiten wie diesen den tiefen<br />

Wunsch, sich in einer seiner saftigen Wiesen niederlassen und ausrasten zu können. Die Bilder<br />

Josef Stoitzners sind seit Lebzeiten des Künstlers bis heute ungebrochen beliebt und gelten nach<br />

wie vor als gesuchte Sammlerstücke.


Willy Eisenschitz studierte ab 1911 - gegen den Willen seines Vaters, eines jüdischen Anwaltes - an der Wiener<br />

Akademie der bildenden Künste Malerei. Bereits 1912 zog es ihn aber in das „fortschrittliche“ Zentrum des internationalen<br />

Kunstgeschehens nach Paris. Zeit seines Lebens begleitete ihn die damals entfachte Leidenschaft<br />

für die Kunst der großen Franzosen Paul Gauguin, Paul Cézanne oder Henri Matisse. 1914 heiratete er Claire<br />

Bertrand, eine Studienkollegin an der berühmten „Académie de la Grande Chaumière“. Im selben Jahr beschickte<br />

er seine erste Ausste<strong>llu</strong>ng in Wien, „Junge Künstler Österreichs“ in der Secession. Während des Ersten<br />

Weltkrieges war Willy Eisenschitz als „feindlicher Ausländer“ in einem Internierungslager bei Angers inhaftiert,<br />

wo er an Tuberkulose erkrankte. Die ersten Nachkriegsjahre lebte er mit seiner Familie (inzwischen war er Vater<br />

zweier Kinder geworden) in schweizerischen und französischen Luftkurorten. Das Jahr 1921 brachte durch<br />

einen Aufenthalt an der südfranzösischen Küste einen Wendepunkt in seinem künstlerischen Schaffen. Das<br />

irisierende Licht und die intensiven Farben der Region beeindruckten Willy Eisenschitz so sehr, dass sein Wunsch<br />

in den Süden zu ziehen, immer größer wurde. Ab 1923 kämpfte er jedoch wieder mit schweren gesundheitlichen<br />

Problemen, die ihn zu neuerlichen Sanatoriumsaufenthalten und zur anschließenden Übersiedlung in<br />

den Luftkurort Dieulefît zwangen. Ab 1927 lebte und arbeitete Willy Eisenschitz in dem ehemaligen pittoresken<br />

Kloster „Les Minimes“ bei La Valette-du-Var in der Provence. Der Künstler war Mitglied der „Societé Nationale<br />

des Beaux-Arts“ und ab 1930 korrespondierendes Mitglied des Hagenbundes. 1935 nahm er die französische<br />

Staatsbürgerschaft an. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brachte eine neuerliche Übersiedelung ins vor<br />

Verfolgung sichere Dieulefît. Nach dem Tod seiner Frau 1969 ging Willy Eisenschitz nach Paris zurück, wo er<br />

bis zu seinem Lebensende 1974 lebte und arbeitete. Sein intensives Schaffen war zeitlebens auf zahlreichen<br />

vielbeachteten Ausste<strong>llu</strong>ngen in Frankreich, England und Übersee zu sehen.<br />

39<br />

Willy Eisenschitz<br />

(Wien 1889 –1974 Paris)<br />

SommerblumenstrauSS<br />

1928<br />

Öl auf Leinwand<br />

73 x 73 cm<br />

Signiert und datiert rechts unten:<br />

Willy Eisenschitz 1928<br />

Provenienz: Privatbesitz Frankreich<br />

Literatur: Vgl.: Willly Eisenschitz. Vienna<br />

1889 –1974 Paris, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog National<br />

Art Museum of China, Bejing 2011,<br />

Abb. S.174 ff.;<br />

Jean Perreau, Willy Eisenschitz. 1889 –1974.<br />

Werkverzeichnis, Linz 1999, Abb. S. 224<br />

Neben den licht- und farbdurchtränkten Küstenlandschaften Südfrankreichs, den mit Olivenbäumen und Lavendelfeldern<br />

übersäten Landstrichen der Provence oder den kargen Fluss- und Bergregionen der Drôme stellt<br />

das Thema „Stillleben“ zwar eine durchgehende, aber bislang weniger beachtete Facette im Schaffen von<br />

Willy Eisenschitz dar. Ein wichtiges Korrektiv diesbezüglich war die monumentale Einzelausste<strong>llu</strong>ng, die dem<br />

großen franko-österreichischen Künstler 2011 im NAMOC Museum Peking gewidmet war, in der einige seiner<br />

schönsten Blumenbilder und Interieurs zu sehen waren, die in den 1920er und 30er Jahren in Frankreich entstanden<br />

sind.<br />

1928, als Willy Eisenschitz erstmals im berühmten Salon d’Automnes in Paris ausstellte, entstand – wahrscheinlich<br />

schon in seinem künstlerischen Refugium Les Minimes unweit von Toulon in der Provence – nebenstehendes<br />

lichterfülltes Gemälde. Auf einer blauen damastartigen Tischdecke, flankiert von drapierten gelben<br />

Vorhängen, zeigt der Künstler einen einfach verzierten grau-blauen Tonkrug mit einem prächtigen, beinahe<br />

bildfüllenden Blumenarrangement: ein üppiger Strauß aus roten Mohnblumen, rosa Nelken, fleischfarbenen<br />

Gerbera sowie gelb perlenden Mimosen scheint dem Betrachter aus dem Krug regelrecht entgegenzuspringen.<br />

Mit schwungvollem und doch präzise nachvollziehbarem Pinselstrich hat Willy Eisenschitz, mit spürbar<br />

großer Freude am Malen, diese Blumenpracht der Provence lebendig und mit großer Plastizität festgehalten.<br />

Der kraftvolle Duktus und das intensive Leuchten der rein gesetzten Farben sind hier von einer Modernität, die<br />

an Werke von Henri Matisse und der Fauvisten denken lässt, mit deren Bildauffassung sich Willy Eisenschitz in<br />

seinen frühen Arbeiten beschäftigt hat.<br />

„Sommerstrauß“ ist ein äußerst repräsentatives Gemälde von ausgesuchter Qualität aus dem seltenen frühen<br />

Schaffensabschnitt dieses unverwechselbaren Künstlers und stellt eine veritable Bereicherung jeder Sammlung<br />

österreichischer Zwischenkriegsmalerei dar.


Oskar Laske wurde 1874 in Czernowitz geboren. 1884 übersiedelte die Familie des Künstlers nach<br />

Wien. Von 1892 bis 1898 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in Wien, sowie<br />

an der Akademie der bildenden Künste bei Otto Wagner. Sein bekanntestes Bauwerk, die Apotheke<br />

„Zum Weißen Engel“ in der Wiener Innenstadt, entstand in den Jahren 1901/02. Während<br />

ausgedehnter Reisen, unter anderem nach England, Schottland und Italien, fertigte er erste Bilder<br />

und Radierungen an. 1908 entschied sich der 34-jährige Architekt, der als Mitglied des Hagenbundes<br />

bei Ausste<strong>llu</strong>ngen großen Erfolg feierte, Maler zu werden. Während des Ersten Weltkrieges<br />

gehörte er dem Kriegspressequartier an und war vor allem als Kriegsmaler tätig. Noch während des<br />

Krieges heiratete er im Jahr 1916 die Pianistin Emilie Klein. 1924 wurde Laske Mitglied der Wiener<br />

Secession. In der Zwischenkriegszeit wurde er mit dem Großen Preis der Stadt Wien, sowie der<br />

Goldenen Staatsmedaille ausgezeichnet. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges lebte der Künstler<br />

in einer Art „inneren Emigration“. In seinen Werken konzentrierte er sich fortan auf Ansichten<br />

aus Wien und Umgebung. Drei Jahre nach dem Tod seiner Frau Emilie verstarb Oskar Laske 1951<br />

im Alter von 77 Jahren nach längerem Lungenleiden und wurde im darauf folgenden Jahr in einer<br />

großen Gedächtnisausste<strong>llu</strong>ng in der Wiener Albertina und im Künstlerhaus umfassend geehrt.<br />

40<br />

Oskar Laske<br />

(Czernowitz 1874 –1951 Wien)<br />

Markt in Wiener Neustadt<br />

1929<br />

Gouache und Aquarell auf Papier<br />

42,2 x 49,2 cm<br />

Signiert rechts unten: O. Laske<br />

Betitelt links unten: Wiener-Neustadt<br />

Provenienz: Privatbesitz Wien<br />

Literatur: Handschriftliches Ausste<strong>llu</strong>ngsverzeichnis<br />

von Oskar Laske, Fortaufende Nr. 202,<br />

14. Juli 1929, Nr. 4 „Wiener Neustadt, Markt“;<br />

Vgl.: Cornelia Reiter, Oskar Laske. Ein vielseitiger<br />

Individualist, Salzburg 1995<br />

Ein besonders beliebtes Motiv Oskar Laskes war das bunte Treiben der Menschen an belebten<br />

Plätzen. Neben seiner regen Reisetätigkeit im Ausland unternahm der Künstler auch zahlreiche<br />

Ausflüge in Österreich, wo er sich im Jahre 1929 hauptsächlich aufhielt. Im selben Jahr entstand<br />

nebenstehende farbprächtige Gouache „Markt in Wiener Neustadt“. Den Blick Richtung Nordosten<br />

gewandt eröffnet sich dem Maler eine gute Sicht auf den weiten Marktplatz, dessen Herzstück<br />

die Mariensäule, Denkmal zur Erinnerung an die 1678 gefeierten Hochzeiten der Schwestern Kaiser<br />

Leopolds I., bildet. Ursprünglich von vier lebensgroßen Sandsteinfiguren umgeben, wurde die<br />

Säule im Jahre 1714 nach erfolgreicher Bekämpfung der Pest mit sechs weiteren Statuen der Pestheiligen<br />

auf einer Steinbalustrade umgeben, wodurch der Begriff der Mariensäule durch jenen der<br />

Pestsäule verdrängt wurde. In leuchtenden Farben und lebendigem, lockeren Pinselstrich erfasst<br />

Oskar Laske die von Arkaden gezierte Häuserzeile links im Bild und die Apotheke „Zur Mariahilf“<br />

im Hintergrund. Neben der Architektur räumt er dem menschlichen Leben und Treiben am Marktplatz<br />

aber einen größeren Stellenwert ein. So ist der Raum von zahlreichen bunten Figuren belebt.<br />

Bäuerinnen bieten frisches Obst und Gemüse unter schattenspendenden Schirmen an ihren Ständen<br />

oder in hölzernen Leiterwägen feil, letzte Marktbesucher – die Sonne steht schon hoch und<br />

die Mittagszeit naht – versuchen noch rechtzeitig ihre Einkäufe zu erledigen. Trotz des von Wolken<br />

bewegten Himmels erstrahlt der Platz in farbenfroher Leuchtkraft und durch das für Oskar Laske<br />

charakteristische Spiel von Licht und Schatten ergeben sich eindrucksvolle Hell-Dunkel Kontraste,<br />

die der Darste<strong>llu</strong>ng eine dynamische Wirkung verleihen.<br />

Ein in seiner offenen und freien Pinselführung beeindruckendes Bild, das einmal mehr das herausragende<br />

Talent des Künstlers verdeutlicht und eine Bereicherung für jede Sammlung ist.


Alfons Walde, 1891 in Oberndorf bei Kitzbühel geboren, zeigte zwar schon in jungen Jahren<br />

zeichnerisches Talent, entschied sich aber zunächst, an der Technischen Hochschule in Wien Architektur<br />

zu studieren. Später erbaute er einige Landhäuser sowie die Tal- und Bergstation der<br />

Hahnenkammbahn. Dass seine eigentliche Bestimmung die Malerei sei, begann sich schon in der<br />

Wiener Zeit zu manifestieren, wo er 1913 die Möglichkeit erhielt, in der Secession seine Arbeiten<br />

zu präsentieren. Anlässlich dieser Ausste<strong>llu</strong>ng erkannten bereits Egon Schiele, Gustav Klimt und<br />

Albin Egger-Lienz das große Potential, das in dem jungen Künstlerkollegen steckte.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg und seinem Einsatz bei den Tiroler Kaiserschützen kehrte Alfons Walde<br />

nach Kitzbühel zurück. Seine kraftvollen, unverwechselbaren Landschaften fanden schnell große<br />

Beachtung. Waldes Malerei war zum Sinnbild der Tiroler Bergwelt geworden, er gilt heute als der<br />

„Tiroler Maler“ schlechthin. Seinen leuchtenden Schneelandschaften wurde weit über die Grenzen<br />

Österreichs hinaus Anerkennung und Wertschätzung zuteil. Bereits in den 1930er Jahren hatte<br />

Alfons Walde durch Ausste<strong>llu</strong>ngen in Cleveland, Pittsburgh und Toledo/Ohio auch in Übersee eine<br />

wirksame Präsenz.<br />

41<br />

Alfons Walde<br />

(Oberndorf 1891–1958 Kitzbühel)<br />

Winter am Wilden Kaiser<br />

um 1925<br />

Aquarell und Gouache auf Papier<br />

11 x 14 cm (Passepartout-Ausschnitt)<br />

Rückseitig Nachlassstempel und<br />

Bestätigung der Tochter des Künstlers<br />

Guta E. Berger geb. Walde<br />

Provenienz: Galerie Hassfurther, Wien;<br />

Privatsammlung Wien<br />

Literatur: Vgl.: Alfons Walde. Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />

Leopold Museum, Wien 2006;<br />

Gert Ammann, Alfons Walde. 1891–1958,<br />

Innsbruck 2001<br />

In leuchtenden Farben und schwungvollen Linien erfasst Alfons Walde in diesem um 1925 entstandenen<br />

kleinen Werk eines seiner begehrtesten Motive: den Wilden Kaiser.<br />

Die schemenhaft und dynamisch gesetzten Pinselstriche des mächtigen Gebirges, der verschneiten<br />

Berghänge und der Waldpartien zeigen ein hohes Maß an Ausdruckskraft und formreduzierter<br />

Expressivität.<br />

„Die weiten Hügelketten Kitzbühels und die im Hintergrund aufragende Barriere des Wilden Kaisers<br />

werden zur Landschaftsdemonstration schlechthin. Fast urtümlich und amorph in ihrer Massigkeit<br />

wirken die Flächen und Volumen, die immer zu modellierter Plastizität neigen, aber mit<br />

ungeheurem Empfinden abgewogen erscheinen: die Attribute dieser Landschaft, die Häuser, die<br />

Hütten, die Dächer oder Schattenstellen sind bewußt einkomponiert, sind nicht des Effekts willen<br />

drapiert. (…) Landschaft bedeutete ihm auch Kontrast zum Himmel, selten führte er die Berge bis<br />

hinauf zum oberen Bildrahmen.“ 1<br />

Die Tannen, die auf den Hügeln platzierten Hütten sowie die dunkel konturierte Silhouette des Wilden<br />

Kaisers rhythmisieren die Raumkomposition harmonisch. Durch die strahlende Farbigkeit und<br />

den starken Kontrast von Licht- und Schattenpartien erzeugt Walde zusätzlich Plastizität. Besonders<br />

auffallend und hervorstechend sind das strahlende Glutrot der sonnenbeschienenen Fassaden<br />

der Bauernhäuser und das kräftige Kobaltblau der Schattenflächen auf den verschneiten Hügeln<br />

und Felsen.<br />

Ein ausgesprochen reizvolles Landschaftsbild des großen Tiroler Malers, das eine brillante Gestaltungsweise<br />

des Gesehenen dokumentiert und jeden Sammler begeistern wird.<br />

1<br />

Gert Ammann, Alfons Walde 1891–1958, Innsbruck 2001, S. 83


Originalgröße


Alfons Walde wurde nie müde, seiner Heimat seine malerische Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

So entstanden neben den großen, pastosen und weltweit bekannten Winter- und Sommerlandschaften,<br />

die im Wesentlichen für Ausste<strong>llu</strong>ngen bestimmt waren, auch eine Reihe wundervoller<br />

kleinformatiger Naturstudien, die trotz ihrer Größe eine unglaubliche Spontaneität vermitteln.<br />

Waldes besonderes Gespür für Komposition, Rhythmus, Linienführung und die leuchtende Ton-in-<br />

Ton Farbgebung zeugen von einer unverwechselbaren Handschrift.<br />

Um 1925 positioniert sich der Künstler vor der Gebirgskulisse des Wilden Kaiser an einem kleinen<br />

Teich. Den Blick auf Treffauer, Kaiserkopf und Ellmauer Halt gerichtet, hält er das sommerliche<br />

Oberndorf mit seinen Wiesenhängen und sanften Hügelketten in einer pittoresken Gouache fest.<br />

Die vereinfachte, stilisierte Darste<strong>llu</strong>ng der Bergkuppen, durch scharfe Konturierung klar vom Himmel<br />

abgegrenzt, und die auf Dreiecke und Ovale reduzierten Formen der Kronen der Nadel- und<br />

Laubbäume faszinieren in der Klarheit der Wiedergabe. Die strahlende Farbgebung und die vereinzelt<br />

platzierten Häuschen rhythmisieren die Komposition und führen das Auge des Betrachters<br />

durch die idyllische Umgebung.<br />

Die Natur stets als großes Vorbild in seinem Schaffen, versteht er es hier besonders, die Schönheit<br />

seiner vertrauten Heimat mit einer vereinfachten Formensprache ausdrucksstark festzuhalten.<br />

42<br />

Alfons Walde<br />

(Oberndorf 1891–1958 Kitzbühel)<br />

Sommer in Oberndorf<br />

um 1925<br />

Aquarell und Gouache auf Papier<br />

11 x 16,5 cm (Passepartout-Ausschnitt)<br />

Rückseitig Nachlassstempel und<br />

Bestätigung der Tochter des Künstlers<br />

Guta E. Berger geb. Walde<br />

Provenienz: Kunstsalon Mag. Peter <strong>Kovacek</strong>,<br />

Wien;<br />

Privatsammlung Wien<br />

Literatur: Vgl.: Alfons Walde. Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />

Leopold Museum, Wien 2006;<br />

Gert Ammann, Alfons Walde. 1891–1958,<br />

Innsbruck 2001


Originalgröße


Die pittoreske Pfarrkirche von Aurach bei Kitzbühel findet sich mehrfach im Schaffen Alfons<br />

Waldes wieder. In den 1920er Jahren erfreuten sich einzelne Motive wie dieses solcher Beliebtheit,<br />

dass sie der Künstler in unterschiedlichen Variationen malte. Um 1925 ziehen neue Themen und<br />

kompositorische Varianten in Alfons Waldes Bilder ein. Neben den Naturbildern mit Wanderern,<br />

Skifahrern und Bauersleuten gibt es auch menschenleere Natur- und Dorflandschaften, in denen<br />

er die „szenische Abfolge von Vorder-, Mittel und Hintergrund“ aufgegeben hat und „tiefe Einblicke<br />

in eine Landschaftsmulde und hinüber auf einen hoch aufgeführten Gegenhang“ 1 gewährt.<br />

Dieses Kompositionsschema wendet Walde auch in vorliegendem Bild an, das somit eine Sonderste<strong>llu</strong>ng<br />

inmitten der anderen Versionen des „Auracher Kirchl“ einnimmt. Durch die Ansicht in<br />

Vogelperspektive wirkt der bewaldete Berghang steiler und höher, als es den tatsächlichen Gegebenheiten<br />

entspricht. Auch hat Walde den Hang näher an die Architektur herangerückt, um<br />

die Übermacht der Natur noch stärker hervorzuheben. So nahe, dass vom Himmel rechts oben<br />

lediglich einen kleiner, hellblauer Fleck zu sehen ist. Hoch ragt der Turm der Kirche zum Heiligen<br />

Rupert im Zentrum des Bildes empor, das dunkle Zwiebeldach trägt eine weiße Haube aus Schnee.<br />

Weiß sind auch die umliegenden Dächer des gotischen Kirchenschiffs, der Volksschule vorne links<br />

und des Krämerhauses vorne rechts im Bild, sowie des Messnerwirts, dessen hell beschienene<br />

Fassade wir rechts neben der Kirche sehen. Das gesamte Ensemble am Pfarrplatz steht heute unter<br />

Denkmalschutz, befinden sich hier doch einige der ältesten Holzblockhäuser im Raum Kitzbühel.<br />

Noch steht die Sonne hoch genug am Himmel, sodass die südwärts gewandten Häuserfronten in<br />

mildes Winterlicht getaucht werden. Die im Westen liegenden, dicht bewaldeten Berghänge sind<br />

großteils im Schatten, kleine Lichthöhungen blitzen als weiße Flecken aus der graublauen Schneedecke,<br />

dazwischen leuchtet an einigen Stellen der Bildgrund durch, wie zwischen den Bäumen<br />

vom Schnee freigelassener Waldboden. Auch im Vordergrund im Bereich der Häuser sieht man<br />

den bräunlichen Grund an einigen Stellen vorblitzen. Die Malweise ist locker, fast expressiv, mit<br />

zügigem Pinselstrich hat Alfons Walde Architektur und Landschaft festgehalten. Beeindruckend<br />

ist die Lichtsetzung, mit der der Künstler die Schneedecke auf den Dächern zum Leuchten bringt<br />

und die Fassaden der Häuser und der Kirche goldfarben erstrahlen lässt. Diese Malweise ist typisch<br />

für die Arbeiten vor und um 1925, wir haben also eine sehr frühe, vielleicht die erste Fassung des<br />

„Auracher Kirchl“ vor uns, ein herausragendes Bild, das den Betrachter gefangen zu nehmen<br />

vermag.<br />

43<br />

Alfons Walde<br />

(Oberndorf 1891–1958 Kitzbühel)<br />

Auracher Kirchl<br />

um 1925<br />

Öl auf Malkarton<br />

29,3 x 22,7 cm<br />

Signiert rechts unten: A. Walde<br />

Provenienz: Sammlung Gustav Schütz, Wien<br />

(direkt vom Künstler erworben);<br />

Privatsammlung, Wien<br />

Literatur: Vgl.: Gert Ammann, Alfons Walde<br />

1891–1958, Innsbruck 2001, Abb.en S. 110,<br />

273<br />

1<br />

Gert Ammann, Alfons Walde. 1891–1958, Innsbruck 2001, S. 107


Neben Oskar Kokoschka oder Friedensreich Hundertwasser zählt Max Weiler zu den großen, international anerkannten<br />

österreichischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Schon als junger Maler und Mitglied der „katholischen<br />

Reformbewegung“ entwickelte er früh eine eigenständige „spiritualisierte“ Weltanschauung. Er studierte 1930<br />

bis 1937 an der Wiener Akademie bei Karl Sterrer, wo er auch die monochrome und duftige Landschaftsmalerei<br />

altchinesischer Künstler der Sung-Dynastie entdeckte, die ihn ein Leben lang beschäftigte und begleitete. Nach<br />

dem Kriegsdienst führte er die damals sehr kontrovers diskutierten Wandmalereien in der Theresienkirche auf<br />

der Hungerburg (1946/47) sowie die des Innsbrucker Hauptbahnhofes (1954/55) aus. Nach einer großen Einzelausste<strong>llu</strong>ng<br />

im Landesmuseum Ferdinandeum (1950), setzte mit den Biennale-Teilnahmen des Künstlers in São<br />

Paulo (1955) und Venedig (1960) dessen internationale Anerkennung ein. 1961 wurde Max Weiler der Große<br />

Österreichische Staatspreis verliehen, von 1964 bis 1981 war er Professor für Malerei an der Wiener Akademie<br />

der bildenden Künste.<br />

Retrospektiven seines Werkes fanden unter anderem im Kunstmuseum Bern, der Prager Nationalgalerie, dem<br />

Museum moderner Kunst in Mexico City, der Chinesischen Nationalgalerie in Peking sowie in regelmäßigen<br />

Abständen in Österreich statt, 1999 in einer groß angelegten Ausste<strong>llu</strong>ng des Wiener Künstlerhauses und der<br />

Wiener Akademie und zuletzt 2010 im Essl Museum in Klosterneuburg sowie 2011 in der Albertina in Wien. Max<br />

Weiler wurde in den vergangenen Jahren mit angesehenen Preisen und hohen offiziellen Würdigungen wie dem<br />

Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.<br />

Leuchtende Farben in prächtiger Vielfalt erobern ab Mitte der 1980er Jahre die Leinwand. Max Weiler scheut sich<br />

nicht den „Prunk und die Pracht der Natur“ darzustellen. Die Natur ist „am meisten sie selbst, wenn sie über sich<br />

hinausgeht, in den Blüten des Frühlings, in den Früchten des Herbst“ 1 . So beschäftigt sich der Künstler in seinen<br />

Bildern thematisch auch mit den Jahreszeiten. Bilder wie „Juniwiese“, „Julirose“, „Oktober“ und eben auch vorliegende<br />

„Frühlingszeit“ sind in den Jahren 1987 und 1988 entstanden. Dabei übersetzt Weiler die „Naturdinge<br />

in die Kategorien der Farbe“ 2 . „Da ist eine Wiese, die eine Wiese ist, aber nicht aus Gräsern und Blumen, der<br />

Natur, sondern aus Gräsern und Blumen der Farben.“ 3 Eine rote Blüte ist aus Erde und Gras gewachsen, frisch<br />

ist der leuchtende Farbton, der sich von den erdigen Schattierungen abhebt. Das Gras hat noch nicht das grelle<br />

Grün der Frühlingswiesen, aber gelbe und zartrosa Einsprengsel verweisen auf die nahende Farbenpracht. Das<br />

Emporstreben der Formen ruft im Betrachter ein Hochgefühl hervor, man kann die neu erwachende Kraft der<br />

Natur förmlich spüren. Die Freude am Leben hat uns Max Weiler hier auf die Leinwand gebannt, seine Malerei<br />

versprüht grenzenlosen Optimismus, versetzt uns gleichsam in eine Aufbruchsstimmung. Das ist auch das Einzigartige<br />

seiner Kunst, dass sie uns so zu berühren vermag, weil man instinktiv verspürt, dass hier das letztendlich<br />

Wesentliche im Leben thematisiert wird. „Das Leben ist alles, um des Lebens willen ist alles gemacht. Leben<br />

ist das Grundprinzip der Welt.“ 4 In Max Weilers Malerei geht es um die Essenz der Natur, um das Werden und<br />

Vergehen, um Aufbruch und Neubeginn, um die große Frage der Existenz aller Dinge. Die Bedeutsamkeit seine<br />

Oeuvres und sein einzigartiger Stellenwert in der Kunst des 20. Jahrhunderts muss einmal mehr hervorgehoben<br />

werden.<br />

44<br />

Max Weiler<br />

(Absam bei Hall 1910 – 2001 Wien)<br />

Frühlingszeit<br />

1988<br />

Eitempera auf Leinwand<br />

40 x 30 cm<br />

Signiert und datiert links unten:<br />

Weiler (19)88<br />

Rückseitig signiert, datiert und betitelt:<br />

„Frühlingszeit“ Weiler (19)88<br />

Provenienz: Privatbesitz Tirol<br />

Literatur: www.maxweiler.at<br />

Vgl.: Gottfried Boehm, Der Maler Max Weiler.<br />

Das Geistige in der Natur, Wien 2001, Abb.en<br />

S. 361 ff.;<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog, Retrospektive Max Weiler.<br />

Im Jahrhundert der Moderne. Malerei seit<br />

1927, Künstlerhaus Wien, Wien 1999/2000,<br />

Abb.en S. 340 ff.;<br />

Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog, Max Weiler. Licht und<br />

Farbe, Museion, Museum für Moderne Kunst,<br />

Bozen 1993<br />

1<br />

Gottfried Boehm, Der Maler Max Weiler. Das Geistige in der Natur, Wien 2001, S. 392<br />

2<br />

Ebenda, S. 350<br />

3<br />

Max Weiler in: Tag- und Nachthefte, 1986<br />

4<br />

Ebenda, 10. 11. 1975


IMPRESSUM:<br />

Herausgeber und Verleger:<br />

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Mag. Stefan Rodler, Mag. Sophie Cieslar, Mag. Ina Tempfer, Mag. Jenny Reiter,<br />

Mag. Kathrin Macht<br />

Tina Knoll<br />

Graphisches Atelier Neumann GmbH<br />

e-mail: office@neumannweb.at<br />

Galerie <strong>Kovacek</strong> & <strong>Zetter</strong> GmbH<br />

© 2013 Galerie <strong>Kovacek</strong> & <strong>Zetter</strong> GmbH<br />

ISBN: 978-3-9503418-4-3


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