Mitteilungen Johanni 2013 - Rudolf Steiner Schule Aargau
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Schwerpunkt<br />
GESichTSPUnKTE ZUM KÜnSTLEriSchEn<br />
« in der<br />
Eurythmie<br />
steht die<br />
gerade Linie<br />
für die<br />
Kräfte des<br />
Denkens,<br />
die gebogene,<br />
runde<br />
Form für die<br />
Kräfte des<br />
Wollens.»<br />
Polaritäten treten uns in vielfältiger<br />
Weise im Leben entgegen, und der Mensch<br />
ist aufgerufen, diese immerfort auszugleichen<br />
und zu verbinden.<br />
Im menschlichen Organismus findet sich<br />
die Polarität der verhärtenden und auflösenden<br />
Tendenzen im Knochensystem und im Blut;<br />
wir haben die gegensätzlichen Kräfte im Kopfbereich<br />
mit den Verstandeskräften und dem<br />
Gliedmassen-Stoffwechselsystem als Bereich<br />
der Willenskräfte. Nehmen die verfestigenden<br />
Kräfte des Knochensystems überhand, so führt<br />
dies zu einer Sklerotisierung des Leibes; im<br />
Seelischen äussern sich die einseitig ausgebildeten<br />
Verstandeskräfte in kalter Rationalität.<br />
Die entgegengesetzte Tendenz der Auflösung<br />
von Formkräften z. B. im Fiebrigwerden führt<br />
zu Zuständen der Phantastik im Seelischen.<br />
Im rhythmischen System, der Herz- und<br />
Atmungstätigkeit, finden wir den Ausgleich<br />
dieser beiden Extreme und zugleich den Bereich<br />
im menschlichen Organismus, welcher<br />
nicht ermüdet und uns immerfort neue Kräfte<br />
schenkt. Dem entspricht im seelischen Bereich<br />
das Gefühlsleben.<br />
In unserer Zivilisation finden wir die einseitig<br />
ausgeprägte Rationalität im reinen Nützlichkeitsdenken;<br />
die einseitig ausgeprägten<br />
Willenskräfte zeigen sich besonders im Extremsport.<br />
Bei Computerspielen wird die Willenstätigkeit<br />
sehr stark reduziert, und der Spielende<br />
in eine Welt der Phantastik entführt.<br />
Das Bild der Waage, deren Waagebalken im<br />
Gleichgewichtspunkt gehalten wird, kann uns<br />
aufzeigen, wie der Mensch immerfort aufgerufen<br />
ist, ein Gleichgewicht in sich herzustellen<br />
zwischen dem Auflösen und Verhärten, zwischen<br />
kalter Rationalität einerseits und Phantastik<br />
und Schwärmerei andererseits.<br />
Im Bereich der Kunst kann der Mensch ein<br />
Zusammenfügen, Harmonisieren und Ausgleichen<br />
polarer Kräfte erüben. Selbstverständlich<br />
werden hier auch die Denk-und Willenskräfte<br />
angewendet, aber das Gefühl für Qualitäten<br />
spielt eine herausragende Rolle. Eine seelisch<br />
gefühlte Tonfolge in der Darbietung von Musik,<br />
eine schöne, innerlich erlebte Bewegung in der<br />
Eurythmie, eine seelisch belebte gemalte Fläche,<br />
eine gefühlte Form in der Zeichnung usw.<br />
bilden das Wesentliche im Bereich des künstlerischen<br />
Erlebens.<br />
In der Eurythmie steht die gerade Linie für<br />
die Kräfte des Denkens, die gebogene, runde<br />
Form für die Kräfte des Wollens. In der Verbindung<br />
dieser Polaritäten drückt sich das Gefühlsleben<br />
aus.<br />
Im Zeichnerischen können wir diese Qualitäten<br />
verfolgen, indem wir die Formen des<br />
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