FCK - 1. FC Union Berlin (23. November 2013) - 1. FC Kaiserslautern

KOLUMNE
IN TEUFELS NAMEN 74
DESIGNER AUF LSD
Jetzt regen sie sich wieder
alle auf.
„Weiße Hosen?“, sagte einer, „was
soll das? Wir sind doch nicht
Real Madrid!“
„Dieser Farbübergang auf der
Brust“, ein anderer, „Hellrot
zu Dunkelrot? Das sah ja
schon bei den Schrifteffekten
von Word 95 schlimm aus!“
„Und überhaupt, dieses breite
V“, ereiferte sich ein dritter,
„da sehe ich ja gleich wieder
den Trigema-Affen vor mir.“
Nein, viele Fans hat das neue
Trikot der Nationalelf auf Anhieb
nicht gefunden.
Aber wisst ihr was? Wenn wir
Weltmeister werden, holen
sie's sich alle.
Denn mal ehrlich: Das 90er-
Trikot mit seiner kruden
schwarz-rot-goldenen Banderole
auf der Brust, die mehr an
einen zitternden Aktienkurs
erinnert als an alles andere,
wäre ganz schnell wieder in
den Kartons der Sportgeschäfte
verschwunden, hätte es beispielsweise
im Achtelfinale
gegen Holland nicht gereicht.
Sorry, aber: That's how it works.
Und wo wir schon dabei sind:
Das Shirt, in dem wir Barca an
die Wand gespielt haben, ist
ja, ganz nüchtern betrachtet,
vielleicht das hässlichste aller
Zeiten. Formen und Farben,
als sei der Designer auf einem
LSD-Trip gewesen.
Aber, hey, den Jungs hat es ja
offenbar geholfen, oder zumindest
nicht geschadet. Und bei
den Fans wurde es Kult, noch
heute seh' ich es hin und wieder
im Block.
Das war auch, das nur nebenbei,
mein erstes FCK-Trikot. Langarm.
Mit diesen weißen Bündchen.
Und diesem Geometrie-Gemetzel
rings um den OKI-Schriftzug.
Man fühlte sich damit, auf dem
Bolzplatz, ein bisschen wie
Stefan Kuntz. Oder Guido Hoffmann,
je nachdem.
Ja, so ist es. Da können die Gestalter
sich noch so viel einfallen
lassen, Retro-Edition,
Streifen an der Seite oder quer
über die Brust, oder eben ein
neues knallrotes V mit weißen
Hosen dazu – entscheidend ist
am Ende doch, ob eine Heldenbrust
drin steckt oder nicht.